Seite 56 von 88

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Fr 28. Okt 2011, 22:11
von Blap
Diesmal im Ultrakurzformat:


Re-Animator (USA 1985)

Überdrehter Pseudo-Frankenstein im Gewand der achtziger Jahre. Starke Besetzung, gelungene Inszenierung, abgeschmeckt mit saftigen Panschereien, gekrönt durch herrlichen Humor. Jeffrey Combs als von seiner Idee besessener Herbert West ist großartig. Er will den Tod um jeden Preis überwinden, für die "Wiedererweckten" kein Grund zur Freude. David Gale sorgt als (zeitweise) kopfloser Bösewicht für Radau. Der "eigentliche" Hauptdarsteller Bruce Abbott schlägt sich tapfer, Barbara Crampton zeigt ihre fruchtige Auslage vor. Stuart Gordon verdanken wir einige schaurig-schöne Sausen, z. B. die knuffige Mechklopperei "Robot Jox". Mein Liebling ist jedoch der atmosphärisch sehr dichte "Dagon" (2001).

Zu "Re-Animator" liegen etliche DVD-Ausgaben vor, in meiner Sammlung befindet sich eine kleine Hartbox aus dem Hause CMV (Cover B). Der Streifen liegt in ordentlicher Qualität vor, wird sogar in zwei unterschiedlichen Schnittfassungen angeboten, kleinere Unzulänglichkeiten werden vermutlich nur Technikfetischisten stören. Die knackige und kürzere "Unrated-Fassung" gefällt mir besser, der längere Cut ist jedoch ebenfalls eine Sichtung wert. Solide Scheibe zu einem unverzichtbaren Horrorklassiker aus den Achtzigern.

7,5/10 (gut bis sehr gut)

---


GSI - Spezialeinheit Göteborg: Zwischen den Fronten (Schweden 2009)

Johan Falk (Jakob Eklund) ist zurück! Im Zeitraum von 1999-2003 erfreute uns der harte Bulle aus Schweden in drei Filmen (Zero Tolerance, Executive Protection, The Third Wave). Inzwischen wurde eine TV-Reihe nachgelegt, die insgesamt sechs Folgen in Spielfilmlänge umfasst, Folge 1 bringt es sogar auf Überlänge (116 Minuten). Der Auftakt "Zwischen den Fronten" führt Johan Falk zurück an seine alte Wirkungsstätte, allerdings in eine neue Einheit, die es mit den besonders fiesen Gesetzesbrechern aufnimmt. Jakob Eklund mag noch immer nicht unbedingt ein grandioser Schauspieler sein, doch die Rolle des kernigen Johan Falk ist wie für ihn geschaffen, die paar zusätzlichen Jahre stehen im bestens zu Gesicht. Das Ensemble spielt auf gutem Niveau, für eine Fernsehproduktion geht es ab und an recht ruppig und blutig zur Sache.

Unterhaltsamer Krimi/Thriller mit Actioneinlagen. Ein guter Start, ich bin auf die weiteren Episoden gespannt. Alle sechs Teile sind als BD-Set erhältlich, auf zwei BDs befinden sich jeweils drei Folgen. Die gebotene Qualität befindet sich auf dem Niveau einer HD-Fernsehausstrahlung, selten macht die Kompression auf sich aufmerksam. Zunächst sollte man sich die vor der Serie spielenden Filme anschauen, dadurch wird der Zugang zur Figur Johan Falk deutlich leichter. "Zwischen den Fronten" lässt noch Raum für Verbesserungen, ich werde nach erfolgter Sichtung darüber berichten (oder auch nicht).

7/10 (gut)

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Do 3. Nov 2011, 22:54
von Blap
Bild
Kleine Hartbox von X-Cess


Die Bestie aus dem Weltraum (Italien 1980, Originaltitel: La bestia nello spazio)

Im Birkenhain kopulieren Pferdelein

Captain Larry Madison (Vassili Karis) wird auf eine Mission von höchster Wichtigkeit geschickt. In den Eingeweiden des weit entfernten Planeten Lorigon, wird ein grösseres Vorkommen des begehrten Metalles Autalium vermutet, ein unschätzbar wertvoller und wichtiger Stoff. Mit einer kleinen Crew macht sich Madison auf den Weg, an Bord befindet sich auch die attraktive Offizierin Sondra Richardson (Sirpa Lane). Pikant, denn kurz zuvor verbrachte man eine eindringliche Nacht miteinander, doch die Protagonisten sollen bald ganz andere Sorgen haben. Kurz vor Lorigon kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall, der durchtriebene Händler Juan Cardoso (Venantino Venantini) will sich die Beute unter den Nagel reissen, verpasst dem Schiff Madisons eine feiste Breitseite. Knapp entgehen die Damen und Herren vom Militär einer Katastrophe, landen wenig später tatsächlich auf dem angepeilten Planeten. Lorigon kommt Lieutenant Richardson bekannt vor, schon vor der gefährlichen Reise wurde sie von bizarren Albträumen geplagt, in denen sie sich vermutlich auf Lorigon befand. Plötzlich wird die Mannschaft von einem rätselhaften Ungetüm attackiert, kann sich dem Zugriff der erschreckenden Gestalt jedoch entziehen. Captain Madison und ein Teil der Besatzung begeben sich auf die Suche nach dem Autalium, sie geraten in einen grotesken Strudel aus Wahn und Lust, treffen auf einen alten Bekannten und sonstige Gesichtsruinen...

Regisseur Alfonso Brescia inszenierte in den sechziger Jahren ein paar Sandalenfilmchen, gefolgt von diversen Italowestern, die bekanntlich ab Mitte der Sechziger die Helden in Sandalen verdrängten. Ab 1977 sorgte Brescia für einige Science-Fiction-Trasher, nachdem er sich zuvor/währenddessen mit dem Polizei-/Gangsterfilm beschäftigte. Der Begriff "Trash" wird seit einigen Jahren überstrapaziert, doch auf "Die Bestie aus dem Weltraum" trifft dieses Wörtchen zweifellos zu, hier hagelt grober Unfug ohne Pause oder Gnade auf den Zuschauer hernieder. Kulissen der billigsten Sorte, herrliche knuffig-bescheidene Raumschiffe, "typische" SF-Schaupläze wie ein völlig harmlos anmutender Birkenwald. Achja, die Raumschiffmodelle sind bereits keine Meisterleistungen, aber die "Innenausstattung" der Gefährte spottet jeder Beschreibung, unglaublich. Freilich darf es bei all diesem Stumpfsinn nicht an bekloppten Uniformen fehlen, die mich spontan an "Bavas Planet der Vampire auf Crack" erinnern. Die "Handlung" wird immer wieder durch unerotisches Gerödel gestreckt, bei dem sich die Herrschaften wahlweise im Wald oder zwischen bunten Kissen besteigen. Die vorliegende DVD bietet zwei unterschiedliche Fassungen an, auf die ich gegen Ende des Kurzkommentares eingehen werde.

Für die Rolle des Helden wählte man Vassili Karis, der in mehr als vierzig Filmen aus der zweiten und dritten Liga mitwirkte. Karis mutet "irgendwie" wie einer dieser unsympathischen Banker oder Versicherungsfritzen an, die ihren Opfern mit fragwürdigen Verträgen das letzte Geld aus der Tasche zu ziehen gedenken, aber wozu braucht eine Granate wie "La bestia nello spazio" einen Superman(n)? Meist glotzt Herr Karis debil aus den Glupschern, unter Druck offenbart er dennoch echte Führungsqualitäten, die Damen liegen ihm sowieso zu Füßen. Venantino Venantini dürfte fast jedem Freund gepflegter Eurokultunterhaltung schon häufiger begegnet sein, als schlitzohriger Händler sorgt er für manchen Schmunzler. Neben Vassili Karis und Venantino Venantini, ist Claudio Undari die bemerkenswerteste Erscheinung in den Reihen der Herrenriege, er gibt den geheimnisvollen Onaf, einen Bewohner des Planeten Lorigon. Zwar taucht Undari erst recht spät auf, hinterlässt aber besonders bei der weiblichen Hauptdarstellerin einen tiefschürfenden Eindruck. Wenn Onaf die untere Hälfte seines traumhaften und wohlgeformten Körpers schlagartig enthüllt, werden neue Standards in den Disziplinen brechreizanregende Behaarung und bedrohliche Hammergröße gesetzt. Es ist unbeschreiblich, ich bin vor Lachen fast vom Sofa gefallen! Sirpa Lane ist eindeutig das Schmuckstück unter den Damen, die aus Finnland stammende Blondine zeigt ihren schmackhaften Körper vor, begibt sich mit Vassili Karis in den Nahkampf, entdeckt unter der Anleitung von Claudio Undari neue Gebiete auf dem Feld der Höhlenforschung. Damit sind die relevanten Akteure genannt, die übrigen Herren bleiben austauschbar, die ergänzenden Damen sind nett anzuschauen, gewähren selbstverständlich mehrfach freien Blick auf ihre fruchtig-frischen Auslagen.

Mit ein paar Zeilen lässt sich "Die Bestie aus dem Weltraum" nicht angemessen beschreiben oder würdigen. Nahezu jede Einstellung ist purer Unsinn, Schund und entbehrt Sinn und Verstand. Unglaubliche Dinge spielen sich vor den Augen des Betrachters ab. Dümmliche Raumfahrer taumeln durch einen Wald, fühlen sich plötzlich ganz seltsam, unvorbereitet erblicken sie Pferde beim Akt, werden bei dieser Aussicht selbst spitz... Wenig später landen sie in Onafs Anwesen, wo fleissig gebechert und natürlich nach allen Regeln der Kunst gepimpert wird. Achso, erwähnte ich bereits, dass der superdupermächtige Megarobotercomputer Zokor über den Planeten Lorigon herrscht, der mit blecherner Hand und eiserner Härte gegen alle Störenfriede vorgeht? Nein? Macht nichts, denn allerspätestens beim Anblick der Leibgarde Roboimperators erleidet ihr eine Zwerchfellruptur! Übrigens ist der besagte Roborocker völlig durchgeknallt, laut Onav sind bei Zokor vor ewiger Zeit diverse Transistoren verglüht, nun haben wir den Salat.

