Re: FÜNFTES OFFIZIELLES FORENTREFFEN: DELIRIA ÖVER NÜRNBERG
Verfasst: Mi 15. Okt 2014, 01:22
TERRORE A NORIMBERGA
5. öffentliches Forentreffen
Der Versuch einer gedanklichen Rekonstruktion
Freitag, 10. Oktober 2014, 8:30 Uhr Buxtehuder Ortszeit: Absprachegemäß finde ich mich bei dr. freudstein ein, wo mir Santini bereits mit dem Schalk im Nacken die Pforte öffnet – unsere Reisegruppe ist komplett und gemütlich geht es per Nahverkehr nach Hamburg-Harburg, wo wir genügend Zeit für ein Frühstück eingeplant haben, bevor es um 10:12 Uhr per ICE direkt gen Nürnberg geht. Die Bahn war pünktlich und wir konnten uns ein Sechserabteil sichern, wo wir zunächst allein waren. Da wir keine Plätze reserviert hatten, wähnten wir uns im Glück. Zwischenzeitlich stieg Erwin C. Dietrich (nicht der Filmschaffende, sondern das neue Forenmitglied) in den immer voller werdenden Zug in unser Abteil zu. Bald kam man ins Gespräch über die bevorstehende Veranstaltung und das Forum, denn ECD erwies sich als durchaus mit der Materie vertraut und interessiert – ein schöner Zufall! Daran, durch den Zug zu wandern und Brainbug zu suchen, der ebenfalls diese Verbindung gewählt hatte, war jedoch nicht zu denken, denn wir konnten froh sein, überhaupt noch unsere Plätze zu haben. Doch wir hatten weiterhin Glück, denn niemand vertrieb uns aus unserem Abteil und der Zug rollte schließlich nach gut vierstündiger Fahrt auf die Minute pünktlich in Nürnberg ein.
Auf dem Weg zum Hotel beobachteten uns bereits Onkel Joe und andere Delirianer aus dem asiatischen Restaurant heraus und nach dem Einchecken konnten wir bereits einen Großteil der Gäste begrüßen und fanden uns zusammen bei eben jenem Asiaten ein, um lecker zu speisen und uns das erste Bierchen zu genehmigen. Im Anschluss suchten wir einen interessanten, aber etwas fragwürdig sortierten und nicht ganz billigen Second-Hand-Laden für Gebrauchtmedien aller Art auf und deckten uns im Einkaufszentrum mit ein paar Getränken ein. Bald war es auch schon Zeit, das KommKino aufzusuchen und da diesmal im Prinzip fast alles bereits im Vorfeld abgeklärt und organisiert worden war (Aushänge, Trailer etc.), konnten wir’s relativ entspannt angehen. Als die sympathischen und engagierten Jungs vom Kino eintrafen, klärten wir kurzerhand die übrigen Details und freuten uns über den Besucherandrang – eine schöne Mischung aus bekannten und neuen Gesichtern, aus Delirianern und lokalen sowie angereisten weiteren Filmfreunden. Wenige Meter vom Kinoeingang aufgebaute Info- und Imbiss-Stände zum Thema vegane Ernährung informierten über Alternativen zum im Hauptfilm des heutigen Abends Gezeigten. Um 20:00 Uhr ging’s dann offiziell los und nach einer kurzen Begrüßung konnte ich an Arkadin abgeben, der einen hochinformativen Vortrag über das Schaffen Jess Francos vorbereitet hatte – eine besondere Herausforderung, nicht nur wegen Francos vieler unterschiedlicher Ausrichtungen und seiner unfassbaren Vielzahl an Werken. Nein, Arkadin kannte den eigentlichen Film, „Lolita am Scheideweg“, ebenso wenig wie wir Organisatoren. Dennoch arbeitete er sogar den Bezug zur literarischen Vorlage Marquise de Sades heraus sowie zu vorausgegangenen Verfilmungen Francos desselben Stoffs. Nach einer gelungenen sleazelastigen Trailershow startete dann Francos Film in seiner deutschen Kinofassung, was bedeutete, dass von der ursprünglich 94-minütigen spanischen Originalfassung noch 77 Minuten (mit neuer Musik und hineinkopierten Szenen aus „Die Insel der 1000 Freuden“) übrig geblieben waren – immerhin sieben Minuten mehr als in der deutschen Videofassung. Eine andere deutsche Heimkinoauswertung scheint es nicht zu geben. Danke an ugo-piazza, der diese Informationen bereits im Vorfeld ermittelt hatte und einer der wenigen war, der den Film bereits kannte! Die Kopie war in einigen Szenen etwas rotstichig, ansonsten aber gut erhalten. Als ich nach dem Film zum ersten Mal das edle Treppenhaus des ehrwürdigen Filmhaus-Kulturzentrums, in dem sich das Kino befindet, so richtig wahrnahm, hatte ich schon ein bisschen das Gefühl, es durch unseren Film besudelt zu haben.
