Günni Von Fettamsel hat geschrieben:Kirk in Hamburg beim Dreh.
Ein achtbarer Mann - Michele Lupo (1972)
Moderator: jogiwan
Re: Ein achtbarer Mann - Michele Lupo (1972)
aus meinem FTB:
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Ein achtbarer Mann - Michele Lupo (1972)
„Ich habe nicht zwei Jahre auf dich gewartet, um das alte Leben wieder anzufangen. Ich will nicht mehr.“
Italo-Regisseur Michele Lupos („Arizona Colt“) „Ein achtbarer Mann“ aus dem Jahre 1972 ist eine der seltenen in Hamburg spielenden italienisch-deutschen Koproduktionen. Der Heist-Film mit Film-noir-Anleihen ist mit Kirk Douglas („Wege zum Ruhm“), Florinda Bolkan („Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger“) und Giuliano Gemma („Der Tod ritt dienstags“) hochkarätig besetzt und wurde mit einigen aufsehenerregenden Actionszenen angereichert.
„Du spielst, wie du kochst: das Gelingen hängt vom Zufall ab.“
Tresorknacker Steve Wallace (Kirk Douglas) wird nach zwei Jahren aus dem Gefängnis entlassen, in das ihn einst ein misslungener Coup gebracht hatte. Eigentlich möchte er nur schnellstmöglich zu seiner Ehefrau Anna (Florinda Bolkan) zurück, doch nicht nur sie wartete ungeduldig auf seine Entlassung: Vorm gemeinsamen Haus am Hamburger Stadtrand fangen ihn die Handlanger des Unterweltbosses Müller (Wolfgang Preiss, „Ein schwarzer Tag für den Widder“) ab und bringen ihn zu ihrem Anführer. Müller hat Wallace gedanklich bereits fest in seinen jüngsten Plan integriert: Mit dessen Hilfe als Spezialist zum Überwinden von Sicherheitstechnik will er an den Safe der Eurobank, der durch ein neuartiges System namens „Big Ben“ computergesichert ist. Sehr zu Müllers Unmut lehnt Steve dankend ab, plant jedoch, den Safe auf eigene Faust zu knacken. Das wiederum stößt Anna sauer auf, die ihren Mann viel lieber in Gangsterrente sähe und von einer gediegenen Zweisamkeit träumt. Steve lernt unterdessen den jungen italienischen Artisten Marco (Giuliano Gemma) kennen, den er zu seinem Adjutanten ausbildet und ihn in seinen Plan einbezieht: Während er die Bank ausräumt, soll Marco in ein Pfandhaus einbrechen. Steve wird daraufhin zum Pfandhaus eilen, Alarm auslösen und sich der Polizei ausliefern, um ein Alibi für den Eurobank-Coup zu haben. Eine geringe Strafe für den vermeintlichen Pfandhauseinbruch zu kassieren ist dabei einkalkuliert. Doch es soll anders kommen…
Der ehrwürdige Kirk Douglas als Gentleman-Gangster in Hamburg, der ein letztes großes Ding drehen will und dabei in einen üblen Schlamassel gerät. Der Tonfall ist fast durchgehend ernst, wenngleich Gemma mit seiner Rolle etwas neckischen jugendlichen Eifer einbringt und einige Prügelszenen mit Müllers namenlosem Schläger (Romano Puppo, „Knie nieder und friss Staub“) sowie Actionszenen wie die minutenlange, ausufernde, ja, spektakuläre Verfolgungsjagd durchs Hamburger Hafenviertel vornehmlich auf ihren Unterhaltungswert hin inszeniert wurden. Das geballte Lokal- und Zeitkolorit geht ans Nostalgikerherz und sorgt für einige unvergessliche Bilder. Dass aus der Kneipe „Onkel Max“ (seit den Hausbesetzerzeiten die rustikale selbstverwaltete Punkkneipe „Onkel Otto“) im Inneren plötzlich eine Weinhandlung wird – geschenkt.
