Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

14.11.2015, Gun Club, Hamburg:
RESTMENSCH + STAHLSCHWESTER


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Eigentlich sollten die UGLY HURONS an diesem Abend zusammen mit RESTMENSCH den Gun Club beehren und eigentlich wollte ich, nachdem ich mich stundenlang als Umzugshelfer verausgabt hatte, nach Hause fahren und ‘nen Ruhigen machen, ganz uneigentlich wurd’s aber trotzdem ein geiler Abend! War ich überhaupt schon mal auf ‘nem Konz im Gun Club? Ich glaube nicht. Das Gute ist, dass die schummrige Bude direkt neben dem Menschenzoo derart klein und eng ist, dass sie sich dementsprechend schnell füllt und sich damit gerade für kleine Gigs anbietet. Gegen 22:00 Uhr begannen dann die für die ausgefallenen UGLY HURONS eingesprungenen STAHLSCHWESTER um Sängerin Peppels, die gerade ihr zweites Album veröffentlicht haben, das ich leider noch gar nicht kenne. Die Songauswahl war gut durchmischt aus altem und neuem Material, wobei auffiel, dass die neuen Songs anscheinend nicht mehr ganz so sehr auf das rustikale Pogo-HC-Punk-Prinzip setzen, sondern abwechslungsreicher, gereifter und etwas differenzierter klingen – was ihnen gut zu Gesicht steht! Peppels positionierte sich vor statt auf der Bühne, sang, brüllte und keifte die angepissten deutschsprachigen Texte heraus, dass es eine Freude war und wurde dabei wie üblich von einer gut Gas gebenden Saitenfraktion ebenso unterstützt wie von Lars‘ Krawalldrumming. Der Club war gut gefüllt, die Band kam prima an und der Sound war auch gut, lediglich der Gesang etwas übersteuert, so dass es trotz seiner Lautstärke schwierig war, die Texte zu verstehen. Ohne Zugabe ließ man STAHLSCHWESTER nicht davonkommen, dennoch habe ich ein bisschen meinen Lieblingssong „Arbeitslager BRD“ vermisst. Etwas schade auch, dass diesmal niemand das Tanzbein schwang, trotzdem war die Stimmung gut, was nicht zuletzt am anscheinend angenehmerweise äußerst idiotenarmen Publikum lag.

Nach relativ kurzer Pause legten RESTMENSCH dann den besten Auftritt, den ich bisher von ihnen gesehen habe, aufs Parkett. Deutschsprachiger HC-Punk in schöner TOXOPLASMA- und RAZZIA-Tradition, schnörkellos und kompetent fehlerfrei gespielt sowie klasse rübergebracht von Sänger Alex. Ein besonderes Vergnügen war es auch diesmal, Drummer Philipp dabei zuzusehen, wie er seinen kräftigen Beat ganz locker aus dem Handgelenk zu schütteln scheint und dabei ein Pokerface sondergleichen aufsetzt. Zudem war der Sound diesmal derart gut, dass man sogar die Songinhalte weitestgehend verstehen konnte. Nachdem STAHLSCHWESTER so fulminant einen vorgelegt hatten, war die Stimmung nun auch noch etwas lockerer und ausgelassener. Die Coverversionen „BRD & Co. KG“ von RAZZIA und „Nazi Punks Fuck Off“ (DEAD KENNEDYS) besiegelten den klasse Abend und nach einem kurzen Absacker fuhr ich dann tatsächlich brav nach Hause und bettete mich endlich zur wohlverdienten Nachtruhe.

Mit Bildern auch hier: http://www.pissedandproud.org/14-11-201 ... schwester/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

RESTMENSCH klingt ja wirklich interessant, und ich muß konstatieren, dass die Deutschpunkbands seit einiger Zeit wieder seht tolle Namen haben.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

