Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Grosse Hartbox Nr. 109 von X-Rated (Cover A)


Jäger der Apokalypse (Italien 1980, Originaltitel: L'ultimo cacciatore)

Die italienische Sicht auf den amerikanischen Albtraum

Captain Henry Morris (David Warbeck) wird mit einer brisanten Mission beauftragt. Irgendwo tief im Dschungel hat der Feind einen Radiosender installiert, der die Moral der US-Soldaten mehr und mehr der Zersetzung anheimfallen lässt. Bereits die "Anreise" zum Ausgangspunkt des Auftrages wird zum Höllenritt, die Hubschrauber geraten ins Visier der erbarmungslosen Widersacher. Als Morris schliesslich wieder Boden unter den Füßen hat, trifft er in der grünen Hölle auf einen kleinen Unterstüzungstrupp, aus dem sich bald George Washington (Tony King) und Carlos (Bobby Rhodes) als zuverlässigte Helferlein hervortun. Über die Anwesenheit der Journalistin Jane Foster (Tisa Farrow) ist Morris zunächst weniger begeistert, man arrangiert sich jedoch nach einer kurzen Anlaufzeit. Immer wieder geraten Morris und seine Mannschaft in Bedrängnis, ist die Mission zum Scheitern verurteilt...???

Wenn der von mir sehr geschätzte Antonio Margheriti auf dem Regiestuhl sitzt, dann wird dem Freund des gepflegten Eurokinos fast immer herrliche Unterhaltung geboten. Wir verdanken Margheriti stimmungsvolle Krimis (teils mit Mystery-Schlagseite), starke Western, bekloppten SF-Trash und vieles mehr. Hier ein minimaler Auszug aus seinem Schaffen, fünf Werke die mir ganz besonders am Herzen liegen:

• Sieben Jungfrauen für den Teufel (Nude... si muore, 1968)
• 7 Tote in den Augen der Katze (La morte negli occhi del gatto, 1973)
• Satan der Rache (E Dio disse a Caino, 1969)
• Einer gegen das Imperium (Il mondo di Yor, 1983)
• Kommando Leopard (1985)

"Jäger der Apokalypse" trägt den Originaltitel "L'ultimo cacciatore", die Übersetzung lautet "Die letzten Jäger". Von dem vielsagen Wort "Apokalypse" versprach sich der deutsche Vertrieb damals vermutlich mehr, immerhin flimmerte in den späten siebziger Jahren das bildgewaltige Epos "Apocalyse Now" von Francis Ford Coppola über die Leinwände der Nation. Tatsächlich bedient sich Antonio Margheriti hier und da bei Coppola, streut einige pseudo-dramatische Szenen ein, die dem Zuschauer so etwas wie Tiefgang vorgauklen sollen. Zu Beginn der Selbstmord eines durchgeknallen Kameraden der Hauptfigur, zum Finale ein mit bombastischen Klängen untermalter Hubschrauberangriff. Weitere Beispiele sind mühelos während der Sichtung erkennbar, eine Aufzählung wäre ermüdend, ich rate daher dringend zum Genuss der Sause! Keine Bange, zu einem verquasten "Anti-Kriegsfilm" wird Margheritis Beitrag zu diesem US-Trauma nie, viel zu reisserisch sind die Action-/Gewaltszenen angelegt, die Dialoge und Sprüche greifen mit Beigeisterung in die unteren Schubladen. Um es mit einem Wort/Satz aus dem aktuellen Sprachschatz des Filmfreundes zu beschreiben: "Jäger der Apokalypse" ist extrem "exploitativ" angelegt, bleibt stets ein wüster Reisser, mutiert nie zur ernsthaften Anprangerungsveranstaltung. Klartext: das Teil ist und bleibt zu 100% ein wunderbarer Exploitationfilm, Margheriti gehört zu den Meistern seines Fachs. Damit ist "eigentlich" genug gesagt. Wer sich nicht bereits angewidert abgewendet hat, der sollte sich schnellstmöglich eine geeignete DVD beschaffen und Spass haben!

Ich erlaube mir dennoch ein paar Zeilen zur Besetzung, die Damen und Herren vor der Kamera sollen nicht ungewürdigt bleiben. David Warbeck, jeder Freund des italienischen Horrorfilms erkennt ihn sofort, der gute Mann spielte in Lucio Fulcis Knüller "Die Geisterstadt der Zombies" (E tu vivrai nel terrore - L'aldilà, 1981) eine Hauptrolle, agiert dort an der Seite der sympathischen Catriona MacColl. Als kantiger und zielstrebiger US-Offizier macht Warbeck einen guten Job, dazu benötigt er keine Muskelfleischberge auf den Knochen, es geht auch ohne "Rambo-Look". Auch Tisa Farrow hatte unter der Anleitung von Lucio Fulci ihren grössten Momente, sie ist im grandiosen "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" (Zombi 2, 1979) am Start, dazu im unvergessenen "Man-Eater" (Antropophagus, 1980) des geschätzten Joe D'Amato. Dank Warbeck und Farrow sind die Hauptrollen folglich mit einem hohen und angenehmen Wiedererkunngswert ausgestattet, das dynamische Duo findet meine volle Zustimmung. Als Co-Helden fungieren Tony King und Bobby Rhodes, die mit ihren flott-dämlichen Sprüchen immer wieder für Schmunzler sorgen. Überhaupt gefällt mir sehr gut, dass man einem schwarzen Sergeant den Namen George Washington verpasst hat. Aus den Nebenfiguren ragt John Steiner hervor, er gibt den schrulligen Major Cash, der im Dschungel auf verlorem Posten einen Sauhaufen von abgewrackten und ausgebrannten Knalltüten befehligt. Die stets liebenswerte Froschfratze Luciano Pigozzi sehen wir als "Barmann", Massimo Vanni legt ein flottes Solo hin, getrieben durch feindliches Feuer. Damit genug, diverse Gesichtsruinen fülllen das Ensemble angemessen auf.

Antonio Margheriti versteht es sein Publikum zu unterhalten. "Jäger der Apokalypse" spult treffsicher sämtliche Klischees ab, das Ergebnis ist ein äusserst kurzweiliger und zeitweise angenehm räudiger Kriegsactioner. Die Action ist stilsicher inszeniert, Freunde rustikaler Momente kommen bei diversen Panschereien auf ihre Kosten. Bevor ich nun in endlose Beigeistungsstürme verfalle, gibt es abschliessend den Blick auf die mir vorliegende DVD-Auswertung. X-Rated hat ursprüglich eine gekürzte Fassung veröffentlicht, die zusätzlich durch ihr falsches Bildformat unangenehm auffiel. Mit der nachgereichten "Perfect 2.35 Uncut Edition" kann ich gut leben, lediglich die Kompression schwächelt ab und zu, insgesamt könnte das Bild eine Prise mehr Schärfe vertragen. Perfekt ist die Scheibe sicher nicht, insgesamt aber eine brauchbare und zufriedenstellende DVD zu einem unverzichtbaren Film!

7,5/10 (gut bis sehr gut - Tendenz steigend)

Lieblingszitat:

"Angenehmes Bad und gute Reise!"
"Arschloch!"


Zur Feier des Tages geht noch ein weiteres Zitat:

"Was schlagen Sie vor?"
"Ich schlage nichts vor, ich folge Befehlen."


(Ich habe bewusst zahme Beispiele gewählt. Die vollständige Wundertüte überschüttet den Zuschauer mit diversen Auswüchsen, herrlich!)
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Links: Kleine Hartbox (Nr. 80) aus der CMV Trash Collection, Cover A / Rechts: US-DVD von Troma Retro



Der Totenchor der Knochenmänner (Spanien, Italien 1972, Originaltitel: La orgía de los muertos)