Alfonso Brescia (unter dem Tarnnamen Al Bradley am Start) hat einen Klassiker für die Ewigkeit vom Stapel gelassen (muhahaharrr)! Vermutlich werden mindestens 98% der Menschheit dem Druck dieser Granate nicht gewachsen sein, spätestens nach fünf Minuten vor Wut die DVD aus dem Fenster werfen. Wer jedoch nicht vor "echtem" Schund zurückschreckt, sich mit einer extrem beknackten Synchro anfreunden kann (die deutsche Fassung macht richtig Freude!), dazu noch ein Herz für "unerotische Erotikszenen" hat... Der sitzt entweder längst in der Klapse und wurde dauerhaft sediert, oder gehört zu einer asozialen Randgruppe verwirrter Filmfanatiker, die vor kaum einer Entgleisung wahnsinniger Murksbrüder zurückschrecken. Bitte, wer sich irgendwie angesprochen fühlt, sagt die nächste Sitzung beim Psychoklempner ab, zieht euch lieber diesen Stoff ins Hirn (aber werft mir nachher nicht vor, dass ich euch nicht vor den Nebenwirkungen gewarnt hätte!). Weil es gerade so gut passt, möchte ich die versprochenen/angedrohten Worte zu den beiden Fassungen loswerden. "Standard" kommt ohne HC-Einschübe ins Haus, während die "XXX-Version" ein paar Momente dieser Gangart einstreut. Ein wenig Gesauge und Gerammel ohne Tarnkappe, doch insgesamt wirkt die Version ohne HC "runder". Allzu groß sind die Unterschiede sowieso nicht, die HC-Fassung punktet mit mehr Ausblicken auf den Gnadenhammer Onafs, der mit seinem Gummiprengel eine widerspenstige Pforte durchschreiten möchte. Ergo erreicht die HC-Version letztlich den gleichen Unterhaltungwert.

Bevor ich es vergesse, möchte ich auf den sehr schönen Score von Pluto Kennedy (Marcello Giombini) hinweisen. Der Sound bewegt sich irgendwo zwischen "Siebziger-Jahre-SF-Mucke" und "C64-Geschwurbel", tatsächlich lieferte Giombini später Arbeiten für C64-Spiele ab, der legendäre Computer eroberte ab 1982 die Wohnzimmer in aller Welt (aber das ist ein anderes Thema. Hach, Nostalgie in Vollendung). Abschliessend ein Blick auf die DVD aus dem Hause X-Cess. Während in den USA (Severin) und Großbritannien (Shameless) bereits DVDs vorlagen, war eine Veröffentlichung für den deutschen Markt längst überfällig. Angenehmerweise packte X-Cess gleich beide Fassungen auf die Scheibe, die gebotene Qualität sollte die Zielgruppe zufriedenstellen, ein paar Boni runden den positiven Eindruck ab. Im Zuge des grassierenden "Hartboxenwahns", bietet das Label den Streifen mit drei unterschiedlichen Covern an, eine kleine und zwei große Hartboxen wurden auf den Markt geworfen, der Inhalt ist identisch.

Wie zum Henker soll ich "Die Bestie aus dem Weltraum" in Zahlen bewerten? Ein unmögliches Unterfangen! 9/10 Sympathiepunkte? 11/10 Trashpunkte? Reicht das als Hinweis, Warnung, Drohung, Bankrotterklärung? Liebhaber wissen sowieso Bescheid, Neugierige sind gewarnt, der Masse geht es am Popo vorbei.

Lieblingszitate:

"Bring mir eine Uranusmilch." & "Du standest bisher unter einer geistigen Einengung!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Sa 5. Nov 2011, 01:23
von Blap
Bild
#10 der Koch Media Western Collection



Glut der Sonne (Italien, Spanien 1967, Originaltitel: Dove si spara di più)

Milchbubi muckt auf

Kalifornien ist groß. Doch nicht groß genug für die Familie Mounters und den Clan der Campos, die sich seit ewigen Zeiten gegenseitig abmurksen. Gerade hat es mal wieder einen Burschen aus den Reihen der Campos erwischt, doch statt der üblichen Rache verfolgt das Oberhaupt der Sippe (Rufino Inglés) einen hinterlistigen Plan. Er schlägt dem Chef der Mounters (Luis Induni) ein faires Duell zwischen den verfeindeten Familien vor, ausgetragen auf neutralem Boden, überwacht von einem unparteiischen Beobachter. Mounters willigt ein, gerät wenig später mit seinen Leuten in einen Hinterhalt, trotz deutlicher Verluste kommen die Mounters mit einem blauen Auge davon. Ärgerlicherweise haben die Campos den "Schiedsrichter" im Sack, gleiches gilt für den korrupten Sheriff (Piero Lulli). Unglücklicherweise fällt der junge Johnny Mounter (Peter Lee Lawrence) in Feindeshand, kann sich aber gemeinsam mit dem pfiffigen Gauner Lefty (Andrés Mejuto) aus dem Staub machen. Lefty bringt seinem Schützling den Umgang mit dem Colt bei, die Bardame Rosalind (Maria Cuadra) führt Johnny in tiefere Regionen ein, verliebt sich in das blonde Bürschlein. Doch seine wahre Liebe soll Johnny an anderer Stelle begegnen. Als er mit Lefty eine Kutsche überfällt, trifft er auf die bezaubernde Giulietta (Cristina Galbó), die dem jungen Mounters gehörig den Kopf verdreht. Zu blöd, denn Giulietta ist die Tochter des alten Campos, überdies hinter den Kulissen längt dem schmierigen Sheriff versprochen, den ein ganz besonderes Ereignis mit dem zukünftigen Campos-Obermotz Rodrigo (Peter Martell) verbindet. Keine guten Vorzeichen für die Liebe der jungen Generation, nicht nur die Familienfehde und der Sheriff stellen schier unüberwindbare Hindernisse dar, auch die eifersüchtige Rosalind ist verdammt sauer...

Gianni Puccini inszenierte nur einen Western, wird ansonsten eher dem "anspruchsvolleren" Kino zugerechnet. "Romeo und Julia" musste als Vorlage herhalten, das Drehbuch überzeugt mit einem interessanten Beziehungskonstrukt, weicht (teils) erfrischend vom üblichen Schema ab. Gute Voraussetzungen für einen ganz besonderen Italowestern, der mich letztlich aber nicht vollständig überzeugen kann. Die folgen Zeilen suchen nach einer Erklärung.

Zu Beginn drückt der Streifen mächtig auf die Atmosphärentube, tischt uns sofort das stilvoll eingefangene Ende eines Zöglings aus dem Lager der Campos auf. Blut, Schweiss und Hass. Eine wüste Ballerei lässt nicht lange auf sich warten, die Vorstellung der relevanten Figuren nimmt ein wenig mehr Raum ein, was in diesem Fall ausdrücklich zu begrüßen ist. Ich erlaube mir den Sprung zum Finale. Erneut wird regnet es aus allen Läufen Blei, die Reihen lichten sich rasant. Wirklich innovativ ist der Krawall nicht ausgeführt, der Fan sollte aber weitgehend zufriedengestellt werden. Einerseits werden (im wahrsten Sinne des Wortes) keine Gefangenen gemacht, andererseits fällt das Ende nicht für alle Beteiligten so konsequent aus, wie ich alter Miesepeter mir es gewünscht habe. Ein kleiner Höhepunkt ereilt uns dennoch, eine -in diesem Umfeld- sehr grotesk anmutende Gestalt taucht wie aus dem Nichts auf, mehr will ich wegen akuter Spoilergefahr nicht verraten. Nun haben wird also einen sehr starken Auftakt, obendrauf ein solides Finale mit verzeihbaren Schwächen. Doch was passiert in der übrigen Zeit? Tja, die wird leider, leider von zu viel Peter Lee Lawrence (bürgerlich Karl Otto Hirenbach, hier als Arthur Grant unterwegs) dominiert, dessen "schwachmatische Unpräsenz" mir den Genuss immer wieder verhagelt. Was macht der Typ falsch? Sicher ist er nicht unbedingt ein begnadeter Schauspieler, was ich ihm an dieser Stelle aber gar nicht ankreiden will. Fakt ist, ich mag den Schmalhans nicht, er nagt an meinen Nerven. Hinzu kommt noch die -für meinen Geschmack- unsympathische Anlage der Figur Johnny Mounters, ich mag solche "kleinen Früchtchen mit grossen Problemen" nicht ertragen. Wie bitte? Ausgerechnet ich begebe mich auf den ausgetretenen Pfad der engstirnigen Nörgelei, wo ich doch (fast) immer jeden Darsteller unbedingt mögen will!? Schon plagt mich mein schlechtes Gewissen, trotzdem kann ich meine Abneigung gegen diese Made nicht zügeln.

