Handlung:
In dem kleinen verschlafenen Nest Dunwich beginnt sich mit dem Selbstmord eines Priesters eine alte Prophezeiung zu erfüllen, die in der Auferstehung der Toten gipfeln würde. Das Medium Mary (Catriona MacColl) sieht dieses Grauen voraus und macht sich mit dem Reporter Peter (Christopher George) auf den Weg nach Dunwich, um das Schlimmste zu verhindern, doch das Morden hat schon begonnen…
Kritik:
Vom grandiosen Aufbau erinnert mich dieser Zombiefilm Fulcis ein wenig an seinen ebenfalls göttlichen „Über dem Jenseits“. Bei beiden Filmen kommt es zu unheimlichen Ereignissen an einem Ort, der lange Zeit friedlich dahinvegetierte. Fulci fängt dabei mal klein an: Hier erhängt sich mal ein Priester, dort fällt mal ein Arbeiter vom Gerüst; hier würgt mal ein Mädchen ihr eigenes Gedärm hoch, dort verliert ein Klempner auf unschöne Weise seine Augen…ekelhaft und unheimlich, aber nichts Weltbewegendes. Mit diesen „kleinen“ Grausamkeiten hält Fulci bei Laune und baut den ganzen Film lang Spannung auf, bis kurz vor Schluss dann die Hölle losbricht und sich die ganze Umwelt in Satans Folterkammer verwandelt. Bildlich gesprochen.
Dieses System des stimmigen Spannungsaufbaus funktioniert deswegen so gut, weil die gesamte Crew Glanzleistungen abgibt um die unheimliche Atmosphäre zu perfektionieren: Die Kameraführung ist atemberaubend, die Fahrten und die Einstellungsgrößen sind punktgenau gewählt um uns ins Geschehen hineinzuversetzen. Die Beleuchtung ist wundervoll und setzt besonders auf kalte Blautöne die ein unwirtliches und bedrückendes Gefühl erzeugen. Die Maske leistet Unglaubliches und versorgt uns neben gruseligen Zombiefratzen auch mit blutigen Effekten, von denen kein Laie erklären kann, wie sie vollbracht wurden. Das ganze wird unterlegt von einem Fabio Frizzi Score, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Dies alles natürlich unter Fulcis Regie zu einem beeindruckenden Gesamtwerk vereint!
Doch so sehr sich das ganze Team auch anstrengt, die größten Leistungen werden sinnlos, wenn wir uns nicht darum scheren, was mit den Charakteren geschieht. Fulci wusste dies natürlich und bietet uns daher mehr als genügend Sympathieträger mit Identifikationscharakter:
Über Christopher George muss man nicht mehr viel sagen, der Mann ist sympathisch, einmalig und erinnerungswürdig und passt daher hervorragend in eine Hauptrolle. Mary war eine etwas kompliziertere Figur: Es ist für das Publikum nicht so leicht mit einer durchgeknallten Psychobraut mitzufiebern und als solche würde ihre erste Szene Mary möglicherweise erscheinen lassen, doch keine Sorge, denn für die Rolle wurde die charmante Catriona MacColl gecastet und ein Blick in die Kamera von ihren großen Kulleraugen genügt um bei jedem Zuseher sofort Sympathie für die Gutste zu empfinden.
Als dritten im Bunde bekommen wir noch den in Dunwich ansässigen Psychiater Jerry, gespielt von Carlo De Mejo. Auch wenn Mejos Performance nicht so ins Auge sticht wie die eines Chrisopher George so spielt er seine Rolle sehr liebenswert und vor allem glaubwürdig, so dass eine Identifikation mit seiner Figur besonders leicht ist. Das Schöne daran ist, dass eine Rolle wie die des Jerry in den meisten Filmen nur dazu da wäre um den Bodycount um einen Psychiater zu erhöhen, doch nicht hier, nein, so blass Jerry zu Beginn wirkt, kurz vor Schluss greift er sich ein Metallrohr und zeigt den Zombies wo der Hammer hängt.
In den zweiten und dritten Reihen tummeln sich Lieblinge wie Janet Agren, ein wie immer auffallender Giovanni Lombardo Radice und ein junger Michele Soavi, nebst duzender unbekannterer Darsteller, die aber alle ihre Sache gut machen und mit denen man stets mitfiebern kann, so klein ihre Parts auch sein mögen. Selbst der Kinderdarsteller des Filmes viel diesmal positiv auf, da er nicht durch altkluge Kommentare nervt, weiß, wann er die Klappe zu halten hat und sich überhaupt und außerdem wie ein Kind benimmt.
Fazit: Atmosphärisch beeindruckender, mitreißender und vor allem unheimlicher Zombiefilm Lucio Fulcis, mit einer Horde wunderbarer Darsteller. Ein Erlebnis vom Anfang bis zum Ende. 10/10
P.S. An die Eltern aus „Mama, Papa, Zombie“: Ihr wisst doch alle gar nicht was gut ist! Ihr habt sicher nie von Wörtern wie Stimmung oder Atmosphäre gehört, wisst nicht zu schätzen, was ein talentierter Regisseur, ein erfahrener Kameramann und ein wagemutiger Beleuchter alles leisten können. Hört auf grandiose Klassiker runterzumachen und bleibt lieber bei „Meine Lieder – Meine Träume“. Verstanden?