22.11.15 STIFF LITTLE FINGERS SCHLACHTHOF BREMEN
Gestern spielten Stiff Little Fingers. Eine Band, die weit oben auf der „Früher war ich dafür zu klein“-Liste stand. Live im altehrwürdigen, nicht besonders gut gefüllten Schlachthof Kesselhalle. Schön war’s, ich stand auf der zweiten Stufe, konnte gut über die Köpfe gucken und hatte es trotzdem gut laut und mittig. Die Anlagen begeisterten mich gleich, zwei Mashall – Türme für die Gitarristen und, noch wichtiger, ein Ampeg-Turm für den Bassisten. Die SLF-Bassläufe mochte ich schon immer gern und dann in meinen Lieblingssound. Hier gleich eine Minikritik: Der Bass hätte ruhig lauter gemischt werden können, ging manchmal gegen beide Gitarren unter, schade. Ansonsten war der Sound gut. Der Sound der Stimme des Sängers Jake Burns überraschte, weniger kratzig und auch irgendwie höher als auf den alten Platten und Liveaufnahmen, ging dadurch manchmal Richtung Rockabilly-Sänger. Was nicht störte.
Die Songs sind allererster Güte. Was ja komisch bei SLF ist, sie waren ja nie irgendjemands absolute Lieblingsband, doch wurden sie von allen gemocht. Wegen der prima Songs. Die kamen jetzt auch nicht mehr so rau oder schnell gespielt wie auf alten Live-LPs, aber sehr konzentriert und dann schnell, wenn es wichtig war.
Was hieß eigentlich, ich stand? Ich bewegte mich mit seligem Grinsen im Gesicht zu beinahe allen Songs, alten wie neuen, die sich gut einfügten. Ansagen gab’s, wenn Jake was zu den Songs sagen musste (Themen da: Joe Strummer, Depressionen, Warum man überhaupt als alter Knacker mit seiner Band wieder unterwegs ist.... Das Thema Paris fand nicht statt, obwohl sie da ja auch eine Geschichte zu haben, laut ihrer facebook-Seite), sonst wurden auch schon mal drei Songs durchgepowert.
Ach so, die Hits gab es alle, im Zugabenblock JOHNNY WAS und ALTERNATIV ULSTER in wunderbaren Versionen, und wie es sich für ein Bremer Konzert mit hauptsächlich alten Männern im Publikum geziemt, wurde exakt genau bei dem letzten Song ordentlich gepogt. So lange braucht der normale Ü40-Alternative und seine Überlegungen zum Thema „Pogen, Tanzen oder nur Biertrinken“ abschließt. Apropos tanzen: Sonst vorne an der Bewegungsfront waren glücklicherweise auch fünf jüngere Frauen, das gibt doch Hoffnung!
Danach noch auf Nikotin und Alkohol in dem wunderschönen Winterdorf vorm Schlachthof inklusive Lagerfeuer, hübsch aufgebaut und organisiert von der Schlachthofkneipe, die uns (weird xperience) ja auch eine kleine open air Heimat gaben und nächstes Jahr wieder geben.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

karlAbundzu hat geschrieben:Der Sound der Stimme des Sängers Jake Burns überraschte, weniger kratzig und auch irgendwie höher als auf den alten Platten und Liveaufnahmen, ging dadurch manchmal Richtung Rockabilly-Sänger.
Noch weniger kratzig und noch höher als auf der "No Sleep 'til Belfast"-Live-Platte?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

buxtebrawler hat geschrieben:
karlAbundzu hat geschrieben:Der Sound der Stimme des Sängers Jake Burns überraschte, weniger kratzig und auch irgendwie höher als auf den alten Platten und Liveaufnahmen, ging dadurch manchmal Richtung Rockabilly-Sänger.
Noch weniger kratzig und noch höher als auf der "No Sleep 'til Belfast"-Live-Platte?
die kenne ich nicht....
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

karlAbundzu hat geschrieben:die kenne ich nicht....
Die lohnt, klingt aber bereits ganz anders als das alte Zeug - im Prinzip wie von dir beschrieben.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Beitrag von buxtebrawler »

20.11.2015, Monkeys Music Club, Hamburg:
SHEER TERROR + ROUGHNECK RIOT


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Die 1989 mit ihrem Debüt-Album auf der Bildfläche erschienenen New-York-Hardcoreler SHEER TERROR hatte ich erst relativ spät für mich entdeckt, aber zumindest die ersten Platten hatten bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, dienten u.a. als Inspiration für meine eigene Band. Aufgrund ihrer Verarbeitung negativer persönlicher Erfahrungen wurde der Stil seinerzeit mitunter als Hatecore bezeichnet, lange bevor irgendwelche Fascho-Flachpfeifen den Begriff für sich zu annektieren versuchten. Besonders hatte es mir neben der Pöbel-Attitüde die Gitarrenarbeit angetan, die mich auf dem Debut „Just Can’t Hate Enough“ an eine punkige Variante von CELTIC FROST erinnerte. SHEER TERROR machten vieles sehr gut, was bei anderen später scheiße wurde: Sie reicherten ihren Hardcore mit metallischen Riffs an, ohne wie schlechte Metal- oder uninspirierte Metalcore-Kapelle zu klingen und Frontmann Paul Bearer übte sich in einzelnen Songs gern mal in Klargesang, ohne dabei zu nerven wie die unzähligen Trendbands heutzutage, deren schablonenhafte Songs aus harten Riffs mit Gebrüll und schwachbrüstig geträllerten Refrains bestehen. Nun war es mir bisher leider nie vergönnt, Bearer & Co. live zu sehen, doch seit einiger Zeit ist er mit komplett ausgewechselter Mannschaft wieder am Start und hat letztes Jahr das neue Album „Standing up for Falling Down“ veröffentlicht. Dank des Monkeys-Bookings bot sich nun die Gelegenheit in lokalen Gefilden und da gab’s natürlich nicht viel zu überlegen.