Noch immer steht die Frage im Raum, was macht der arme Karl Otto verkehrt??? Vermutlich fast nichts, ich bin inkompatibel, verzeiht mir. Eventuell hatte ich irgendwann Albträume, in denen mich ein Stoffel wie Karl Otto zum Sechs mit flachbrüstigen Thai-Frauen zwingen wollte, die Kassengestelle von Fielschwamm trugen und hysterisch keiften. Verdammt, ich habe keinen blassen Schimmer! Genug davon, werfen wir einen Blick auf die anderen Akteure vor der Kamera, den Damen gewähre ich den Vortritt. Cristina Galbó geniesst bei mir stets Kredit, immerhin wirkte sie in Lieblingen wie "Das Leichenhaus der lebenden Toten" (Non si deve profanare il sonno dei morti, 1974) & "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (Cosa avete fatto a Solange?, 1972) mit. In diesem Western ist sie noch mehr Mädchen als Frau, passt daher noch nicht in mein Beuteschema. Cristinachen ist putzig, süss, man muss sie einfach mögen, sie spielt die Rolle der Giulietta sehr liebenswert, bei Bedarf legt sie kratzbürtige Anfälle hin. Richtig gut hat mir María Cuadra gefallen, die mit ihrer Mixtur aus Erotik, Sehnsucht und Verschlagenheit den Puls beschleunigt. Ana María Noé sehen wir als Ehefrau des alten Mounters, der von Charakterkopf Luis Induni verkörpert wird, den man aus unzähligen Europroduktionen kennt. Andrés Mejuto hat keinen leichten Job, er hat viele gemeinsame Szenen mit dem doofen Karl Otto, die durch seinen kauzigen Knuffel Lefty in deutlich erträgliche Bahnen gelenkt werden. Die Stars sind für mich allerdings Piero Lulli und Peter Martell. Lulli dringt die Verdorbenheit aus jeder Pore, aus seinem Gesicht sprechen Arroganz und Niedertracht, eine grossartige Vorstellung! Peter Martell ergänzt den Auftritt von Piero Lulli, zeigt eindeutig sadistische Neigungen (Gefangenenfolter, die eigene Schwester brutal verprügeln). Lulli und Martell kommen dermaßen ekelhaft rüber, ich verspüre den Wunsch die eigenhändig über den Haufen zu scheissen (haha, der verunglückte Kalauer des Tages). Besser kann man "Westernfieslinge" kaum zum Leben erwecken, zu solchen Zwecken müsste schon ein Kinski aus der Kiste hüpfen. Bevor ich mich in weitere Peinlichkeiten und Entgleisungen verstricke, soll an dieser Stelle genug zu den Schauspielern gesagt sein.

"Glut der Sonne" ist ein interessanter Western, ein besonderer Western. Kein Meisterstück wie der im selben Jahr entstandene "Töte, Django" (Se sei vivo spara), aber ein aus der Masse "irgendwie" hervorstechender Beitrag. Auf den Habenseite stehen ein paar solide "Standardszenen" (was keinen Widerspruch zur "Besonderheit" des Films darstellt), wenige härtere Momente, ein kaputt-frecher Einfall, Paul Naschy in zwei kleinen Rollen (ich verzichte auf die üblichen Begeisterungsstürme zum Thema Naschy, sonst tippe ich noch nächste Woche an diesem Kurzkommentar herum). Weiterhin spielt die Besetzung (überwiegend) stark auf, sind die Spannungen innerhalb des Geflechts reizvoll, bieten Kamera, Schnitt und Musik ordentliche Qualität. Die deutsche Synchronisation leistet sich ein paar Flapsigkeiten, bietet aber ansonsten kaum Anlass zur Beschwerde. Für 7/10 sollte es reichen, doch Karl Otto grätscht mit solch nachhaltig schmerzhafter Gewalt dazwischen, ich muss einen vollen Punkt abziehen. Erneut: Es tut mir leid!

Koch Media hat mit der "Regenbogen-Reihe" vielen Fans des Eurowestern eine grosse Freude gemacht. Obschon ich mit "Glut der Sonne" nur zum Teil glücklich sein kann, verneige ich vor den Köchen, denen wir die Präsentation nahezu vergessener Schätzchen verdanken, auch wenn nicht alle Sausen mitten ins Zentrum der Lust treffen. Die DVDs dieser Reihe gehören in jede gepflegte Sammlung, sofern man ein Herz für Western aus Italien/Europa im geschundenen Leib trägt. "Glut der Sonne" liegt in sehr schöner Verfassung vor, eine Prise sehenswertes Bonusmaterial rundet den erstklassigen Eindruck ab, das Digipak ist sowieso (wie immer) toll gestaltet.

6/10 (...und wer mit Karl Otto keine Schwierigkeiten hat, der darf locker einen fetten Punkt addieren)

Lieblingszitat:

"Vor Ungeziefer schützt man sich, indem man es zerquetscht!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Di 8. Nov 2011, 23:31
von Blap
Bild
DVD aus Italien (Raro Video)


Murder Obsession (Italien, Frankreich 1981, Originaltitel: Follia omicida)

Anita, Laura & Silvia - Gipfeltreffen der Eurokult-Halbgöttinnen

Michael (Stefano Patrizi) verdient seine Brötchen als Filmschauspieler. Nach langer Zeit besucht er seine Mutter (Anita Strindberg), die ein großzügiges Anwesen auf dem Lande bewohnt, dort von ihrem Hausdiener Oliver (John Richardson) umsorgt wird. Michael verbindet ein merkwürdiges Verhältnis mit seiner Mutter, er stellt die mitgereiste Debora (Silvia Dionisio) als seine Mitarbeiterin vor, obwohl die junge Dame mit ihm Tisch und Bett teilt. Wenig später tauchen weitere Kollegen des Schauspielers auf, darunter eine attraktive Kollegin (Laura Gemser) und der Regisseur Hans (Henri Garcin). Niemand ahnt etwas von den schrecklichen Vorfällen, die sich vor vielen Jahren in Michael Kindheit zutrugen. Eine fürchterliche Bluttat prägt noch immer die Psyche des jungen Mannes, der im Knabenalter seinen eigenen Vater mit einem Messer erstach. Debora wird von Albträumen heimgesucht, erfährt von Michaels Mutter mehr über die finstere Vergangenheit ihres Lebensgefährten. Bizarre Morde brechen über die Besuchergruppe herein, die Grenze zwischen Fiktion und Realität beginnt zu verschwimmen. Wer steckt hinter den Gewaltexzessen? Wurde Michael von seinem Kindheitstrauma übermannt? Oder hat der geheimnisvolle, verschrobene Oliver seine Finger in diesem blutigen Spiel...???

Bereits 1946 inszenierte Riccardo Freda seinen ersten Spielfilm. Bis 1969 entstand der größte Teil seines Schaffens, seine Beiträge aus den siebziger Jahren haben sich trotzdem nachhaltiger in meinem Gedächtnis eingeprägt. 1969 fügte er dem "Edgar Wallace Universum" mit "Das Gesicht im Dunkeln" ein interessantes Werk zu, Klaus Kinski durfte dort seine Qualitäten als Hauptdarsteller beweisen, Wallace-Fans bewerten den Film sehr unterschiedlich (ich mag den Streifen, was sicher nicht überraschend anmutet). 1971 kam Freda mit dem unterhaltsamen Giallo "Die Bestie mit dem feurigen Atem" (L'iguana dalla lingua di fuoco) aus der Kiste, 1972 gab es den herrlichen Grusler "Tragic Ceremony" (Estratto dagli archivi segreti della polizia di una capitale europea) zu bestaunen. Dies soll als kurzer Blick auf Fredas Filmographie genügen, ich wende mich nun "Murder Obsession" zu.

Die letzte Regiearbeit Fredas kommt mit einer ordentlichen Dosis Gothic-Horror daher, wirft gialloeske Elemente in die Waagschalen des Blutes, kann mit einem sehr beachtenswerten, bemerkenswerten Ensemble auftrumpfen. Ich nutze gern Worte wie "Atmosphärenschmeichler" und "knuffig", auf diesen Film treffen sie in ganz besonderem Maße zu. Die Schauplätze machen keine Gefangenen, ein altes, großes und vor allem unheimliches Gemäuer, in dem ständig der Strom "ausfällt", Kerzen versuchen der Dunkelheit flackend Paroli zu bieten. Flucht ausgeschlossen, selbstverständlich wird das Anwesen von einem Wald umschlossen, der als Schauplatz für "feucht-glibbrige" und "nass-rote" Vorfälle herhält. Seinen sinnlichen Höhepunkt erlebt der Flick während einer grotesken Traumsequenz, in der Silvia Dionisio auf eine gigantische Gummispinne trifft, Fledermäuse an Fäden durch das gruftige Ambiente schwirren, Blut aus Totenschädeln quillt. Klar, da geht mir das Herz auf, da kennt die Knuffigkeit keine Grenzen! Freda geht sogar einen Schritt weiter, er gönnt dem freudig erregten Zuschauer ein paar Blicke auf Frau Dionisios wohlgeformte Möpse. Ich bin im Himmel, einen schöneren Albdruck kann es nicht geben! Manch übler Nörgelbruder wird sich über die eigenwillige Spinne beschweren, doch was kümmert es mich, ich liebe solchen Unfug. Überwiegend fühlt sich das liebenswerte Treiben angenehm altmodisch an, scheint eher aus den späten Sechzigern/frühen Siebzigern zu stammen. Zwei, drei wüste Metzeleien sind offenbar dem Zeitgeist der frühen achtziger Jahre geschuldet, doch ausgerechnet diese kleinen Einlagen sind handwerklich katastrophal ausgeführt. Gehen die "anderen gezeigten Seltsamkeiten" als bewusstseinserweiternd durch, klatscht uns das Mettgut als purer Obertrash frontal in die Fresse. Fürs Phrasenschwein: "Weniger ist manchmal mehr". Mir haben diese Aussetzer keinesfalls den Spass geraubt, sie nagen an der Atmosphäre, richten aber letztlich keinen nennenswerten Schaden an. Bei Freda gehen Meisterschaft und Versagen ab und an Hand in Hand, was seine Filme noch tiefer und inniger in meinem Herzen verankert.

