Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Moderator: jogiwan

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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Frontansicht des in Großbritannien veröffentlichten Boxsets von EUREKA!, welches alle Teile der Hanzo-Trilogie enthält.


Hanzo the Razor: Who's Got the Gold? (Japan 1974, Originaltitel: Goyôkiba: Oni no Hanzô yawahada koban)

Gestohlenes Gold und ein geraubter Speer. Hanzo räumt erneut auf!

Aufgeregt erstatten seine Diener ihrem Meister Hanzo "Razor" Itami (Shintarô Katsu) Bericht. Während sich die debilen Bürschlein am Angelteich vergnügten, tauchte plötzlich ein weiblicher Geist aus dem Uferbewuchs auf. Klar, die Knechtschaft ergriff sofort panisch die Flucht. Hanzo ist durchaus angetan von den Schilderungen seiner Mitarbeiter, ihn reizt die Aussicht einen Geist zu beglücken, wozu wird der Megaprügel täglich trainiert!? Schnell erweist sich die Geisterdame als Schwindel, doch Hanzo enttarnt nicht nur die Maskerade. Er findet am Grund des Sees etliche Bambusstäbe, die prall mit Goldstücken angefüllt sind. Sofort wittert der Gesetzeshüter eine riesige Schweinerei, doch von höherer Stelle wird er mit einer anderen Aufgabe betraut. Er soll einen aufsässigen Gelehrten in den Knast überführen, dessen fortschrittliche Ansichten der Regionalregierung ein Dorn im Auge sind. Schnell erkennt Hanzo das Potential des Häftlings. Ergo gewährt er dem todkranken Mann Unterschlupf, damit dieser seine Baupläne für eine schlagkräftige Waffe noch rechtzeitig zu Papier bringen kann. Offiziell ist der Gefangene entkommen, was bei der Obrigkeit für unzufriedene Fratzen sorgt. Hanzo verspricht den "Entflohenen" innerhalb eines Monats zu fassen, verfolgt derweil aber ganz andere Ziele...

Nun ist die Trilogie um den schlagkräftigen Gesetzeshüter, endlich der vollständigen Sichtung unterzogen worden. Schon bei Teil 2 (Hanzo the Razor: The Snare) konnte ich mich kurz fassen, denn die Marschrichtung unterschied sich nicht (kaum) von der des Vorgängers. Hanzo bleibt sich auch im dritten Durchgang treu, erneut vertritt er seine Vorstellungen von Recht und Ordung ohne Kompromisse, tritt bei Bedarf auch der Obrigkeit gewaltig in den Hintern. Hanzo buckelt nie, am Ende liegen sie allesamt vor ihm im Staub. Diesmal nahm ein gewisser Yoshio Inoue auf dem Regiestuhl Platz. Ein wenig bekannter Vertreter seiner Zunft, doch an seiner Arbeit gibt es nichts zu bemängeln.

Letztlich geht der zweite Teil als eine Spur irrer durch, der letzte Stich des Zuchthengstes befindet sich ungefähr auf Augenhöhe mit dem Auftakt der Trilogie. Einmal mehr sehen wir Hanzo beim Training seines Schwengels zu, auch der geschundene Reissack muss abermals herhalten. Freilich wird auch die Damenwelt beglückt! Vor allem die Gattin des örtlichen Obermotzes, darf eindringlich Hanzos Überzeugungsfähigkeit tief in sich spüren. Der direkte Vorgesetzte Hanzos bekommt (wie üblich) sein Fett weg, "Snake" Ohnishi ist längst ein fester Bestandteil des Hanzo-Universums. Die Schlange ist besonders erfreut, als Hanzo voller Inbrunst verkündet, er würde zusammen mit seinem Chef Harakiri begehen, falls er den erteilten Aufrag nicht wie versprochen ausführen kann. Nebenbei werden diverse Schergen per Schwert ins Jenseits befördert, Hanzo spuckt man nicht ungestraft in die Suppe. Alles wie gehabt, wer die beiden vorherigen Filme mag, der wird auch mit "Hanzo the Razor: Who's Got the Gold" seinen Spass haben. Erneut tönt der Score angenehm groovy, vielleicht hätte die Musik ein wenig offensiver eingesetzt werden können, doch ich will nicht in Erbsenzählerei verfallen.

Hanzo "Razor" Itami! Ein Mann wie ein Donnerschlag! Ein Kerl wie eine massive Schrankwand, ausgestattet mit dem härtesten und grössten Vorschlaghammer Japans! Ein Fels in der Brandung, eine moralische Instanz, eine Ein-Mann-Armee! Wer zur Hölle ist Rambo? Wer braucht schon Dirty Harry?

Erneut sei mir der Hinweis auf das Boxset von Eureka! (UK) gestattet. Dort sind alle Teile der Hanzo-Trilogie enthalten:

• Hanzo the Razor: Sword of Justice
• Hanzo The Razor 2: The Snare
• Hanzo The Razor 3: Who's got the Gold?


Auch der dritte Flick kommt in sehr ansprechender Qualität ins Haus, der japanische Ton kann durch englische Untertitel ergänzt werden. Wie schon bei den vorherigen DVDs, liegt auch hier ein Booklet bei (Jeweils 12 Seiten bei Teil 1 & 2, Teil 3 muss sich mit acht Seiten begnügen). Einmal mehr gilt: Hier kann es nur eine dicke Kaufempfehlung geben! Der Preis für das Set fällt übrigens sehr moderat aus, in Großbritannien liegt der Kurs momentan bei lediglich rund £8!

Hanzo der Superknuffel! Gern ziehe ich fette 7/10 (+ etliche Wohlfühlpunkte)

Lieblingszitat:

"Yes, I really felt as if I were drunk."
"I am sure you did."
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Beitrag von Blap »

In Ultrakurzform:


• The Big Red One (USA 1980) - Samuel Fullers WWII-Streifen setzt sich ein wenig zwischen die Stühle. Was sehr reizvoll sein kann, wirkt in diesem Fall ein wenig holprig. Allerdings wurde die auf DVD vorliegende Fassung erst nach Fullers Tod erstellt, sie soll jedoch nach Fullers finalem Drehbuch ausgeführt sein, die Szenen lagen etliche Jahre im Archiv. Da sich die Story an die Kriegserlebnisse des Regisseurs und Drehbuchautors anlehnt, wird das Wechselbad aus Ernsthaftigkeit, Klischees und Popanz verständlich. Man kann wohl nur mit solch grausigen Erlebnissen umgehen, wenn man das Erlebte hier und da ein wenig auflockert. Die Inszenierung schwankt zwischen stark und schludrig, manchmal schmerzt die arg vordergründige Symbolik fast (Wer den Film gesehen hat, wird sich an das schattenwerfende Kreuz auf dem Schlachtfeld erinnern). Lee Marvin übernahm die Hauptrolle, er gibt den üblichen Haudegen, dem immerhin ein Hauch von Tiefe verpasst wurde. Ich sehe Lee Marvin wirklich sehr gern, doch für den Part des Sergeant hätte man IMHO auf einen wandlungsfähigeren Schauspieler setzen sollen. Mark Hamill ist auch dabei, Siegfried Rauch gibt den fanatischen Nazi.

"The Big Red One" weicht teilweise vom üblichen "WWII-Abenteuer-Film" ab, kann sich aber nie wirklich für eine klare Ausrichtung entscheiden. Für mich war der Flick ein interessantes Seherlebnis, welches aber noch nicht vollständig bei mir angekommen ist. Vielleicht klappt es bei der nächsten Sichtung.

