Karl or Karla goes to Cinema

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Moderator: jogiwan

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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

HyperHorrorHappening 3 Hex
2. Tag, 12.11.22
18:00
I AM NOT A WITCH (2017)
OmU
R: Rungano Nyoni, D: Maggie Mulubwa, Nellie Munamonga, Dyna Mufuni, Nancy Murilo, Becky Ngoma; M: Matthew James Kelly
Kein Horrorfilm, sondern ein Spielfilm, der hauptsächlichin einem sogenannten Hexencamp spielt. Insofern sehr passend, da weltweit immer noch Menschen der Hexerei beschuldigt und veruteilt werden. Vor allem alte Frauen und Kinder.
Hier geht es um ein Mädchen, dass der Hexerei beschuldigt wird und per Urteil in Hexencamp kommt. Das ist ein zweischneidiges Schwert, da sie einerseits sicher in einer Community wohnen, andererseits von den Organisatoren dieser Camps ausgenutzt werden: billige Arbeit auf den Feldern und beim Steineabbau. Außerdem müssen sie sich für Touristen zur Schau stellen. Shula, so genannt von den älteren Frauen im Camp, wird von einem örtlichen Politiker außerdem dazu benutzt, um Regen zu versprechen, Gerichtsurteile zu fällen und Eier zu verkaufen.
Das ist spannend erzählt und obwohl wir vom Background des Mädchens nichts wissen, folgen wir ihr gespannt. Das hat auch noch Witz, starke sozialkritische Anteile nicht nur in Bezug auf die vermeintliche Hexenverfolgung, sondern hat auch etwas zu erzählen in Sachen Westlicher Blick, Feminismus, Lokalpolitik.
Die Regisseurin, so berichtete uns die Einführende, recherchierte lange in einem Camp und wurde mit diesem Film, der u. a. mit britischer, deutscher - und französischer Unterstützung entstand, nach Cannes eingeladen als erster sambesischer Film. Der Erfolg führte zu weiteren sambesischen Filmen.
Der hat mir gut gefallen, und obwohl kein Horror, sehr passend auf so einem Festival.
Empfehlung.

20:15
The VVITCH (2015)
OmU
R: Robert Eggers, D: Anya Taylor-Joy, Ralph Ineson, Kate Dickie, Harvey Scrimshaw, Ellie Grainger, Lucas Dawson; M: Mark Korven

Meine DVD - Sichtung ist ja erst ein paar Monate her, war noch sehr präsent. Da möchte ich auch gar nix hinzufügen. Im Kino natürlich viel eindringlicher und wirkungsvoller. Heftig.

BLAIR WITCH PROJECT (1999)
OmU
R: Daniel Myrick, Eduardo Sánchez, D: Heather Donahue, Joshua Leonard, Michael C. Williams, Patricia DeCou; M: Tony Cora

Tatsächlich erstes Wiedersehen seit der Kinosichtung und ich frug mich, ob Blair in Neuengland liegt, s. o.. Nein, in Maryland, aber ja nicht so weit weg. Für mich damals wie heute sehr wirkungsvoll, und es spricht ja auch für den Film, dass ich mich nach 22 Jahren noch so das meiste in Erinnerung habe. Klar, dadurch waren einige Überraschungen weg.
Nach wie vor stark.

Für die anschliessende Dark Wave Band war ich leider zu müder, es war schon 0:30..... jaja, alt.

Insgesamt ein schönes Festival, was auch von vielen Leuten, vielen jungen Leuten auch, angenommen wird. Es gibt eine eigene Gruselbar mit Essen und trinken gegen Spende, da läuft im Hintergrund entsprechende Musik, und es finden sich viele Gespräche. klar, irgendetwas geht immer schief, an beiden Tagen war ein bißchen was mit den Projektor, was die Zeit immer mehr nach hinten verschob. Aber ein launiges und geduldiges Publikum hatte eh Spaß am Beisammensein.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

20.11.2020 19 Uhr Cinema Ostertor
Weird Xperience präsentiert:

DROP OUT - NIPPELSUSE SCHLÄGT ZURÜCK (1998)
R: Beatrice Manowski, Wolfgang Büld, D: Beatrice Manaowski, Erdal Yildiz, Axel Pape, Martina Schießer, Robert Viktor Minich, Lars Pape; M: M. Sid Behrend, Zzup Comanche, Lennart Krarup

Marion zieht bei ihrem ständig betrunkenen Freund aus, findet in einem Büro Unterschlupf, behauptet Privatdetektivin zu sein, bekommt dummerweise Aufträge, und rutscht in eine Szenerie aus Mord, Drogen, Politik....

