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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 18. Apr 2012, 19:09
von horror1966
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Contagion
(Contagion)
mit Gwyneth Paltrow, Tien You Chui, Josie Ho, Daria Strokous, Matt Damon, Griffin Kane, Laurence Fishburne, Yoshiaki Kobayashi, John Hawkes, Jude Law, Teri McEvoy, Sue Redman, Teri Campbell, Stef Tovar
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Scott Z. Burns
Kamera: Steven Soderbergh
Musik: Cliff Martinez
FSK 12
USA / Vereinigte Arabische Emirate / 2011

Vogel- und Schweinegrippe sind vorbeigegangen, ohne großen Schaden anzurichten. Da greift eine neue Pandemie um sich. Eines der ersten Todesopfer ist die amerikanische Angestellte eines international agierenden Konzerns Beth Emhoff, die kurz nachdem sie von einer Dienstreise aus Hongkong zurückgekommen ist, zusammenbricht. Die Zahl der Todesfälle auf der ganzen Welt nimmt exponentiell zu. Die US-Stelle für Seuchenbekämpfung lässt fieberhaft nach dem Auslöser und einem Serum forschen, errichtet Quarantäne-Stationen in Sporthallen. Doch der Virus lässt sich nicht unter Kontrolle halten.


Nun gibt es ja mittlerweile unzählige Katastrophen-Thriller, die sich mit der Viren-Thematik auseinandersetzen. Dadurch könnte man dann auch recht schnell zu der vorgefassten Meinung gelangen, das "Contagion" nichts sonderlich Neues darstellt, doch genau bei diesem Aspekt würde sich der Zuschauer gründlich irren. Das Werk von Steven Soderbergh unterscheidet sich nämlich ganz erheblich von anderen Genre-Vertretern, was in erster Linie schon einmal dem Doku-ähnlichen Erzählstil geschuldet ist. Für den Betrachter erweckt das Szenario nämlich vielmehr ganzzeitig den Eindruck eines Live-Reportes, als das sich das Gefühl breit machen würde, das man es mit einem Spielfilm zu tun hat. Ein anderer und sehr wesentlicher Unterschied besteht in der Tatsache, das es hier keine offensichtlichen Hauptfiguren gibt und so keine Einzelpersonen besonders tiefgehend beleuchtet werden. Es gibt nicht ein besonders bedauernswertes Opfer und auch keinen einzigen Helden in der Story, was dem ganzen einen unglaublich realistischen Anstrich verleiht. Komischerweise wird dieser Gesichtspunkt von einigen Leuten als Schwäche angesehen, doch meiner Meinung handelt es sich um die ganz besondere Stärke eines Filmes, der an Authenzität kaum zu überbieten ist. Der ansonsten oft aufkommende Helden-Pathos entfällt ebenso wie das oft aufkommende Mitleid für bestimmte Figuren.

"Contagion" zeichnet vielmehr ein mögliches Schreckens-Szenario und zeigt dabei auch eindrucksvoll die Hilflosigkeit der Menschheit, wenn ein nicht bekanntes Virus auftritt, für das es keinerlei Impfstoff gibt, so das man die Seuche weltweit nicht unter Kontrolle bringen kann. Die einzelnen Phasen werden dabei absolut hervorragend herausgearbeitet, so das man sich selbst unglaublich intensiv mit den Ereignissen auseinandersetzen-und identifizieren kann. Das dargestellte Szenario fährt einem dabei mächtig unter die haut, handelt es sich doch um eine Situation, die auch jederzeit wirklich eintreten könnte. Eigentlich möchte man sich das gar nicht vorstellen, kann sich aber der Wirkung des Filmes keinesfalls entziehen. Auch das Verhalten der Menschen wird sehr realistisch-und glaubhaft in Szene gesetzt, die aufkommende Panik und Verzweiflung der Menschen ist vollkommen nachvollziehbar und man stellt sich ganz automatisch die Frage, wie man selbst als Betroffener reagieren würde. Denn immerhin geht es um nichts anderes als das nackte Überleben, wodurch zwangsläufig auch der angeborene Egoismus durchkommt und Handlungsweisen nach sich zieht, die man im Normalfall höchstwahrscheinlich nie ausüben würde.