Zunächst setzt es solide 6/10


• Der phantastische Planet (Frankreich, Tschechoslowakei 1973) - In den späten siebziger Jahren sah ich diesen Animationsfilm im ZDF (Damals sagte man noch "Trickfilm"). Da ich schon als Kind ein bißchen seltsam war, konnte ich mit "Trickfilmen" nie viel anfangen, die obligatorischen Disney-Schinken waren mir bereits als Bengel ein Graus. Doch bei diesem Film war alles neu und aufregend, die völlig andere Gestaltung zog mich sofort in den Bann, die packende Handlung ebenfalls. Ganz kurz zum Inhalt: Auf einem fernen Planeten werden Menschen als Ungeziefer angesehen, die herrschende Rasse der Draag akzeptiert die "Menschentiere" im Höchstfall als Haustiere. Ein Draag-Mädchen namens Tiwa nimmt sich eines verwaisten Menschenkindes an, nennt den Findling Terr. Der kleine Terr eignet sich Wissen der Draags an, eines Tages flüchtet er aus seinem Dasein als Kinderspielzeug. Per Lerngerät der Draags verbreitet Terr deren Wissen unter seiner Rasse, die Menschen (auch Om genannt) nehmen ihre Zukunft in die Hand...

Immer wieder tauchen bizarre Lebensformen auf, durch die die spannende Handlung aufgelockert -aber nicht ausgebremst- wird. Überhaupt verbreitet der Film eine ganz eigentümliche Atmosphäre, die mich auch nach einigen Jahrzehnten noch immer sehr fasziniert. Lange Zeit war mir der Titel des Films entfallen, vor ein paar Jahren konnte ich das Rätsel endlich lösen, meine Freude war unbeschreiblich. Inzwischen liegt "Der phantastische Planet" seit einiger Zeit ganz offiziell auf DVD vor, vorgestern war erneut die Zeit für eine weitere Sichtung gekommen (In Großbritannien ist übrigens eine BD unter dem Titel "La Planete Sauvage" (aka Fantastic Planet) erschienen. Allerdings ohne die (sehr gute) deutsche Synchronisation).

Wer Lust auf ein "Trickfilmerlebnis" der ganz besonderen Art hat, der sollte diesem Film eine Chance geben! Ich liebe "Der phantastische Planet" noch immer sehr, alles andere als die Höchstnote wäre unangemessen!

10/10
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jogiwan
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Beitrag von jogiwan »

Blap hat geschrieben: Wer Lust auf ein "Trickfilmerlebnis" der ganz besonderen Art hat, der sollte diesem Film eine Chance geben! Ich liebe "Der phantastische Planet" noch immer sehr, alles andere als die Höchstnote wäre unangemessen!
10/10
Mist...und ich kenn den noch immer nicht... :roll:
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Beitrag von Blap »

jogiwan hat geschrieben:
Blap hat geschrieben: Wer Lust auf ein "Trickfilmerlebnis" der ganz besonderen Art hat, der sollte diesem Film eine Chance geben! Ich liebe "Der phantastische Planet" noch immer sehr, alles andere als die Höchstnote wäre unangemessen!
10/10
Mist...und ich kenn den noch immer nicht... :roll:
Sehr unangenehm.

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Robotjox (USA 1990, Originaltitel Robot Jox)

Blechschäden im grossen Stil

Nachdem sich die Menschheit mit Hilfe von Atomwaffen fast selbst ausgerottet hatte, werden die Konflikte zwischen den Machtblöcken inzwischen auf andere Art geregelt. In einer grossen Arena treffen gigantische Kampfmaschinen aufeinander, die von sogenannten Roboterjockeys gesteuert werden. Oft kommen die Robotjox bei ihren Einsätzen ums Leben, doch wer zehn Fights durchsteht, darf sich entspannt aufs Altenteil zurückziehen. Achilles (Gary Graham) hat bereits neun Schlachten für sich entschieden, in seinem finalen Einsatz trifft er auf den stärksten Jockey der Gegenseite, den gnadenlosen und sadistischen Alexander (Paul Koslo). Während der Auseinandersetzung kommt es zu einem tragischen Zwischenfall, eine Waffe Alexanders gerät ausser Kontrolle, droht in eine Tribüne voller Zuschauer zu krachen. Achilles fängt das Geschoss mit seinem Roboter ab, jedoch stürzt nun das stählerne Ungetüm auf das panische Publikum, hunderte Menschen kommen dadurch zu Tode. Entsetzt zieht sich Achilles zurück, er will nicht erneut antreten, obwohl der Kampf ohne Sieger endete. Als die "Geschäftsleitung" eine geklonte Dame namens Athena (Anne-Marie Johnson) ins Gefecht schicken will, überdenkt Achilles seine ablehnende Haltung plötzlich...

"Robotjox" landete in den frühen neunziger Jahren im Schacht meines VHS-Kastens. Damals hinterließ der Film einen guten Eindruck, ergo musste die vor einiger Zeit veröffentlichte DVD zwangsläufig meiner Sammlung zugeführt werden. Produziert wurde die Blechklopperei von Charles Band, den man vor allem mit den unter dem Full Moon Banner agierenden Firmen verbindet (Full Moon Productions/Full Moon Entertainment, Full Moon Studios/Full Moon Pictures). "Robotjox" wurde nicht unter der Full Moon Flagge produziert. Vor allem ist der Streifen für eine Charles Band Sause recht aufwendig produziert, offiziell ist von 10 Millionen US-Dollar die Rede. Auf dem Regiestuhl nahm Stuart Gordon Platz, der 1985 mit "Re-Animator" einen DER Horrorklassiker der achtziger Jahre inszenierte. Später erfreute er uns z.B. mit dem sehr starken "Dagon" (2001), steuerte zwei Episoden zur TV-Serie "Master of Horror" (ab 2005) bei.

Die Zierde von "Robotjox" sind eindeutig die Kämpfe der wehrhaften Kolosse, die man sehr liebevoll gestaltet und animiert hat. Ich hätte mir noch ein paar Fights mehr gewünscht, doch immerhin haut das Finale ordentlich aufs lackierte Blech. Auf irrsinnige Übertreibungen wurde (angenehmerweise) nicht verzichtet, so heben die Kampfgiganten auch mal ganz selbstverständlich zu einem kurzen Ausflug ins Weltall ab. Die Sympathien sind klar verteilt, Achilles ist der Held der "Western Market", während Alexander den Bösewicht aus der Russische Konföderation gibt. Schon hat die Konföderation ihre Klauen aus Stahl nach Alaska ausgestreckt, der Westen muss dieses wichtige Rohstoffdepot um jeden Preis halten. Auf den ersten Blick passiert abseits der Kämpfe nicht so fürchterlich viel. Klar, obschon für eine Charles Band-Produktion teuer, setzt das Budget dem Flick klare Grenzen (Der Großteil dürfte in die Mechs geflossen sein). Immerhin gelingt es dem zum Trotz, abseits dieses Umfeldes mit einfachen Mitteln eine triste Atmosphäre zu erzeugen. Offenbar ist die Luft schwer belastet, auf den Strassen trägt jeder Passant eine Schutzmaske, die Bevölkerung lebt in schmucklosen Wohnblöcken. Zurück in der Schaltzentrale der westlichen Welt geht es oft hoch her. Der geklonte Nachwuchs will ans Ruder, die obere Etage ist von einem Spion unterwandert, selbst vor einem kaltblütigen Mord schreckt der Unhold nicht zurück. Eine Prise Humor rundet das Treiben ab, für meinen Geschmack dürften die Dialoge ein Spur zynischer sein.