Paul verehrt sterbliche Überreste

Serge (Stelvio Rossi aka Stan Cooper) reist in eine abgelegene Gegend, er soll dort das Erbe seines verstorbenen Onkels antreten. Die Einheimischen erweisen sich nicht als zugänglich, ein älterer Herr warnt den Neuankömmling vor unheimlichen Begebenheiten, doch der selbstbewusste Serge pfeift auf das schrullige Geschwätz. Wenig später soll dem jungen Mann tatsächlich der Schrecken in die Glieder fahren, er entdeckt eine erhängte Frau, deren Leiche an einem Ast baumelt. Serge nimmt die Beine in die Hand, seine verzweifelten Hilferufe werden von der liebenswerten Dorfbevölkerung ge­flis­sent­lich ignoriert. Schliesslich trifft er ausser Atem am Ziel seiner Reise an, wo er von der Bediensteten Doris (Dyanik Zurakowska) freundlich empfangen wird. Noch offenherziger wird Serge von der Witwe seines verblichenen Verwandten begrüßt, flott landet er mit Nadia (Maria Pia Conte) im Schmuddelbettchen. Nicht alle Bewohner des Anwesens freuen sich über den neuen Hahn im Korb, bevor Serge mit Nadia die Kissen umpflügen kann, muss er zunächst den eifersüchtigen Diener (Carlos Quiney) gewaltsam aus dem Haus entfernen. Vom Baum herab hing übrigens die Tochter des Erblassers, das Testament weist nun Serge als Begünstigten aus, Nadia wird zu ihrem Ärger mit einer belanglosen Kleinigkeit abgespeist. Andere Sorgen hat Professor Leon Droila (Gérard Tichy), Wissenschaftler und nebenbei Vater der bezaubernden Doris, er macht sich Gedanken um die weitere Förderung seiner Forschungen, die ihm der alte Schloßherr über einen längeren Zeitraum ermöglichte. Noch sind nicht alle Fragen bezüglich des Selbstmordes geklärt, wirkte eventuell eine weitere Person am Ableben der jungen Frau mit? Schnell gerät der seltsame Totengräber Igor (Paul Naschy) in Verdacht, der zuständige Ermittler (Pasquale Basile) findet in der Behausung des Burschen äusserst befremdliche Dinge vor. Bald sind weitere Tote zu beklagen, die schreckliche Wahrheit sprengt jegliche Vorstellungskraft...

Spanischer Horror aus den siebziger Jahren, einer der herrlichsten Spielplätze für mein altes Herz. Die Regie übernahm in diesem Fall nicht einer der üblichen Verdächtigen, weder León Klimovsky noch Amando de Ossorio waren am Start, der umtriebige Paul Naschy sollte sein Regiedebüt sowieso erst wenige Jahre später feiern. José Luis Merino nahm auf dem Chefsessel Platz, ein Mann der nur selten im Horrorsektor unterwegs war. Immerhin geht der schöne Grusler "Das Geheimnis von Schloß Monte Christo" (1970) auf seine Kappe, wahrlich kein schwacher Arbeitsnachweis. "Der Totenchor der Knochenmänner" wurde in Deutschland auch unter dem Titel "Die Bestie aus dem Totenreich" vermarktet. Noch abstruser muten einige internationale Schöpfungen an, aus "La orgía de los muertos" (Die Orgie der Toten) wurde z. B. "Bracula - Terror of the Living Dead"! Nein, das ist kein Tippfehler, es soll in der Tat "Bracula" heissen, vermutlich waren Drogen im Spiel.

Den geneigten Zuschauer erwartet ein typischer Genrebeitrag, was keinesfalls abwertend gemeint ist, spanischer Horror ist immer für knuffige Unterhaltung gut. Da wäre zunächst die malerische Ortschaft, die in ein schönes Bergpanorama eingebettet ist. Gruften, Gräber, Gänge und stilvoll eingerichtete Räume gesellen sich hinzu. Nicht weniger ansprechend und reizvoll sind die Charaktere angelegt, da hätten wir den jungen und dynamischen Helden im Angebot, das ruchlose Flittchen, das warmherzige Dienstmädchen. Das reicht euch bereits? Von wegen, der nicht allzu clevere Schmalspur-Ermittler, ein überspannter Wissenschaftler und ein aufbrausender Butler sollen nicht unterschlagen werden. Vor allem giert der Fan nach Paul Naschy, der als durchgeknallter Leichenschlabberer prächtig aufspielt. Obschon ihm nur eine Nebenrolle zufällt, kann er dem Streifen seinen Stempel aufdrücken, hinterlässt eine nachhaltige Duftmarke (ähmm...).

Bevor es zu ausufernd wird, folgt flugs der übliche Blick auf das Ensemble. Stelvio Rosi (unter seinem Künstlernamen Stan Cooper am Start) war offensichtlich das Vorbild für den prachtvollen Haarschnitt von Helge Schneider, zumindest war das mein erster Gedanke, als ich Herrn Cooper auf meinem Bildschirm erblickte. Die Darstellung des cleveren Lebemannes gelingt dem Italiener gut, er geht nicht im Taumel der teils skuriller angelegten Nebenfiguren unter. Richtig stark Gérard Tichy in der Rolle des Professors, der dem erstaunten Neuankömmling eindrucksvolle Einblicke in seine Arbeit gewährt, aber hinter dessen braver Fassade noch viel, viel mehr zu entdecken ist. Pasquale Basile macht uns den "Möchtegern-Holmes", was mir mehrfach ein wohlwollendes Schmunzeln entlockte, ferner fällt Carlos Quiney auf, der in der frühen Phase der Sause mehrfach in die Fäuste von Stan Cooper laufen darf. Wie bereits erwähnt, ist selbstverständlich der einmalige, einzigartige und unvergessene Paul Naschy die Hauptattraktion, mit irrem Blick geifert er als nekrophiler und wahnsinniger Igor durch die Kulissen, es ist eine wahre Wonne. So abstossend und verdorben Igor auch sein mag, in erster Linie ist der Totengräber ein bemitleidenswerter Einzelgänger am Rande der kleinen Dorfgemeinschaft, sein Dasein mutet gleichzeitig bizarr und tragisch an. Schon sind wir in den Reihen der Damen angekommen, die in spanischen Horrorfilmen meist das Auge des gierigen Lüstlings erfreuen. In dieser Disziplin geht "Totenchor" eher im Mittelfeld über die Ziellinie, so machner verwandte Flick hat schönere Frauen im Gepäck, gewährt überdies etwas großzügigere Einblicke. Bitte versteht mich nicht falsch, hier sind keinesfalls hässliche Lappen am Start! Maria Pia Conte gewinnt klar den ersten Preis, der Wirkung ihrer Augen kann ich mich nicht entziehen, als kleines Flittchen hat sie sowieso sofort meine Zuneignung erobert. Dyanik Zurakowska fällt die Rolle des braven Gegenpols zu, sie zieht nur unter Druck blank, gefällt mir verhüllt besser, ihr Obstkorb ist mir zu dürftig bestückt (ja, ich bin ein widerlicher und unverbesserlicher Chauvinist!). Aurora de Alba kommt nur kurz zum Zuge, damit will meine Bemerkungen zur Besetzung beschliessen.

Mir liegen zwei DVD-Auswertungen zu diesem Film vor, die deutsche Scheibe aus dem Hause CMV, die US-DVD von Troma Retro, beide Silberlinge haben Stärken und Schwächen. Bei der CMV-DVD säuft das Bild zu oft in Dunkelheit ab, zudem schwächelt die Kompression sehr deutlich. Troma hat in diesen Disziplinen die Nase vorn, dafür fehlen die Farben, das Bild ist sehr braunstichig. Schade, denn "Der Totenchor der Knochenmänner" ist ein -im wahrsten Sinne des Wortes- sehr schöner Film, dessen Anmut unter den Einschränkungen der DVDs leidet. Zeilenzähler und Pixelonanisten werden sich sowieso nicht für den Streifen interessieren, der tolerante Fan kann mit diesen DVDs IMHO recht gut leben. Erfreuliches gibt es über die Ausstattung zu berichten. CMV bietet angenehme Extras an, Trailer, Bilder und alternative Szenen sind die Stichworte. Die grösste Zierde dieser Veröffentlichung ist jedoch die Sonderausgabe des von mir sehr geschätzten Magazines Creepy Images, für die die schnöde Bezeichnung "Booklet" glatt eine Beleidigung wäre. Thorsten Benzel hat sich nicht lumpen lassen, der Macher des Magazines steuerte Bildmaterial aus seiner Sammlung bei, toll! Den Sympathiepreis für besondere Leistungen hat die CMV-Scheibe damit bereits sicher, doch auch Troma hat sich nicht lumpen lassen. So bietet die US-Scheibe u. a. Interviews mit Paul Naschy und Jose Luis Merino an, weitere Boni gesellen sich hinzu, obendrauf sogar ein Bonusfilm (Sweet Sound of Death). Als Verehrer des Eurokinos sollte man beide Ausgaben besitzen, Material von Thorsten Benzel findet sich übrigens auch auf der Troma-DVD. Ich rate zum Besuch der Website: http://www.creepy-images.com

Wenn ich "nur" 7/10 (gut) ziehe, dann ist diese Bewertung den übermächtigen Brüdern und Schwestern geschuldet, die das spanische/europäische Horrorkino der siebziger Jahre so einzigartig machen. Daher sind diese 7/10 ein echtes Schwergewicht, die Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte sprengen sowieso jede Skala!

Lieblingszitat:

"Der Kerl bewahrt hier Damenunterwäsche auf."
"Vielleicht ist er ein Fetischist!?"