Der erschreckend realistische Eindruck den "Contagion" hinterlässt, unterscheidet den Film ganz erheblich von Hollywood-Filmen a la "Outbreak". Damit will ich keinesfalls sagen, das der genannte Film schlecht ist, denn eher das Gegenteil ist der Fall. Dort gibt es jedoch die oben angesprochenen Zutaten, die ganz einfach mehr zum Helden-Spielfilm tendieren, als das sie den glaubwürdigen Eindruck des Geschehens unterstreichen würden. Steven Soderbergh hat wirklich alles richtig gemacht und ein absolut schockierendes Schreckens-Szenario ins Bild gesetzt, das durch den größtenteils dokumentarischen Anstrich ganz besonders im Kopf des Betrachters hängen bleibt und einem phasenweise wirklich schweissnasse Hände beschert. Trotz nicht vorhandener haupt-Charaktere beinhaltet der Film einen herausragenden Cast, Matt Damon, Laurence Fishburne oder auch Gwyneth Paltrow sind nur einige Beispiele für die hochkarätige Besetzungsliste. Das gezeigte Schauspiel unterstreicht die glaubwürdige Note der Geschichte noch einmal zusätzlich, denn sämtliche Akteure liefern eine perfekte Performance ab, die das gewonnene Gesamtbild noch einmal aufwertet.

Insgesamt gesehen kann man nur eine uneingeschränkte Empfehlung für diesen Film aussprechen, der einen extrem nachhaltigen Eindruck beim Zuschauer hinterlässt. Die Umsetzung der Ereignisse kann man dabei wirklich schon fast als perfekt bezeichnen. Die unglaublich authentische Darstellung einer hoffentlich nie eintreffenden Situation ist dabei so dermaßen intensiv, das einem schon ein gehöriger Schock in die Glieder fährt, den man nicht so schnell wieder los wird. Äußerst gut agierende Darsteller und eine extrem beklemmende Atmosphäre runden das Ganze perfekt ab und sorgen für ein Film-Erlebnis, das man nicht so schnell vergessen wird.


Fazit:


"Contagion" hebt sich sehr wohlwollend von ähnlichen Genre-Kollegen ab, legt der Film doch weitaus mehr das Hauptaugenmerk auf die vorhandene Gesamtsituation, als das man den Focus auf bestimmte Personen legen würde. Dadurch erscheint die Geschichte absolut packend-und realistisch und erzeugt zudem noch eine viel stärkere Wirkung als jeder andere thematisch ähnlich gelagerte Film.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 19. Apr 2012, 16:19
von horror1966
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Die purpurnen Flüsse
(Les Rivières pourpres)
mit Jean Reno, Vincent Cassel, Nadia Farès, Dominique Sanda, Karim Belkhadra, Jean-Pierre Cassel, Didier Flamand, François Levantal, Francine Bergé, Philippe Nahon, Laurent Lafitte, Robert Gendreu
Regie: Mathieu Kassovitz
Drehbuch: Jean-Christophe Grange
Kamera: Thierry Arbogast
Musik: Bruno Coulais
FSK 16
Frankreich / 2000

Inspektor Pierre Niemans und Kommissar Max Kerkerian untersuchen an zwei verschiedenen Orten unterschiedliche Verbrechen, die auf geheimnsivolle Weise miteinander verknüpft sind. Während Kerkerian eine Grabschändung mit scheinbar neonazistischem Hintergrund in Sarzac untersucht, wird Niemans aus Paris in die abgelegene Universitädtsstadt Guernon in den Alpen gerufen. Dort ereignete sich ein bizarrer Mord, bei dem das Opfer grausam gefoltert und verstümmelt wurde. Es bleibt nicht bei einer einzigen Leiche, und alle Opfer sind Mitarbeiter des Lehrinstituts in Guernon. Schon bald kreuzen sich die Fäden der Ermittlungen, und der erfahrene Niemans macht sich gemeinsam mit dem hitzköpfigen Kerkerian auf die Suche nach dem eiskalten Mörder. Bei den Nachforschungen an der Eliteuniversität stösst das gegensätzliche Duo auf mysteriöse genetische Experimente. Mit ihrem Wissen bringen sich die beiden Polizisten schließlich selbst in Lebensgefahr. Bei einem Kampf auf Leben und Tod enthüllen sie im ewigen Eis der Gletscher das Geheimnis der purpurnen Flüsse...