Beatrice Moanowski in einer Art Solo-Show, wir bekommen die GEschichte ganz aus ihrer Sicht erzählt, im unzuverlässigen Stil: Eigentlich tapet sie ihre Erinnerungen auf Video, aus unterschiedlichen Gründen. Und da sie die verschiedensten Drogen nimmt, sind die Erinnerungen bruchstückhaft, verschleiert, werden nach und nach zusammengesetzt.
Und wir hören dabei fast die ganze Zeit Marion zu: Entweder spricht sie direkt in die Kamera oder aus dem Off. Der Film springt in den Erzählsträngen hin und her, die irgendwie alle miteinander verbunden sind, die Tonspur geht da auch mit: verschiedenste Qualitäten, divereses mal in Vorder-, mal im Hintergrund.
Und dabei ist Marion nicht durchgehend sympatisch: Vorgeblich auf der Suche nach Glück, ist sie vor allem auf Drogen, Alkohol und noch mehr auf Sex aus. Aber ein bißchen wie eine Erwachsene Pippi, sie macht sich ihre Welt, wie sie ihr gefällt, und das ist bewundernswert, auch wenn die Realität sie immer wieder Hindernisse in den weg legt.
Dazu gibt es Filmanspielungen, stellt euch mal zB Lola rennt nackt mit Umschnalldildo vor.
Insgesamt wow, ungewöhnlicher Film, gut besetzt, sehr schräg, auch ein bißchen satirischer Schlag gegen diese 90er Glätte der seelenlosen elektronischen Musik, der Welt der Werbefuzzis.
Und wenn immer wieder b-52s gesampelt wird, ich gehe damit.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

28.11.2022 19:50
Cinemaxx Bremen
THE MENU (2022)
R: Mark Mylod, D: Ralph Fiennes, Anya Taylor-Joy, Nicholas Hoult, Hong Chau, Janet McTeer, Paul Adelstein, John Leguizamo, Aimee Carrero, Judith Light, Reed Birney, Arturo Castro, Rob Yang, Mark St. Cyr, Rebecca Koon, Christina Brucato, Adam Aalderks, Matthew Cornwell, Peter Grosz; M: Colin Stetson

Ralph Fiennes gibt einen ek- und egozentrischen Koch, der für besondere Gäste auf einer Insel ein besonderes Menü bereitet. Anya Taylor - Joy (die ich jetzt innerhalb sehr kurzer Zeit dreimal auf großer Leinwand sah, in sehr unterschiedlichen Rollen, sehr angenehm) spielt Margot, die kurzfristig daran teilhaben darf/kann/muss, und deren Anwesenheit Wirbel in den Abend bringt, der nicht so verläuft, wie irgendjemand sich das vorstellt.
Auch desweiteren illustre Gäste, gespielt von John Leguizamo (endlich mal wieder, sehe ich ja gern), Nicholas Hoult, Hong Chau, Judith Light.
Ein wirklich spannender Thriller mit einigen überraschenden Wendungen. Ich hatte mich auch vorher null informiert, und so war es ein raffinierter Thriller. Mit eingien schwarzhumorigen Einlagen.
Überlegt habe ich danach ob es eine Parodie sein soll, auf diese überkandidelte Kochszene, auf die reichen und ihre moralischen Defizite, auf die Gesellschaft. Aber im Grunde ist es ein Thriller um einen sich selbst überschätzenden, von seinem Werk und seiner Umgebung müden Künstler. Der natürlich auch verrückt ist, wenn auch eberechnend.
Zu einer Satire fehlt der Biss, und die Charaktere bekommen kaum eine Geschichte is auf ein paar Daten, die sie aber nur zu typischen Klischees machen, außer den beiden Protagonisten. So bleibt eben der Biss und konkretere Anspielungen aus, um wirklich in eine parodistische Richtung zu zeigen. Kleine feine Ansätze gibt es natürlich, die bleiben bei den Themen nicht aus, sind aber eher sehr fein zubereitet und spürt man erst im Abgang.
Sehr guter jazzy Soundtrack von Collin Stetson mit einigen Blas- und Streichinstrumenten, relativ minimal gehalten, aber beeindruckend.
Gute Unterhaltung!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