Im Monkeys angekommen sah ich mir im Pub-Bereich zunächst einmal an, wie die Dortmunder Borussia kläglich gegen den HSV versagte, DJ Mertens übertönte derweil den Kommentator. Tja, Dortmund ist eben nicht Schalke, wa? Der Blick auf die Nordrhein-Westfälische Slapstick-Darbietung verhindert dann auch, dass ich Zeuge des Beginns von ROUGHNECK RIOT wurde, zu denen ich mich noch vor Spielende dann aber doch gesellte. Die Briten spielten kompetenten Folk-Punk, bei dem sich zu den E-Klampfen Mandoline, Banjo und Schifferklavier gesellten, und legten sich mächtig ins Zeug, gingen voll in ihrer Musik auf. Das gab vom übrigens prima durchmischten Publikum von Bauwagen-Punks über St.-Pauli-Skins bis hin zu HC-„Kids“ mehr als nur Höflichkeitsapplaus, wenngleich sich noch niemand zum Tanz aufgefordert fühlte.

In der Pause besiegelte die Borussia endgültig ihren Untergang, zu dem SHEER TERROR nach einem weiteren DJ-Intermezzo schließlich den Soundtrack lieferten. Ei der Daus, ich wusste, dass Paul Bearer ein Pfundskerl ist, ein derartiges Schwergewicht hatte ich aber nicht erwartet! Was für ein ganzkörperlich zur Faust geballter Brocken, der da mit „Here to Stay“ losbretterte, und leck mich fett – der Sound war vom Allerfeinsten und bollerte mit demselben räudigen Tonfall wie von Platte, dafür aber um einiges wuchtiger! Es folgte der Hassbatzen „I, Spoiler“ und die vorderen Reihen kamen in Wallung, der Rest des gut gefüllten Ladens lauschte andächtig und verzückt. Gut möglich, dass schon jetzt das ironische „Don't Hate Me 'Cause I'm Beautiful“ durch die P.A. gezimmert wurde – bis hier hin ‘ne glatte Eins und das sollte sich auch nicht mehr ändern. Ich begab mich ebenfalls nach vorne, wo es sich dank völliger Abwesenheit irgendwelcher Bollo-Prolls oder Karate-Tänzer hervorragend durchdrehen ließ und die Band verstand es, nicht nur die Klassiker perfekt zu interpretieren, sondern auch neues Material gezielt einzufügen, so dass tatsächlich alles wie aus einem Guss klang. Kurioserweise kam der Gitarrist mehr ins Schwitzen als Paul, der, wie es anscheinend seit Jahr und Tag zu SHEER-TERROR-Konzerten dazugehört, die Pausen zwischen den Songs mit großer Klappe und losem Mundwerk für seine Rants, sprich: Pöbeleien in verschiedene Richtungen nutzte, aber auch ein paar Schwanks aus seiner Jugend heraushaute und Selbstironie bewies, wenn ich auch zugegebenermaßen nicht alles verstanden habe. Als charmant augenzwinkernd habe ich auch immer das genial-dreckig gegrowlte THE-CURE-Cover „Boys Don’t Cry“ empfunden, das Bearer & Co. als Zugabe servierten. SHEER-TERROR-Ticket: 16 Taler. Pulle Astra im Monkeys: Zweifuffzsch. Zusammen mit anderen Kaputten dem Bearer-Paule mit ausgestreckten Armen „Boys Don’t Cry“ ins Mikro grölen: Unbezahlbar.

Fazit: Ein weiteres Konzert-Highlight des sich seinem Ende entgegenneigenden Jahres – gerade auch Dank des glücklichen Umstands, dass man die New Yorker nicht im Rahmen eines Vier- oder Fünf-Bands-Pakets durch seelenlose Kommerzschuppen jagte, sondern sie die Bühne im stilvollen Ambiente des Monkeys unsicher machen ließ. In dieser Form und Qualität können Bearer & Co. übrigens gern mal ein Live-Album aufnehmen!

Dieser Bericht bebildert: http://www.pissedandproud.org/20-11-201 ... neck-riot/
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