Mathieu Kassovitz hat hier einen der besten europäischen Thriller geschaffen, in dem 2 der allerbesten französischen Schauspieler eine mehr als mysteriöse Mordserie aufklären müssen. Allein der Aspekt, das hier mit Jean Reno und Vincent Cassel erstklassige Darsteller die Hauptrollen besetzen ist schon eine Sichtung wert, doch noch lohnenswerter erscheint die ineinander verschachtelte Geschichte, die den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute absolut fesselt und für sich einnimmt. Dabei handelt es sich nicht um einen ansonsten üblichen Kriminalfall, denn ziemlich schnell wird erkenntlich, das hier 2 scheinbar vollkommen unterschiedliche Fälle miteinander verbunden sind. Im Laufe der Geschichte wird dabei immer klarer, das hier ein äußerst mysteriöses Rätsel zu lösen ist, dessen Lösung eine Tragweite-und schreckliche Wahrheit an den Tag legt, die man zu Beginn keinesfalls für möglich gehalten hätte. Kassovitz ist es dabei absolut perfekt gelungen, den Story-Plot zunächst in zwei eigens erzählte Erzählstränge zu teilen, die sich erst mit zunehmender Laufzeit zu einem einzigen zusammenfügen. So kann man dann auch nicht sofort die Zusammenhänge erkennen, die ein schreckliches Geheimnis offenbaren, das einem das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Mit Reno und Cassel hat man genau die richtige Besetzung für die Hauptfiguren gefunden, allein schon die vollkommen unterschiedlichen Charaktere der beiden Ermittler sorgen für einen extremen Unterhaltungswert und lassen sogar zeitweise ein wenig Erheiterung in die ansonsten eher sehr düsteren Ereignisse Einzug halten. Streckenweise witzige Wortwechsel der ungleichen Männer lenken den Zuschauer so ein wenig von den brutalen-und scheinbar nicht zu erklärenden Morden ab, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Laufzeit ziehen. Dennoch ist jederzeit eine immense Spannung zu verspüren, die sich mit zunehmender Laufzeit immer mehr anstaut, wobei weit und breit kein Ventil vorhanden scheint, das sie sich entladen könnte. Das sorgt schon zwangsweise dafür, das man selbst den ganzen Film über wie unter Strom steht und die Aufklärung des Geschehens richtiggehend herbeisehnt.

Kassovitz hat es jedoch nahezu brillant geschafft, das die aufgebaute Spannung wirklich bis zum finalen Showdown aufrecht erhalten kann, denn erst in den allerletzten Minuten des Szenarios erfahren die Geschehnisse eine lückenlose Aufklärung die einen selbst sogar etwas fassungslos zurücklässt, da man sich eigentlich nicht vorstellen möchte das die Beweggründe des Mörders einer nicht für möglich gehaltenen Geschichte begründet liegen, deren Wurzeln in der Vergangenheit verborgen liegen. Nachdem man die ganze Wahrheit erfahren hat, kann man vom menschlichen Standpunkt her sogar absolutes Verständnis für den Mörder aufbringen und empfindet sogar so etwas wie Mitleid. Die Opfer hingegen sieht man am Ende des Filmes aus einem ganz anderen Blickwinkel und kann seine persönliche Abscheu nur mühsam unterdrücken. Die ganzen Morde werden damit sicherlich nicht entschuldigt, doch die Gesamtzusammenhänge des Ganzen lassen sie doch in einem vollkommen anderen Licht erscheinen, als wie es zu Beginn noch der Fall war.

"Die purpurnen Flüsse" ist nicht nur ein absolut herausragender Thriller der eine äußerst gute-und interessante Geschichte erzählt, es ist letztendlich auch ein Einblick in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele. Die brillante Mischung der unterschiedlichen Elemente und die streckenweise sehr tief gehende Story ergeben dabei ein Gesamtkonstrukt, das man nur als hervorragend bezeichnen kann. Darin unterscheidet sich das Werk ganz erheblich von unzähligen 08/15 Thrillern, deren Inhalt nur als bessere Fassade anzusehen ist. In vorliegendem Fall geht es auch um fehlende Menschlichkeit und persönliche Tragödien, die ein ganzes Leben nachhaltig sehr negativ beeinflusst haben und so unausweichlich auf ein wahres Horror-Szenario zugesteuert sind, das etliche Opfer gefordert hat. Und das alles ist nur aufgrund dessen geschehen, das es immer wieder Personen gibt die sich über alle Rechte und Gesetze hinwegsetzen, um sich selbst in eine Art Gott-Status zu erheben, wobei ihnen die Schicksale anderer Mitmenschen völlig unwichtig erscheinen.