Bei aller Freude über die Roboter-Action, will ich den kurzen Blick auf die Schauspieler nicht unterschlagen. Gary Graham mag vielleicht nicht die typische Heldengestalt sein, passt aber gerade deshalb gut ins Konzept. Ein Muskelfleischberg wäre zu ungelenk für die sensible Steuerung der Mechs, auch Fiesling Paul Koslo kommt eher drahtig denn massiv daher. Die Antagonisten liefern sich nicht nur in ihren Robotern einen harten Kampf, doch ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Anne-Marie Johnson ist seit einigen Jahren als Gast in diversen TV-Serien zu sehen, oft nur während einer Folge. Als "Klon-Weibchen" heizt sie dem erfahrenen Achilles ordentlich ein, überrascht ihre "Schöpfer" mit einer unerwarteten (und unerwünschten) Eigensinnigkeit. Michael Alldredge poltert als ehemaliger Robotjockey durch die Kulissen, er wird als Legende verehrt, hat seine Kämpfe allesamt siegreich beendet. Robert Sampson spielt den Obermotz auf Seite der "Guten", Danny Kamekona den Entwickler und Tüftler der westlichen Seite, Jeffrey Combs kommt in einer Nebenrolle zum Zuge. Glanzleistungen darf man nicht erwarten, doch das gesamte Ensemble präsentiert sich in angemessener Verfassung.

Wer Lust auf Mech-Schlägereien ohne CGI-Terror verspürt, wer Freude an sympathischen B-Movies hat, der sollte sich "Robotjox" beschaffen. Die DVD aus dem Hause KNM/Movie Power ist keine Scheibe für Pixelzähler, bietet aber für eine Prodktion aus dem "Charles Band Kosmos" eine sehr ansprechende Qualität. Im Bonusbereich findet man die üblichen Trailer zu weiteren Band-Flicks, Einsteiger können sich z.B. ein erstes Bild von den Reihen "Puppetmaster", "Subspecies" und "Trancers" machen. Klare Sache, die DVD ist nicht sensationell, aber den geforderten Preis von rund 10€ locker wert.

7/10 (Ich wollte es zunächst bei 6,5/10 belassen, doch ein kleiner Nostalgiebonus muss sein)

Lieblingszitat:

"Zerstören und verbrennen!"
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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DVD-Box von Kinowelt


Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu (Deutschland, Großbritannien, Spanien, Italien 1969, englischer Titel: The Castle of Fu Manchu)

Günther schwingt das Skalpell, Rosalba zieht die Wumme

...und wieder schlägt Fu Man Cu (Christopher Lee) zu! Nicht weniger als die übliche Forderung nach der Weltherrschaft im Gepäck, lässt er zwecks Demonstration seiner Macht ein dickes Schiff im Ozean versinken. Professor Heracles (Gustavo Re) hat eine Substanz entwickelt, die gigantische Mengen Wasser umgehend zu Eis erstarren lassen kann. Selbstverständlich hat der verschlagene Dr. Fu Man Chu den Wissenschaftler längst in seine Gewalt gebracht, doch der schwerkranke Gelehrte rückt die Formel nicht raus, steht kurz vor dem Herztod. Klar ist jedoch, dass grosse Mengen Opium zur Herstellung des Materials benötigt werden. In Anatolien verschafft sich der Supergangster Zugriff auf den Stoff, dazu nimmt er die Hilfe des lokalen Gauners Omar Pascha (José Manuel Martín), und dessen Tochter Lisa (Rosalba Neri) in Anspruch. Nachdem sich Fu Man Chu den Palast des Gouverneurs unter den Nagel gerissen hat, beendet er die Zusammenarbeit mit Omar auf seine Weise, Lisa verschwindet in finsteren Foltergewölben. Damit sich Professor Heracles nicht aus dem Leben verabschiedet, lässt Fu Man Chu den Herzspezialisten Dr. Curt Kessler (Günther Stoll) samt seiner Assistentin Dr. Ingrid Koch (Maria Perschy) entführen, Kessler soll eine Herztransplantation durchführen. Gewissermaßen vor der Nase von Nayland Smith (Richard Greene) und Dr. Petrie (Howard Marion Crawford), werden Kessler und Koch aus London verschleppt. Nayland Smith macht sich auf die Suche nach seinem Erzfeind, wird er Fu Man Chu endlich zur Strecken bringen? Immerhin kann er auf die Hilfe Omar Paschas setzen, der seine Lisa den Krallen des Chinesen entreissen will...

Jess Franco führte bereits beim vierten Auftritt des Oberschurken Fu Man Chu Regie, auch der fünfte und letzte Beitrag zu dieser schönen Filmreihe geht auf sein Konto ("Filmreihe" bezieht sich auf die fünf Fu Man Chu-Streifen aus den sechziger Jahren, vorherige und spätere Werke sind davon ausgenommen). Zur Gestaltung des Auftakts der fünften Sause, bediente man sich beim zweiten Film der Reihe, Szenen aus dem Finale von "Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu" müssen herhalten. Eine dreiste und clevere Maßnahme, das Konto des Geldgebers wird sich gefreut haben, tatsächlich funktionieren die "gestohlenen" Szenen in ihrem neuen Umfeld erstaunlich gut.

Christopher Lee gibt den ultrabösen, skrupellosen Megaschurken mit gewohnter Souveränität, wer sich seinem Willen widersetzt wird vernichtet. Bekanntlich führen selbst Gehorsam und Zusammenarbeit nicht zum Ziel, Geschäftspartner die ihre Aufgaben erfüllt haben, lässt der Doc ebenfalls gern von seinen Mitarbeitern entsorgen. Wenn freche Arbeiter sich nicht als Packesel einspannen lassen, lässt Fu Man Chu vor Zorn den grössten Staudamm des nahen Osten bersten, den ungehorsamen Pöbel sintflutartig hinfort spülen. Nebenbei führt er damit dem noch nicht in der Spur laufenden Dr. Kessler vor Augen, dass man sich vorzugsweise dem Willen Fu Man Chus unterwerfen sollte. Günther Stoll sehe ich sehr gern, in den letzten Monaten tauchte er immer wieder in den frühen Derrick-Episoden auf, leider verstarb er bereits 1977. Stoll hat in "Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu" einige herrliche Szenen. Stoll und Perschy werden von den Schergen des Bösewichts in Särgen abtransportiert, schälen sich nach dem Ende der Zwangsnarkose wie Untote aus den Holzkisten. Jess Franco taucht diese Momente in soft-gruselig bunte Farben, derartige "Spätsechziger-Psychedelic-Ausleuchtung" bietet der Streifen immer wieder an. Stoll darf nicht nur dem Sarg entsteigen, gemeinsam mit Frau Perschy verpflanzt er ein Pumporgan, Fu Man Chu hat freilich an einen geeigneten Operationssaal gedacht. Maria Perschy ist recht hübsch anzusehen, ihre Rolle gibt indes nicht allzu viel her. In erster Linie darf sie Günther Stoll schöne Augen machen, so verpasst man dem Treiben nebenbei eine kleine Liebesgeschichte. Weitaus interessanter mutet der Part von Rosalba Neri an, die mit dem Schiessprügel für eine Dosis Radau sorgt. Neri sorgt in anderen Filmen, bei einigen Fans des Eurokult-Kinos für feuchte Träume, spontan denke ich an "Das Schloss der blauen Vögel" (1971) von Fernando Di Leo. Diesmal gibt sie sich züchtig, gewährt dem geifernden Lüstling keine Einblicke. Leider taucht Rosalba im Mittelteil des Films ab, für meinen Geschmack hätte man ihre Rolle gern ein wenig grösser anlegen dürfen. Tsai Chin sehen wir wie immer als treue und fiese Tochter des Dr. Fu Man Chu, Howard Marion Crawford gehört als Weggefährte von Nayland Smith ebenfalls zum Inventar der Reihe. Richard Greene mag nicht ein so überzeugender Nayland Smith wie Nigel Green sein (Der in "Ich, Dr Fu Man Chu" diese Rolle innehatte), kann aber mit einer zufriedenstellenden Vorstellung aufwarten. Nayland Smith steht sowieso nicht mehr so stark im Mittelpunkt wie zu Beginn der Reihe, von daher gibt es nichts relevantes an der Leistung von Greene zu bemängeln.