Den Damen gewähre ich gern den Vortritt, auf geht es! Silvia Dionisio ist immer einen Blick wert, spätestens seit "Horror-Sex im Nachtexpress" (La ragazza del vagone letto, 1979) hat sie einem Platz auf meinem Altar sicher. Die Rolle der Debora ist ein harter Job, Silvia besteht die Prüfung mit ihrem natürlichen Sexappeal, dem ich mich zu keiner Sekunde entziehen kann (warum sollte ich auch?). Laura Gemser verkörperte in etlichen Sausen die legendäre "Black Emanuelle", wälzte sich in zahlreichen Erotikstreifen im heissen Sand und auf bebenden Matratzen. Ganz ohne Nummer kommt sie auch unter Freda (unter Freda, huhu) nicht aus, wandelt aber überwiegend auf züchtigen Pfaden. Laura in einer (fast) etwas anderen Rolle, sehr angenehm. Ich schrieb es bereits häufiger, mir ist Laura Gemser "zu wenig Frau", mir fehlen die entscheidenden Rundungen. Trotzdem sehe ich Laurachen immer wieder gern, sie ist mir sympathisch, ihre Filmographie trifft meinen Nerv. Noch bemerkenswerter ist das Wiedersehen mit der Schwedin Anita Strindberg, die in der ersten Hälfte der siebziger Jahre in erstklassigen Gialli mitwirkte, zu den weiblichen Stars des Genres zählte. Titel wie "Der Schwanz des Skorpions" (La coda dello scorpione, 1971) und "The Child - Die Stadt wird zum Alptraum" (Chi l'ha vista morire, 1972) sprechen für sich. Strindberg präsentiert sich deutlich gereift, ihre Darbietung geht weit über das nette Blondchen hinaus. Ihrem Filmsohn kommt sie unangemessen nahe, eine rätselhafte Aura umgibt die Hausherrin, was steckt hinter der edlen Fassade? Martine Brochard will ich nicht unterschlagen, sie geht im Vergleich zum "Mega-Trio" fast ein wenig unter, dient als positiv zu bewertende Ergänzung. Frauenpower der Oberklasse, kein leichtes Spiel für die Männlein. Stefano Patrizi spielt den grossen, verwirrten und unsicheren Jungen gelungen, sein eher unscheinbares Äußeres erweist sich dabei als hilfreich. Henri Garcin gibt den "Ergänzer" im Männerteam, John Richardson fällt die interessanteste Rolle zu. Sein Oliver ist ein seltsamer Kerl, der nicht nur den anwesenden Damen eine Gänsehaut verpasst. Zusammenfassend: Eine starke Truppe! Wo bekommt man schon Silvia Dionisio, Laura Gemser und Anita Strindberg in einem Film zu sehen?

"Murder Obsession" ist (mal wieder) einer dieser Filme... Eine dieser Super-Sausen, ein Streifen der mein Herz im Sturm erobert. Freda leistet sich hier und da ein paar Schnitzer, die Effektmenschen greifen teilweise tief ins Schüsselchen. Na und??? Warum sollte ich diesem Atmosphärenhammer-Knuffelchen in die Wade beißen, es gibt keinen verdammten Grund dafür! Groteskes Ungetüm, saftiges Obst, Abgründe des Grauens. Riccardo Freda setzt seiner letzten Regiearbeit mit einem tiefschwarzen Ende die Krone auf, danke dafür!

Mir liegt die italienische DVD von Raro vor, die mit ihrer reichlich mittelprächtigen Bildqualität der Atmosphäre des Streifens nicht gerecht wird. Mir ist diese Scheibe freilich lieber als keine Scheibe, eine verbesserte Auswertung wäre allerdings sehr zu begrüßen, verdient hat der Film es zweifellos. Immerhin liegt ein kleines Booklet bei, im Bonusbereich plauert FX-Bursche Sergio Stivaletti fleissig drauf los. Übrigens liegt der Ton in italienischer und englischer Sprache vor. Ein Vergleich lohnt, denn die musikalische Untermalung unterscheidet sich teils sehr deutlich! Tipp: Beschafft euch zusätzlich Fredas "Tragic Ceremony", geniesst während einer lauschigen Herbstnacht ein herrliches Double Feature!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Lieblingszitat:

"Your Mother is a Monster of evil"
(Welch infame Unterstellung!)

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mi 9. Nov 2011, 23:24
von Blap
Die Fortsetzung der "Masters of Horror" Sause

Bild
Blu-ray von Anchor Bay (USA)


Deer Woman (USA 2005)

Detective Dwight Faraday (Brian Benben) geniesst bei seinen Kollegen kein hohes Ansehen. Seit einiger Zeit darf er sich nur noch um belanglose Fälle kümmern, wenn der ihm zugeteilte Bereich "Animal attacks" keine Vorkommnisse zu bieten hat, starrt Faraday hauptsächlich Luftlöcher ins das trostlose Großraumbüro der Polizeiwache. Weil sich kein Kollege dazu aufraffen kann einem befremdlichen Anruf nachzugehen, wird der aufs Abstellgleis geschobene Detective mit der lästigen Aufgabe betraut. In einem Truck wurde ein bizarr anmutender Klumpen gefunden, der Fahrer der Zugmaschine ist nicht auffindbar. Schnell steht fest, dass es sich bei dem grausigen Fund um einen zu Mettgut verarbeiteten Menschen handelt, noch schneller drängt man Faraday aus dem Fall heraus. Gemeisam mit Officer Jacob Reed (Anthony Griffith), einem vorwitzigen Streifenpolizisten, befasst sich Faraday auf eigene Faust mit der rätselhaften Angelegenheit. Weitere Tote werden aufgefunden, die Körper der Männer wurden ebenfalls zu Brei geschlagen. Alle Überreste weisen Hufspuren auf, Abdrücke eines Hirsches oder eines Rehs, die Pathologin Dana (Sonja Bennett) kann sogar DNA dieser Wildtiere nachweisen. Doch welcher Hirsch greift Menschen an, lässt nur einen blutigen Klumpen von ihnen übrig? Auch die Tatorte passen teils nicht ins Bild, seit wann laufen Hirsche in Hotelzimmern herum? Detective Faraday stellt seinem Boss diverse Ermittlungsansätze vor, die Kollegen haben nur Hohn und Spott für ihn übrig. Als sich der in Ungnade gefallene Gesetzeshüter schliesslich doch noch offiziell mit den Geschehnissen beschäftigen darf, ist er der Wahrheit näher als er zu glauben wagt, tatsächlich macht eine ganz besondere Frau die Stadt und das Umland unsicher...

Uff! Am liebsten würde ich es bei einer eindeutigen Aufforderung belassen. SCHAUT EUCH UNBEDINGT DIESE WUNDERVOLLE SCHÖPFUNG VON JOHN LANDIS AN! Ja genau, dieser John Landis, dem wir Perlen wie "Blues Brothers" (1980) und "American Werewolf" (1981) zu verdanken haben. Landis setzt nicht auf wüstes Gemetzel, er baut auf herrlichen Humor und liebenswerte Charaktere. Angenehmerweise bekommt der Zuschauer es nicht mit stumpfsinnigem Klamauk zu tun, sondern mit feinem Humor, wirklich witzig-spritzigen Dialogen, die von den starken Darstellern punktgenau vorgetragen werden. Mit Zitaten aus dieser Episode könnte man etliche Seiten füllen, hört euch z. B. die Ausführungen bezüglich erschreckender Fälle an, die sich im London der frühen achtziger Jahre zugetragen haben (bei vielen Filmfreunden wird es heftig klingeln. Klar, Landis verweist augenzwinkernd auf seinen eigenen Klassiker "American Werewolf"). Wer die Herren zu einem Häufchen Hackepeter verarbeitet ist klar, Landis gibt uns keine Rätsel auf, die "Wild-Dame" darf ihre Reize mehrfach ausspielen. Wenn das wilde Rehweibchen auftaucht, setzt Landis stets auf die Erotik seiner Schauspielerin (Cinthia Moura), selbstverständlich mit dem hier omnipräsenten Humor garniert. Gewalt und Action spielen nur eine untergeordnete Rolle, lediglich das Finale haut milde auf den Putz. Wer beim Stichwort "Horror" in erster Linie auf Brutalitäten und Terror geeicht ist, der wird mit "Deer Woman" vermutlich wenig Freude haben, dies als Warnung an die Fraktion der ganz, ganz harten und bööösen Damen und Herren.

Brian Benben ist ein unscheinbarer Typ, was ihn wie geschaffen für den Part des frustrierten Detective Faraday macht (Benben durfte in "Dark Angel" (1990) an der Seite meines geliebten Dolph Lundgren agieren. Das geht euch am Popo vorbei!? Banausen!). Faraday scheint in seinem Umfeld kaum noch wahrgenommen zu werden, ab und an wird er zur Zielscheibe für abfällige Bemerkungen der Kollegen. Die grotesken Morde wecken neue Lebensgeister, plötzlich scheint seine Existenz wieder einen Sinn zu bekommen, füllt der Tod der unglücklichen Opfer sein tristes Dasein mit Leben. Freilich giert man ständig nach Hintergrundwissen, will erfahren warum Faraday für seine Kollegen (und sich selbst) zu einer Art Unperson wurde. Keine Angst, das Drehbuch lässt den Zuschauer nicht im Regen stehen, erwartet von der Erklärung aber keine allzu kreativen Ausritte. Anthony Griffith trägt als Streifenbulle Jacob Reed zur "Auferstehung" Faradays bei, die Gespräche der beiden "Helden" sind großartig, meine Schenkel musste etliche Klopfer über sich ergehen lassen. Sonja Bennett gibt eine kauzig-hübsche Leichenzerlegerin, fungiert gelungen als zusätzliche Sympathieträgerin. Cinthia Moura ist vor allem verdammt sexy, Herr Landis gewährt uns sehr schmackhafte Anblicke (danke!). Wortlos wickelt sie ihre hormongesteuerten Opfer um die Hufe (sorry, DER musste sein), die Herren gaffen und reden sich geil, die allumfassende Ernüchterung folgt auf dem Hufe (es reicht!). Genug zum Ensemble, die weiteren Mitwirkenden fügen sich gelungen in das Gesamtbild ein. Ätzende Kollegen, ein grantiger Chef, spitze Trucker und sonstiges Gezücht.

Fazit: Humor der besten Sorte, tolle Schauspieler, extrem kurzweilige Unterhaltung. Ich kenne die deutsche Synchronisation leider nicht, im Original macht "Deer Woman" jede Menge Spass. Abseits der üblichen Klischees hat John Landis einer packenden TV-Serie eine schöne Episode hinzugefügt. Rätsel und Überraschungen sollte man nicht erwarten, die Stärken von anderer Natur, lediglich das Ende hätte für meinen Geschmack eine Spur mehr Einfallsreichtum vertragen können.

Die Blu-ray aus dem Hause Anchor Bay (Season I, Volume II) bietet neben "Deer Woman" zwei weitere Episoden aus der "Masters of Horror" Reihe an:

• Jenifer
• Sick Girl


Technik und Ausstattung wie gehabt: Gute Bildqualität, bei den Extras wurde gespart.

Nun habe ich die zweite Blu-ray zur Reihe endlich vollständig gesichtet, zwei sehr starke Folgen ("Jenifer" & "Deer Woman") und der gute Beitrag "Sick Girl" sorgen für vorzügliche Unterhaltung.