3.12.2022 20 Uhr
DER FAN (1982)
R: Eckhart Schmidt, D: Désirée Nosbusch, Bodo Staiger, Simone Brahmann, Jonas Vischer, Helga Tölle, Klaus Münster, Wilfried Blasberg, Christian Simon; M: Rheingold

Zum Film habe ich ja im entsprechenden Thread einiges geschrieben, bei der Neuschtung hatte ich aufgrund unserer Einführungen und weil ich da tatsächlich bei manchen Themen sensibler geworden bin, ein wenig Befürchtungen. Arkadin ging auf den Skandal ein (auch mich hat der Bravoartikel damals sehr neugierig gemacht), ich selbst bemerkte bei meinen Vorbereitungen, dass wir genau drei Jahre nach Bodo Staigers Tod den Film zeigten, unheimlich. Dazu hatten wir Kneipenatmosphäre , wo ich immer gespannt bin , ob ich reinkomme. Aber durch die große Leinwand, das gute Bild und den tolen Ton war ich noch mehr drin als letztes Mal, bin total mit Simone mitgegangen. Spannend.
Einige Szenen hatte ich anders in Erinnerung, bzw. manches fehlte mir, weiß jemand, ob die Blu Ray und die DVD aus der Collection unterschiedliche Fassungen sind?
Guter Film, guter Abend.
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Beitrag von karlAbundzu »

11.12.2022 19 Uhr Cinema Ostertor
Weird Xperience präsentiert:
SILENT NIGHT, DEADLY NIGHT (1984) OV
R: Charles Edward Sellier Jr., D: Robert Brian Wilson, Danny Wagner, Jonathan Best, ALex Burton, Lilyan Chauvin, Gilmer McCormick, Toni Nero, Britt Leach, Nancy Borgenicht, H.E.D. Redford, Linnea Quigley, Leo Geter, Randy Stumpf, Will Hare, Tara Buckman, Geoff Hansen, Charles Dierkop, Eric Hart; M: Perry Botkin Jr.

Vorab: Wir haben die besten Fans der Welt, da gab es noch Geschenke zum 10jährigen!!! Danke, immer noch gerührt.

Psychologischer Slasher zum Thema Weihnachten.
Wir folgen Billy von einem traumatischen Erlebnis in seiner Kindheit über nicht so schöne Erfahrungen im katholischen Waisenhaus bis zum Auslösers des Durchknallens, was dann eher Amoklauf denn Serienmörder ist.
Das ist mal grimmig mal am Rande der Komik inszeniert, es gibt einige SLasher Standards, fiese explizite Kills.
Ungewöhnlich eigentlich, dass hier straight vom Trauma bis zu seinem Ende mit obligatorischer Aussicht auf einen zweiten Teil erzählt wird, keine Rückblicke, alles ist bei den Morden schon ausreichend psychologisch begründer worden. Und das ständig relativ viele Kinder in Gefahr sind, ist ziemlich fies und auch eher selten.
Mich faszinierten am meisten die Szenerie im Spieleladen, da ich selbst mal zu Weihnachten in einem solchen Laden gearbeitet habe, und auch wir feierten nach dem Ausfegen. Gut, wir hatten keine eifersüchteleien und Traumata (jedenfalls weihnachtsbezogen) am Start. Und knallten uns auch nicht mit J&B und Eierlikör zu.
Ganz toll die Musik von Perry Botkin Jr und die eigens für den Film geschriebenen Weihnachtssongs von Morgan Ames.
Hat mir Spaß gemacht, solch einen 80er Slasher Klassiker auf großer Leinwand zu sehen.
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Beitrag von karlAbundzu »

23.12.22, 20 Uhr, City 46
Mona Lisa and the Bad Moon (2021)
OmU
R: Ana Lily Amirpour, D: Jeon Jong-seo, Kate Hudson, Craig Robinson, Evan Whitten, Ed Skrein; M: Daniele Luppi