Letztendlich hat man es hier mit einem wirklich außergewöhnlich gutem Vertreter seiner Art zu tun, in dem alle vorhandenen Komponenten perfekt miteinander harmonieren. Zwei herausragende Hauptdarsteller drücken dem Szenario zudem noch ihren ganz persönlichen Stempel auf und werten das Gesamtbild durch ihr brillantes Schauspiel noch einmal zusätzlich auf. Hinzu kommt auch noch die erstklassige-und sehr düstere Atmosphäre, die den mysteriösen Anstrich der Ereignisse ganz besonders hervorhebt. Wer diesen tollen Film immer noch nicht kennen sollte muss diesen Zustand schnellstens ändern, da ihm ansonsten ein unglaublich intensives-und faszinierendes Filmerlebnis durch die Lappen geht.


Fazit:


Selbst wenn man den Film schon mehrere Male gesehen hat, ist jede neuerliche Sichtung ein wahres Erlebnis. Immer wieder schafft es die Geschichte, den Zuschauer aufs Neue in ihren Bann zu ziehen. man kann sich der teils grausamen Faszination dieses Werkes beim besten Willen nicht verweigern und taucht immer wieder aufs Neue in die dunklen Tiefen der menschlichen Seele ein, um deren tiefe Abgründe zu erkennen.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 19. Apr 2012, 17:12
von horror1966
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Die purpurnen Flüsse 2 - Die Engel der Apocalypse
(Les Rivières pourpres 2 - Les anges de l'apocalypse)
mit Jean Reno, Benoît Magimel, Camille Natta, Johnny Hallyday, Gabrielle Lazure, Christopher Lee, Augustin Legrand, Serge Riaboukine, André Penvern, Francis Renaud, David Saracino, Michaël Abiteboul
Regie: Olivier Dahan
Drehbuch: Luc Besson / Jean-Christophe Grange
Kamera: Alex Lamarque
Musik: Frankii Elliott / Colin Towns
FSK 16
Frankreich / Großbritannien / Italien / 2004

Als die Mönche des Klosters Lothaire ein Kruzifix aufhängen, geschieht etwas Unglaubliches: Plötzlich schießt Blut aus der Wand! Eine mystische Erscheinung? Nein, ein grausamer Mord, denn in der Wand entdeckt Kommissar Niemans eine eingemauerte Leiche. Im Laufe seiner Ermittlungen trifft er bald auf seinen ehemaligen Polizeischüler Reda, der parallel einen ähnlichen rätselhaften Fall bearbeitet. Und ihre Spuren kreuzen sich nicht zufällig. Gemeinsam stoßen sie schnell auf weitere Ritualmorde, apokalyptische Vorzeichen und ein rätselhaftes versiegeltes Buch, das ein grausames Geheimnis verbirgt. Doch wie steht schon in der Offenbarung geschrieben: "Und als das Siegel aufbrach, da geschah ein großes Erdbeben und die Sonne wurde finster und der Mond wurde wie Blut.


Ganze 4 Jahre musste man warten bis dem genialen ersten Teil eine Fortsetzung zu teil wurde, der dem Vorgänger auch in nichts nachsteht. Dieses Mal zeichnete Olivier Dahan für die Regie verantwortlich und hat ebenso wie zuvor Mathieu Kassovitz eine absolut faszinierende Geschichte in Szene gesetzt, die von Anfang bis Ende eine Menge Spannung beinhaltet. Durch die religiöse Hintergrund-Thematik entfaltet sich dabei eine herrlich dichte Grundstimmung, die dem gesamten Geschehen eine absolut prickelnde Note verleiht. Bis zur Auflösung der teils mysteriösen Ereignisse enthält die Geschichte sogar etwas Übersinnliches das sich in erster Linie auf die scheinbar unbesiegbaren Mönche bezieht, die als offensichtlich überirdische Wesen dargestellt werden. Aus diesem Aspekt bezieht das Szenario eine Menge an Kraft und Intensität, gleichzeitig sind die geheimnisvollen Kuttenträger hauptsächlich für die erstklassigen Action-Passagen verantwortlich, die dieser Film beinhaltet. Ganz generell liegt der Story eine äußerst temporeiche Erzählstruktur zu Grunde, die jedoch niemals hektisch oder gar überzogen erscheint.