Noch ein paar Gäste mehr wurden es bei „Cannibal Holocaust“, dem zweiten Film des Abends. Anthropologe purgatorio, Autor von „Vom Fressen und Gefressenwerden“, hielt eine originelle, kurzweilige Einführung und wurde dem Bildungsauftrag unseres Forums gerecht, als er von der Fußball-EM 1980 zu berichten wusste und Bernd Schuster ins kollektive Gedächtnis zurückrief. Nach einer weiteren delirierenden Trailershow erstrahlte die Kopie des Films in prächtiger Qualität, ihr Inhalt bot – wie auch der zuvor gelaufene Film – reichlich Anlass für angeregte Diskussionen im Publikum. Einen meinen Lieblings-Italianos einmal im deliria-italiano-Rahmen im Kino wiederaufführen zu können, bedeutete durchaus die Erfüllung einen kleines Traums, woran ich seinerzeit, als mich der Film mit Anfang 20 erstmals verstört zurückgelassen hatte, nicht einmal zu denken wagte. Zurück aus dem Dschungel, dafür mit leichten Bisswunden versehen, trieb der offenbar appetitanregende Film zum Abendausklang ins „Istanbul“, ein türkisches Restaurant, das fast direkt um die Ecke gelegen war. Über das Essen dort gab es geteilte Meinungen, was ich nicht beurteilen kann, da ich mich lediglich an Getränke hielt und mich sogar noch des herren- und frauenlosen Apfelsafts annahm. Den letzte Absacker gab’s auf freudsteins Zimmer und wie leider üblich ging’s um 3:00 Uhr nachts locker ein bis zwei Stunden zu spät in die Koje, aber das war bei unseren Forentreffen nie anders.
Tatsächlich stand ich so früh auf, dass ich mich über das Frühstücksbuffet hermachen konnte. Ich merkte aber bereits, wie sich die kurze Nacht insbesondere vor dem Hintergrund meiner Erkältung rächte, die an diesem Tag voll ausgebrochen war. Da ich bereits in Magdeburg das Sehenswürdigkeits-Kulturprogramm hatte sausen lassen, dachte ich mir aber „Zähne zusammenbeißen und durch“ und schloss mich reichlich matt der ungeduldig mit den Hufen scharrenden Delirianer-Meute an, die einen Ausflug zur Burg geplant hatte – die frische Luft würde mir schon gut tun. Zunächst verschlug es uns aber zum örtlichen „Müller“ und erstmals kam auch ich in den Genuss, in einem Drogeriemarkt Bild- und Tonträger zu erwerben. Die Medienabteilung war von gigantischem Ausmaß, mit einem Drogeriemarkt hatte nur noch eine Etage des Müller-Komplexes etwas zu tun und dank purgschi konnte ich mit „Chillerama“ auf Blu-ray für einen lumpigen Fünfer auch ein schönes Schnäppchen machen. Der Aufstieg zur Burg gestaltete sich für den einen oder anderen etwas beschwerlich, doch oben angekommen konnten wir neben Scharen weiterer Touristen interessante, altertümliche Architektur und weitläufige Aussichten genießen. Nachwuchs-Filmemacher DrDjangoMD erwies sich derweil als vollkommen verrückter Paparazzo, der unablässig Fotos schoss und filmte und es dabei anscheinend vor allem auf mich in meinem fragwürdigen Zustand abgesehen zu haben schien. Und da er nicht der einzige war, der mit Kamera bewaffnet die Burg eroberte, drapierte man uns immer wieder mehr oder weniger fotogen vor irgendwelchen Mauern, Pforten etc. und schoss, was das Material hergab... Ich bin sehr auf die Ergebnisse gespannt und mir schwant Böses! Lebkuchen-Hamsterkäufe machten das Tourismusprogramm schließlich perfekt.