In erster Linie ist „Ein achtbarer Mann“ jedoch eine ungesund verlaufende Dreiecksbeziehung zwischen den Hauptfiguren, in deren Abgründe man am Ende überraschend tief eintaucht. In der filmischen Umsetzung steuert diese auf gleich zwei Höhepunkte zu: den nach allen Regeln der Heist-Filmkunst den Atem stocken lassend inszenierten eigentlichen Coup, der gewohnt minutiös abgebildet wird, und das tragische, nicht minder spannende Drama, das sich an ihn anschließt und dem Film seinen Noir-Touch verleiht. Allen Blech- und Personenschäden zum Trotz wird einem „Ein achtbarer Mann“ mitnichten als Action-Thriller in Erinnerung bleiben, sondern als ein letztlich existentielles, düsteres Drama um Ver- und Misstrauen, Verrat und dysfunktionale Beziehungen, das Steve Wallace zwingt, sich seiner Ideale zu entledigen.
Maestro Ennio Morricones Musik veredelt diesen raren Geheimtipp des Heist- und Italo-Kinos, dessen einzige Schwächen die letztlich bedeutungslose Nebenhandlung um den plötzlich keinerlei Rolle mehr spielenden Syndikatsboss Müller sowie die – wenn man sie denn bemerkt – recht deftigen Kontinuitätsfehler während der Autoverfolgungsjagd sind.
Es war wunderbar, diese Perle mit vereinten Kräften einmal vom ungeschnittenen originalen 35-mm-Material zur Kino-Wiederaufführung in Hamburg gebracht zu haben. Von der unvollständigen und in Bild- und Tonqualität unzureichenden, zudem mutmaßlich unlizenzierten Schröder-Media-DVD sollte man hingegen unbedingt die Finger lassen.
Italo-Regisseur Michele Lupos („Arizona Colt“) „Ein achtbarer Mann“ aus dem Jahre 1972 ist eine der seltenen in Hamburg spielenden italienisch-deutschen Koproduktionen. Der Heist-Film mit Film-noir-Anleihen ist mit Kirk Douglas („Wege zum Ruhm“), Florinda Bolkan („Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger“) und Giuliano Gemma („Der Tod ritt dienstags“) hochkarätig besetzt und wurde mit einigen aufsehenerregenden Actionszenen angereichert.
„Du spielst, wie du kochst: das Gelingen hängt vom Zufall ab.“
Tresorknacker Steve Wallace (Kirk Douglas) wird nach zwei Jahren aus dem Gefängnis entlassen, in das ihn einst ein misslungener Coup gebracht hatte. Eigentlich möchte er nur schnellstmöglich zu seiner Ehefrau Anna (Florinda Bolkan) zurück, doch nicht nur sie wartete ungeduldig auf seine Entlassung: Vorm gemeinsamen Haus am Hamburger Stadtrand fangen ihn die Handlanger des Unterweltbosses Müller (Wolfgang Preiss, „Ein schwarzer Tag für den Widder“) ab und bringen ihn zu ihrem Anführer. Müller hat Wallace gedanklich bereits fest in seinen jüngsten Plan integriert: Mit dessen Hilfe als Spezialist zum Überwinden von Sicherheitstechnik will er an den Safe der Eurobank, der durch ein neuartiges System namens „Big Ben“ computergesichert ist. Sehr zu Müllers Unmut lehnt Steve dankend ab, plant jedoch, den Safe auf eigene Faust zu knacken. Das wiederum stößt Anna sauer auf, die ihren Mann viel lieber in Gangsterrente sähe und von einer gediegenen Zweisamkeit träumt. Steve lernt unterdessen den jungen italienischen Artisten Marco (Giuliano Gemma) kennen, den er zu seinem Adjutanten ausbildet und ihn in seinen Plan einbezieht: Während er die Bank ausräumt, soll Marco in ein Pfandhaus einbrechen. Steve wird daraufhin zum Pfandhaus eilen, Alarm auslösen und sich der Polizei ausliefern, um ein Alibi für den Eurobank-Coup zu haben. Eine geringe Strafe für den vermeintlichen Pfandhauseinbruch zu kassieren ist dabei einkalkuliert. Doch es soll anders kommen…
Der ehrwürdige Kirk Douglas als Gentleman-Gangster in Hamburg, der ein letztes großes Ding drehen will und dabei in einen üblen Schlamassel gerät. Der Tonfall ist fast durchgehend ernst, wenngleich Gemma mit seiner Rolle etwas neckischen jugendlichen Eifer einbringt und einige Prügelszenen mit Müllers namenlosem Schläger (Romano Puppo, „Knie nieder und friss Staub“) sowie Actionszenen wie die minutenlange, ausufernde, ja, spektakuläre Verfolgungsjagd durchs Hamburger Hafenviertel vornehmlich auf ihren Unterhaltungswert hin inszeniert wurden. Das geballte Lokal- und Zeitkolorit geht ans Nostalgikerherz und sorgt für einige unvergessliche Bilder. Dass aus der Kneipe „Onkel Max“ (seit den Hausbesetzerzeiten die rustikale selbstverwaltete Punkkneipe „Onkel Otto“) im Inneren plötzlich eine Weinhandlung wird – geschenkt.