Wie schon im Vorgänger hat man auch hier auf altbewährte Methoden zurückgegriffen, so treffen die beiden Hauptfiguren wieder fast zufällig aufeinander, da sich scheinbar verschiedene Fälle zu einem einzigen zusammenfügen. Leider ist dieses Mal Vincent Cassel nicht mit an bord, doch auch Benoît Magimel gibt eine erstklassige Figur an der Seite von Jean Reno ab. Der Umgang der beiden untereinander ist einer der Höhepunkte des Filmes, teilweise grandiose Situationskomik und erstklassiger Wortwitz sorgt dabei einmal mehr für eine Prise niveauvollen Humor, der die ansonsten düsteren Ereignisse ein wenig auflockert. Hauptsächlich geht es jedoch wieder einmal extrem spannend zur Sache und die Geschichte zieht einen ganz unweigerlich in einen sogartigen Strudel aus religiösen Hintergründen und ganz normalen Verbrechern, die ein neues Europa errichten wollen. Bis es jedoch zur endgültigen Auflösung der geheimnisumwitterten Abläufe kommt, müssen die Ermittler eine Menge an brenzligen Situationen meistern, um Licht in das Dunkel zu bringen.

Auch wenn dieser zweite Teil dem Vorgänger rein qualitätsmäßig in nichts nachsteht, ist die vorliegende Story nicht ganz so tiefgründig ausgelegt wie in Teil 1. Das liegt aber sicherlich in der Sichtweise des jeweiligen Betrachters, denn Geschmäcker sind nun einmal verschieden. Wenn man diesen Gesichtspunkt überhaupt als so etwas wie negative Kritik ansehen kann, dann handelt es sich jedoch lediglich um kleinere Nuancen, denn ansonsten gibt es wirklich keinerlei Grund zur Beanstandung. Gerade im Bereich des Schauspiels bekommt man auch hier wieder erstklassige Kost geboten, insbesondere das Mitwirken von Schauspiel-Legende Christopher Lee ist als ein weiteres Highlight zu verbuchen. Auch wenn seine Rolle eher minimal ausgefallen ist, weiß er dennoch voll zu überzeugen und spielt den Fiesling vom Dienst einfach nur grandios.

So kann man "Die purpurnen Flüsse 2 - Die Engel der Apocalypse" insgesamt nur ein hervorragendes Zeugnis ausstellen, denn so manche Fortsetzung könnte sich eine dicke Scheibe von diesem erstklassigen Thriller abschneiden. Für mich selbst ein klein wenig schwächer ausgefallen wie Teil 1 bietet das Werk dennoch absolut herausragende Genre-Kost, die man sich immer wieder gut anschauen kann. Insbesondere die einmal mehr sehr düster gehaltene Grundstimmung sorgt für absoluten Nervenkitzel der Extraklasse und sorgt für ganzzeitig äußerst intensive Thriller-Unterhaltung.


Fazit:


Wenn alle Fortsetzungen eines Filmes so gut ausfallen würden, könnte man beruhigt etliche Blindkäufe tätigen. Selbst ein Wechsel auf dem Regiestuhl hat im Prinzip keinerlei negative Auswirkungen, was auch nicht sehr oft der Fall ist. Und so kann man dann auch bedenkenlos eine Empfehlung für diesen fantastischen Film aussprechen, der sich im Thriller-Genre ganz weit oben ansiedelt.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Sa 21. Apr 2012, 15:37
von horror1966
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War of the Arrows
(Choi-jong-byeong-gi Hwal)
mit Hae-il Park, Seung-yong Ryoo, Chae-won Moon, Mu-Yeol Kim, Han-wi Lee, Kyeong-yeong Lee, Gi-woong Park, Rye Hei Otani, Gu-taek Kim, Eunjin Kang, Seung-joon Lee, Jae-goo Lee, Da-wil Lee
Regie: Han-min Kim
Drehbuch: Han-min Kim
Kamera: Tae-seong Kim
Musik: Tae-seong Kim
FSK 16
Südkorea / 2011

Korea, 1636: Soldaten der chinesischen Mandschu-Dynastie überfallen das Land und hinterlassen Chaos und Zerstörung. Ganze Städte werden vernichtet, die Bewohner gefangen genommen. Auch das kleine Dorf von Nam-yi (Park Hae-il) bleibt nicht verschont! Als einziger Überlebender stellt er entsetzt fest, dass seine geliebte Schwester von den Eindringlingen verschleppt wurde. Bewaffnet mit Pfeil und Bogen, macht sich der hervorragende Schütze auf die verzweifelte Suche nach ihr. Dabei kämpft er nicht nur gegen die Zeit: Der chinesische Krieger Jiusinta, ebenfalls ein Meister im Bogenschießen, stellt sich ihm in den Weg


Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie imposant und bildgewaltig die asiatischen Historienfilme ausgestattet sind. "War of the Arrows" macht in dieser Beziehung keine Ausnahme, denn der südkoreanische Überraschungs-Hit kommt mit einer äußerst opulenten Ausstattung daher und weiß den Zuschauer durch seine kräftigen Bilder jederzeit in seinen Bann zu ziehen. Es ist schon ein wahres Erlebnis dieser faszinierenden Geschichte zu folgen, die mit jeder Menge Heroismus und Pathos angereichert wurde, was in vorliegendem Fall allerdings keinesfalls negativ auffällt. Wirken diese Dinge in etlichen vergleichbaren Werken eher störend oder maßlos überzogen, so passen sie hier doch absolut perfekt in das Szenario hinein. Ob es dabei immer zu logischen-und nachvollziehbaren Handlungsabläufen kommt lassen wir einmal dahin gestellt, denn der Film lebt ganz einfach von seiner Hauptfigur Nam-yi, der sich fast im Alleingang gegen einen zahlenmäßig weit überlegenen Gegner zur Wehr setzt.

Das Werk von Han-min Kim ist geradezu prädestiniert für ein Helden-Epos und so ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, das der Story-Plot auch zu genüge epische Züge beinhaltet. Als eine Art einsamer Wolf muss Nam-yi, der übrigens von einem großartig aufspielenden Hae-il Park dargestellt wird jede Menge schier unüberwindbare Hürden meistern, um seine Schwester aus den Fängen des Gegners zu befreien. Sicherlich kommt es dabei immer wieder zu Situationen die zwar nicht unbedingt glaubwürdig erscheinen, jedoch nahezu perfekt in das Gesamtgefüge hineinpassen. Regisseur Han-min Kim ist es absolut vortrefflich gelungen den Zuschauer für die Hauptfigur zu gewinnen, so das die Symphatien hier von Beginn an ganz klar verteilt sind. Um diesen Eindruck noch zusätzlich zu verstärken war es sicherlich auch ein gelungener Schachzug, die Soldaten der Mandschu-Dynastie als besonders grausam und herzlos darzustellen. Klarer als hier kann man die Unterschiede zwischen Gut und Böse kaum in Szene setzen, denn allein schon rein optisch sind ganz klare Grenzen gezogen. Während nämlich die südkoreanischen Opfer in bunten und farbenprächtigen Gewändern auftreten, so erscheinen die Invasoren des Landes in bedrohlichen schwarzen Ausrüstungen und wirken auch von der Körpersprache her extrem aggressiv.

Einem selbst bleibt dadurch fast gar nichts anderes übrig, als sich auf die Seite der Unterdrückten zu stellen und so freut man sich regelrecht über jedwede Situation, in der den Eroberern Schaden zugefügt wird. Es ist eine wahre Pracht sich die temporeich erzählten Ereignisse anzuschauen, lediglich die ersten Minuten des Filmes erscheinen eher etwas bedächtig und ruhig. Danach entfaltet sich ein größtenteils äußerst actionreiches Geschehen, bei dem kaum einmal die Möglichkeit besteht, zwischendurch etwas zu Atem zu kommen. Gebannt verfolgt man die gnadenlose Hetzjagd, in der Nam-yi ständig versucht, seinen gnadenlosen Häschern zu entkommen. Das Ganze wird von einem sehr straff gezogenem Spannungsbogen begleitet der keinerlei Einbrüche zu verzeichnen hat und den Betrachter regelrecht in seinen Bann zieht. Wir sprechen hier von einem wirklich in allen Belangen hochwertigem Filmerlebnis, das fast selbstverständlich auch eine für asiatische Filme typische melodramatische Note beinhaltet. Diese tritt jedoch erst im finalen Showdown zu Tage, so das sie keinesfalls überzogen, sondern vielmehr absolut passend erscheint und den gewonnenen Gesamteindruck perfekt abrundet.

Letztendlich ist "War of the Arrows" ein rundum gelungener Historienfilm, in dem selbst ansonsten oft kritisierte Punkte wir überzogener Helden-Pathos als äußerst gelungene Zutat erscheinen. Rein visuell gesehen bietet das Szenario einen wirklichen Augenschmaus, denn die kraftvollen Bilder und die herausragenden Kostüme verleihen dem ganzen einen sehr authentischen Eindruck. Viel Spannung, eine temporeiche Erzählstruktur und eine herausragende Atmosphäre sind die ganz großen Stärken dieses Filmes, der zudem auch noch über eine erstklassig agierende Darsteller-Riege verfügt. Freunde des asiatischen Kinos dürften von diesem Film absolut begeistert sein, der trotz einer Laufzeit von knapp 2 Stunden nie auch nur den Anflug von Langeweile aufkommen lässt.