Dicke 8/10 (sehr gut) für "Deer Woman", vielleicht ist bei der nächsten Sichtung noch mehr drin.

Lieblingszitat:

"So now I'm the weird-call guy, huh?"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Do 10. Nov 2011, 23:10
von Blap
Diesmal im Ultrakurzformat:



GSI - Spezialeinheit Göteborg: Waffenbrüder (Schweden 2009)

Johan Falk (Jakob Eklund) ist zurück! Im Zeitraum von 1999-2003 erfreute uns der harte Bulle aus Schweden in drei Filmen (Zero Tolerance, Executive Protection, The Third Wave). Inzwischen wurde eine TV-Reihe nachgelegt, die insgesamt sechs Folgen in Spielfilmlänge umfasst. Zu Folge 2 kann ich (fast) keine Inhaltsangabe machen, da ansonsten zwangsläufig wichtige Details der vorherigen Episode unangenehmen Spoilern zum Opfer fallen würden.

Falk ist inzwischen in das Team der Göteborger Spezialisten integriert, auch "Waffenbrüder" bietet den üblichen Mix aus Thriller und Action, wobei der Action nur eine Nebenrolle zufällt. Im Vergleich zum guten Auftakt "Zwischen den Fronten" fällt Folge 2 ein wenig ab, lässt echte Überraschungen und Höhepunkte vermissen. Jakob Eklund agiert eine Spur zu routiniert, seine Mitstreiter und Gegenspieler liefern ebenfalls nicht mehr als solide Standardkost ab. Eventuell bröckelt die Stimmung wegen der verbesserungswürdigen Synchronisation, leider bietet das BD-Set nur den deutschen Ton an. Eine etwas längere Actionsequenz bemüht sich um "Pseudorealismus", mutet aber vor allem hölzern, fast verkrampft an. "Waffenbrüder" kränkelt an diversen Schwachpunkten, bietet aber dennoch TV-Unterhaltung der angenehmen Art. insgesamt jammere ich auf recht hohem Niveau, ich freue mich auf die Fortsetzungen.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)[/quote]


---


Lebendig gefressen (Italien 1980)

Umberto Lenzi jagt seine Hauptdarstellerin Janet Agren in den Busch, am Rande des Grauens stellt er ihr Robert Kerman zur Seite, den wir in der Rolle eines Ex-Soldaten sehen. Frau Agren sucht nach ihrer Filmschwester, gespielt von Paola Senatore, die einem wahnsinnigen Sektenguru Sektenguru (Ivan Rassimov) in den Dschungel folgte. Bereits die Anreise wird zum Problem, überall wimmelt es von hungrigen Raubtieren und mordlüsternen Kannibalen. Endlich im Dorf angekommen, will Guru Ivan weder die Neulinge noch das Schwesterlein weggehen lassen, Ärger der fiesen Sorte ist vorprogrammiert! ...und die Kannibalen haben sowieso immer groooßen Hunger!

"Lebendig gefressen" punktet mit einem bemerkenswerten Ensemble, zu den bereits genannten Herrschaften gesellen sich die bezaubernde Me Me Lai und Mel Ferrer in Nebenrollen. Rassimov steht der durchgeknallte, größenwahnsinnige Sektenführer bestens zu Gesicht, die Handlung nimmt lose Bezug auf den 1978 in Guayana verübten Massenfreitod einer fragwürdigen "Religionsgemeinschaft". Umberto Lenzi erweitert seinen unterhaltsamen Abenteuerfilm um schmackhafte Möpse, grotesk aus der Wäsche glotzende Kannibalen, Mettgut darf selbstverständlich nicht fehlen, an Schauwerten mangelt es daher nicht. Für mich ist "Lebendig gefressen" eher ein Abenteuerstreifen, der Flick wird jedoch dem Kannibalenfilm zugerechnet. Was solls, ich möchte nicht in Wortklauberei verfallen, mir gefällt dieser kurzweilige Trip in die grüne Hölle extrem gut.

8/10 (sehr gut)

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Fr 11. Nov 2011, 23:25
von Blap
Bild



Steel Arena - Todesmatch der Giganten (Italien, USA 1989, Originaltitel: Arena)

Menschen, Monster, Mutationen - Fratzengeballer im All

Irgendwo in der unendlichen Weite des Weltraums... (noch eine Überschrift?). Auf einer riesigen Raumstation fernab der Erde werden brutale Kämpfe ausgetragen, in denen sich moderne Gladiatoren gegenseitig den Arsch versohlen. Steve Armstrong (Paul Satterfield) war auf Terra ein hoffungsvoller Nachwuchskämpfer, doch Erdlinge geniessen kein hohes Ansehen auf der Raumstation, der letzte menschliche Titelträger verabschiedete sich vor fünfzig Jahren aus dem Ring. Daher verdient Steve seinen bescheidenen Lebensunterhalt als Bedienung in einem Schnellrestaurant. Nachdem er in eine wüste Schlägerei verwickelt wird, ist der Terraner nicht nur seinen Job los, man verweigert ihm zu allem Überfluss auch den Zugang zu seinem bisherigen Wohnbereich. Immerhin kommt der Hühne bei Shorty (Hamilton Camp) unter, den er im Fastfood-Tempel vor Prügel beschützte, das kleine Kerlchen mit den vier Armen fühlt sich Steve zu Dank verpflichet. Das dynamische Duo kommt nicht zur Ruhe, plötzlich tauchen zwei Raubeine auf, erneut muss Steve sich heftig zur Wehr setzen. Die Attacke entpuppt sich als Test, die clevere Promoterin Quinn (Claudia Christian) will Steve unter ihre Fittiche nehmen, ihn als Kämpfer in die Arena schicken. Shorty gerät nach einem kleinen Zwischenfall in Bedrängnis, der einflussreiche Fiesling Rogor (Marc Alaimo) verlangt eine grössere Summe Geld zurück, die der Vierarmer "irrtümlich" an sich genommen hatte. Steve sieht nur einen Ausweg, er nimmt Quinns Offerte an, kann mit dem Vorschuss seinen Kumpel Shorty aus Rogors Fängen retten. Es soll nicht der letzte Kontakt mit dem Widerling gewesen sein, immerhin ist Rogor der Promoter des amtierenden Champions Horn (Michael Deak), der seine Gegner reihenweise mit sadistischer Freude in den Boden stampft...

"Steel Arena - Todesmatch der Giganten" (in Deutschland früher ohne "Steel" vermarket) ist eine Produktion von Charles Band, auf dem Regiestuhl nahm Peter Manoogian Platz, der häufiger unter Bands Knute agierte. Bei einem Streifen aus dem Stall des Herrn Band (Empire International Pictures, Full Moon Features usw.) erwartet den Zuschauer im Regelfall unterhaltsamer Schwachsinn. Reihen wie "Subspecies", "Trancers" und "Puppet Master" und weitere Serien & unzählige Einzeltitel, finden immer wieder Zuspruch, ernten aber auch Spott und Entsetzen. Selbst mich haut nicht jeder Band-Flick aus den Socken, meist fühle ich mich jedoch auf angenehme Art unterhalten, knuffiger Unfug zündet ohne Gnade in meinem maroden Hirn. "Arena" ist (für eine Band-Produktion) gut ausgestattet, die albernen Kostüme, putzigen Masken und ulkigen Effekte machen richtig Laune, B-Stoff nach meinem Geschmack. Zierde des Streifen sind selbstverständlich die Kämpfe in der Arena, die zweifellos mehr Spielzeit und Härte vertragen hätten. Groteske Geschöpfe hauen sich die Hucke voll, ein ausgeklügeltes Computersystem sorgt für eine faire Verteilung der Kraftverhältnisse. Bereits in seinem ersten offiziellen Kampf vor dem tobenden Publikum, muss sich der blonde Held einem gewaltigen und gefährlichen Gegner stellen. Ein wurmartiges Wesen mit Armen, grosser Klappe und schlechter Laune. Klar, davon lässt sich Steve nicht nachhaltig beeindrucken, ein aufrechter Hüne wird einem schleimigen Weltraumkriecher nicht weichen, es gibt Schläge und Tritte bis der Arzt kommt. Nebeibei wurde die Raumstation mit allerlei Gezücht belebt, viele Bewohner kommen mir vor wie durchgeknallte Varianten von Individuen aus dem "Star Wars" Universum. Denkwürdige Dialoge und ein billiger Score runden das Bild ab, es ist an der Zeit die Darsteller zu würdigen.

Paul Satterfield gibt den unbeugsamen Helden, schlägt gewissermaßen wie aus dem Nichts in die Arena ein. Für meinen Geschmack kommt Satterfield eine Spur zu glatt rüber, da der Charakter Steve Armstrong aber sowieso keine grössere Tiefe aufweist, geht die Darbietung als geschmeidig und ordentlich durch. Hamilton Camp erinnert an Bilbo aus "Herr der Ringe", hat zu seinem Glück aber vier Arme anstatt dicker Klumpfüsse. Der von Camp gespielte Shorty ist der sympathische Sidekick des strahlenden Helden, ein kleines Schlitzohr mit einem grossen Herz. Marc Alaimo (Rogor) glotzt arrogant bis zornig aus der Wäsche, sein Helferlein kommt in Form des verschlagenen Weezil daher, den Armin Shimerman gekonnt zum Leben erweckt. Zu den Fieslingen gesellt sich Michael Deak als Horn, der ansonsten hauptsächlich in den Bereichen Make-Up/Effekte im Filmgeschäft aktiv ist. Claudia Christian ist nett anzuschauen, sie weist eine leichte Ähnlichkeit mit Diane Lane auf. Für eine Prise Erotik sorgt Shari Shattuck, sie wird von Rogor als "Geheimwaffe" mißbraucht. Diese Zeilen sollten ausreichen, das Ensemble passt ins Umfeld, Meisterleistungen werden weder erbracht noch gefordert.