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Die alten Hasen von RUMBLE ON THE BEACH, Bremer Rockabilly Legende, treten nach Ewigkeiten mal wieder auf. Komischerweise im riesigen Aladin, bzw. wegen der nicht sooo großen Nachfrage kurzfristig ins Tivoli Aladin (hübsche Nebenhalle) verlegt. Schlachthof hätten wir alle besser gefunden, aber so isses.
Als ich um halb neun ankam, spielte schon die erste Vorband FRISBOLICE. Ich musste aber erstmal Leute in der Raucherlounge (mit Blick auf die Bühne) begrüßen. Das gesamte Thekenpersonal war überall überfordert. Die rechneten wohl nicht mit so vielen trinkfreudigen Ü30 Rocknrollern.... Aber in der Lounge gings. Was ich von Frisbolice hörte, war gefälliger Rockabilly, klang nach guten Liedern. Dann bin ich runter, um JAMIE CLARKE'S PERFECT zu sehen. Das war eine Mischung aus Rockbilly und Irish Folk, inklusive Akkordeon, Banjo und manchmal Mandoline. Wurde auch als Ex-Pogues angekündigt. Jamie ist wohl Mitte der 90er bei denen eingestiegen, in der Set List waren dann auch zwei Poguessongs, aber ohne Shane McG mag ich das ja nicht so hören. Apropos Nicht so hören, der Sound war mies, das hallte alles so weg. Die Show war aber gefällig.
Dann der erwartete Hauptact RUMBLE. Sie spielten die alten Songs der ersten beiden Platten, das klappte mal mehr mal weniger gut, sie hatten Spaß auf der Bühne und ne prima Lightshow. Aber so richtig wollte der Funke nicht überspringen, manchmal dachte man, ah, jetzt ham se mich, aber dann verloren sie mich wieder. Der Sound war hier immer noch schlimm (scheint ein Problem des Tivolis zu sein, man berichtete mir von einem schlimmen Meteors Konzert) Alle Hits dabei, war auch gut, aber nicht so richtig toll. Meinen beiden Zufallstaximitfahrern ging es genauso.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

28.11.2015, Markthalle, Hamburg:
25 Jahre Yacøpsæ mit YACØPSÆ, RAZZIA, HOLY MOSES, BLOOD, RAZORS, CRIPPLE BASTARDS und RESTMENSCH


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An diesem Samstag überschlugen sich die Hamburger Konzertveranstalter mal wieder: YACØPSÆ feierten ihr 25-jähriges Jubiläum mit einem fetten Aufgebot in der Markthalle, THE ADICTS tobten durch die Fabrik, OXO 86 verkauften das Monkeys aus, VLADIMIR HARKONNEN und weitere verwandelten die Lobusch in ein Pulverfass, zudem zockte irgendwer im Menschenzoo und eigentlich sollten auch noch MOTÖRHEAD die Sporthalle zerlegen, fielen jedoch aus – diesmal nicht wegen Lemmy, sondern wegen Gitarrist Phil Campbell, der unverhofft ins Krankenhaus und deshalb auch schon den Berlin-Gig am Freitag absagen musste. In Anbetracht des Markthallen-Programms, das mit HOLY MOSES eine Band enthielt, die ich noch nie live gesehen hatte, jedoch gesteigertes Interesse bei mir hervorrief, entschied ich mich für das YACØPSÆ-Jubiläum. Die Hamburger hatten eine Menge befreundeter Bands geladen, mit ihnen zu feiern und dabei wieder einmal bewiesen, keinerlei Berührungsängste vor stilistischer Vielfalt zu haben. Das schlug dann im Vorverkauf auch mit satten 25 Eiern (inkl. Wuchergebühren) zu Buche – aber wat mutt, dat mutt.

Am Ort des Geschehens angelangt erst mal das übliche Meet & Greet; mit Friedel war sogar ein Exil-HH-Punk gekommen, den ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Einlass und Kasse hatte man auf die Treppe verlegt, die Garderobe in einen separaten Eingang und den Raucherraum abgeschafft, dafür das Gebiet vor der Eingangstür zur Raucherzone erklärt und mit Windschutz versehen. Der Opener RESTMENSCH war spontan für die aus Krankheitsgründen verhinderten ZZZ HACKER eingesprungen und begann pünktlich um 18:30 Uhr. Noch verlor sich das Publikum im großen Saal doch ziemlich und, Hölle, was war das für ein beschissener Sound?! Dem Namen des Orts gerecht werdend sehr hallig und der Bass bretzelte alles andere weg, war zeitweise sogar lauter als Philipps Powerdrumming. Sänger Alex ging völlig unter. Man sagte mir, dass der Basssound nicht über die P.A., sondern von der Bühne käme, doch entsprechende Hinweise an den Bassisten brachten nur wenig Besserung des Gesamtsounds. Ein Unterschied wie Tag und Nacht zum Auftritt im Gun Club zuletzt, die Qualitäten der klasse HC-Punkband kamen auf diese Weise leider kaum zur Geltung.