Als gar nicht einmal so einfach erwies sich dann das Vorhaben, eine andere Örtlichkeit als den Asiaten vom Vortag zu finden, um gediegen zu Mittag zu speisen. Den Zuschlag erhielt letztlich eine Pizzeria, während ich mich an einem Veggie-Döner vom Marktplatz versuchte, der allerdings keinen Vergleich zum Hamburger Exemplar bei „BeFried“ darstellte – ich bin ein verwöhnter Fischkopp! Mit Cola hielt ich mich, immer noch ein wenig in den Seilen hängend, über Wasser, bis es schon früh wieder zum KommKino ging, denn um 14:15 Uhr stand bereits der nächste Film aus dem Programm: mein besonderer Liebling „Die Rückkehr der Zombies“. Kurze Begrüßung und Übergabe an Salvatore Baccaro, dem es spielend und ohne Notizen gelang, Brücken von Bianchi, Bark & Co. zu französischer Literatur aus dem 19. Jahrhundert zu schlagen, den Film zum Meisterwerk des Surrealismus zu erklären und ein musikalisches Filmthema „etwas improvisiert und zwei Oktaven höher“ auf der Blockflöte wiederzugeben. Eine solche Filmeinführung hatte sicherlich noch keiner der Anwesenden erlebt und ich verneige mich in Ehrfurcht – das war wahrhaftig Weltklasse! Nach Salvatore kam Nello Pazzafini nach vorn und berichtete von seinen Versuchen, Andrea Bianchi ausfindig zu machen und musste bedauerlicherweise dessen Tod bekannt geben – für vermutlich alle eine neue Information. Die Laune stieg angesichts der nun folgenden Trailershow aber schnell wieder und die Kopie des Films war toll erhalten, offenbarte das eine oder andere Detail und sorgte für noch einmal bessere Laune. Im warmen Kinosaal nutzte ich zwischenzeitlich die Gelegenheit für ein kleines „Powernapping“, wie man es heutzutage so schön nennt, das sich tatsächlich positiv auf meinen Gesamtzustand auswirken sollte und schuf mir so angesichts der Geräuschkulisse des Films mein eigenes umso surrealistischeres Erlebnis, als sich diese mit meinem persönlichen Delirium in der Halbschlaftraumwelt verband.