"Arena" sammelt Punkte mit seinen liebenswerten (oder liebenswert-bösen) Gestalten, netten Masken/Make-Up und gelungenen FX, einer ansprechenden "B-Movie-SF-Atmosphäre". Die Kämpfe werfen skurrile Wesen in den Ring, fallen aber zu brav und bieder aus, hier hätten Peter Manoogian und sein Team energischer ans Werk gehen sollen. Gleiches gilt für die Anflüge von Erotik, Shari Shattuck hat ohne Zweifel Sex-Appeal, sie darf ihn leider nur viel zu wenig offensiv zum Einsatz bringen. Der Streifen kränkelt an den üblichen "Charles-Band-Symptomen", viel Potential wird durch unangemessene Zurückhaltung verschenkt, reizvolle Felder bleiben weitgehend unbestellt. Mich hat dies freilich noch nie von der Sichtung weiterer Sausen aus dem Band-Stall abgehalten, auf eigenwillige Weise ist auf Charles Band und seine Zuarbeiter eben doch Verlass.

Die DVD von Savoy zeigt den Film ungekürzt, der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache vor. Im Bonusbereich findet der Filmfreund ein paar Trailer, die technischen Qualitäten der Scheibe möchte ich als zweckmäßg bezeichnen, Pixelonanisten werden nicht bedient. Flatschenneurotiker dürfen aufatmen, dank Wendecover lässt sich das FSK-Siegel problemlos verstecken.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)

Lieblingszitat:

"Steh auf! Du ekelhafte Kreatur!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mi 16. Nov 2011, 23:34
von Blap
BildBild
Links: DVD von Koch Media (Deutschland) / Rechts: DVD von Shameless (Großbritannien)


Geständnis einer Nonne (Italien 1978, Originaltitel: Suor Omicidi)

Schwester Gertrude brummt der Schädel

Schwester Getrude (Anita Ekberg) arbeitet seit vielen Jahren in einem Sanatorium für psychisch kranke Menschen. Dr. Poirret (Massimo Serato) wundert sich über das zunehmend befremdliche Verhalten seiner besten Assistentin, die Nonne verliert immer häufiger die Beherrschung, ihre Ausfallerscheinungen werden zum Risiko für die Patienten. Zwar musste sich Schwester Gertrude einer gefährlichen Hirnoperation unterziehen, sie gilt aber laut ärztlichen Angaben als geheilt. Mehrfach bittet Gertrude verzweifelt um Hilfe, wendet sich an Dr. Poirret und ihre Mutter Oberin (Alida Valli). Stets werden die Ersuche um Hilfe und Mitgefühl als unbegründet abgetan, die Schwester versucht ihr Leid mit Morphin zu lindern. Da man ihr die weitere Behandlung mit dem Opioid verweigert, greift die Nonne in ihrer Not zu illegalen Methoden, beschafft sich den Stoff ausserhalb ihres üblichen Umfelds. Als die Klinik von mehreren erschreckenden Todesfällen erschüttert wird, gerät Schwester Gertrude zunehmend unter Verdacht, lediglich ihre Zimmergenossin Schwester Mathieu (Paola Morra) wendet sich nicht von ihr ab. Wer oder was steckt hinter dem Ableben der Patienten, ist Schwester Gertrude tatsächlich eine Mörderin? Vieles spricht gegen die Nonne, die offenbar mehr und mehr den Bezug zur Realität verliert...

Giulio Berruti zählt nicht zu den bekannteren Regisseuren des italienischen Genrekinos, er inszenierte lediglich zwei Spielfilme, war an einer überschaubaren Anzahl weiterer Werke als Regieassistent und/oder Cutter beteiligt, lieferte ferner Drehbücher ab (oder wirkte daran mit). Eine kleine Filmographie muss kein schwaches oder gar unbedeutendes Register sein, der hier kurz vorgestellte "Suor Omicidi" ist ohne Frage ein wichtiger und unterhaltsamer Beitrag zum Nunsploitation-Genre (...und an "Baba Yaga" von Corrado Farina als Cutter beteiligt gewesen zu sein, ist wahrlich keine schlechte Referenz). Die tragische Geschichte um die verzweifelte Nonne würde durchaus als Vorlage für ein ernsthaftes Drama mit Tiefgang taugen, jedoch schert sich der Streifen nicht die Bohne um solche Befindlichkeiten. Im Gegenteil, "Geständnis einer Nonne" bietet dem Zuschauer herrlichen Exploitationstoff mit hohem Genussfaktor!

Während sich die Verwandtschaft (oft) in lange vergangenen Jahrhunderten suhlt, spielt sich die Tragödie in unserer Zeit ab, eine erfrischende Abwechslung. An den üblichen Zutaten mangelt es jedoch keinesfalls, hier und da werden wir Zeuge eines bizarren Mordes, ab und an gibt es einen Blick auf wohlgeformte Brüste. Wenn in einem Nonnenflick die Möpse ins Spiel kommen, dann ist die bedürftige Lesbe nicht weit weg, häufig bildet sie das knackige Anhängsel der bebenden Bälle, angenehmerweise weicht Herr Berruti nicht von diesem schmackhaften Pfad ab. Intrigen finden ihre Opfer, Liebe und Hass, Prügel und Hysterie, als Krönung gibt es einen wundervoll eingefangenen Rauschtraum zu bestaunen, Morphin und aufkeimender Wahn (und ein guter Cutter) machen es möglich. Allzu wild und ausufernd geht es nicht zu, wer auf ein sadistisches Blutbad mit jeder Menge Sex und Gewalt wartet, der darf hier nicht auf eine Vollbedienung seiner Wünsche hoffen. Unvermeidbar die Kritik am System Kirche, welches in erster Linie in Form der kaltherzigen Mutter Oberin seine abstossende Fratze zur Schau stellt.

Anita Ekberg hatte zum Zeitpunkt der Dreharbeiten die erfolgreichste Phase ihrer Karriere längst hinter sich, die 1931 geborene Schwedin steuerte in den späten siebziger Jahren bereits stramm auf ihren fünfzigsten Geburtstag zu. Als "Frau in den besten Jahren" (MILF-Power regiert!) passt Ekberg perfekt in die Rolle der Schwester Gertrude. Sie spielt ihren Part ernsthaft, durchaus glaubwürdig und nachvollziehbar, ohne dadurch einen störenden Graben zwischen sich und der "exploitativen" Ausrichtung des Streifens aufzureissen. Aufschlussreiche Einblicke überlässt sie einer jüngeren Kollegin, während eines "Ausfluges" gewährt uns Frau Ekberg immerhin einen Blick auf ihre Strapse und lässt sich von einem Unbekannten frontal begehen, ihrer lüsternen Mitbewohnerin zeigt sie hingegen nur die nackte -vor allem aber die eiskalte- Schulter. Anita Ekberg dreht ordentlich auf, kann mühelos nahezu jede erdenkliche Emotion auf ihr charaktervolles Antlitz zaubern. Erstaunlicherweise gleitet sie dabei (fast) nie in alberne/unfreiwillig komische Vorstellungen ab, nur als sie einem armen Omachen das Klappergebiss zertritt, weil Muttchen ihre Dritten während des Essens sichtbar in einem Glas auf dem Tisch lagert, konnte ich mich vor Lachen kaum auf dem Sofa halten. Aber was solls, Lachen ist gesund, das kann selbst ein alter Griesgram wie ich nicht leugnen. Ekberg dominiert das Geschehen unangefochten, die Nebenfiguren leisten dennoch gute Arbeit. Paola Morra ist die Dame mit den hübschen Äpfeln, liebeskrank hechelt sie als Schwester Mathieu der älteren Gertrude hinterher, Ärger ist vorprogrammiert. Alida Valli hat nur wenige Szenen, haucht der harten und kalten Ober-Nonne aber nachhaltig Leben ein, sie spielt ihr ausdrucksstarkes Gesicht und grosses Talent souverän aus. Massimo Serato dient in der frühen Phase als Arzt, nachdem der alte Doc aus dem Betrieb "gemobbt" wurde, übernimmt Joe Dallesandro als junger und dynamischer Mediziner diese Aufgabe, kommt deutlich ambivalenter als sein liebenswerter Vorgänger daher. Daniele Dublino sehen wir als den überforderten Chef des Sanatoriums, aus den Reihen der Patienten ragen der querköpfige Lou Castel und die schrullige Laura Nucci hervor. Eine starke Truppe, Anita Ekberg legt eine tolle Show hin, ihre Zuarbeiter lassen sich ebenfalls nicht lumpen. Am Rande sei noch erwähnt, dass die psychisch Kranken nicht als Schiessbudenfiguren herhalten müssen. Damit bricht das Werk dann doch ein altes Klischee auf, hier sind die "Irren" recht zugänglich und teils regelrecht liebenswert gezeichnet. Sicher kann man sich die berechtigte Frage stellen, wer in dieser Geschichte tatsächlich dem Wahnsinn verfallen ist...

Fazit: Gute Schauspieler aalen sich in kleinen und mittelschweren Wüstheiten, Regie und Kamera sind stilsicher und punktgenau, das Szenario passt, der Score setzt sich in den Ohren fest. Der finale Twist kommt nicht wirklich überraschend, mißlungen ist diese Wendung jedoch keinesfalls. Für Fans knuffiger Nonnenausbeutung ein Festmahl, für Einsteiger vermutlich recht gut geeignet!

Abschliessend ein paar Worte zu den DVDs aus meiner Sammlung. Die Scheibe von Koch Media bietet leider kein anamorphes Bild, weiterhin liegt der Film nicht uncut vor (im Bonusbereich ist die betreffende Szene zu finden, die Kürzungen sind geringfügig, dennoch ärgerlich). Zusätzlich findet man Trailer, Bilder und ein dünnes Booklet. Inzwischen zählt Koch Media zu den besten und zuverlässigsten Labeln in Deutschland, diese DVD aus den Anfangstagen hat mit Schwächen zu kämpfen, geht aber insgesamt noch halbwegs in Ordnung. Aus Großbritannien stammt die Veröffentlichung von Shameless, die den Film ungekürzt und anamorph kodiert anbietet, das Cover (siehe oben) ist ein Griff ins Töpfchen. Shameless mag auf den ersten Blick die Nase vorn haben, die Koch-DVD ist für mich trotzdem unverzichtbar, denn die deutsche Synchronisation ist meiner Meinung nach großartig!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Lieblingszitat(e):

Aus der deutschen Fassung: "Ich kann es nicht ausstehen, wenn Sie ihre Zähne bei Tisch herausnehmen!"