Jess Franco taucht in seinen Filmen gern selbst vor der Kamera auf. In diesem Streifen sehen wir ihn als phlegmatischen Polizisten, der in der Türkei für Recht und Ordnung sorgen soll. Ich mag die Auftritte des knubbeligen Spaniers, solche Schlaffis wie der von ihm verkörperte Inspektor Ahmet passen prima zu Franco. Insgesamt wirkt "Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu" für einen Jess Franco Film eher zahm, auf Erotik und sonstige Auswüchse wurde (leider) verzichtet. Im Vergleich zu Francos "Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu", kommt der fünfte Streifen um den Superschurken ein wenig hüftsteifer daher. Ich vermisse den frischen Wind des Vorgängers, welcher der Reihe sehr gut zu Gesicht stand. Wirft man darüber hinaus einen Blick auf die Filmographie des Meisters, stellt man fest, dass Franco während der späten sechziger/frühen siebziger Jahre, ganz andere Kaliber auf die Beine gestellt hat. Selbst der Blick in die vermeintliche Folterkammer fällt fast verschämt aus, die Handbremse bleibt angezogen. Im Finale geht manchmal die Übersicht verloren, die Kamera hat Mühe dem Popanz zu folgen.

Auf der DVD findet man (wie üblich) die deutsche und die internationale Version des Films. Beide Fassungen funktionieren, einmal mehr gefällt mir die lange (internationale) Fassung etwas besser, sie wirkt stimmiger, runder. Auch bezüglich der Bildqualität hat die lange Variante klar die Nase vor, die deutsche Kinofassung hat mit deutlichen Qualitätsschwankungen zu kämpfen. Für die lange Fassung -die in englischer Sprache vorliegt- stehen zuschaltbare Untertitel in deutscher Sprache zur Verfügung. Der unverzichtbare Hinweis auf die "Dr. Fu Man Chu Collection" aus dem Hause Kinowelt, in der alle fünf "Fu Man Chu" Filme mit Christopher Lee enthalten sind:

• Ich, Dr. Fu Man Chu (1965)
• Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu (1966)
• Die Rache des Dr. Fu Man Chu (1967)
• Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu (1968)
• Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu (1969)


Das Set wird inzwischen für schlappe 15€ gehandelt, ein sehr fairer Kurs für diese fünf schönen Filme! Sicher, die Umsetzung der deutschen Fassungen mag nicht perfekt sein. Doch die internationalen Auswertungen sind in der Regel sowieso vorzuziehen, ich betrachte die deutschen Versionen als angenehmen Bonus. Auch wenn nur der erste Film von mir 8/10 (sehr gut) erhielt, möchte ich für das Gesamtpaket dennoch 8/10 ziehen! Fu Man Chu sorgt für gute Laune, und wenn ich die unzähligen "Wohlfühlpunkte" zumindest im Ansatz in die Bewertung einfliessen lasse, dann sind 8/10 keinesfalls zu großzügig bemessen!

Nun steht die Einzelwertung für "Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu" an. Beim direkten Vorgänger sah diese wie folgt aus: "7/10 (gut) halte ich für angemessen, der "Wohlfühlfaktor" lässt den Flick in höhere Regionen schweben. Danke, lieber Jes(u)s." Weil die "Folterkammer" ein wenig abfällt, kann ich mir lediglich 6,5/10 abringen. Aber ihr wisst ja: Knuffigkeit passt in kein Zahlenraster!

Lieblingszitat(e):

Aus der englischen Fassung:

"We are very happy to serve you."

Aus der deutschen Fassung:

"Wenn sich die Regierungen der Großmächte meinem Willen nicht beugen, werde ich die Menschheit vernichten!"
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Die Flicks der letzten Nächte in Ultrakurzform:


Jungleground (Kanada 1995) - Roddy Piper prügelt sich als gehetzter Bulle durch diesen unterhaltsamen B-Actioner. Zwar muten die Actionsequenzen teils ein wenig holprig an, doch der sympathische Piper wetzt solche Scharten locker aus. "Jungleground" überzeugt mit seiner düsteren Atmosphäre. Die Handlung spielt überwiegend in einem völlig abgewrackten Viertel, welches von einer Gang mit irren Mitgliedern beherrscht wird, die von einem völlig irren Anführer gelenkt werden.

Die DVD aus der Reihe "Action Sensation" von Voulez Vous ist mir eine klare Empfehlung wert. Zum fairen Preis wird der Streifen in angemessener Form präsentiert, Genrefans dürfen ohne Reue zugreifen.

7/10 /gut)


Die Nacht der rollenden Köpfe (Italien, Spanien 1972) - Nieves Navarro und Robert Hoffmann funktionieren als Paar gut, die "rollenden Köpfe" sind immer eine Sichtung wert. Der Film bietet alle Zutaten an, die einen gelungenen Giallo ausmachen. Für Fans sowieso klares Pflichtprogramm, für Einsteiger einen Blick wert. Kein Höhepunkt des Genres, jedoch gute Unterhaltung, die alle Jahre wieder über meine Glotze flimmert.

Es existieren unterschiedliche DVD-Auflagen. Wer den Film in solider Qualität besitzen möchte, sollte zur Ausgabe von VZM greifen, die es für kleines Geld gibt. Mir liegt der Streifen von VZM und X-Rated vor, die VZM-Variante ist die bessere Wahl. Auf die weiteren Auflagen gehe ich an dieser Stelle nicht ein, entsprechende Infos finden sich im Netz.

7/10 (gut)


I spit on your Grave (USA 1978) - Rape and Revenge-Klassiker der von der grandiosen Leistung seiner Hauptdarstellerin Camille Keaton ungemein profitiert. Zwar taumelt die Inszenierung teils heftig, dies fördert den kruden Anstrich des Films, wirkt sich IMHO nicht nachteilig aus. Leider finden sich in der Filmographie von Camille "Solange" Keaton" nicht allzu viele Einträge. Schade, denn die Dame hat wirklich Talent.

Die "ÖSI-Blu-ray" basiert auf der ungekürzten US-Scheibe von Anchor Bay (Achtung: Die britische Fassung ist gekürzt). Dementsprechend ist die Qualität ordentlich, leider fehlen die Boni der US-Scheibe.