...aus der englischen Fassung:

"I'm afraid, we just have to start looking for a new Butler. Good Night."
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Bruce Lee im Ultrakurzformat
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Bruce Lee Kollektion von Universum Film


In den letzten Tagen war die Sichtung der Box aus dem Hause Universum fällig. Meine letzte Begegnung mit den Filmen lag viele Jahre zurück, dementsprechend gross war die Vorfreude. Da der Inhalt sowieso bekannt sein dürfte, fasse ich mich diesmal besonders kurz.


Die Todesfaust des Cheng Li (Hongkong 1971)

Cheng ist ein gutmütiger, aber auch recht naiver junger Mann. Sein neuer Arbeitgeber ist ein fieser Drogenboss, als mehr und mehr lästige Mitwisser beseitigt werden, muss Cheng seine Kampfkünste auspacken...

Nach "Enter the Dragon" mein Liebling mit Bruce Lee. Freilich sind die tollen Kämpfe die Zierde des Films, doch auch abseits fliegender Fäuste und brechender Knochen ist das Teil sehr unterhaltsam. Lee lässt sich fast von den Bösewichtern einwickeln, findet aber schnell auf den richtigen Pfad zurück.

Macht immer wieder Freude! 7,5/10 (gut bis sehr gut)


Todesgrüsse aus Shanghai (Hongkong 1972)

Hier müssen die Japaner als Bösewichte herhalten, in Filmen aus Hongkong wahrlich keine Seltenheit. Als sein Meister unerwartet verstirbt, erhält unser Held nach und nach erschreckende Einblicke, ergo müssen die bööösen Japse zur Rechenschaft gezogen werden. Deren Obermotz hat einen feisten Russen zu Gast, doch Bruce Lee ist nicht zu stoppen...

Das Drehbuch mutet reichlich einfallslos an, wandelt auf breit ausgetretenen Pfaden. Spass macht der Flick selbstverständlich trotzdem (oder gerade deswegen), das hier vorherrschende beschränkte Weltbild sorgt immer wieder für Schmunzler, die guten Chinesen, die abgrundtief verdorbenen Japaner.

Guter Stoff = 7/10


Die Todeskralle schlägt wieder zu (Hongkong 1972)

Bruce Lee muss sich in Rom mit schleimigen Gaunern rumschlagen. Die hübsche Nora Miao führt in der Hauptstadt des Stiefellandes ein Restaurant, unerwünschte Drecksäcke setzen der jungen Frau mit Nachdruck zu. Bruce Lee hört diesmal auf den Namen Tang Lung, nachdem er Horden von Verbrechern verkloppt hat, hetzt ihm der hinterlistige Gangsterboss Chuck Norris auf den Leib. An dieser Stelle wird es albern, schliesslich wissen es alle Männlein und Weiblein, Chuck Norris ist unbesiegbar, grins...

Bruce Lee übernahm die Regie, der Film schielt deutlich auf den westlichen Markt, nicht nur die gewählte Location Rom spricht Bände. Neben den Kämpfen wird der Streifen von jeder Menge Humor durchzogen, der den Helden noch sympathischer und knuffiger erscheinen lässt. Chuck Norris erfreut das Auge mit wuchernder Körperbehaarung (würg), damals war ein Mann noch Mann, musste ein Mann tun, was ein Mann tun muss.

Guter Stoff, mit leichten handwerklichen Abstrichen bei der Regie = 7/10


Bruce Lee - Mein letzter Kampf (Hongkong, USA 1978)

Lee gibt den erfolgreichen Schauspieler Billy Lo, der sich gegen die Machenschaften eines mächtigen Verbrechersyndikats wehrt...

Für diesen Film fügte man bereits gedrehte Fragmente mit Teilen aus Bruce Lees früheren Filmen und neu produzierten Szenen zusammen. Überraschend ist diese "Leichenfledderei" nicht, immerhin prügelten sich etliche Bruce Lee-Clone durch jede Menge billig produzierte Eastern, ein eigenes Genre namens "Bruceploitation" entstand nach dem Tod des Stars. Warum also nicht auch das Original weiter ausschlachten...

Manches ist gelungen, teils wird der Flickenteppich überdeutlich sichtbar. Insgesamt unterhaltsam, auf die übliche Zahlenwertung verzichte ich aus Respekt vor den anderen Lee-Sausen.

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Vielleicht noch ein paar Worte zur Qualität der BD-Auswertungen. "Todesfaust", "Todesgrüsse" und "Mein letzter Kampf" gehen IMHO als solide durch, bei "Todesgrüsse" sollte man ein Auge zudrücken. Boni sind sehr dünn gesät, der faire Preis entschädigt jedoch für die schmale Ausstattung. Fazit: Kein perfektes und luxuriös ausgestattetes Set, insgesamt jedoch ansprechend und klare Pflicht für alle Bruce-Sympathisanten!
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The Dead (Großbritannien 2010, Originaltitel: The Dead)

Zombies in Afrika! ...nur in Afrika?

US-Lieutenant Brian Murphy (Rob Freeman) ist in Afrika stationiert, zu den Aufgaben des Ingenieurs zählt die Instandsetzung technischer Gerätschaften. Momentan sitzt er gemeinman mit vielen anderen Menschlein in einem von ihm notdürftig zusammengeflickten Flugzeug, nahe der westafrikanischen Küste stürzt die Maschine in die Fluten, der Lieutenant überlebt den Absturz und wird an Land gespült. Die panische Flucht war nicht grundlos, der Landstrich wurde von Zombies überschwemmt, die Lage entpuppt sich auch am Ort des Absturzes als völlig unübersichtlich, chaotisch. Ruhe wird Murphy nicht gegönnt, an Land muss er sich sofort gegen nahende Untote zur Wehr setzen. Halbwegs brauchbar bewaffnet gibt er Fersengeld, wenig später findet er einen PKW, macht die alte Karre flott, schleicht mit seinem Gefährt durch die Landschaft. Als er sich im unwegsamen Gelände festfährt, gerät er abermals in eine lebensgefährliche Situation, glücklicherweise wird Murphy in letzter Sekunde vom einem afrikanischen Soldaten gerettet. Sergeant Daniel Dembele (Prince David Oseia) ist desertiert, nachdem er in seinem Heimatdorf die grausam verstümmelte Leiche seiner Frau vorfand, er will seinen verschwundenen Sohn um jeden Preis suchen und retten. Um in dieser unüberschaubaren Hölle zu überleben, müssen die Männer ihr gegenseitiges Mißtrauen überwinden...

Längst wurde der Markt regelrecht mit Zombiefilmen geflutet, was meiner Vorliebe für diese Gangart freilich sehr zuträglich ist. Zugegeben, längst nicht jeder Beitrag erreicht zumindest ein unterhaltsames "Mittelklasse-Niveau", jedoch ragen immer wieder besonders gut gelungene Beiträge aus der Untotensuppe mit Fleischeinlage hervor. "The Dead" zählt zu den bemerkenswertesten Streifen der letzten Jahre, die Brüder Howard und Jonathan Ford haben tolle Arbeit geleistet. Die Zombies hat man ganz bewusst "klassisch" gehalten, hier sind keine Flitzer mit nahezu übermenschlichen Kräften am Start. Die Damen und Herren schlurfen mit trauriger Miene durch den Staub, ihr Erscheinungsbild entspricht den üblichen Gammelfratzen. So entsteht eine gewisse "Balance", denn gegen moderne "Superzombies" könnten sich die noch lebenden Akteure in diesem weitläufigen, offenen und nahezu gebäudefreien Areal nicht behaupten. Obwohl der Hauptcharakter ein talentierter Schrauber ist, soll sich das wiederbelebte Fahrzeug nicht als ultimativer Hoffungsträger erweisen, da es an halbwegs entspannt befahbaren Pisten mangelt, das "Helden-Duo" eiert im Schleichgang durch die Landschaft. Den Ford Brüdern gelingt es ganz vortrefflich, mit recht einfachen Mitteln eine stetige Bedrohung und Spannung köcheln zu lassen. Nirgendwo tut sich ein sicheres Schlupfloch auf, die finsteren Nächte legen sich wie ein verschlingender Albtraum über das Szenario. Sehr geschickt die Dosierung der Zombies, meist tauchen zwar nur wenige untote Lappen auf, die dann aber immer für Angst und Schrecken sorgen.