Aus der englischen Fassung: "Her soul is among the angels, Doctor."

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Sa 19. Nov 2011, 00:32
von Blap
Das "Gipfeltreffen-der-Herzbuben-Action-Double-Feature" in Kurzform

BildBild
Links: DVD von Sony / Rechts: BD von Mr. Banker Films


Assassination Games - Der Tod spielt nach seinen eigenen Regeln (USA 2011, Originaltitel: Assassination Games)

Gemeisam einsam?

Vincent Brazil (Jean-Claude Van Damme) ist ein gut bezahlter Profikiller, er erledigt seinen Job stets mit äusserster Sorgfalt und eiskalter Präzision. Auch Roland Flint (Scott Adkins) war einst für besonders brisante Aufträge zuständig, doch nachdem seine Frau vor seinen Augen ins Koma geprügelt wurde, kümmert er sich liebvoll um sie, hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen. Als sich für Flint eine unerwartete Chance zur Rache ergibt, will er diese womöglich einmalige Gelegenheit um jeden Preis nutzen. Ausgerechnet Brazil wurde auf Flints Ziel angesetzt, die beiden Burschen geraten sich erwartungsgemäß ins Gehege. Werden die Profis gemeinsame Sache machen, kann Flint dem scheinbar gefühllosen Brazil über den Weg trauen...???

B-Action die im ehemaligen Ostblock ihre Schausplätze findet hat bei mir immer Kredit, die alten Helden Van Damme, Lundgren und Seagal haben dort schon einige unterhaltsame Flicks mit ihrer Anwesenheit veredelt. In "Assassination Games" trifft Jean-Claude Van Damme erneut auf Scott Adkins, der sich bereits in "The Shepherd" (2008) eine deftige Prügelei mit dem Belgier lieferte. Diesmal ist Adkins nicht lediglich als Nebenfigur am Start, nun ist er zum Co-Star an Van Dammes Seite aufgestiegen. Erwartungsgemäß dominieren die beiden Herren die Sause, die Nebenrollen sind mit den üblichen Fratzen, Sandsäcken und Schiessbudenfiguren gespickt. Den Hauptdarstellern versucht das Drehbuch ein wenig Charaktertiefe einzuhauchen, Eisblock Brazil spielt Geige, besitzt eine Schildkröte und lässt (zunächst widerwillig) eine junge Dame an sich ran. Für Adkins bleibt der treusorgende Ehegatte, insgesamt hat Van Damme die griffigere Rolle erwischt. Leider haben Van Damme und Adkins zu wenig gemeinsame Szenen, generell werden die Fähigkeiten der beiden Helden nur halbherzig gefordert. Van Damme stellte in Filmen wie "Until Death" (2007) und "JCVD" (2008) eindrucksvoll unter Beweis, dass er sich inzwischen zum fähigen Schauspieler entwickelt hat, während Adkins in "Undisputed II: Last Man Standing" (2006) & "Undisputed III: Redemption" (2010) als Yuri Boyka ordentlich vom Leder ziehen durfte. "Assassination Games" bietet in dieser Hinsicht keinen weiteren Schritt vorwärts, kommt nicht über gewöhnliche Standardkost hinaus. Der Plot (obschon nicht extrem kreativ) hat durchaus Substanz, es gibt Rache, Liebe, Hass, Verschwörungen, widerwärtige Gauner, hinterhältige Staatsdiener und ätzende Schreibtischtäter.

Die Farben wurden weitgehend abgwürgt, die massive Reduktion der Farbpalette soll offensichtlich für eine besonders harte und dreckige Atmosphäre sorgen, entpuppt sich aber als sinnfreies und augenquälendes Ärgernis. Dank der stimmungsvollen Kulissen wäre ein solcher Eingriff überhaupt nicht nötig gewesen, für meinen Geschmack leidet der Film sehr unter diesem Unfug. Da ich mich diesmal auf besonders wenige Zeilen beschränken möchte, ist es an der Zeit für das Fazit. Van Damme und Adkins machen ihren Job gut, können aber deutlich mehr. Echte Süchtlinge und Fans sollten auf ihre Kosten kommen, sollten die Meßlatte aber bitte nicht zu hoch anlegen. Die DVD bietet den Film in englischer und deutscher Sprache an, im Bonusbereich warten entfallene Szenen auf Sichtung. Meine Scheibe kam übrigens in einem qualitativ minderwertigen Amaray-Clone daher, ein Griff in die Kiste mit dem Austauschhüllen war unumgänglich. Flatschenneurotiker werden sich über das fehlende Wendecover empören.

6/10 (Obere Mittelklasse. Hier wäre mit wenig Aufwand deutlich mehr drin gewesen. Bereits die grauenhafte Manipulation der Farben sorgt für den Verlust eines halben Punktes!)

Lieblingszitat:

"Du störst mich!"

---

Fight of the Dragon (USA 1999, Originaltitel: Bridge of Dragons)

Dolph und der fiese General Gesichtsruine

Prinzessin Halo (Valerie Chow) blickt mit Beunruhigung in die Zukunft, die Tochter des verstorbenen Königs soll den ungeliebten General Ruechang (Cary-Hiroyuki Tagawa) gegen ihren Willen heiraten, der Militärschädel will auf diese Weise endgültig alle Macht im Staat an sich reissen, sein Terrorregime legitimieren. Halo hat keine Lust auf den Mistbock, sie täuscht während der Trauung eine Ohnmacht vor, ergreift in ihrer Verzweiflung die Flucht vor dem lüsternen Generalissimus. Warchild (Dolph Lundgren) ist das beste Pferd im Stall des blutrünstigen General Ruechang (Cary-Hiroyuki Tagawa), sein Chef schickt ihn auf die Suche nach dem Subjekt seiner Begierde. Problemlos findet Warchild die flüchtige Edeldame, die sich jedoch zunächst mit einer List seinem Zugriff entziehen kann. Freilich ist Warchild schnell wieder auf der richtigen Fährte, doch bei der "Übergabe" der Edeldame an den General platzt dem Elitesoldaten der Kragen. Ruechang bekommt was auf die Fresse, Warchild und Halo ergreifen die Flucht, jetzt geht der Ärger erst richtig los...

Auf Isaac Florentine ist Verlass! Seine vier (bisher) letzten Filme ("Undisputed 2", "The Shepherd", "Ninja - Revenge will rise" und "Undisputed III: Redemption", 2006-2010) machen jede Menge Freude, das in diesem Beitrag kurz vorgestelle Dolph-Vehikel sorgt ebenso für gute Laune. "Fight of the Dragon" kommt nicht ausschliesslich im üblichen B-Action-Gewand ins Haus, der Streifen präsentiert die Handlung in ein nahezu bizarr anmutendes Szenario eingebettet. Das Militär läuft in Uniformen der deutschen Wehrmacht umher, Hubschrauber tragen die Zahl des Deibels, eine Prinzessin muss aus den Klauen eines irren Möchtegern-Despoten gerettet werden, Rebellen leben unter primitiven Bedingungen. Wer oder was fehlt da noch? Klar, der strahlende Held, der Recke aus Stahl, der Kämpfer für die gute Sache. Wer könnte diese Aufgabe besser als mein geliebter Dolph lösen? Niemand, ist doch mindestens genauso klar! Die fröhlich-flotte Mixtur funktioniert richtig gut, Relikte aus vergangenen Tagen, obendrauf eine kleine Prise Fantasy-Feeling, garniert mit einer Scheibe Endzeit. Florentine hätte mit mehr Zeit und Geld vermutlich einen epischen Hammer aus dem Hut zaubern können, in der vorhandenen Form merkt man der Sause die beschränkten Mittel fraglos an, das Ergebnis ist dadurch aber keineswegs weniger liebeswert geraten. Dolph ist cool und knuffig wie immer, Cary-Hiroyuki Tagawa zieht herrliche Grimassen, Held und Antagonist sind perfekt besetzt. Valerie Chow bietet dem Zuschauer einen hübschen Anblick, leider wurde ihre Rolle eine Spur zu züchtig angelegt, aber auch das Leben eines B-Movie-Maniacs ist bekanntlich kein verdammtes Wunschkonzert (warum eigentlich nicht?).

"Fight of the Dragon" hat es nicht leicht (s)eine Zielgruppe zu finden. "Verbogene" B-Action-Motive sind reichlich vorhanden, doch das Szenario und die sonstigen Zutaten werden vermutlich viele Fans verstören. Das Treiben mutet häufig reichlich grotesk an, als wirrer Trasher geht der Flick aber dennoch nicht durch. Zwischen den Stühlen kann die Luft unangenehm dünn werden, doch mein altes Herz und krankes Hirn hat der Film ohne Widerstand erobert. Man bediene sich aus diversen Töpfchen mit schmackhaften Leckereien, setzt Dolph als Krone drauf, fertig ist die Laube! An dieser Stelle eine Warnung an alle "normalen" Filmfreunde, meidet dieses Werk auf jeden Fall, ansonsten kann ich nicht für euer Wohlbefinden garantieren (kann ich sowieso nicht, aber das tut nichts zur Sache)! Die Blu-ray bietet keine Befriedigung für Technikfetischisten, das Bild ist recht körnig und immer wieder sind kleine Verunreinigungen auszumachen. Boni und eine schmucke Aufmachung sucht man vergebens, der günstige Preis wetzt diese Scharte aber locker aus. "Fight of the Dragon" ist angenehmer Unfug, ich habe eine Schwäche für Mumpf dieser Sorte. Übrigens deckelt der Streifen den öden "The last Warrior" (2000) deutlich, diesen von Sheldon Lettich verbrochenen Langweiler konnte selbst Dolph nicht mehr retten...