Aber dann: CRIPPLE BASTARDS! Ich bin ja kein großer Grindcore-Fan und glaubte bisher, mit den Frühwerken von NAPALM DEATH und TERRORIZER auszukommen, doch die Italiener lehrten mich eines Besseren: Waren sie mir bisher nur namentlich bekannt, lieferten sie eine musikalische Visitenkarten ab, die es in sich hatte. Der Sound war nun absolut top, die Songs alles andere als, wie befürchtet, monoton, sondern angereichert mit Hardcore-, Thrash- und Mosh-Parts, dazu unfassbar tight, akzentuiert und brutal. Shouter Giulio hielt sein Mikro ständig wie ein Schwert überm Kopf oder auch mal woanders, wenn er nicht gerade hineingrunzte oder -kreischte. Sein irrer Blick war durchaus respekteinflößend, ebenso seine Kondition – zumal die Band sich nur alle x Songs mal eine kurze Pause erlaubte. Ansonsten wurde innerhalb von einer Sekunde zwischen den Stücken der jeweils nächste Songtitel gekeift und weiter ging der Rundflug. Die Halle hatte sich mittlerweile ganz gut gefüllt und vornehmlich Langhaarige veranstalten vor der Bühne ihre Party. Im Gegensatz zu ihrem Publikum sehen die CRIPPLE BASTARDS übrigens erstaunlich normal und unauffällig aus, keine Tattoos, irren Frisuren o.ä. Die Verwandtschaft zum Metal-Bereich (hinter der Schießbude saß wohl ein ex-ICED-EARTH,-jetzt-MASTER-Drummer) machte sich auch darin bemerkbar, dass die Band eben in erster Linie eine wortwörtliche Show durchzog, ihre Bühnenrollen den gesamten Gig über nicht verließ. Mit dem deutsch betitelten „Stimmung!“ gab’s am Ende sogar so etwas wie Singalong-Chöre, dann war irgendwann Schluss und ich fühlte mich akustisch amtlich verprügelt. Gibt’s ’ne empfehlenswerte Best Of oder eine Live-Album mit ordentlichem Wumms?

Kontrastreich ging’s weiter und die RAZORS hatten es etwas schwerer, das Energielevel zu halten und das Publikum wieder auf Temperatur zu bringen, aber nach kurzer Zeit konnte auch die Hamburger ’77-Punk-Legende auf eine ordentliche Kulisse blicken und Volk vor der Bühne versammeln. Souverän wie eh und je packten sie möglichst viele Hits in die recht kurze Spielzeit und verabschiedeten sich mit der für den vor einigen Jahren plötzlich und unerwartet verstorbenen Schwabe geschriebenen, wunderbar melancholischen Hymne. Mit altem Eisen haben die RAZORS noch immer nix am Hut, die „Jungs“ sind fit, alive and kicking!

Weit weniger kicking dann die Band mit dem kreativen Namen BLOOD, bei der es sich leider nicht um die britischen Oi!-Punks THE BLOOD handelte, sondern die mir als deutsche Grindcore-Combo angekündigt wurde – und leider bestätigte, was ich bei Bands dieser Richtung oftmals befürchte: Dumpfer, tiefgestimmter Sound lässt die Mucke nach primitivem Death Metal klingen, der Sänger growlt 90% seiner Zeilen und klingt, als habe er einen entsprechenden Effekt auf dem Mikro. Der Gitarrist tritt mit Sonnenbrille auf, was eher so semi- bis uncool wirkt. Ich fand’s ziemlich monoton und langweilig, aber BLOOD, die die Markthalle in rotes Licht tauchen ließ, hatten ihre Fans, die sie kräftig abfeierten und sogar erstmals an diesem Abend eine Zugabe herauskitzelten. Mein Ding isses aber einfach nicht, sorry.

Auf HOLY MOSES war ich am stärksten gespannt. Die deutschen, 1986 mit „Queen of Siam“ debütiert habenden Thrasher standen stets im Schatten der großen drei oder vier deutschen Thrash-Bands, hatten seinerzeit in Person Sabina Classens aber eine Art Alleinstellungsmerkmal vorzuweisen: weiblichen Gesang. Ich hatte HOLY MOSES noch nie live gesehen und bin kein allzu großer Fan, doch in den ’80er und ’90ern hatten sie doch so einige Hits zustande gebracht, mit „Finished With The Dogs“ zudem einen echten Genreklassiker aufgenommen, der in keiner Sammlung fehlen darf. Den Werdegang seit der Reunion in den 2000ern habe ich aber kaum noch mitverfolgt und ging insofern völlig unbeleckt an diesen Gig heran, befürchtete das Schlimmste, war aber bereit, mich positiv überraschen zu lassen. Die Band betrat zunächst ohne Sabina die Bühne und begann direkt, das herrlich knochentrocken groovende „Def Con II“ zu spielen, mit dem Einsatz ihres Gesang kam Sabina dazu. Die klang nicht mehr ganz so töfte wie zu ihren Hochzeiten, dafür saßen bei der Band jeder Griff und jeder Takt. War erst mal ok, vor allem freute ich mich über diesen starken Song zum Einstieg. Um jetzt mal zum Punkt zu kommen: Das Set war angenehm oldschool-lastig, wobei ich mit der Diskographie nicht vertraut genug bin, um alles zuordnen zu können. „World Chaos“ war erste Sahne und Sabina bangte, was das Zeug hielt und klang im Laufe des Sets immer besser bzw. besonders dann gut, wenn sie nicht growlte, sondern eher keifte oder kreischte. Aber: Von der ursprünglichen Besetzung ist leider nur noch Sabina übrig und der zusammengewürfelte Haufen versprühte den Charme von Studiomusikern. Zudem, und das fand’ ich am schlimmsten, schien die gern von positiver Energie, die vom Publikum zur Bühne und zurück schwirrt, schwadronierende Sabina etliche Texte von Zetteln abzulesen, die sie vor ihrer Monitorbox liegen hatte, weshalb sie einen Großteil der Zeit vorn übergebeugt auf den Bühnenboden starrend verbrachte, statt mit Mimik und Gestik souverän durch den Auftritt zu führen. Mit Authentizität schienen mir diese HOLY MOSES nicht mehr viel zu tun zu haben. Und wie kann man bitte einen Song wie „Master of Disaster“ geschrieben haben und diesen nicht bringen?! Ich beäugte das Ganze mit gewisser Skepsis, unterhaltsam war’s aber allemal, zumal Sabina & Co. beim Publikum auch prima anzukommen schienen (dennoch natürlich kein Vergleich zu Thrash-Gigs aus den ’80ern). Beim den Auftritt besiegelnden DEAD-KENNEDYS-Cover „Too Drunk to Fuck“ rief Sabina zur Bühneninvasion auf und auch ich ließ mich nach der Hälfte bereitwillig auf die Bühne schubsen, um diesen Klassiker gebührend mitzugrölen und zu feiern. Doch, hat Spaß gemacht! Insgesamt aber eine etwas zwiespältige Angelegenheit. P.S.: Schmunzeln musste ich immer, wenn Sabina während ihrer Anekdoten zwischen den Songs von „Yacöpsej“ sprach ;)