"The Dead" kommt mit einer kleinen Besetzung aus (bezogen auf die Überlebenden), die Hauptlast ruht auf den Schultern des talentierten Rob Freeman. Lieutenant Brian Murphy ist kein in strahlender Superheld, ebenso wenig ist er ein schmuddeliger Antiheld oder verkappter Bösewicht. Nein, der von Freeman zum Leben erweckte Murphy ist ein durchschnittlicher Typ mit Stärken und Schwächen, gewissermaßen ein "echter" Charakter, dessen Kampf ums nackte Überleben den Zuschauer berührt. "Normalos" haben ab und an damit zu ringen, dass sie als langweilig und flach empfunden werden. Davon ist Lieutenant Murphy angenehmerweise nie betroffen, Rob Freeman bringt seine Figur überzeugend und sympathisch rüber. Übrigens erinnert mich Freeman deutlich an Peter Kremer, der vielen TV-Krimifans als ZDF-Ermittler "Siska" ein Begriff ist. Ein gewissser Prince David Oseia füllt die zweite Hauptrolle aus, er begleitet Rob Freeman über einen längeren Zeitraum. Oseia mag nicht die Präsenz seines Mitstreiters besitzen, macht seinen Job aber insgesamt sehr ordentlich. Auf die übrigen Darsteller gehe ich nicht ein, dazu sind ihre Rollen schlicht zu klein, lediglich David Dontoh taucht kurzzeitig als nennenswerte Ergänzung auf. Rob Freeman war bisher überwiegend in TV-Produktionen zu sehen, den Werdegang des Schauspielers sollte man im Auge behalten, vielen Dank für diese starke Darbietung!

Bewährte Zutaten erfreuen das Herz des Zombiefanatikers. Langsam und trotzdem tödlich taumeln die Untoten durchs Bild, den Zuschauer wirft das Drehbuch ohne vorheriges Geplänkel mitten ins Geschehen, auf irgendwelche Erklärungsversuche wird verzichtet, das Finale passt wie der berühmte Arsch auf den Eimer. Was macht "The Dead" dann zu einem ganz besonderen Beitrag zum Zombietum, welches von mir seit Jahrzehnten verehrt und geliebt wird? Die sehr gut ausgeprägte Fähigkeit der Herren Ford, mit einfachen Mitteln einen sehr ansprechenden Streifen auf die Beine zu stellen? Die herrlich "altmodischen" Untoten? Der bestechend stark aufspielende Rob Freeman? Vielleicht auch die treffsicher und stilsicher eingestreute Portion Mettgut? Die mehr und mehr um sich greifende Hoffnungslosigkeit? Ja, diese Elemente leisten allesamt ihren Beitrag, die ganz grosse Zierde und Stärke des Films ist jedoch die (für eine Zombiesause) ungewöhnliche Kulisse! Die Dreharbeiten fanden grösstenteils in Burkina Faso und Ghana statt, die weite und anmutige Landschaft erweist sich als echter Glücksgriff, malerische An- und Ausblicke, die einen Konstrast zum Horror bieten. Flucht scheint in alle Richtungen möglich, aber wohin rennen ohne Schutz und Verpflegung, wenn hinter jedem Busch ein Untoter auf dich wartet? Ausgerechnet die Gluthitze Westafrikas verpasst dem Genre eine erstaunliche Frischzellenkur! Dem Film sehr zuträglich: im Busch gibt es kein Internet, keine Mobiltelefone, vielleicht darf zaghaft darauf gehofft werden, irgendwo ein intaktes Funkgerät vorzufinden. "The Dead" fühlt ebenso bewährt (Story) wie erfrischend (Umgebung) an, ein großartiger Film!

Savoy/Intergroove hat hat "The Dead" als DVD und BD veröffentlicht, im Handel findet der geneigte Interessent Ausgaben mit und ohne Bonus-Disc. Mir liegt die "2 Disc Edition" vor, die den Film auf BD anbietet, Zusatzmaterial wurde auf eine DVD gepackt, das BD-Case steckt in einem Schuber. Der Film liegt ungekürzt und in ansprechender Qualität vor, die deutsche Synchronisation geht in Ordnung, der englische Originalton gefällt mir vom Zungenschlag her etwas besser.

7,5/10 (gut bis sehr gut / in Gedanken addiere ich einen weiteren Punkt für die grandiosen Locations, obendrauf einen Bonuspunkt für "100%-Wohlfühlsuhlenatmosphäre")!

Lieblingszitat:

"Ich möchte doch nur überleben."
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Fascination - Das Blutschloss der Frauen (Frankreich 1979, Originaltitel: Fascination)

Biggi und die Sense

Der kleine Gauner Marc (Jean-Marie Lemaire) ist auf der Flucht vor seinen Komplizen. Das Schlitzohr beabsichtigte die ehemaligen Mitstreiter zu übertölpeln, nun rennt er um sein Leben. In einem alten Schloss findet Marc ein geeignetes Versteck, seltsamerweise trifft er dort nur auf die beiden Schönheiten Elisabeth (Franca Mai) und Eva (Brigitte Lahaie). Die jungen Damen wecken die Neugier des Eindringlings, beantworten Fragen nur ausweichend, immer wieder ist von einer Zusammenkunft um Mitternacht die Rede. Mehr und mehr stürzt Marc in einen Taumel aus Verlangen und Lust, überspielt die eigene Unsicherheit mit einer aufgesetzten Mixtur aus Arroganz und Kühlheit. Als seine Verfolger plötzlich auftauchen, lernen die Schurken Eva auf eine besonders eindringliche und endgültige Art kennen. Marc wähnt sich derweil noch immer in einem harmlosen Spielchen überdrehter Weibsbilder. Er glaubt die Lage unter Kontrolle zu haben, daran ändert auch das Auftauchen der gestrengen Hélène (Fanny Magier) und weiterer Damen nichts...

Es war wieder an der Zeit sich einem von Jean Rollin inszenierten Filmerlebnis hinzugeben. Wer mehr über das Schaffen des leider 2010 verstorbenen Franzosen erfahren möchte, soll sich bitte im Netz nach entsprechenden Beiträgen umschauen. Ich verzichte an dieser Stelle auf das verdiente Loblied, da ich ansonsten vor lauter Begeisterung völlig die Contenance verlieren würde. "Fascination" lässt die Geschlechter aufeinanderprallen, das vermeintlich starke Geschlecht unterliegt dem ach so schwachen Geschlecht in jeder Hinsicht. Das Werk ist eine Liebeserklärung an die Frau, gleichzeitig verstrickt in ein Geflecht aus Begierden, Lust und Angst.

Zunächst zeichnet Rollin den männlichen Protagonisten als cleveren und abgebrühten Typ, der seine Komplizen weder achtet noch ernst nimmt. Überlegen im Wortschatz, besser gekleidet, hat Marc nur Gelächter für die groben Bauerntölpel übrig. Im Schloss angekommen weicht die Belustigung, den ihm gegenüberstehenden Schönheiten fühlt er sich dennoch überlegen. Mit Jean-Marie Lemaire hat Rollin diesen Part treffsicher besetzt, der Bursche verfügt über eine leicht schmierige und überhebliche Ausstrahlung, hat etwas "schäbig-schönes" an sich. Franca Mai und Brigitte Lahaie begegenen ihrem neuen "Gast" mit unverschämter Koketterie, deren Tragweite der Ankömmling nicht zu fassen imstande ist. Während sich Marc lustvoll zwischen Evas Schenkeln aufreibt, hat er sich bereits in einem gnadenlosen Netz verfangen, seine einbildete Dominanz verschleiert den Blick auf die kommenden Ereignisse. Längst hat der aufmerksame Zuschauer erkannt, wer in diesem Spiel die Geschicke lenkt, Marc bleibt diese Erkenntniss verwehrt, er verwehrt sie sich selbst. Später betritt Hélène die Bühne, an diesem Punkt glaubt der Herr der Schöpfung noch immer fest im Sattel zu sitzen. Mit der sich ankündigenden Mitternacht bricht schliesslich seine Unsicherheit hervor, die aufkeimende Angst lugt unübersehbar unter der harschen Tarnkappe hervor.