8/10 (sehr fies)
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Harry Brown (Großbritannien 2009, Originaltitel: Harry Brown)

Alter Mann vs. Abschaum

Der Rentner Harry Brown (Michael Caine) führt ein recht trostloses Leben. Er wohnt in einem runtergekommenen Wohnsilo, die Gegend wird von gewalttätigen Jugendlichen drangsaliert, Schlägereien, Drogen und Angst sind dort Alltag. Harrys Ehefrau liegt ohne Bewusstsein im Krankenhaus, immerhin kann er mit seinem Freund Leonard Attwell (David Bradley) im Pub plaudern, nebenbei eine Runde Schach spielen. Mitten in der Nacht wird Harry ins Krankenhaus gerufen, doch bis zu seinem Eintreffen ist die holde Gattin bereits verstorben. Es kommt jedoch noch dicker, denn wenige Tage später wird Leonard von jugendlichen Schlägern ermordet. Kurz zuvor hatte Leonard seinem Freund berichtet, dass er von den Burschen tyrannisiert wird, ständig in Angst und Schrecken lebt. Nun hat Harry die Schnauze gestrichen voll, er besorgt sich Schusswaffen, nimmt das Gesetz in die eigene Hand...

Die Geschichte vom unauffälligen Durchschnittbürger, der dem brutalen Pöbel den Kampf ansagt, ist wahrlich keine neue Errungenschaft. Charles Bronson sah bereits 1974 rot (Death Wish), der Rachereisser erhielt vier Fortsetzungen. Ein Streifen dieser Machart benötigt zwingend einen Hauptdarsteller mit Profil. Keinen Superhelden, aber einen kernigen Charakterkopf. Mit Michael Caine bietet "Harry Brown" gewissermaßen die Idealbesetzung für diesen Part auf. Regisseur Daniel Barber liefert seinen ersten Spielfilm ab, noch ist ihm kein Meisterwerk gelungen, ein beachtliches Debüt ist "Harry Browm" aber zweifellos.

Harry möchte nicht mehr als in Frieden leben, doch der Schmerz über den Verlust naher Menschen, treibt ihn in die Rolle des gnadenlosen Rächers. Wer Schuld am Tod seines Freudes trägt ist klar, nun wird zur Kasse gebeten, die Tage der Abrechnung sind gekommen. Ganz unbedarft geht der gute Harry nicht ans Werk, mehrfach wird der Zuschauer darauf hingewiesen, dass der alte Herr einst ein hochdekorierter Militärschädel war. Caine bringt den Schmerz und Zorn seines Charakters glaubwürdig rüber, die Actionsequenzen wurden geschickt auf ihn zugeschnitten. Positiv fällt die gelungene Atmosphäre des Flicks auf, die Plattenbauten muten extrem scheußlich an, die Jugendlichen sehen entsetzlich aus, bedienen sich einer rohen Umgangssprache. Für mich ist Harrys "Waffenkauf" der Höhepunkt des Films. Er sucht dazu zwei total abgewrackte Kriminelle auf, die Spannung köchelt beständig auf mittlerer Flamme. Man ahnt es, gleich wird es knallen, jeden Moment muss es geradezu zwangsläufig es zur Eskalation kommen. Klar, Harry explodiert in diesem Sumpf aus Drogen und Ekel, die Umsetzung ist den Machern vortrefflich gelungen. Im Finale nehmen die Randale grössere Ausmaße an, im Viertel kommt es zu massiven Kämpfen zwischen Gesetzeshütern und dem Pöbel. Selbst in diesen Momenten wird Caine nicht zur Nebenfigur, obschon er sich nicht mitten ins Getümmel stürzt.

Insgesamt kann man dem Ensemble ein gutes Zeugnis ausstellen. Michael Caine ist der Star, der Dreh- und Angelpunkt der Handlung. David Bradley scheidet früh aus, hinterlässt aber trotzdem einen starken Eindruck. Iain Glen punktet als bornierter Superintendent der Polizei, Charlie Creed-Miles als nicht allzu motivierter Durchschnittsbulle. Liam Cunningham gibt den Wirt des örtlichen Pubs. Die jugendlichen Bösewichte funktionieren gut, fiese Fratzen wohin man schaut. Lediglich die Darbietung von Emily Mortimer ist als Schwachpunkt auszumachen. Schade, denn sie spielt als Detective Sergeant die wichtigste Nebenrolle. Mortimer schaut in jeder Szene aus der Wäsche, als würde sie gleich losheulen, selbst wenn es unpassend erscheint. Vermutlich soll dies ihre Überforderung klarmachen, stellvertretend für die hilflose Polizei stehen. Die Rechnung geht nicht auf, denn Mortimer wirkt wie eine sexuell frustrierte Sozialarbeiterin, der man die Batterien aus dem Vibrator gestohlen hat. Was solls, diesen Ausfall kann die ansonsten starke Mannschaft kompensieren, der Gesamteindruck leidet nicht zu sehr darunter.

"Harry Brown" ist kein Film mit Tiefgang, kein feingeistiges Häppchen für zarte Gemüter. Das Werk spricht die niederen Instinkte an. Auge um Auge, Zahn um Zahn! Rache ist Blutwurst! Wer sich in der unglücklichen Lage befindet, in einer trostlosen Gegend wie Harry zu leben, wird eventuell (ich kann nur mutmaßen) ähnliche Gedanken hegen. Wie ich es jeden Tage aufs Neue geniesse, beschaulich und ruhig auf dem Lande zu leben. Die Knochensäge bleibt Staubsaugervertretern vorbehalten, das schont meine Nerven und spart Reinigungsmittel. Herr Caine hat es noch immer drauf, auf weitere Streifen von Regisseur Daniel Barber darf man gespannt sein.

Die Blu-ray aus dem Hause Ascot Elite bringt "Harry Brown" sehr gut rüber. Hier wird (glücklichweise) kein glattes Bonbonbild für Pixelzähler geboten, sondern die räudige Optik kann sich ohne störende Nebenwirkungen entfalten. Obendrauf gibt es eine Dosis Bonusmaterial, die Scheibe ist inzwischen zu moderaten Preisen erhältlich. Wer Lust auf einen alten Mann in Wut hat, der sollte diese solide Scheibe seiner Sammlung zuführen.

7/10 (gut)

Lieblingszitat:

"Sowas passiert, wenn man seine Waffe nicht ordentlich pflegt, Junge."
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Rocker & Biker Box Vol. 4 von MIG, zwei Filme auf einer DVD


Biker - Von der Meute gehetzt (USA 1971, Originaltitel: Wild Riders)

Der Drecksack und sein Gorilla

Pete (Arell Blanton) und sein Kumpel Stick (Alex Rocco) sind ein unzertrennliches Duo. Pete ist der Denker und Lenker, Stick ist stets zur Stelle, wenn sein bester (und offensichtlich einziger) Freund in Bedrängnis gerät. Als die beiden Pappnasen eine junge Frau brutal um die Ecke bringen, werden sie aus der Biker-Gang geworfen, mit der sie bisher durchs Land zogen. Die Tanks, Taschen und Mägen sind fast leer, als Pete ein großzügiges Anwesen entdeckt, auf dem sich zwei Damen am Pool vergnügen. Rona (Elizabeth Knowles) ist über den "unerwarteten Besuch" in ihrem Haus gar nicht so unerfreut, denn ihre Ehe langweilt sie, ihr Mann ist Berufsmusiker und oft auf Reisen. Während sich Rona in ihrem Schlafzimmer eindringlich mit Pete unterhält, wird der zurückhaltenden Laure (Sherry Bain) die Situation zunehmend unheimlich. Stick fühlt sich von der ängstlichen Laure provoziert, er gerät mehr und mehr ausser Kontrolle. Zunächst kann Pete die Lage beruhigen, doch die Stimmung schlägt um, für die Frauen beginnt ein fürchterlicher Albtraum...