Eine Jugendliche flieht nach 10 Jahren aus einer Geschlossenen, schlägt sich nach New Orleans durch, lernt eine Stripperin und ihren Sohn kennen, und betrachtet die Welt.
Ich mochte ja Ana Lily Amirpours A girl walks home alone at night sehr und war gespannt. Hier wirkt es noch eigenständiger, es gibt mehr Kanten.
Die Charaktere sind nicht eindeutig besetzt, Mona Lisa kann zB auch sehr brutal und fies sein. Im ganzen folgen wir meist ihr, und Jeon Jong-seo spielt sehr fein die nuancierte Entwicklung Mona Lisas. Ed Skrein als drogendealender DJ, eigentlich Klischee bis ins Detail, hat hier eine Rolle, die gegen dieses gebürstet ist.
Eine weitere Hauptrolle hat New Orleans, dreckig und glamourös, dabei immer wie Kulisse wirkend. Doch absichtlich, wie bei einigen unabhängigen Filmemachern, da die Stadt nur Bild ist, Stimmung und Lebensumstand und wohl nicht real verortet werden soll.

Höhepunkt zum Ende des Jahres.
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Beitrag von karlAbundzu »

5.1.2023 20 Uhr Cinema Ostertor
DER DENWWÜRDIGE FALL DES MR. POE (2022)
R: Scott Cooper, D: Christian Bale, Harry Melling, Gillian Anderson, Lucy Boynton, Charlotte Gainsbourg, Toby Jones, Harry Lawtey, Simon McBurney, Timothy Spall, Robert Duvall, Hadley Robinson, Charlie Tahan, Gideon Glick; M: Howard Shore

Erster Kinobesuch 2023

Ein Whodunnit Krimi um einen Ex-Constable, der im Jahr 1830 in einer Militärakademie um einen vermeintlichen Selbstmord ermittelt. Ein gewisser Edgar Allan Poe hilft ihm dabei...

Nun, ein Krimi im historischen Gewand, ein Ermittler mit eigenen Dämonen, Anspielungen auf das literarische Werk Poes.
Das ist alles nix Neues, aber hier spannend inszeniert, geschrieben mit nachvollziehbaren Plottwists und Aufklärungen. Düster und Stimmungsvoll inszeniert und gefilmt, Kostüme stimmig, Howard Shore mit unaufdringlichem passenden Soundtrack.
Scott Cooper besetzt wieder Christian Bale in der Hauptrolle, find ich ja super. Dazu Harry Melling als fiebriger Künstler im romantischen Sinne, toll. Die Nebenrollen haben es auch in sich, gefreut habe ich mich über Gillian Anderson als Frau am Rande des Wahnsinns, Robert Duvall als Okkultistenkenner.

Ich hatte einen sehr unterhaltsamen Abend.
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Beitrag von karlAbundzu »

8.1.2023, 18 Uhr
Cinema Ostertor
Diesmal etwas ganz besonderes bei Weird Xperience, Doppelprogramm mit echtem Bildungsauftrag.
Einer unserer Stammgäste ist ein Lehrbeauftragter an der Bremer Uni und bildet angehende Deutschlehrer*innen aus. Ihn beschäftigt u.a. die Frage, wie Filme und Medienkompetenz im Unterricht vermittelt werden kann. Dieses Semester ist das Thema: Schlechte (?) Filme.
Ist dann ja auch immer schön, bei dem Thema die Studierenden ins Kino zu holen, Sonntag Abend Zusatzstunden. Organisiert von zwei Studenten des Seminars.
Ausgewählt haben wir zusammen diese zwei Filme:
2000 Maniacs (1964)
OV
R: Hershell Gordon Lewis, D: Connie Mason, Shelby Livingston, William Kerwin, Jeffrey Allen, Gary Bakeman, Ben Moore, Jerome Eden, Stanley Dyrector, Linda Cochran, Michael Korb, Yvonne Gilbert, Vincent Santo; M: H. G. Lewis
Die alte Geschichte um einen Ort, der alle hundert Jahre auftaucht. Und in diesem Falle rächen sich Südstaatler an Yankees und haben urst Vergnügen.
Der übernatürliche Vater aller Backwoods Filme. Gleichzeitig eine tiefschwarze Komödie. Klar, mit ein paar Unzulänglichkeiten, das macht aber die hervorragende Musik wieder wett.
Yee Haw.