Kurz möchte ich auf die Qualitäten der Damen eingehen, zumindest die drei zentralen Charaktere Elisabeth, Eva und Hélène würdigen. Franca Mai ist in der Rolle der Elisabeth die menschlichste, schwächste (tatsächlich?) im Bunde, eine hübsche Frau die mit ihren Gefühlen zu kämpfen hat (Spiel? Maskerade?). Brigitte Lahaie habe ich früher gern kritisiert, ihr Körper faszinierte mich schon immer, ihr Gesicht weniger. Spätestens seit der Sichtung des grandiosen "La nuit des traquées" (1980), verliere ich kein schlechtes Wort mehr über die Lahaie, dazu nötigte mir ihre Darbietung viel zu viel Respekt ab. "Fascination" drückt den Stachel weiter in mein altes Herz, zu bezaubernd wirkt Brigitte Lahaie, ich kann und will mich ihren Reizen nicht mehr entziehen (wer hat jemals behauptet, die Frau habe kein hübsches Gesicht? Unfassbar!). Rollin weiss um die optischen Qualitäten seiner Königin der Erotik, er entlockt ihr aber weitaus mehr als den sowieso omipräsenten Sexappeal. Als Eva pendelt Brigitte gekonnt zwischen aufgesetzter Naivität, wilder Lust und zieht als (h)eisskalte Erntemaschine alle Register. Der Zaunpfahl des Herrn Rollin ist eine Sense, hier erscheint euch nicht der alte Gevatter Tod, der klapprige Sensenmann, hier tilgt euch pure Schönheit mit todsicherer Präzision aus dem irdischen Dasein! Fanny Magier rundet die weibliche Dominanz ab, verleiht dem Triumph des starken Geschlechts den letzten Schliff. Damit genug zu den Mitwirkenden vor der Kamera, entdeckt diesen Film auf eigene Faust, das ist viel aufschlussreicher als mein verzweifelt um die passenden Worte kämpfendes Gesülze.

Wie man es von Rollin kennt und erwartet, verwöhnt uns selbstverständlich auch "Fascination" mit herrlichen Bildern und Farben, durch die die schaurige Schönheit der Damen und die herrliche Gruselgeschichte (?) in einen geschmackvollen Rahmen gebettet werden. Die Frau, Krönung der Evolution, überschäumender Fleischeslustpalast, Rausch der Sinne und Emotionen, rote Liebe, rote Verführung, rot rinnt das Leben aus dem Leib der Opfer und/oder Erlösten (?) (Übrigens sollte der Zuschauer jegliche Erwartungen in Richtung Mettgut vergessen, Rollin baut auf eine dem Theater ähnliche Darstellung/Ausführung entsprechender Szenen. Übliches Gepansche wäre IMHO sowieso unangemessen, störend. Siehe die Beschädigungen, die dem ansonsten durchaus reizvollen "Les raisins de la mort" (1977) dadurch zugefügt wurden). Rollin stellt viele Fragen, die Beantwortung bleibt dem Zuschauer überlassen, den zahllosen Hinweisen (?) kann jeder Betrachter in der eigenen Phantasie nachhängen. Die Frau als Essenz des Lebens, zerbrechlich und zugleich hart und kalt wie eine stählerne Klinge, verführerisch und sündig, klug, naiv, dem Spieltrieb folgend... Was bleibt da noch für uns Männer? Der ausgepresste Mann, ein trauriges Extrat ohne Nährwert? Immer wieder schreibe ich, dass man sich auf manche Filme mit Haut und Haaren einlassen muss, für Werke von Jean Rollin gilt dies in ganz besonderem Maße! Wer auf übliche Spannungsbögen, Abläufe und Logik konditioniert ist, sich nicht von diesen Hemmschuhen befreien kann/mag, der wird vermutlich wenig mit den Schöpfungen dieses grossen Filmachers anfangen können. Genug des Geschwafels, schaut euch den Film an!

Mir liegt "Fascination" auf einer DVD aus dem Hause X-Rated vor. Die gebotene Qualität geht in Ordnung, die angefertigte Synchronisation ist überraschend gut gelungen, leistet sich nur kleine und verzeihbare Schnitzer. Angenehmerweise bietet die Scheibe auch den französischen Originalton an, der sich auf Wunsch durch deutsche Untertitel ergänzen lässt. Zugegeben, im O-Ton wirkt die Lahaie noch verführerischer. Vorsicht: Die "Kaufhausversion" von VZM ist stark gekürzt, Finger weg! Mit der X-Rated DVD kann ich gut leben, der angekündigten US-BD sehe ich trotzdem erwartungsvoll entgegen, die wundervollen Bilder verdienen die bestmögliche Aufbereitung (hoffentlich bauen die Herrschaften keinen Mist).

Wenn ich "nur" extrem dicke 8/10 (sehr gut) ziehe, liegt es lediglich daran, dass andere Filme des Meisters die höheren Werte bereits für sich beansprucht haben. Die Punkteskala verkommt zur armseligen Krücke, dieses Schätzchen entzieht sich jedem Zahlenraster!

Lieblingszitat:

"Jetzt bist du in der Welt von Elisabeth und Eva. In der Welt von Wahnsinn und Mord."
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Die letzten Abende in Stichworten:

• Nightmare on Elm Street 5 - Das Trauma - Es geht weiter abwärts mit Freddy Krueger, immerhin ist die (damals) süsse Lisa Wilcox erneut am Start. Mehr als 5,5/10 sind nicht drin.

• Nightmare on Elm Street 6 - Freddys Finale - Bemüht sich um frischen Wind, leider machen die schlappen Hauptcharaktere einiges kaputt. Erneut reicht es für 5,5/10.

• Species - Viele Bekannte Gesichter plagen sich mit einem besonders cleveren und gefährlichen Alien. Sehr doof und ziemlich unterhaltsam! 6,5/10
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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DVD von Columbia Pictures (USA)



The Creeping Flesh (Großbritannien 1972, Titel für den deutschen Markt: Die Auferstehnung des Grauens / Nachts wenn das das Skelett erwacht)

Böses Blut

Eine ausgedehnte Forschungsreise führte den Wissenschaftler Emmanuel Hildern (Peter Cushing) in den fernen Osten. Nun ist er mit einem bizarren Fund aus Neuguinea zurückgekehrt, einem erstaunlich grossen und gut erhaltenen Skelett, welches aller Wahrscheinlichkeit nach von einem menschenähnlichen Urzeitwesen stammt. Umgehend beschäfigt sich Emmanuel mit dem mysteriösen Objekt, sein treuer Assistent Waterlow (George Benson) unterstützt ihn dabei. Derweil hat Penelope (Lorna Heilbron), die liebreizende Tochter des Forschers, ganz andere Sorgen, denn die Arbeit ihres Vaters bringt kein Geld ein, verschlingt aber jede Menge Zaster. Bei Durchsicht der angefallenen Post entdeckt Emmanuel einen äusserst unangenehmen und traurigen Brief. Besagtes Schreiben kündet vom Tod der Ehefrau des Forschungsreisenden, die seit vielen Jahren unter der Obhut seines Bruders James (Christopher Lee) in einer Klinik für Geisteskranke unter Verschluss gehalten wurde. Emmanuel sucht seinen wohlhabenden Verwandten auf, der ihm bei dieser Gelegenheit barsch weitere Zuwendungen verweigert, nebenbei von eigenen Forschungen berichtet, mit denen er sich um die selbe Auszeichnung wie Emmanuel bewerben will. Das obskure Skelett sorgt bei seinem Finder für eine unfassbare Überraschung, als ein Finger mit Wasser in Berühung kommt, bildet sich umgehend lebendes Gewebe um den alten Knochen. Unter dem Mikroskop macht Emmanuel die nächste sensationelle Entdeckung, das Blut des rätselhaften Gewebes offenbart unglaubliche Eigenschaften...

Britischer Horror aus den siebziger Jahren, Peter Cushing und Christopher Lee (einmal mehr) gemeinsam vor der Kamera, inszeniert vom bewährten Freddie Francis, dem wir herrliche Werke wie z. B. die Amicus-Streifen "The Deadly Bees" (1967) und "Tales from the Crypt" (1972) verdanken. Auch für Hammer war Francis tätig, unter seiner Anleitung entstand u. a. Christopher Lees dritter Dracula-Streifen "Dracula has Risen from the Grave" (1968). Ergo muss "The Creeping Flesh" gewissermaßen Pflichtprogramm für jeden Fan gepflegter Gruselunterhaltung darstellen, oder!? Für mich kann ich diese Ansage/Frage mit einem klaren und dicken JA beantworten, dennoch wird der Film eventuell nicht alle der Zielgruppe zugehörigen Filmfreunde erfreuen.

