Die Nacht der blanken Messer
(Nude per l'assassino)
mit
Edwige Fenech, Nino Castelnuovo, Femi Benussi, Solvi Stubing, Franco Diogene, Lucio Como, Erna Schürer, Gianni Airò, Silvana Depreto, Achille Grioni, Giuseppa Meschella, Rodolfo Zola
Regie:
Andrea Bianchi
Drehbuch:
Andrea Bianchi / Massimo Felisatti
Kamera:
Franco Delli Colli
Musik:
Berto Pisano
ungeprüft
Italien / 1975
Evelyn, ein junges Fotomodell, stirbt bei einem Abtreibungsversuch. Kurz danach beginnt eine Mordserie. Immer ersticht der Täter seine Opfer mit einem blanken Messer. Alle Opfer stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Fotostudio, in dem auch Evelyn damals modelte. Die Polizei ist auf der falschen Spur, doch einer der Fotografen und seine Freundin Martha versuchen der Sache auf eigene Faust nach zu gehen. Jetzt wird auch ihr Leben bedroht. Die Nacht der blanken Messer hat begonnen.
Andrea Bianchi's Beitrag zum Sub-Genre des Gialli hat bei den meisten Fans einen eher schweren Stand und wird auch des Öfteren vollkommen zu Unrecht ziemlich schlecht bewertet. Zugegebenermaßen handelt es sich bestimmt nicht um einen der besten Vertreter seiner Art, doch mehr als solide Genre-Kost wird dabei allemal geboten. Schon die Eingangs-Sequenz der Geschichte lässt ganz eindeutig darauf schließen, welche Beweggründe den in Motorrad-Kleidung auftretenden Mörder dazu bringen, das er sämtliche Angestellte eines Fotostudios töten will. Das ändert jedoch rein gar nichts daran, das sich fast im Minutentakt ein immer weiter ansteigender Spannungsaufbau erkennen lässt, denn die Identität des brutalen Mörders wird bis fast zur letzten Einstellung im Dunkeln gehalten. Verdächtige werden dem Zuschauer aber genügend präsentiert, wobei etliche Tötungen den Kreis immer mehr verkleinern.
In der weiblichen Hauptrolle ist einmal mehr die wie immer bildhübsche Edwige Fenech zu sehen, wobei es dieses Mal schon ein wenig gewöhnungsbedürftig erscheint, sie mit einem ungewohnten Kurzhaarschnitt zu sehen. Wie in filmen dieser Art üblich, hat auch Bianchi seinem Film diverse Erotikszenen beigefügt, allerdings präsentiert sich einem ein munteres Wechsel-Spielchen, da anscheinend jeder mit jedem in die Kiste hüpft, um das Liebesspiel zu vollziehen. Das sorgt schon fast zwangsweise für so manchen Schmunzler und ganz generell lässt das Geschehen einige Momente erkennen, die von eher unfreiwilligem Humor durchzogen sind und der ganzen Chose einen leicht trashigen Anstrich verleihen. Hier liegt wohl auch einer der Gründe, warum das Werk nicht bei jedem gut ankommt, obwohl die ernsten-und bedrohlichen Momente ganz klar die Oberhand behalten. Eine große Stärke ist sicherlich die aufkommende Atmosphäre, denn die Geschehnisse beinhalten doch genügend Passagen die drohendes Unheil aufkommen lassen und den Betrachter in die genau richtige Stimmung für ein meiner Meinung nach erstklassiges Thriller-Erlebnis zu versetzen.
Die Morde an sich sind stellenweise zwar recht blutig inszeniert, doch bekommt man zumeist eher eine mit Blut überströmte Leiche zu Gesicht, als das man die Tat an sich in all ihren Details bewundern könnte. Dennoch beinhaltet auch dieser Giallo einen durchaus ansehnlichen Härtegrad und das sich diese Filme eigentlich eher selten über explizite Gewaltdarstellungen definieren, sollte man bei diesem Aspekt auch keinerlei Wunderdinge erwarten. Wie immer liegt es natürlich im Auge des jeweiligen Betrachters, aber "Die Nacht der blanken Messer" zählt zu meinen persönlichen Favoriten, wobei ich den genauen Grund für diese Einschätzung noch nicht einmal näher erläutern kann. Aber der Film hat irgendwie seinen ganz eigenen Charme, der auch durch die schon erwähnte unfreiwillige Komik zu Stande kommt, die dem Gesamtbild sogar recht gut zu Gesicht steht.
Andrea Bianchi hat hier sicherlich keinen Meilenstein des Giallo geschaffen, doch seine Geschichte weiß jederzeit bestens-und extrem kurzweilig zu unterhalten und präsentiert einem zudem ein äußerst atmosphärisches Ambiente, das von der ersten bis zur letzten Minute ein wunderbares Rätselspiel präsentiert, das die Identität des Killers erst ganz am Ende offenbart. Warum also erhält dieses Werk kaum die Beachtung die es eigentlich verdient hätte, gibt es doch weitaus uninteressantere Vertreter, die jedoch komischerweise bessere Bewertungen nach sich ziehen.
Fazit:
Ich persönlich mag diesen manchmal unfreiwillig komischen Vertreter aus Italien, was einerseits schon durch das Mitwirken der wunderbaren Edwige Fenech begründet ist, wobei man aber auch keinesfalls die insgesamt sehr interessante Geschichte außer acht lassen sollte, die einem jegliche Zutaten liefert, die ein guter Gialli enthalten muss.
7,5/10