Dann gab es eine Podiumsdiskussion, bei der Arkschi und ich zum Seminar Thema Rede und Antwort stehen mussten. Wir schlugen uns ganz gut. Ich finde ja so etwas meist sehr befruchtend, da mir beim formulieren der Gedanken meist einiges klarer wird.

Dann
Paco - Kampfmaschine des Todes (1986)
R: Sergio Martino, D: Daniel Greene, Janet Agren, Claudio Cassinelli, John Saxon, George Eastman, Roberto Bisacco, Pat Monti, Andrea Coppola; M: Claudio Simonetti
Martinos Terminator und Rambo Nachfolger, aber auch Over the Top und Universal Soldier Vorgänger.
Nach dem rasanten Attentat mit Flucht am Anfang eher ein amerikanisches Indy Setting: abgelegenes Haus im nowhere, an sich selbst zweifelnder Mann, Love Story mit der einzigen Frau...
Und nicht so recht in Erinnerung hatte ich das Zukunftssetting: die selbstgebastelten Röhren zur Luftreinigung bekamen etwas sehr aktuelles. Der saure Regen und die Armut auf der Straße waren zu der Zeit ja real oder als drohende Gefahr ja da.
Dazu durfte Daniel Green immer wieder seinen Oberkörper entblößen und Janet Agren charmant in die Kamera schauen. Eastman und Saxon eine Bank. Simonetti düdelt passend dazu.
Sehr gut.

Ich bin gespannt, was wir für eine Rückmeldung von den Studierenden erhalten.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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19.1.23, 20:30, Schauburg Bremen, kleines Haus
Holy Spider (2022)
R: Ali Abbasi, D: Zar Amir-Ebrahimi, Mehdi Bajestani, Arash Ashtiani, Forouzan Jamshidnejad, Sina Parvaneh, Nima Akbarpour; M: Martin Dirkov

In Maschad, der zweitgrößten Stadt Irans, geht ein Serienmörder um, der es auf Prostituierte abgesehen hat. Die Journalistin Arezu Rahimi begibt sich auf die Suche.
Ein Serienmörder Film im Iran. Beruhend auf einen echten Fall. Da geht es nicht nur um die Jagd auf den Killer, sondern auch um die soziale Lage der Frauen im Iran. Gleich zu Beginn tauchen wir in das Leben einer drogensüchtigen, allein erziehenden Prostituierten ein, bis sie den Mörder trifft. Die Opfer werden hier ernst genommen, was die Morde noch viel unangenehmer macht. Doch auch vom Killer wird viel erzählt, trotzdem wird die Motivation nicht schlussendlich aufgeklärt, Frustration, religiöser Auftrag, Kriegstrauma, sonstige psychische Ursachen. Weiterhin wichtig ist der Umgang der Gesellschaft mit dem Fall: der Täter wird von vielen als Säuberer gefeiert, und auch seine Familie ist eher stolz. So endet der Film auch nicht mit der Festnahme oder der Urteilsverkündung.
Filmisch ist das top, klasse Darsteller, klasse Kamera, klasse Regie, toller Sound.
Und in der grundsätzlich bitteren und unangenehmen Stimmung mischt sich ab und an eine krude Art von Humor mit rein.

Ich war gespannt auf den Film, da ich den vorherigen Film des Regisseurs Border sehr schätze. Jetzt wäre ich auch mal an das Debut Shelley interessiert.
Top Empfehlung.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