Die auf heissen Öfen verrecken (USA 1971, Originaltitel: The Peace Killers)

Die Rocker, die Hippies, die Hilfstruppe der Hippies. Rendezvous zum fröhlichen Tod. (Juan Luis Buñuel möge mir den kleinen Diebstahl verzeihen)

Christie (Jess Walton) fährt der Schrecken ins Gebein. Als sie mit ihrem Freund Jeff (Michael Ontkean) an einer Tankstelle Lebensmittel einkauft, wird sie von Mitgliedern der Rockersäcke erkannt, mit der sie einst durch die Gegend brauste. Christie war die Freundin des Bosses Rebel (Clint Ritchie), sie machte sich ohne dessen Zustimmung aus dem Staub. Für Rebel unfassbar, denn er betrachtet die Dame als sein Eigentum. Als der Oberrocker von seinen Untertanen erfährt, dass sich Christie in der Nähe aufhalten muss, will Rebel schnellstmöglich Zugriff aus das Mädchen bekommen. Christie lebt in einer friedlichen Hippie-Kommune, deren Vordenker Alex (Paul Prokop) jegliche Form von Gewalt ablehnt. Der Schmalspur-Guru will die nahenden Biker mit Worten im Zaum halten, doch er unterschätzt die Gewaltbereitschaft der wilden Horde...


Die vierte Rocker & Biker Box von MIG, bietet einmal mehr zwei unterhaltsame Streifen an, die beide in den frühen siebziger Jahren entstanden. "Wild Riders" ist "eigentlich" kein Biker-Flick, denn dieses Umfeld spielt lediglich eine untergeordnete Rolle. Der Zuschauer bekommt ein "Geiseldrama mit Rape and Revenge Schlagseite" geboten, das sich überwiegend als kleines und dreckiges Kammerspiel präsentiert. Die Anlage der zentralen Charaktere ist dabei durchaus mutig, denn wirklich sympathisch ist keiner der Beteiligten. Arell Blanton spielt ein hinterhältiges Großmaul, ohne seinen Kettenhund Stick kann er sich kaum gegen andere Kerle behaupten. Pete verachtet die Mittel- und Oberschicht, macht andere Menschen für sein eigenes Versagen verantwortlich. Arell Blanton spielt seinen Part gut, er mutet wie eine eiskalte Ausgabe von Peter Fonda an. Alex Rocco kennt man aus unzähligen Produktionen, als Stick scheint er gerade der Mülldeponie entsprungen zu sein, nebenbei frühstückt er gern aus dem Mülleimer. Pete nutzt die nahezu bedingungslose Loyalität seines Begleiters schamlos aus, gängelt den Dummbatz nach allen Regeln der Kunst. So abstossend die Kerle auch gezeichnet sind, die Damen taugen fast ebenso wenig als Symapthieträger(innen). Immerhin mag man sich als Lustmolch vorstellen, zu welchen Ferkeleien eine gelangweilte Hausfrau bereit ist, die von Elizabeth Knowles mit überzeugendem "Schlampenfaktor" dargestellt wird. Ihre von Sherry Bain gespielte Freudin ist sogar nett anzuschauen, beide Weibchen neigen jedoch zu naiv-dummer Nervensägerei. Daher möchte man ihnen in der Realität nicht um jeden Preis begegnen (der Verfasser lügt), dem Unterhaltungswert des Films ist die Anlage ihrer Rollen freilich zuträglich.

Der folgende "The Peace Killers" driftet stark in Richtung (schmackhafte) Gurke. Hier und da tauchen Szenen auf, welche die Handlung in keinster Weise voranbringen, dazu gesellt sich der Hang zum belanglosen Geplätscher (Wo ist da der Unterschied?). Dafür entschädigen die zahlreichen Fratzen, die sich gegenseitig mit hohlen Auswürfen und grotesken Handlungsweisen übertrumpfen. Einige Figuren muten an, als wären sie von den Verantwortlichen aus dem Endlager für hirntote Redneck-Zombies entführt worden. Halt! Damit ist nicht die ganze Wahrheit gesagt, denn auch dunkelhäutige Vertreter blamieren sich bis auf die Knochen. Jess Walton ist hübsch, schaut meist aus ängstlichen Kuhaugen in die Landschaft, Michael Ontkean bemüht sich redlich darum, den mutigen Beschützer für die verzweifelte Schönheit zu geben. Clint Ritchie tritt nicht nur seine Gegner in den Hintern, auch die Mitglieder seiner Gang haben am strengen Regiment ihres Bosses zu knabbern. Paul Prokop sorgt als überzeugter Hippie für einige (unfreiwillige) Schmunzler. Lavelle Roby eilt den Blumenkindern mit von ihr gelenkten Schmalspur-Rockern zur Hilfe, die Dame hat noch eine Rechnung mit Rebel zu begleichen.

Während "Wild Riders" solide ausgeführt ist, scheinen die Macher von "The Peace Killers" -mehrfach und ausdauernd- tief in die Welt der bewusstseinserweiternden Stoffe eingetaucht zu sein. "Wild Riders" aka "Biker - Von der Meute gehetzt", punktet mit gut aufgelegten Schauspielern, vor allem das irrsinnige Finale hat mich vor Freude vom Sofa gefegt. Als endlich das unscheinbare Ehemännchen mit dem Cello unter dem Arm auftaucht, steuert der Flick flott und zielstrebig auf sein blutiges Ende zu. "The Peace Killers" aka "Die auf heissen Öfen verrecken", setzt in das vorherrschende Gurkentum kleine Ausrufezeichen, ist trotz (wegen?) seiner zahlreichen Schwächen ein kleiner Knuffel. Wenn der "Hippie-Jesus" am allseits bekannten Peace-Symbol festgeschnallt wird, bleibt unter Garantie kein Auge trocken (sofern der Betrachter diese Art von Humor nicht ablehnt). Die Klopperei zwischen Rockern, Hippies und noch mehr Rockern, fordert nicht nur auf dem Bildschirm ihren Tribut. Fast alle Kämpfe sind extrem ungelenk und albern, unbeschreiblicher Murks, der jeden Stuntman peinlich berührt (zumindest belustigen wird).

Mittlerweile sind bereits zehn Rocker & Biker Boxen von MIG erschienen, leider stehen erst die Boxen 1-5 in meiner Sammlung. Box 1 und 2 bieten ein überragendes Preis-/Leistungsverhältnis, auf zwei DVDs werden vier Filme pro Set angeboten. Die erste Box bietet nicht nur Masse, drei der vier Filme sind Treffer, der schwächste Beitrag zumindest nett. Ab Box #3 muss sich der Fan mit zwei Filmen auf einer DVD begnügen. Box #4 bietet den besseren Film in besserer Qualität an, das Bild von "Wild Riders" dürfte die Zielgruppe locker zufriedenstellen. "The Peace Killers" schwächelt auch in technischer Hinsicht deutlich, letztlich kann man mit dem Gebotenen aber leben (Qualitätsfetischisten zählen sicher nicht zu den Interessenten, von daher "passt" die Auswertung der Filme).