Fazit:


"War of the Arrows" erzählt in beeindruckenden Bildern eine absolut sehenswerte Geschichte, in der ein einzelner Mann zum Helden emporsteigt. Eine Prise Melodram und jede Menge Action sind nur 2 der Zutaten, die hier brillant zusammengefügt wurden, um dem Zuschauer einen erstklassigen Film-Genuss zu bescheren, denn man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Koreanisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch / Niederländisch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 118 Minuten
Extras: Making Of, B-Roll, Original Trailer

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Di 24. Apr 2012, 02:51
von horror1966
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Der Werwolf von London
(Werewolf of London)
mit Henry Hull, Warner Oland, Valerie Hobson, Lester Matthews, Lawrence Grant, Clark Williams, J.M. Kerrigan, Spring Byington, Charlotte Granville, Ethel Griffies, Zeffie Tilbury
Regie: Stuart Walker
Drehbuch: John Colton / Robert Harris
Kamera: Charles J. Stumar
Musik: Karl Hakos
FSK 16
USA / 1935

In Tibet wird der weltberühmte Dr. Wilfred Glendon (Henry Hull) bei der Suche nach einem wertvollen Gewächs von einer tierähnlichen Kreatur angegriffen und gebissen. Nach London zurückgekehrt, fühlt sich der Botaniker plötzlich seltsam. Seine Rastlosigkeit und Aggressivität nehmen immer mehr zu je näher der nächste Vollmond rückt…


Einige Filmfreunde werden sich jetzt eventuell verwundert die Augen reiben, aber es ist kein Fehler, "The Wolf Man" von 1941 ist nicht der erste Werwolffilm. Schon 6 Jahre vorher wurde die Thematik in diesem Film bearbeitet, der jedoch lediglich als erster Tonfilm-Vertreter seiner Art bekannt ist. In der Stummfilmzeit gab es nämlich schon 3 Filme mit Werwolf-Thematik, wobei der aus dem Jahre 1913 stammende "The Werewolf" den Anfang machte. Trotzdem gilt "The Wolf Man" in der heutigen Zeit als absoluter Klassiker und "Mutter aller Werwolffilme", wohingegen dieser Film fast vollkommen in Vergessenheit geraten ist. Teilweise ist das auch nachvollziehbar, denn dieser Film hat eine recht trashige Note, was schon mit der am Anfang gezeigten Expedition anfängt, die einen lediglich zum schmunzeln bringt. Aber der Hauptgrund ist wohl der, das der 6 Jahre jüngere "The Wolf Man" auf eine sehr bedrohliche Atmosphäre gesetzt hat, wohingegen dieses frühere Werk eher modern wirken soll, natürlich immer alles aus der damaligen Sicht gesehen.

Das Werk von Stuart Walker kann leider zu keiner Zeit vollends überzeugen, vor allem das dargebotene Schauspiel wirkt selbst für die damalige Zeit extrem theatralisch und aufgesetzt, was der Geschichte eine Art unfreiwilligen Humor verleiht, den man heutzutage wohl als Trash bezeichnen würde. Sicherlich geht von diesem Aspekt auch ein einmaliger Charme aus, doch insgesamt gesehen fällt es stellenweise ziemlich schwer, den Film als wirklich ernsthaften Genre-Vertreter anzusehen. Dennoch bereitet es eine ganze Menge Spaß, sich die unfreiwillig komische Story anzuschauen und sich dabei an den teils affektierten Figuren zu ergötzen, die insbesondere in den Szenen der eigentlichen Bedrohung an Theatralik schwerlich zu überbieten sind.

Sollte der Werwolf im Film von 1941 doch eher als bedrohliche und gefährliche Bestie wirken, so ist es in diesem Film hier eher das Gegenteil. Von einer Bestie keine Spur, der sogenannte Wolf wirkt doch eher viel zu menschlich, was eher befremdlich als gefährlich und gruselig wirkt. Dieser Punkt wird ganz besonders durch die eher witzige Maske stark hervorgehoben, die einen zumeist mehr amüsiert, als das sie Schrecken und Furcht hervorruft. Trotzdem ist der Film gar nicht mal so schlecht, er hat durchaus seinen Reiz. Nur sollte man sich vorher darüber klar sein, das dieser Werwolffilm wahrscheinlich vollkommen anders auf einen wirkt, wie die üblichen Werwolffilme. Aber vielleicht macht auch das diese Universal-Produktion gerade reizvoll und sehenswert.