21.1.23 Schauburg, sehr großer Saal
11:00
Zu heiß zum Anfassen (1960)
R: Terence young, D: Jayne Mansfield, Leo Genn, Karlheinz Böhm, Danik Patisson, Christopher Lee, Kai Fischer, Patrick Holt, Ian Fleming; M: Eric Spear
London, Soho, 1960. Wir befinden uns in einem angesagten Club mit ausgefeilten Strip-Revue-Nummern. Chef ist Johnny Solo (Leo Genn), ein Mann mit Vergangenheit, wenig Moral, tendentiell Nihilist und heißt nicht umsonst Solo. Chefin der Revuenummern und Solo in Liebe zugetan, Midnight Franklin (Jayne Mansfield) ehemalige große Nummer aus den USA. Clubmanager und Nummernansager Novak (Christopher Lee), der doppeltes Spiel treibt. Zu Besuch aus Deutschland: Robert Ackermann (Karlheinz Böhm), Journalist auf der Suche nach einer Story, doch mit dieser findet er auch eine Liebe bei einem der Girls. Dann gibt es noch einen Konkurrenzclub gegenüber und die Geschichte einer Minderjährigen und eines unangenehmen Stammkunden...
Hochklassige Produktion, die den Glamour Sohos auferstehen lassen will, gut ausgestattet ist, auch wenn es meist im Pink Flamingo spielt, oder man kurz über die Studiostrasse in den anderen Club geht.
Kommt eher langsam in Fahrt, es werden Spuren gelegt, worum es wohl gehen wird, die Nummern in exotischen Settings werden aufwändig gezeigt, Mrs. Mansfield darf ein paar mal singen. Das waren noch Zeiten als eine Strip-Nummer wirklich eine Geschichte hatte, mit aufwändigen Kostümen aus dem Dschungel oder 1001 Nacht, und nicht nur extreme Akrobatik an einer Stange. Gefielen mir, auch wenn der Film den Zuschauer durch die Gegenshots auf das Publikum, meist ältere, Zigarre rauchende, beinahe sabbernde Männer, entlarvt. Erwischt.
Der Film wollte zu viel erzählen, kommt dabei nicht so recht in Fahrt: Alles für sich hat Spaß gemacht: Die Revue, Lee als doppelt Angestellter, wobei nicht recht klar wird, warum er das tut, oder was aus seiner eigenen Initiative raus geschieht. Auch die Geschichten der Revuegirls, schön unterschiedlich, unteressant, vielleicht war aber die Love Story zwischen Böhm und Pattinson dann doch zu viel.
Man hätte sichwohl auf die Pink Flamingo-Solo-Franklin-Geschichte mit der Bedrohung des anderen Clubs und der Polizei beschränken sollen, die gab genug her, und da hätte man mehr an der Schraube drehen können.
Trotzdem insgesamt gute Schauwerte, gut gespielt, gute Musik.

13:00
Ein langer Ritt nach Eden (1974, kam er in die Kinos, wohl 1972 gedreht)
R: Günter Hendel, D: Günter Hendel, Michael Eder, Ingrid Steeger, Karin Heske, Nevanka Dudek, Achim Hammer, Derek Brand, Boris Cavazza; M: Stanley Fromm, Walter Geiger
Westernzeit: Zwei Banditen wollen sich mit einem dritten nach einem Banküberfall in einer Geisterstadt treffen. In dieser machen auch zwei Quäkerpärchen für den Winter Rast. Die beiden psychopathischen Gangster quatieren sich mit ein, freuen sich über Speis, und wollen mit den Frauen vögeln.
Winter, viel Schnee, es spieltfast nur in und vor den Hütten, man könnte fast an Hateful Eight denken. Ist dann aber meilenweit wo anders.
Denn dies hier ist einfach nur unglaublich. Und wir sind im unangenehmen Genre des Home Invasion viel mehr als im Western. Die beiden Psychos sind wirklich abscheulich, der eine gespielt vom Regisseur Günter Hendel selbst (vielleicht bekannt durch die Graf Porno Filme), der im Gegnsatz zu seinem Kumpel die Frauen mit Geduld und nicht mit Gewalt rumkriegt. Buah.
Filmisch ist das absurd. Der lange Ritt ist tatsächlich ein Versuch des langen Ganges nach Eden, über die verschneiten Berge, die bergauf, bergab, bergauf, bergab, bergauf, bergab langsam abgeschwenkt werden. Manchmal auch andersherum. Es lauern auch um die Hütte herum Wölfe. Hier echte Wölfe, also Archivaufnahmen mit den hübschen Tieren. Die Musik ist meist unpassend und nervt, meist abgeänderte abgenudelte Western-Kindersongs, wohltuend manchmal unterbrochen von krautigen Klängen und Getrommel.
Die schon benannte Szene liess mich selbst dabei erwischen, wie ich bei einem völlig sinnlosen Tod der unangezogenen Ingrid Steeger erst laut auflachen und dann weiter giggeln mußte.
Ein Film, der sich allem möglichen entzieht.Hahn schrieb: "eine erbärmlich gespielte, jämmerlich inszenierte Mixtur aus Western und Zotensex“, das stimmt irgendwie und ist doch ganz falsch.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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