Für "Wild Riders" ziehe ich dicke 7/10. "The Peace Killers" verdient sich 5,5/10, in Gedanken addiere ich einen weiteren Wohlfühlpunkt. Wer sich für Biker-Filme (oder die Thematik streifende Werke) aus den frühen siebziger Jahren begeistern kann, tätigt mit der Rocker & Biker Box Vol. 4 einen guten Kauf. Einsteigern lege ich zunächst die Boxen 1 & 2 ans Herz, die sich bei Bedarf durch die folgenden Sets ergänzen lassen.

Was lernen wir aus den Filmen? Rocker sind fiese Typen, gelangweilte Hausfrauen tropfnass, Hippie zu sein ist auch keine Lösung.

Lieblingszitate:

Aus "Wild Riders" aka "Biker - Von der Meute gehetzt": "Ich bezahle seit ich denken kann, jetzt bist du dran!"

Aus "The Peace Killers" aka "Die auf heissen Öfen verrecken": "Du Mistkäfer schiesst auf mich?"
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Nacht des Terrors (USA 1996, Originaltitel: Riot)

Der unerschrockene Engländer

In Los Angeles kommt es nach einem Konflikt zwischen Jugendlichen und der Polizei zu Krawallen. Etliche Stadtviertel sind in Aufruhr, marodierende Schlägertruppen verbreiten Angst und Schrecken. Auch Anna Lisa Gray (Paige Rowland), die Tochter des britischen Botschafters, gerät in den Strudel des Grauens. Die junge Frau wird von einer Strassengang aus einer Limousine gezerrt, fällt in die Hände des berüchtigten Shyboy (Dex Elliott Sanders). Wenig später erhält ihr Vater eine hohe Lösegeldforderung, die an heikle Bedingungen geknüpft ist. Ein einzelner Bote soll das Geld überbringen, der Deal soll mitten in einem momentan unkontrollierbaren Stadtteil stattfinden. Nur ein Mann kommt für diesen Job in Frage, der britische Agent Major Shane Alcott (Gary Daniels). Obschon ihm sein Freund Major Williams (Sugar Ray Leonard) davon abrät, stellt Shane sich sofort Verfügung, er war einst mit Anna Lisa verlobt. Bereits der Weg bis zum Übergabepunkt ist lebensgefährlich, vor allem mit einem Koffer voller Geld unter dem Arm. Shyboy hat freilich nicht vor, dem Boten und der Geisel freien Abzug zu gewähren. Damit nicht genug, denn die böseste Überraschung wartet noch auf Shane...

In den achtziger Jahren war Cannon DIE Schmiede für gepflegte B-Actioner, in den neunziger Jahren sorgte PM Entertainment für Nachschub auf dieser Spielwiese. "Riot" bietet dem Genrefan eine solide Besetzung an, kann mit seiner gelungenen Atmosphäre punkten, Prügel und Geballer werden in feister Dosierung gereicht. Auf dem Regiestuhl nahm Joseph Merhi Platz, der darüber hinaus auch einer der Gründer von PM Entertainment war. Der Mann ist daher gewissermaßen eine ausgewiesene Fachkraft für B-Action.

Gary Daniels macht ohne Zweifel einen durchtrainierten Eindruck, schaut aber eine Spur zu soft aus, den kernigen Actionhelden mag man ihm zunächst nur eingeschränkt abnehmen. Nach und nach verfliegt die Skepsis, Daniels meistert die Actionsequenzen souverän, füllt den Rest mit seiner sympathischen Art auf. In "Riot" darf er unzählige Bösewichter verkloppen und über den Haufen schiessen, der Body Count lässt keine Wünsche offen. Box-Legende Sugar Ray Leonard steht Daniels als typischer Sidekick bei, sein Part fällt jedoch leider deutlich kleiner aus, als ich nach dem Auftakt des Streifens zunächst vermutete. Charles Napier sehen wird als älteren Agenten, sein Gesicht wird jedem Filmfreund schon häufiger begegnet sein. Auf Seiten der Bösewichter sind charaktervolle Fratzen unterwegs. Dex Elliott Sanders gefällt als typisches Bandenanführer-Klischee. Der kantige Patrick Kilpatrick sieht von Natur aus unfreundlich aus, er darf erwartungsgemäß ordentlich auf den Putz hauen. Blondchen Paige Rowland bleibt austauschbar, erfüllt als Ex-Liebchen des Helden ihren Zweck. Damit sind die wichtigsten Mitwirkenden kurz vorgestellt, die weiteren Akteure müssen überwiegend als anonyme Metzelmasse herhalten.

"Riot" bringt all die geliebten Zutaten ins Spiel, die der Fan kurzweiliger B-Action sehen möchte. Der Held gibt nie auf, die Bösewichte schrecken vor kaum einer Tat zurück. Es wird ständig geballert und geprügelt, Mopeds und Autos werden zu Schrotthaufen, die Umgangston ist tendenziell rauh. Die Sause erfreut mit ein paar leicht irren Einfällen, seht euch z.B. die Attacke der bekloppten Mopedfahrer an, herrlich. Zu einem runden Paket gehört in diesem Genre ein pathetischer, einfallsloser Soundtrack. "Riot" gibt sich auch in dieser Disziplin keine Blöße, die Mucke ertönt üblich schlecht. Merke: Das gehört genau so! Der Plot hält eine gelungene Überraschung parat, auf die ich an dieser Stelle selbstverständlich nicht eingehen kann.

Unter dem klangvollen Titel "Nacht des Terrors", ist der Streifen in Deutschland von Voulez Vous veröffentlicht worden. Die DVD gehört zur "Action Sensation" getauften Reihe des Labels, die mir bereits ein paar angenehme Nächte bescherte. Man kann sicher darüber streiten, ob der Name "Action Sensation" eine gute Wahl ist, doch letztlich zählt der Inhalt, nicht die Verpackung. Bei "Nacht des Terrors" ist beim Kauf auf die richtige Fassung zu achten, die im üblichen Massenhandel angebotene DVD (FSK 16) ist gekürzt. Über die üblichen Wege ist die ungeschittene Variante problemlos erhältlich. Die gebotene Qualität sollte die Zielgruppe zufriedenstellen, im Bonusbereich findet man eine kleine Trailer-Sammlung.

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Lieblingszitat:

"Ich bin der Weihnachtsmann."

***

Ansonsten gab es noch:


Fist of the North Star (USA 1995) - Ein weiterer Flick mit Gary Daniels, der sich hier durch eine düstere Welt prügeln muss, die einer Manga-Vorlage entstammt. Malcolm McDowell, Costas Mandylor und Chris Penn sind am Start, sogar Ekelfratze Clint Howard taucht in einer kleinen Nebenrolle auf. Nette Action mit Endzeit-/SF- und Fantasy-Stimmung, die unter dem hektischen, zu oberflächlichen Drehbuch leidet. Der Film ist schlicht zu kurz geraten, um den Zuschauer wirklich in das stimmungsvolle Szenario einzusaugen.

6/10 (obere Mittelklasse)


Bloodsport (USA 1988) - Alle Jahre wieder auf dem Bildschirm, immer wieder sorgt dieser Cannon-Streifen für beste Unterhaltung. Damals der grosse Durchbruch für Jean-Claude Van Damme, der dort (aus heutiger Sicht) recht milchgesichtig anmutet. Schauspielerisch war Van Damme noch eine Nullnummer, kein Vergleich zu seinen heutigen Fähigkeiten, die leider viel zu wenig Beachtung finden! Egal, denn dem äusserst hohen Unterhaltungswert von "Bloodsport", bricht dies keinen Zacken aus der blutigen Krone. Muskel-Klops Bolo Yeung gibt den ultrafiesen Endgegner, da bleibt kein Knochen gerade.