In erster Linie ist „Ein achtbarer Mann“ jedoch eine ungesund verlaufende Dreiecksbeziehung zwischen den Hauptfiguren, in deren Abgründe man am Ende überraschend tief eintaucht. In der filmischen Umsetzung steuert diese auf gleich zwei Höhepunkte zu: den nach allen Regeln der Heist-Filmkunst den Atem stocken lassend inszenierten eigentlichen Coup, der gewohnt minutiös abgebildet wird, und das tragische, nicht minder spannende Drama, das sich an ihn anschließt und dem Film seinen Noir-Touch verleiht. Allen Blech- und Personenschäden zum Trotz wird einem „Ein achtbarer Mann“ mitnichten als Action-Thriller in Erinnerung bleiben, sondern als ein letztlich existentielles, düsteres Drama um Ver- und Misstrauen, Verrat und dysfunktionale Beziehungen, das Steve Wallace zwingt, sich seiner Ideale zu entledigen.
Maestro Ennio Morricones Musik veredelt diesen raren Geheimtipp des Heist- und Italo-Kinos, dessen einzige Schwächen die letztlich bedeutungslose Nebenhandlung um den plötzlich keinerlei Rolle mehr spielenden Syndikatsboss Müller sowie die – wenn man sie denn bemerkt – recht deftigen Kontinuitätsfehler während der Autoverfolgungsjagd sind.
Es war wunderbar, diese Perle mit vereinten Kräften einmal vom ungeschnittenen originalen 35-mm-Material zur Kino-Wiederaufführung in Hamburg gebracht zu haben. Von der unvollständigen und in Bild- und Tonqualität unzureichenden, zudem mutmaßlich unlizenzierten Schröder-Media-DVD sollte man hingegen unbedingt die Finger lassen.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- Salvatore Baccaro
- Beiträge: 3069
- Registriert: Fr 24. Sep 2010, 20:10
Re: Ein achtbarer Mann - Michele Lupo (1972)
Mein Sichtungseindruck vom letztjährigen Forentreffen:
Heist Movies sind nun ebenfalls, wie comediae sexy all’italia, nicht mein bevorzugtes Genre, und mit den Namen von Stars kann man mich auch selten ködern, doch erweist sich der Spannungsfilm Michele Lupos, (von Lars liebevoll der „Wolfsmichel“ getauft), als grundsolide Unterhaltung mit hübschem Hamburger Lokalkolorit, einem launig aufspielenden Cast um Kirk Douglas, Florinda Bolkan und Giuliano Gemma, und einer minimalistischen Handlungsführung, die sich nicht mit zeitraubenden Nebenschauplätzen oder allzu psychologisierender Charakterzeichnung abgibt. Etwas befremdlich fand ich zwar eine gefühlt fünfminütige Verfolgungsjagd quer durch die Hansemetropole, deren Sinnhaftigkeit für die eigentliche Handlung sich mir immer noch nicht erschließt, (und bei der, wenn ich das richtig erkannt habe, auch schon mal das Modell der einander hetzenden Fahrzeuge munter wechselt), und weshalb man unbedingt mit einem aufbrausenden Jungspund einen Bruch begehen will, der a) ein Auge auf die eigene Freundin geworfen hat, und b) von einem Killer, der der Einfachheit halber „Killer“ heißt, verfolgt wird, das müsste mir Kirk Douglas Figur einmal in einer ruhigen Minute erklären. Allerdings kann man mit Szenen, in denen Männer in Banken und Pfandleihhäuser einsteigen, um Schmuckstücke und Millionen zu entwenden, sowieso nicht viel falsch machen, da pocht der Puls von ganz alleine, und obwohl ich weit davon entfernt bin, UN UOMO DA RISPETTA zum Meisterwerk zu küren, ein würdiger Abschluss für ein Festival des italienischen Genrekinos ist der in vorliegender vollständiger Fassung zudem scheinbar recht rare Film allemal.