Die ca. 50-minütige Pause vorm nächsten Programmpunkt nutzte ich, um in der Innenstadt ein belegtes Brötchen zu finden (gar nicht so einfach), das mich weiter nach vorn bringen sollte, und erwischte auf dem Rückweg glatt eine größere Gruppe Delirianer beim berüchtigten Kofferraumbier – offenbar hatte Reinifilm die Heckklappe geöffnet. Natürlich sicherte ich mir mein Exemplar („für später“) und ging zurück zum Kino, wo es alsbald weiterging mit unserer Verlosung, für die jogiwan dankenswerterweise erneut schicke Lose gestaltet hatte, die jeder zahlende Gast des vierten Films in die Hand gedrückt bekommen hatte. Konsequenterweise agierte er auch gleich wieder als Glücksfee und zog insgesamt zwölf Nummern. Mit rund 50 Zuschauern war der letzte Film übrigens am besten besucht und so stieg die Spannung, wer welche von Santini und Onkel Joe übergebenen Preise (DVDs, T-Shirt, Tassen, Kalender) einheimsen würde. Als alles an glückliche Gewinner verteilt worden war, versetzte der kultgewordene „Like Ice in the Sunshine“-Langnese-Spot in wohlige ’80er-Stimmung, bis der Spot auf einen der emsigsten Helfer unter den Delirianern gerichtet wurde: Nun war es an dr. freudstein, das Publikum auf den letzten Film, Fulcis „Über dem Jenseits“ (so mein Lieblingstitel dieses Films), einzustimmen. Angeregt durch Kofferraumbier orientierte er sich nur wenig an seinen Notizen, verdeutlichte, dass man Fulci keinesfalls auf seine Splatterfilme beschränken dürfe, wies auf besondere Details hin, verlieh seiner Begeisterung für Fabio Fidschis Frizzis Soundtrack Ausdruck und fand sogar noch die Zeit, auf meine Arachnophobie zu verweisen. „Von Anfang bis vorne“ ein echter freudstein eben, charmant, spaßig, individuell und wie der Film immer ein bisschen entrückt.
Die Trailershow fiel gewohnt kurzweilig aus, bis uns der Hauptfilm in die Welt der Finsternis eintauchen ließ. Der eine oder andere meiner Bekannten hatte ihn bereits vor ein paar Jahren in Hamburg auf Zelluloid sehen können, doch ich zog damals ein Konzert diesem Filmerlebnis vor. Nun hatte auch ich endlich die Gelegenheit, mich an eines der sieben Tore des Schreckens entführen zu lassen. Bis auf ein paar Laufstreifen war die Kopie ebenfalls in einem tollen Zustand, kräftige Farben, wuchtiger Ton – großartig! Und das Ende auf großer Leinwand war schlichtweg episch. Das gehört einfach ins Kino, nur dort kommt es zu voller Geltung. Das Licht ging an und das war’s – das offizielle Programm war vorbei. Wer wollte, hätte sogar noch die Superrarität „Mysterien der Pornographie“ sehen können, der im Anschluss vom KommKino gezeigt wurde und dessen Trailer im Vorprogramm von „Lolita am Scheideweg“ zu bewundern war, doch ich glaube ausnahmslos zog es uns (nach kurzen Überlegungen, ob wir doch noch ins „Barfüßer“ gehen sollten, wovon man uns aber aufgrund der erwarteten starken Frequentierung abgeraten hatte) in die Gaststätte des Filmhauses, wo es nun doch auch warme Küche gab. Zu Knoblauchschnitzeln (kleiner Insider mit an die Frankfurter Fraktion) und Weltkulturburgern flossen diverse Biersorten vom Fass, wurde reichlich angestoßen und gequatscht, sich über Gott und die Welt ausgetauscht. Doch nicht nur mich zog es aufgrund der Hitze im gesamten Gebäude mit meinem Humpen vor die Tür, wo sich nach und nach nicht nur die Raucher versammelten. DrDjangoMD und sergio petroni hatten ihre Spendierhosen an und schenkten J&B sowie einen edlen schottischen Glen Schießmichtot aus, aus rein medizinischen Gründen genehmigte selbst ich mir einen – zum Abtöten meiner Erkältungsbakterien (ugos Ebola-Diagnose schenkte ich keinen wirklichen Glauben). Das am gesamten