7/10 (gut + zahlreiche Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte)

Lieblingszitat:

"Gegen Warchild hat er keine Chance!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 23:43
von Blap
Bild




Einer gegen das Imperium (Italien, Türkei 1983, Originaltitel: Il mondo di Yor)

Tapferes Goldlöckchen trifft den wahnsinnigen Herrscher der rotierenden Blechschädel

Yor (Reb Brown) streift durch eine urzeitliche Welt voller Gefahren und Rätsel, kein Feind oder Untier kann den blonden Hünen stoppen. Glück für Ka-Laa (Corinne Clery) und Pag (Luciano Pigozzi), deren Leben durch das beherzte Eingreifen Yors gerettet wird, ein gefräßiger Dinosaurier wollte die junge Schönheit und ihren väterlichen Begleiter verspeisen. Freilich verguckt sich Ka-Laa sofort in ihren Retter, der gestählte Leib des Helden bringt die Säfte der Dame in Wallung. Friedlich und freundlich begrüssen die Stammesgenossen der Geretten den furchtlosen Jäger, doch das nächste Unheil lässt nicht lange auf sich warten. Blutrünstige Höhlenmenschen fallen über den unvorbereiteten Stamm her, richten ein fürchterliches Blutbad an, Yor, Ka-Laa und Pag können dem Unheil knapp entkommen. Weiterer Ärger mit den Höhlenbewohnern steht bevor, allerdings sind diese Ereignisse nur Vorboten des Schreckens, auf unseren strahlenden Helden wartet eine weitaus dramatischere Begegnung. Schon immer trägt Yor ein goldenes Amulett, er kennt weder dessen Bedeutung, noch weiss er etwas über seine Eltern oder Herkunft. Bevor der Haudegen auf seinen wahren und gefährlichsten Gegner trifft, kreuzen weitere Freunde und Feinde seinen Weg, für Ka-Laa wird es mehrfach Anlass zur Eifersucht geben, Pag erweist sich als zuverlässiges Helferlein und sicherer Bogenschütze...

Antonio Margheriti zählt zu den wichtigsten und verehrungswürdigsten Regisseuren des italienischen Genrekinos. Meist unter dem Pseudonym Anthony M. Dawson unterwegs, verdanken wir dem eifrigen Filmemacher zahlreiche wundervolle Werke. Um den Rahmen dieses Beitrages nicht zu sprengen, will ich mich auf ein paar besonders liebenswerte Filme beschränken. 1968 kam der schöne Giallo "Sieben Jungfrauen für den Teufel" (Nude... si muore) in die Kinos, 1970 der starke und angenehm unheimliche Western "Satan der Rache" (E Dio disse a Caino), in dem Klaus Kinski großartig aufspielte. Sehr am Herzen liegen mir auch der "Grusel-Giallo" mit dem klangvollen Titel "7 Tote in den Augen der Katze" (La morte negli occhi del gatto, 1973), sowie der Söldner-Reisser "Kommando Leopard" (1985), mit dem damals massiv gehypten Lewis Collins in der Hauptrolle. Antonio Margheriti war in unterschiedlichen Genres aktiv, eines haben jedoch alle Filme (in deren Genuss ich bisher kam) gemeinsam, der Spassfaktor ist sehr hoch, auch wüster Unfug kommt nie ohne handwerkliches Geschick daher. So hat "Einer gegen das Imperium" beste Voraussetzungen mein Herz im Sturm zu erobern, was dem Flick dann auch ohne Mühe gelingt, sogar ein altes Mufflon ist noch immer zu tosenden Lachanfällen und ehrlicher Liebe fähig.

Zunächst mutet der Streifen wie eine knuffige Fantasy-/Barbaren-Sause an. Bereits der erste auftauchende Dino kündet unmißverständlich von einem gesteigerten Pegel des Irrsinns, Conan würde beim Anblick des geifernden Ungeheuers panisch auf dem Fellstiefel kehrtmachen. Später gibt sich weiteres Viehzeug die Ehre, mir hat es besonders der "Tödliche Nachtvogel" angetan, für den die Begegnung mit Yor zu einer schmerzhaften und endgültigen Erfahrung werden soll. Für Brüller sorgen die Antagonisten der ersten Filmhälfte, mit blauem Schlonz eingeschmiert und in einer Höhle hausend, glotzen sie wie eine Kreuzung aus Urmensch und Werwolf aus der Wäsche, gewissermaßen wie Waldemar Daninsky auf Crack. Diese Stinker -vorrangig deren Rudelführer- erweisen sich als anhänglicher und zunehmend lästiger Pöbel, Yor holt sich nicht nur Hautauschlag und Brechreiz, ihm saust auch eine Keule auf die harte Rübe. Alles sehr schön und herzallerliebst, genug für einen Eintrag im Register der unverzichtbaren Barbaren-Perlen. Damit gibt sich Margheriti aber nicht zufrieden, nach einer lustigen Seefahrt landen Yor und seine Begleiter im Zentrum des Grauens, sie treffen auf einen Schmalspur-Imperator, welcher von seinen Vasallen ehrfurchtsvoll "Der Höchste" genannt wird. Ja, dieser "Höchste" erinnert stark den den Imperator aus dem Sternenkrieg des Herrn Lucas. Nur hat sich der finstere Impi des guten George möglicherweise nicht zwei Tonnen Koks durch den Riechkolben gezogen, was der "Höchste" aber ganz offensichtlich mit Hingabe und Ausdauer getan hat, denn anders ist sein wirrer Geisteszustand kaum erklärbar. Mehr Wahnwitz passt nicht in die Tüte? Von wegen, ihr solltet euch die Androiden anschauen, die dem "Höchsten" als persönliche Mädchen für alles zur Seite stehen. Lustige Blechmützen zieren die laufenden Mülltonnen, Lord Vader dreht sich vor Zorn im Grabe um. Ferner gibt es noch die "normalen" Bewohner unter der Knute des Höchstenpopöchsten, die schon lange keinen Bock mehr auf den Größenwahn ihres Obermotzes haben. Es brodelt gewaltig unter der Oberfläche, den Blechköppen wird es an den Lack gehen...

Reb Brown ist wie geschaffen für die Hauptrolle, sein überwiegend debiler Gesichtsausdruck steigert den Unterhaltungswert enorm. Wo Arnold nur Muckis am Start hat, da wirft Reb zusätzlich eine gehörige Portion Schwachsinn in die Waagschale, Yor regiert Conan in den Staub. Bekanntlich machen die putzigen Helferlein und bösartigen Schweinebacken oft einiges mehr her, als so mancher aalglatter und langweiliger Held, erfreulicherweise lassen sich die Nebenfiguren auch in diesem Streifen nicht lumpen (der Fairness halber sei erwähnt, dass Reb Brown keinesfalls langweilig erscheint). Mein Oberknuffel ist eindeutig Luciano Pigozzi, den ich ausdauernd knuddeln möchte. Man kennt den Herrn mit dem Froschgesicht aus zahlreichen Italoknüllern, er wurde gern als Bösewicht besetzt, diesmal fungiert er als Sympathieträger erster Güte. Pigozzi ist ein toller Schauspieler, sein Talent kommt ihm im Rahmen dieses groben Unfugs zugute, er hatte sichtlich Spass an seiner Arbeit. Im lustigen Felldress ist der Mann mit Pfeil und Bogen immer zu Stelle, folgt seinem Freund bis in die hintersten Winkel der Welt. John Steiner taucht zwar erst spät auf, hinterlässt als völlig durchgeknallter "Höchster" aber bleibenden Eindruck. Er röchelt wie Vader, kleidet sich wie der Imperator, hängt faschistoidem Rassenwahn nach, hält sich für den Herrscher der Welt. Steiner hat mir schon so manchen Filmabend versüßt, für diesen Auftritt verdient er einen der oberen Plätze auf meinem Altar der Paranoia und Neurosen. Die Damen werden von Corinne Clery angeführt, die ich vor allem für ihre Darbietung in "Wenn Du krepierst - lebe ich" (Autostop rosso sangue, 1977) verehre, in dem sie sich mit Franco Nero und David Hess plagen musste (hervorragender Film, bitte anschauen!). Clery wacht mit Eifersucht über Yor, weibliche Konkurrenz treibt ihr im Eiltempo die Zornesröte ins Gesicht. Lustige Gestalten füllen das Ensemble ansprechend auf, auf jeden Mitwirkenden einzugehen erscheint mir unnötig, schaut euch gefälligst den Film an, ihr werdet euren persönlichen Liebling sicher finden!

Mit dem tollkühnen Sprung vom "Fantasy-Barbaren-Spielplatz" in Richtung Science-Fiction, vollführt "Einer gegen das Imperium" auch einen konsequenten Wechsel der Kulissen, der böse, böose, böööse Höchste macht keine halben Sachen, der Todesstern ist ein Spielzeug im Vergleich zu seiner Schaltzentrale der Macht! Die De Angelis Brüder haben einen flotten Titelsong beigesteuert, passt. Was "eigentlich" als vierteilige TV-Serie gedacht war, findet heute auf Spielfilmlänge gestutzt den Weg in unsere Player. Egal wie dieses Treiben ursprünglich angedacht war, die mir vorliegende Fassung funktioniert erstklassig, knapp 84 Minuten ohne eine Sekunde Leerlauf oder gar Langeweile (trotzdem würde ich zusätzlich gern die "vollständige" Version sehen). VZM hat diese Perle italienischer Filmkunst vor ein paar Jahren auf den Markt geworfen, die DVD kann der geneigte Süchtling für wenige Taler erstehen, entsprechende Angebote sind im Netz mühelos zu finden. Sicher, die Scheibe ist weit davon entfernt perfekt zu sein. Aber der geringe Preis für den Silberling -und vor allem die Unverzichtbarkeit des Streifens!!!- lassen die technischen Schwächen der DVD zur Nebensache werden. Immerhin hat dieser Titel ein Wendecover im Gepäck, mit dem sich der allseits beliebte FSK-Flatschen tarnen lässt.

Gern würde ich weiter von diesem Film schwärmen, doch ich habe gleich eine dringende Verarbredung mit einem anderen Knuffel. Also genug der Sülze, beschafft euch die DVD!

8/10 (sehr gut + Knuffigkeit kennt keine Grenzen)

Lieblingszitat:

"Du verdammter Affenschädel!"