Heist Movies sind nun ebenfalls, wie comediae sexy all’italia, nicht mein bevorzugtes Genre, und mit den Namen von Stars kann man mich auch selten ködern, doch erweist sich der Spannungsfilm Michele Lupos, (von Lars liebevoll der „Wolfsmichel“ getauft), als grundsolide Unterhaltung mit hübschem Hamburger Lokalkolorit, einem launig aufspielenden Cast um Kirk Douglas, Florinda Bolkan und Giuliano Gemma, und einer minimalistischen Handlungsführung, die sich nicht mit zeitraubenden Nebenschauplätzen oder allzu psychologisierender Charakterzeichnung abgibt. Etwas befremdlich fand ich zwar eine gefühlt fünfminütige Verfolgungsjagd quer durch die Hansemetropole, deren Sinnhaftigkeit für die eigentliche Handlung sich mir immer noch nicht erschließt, (und bei der, wenn ich das richtig erkannt habe, auch schon mal das Modell der einander hetzenden Fahrzeuge munter wechselt), und weshalb man unbedingt mit einem aufbrausenden Jungspund einen Bruch begehen will, der a) ein Auge auf die eigene Freundin geworfen hat, und b) von einem Killer, der der Einfachheit halber „Killer“ heißt, verfolgt wird, das müsste mir Kirk Douglas Figur einmal in einer ruhigen Minute erklären. Allerdings kann man mit Szenen, in denen Männer in Banken und Pfandleihhäuser einsteigen, um Schmuckstücke und Millionen zu entwenden, sowieso nicht viel falsch machen, da pocht der Puls von ganz alleine, und obwohl ich weit davon entfernt bin, UN UOMO DA RISPETTA zum Meisterwerk zu küren, ein würdiger Abschluss für ein Festival des italienischen Genrekinos ist der in vorliegender vollständiger Fassung zudem scheinbar recht rare Film allemal.
Re: Ein achtbarer Mann - Michele Lupo (1972)
Die Verfolgungsjagd zwischen Puppo und Gemma ist irgendwie in doppelter Form traurig. Puppo ist die Stunts (ausgebildeter Stuntman) selbst gefahren und Gemma in der einen oder anderen Szene auch. Traurig ist es weil Puppo so heißt es in einem Autoscooter sich das Genick gebrochen hat und verstorben ist. Gemma nach der Premiere von "Rush" sich in einem halsbrechrischen Überholmanöver zu Tode fuhr.buxtebrawler hat geschrieben: Maestro Ennio Morricones Musik veredelt diesen raren Geheimtipp des Heist- und Italo-Kinos.
Es war wunderbar, diese Perle mit vereinten Kräften einmal vom ungeschnittenen originalen 35-mm-Material zur Kino-Wiederaufführung in Hamburg gebracht zu haben. Von der unvollständigen und in Bild- und Tonqualität unzureichenden, zudem mutmaßlich unlizenzierten Schröder-Media-DVD sollte man hingegen unbedingt die Finger lassen.
Die Sichtung vom "Achtbaren Mann" wird für mich immer etwas ganz besonderes bleiben. Diese Kopie für das Event zu bekommen war eine heiden Arbeit und hat mich nerven ohne Ende gekostet. Es hat sich gelohnt!
Angeblich ist es nun nicht mehr möglich diese Kopie zu leihen und somit sind wir die letzten gewesen die in den Genuss gekommen sind diesen Film auf der großen Leinwand zu erleben.
Wie hat der Jogiwan so schön geschrieben :
"Nie hat ein Abschlussfilm besser gepasst!"
Hier habe ich noch Fotos vom Set die ich von der Tochter des Produzenten bekommen habe :
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
- karlAbundzu
- Beiträge: 9473
- Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
- Kontaktdaten:
Re: Ein achtbarer Mann - Michele Lupo (1972)
Super, Onkel Joe.
Der Sound hat mich so beeindruckt, gleich die Vinylscheibe geholt
Der Sound hat mich so beeindruckt, gleich die Vinylscheibe geholt
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Re: Ein achtbarer Mann - Michele Lupo (1972)
Margret Dünser Interviewt Kirk Douglas im September 1972 im Grande Hotel Plaza. Es gibt auch kurze Einblicke zu den Dreharbeiten. Selten!
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!