Wochenende für ein Forentreffen ungewöhnlich milde Klima öffnete die Schenkel machte es möglich und im Gegensatz zu manch anderer Lokalität beschwerte sich auch niemand über Lärmbelästigung oder stellte Regeln wie „Getränke nur drinnen, Rauchen nur draußen“ auf – beste Voraussetzungen also. Nachdem ich am Vortag bereits diverse lokale Biersorten durchprobiert hatte, von denen mir eigentlich alle mundeten, wollte ich diesmal vornehmlich bei einer Sorte bleiben, nachdem ich schon wieder Kofferraumbier, Canisius’ Lager und das Pils an der Kinokasse über den Tag verteilt gekostet hatte. Doch nach zwei halben Litern Hellem vom Fass hing es mir irgendwie zum Halse heraus und wurde von mir als zunehmend dünn schmeckend empfunden. Das Dunkle sorgte für einen nicht unangenehmen Kontrast, doch kannte ich andere Dunkle, die mir mehr zusagten. Das „Nickl Zwickl“ (oder wie es hieß) am Ende war dann aber wieder nach meinem Geschmack und das für mich finale Kofferraumbier von sergio, Tannenzäpfle, lief auch noch gut herunter. Mein Bierfazit: So’n Exort geht in Nürnberg immer mal, ein frischgezapftes Helles ist sehr erfrischend, aber bei mehreren hintereinander merke ich dann doch, was ich an (nicht nur) nordischen Pilsenern habe. Das lokale Pils wiederum hat mich nicht überzeugt. Fabelhaft übrigens, dass an der KommKino-Kasse eine eigene Getränkeausgabe mit angenehm arbeitnehmerfreundlichen Preisen betrieben wird und man gleich zwischen drei gekühlten Sorten Bier wählen kann! Ein Helles mit Ploppverschluss habe ich mit nach Hause genommen, im Kühlschrank harrt es seiner Verköstigung.
Längst war es wirklich Zeit für mich, schlafen zu gehen, während andere die Nacht noch ausnutzen wollten und nach der nächsten Pinte fragten oder noch einen Clubbesuch planten. Mittendrin auch unser dottore freudstein, mittlerweile mit ordentlich Schlagseite. Als mir jemand seinen Motörhead-Jutebeutel in die Hand drückte und mir riet, diesen besser mal an mich zu nehmen, da il dottore evtl. Gefahr liefe, diesen sonst irgendwo liegen zu lassen, tat ich, wie mir geheißen und nahm das mit irgendwelchem Papierkram gefüllte Ding mit zu mir aufs Zimmer und legte mich den Schlaf der Gerechten genießen. Welches Drama ich damit ausgelöst hatte, erfuhr ich erst zum Frühstück am nächsten Morgen: Im Beutel befand sich auch freudschis Zimmerschlüssel und da er anscheinend überhaupt nicht mitbekommen hatte, dass ich mit dem Ding abgezogen war, glaubte er nun, es tatsächlich verloren zu haben und geriet in Schwulitäten. Dank eines warmherzigen Administrators musste er die Nacht (oder vielmehr den Morgen) zwar nicht unter freiem Himmel verbringen, doch der Schlafkomfort hielt sich in Grenzen. Das war nun wirklich nicht meine Absicht, aber wie oft ist gut gemeint das Gegenteil von gut gemacht.
Da wir noch reichlich Zeit hatten, konnten wir es aber ganz genügsam angehen lassen, uns in Ruhe von allen verabschieden, frühstücken gehen, Nello und Kitty sowie drei von vier Frankfurtern noch einmal treffen etc. und die Rückfahrt verlief dann auch komplikationslos. Diesmal mussten wir einmal in Würzburg umsteigen und glücklicherweise erwischten wir wieder Sitzplätze, aber eines muss ich mal festhalten: Mit drei Leuten in einem Sechserabteil ist alles bene, bei sechs Leuten gibt’s aber kaum noch Freiheit für die Beene, will sagen: Klar, es ist zweite Klasse, aber Komfort im Aushängeschild der DB AG geht sicherlich anders – in jeder S-Bahn ist da mehr Platz. Apropos Komfort: Unser Hotel im Rotlichtviertel war sicherlich keine Spitzenadresse, verfügte aber über einen gewissen Charme – wie bereits von anderen bemerkt und