8/10 (sehr gut)


Dawn of the Dead (USA 2004) - Ich liebe Romeros Original von 1978 abgöttisch, der Film zählt zu meinen ewigen Top 10! Das Remake gibt sich eigenständig, erfreut aber mit zahlreichen Verbeugungen vor der Vorlage. Für mich einer der besten Horrorfilme des neuen Jahrtausends. Sicher, das Original bleibt unerreicht, doch Zack Synders Fassung ist mir längst ans Herz gewachsen, landet immer wieder im Player. Im Vergleich mit "Dawn...", stinkt Synders Hypefilmchen "300" gnadenlos ab.

9/10 (überragend)
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Psycho Cop (USA 1989, Originaltitel: Psycho Cop)

Darkest Blue

Drei junge Burschen und ihre Freundinnen sind mit dem Auto unterwegs. Es geht raus aufs Land, die Herren haben dort eine großzügiges Anwesen gemietet, alle wollen einen schönen und eindringlichen Urlaub erleben. Leider treibt sich der durchgeknallte Officer Joe Vickers (Robert R. Shafer) in der Gegend rum, der bereits wegen diverser Greueltaten von seinen Kollegen gesucht wird. Zunächst schliesst der Kopf des Hausmeisters und Aufpassers innige Freundschaft mit einer Axt. Vickers berichtet den Feriengästen von einem angeblichen Unfall, der Vermißte wäre bald wieder auf den Beinen. Zunächst sind die Jungspunde beruhigt, doch nach mutet die Bedrohung immer spürbarer an, bis Vickers schliesslich sein blutiges Handwerk in Angriff nimmt...

"Psycho Cop" wurde zu VHS-Zeiten in Deutschland unter dem Titel "Mad Cop" vermarktet, die DVD trägt nun den amerikanischen Originaltitel. Gern wird William Lustigs "Maniac Cop" (1988) als vergleichbares Werk genannt. Doch im Gegensatz zum urbanen "Maniac Cop", bekommt es der Zuschauer bei "Psycho Cop" mit einem typischen (Backwood) Slasher zu tun ( Bei dem der Killer zur Abwechslung in einer Polizeiuniform durch den Wald stiefelt, besagte Uniform stellt dann aber auch schon die grösste Gemeisamkeit der Filme dar). Regie führte ein Typ namens Wallace Potts, der auch für die Story verantwortlich zeichnet.

Die kurze Vorstellung der Schauspieler kann ich mir an dieser Stelle sparen, denn die Gestalten bleiben beliebig austauschbar. Immerhin sorgt ein Name wie Jeff Qualle für leichte Belustigung, wirklich erinnerungswürdig ist allerdings nur der Auftritt von Robert R. Shafer als "Psycho Cop". Shafer kann inzwischen auf eine stattliche Anzahl von Auftritten in B-Movies und TV-Serien verweisen. Als Officer Joe Vickers darf er ordentlich vom Leder ziehen, irre Grimassen schneiden, wirre Sprüche absondern (...und natürlich seine Kunden zu Mettgut verarbeiten). Wer Slasher sowieso skeptisch betrachtet, wird "Psycho Cop" mit ziemlicher Sicherheit in der Luft zerreissen. Klar, der Flick suhlt sich in abgedroschenen Klischees, kommt zu keiner Zeit über übliche Genrekost hinaus. Wie bereits erwähnt, bleiben die "Zehn kleinen Negerlein" allesamt unscheinbar, beten typische Dialoge herunter, fungieren in erster Linie als Lückenfüller und Metzelmasse. In der Disziplin Spannung vollbringt man keine Wunder, selbst vereinzelte Schockmomente sind Mangelware. Die Effekte bieten guten Standard an, ausufernde Härten sollte man nicht erwarten. Nebenbei wird auf satanische Umtriebe des Herrn Vickers hingewiesen, die zunächst aber wenig Sinn ergeben. Zumindest zum Ende der Sause machen sich die Andeutungen bezahlt, tatsächlich erschien 1993 eine Fortsetzung (Psycho Cop Returns).

Es gibt unzählige Gründe diesen Streifen abzulehnen, langweilig zu finden, ihm keine weitere Beachtung zu schenken. Diese Verfahrensweise möchte ich jedem "Slasher-Nörgler" ausdrücklich ans Herz legen! Mir sind die vermeintlichen Schwächen und Klischeefallen jedoch völlig gleichgültig. Nein, das trifft es nicht, denn ich liebe es sehr auf den ausgetretenen Pfaden zu wandeln, die bereits zahlreiche andere Slasher beschritten haben. "Psycho Cop" bietet dem gierigen Fan knappe 84 Minuten Spass, sofern man die Ansprüche nicht allzu hoch schraubt. Zu den Höhepunkten seiner Gattung zählt der Film ganz sicher nicht, ungeachtet dessen hat der Streifen bei mir die richtigen Knöpfe gedrückt, ich bin wohl ein hoffnungsloser Fall.

Im Rahmen der sogenannten "Horror Editon" (#3), wurde "Pyscho Cop" von Voulez Vous von wenigen Monaten ungekürzt auf den Markt geworfen. Die Bildqualität ist zweckmäßig, Boni sind eine Rarität, Flatschen-Paranoiker werden sich über das Wendecover freuen, welches IMHO sehr schick geraten ist (siehe oben). Neben der deutschen Snychronisation ist der englische Originalton an Bord, die niveauarme deutsche Fassung passt ausgezeichnet ins Bild. Da die Scheibe zum moderaten Kurs gehandelt wird (rund 7€), kann man sehr gut mit der gebotenen Qualität und Ausstattung leben. Ich freue mich sehr über die DVD-Auswertung dieses kleinen Slasher, vielen Dank dafür!

7/10 (gut) = Sehr, sehr subjektive Fanpunkte!

Lieblingszitat:

"Brauchen Sie einen Polizeibeamten?"


Ferner im Player:

China O'Brien (USA 1990) - Cynthia Rothrock hängt ihren Job als Großstadtbul(l)ette an den Nagel, ein tragischer Zwischenfall im Job gibt den Ausschlag. Zurück in ihrer ländlichen Heimat regiert ein fieser Gauner, dem zahlreiche Schergen zur Hand gehen. Als Chinas Vater, der in der kleinen Stadt den Posten des Sheriffs bekleidet, einem heimtückischen Anschlag zum Opfer fällt, will China sich zu seiner Nachfolgerin wählen lassen...

Regisseur Robert Clouse inszenierte immerhin den Bruce Lee-Klassiker "Enter the Dragon", umso erstaunlicher mutet die teils naive Art dieses Rothrock-Kloppers an. "Irgendwie" passt aber alles zusammen, und Cynthia mag ich sowieso (obwohl mir diese Tatsache unbegreiflich ist, denn "sportliche" Frauen entsprechen überhaupt nicht meinem primitiven Beuteschema). Robert Norton und Keith Cooke greifen Frau Rothrock unter die Arme, diverse Fratzen dienen als Sandsäcke und Fußabtreter.

Die DVD aus der Reihe "Eastern Sensation" von Voulez Vous ist (wie üblich) keine Sensation, bietet aber ein faires Preis-/Leistungsverhältnis. Das Cover weist einen dicken Fehler auf, aus "China O'Brien" wurde "China O'Brian". Egal, die Scheibe geht in Ordnung, und "China O'Brien" gehört sowieso zu den besseren Ausflüssen der lieben Cynthia.

6,5/10
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