In rund 92 Minuten Spieldauer wurde jede Menge Stoff gepackt, allerdings muss weitgehend auf die "Tätigkeit" des Ungetüms verzichtet werden, erst zum Finale erhebt sich das Klappergestell aus seiner Starre. Dies dürfte manchen Zuschauer irritieren, denn erste Ansätze in diese Richtung werden recht früh präsentiert, jedoch von anderen Ereignissen in den Hintergrund gedrängt. So tischt uns der Flick einen Wissenschaftler auf, der für seine Visionen alles aufs Spiel setzt, oft die Grenze zum Fanatismus überschreitet. Im Gegensatz zum eiskalten Baron Frankenstein (den Peter Cushing bekanntlich mehrfach für Hammer gab), ist Emmanuel Hildern vor allem am Wohl der Menschheit gelegen, der eigene Ruhm nachrangig. Zu diesen "sanften" Mad Scientist-Anflügen, gesellen sich ein uralter Mythos vom Kampf des Guten gegen das absolut Böse, eine tragische Familiengeschichte, kriminelle Umtriebe des Bruders der Hauptfigur, ein entflohener Wahnsinniger sorgt für Krawall, hier wird ein pralles Füllhorn über den Zuschauer ausgeschüttet. Vielleicht mag die Verknüpfung der unterschiedlichen Elemente/Einflüsse/Vorlagen auf den ersten Blick ein wenig unrund erscheinen, doch bei der Zweitsichtung stellte sich bei mir das ersehnte Wohlgefühl ein, welches beim ersten Anlauf noch hin und wieder ins Taumeln geriet. Durch den Verzicht auf einen gradlinigen Ablauf macht sich der Streifen seine Mission nicht leicht, doch der geduldige und aufgeschlossene Betrachter wird letztlich reich belohnt. Vergleiche hinken immer -mehr oder weniger stark- trotzdem möchte ich "The Creeping Flesh" mit einem grossen und auf den ersten Blick nicht vollständig erfassbaren Gemälde vergleichen. Ich mag die Verteilung der Boshaftigkeit auf mehrere Ebenen, die gekonnt ineinadergreifen.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die wichtigsten Mitwirkenden vor der Kamera. Peter Cushing ist großartig! Klar, das ist keine Neuigkeit, aber in diesem Fall verdient seine erstklassige Leistung eine ganz besondere Würdigung! Cushing durchlebt in der Rolle des Emmanuel Hildern eine breite Palette von Gefühlen, pendelt zwischen Hoffnung, Angst, Trauer und purer Verzweiflung (schaut euch bitte die Szene an, in der er im Zimmer seiner verstorbenen Frau vor Gram und Leid vergeht, göttlich!). Für Christopher Lee bleibt der Part des fiesen und hinterlistigen Bruders, der ein Irrenhaus mit kalter und harter Hand lenkt. Die Boshaftigkeit ergiesst sich in Form von Arroganz und Zynismus in die Handlung, die brutale und zielstrebige Unterbindung des Fluchtversuches eines Anstaltsinsassen rüttelt auch den trantütigsten Zuschauer wach. Freilich hat Cushing die ergiebigere Rolle erwischt, was aber nichts an der souveränen Arbeit des ebenfalls sehr geschätzten Herrn Lee ändert. Der wahre Co-Star neben Peter Cushing ist eine junge Dame namens Lorna Heilbron, die uns zunächst auf eine falsche Fährte lockt. Penelope kommt als braves und naives Töchterlein daher, durchlebt dann aber eine Wandlung der harschen Sorte, Lorna Heilbron dreht mächtig auf, gleitet auf dem Weg in den Wahn gleichwohl nie in unfreiwillig alberne Bereiche ab. Ich möchte nicht zu viel verraten, Spoiler sind bekanntlich eine unverzeihbare Sünde! George Benson passt prima in den Kittel des treuen Helferleins, eher unscheinbar, dabei allerdings sehr sympathisch. Kenneth J. Warren sehen wir als Irren auf der Flucht, auf die übrigen Darsteller gehe ich an dieser Stelle nicht ein, dies gibt der Rahmen eines Kurzkommentares nicht her. Fazit: Peter Cushing in Bestform, Christopher Lee auf normaler Betriebstemperatur, Lorna Heilbron als positive, eindrucksvolle Überraschung. Ganz ohne kleine Schweinerei kann ich nicht, in einer miesen Spelunke gibt es Ausblicke auf die köstlich drallen Früchte eines Freudenmädchens, sehr angenehm.

"The Creeping Flesh" bietet keine "echte" Innovation, sondern bedient sich fröhlich bei diversen Perlen und Schätzchen aus den Jahren zuvor. Heraus kam ein manchmal etwas eigenwilliger und sperriger Film, der nach kleinen Anlaufschwierigkeiten den Weg in mein Herz gefunden hat, schöne Kulissen und heimelige Atmosphäre inklusive. Es gibt viele Streifen mit den Herren Cushing und Lee die "The Creeping Flesh" deutlich deckeln, auch Freddie Francis hat stärkere Werke inszeniert. An meiner Zuneigung ändern diese Tatsachen nichts, ein schöner und sehenswerter Beitrag aus der zweiten Reihe, danke dafür.

Leider existiert bis zum heutigen Tage keine DVD-Auswertung für den deutschen Markt, die mir vorliegende US-Scheibe erfreut mit schöner Qualität und ist zum fairen Preis erhältlich. Es wäre sehr begrüßenswert, wenn sich ein einheimisches Label um diesen Film bemühen würde, denn die deutsche Synchronisation ist recht ordentlich.

Guter Stoff, der sich runde und solide 7/10 verdient!

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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Dr. Mabuse Box von Universum Film


Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (Deutschland, Italien, Frankreich 1961, Originaltitel: Im Stahlnetz des Dr. Mabuse)

Gert, Lex, die bezaubernde Frau Lavi und jede Menge Wohlfühlatmosphäre

In einem Zug wird ein Interpol-Mitarbeiter kaltblütig ermordet. Für Kommissar Lohmann (Gert Fröbe) zu einem äusserst ärgerlichen Zeitpunkt, denn der Kriminalbeamte war gerade dabei sich auf eine Urlaubsreise zu begeben. Der Mord scheint nur ein kleines Puzzleteil in einem äusserst brisanten Fall zu sein, offenbar ist ein mächtiges Verbrechersyndikat aus den USA in die Sache verwickelt, dem Opfer wurde wichtiges Aktenmaterial entwendet. Bald sind weitere Todesfälle zu beklagen, eine Spur führt Lohmann in das städtische Gefängnis, angeblich wurde der dort einsitzende Schwerverbrecher Alberto Sandro (Ady Berber) bei Untaten ausserhalb der Anstalt beobachtet. Tatsächlich ist Sandro verschwunden, in seiner Zelle findet man die Leiche eines anderen Burschen. Gefängnisdirektor Wolf (Fausto Tozzi) und sein Mitarbeiter Böhmler (Werner Peters) hinterlassen zwar nicht den seriösten Eindruck, bieten aber keine Ansatzpunkte für handfeste Verdachtsmomente. Derweil beschäfigt sich auch die attraktive Reporterin Maria Sabrehm (Daliah Lavi) mit den Vorfällen, die junge Frau trifft auf den rätselhaften Joe Como (Lex Barker), dessen wahre Identität zunächst unklar bleibt. Mehr und mehr beschleicht Kommissar Lohmann eine fürchterliche Ahnung, sollte Dr. Mabuse doch noch unter den Lebenden weilen? Falls ja, was führt der Superverbrecher im Schilde? Lohmann und Como müssen an einem Strang ziehen, Joe Como geht ein hohes Risiko ein, er lässt sich in das zwielichtige Zuchthaus einschleusen...

Dr. Mabuse geht in die zweite Runde, auf dem Regiestuhl nahm der bewährte Harald Reinl Platz, der Filmfreuden durch zahlreiche Beiträge zum Edgar-Wallace-Kosmos und diverse Karl-May-Streifen bekannt ist. Die Kamera wurde von Karl Löb bedient, der häufig mit Reinl zusammenarbeitete. Vor der Kamera tummelt sich eine nicht minder illustre Truppe, angeführt vom kantigen Gert Fröbe, der sich in diesem Film (fast) zurückhaltend, zeitweise regelrecht zahm präsentiert (zumindest für seine Verhältnisse). War bereits der von Fritz lang inszenierte Vorgänger "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960) ein starker Beitrag zum "Krimi-Universum" der sechziger Jahre, toppt die zweite Mabuse-Sause aus dieser Zeit den Erstling, treibt das Wohlgefühl des Zuschauers in noch höhere Bereiche der "Wonneskala" (was auch immer das sein mag). Erneut verzichtet man weitgehend auf flache Kalauer, humorlos ist das Wirken von Gert Fröbe dennoch nicht, das Gesamtbild wurde mit einer höheren Dosis üblicher Schauwerte garniert. Vielleicht mag Langs Ansatz tiefsinniger und "künstlerischer" anmuten, Reinl unterhält auf eine mehr massentaugliche Art. Keine Bange, Harald Reinl verliert sich nie in Peinlichkeiten oder gar handwerklichem Unvermögen, Popanz wie man ihn z. B. von (dem von mir sehr geschätzten) Alfred Vohrer kennt, muss der "konservative" Liebhaber nicht befürchten.