Als ich RAZZIA das letzte Mal live sah, nahm ich wütend Reißaus – so furchtbar fand’ ich das, was die seit einigen Jahren wieder mit Originalsänger Rajas auftretenden Hamburger da auf dem Hafengeburtstag 2012 fabrizierten. Nun hatte ich aber mehrfach gehört, dass es sich um einen einmaligen Ausrutscher gehandelt haben soll und war bereit, der mit „Tag ohne Schatten“ einen DER deutschen HC-Punk-Klassiker der ’80er eingezimmert habenden Band eine neue Chance zu geben. Ja, das klang an diesem Tag alles schon ganz anders. Der Sound war wirklich gut und Rajas gut bei Stimme. Zudem scheint der Kerl topfit zu sein und entwickelt eine beachtliche Bühnenpräsenz, wenn er über die Bretter läuft und springt – Rentnerpunk sieht schon mal anders aus. Nun hatte ich persönlich mich aber ehrlich gesagt bereits mit dem zweiten Album „Ausflug mit Franziska“ schwergetan und mir keine weiteren mehr besorgt, die stilistische Weiterentwicklung also nicht „mitgemacht“. RAZZIA wiederum schienen mir nun viel Wert auf eine Setlist zu legen, die alle mit Rajas aufgenommenen Alben abdeckt, so dass man sich auf wenige Stücke vom Debüt und den alten Samplern beschränkte. Und das ist gut so! Die Hektik, die einen m.E. nicht geringen Anteil am Charme der Uralt-Songs hat, gelingt es der Band nämlich anscheinend nicht mehr zu reproduzieren, da fehlt etwas. Andererseits würde es einem Gig nur mit den alten, derben Überklassikern sicherlich auch an Authentizität mangeln. Das etwas gesetztere „Spätwerk“ inkl. Keyboard stand ihnen an diesem Abend wesentlich besser zu Gesicht und dürfte dem Anspruch der Band eher entsprechen. Ich hörte mir das interessiert an und fühlte mich an eine Mischung aus FEHLFARBEN und EXTRABREIT erinnert, um es mal ganz grob zu umreißen. Einen Song wie „Alle Träume sind bezahlt“ nach so langer Zeit mal wieder zu hören, dann auch noch live und mitgesungen aus vielen Kehlen – das hatte schon was! Meinen Respekt hat die Band in jedem Fall wieder und ich behalte mir ausdrücklich vor, RAZZIA irgendwann neu für mich zu entdecken.

Nun war es endlich an der Zeit, dem Trio huldigen, das diesen Abend möglich gemacht hatte: Den Power-Violencern von YACØPSÆ, die den letzten und vielleicht stärksten Kontrast setzten. Das Kontrastieren ging sogar noch weiter, denn die kontrollierten, freundlichen Ansagen zwischen den Songs hatten wie üblich so gar nichts zu tun mit dem derben Gedresche, mit dem die Band seit nunmehr 25 Jahren Leute wahlweise erschreckt oder in Verzückung versetzt. Ich erinnere mich noch, wie das Inferno losbrach und dass ich mal wieder davon fasziniert war, wie gut die drei die Songstrukturen verinnerlicht haben, jeder Break sitzt und das gern mal nach hektischem Chaos Klingende einem komplexen, kontrollierten Plan folgt, der auch immer wieder schleppende, doomige Verschnaufpausen vorsieht. Dann musste ich aber anscheinend doch so langsam dem langen Abend Tribut zu zollen, so dass ich meiner Rübe nicht mehr alle Eindrücke entlocken kann – meinem Multifunktionstelefon nach zu urteilen war ich anscheinend in erster Linie damit beschäftigt, Fotos des Gigs zu knipsen, auf der Suche nach dem perfekten Schnappschuss.