hervorgehoben. Zur einen Seite hin herrschte aber ein unglaublicher Krach von der feierwütigen Meute auf den Straßen und für ein Zimmer der Kategorie I war meines schon sehr, nun ja, „ökonomisch“ architektonisch konstruiert worden. Aber Platz ist in der kleinsten Hütte und solange es sauber ist, ist mir das ziemlich egal. Das WLAN allerdings schien nicht wirklich zu funktionieren und so positiv ich am ersten Morgen noch vom Frühstück überrascht war, so war es am Sonntagmorgen doch etwas enttäuschend: Die Brötchen waren sehr offensichtlich vom Vortag und ich hatte Glück, das letzte überhaupt noch abzubekommen... Klasse waren allgemein die kurzen Wege. Kein einziges Mal mussten wir Taxi, Bus oder U-Bahn fahren, die Stationen Bahnhof, Hotel, Kino, Müller und Burg waren alle problemlos in kurzer Zeit zu Fuß zu erreichen. Das war nicht immer und überall so. Ein großes Lob auch an die Jungs vom Kino, die superengagiert bei der Sache waren und mit Leidenschaft und technischem Geschick entscheidend dazu beigetragen haben, uns ein unvergessliches Kinowochenende zu bescheren! Die Zusammenarbeit verlief reibungslos und man lag auf einer Wellelänge – das ist verdammt viel wert, vor allem, wenn man jedes Jahr woanders ist und nie zu 100% wissen kann, inwieweit man sich auf die Leute vor Ort verlassen kann. Der Saal mit seinen 69 Plätzen im ’70er-Jahre-Orange-Plüsch-Schick machte gut was her, war gemütlich und sieht natürlich am tollsten aus, wenn er gut gefüllt ist. Mit dem Besucherandrang können wir absolut zufrieden sein, sowohl was Delirianer als auch andere betrifft! Vielen Dank an jeden einzelnen, der erschienen ist, nicht selten wieder von weit, weit her! Andere Veranstaltungen haben ja bisweilen zu kämpfen, überhaupt auf eine zweistellige Besucherzahl zu kommen... Was mich ganz besonders freut, ist, dass nicht nur „Lolita am Scheideweg“ ein unbekannter Film war; nein, manch einer kannte auch den einen oder anderen Film noch gar nicht und es kam sogar vor, dass jemandem kein einziger Film bekannt war. Dass wir es ermöglichen konnten, dass manch einer diese Filme auf großer Leinwand zum ersten Mal zu sehen bekam, erfüllt mich mit besonderer Freude!
Danke für all die positiven Rückmeldungen, auch mir hat dieses Wochenende wieder einmal ganz besonders viel Spaß gemacht und ich habe versucht, jede Sekunde genussvoll aufzusaugen, viel gelacht und mich pudelwohl gefühlt – Schnodderseuche hin oder her. Nürnberg ist eine interessante Stadt und eine Reise wert, zumal im KommKino immer wieder einmal begrüßenswerte Filmveranstaltungen stattfinden. Auch den einen oder anderen konstruktiven Kritikpunkt haben wir natürlich vernommen und nachvollziehen können und freuen uns ebenso darüber! Ein besonderes Dankeschön an dieser Stelle noch einmal an meine Mitadmins, an jogiwan und natürlich an dr. freudstein, der in vielerlei Hinsicht eine große Hilfe war sowie an unsere (ich nenne sie mal) Gastredner. Und bevor ich gar nicht mehr aufhöre, gelten meine letzten Dankeschöns sergschi und Reinschi für diverse belebende Getränke und natürlich allen, die mir etwas Schönes mitgebracht haben.
Wo Lolita auf den Scheideweg, Kannibalen auf Veganer, zarte Frauenschenkel auf Bärenfallen, Exploitation auf ehrwürdiges Kulturgemäuer und edler Whiskey auf Pappbecher treffen – da ist deliria-italiano-Forentreffen. Es war mir eine Freude, euch alle wiederzusehen oder erstmals kennenzulernen und hoffe, dass wir beim nächsten Mal alle wieder zusammenfinden, denn: Nach dem Forentreffen ist vor dem Forentreffen!
P.S.: Ein paar der Bilder habe ich aus euren Facebook-Chroniken gemopst – ich hoffe, ihr habt nichts dagegen...?