Überlässt man einem Vulkan wie Gert Fröbe die Bühne, haben seine Kollegen es nicht leicht sich zu behaupten. Fröbes Präsenz füllt nicht nur die Leinwand aus, sie rollt mit voller Wucht durch die Räumlichkeiten des Zuschauers, packt und reisst mit (auch in stilleren Momenten). Wie bereits weiter oben erwähnt, nimmt sich Fröbe diesmal ein wenig zurück (nur auf "Gepolter" bezogen, nicht qualitativ), was allerdings nicht bedeutet, er würde nicht trotzdem unter Dampf stehen. Zu Beginn zeigt man uns den Privatmann Lohmann, der fröhlich und herzlich mit seiner Familie scherzt, sich auf ein paar Tage Ruhe und Erholung abseits vom Sumpf des Verbrechens freut. Mit Leichtigkeit erobert der Held die Herzen seines Publikums, von der ersten Sekunde an hat er alle Sympathien auf seiner Seite. Ohne Ausbrüche geht es nicht, hin und wieder platzt Lohmann der Kragen, ist er voll und ganz der harte und kernige Ermittler. Besonders interessant sind die feinen Zwischentöne, die den Charakter der Hauptfigur noch menschlicher erscheinen lassen. Bei allem Durchsetzungsvermögen, sind auch einem erfahrenen Kriminalisten wie Kommissar Lohmann Grenzen gesetzt, während der finalen Konfrontation mit dem "Oberschurken" wird dies sehr eindrucksvoll deutlich. Bevor ich mich nun endlos über die Qualitäten des Gert Fröbe auslasse -die sowieso allen halbwegs an Filmen interessierten Menschen längst bekannt sein dürften- nun ein paar Worte zu den anderen Akteuren. Lex Barker fungiert gewissermaßen als Co-Held, die angeblich unklare, fragwürdige Herkunft seiner Figur ist leicht durchschaubar. Im Notfall greift Joe Como beherzt ein, selbstverständlich hat er ein Auge auf die fesche Journalistin Maria Sabrehm geworfen, die seine Annährungsversuche lediglich halbherzig zurückweist. Daliah Lavi bricht nicht aus dem damaligen Frauenbild aus, doch allein ihr Anblick versöhnt mit der ein wenig faden und substanzarmen Rolle, was für eine Frau (die übrigens in "Der Dämon und die Jungfrau" (1963) von Mario Bava noch weitaus heisser anzuschauen ist)! Die Riege der Nebendarsteller muss sich keinesfalls verstecken, Reinl stand ein sehr starkes Ensemble zur Verfügung! Werner Peters ist aus dem deutschen Kriminalfilm der sechziger Jahre nicht wegzudenken, meist spielte der unscheinbare, untersetzte Schauspieler widerliche Charaktere, was ihm ohne Ausnahme bestens gelang. Als Erfüllungsgehilfe schlägt er sich erwartungsgemäß gut, die Ekelhaftigkeit dringt ihm aus jeder Pore. Peters schafft es immer wieder, seine Figuren widerwärig-schleimig darzustellen, man möchte ihm mit Anlauf in den Hintern treten, herrlich! Rudolf Fernau spielt einen undurchsichtigen Geistlichen, Rudolf Forster einen Forscher unter Druck, Fausto Tozzi umgibt eine leicht diabolische Ausstrahlung. Ady Berber sieht wie immer erschreckend aus, er rumpelt wie ein alter Panzer durch das Szenario. Joachim Mock bleibt unscheinbar, er muss einige Rügen seines Chefs Lohmann einstecken. Gestandene Schauspieler wie Albert Bessler und Wolfgang Preiss sind in kleinen Rollen zu sehen, was will man mehr?

"Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" leistet sich keine Hänger, bereits der Auftakt im Zug sorgt für Begeisterung. Die Ermittlungen sind spannend, ab und zu wird eine Dosis Krawall eingestreut, die Endphase bietet gar einen heftigen Schusswechsel mit automatischen Waffen an. Richtig stark auch die Auflösung, vor allem die vorherige Auseinandersetzung zwischen Lohmann und ... (verrate ich nicht). Insgesamt sicher eine Spur "gewöhnlicher" als der Vorgänger, für meinen primitiv-vulgären Geschmack daher noch gelungener. Gern zitiere ich aus meinem Kurzkommentar zu "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse": Wer die Wallace-Filme mag, der sollte sich auf jeden Fall auch mit den Dr. Mabuse-Sausen beschäftigen, wem die Wallace-Filme eine Spur zu humorig erscheinen, der sollte es ebenfalls mit Dr. Mabuse probieren. Mir liegt das "Dr. Mabuses Meisterwerk" getaufte Box-Set von Universum vor, welches alle sechs Mabuse-Streifen aus den sechziger Jahren enthält:

• Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960)
• Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961)
• Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962)
• Das Testament des Dr. Mabuse (1962)
• Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963)
• Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (1964)


Die DVDs kommen in einem schicken Digipak ins Haus, das von einem nicht minder hübschen Schuber umhüllt wird. Ferner liegt ein Booklet bei, in dem Auszüge aus einem Buch des leider kürzlich verstorbenen Wallace-Experten #1 Joachim Kramp zu lesen sind. Der von Kriminalfilmfreunden (und nicht nur denen) sehr geschätzte Joachim Kramp, hinterlässt eine nicht zu schliessende Lücke im "Wissensgebiet Wallace und Co.". An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, Universum präsentiert auch den zweiten Beitrag zur Mabuse-Reihe in schöner Verfassung. Für Fans (und solche die es werden wollen) stellt diese Box einen unverzichtbaren Pflichtkauf dar!

Fazit: Reinl legt noch ein Schippchen drauf, übertrifft knapp den guten -von Fritz Lang inszenierten- Vorgänger!

7,5/10 = Gut bis sehr gut

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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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Die letzten Abende in Stichworten:


• Die Liebesschule der Josefine Mutzenbacher - In Wien wird fleissig gepudert, Josefine zeigt wie es funktioniert. Die DVD von NEW enthält lediglich die SC-Fassung, da sich die Attraktivität der Damen sowieso in Grenzen hält, kann ich mit diesem Makel ganz gut leben. Mehr lustig als sexy, fraglos sehr sympathisch = 7/10 (gut)

• RED - Älter. Härter. Besser. - Actionkomödie mit feister Starbesetzung. Viele Köche können den Brei verderben, hier geht die Rezeptur jedoch gut auf. Bruce Willis gewohnt cool, Malkovich herrlich neurotisch, Morgan Freeman und Brian Cox knuffig. Die wahren Sieger sind jedoch die Damen, Mary-Louise Parker ist sehr süss und Helen Mirren schlicht großartig! Macht Spass, die BD ist ordentlich, klare Empfehlung = 7/10 (gut)

• Die Todeskralle des Roten Phoenix - Netter Eastern von der Stange, David Chiang bleibt erstaunlich blass und austauschbar. Für Fans eine runde Angelegenheit, Einsteiger und Gelegenheitsglotzer sollten sich mit anderen Werken befassen. Die DVD von Hanse Sound bietet den Film in schöner Qualität an, die magere Ausstattung ist dem sehr fairen Preis geschuldet. Erneut: Fans greifen zu! 6/10 (obere Mittelklasse)
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

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2-DVD-Set von Anolis/EuroVideo


Die schwarze Mamba (Großbritannien 1981, Originaltitel: Venom)

Klaus, Olli und die Schlange...

Der kleine Philip (Lance Holcomb) muss eine Weile ohne seine Eltern auskommen, Großvater Howard (Sterling Hayden) und Hausmädchen Louise (Susan George) sollen sich um den Jungen kümmern. Louise und der ebenfalls angestellte Chauffeur Dave (Oliver Reed) haben finstere Absichten, unter der Leitung des aus Deutschland stammenden Schwerverbrechers Jacmel (Klaus Kinski) soll Philip entführt werden, die Gauner wollen ein hohes Lösegeld aus den Eltern des Kindes pressen. Geschickt lockt Jacmel den leichtgläubigen Howard aus dem Haus, doch als Louise den Jungen an den Deutschen "übergeben" will, entzieht sich der Bengel zunächst dem Zugriff und flüchtet ins Haus. Philips Widerstand hat einen triftigen Grund, Opa hat ihm eine harmlose Schlange für seinen kleinen Kinderzimmer-Zoo geschenkt. Das Kind nahm seine neue Errungenschaft gerade beim Tierhändler in Empfang, jetzt will der Knabe sofort für eine angemessene Unterbringung des neuen Schützlings sorgen. Hektik kommt auf, der ins Haus zurückkehrende Großvater wundert sich über den Aufruhr, sieht sich mit übermächtigen Gegenspielern konfrontiert. Von Anfang an herrscht eine angespannte Stimmung zwischen dem beherrschten Jacmel und dem aufbrausenden Dave, der Chaffeur lässt sich ungern Befehle von seinem Komplizen erteilen. Als ein Polizist auf Geräusche aus dem Haus aufmerksam wird, verliert Dave die Beherrschung und erschiesst den Gesetzeshüter. Derweil wurde Louise von der vermeintlich ungefährlichen Schlange gebissen. Ihre angebliche Hysterie ist jedoch ein Kampf mit dem Tod, denn das Zoogeschäft hat dem Jungen irrtümlich eine falsche Kiste mitgegeben. Nun sorgt die entfohlene Giftschlange im Gebäude für Angst und Schrecken, während sich vor der Tür die Polizei Londons in Stelllung bringt. Wird der leitende Beamte William Bulloch (Nicol Williamson) die Situation ohne weiteres Blutvergießen auflösen können...???