Fazit: Trotz der starken Konkurrenz überall und nirgends war die Markthalle ganz gut besucht – zu ungefähr zwei Dritteln, würde ich grob schätzen...? Das Publikum war bunt gemischt und hat sich gut vertragen. Der Abend war musikalisch hochinteressant, aber leider auch arschteuer, bei fast 50 Mark Eintritt und Getränkepreisen wie im Puff war leider nichts für mehr Platten- oder Merch-Käufe übrig – zumal ich die unangenehme Angewohnheit habe, Bier aus solchen Bechern gern mal in nur drei bis vier Schlucken herunterzustürzen. Damit wir uns nicht missverstehen: Bei sieben Bands ist der Eintrittspreis dennoch fair bis günstig! Alles in allem kam’s finanziell nur eben geballter als bei anderen Underground-Konzerten. Nichtsdestotrotz bin ich für solch abwechslungsreiche Konzerte und Festivals immer zu haben und rennt man bei mir mit der Stilvielfalt offene Türen ein – jedoch gern in einem anderen Laden als jenem seelenlosen Kommerzklotz (dessen einziger Vorteil an diesem Abend die Stufen waren, von denen aus man quasi überall gute Sicht hatte – praktisch während Bands, die man sich einfach mal in Ruhe anschauen möchte). Doch genug des Lamentos, bevor ich das Wichtigste vergesse: Herzlichen Glückwunsch zu 25 Jahren YACØP-fuckin’-SÆ!

Reich bebildert auch hier:
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06.12.2015, Bambi Galore, Hamburg:
HOBBS’ ANGEL OF DEATH + INTERMENT + HAILSTONE


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Opa goes brutal satanic Thrash

Ich gehe ja viel zu selten in die sympathische Bambi Galore, in der Betreiber Flo im Rahmen der „Revolt!“-Reihe immer wieder spitzenmäßige Metal-Konzerte veranstaltet. Umso mehr freue ich mich, wenn es dann doch mal wieder klappt – wie an diesem zweiten Adventssonntag, an dem die australische Antwort auf SLAYER, nämlich HOBBS’ ANGEL OF DEATH, lockte. Allein schon die Hinfahrt nach Hamburg-Billstedt, fernab jeglichen Kiezes oder Szeneviertels, ist eine irgendwie willkommene Abwechslung zu den sonstigen Routen und hat beinahe schon etwas Konspiratives. Der kleine Club ist für seine Top-Organisation, Spitzensound, faire Preise und freundschaftliche Atmosphäre bekannt und beliebt und auch mich überkommt beim Betreten ein Gefühl von „Hier bin ich Mensch – hier darf ich sein.“

Ich freute mich sehr auf HOBBS’ ANGEL OF DEATH, jene Aussies um Bandkopf Peter Hobbs, die 1988 mit ihrem selbstbetitelten Debüt einen stark von SLAYER beeinflussten Beitrag zum Thrash Metal lieferten und damit seinerzeit zum Härtesten gehört haben dürften, was Down Under zu bieten hatte. Eigentlich dachte, dass es dabei geblieben wäre, doch wie ich im Nachhinein erfuhr, folgte 1995 ein Zweitwerk namens „Inheritance“, das ich noch gar nicht kenne. Ein über zwei Jahre alter „Rock Hard“-Bericht suggerierte zudem, dass sich die Band seinerzeit in den Aufnahmen zu einem dritten Album befand, doch dieses ist bis dato leider nicht erschienen. Was die mir unbekannten beiden Death-Metal-Vorbands betrifft, erwartete ich nicht allzu viel und hoffte schlicht, dass sie nicht zu monoton oder schleppend ausfallen würden.

Von den Münchener HAILSTONE, die bisher neben Demos ein Album und eine EP veröffentlicht haben, war ich dann auch gleich positiv überrascht, denn das Quartett zimmerte flotten, derben Death Metal mit angenehmer leichter Melodie-Kante. Sänger/Gitarrist Daniel röhrte mit rauem Organ und hatte zwischen den Songs kurze, knappe, aber freundliche Ansagen parat, beglückwünschte das Publikum u.a. zur Bambi Galore, auf die es stolz sein könne. So füllten sie die Spielzeit mit der maximalen Songanzahl aus und ernteten mehr als nur Achtungsapplaus vom noch nicht vollzählig erschienen Mob. Alle, die zu spät gekommen sind, haben was verpasst!