Piers Haggard erfreute mich mit dem schönen Gruselfilm "In den Krallen des Hexenjägers" (Blood on Satan's Claw, 1971), mit dem hier kurz vorgestellten Thriller "Die schwarze Mamba" gelang dem Regisseur ein weiterer Volltreffer. Der deutsche Titel weckt vermutlich bei zahlreichen Zuschauern falsche Erwartungen, denn wir bekommen es in erster Linie mit einem kammerspielartig angelegten Geiseldrama zu tun, die giftige Schlange dient lediglich als zusätzlicher Dreh an der Spannungsschraube. Ergo entpuppt sich auch das obige Cover der mir vorliegenen DVD als lediglich ansatzweise zutreffend, immerhin baut der andere enthaltene Streifen "Mamba" massiv auf die Präsenz des kriechenden Killers.

Hingegen trifft der englische Orignalitel "Venom" den Nagel auf den Kopf. Er stellt freilich vordergründig ebenso den Bezug zur Schlange her, kann aber auch als Umschreibung für die giftige Atmosphäre dienen, denn innerhalb des Lagers der Bösewichtiger herrscht keinesfalls ein vertrauensvolles Miteinander. "Venom" kommt als "großes Kammerspiel" daher, setzt vor allem auf das Haus und dessen direktes Umfeld als Schausplatz. Die Polizei schirmt das Blickfeld mit rasch angebrachten "Vorhängen" ab, wodurch der Eindruck des Kammerspiels gelungen unterstrichen wird. Geschickt stützt sich das Drehbuch auf eine mehr und mehr bedrückende, bedrohliche Stimmung, baut auf die Spannungen zwischen den Charakteren, verbreitet in wohldosierter Menge zusätzlichen Terror durch die Anwesenheit der Schwarzen Mamba. Ein Blick auf die Liste der Schauspieler sorgt bereits vor dem Start für Freude, weckt eine hohe Erwartungshaltung, die der Film souverän und frei von Durchhängern erfüllt, daher wende ich mich im nächsten Absatz den Damen und Herren vor der Kamera zu.

Klaus Kinski spielt gekonnt gegen sein Image an. Er dreht nicht durch und/oder verliert die Kontrolle, nein, er gibt den kühlen, abgebrühten Denker und Lenker. Kalt, aber nicht unmenschlich, Jacmel behandelt die Geiseln fast freundlich, was man seinem von Oliver Reed dargestellten Helferlein nicht unbedingt nachsagen kann. Reed sorgt für den Choleriker im System, gerät immer wieder aus der Fassung, poltert als tickende Zeitbombe durch das Anwesen. Großartig die Auseinandersetzungen zwischen Kinski und Reed, wenn Klausi dem Olli eine Backpfeife verpasst, brodelt der Kessel unter Hochdruck. Bereits in der frühen Phase machen die Herren keinen Hehl aus ihrer auf Gegenseitigkeit beruhenden Abneigung, herrlich wie Kinski in den Wagen Reeds einsteigt, ihm durch die Art und Weise des Einsteigens gleich klar macht wer der Chef im Ring ist, Reed kontert mit Trotz und bösen Blicken. Für zusätzliche Rivalität sorgt Susan George, die den Chauffeur mit ihrem Sexappeal einwickelt, tatsächlich aber das Liebchen des überlegenen Jacmel ist. Susan George scheidet zwar recht früh aus, liefiert aber dennoch einen der besten Auftritte ihrer Karriere ab, gekrönt durch einen grandios dargestellen Abgang. Sterling Hayden versucht seinen Enkel zu schützen, er spielt den gesundheitlich angeschlagenen Großvater ruhig, erdet das Treiben dadurch ein wenig. Lance Holcomb geht als erträgliches Kind durch, er beschädigt den Film zumindest nicht. Nicol Williamson gefällt mir in der Rolle des knarzigen Bullen sehr gut, Sarah Miles gerät später in das Mahlwerk der Ganoven, Michael Gough und Cornelia Sharpe sind in Nebenrollen zu sehen (Gough verstarb leider im März des vergangenen Jahres). Damit genug zu den relevanten Akteuren, das Ensemble ist sicher wegen Reed, Kinski und George sehr bemerkenswert, aber auch die übrigen Mitwirkenden geben keinen Anlass zur Kritik.

Hier und da streute Piers Haggard harsche Schockmomente ein, besonders gut gelungen ist der fiese "Gag" zum Ende der Sause, überzeugt euch bitte selbst! "Venom" ist ein packender Thriller mit leichter "Tierhorror-Schlagseite", die Mischung funktioniert erstklassig! Auch die Anolis-Scheibe hinterlässt einen positiven Eindruck, der Film liegt in schöner Qualität vor, eine Prise Bonusmaterial ist an Bord, das dem Set beiliegende Booklet befasst sich mit beiden enthaltenen Filmen. Âls Verpackung dient ein aufklappbares Digipak, geschützt durch einen Schuber. Anolis hat "Die Schwarze Mamba" inzwischen auch einzeln auf den Markt gebracht, diese Variante kommt in einer kleinen Hartbox ins Haus. Toller Film, gute DVD, ich bin begeistert!(Übrigens lohnt sich der enthaltene O-Ton, dort kommt Klaus Kinksi noch genialer rüber)!

8/10 (sehr gut)

Lieblingszitat:

"Du hast gedacht? Du kannst doch gar nicht denken, du Schwachkopf! Ich will nicht, dass du denkst!"

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Zwar ist der im Set enthaltene "Mamba" (Italien, 1988) aus meiner Sicht längst nicht so packend, ein paar kurze Zeilen verdient der Flick aber fraglos. Mario Orfini kommt mit einem extrem kleinen Ensemble aus, hauptsächlich ruht die Verantwortung auf den Schultern von Trudie Styler und Gregg Henry. Zur Story: Verlassener Kerl will sich an seiner Ex rächen, schmuggelt eine Schwarze Mamba in ihre Wohnung, sperrt Weib und Schlange (!) dort ein, kappt den Telefonanschluss. Genüsslich setzt sich der Bösewicht in sein Auto, bespitzelt dort mit (aus heutiger Sicht) herrlich steinzeitlicher Computertechnik sein perfides Vorhaben.

Gregg Henry passt selbstverständlich perfekt in die Rolle des Ekels, während Trudie Styler leider immer wieder zu einer gewissen Nervensägerei neigt. Um fair zu bleiben soll jedoch nicht unterschlagen werden, dass die Rolle Stylers ein entsprechendes Verhalten verlangt, der labile Gemütszustand der jungen Frau treffend eingefangen wurde. Immer wieder gleitet die Kamera aus Sicht der Schlange durch das Szenario, diese Aufnahmen sind besonders gut gelungen. "Mamba" ist durch und durch "Achtziger", was dem Film einen besonderen Hauch verleiht, Fans dieser Epoche werden frohlocken, Skeptiker wenden sich mit Grausen ab.

Unterhaltsam und kurzweilig, die DVD-Präsentation dürfte gern besser sein. Sehenswert = solide 6,5/10 (oberste Mittelklasse)

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Ferner gab es noch "Das Verhör" (Frankreich 1981), in dem sich Lino Ventura und Michel Serrault ein packendes Duell liefern, Romy Schneider taucht in der letzten halben Stunde als Sahnehäubchen auf. Ventura verhört den mutmaßlichen Kindermörder Serrault, die Herren sind "bestens übel aufgelegt", Guy Marchand gerät als Venturas Gehilfe aus der Fassung, grandios!

Es bedarf nicht vieler Worte, "Garde à vue" ist bitterböses Kino aus Frankreich, Stoff der besten Sorte! Die BD aus dem Hause Concorde zeigt das Werk in sehr ansprechender Verfassung, leider gibt es keine nennenswerten Boni, schade.

8/10 (sehr gut)
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