Die Schweden INTERMENT hatten sich bereits Ende der ’80er gegründet, nach einigen Demos jedoch in den ’90ern aufgelöst. In den 2000ern erfolgte die Neugründung und seitdem bringt man es auf die beachtliche Anzahl von zwei Alben und vier Split-Scheiben. Der Vierer mit Pete-Steel-Lookalike am Bass machte schon beim Soundcheck derart verzerrten und lauten Krach, dass sich besorgte Besucher Ohrstöpsel bei der Tresenkraft erbaten, doch als sie loslegten, war die Lautstärke wieder zivil und stimmte der Sound. Der aber war ungehobelt, betont roh und böse, ursprünglicher Death Metal von der Basis ohne großartige Tempowechsel und vollkommen frei jeglicher Sperenzien. Das war ein paar Songs lang interessant, dann jedoch rauschte es nur noch an mir vorbei, zu gleichförmig klangen die Songs für meine in Sachen Death Metal eher unerprobten Ohren. Dafür hatten aber mittlerweile mehr Hartgesottene den Weg nach Billstedt gefunden und feierten die Band mittels Banging, Luftgitarre und Pommesgabeln ganz ordentlich ab. Sympathisch erschien mir die Attitüde der Band, die konsequent ihren urwüchsigen, rustikalen Stiefel durchzuziehen scheint.

Dann endlich HOBBS’ ANGEL OF DEATH! Peter Hobbs’ ist Mitte 50, sieht locker zehn Jahre älter aus und stand bis eben noch hinterm (plattenlosen) Merchandise-Stand („Sorry, CDs are sold out“), betritt nun aber mit seinen neuen Mitstreitern, VIOLENTOR-Bassist und Zottelbär Cane sowie zwei Jungspunden, die Bühne. An seinen Mikroständer hat er ein dekoratives umgedrehtes Kruzifix angebracht, statt eines Bandbanners hängt ein großes Pentagramm mit Ziegenschädel hinterm Drumkit (das nach wenigen Songs nur noch zur Hälfte baumelt und schließlich ganz flöten ging). Was wird dieser volltätowierte, bierbäuchige alte Knacker, der mehr nach Rockerclub oder Bluesrock aussieht, hier noch reißen können? Um’s kurz zu machen: ALLES! Vom ersten Song an tobte der totale Thrash-Holocaust von der Bühne, Hobbs hat immer noch das gleiche kehlige Shout-Organ wie früher und es gab musikalisch brutalst auf die Fresse: Hobbs und der Lead-Gitarrist ergänzten sich mit ihren akzentuierten Riffs oder lieferten sich unerbittliche Duelle, der Bass goss das Fundament und der unermüdliche Drummer erinnerte mich sogar an den Kollegen von SEPULTURA – Weltklasse! Die jüngeren Songs – anscheinend zockte man auch viel noch unveröffentlichtes, für eingangs erwähnten dritten Longplayer geplantes Material – sind anscheinend noch schneller als das alte Zeug, von Altermilde nicht die geringste Spur, im Gegenteil: Hobbs gab sich blasphemisch wie ein übermotivierter Jüngling, wobei ich die finale Geste, das Anspucken des Jesus auf seinem Kruzefix, dann doch etwas übertrieben und albern fand. Zwischen den Songs brummte er heisere Ansagen mit Aussie-Dialekt, wovon ich nur die Hälfte verstand. Jedenfalls verstand er es gut, das Publikum zu animieren, das jedoch keinen Moshpit formierte, dafür aber ausdauernd bangte, was die Nackenwirbel hergaben. In der Mitte des Sets riss ihm dann plötzlich eine Saite. Er sang noch etwas ohne Klampfe und verschwand dann hinter die Bühne, während der Rest der Band den Song fertigspielte. Ein paar Minuten Zwangspause waren die Folge, die ich u.a. nutzte, um mir einen herrlich geschmacklosen Aufnäher der Band mitzunehmen, doch dann kam er mit frisch besaiteter Axt zurück, nahm ein paar Schlücke aus der Bierpulle und behauptete, sich backstage einen runtergeholt zu haben (ein Beispiel für seinen schnoddrigen Humor). Vergnügt ging’s weiter, bis irgendwann der vermeintlich letzte Song angekündigt und gezockt wurde und daraufhin die Lichter angingen. Die Rufe nach einer Zugabe verhallten jedoch nicht ungehört und zu mittlerweile vorgerückter Stunde gab man noch zwei Stücke zum Besten, bis dann wirklich endgültig Schluss war. HOBBS’ haben meine Erwartungen an diesem genialen Abend übertroffen, meine Nackenmuskulatur ordentlich strapaziert und mich davon überzeugt, mich mal mit dem zweiten Album zu beschäftigen. Bleibt zu hoffen, dass es nun auch endlich mit der dritten Platte klappt – und wenn die hält, was dieser Gig versprach, dann aber Heidewitzka! Schön, ein kauziges Original wie Peter Hobbs & Co. endlich einmal live gesehen zu haben – danke an Flo und das Bambi sowie an die Australier für diesen Beweis, dass man diese Art von Musik auch im höheren Alter noch derart ungestüm und authentisch bringen kann!

Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/06-12-201 ... hailstone/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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