Keinesfalls kann "Der Werwolf von London" an den 6 Jahre später erschienenen "The Wolf Man" heranreichen, sind doch die beiden Produktionen im Bezug auf die vorhandene Qualität viel zu unterschiedlich ausgefallen. Dennoch verbirgt sich auch in vorliegendem Film der allgemeine Reiz-und Charme, den im Prinzip alle Klassiker der damaligen Epoche beinhalten. Liebhaber dieser allgemein immer sehr liebevoll als "Alte Schinken" bezeichneten Werke werden auch hier auf ihre Kosten kommen und jede menge Spaß am teilweise trashigen Geschehen haben. Aus heutiger Sicht kaum mehr vorstellbar, haben diese Filme dem Publikum seinerzeit einen Schauer nach dem anderen beschert, waren die dargestellten Szenarien doch etwas vollkommen Neues.


Fazit:


Auch wenn "Der Werwolf von London" mit ziemlicher Sicherheit nicht zu den besten Vertretern seiner Art gehört, bietet der Film doch einen guten Einblick in die frühen Anfänge des vertonten Horrorfilms und stellt gleichzeitig einen frühen Beitrag des unfreiwilligen Humors dar. Wer tzdem auch noch ein Faible für äußerst theatralisches Schauspiel hat, wird bestens bedient und sollte durchaus einen Blick in die Anfänge des Genres riskieren.



6/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 25. Apr 2012, 16:01
von horror1966
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Bellflower
(Bellflower)
mit Evan Glodell, Jessie Wiseman, Tyler Dawson, Rebekah Brandes, Vincent Grashaw, Zack Kraus, Keghan Hurst, Alexandra Boylan, Bradshaw Pruitt, Brian Thomas Evans, Britta Jacobellis, Ceaser Flores, Chris Snyder
Regie: Evan Glodell
Drehbuch: Evan Glodell
Kamera: Joel Hodge
Musik: Jonathan Keevil
FSK 16
USA / 2011

Woodrow und Aiden sind nicht nur die besten Freunde, sie teilen auch dieselbe Sehnsucht nach einer globalen Katastrophe in der Hoffnung dann mit ihrer erfundenen Autogang "Mother Medusa" die Straßen der USA unsicher machen zu können. Von dieser Passion angetrieben widmen sie ihre ganze Freizeit dem Bau von Waffen und Flammenwerfern, mit welchen sie ihre Autos aufrüsten können. Als Woodrow an einem Wochenende die wunderschöne Milly kennenlernt und sich beide ineinander verlieben, verändert sich jedoch alles. Es ist der Beginn eines Strudels bestehend aus Hass, Liebe, Verrat, Gewalt und...Feuer!


Es ist schon recht beeindruckend, mit welch herausragendem Regie-Debüt Evan Glodell hier aufwartet, der zudem auch noch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet und ganz nebenbei auch noch die Hauptrolle bekleidet. "Bellflower" beginnt dabei wie ein waschechter Road Movie, wechselt dann nach einiger Zeit zu einer Romanze, um in der zweiten Filmhälfte in ein düsteres Drama zu mutieren. Diese Kombination verschiedenster Genres ist in meinen Augen eine der ganz großen Stärken des Filmes, der aber auch ansonsten mit etlichen Highlights gespickt ist. Da wäre zuerst einmal die absolut herausragende Optik des Szenarios, die nicht umsonst an den allseits beliebten Grindhouse-Look erinnert. Dadurch erscheint die Geschichte schon äußerst atmosphärisch und beinhaltet größtenteils auch eine herrlich schmierige Grundstimmung. Unterstützt durch die absolut gelungene Kameraarbeit ergibt sich so ein visuell beeindruckendes Filmerlebnis, von dessen ausgehender Faszination man sich nur zu gern einnehmen lässt.

Auch die versammelte Darsteller-Riege trägt zum insgesamt überdurchschnittlich guten Gesamteindruck bei, sämtliche Akteure liefern hier eine überzeugende Performance ab und verleihen den Ereignissen zudem auch eine äußerst glaubwürdige Note. Dies muss man ganz besonders auf die beiden Hauptcharaktere Woodrow und Aiden beziehen, denn die beiden Freunde agieren extrem authentisch so das man ihnen auch jede einzelne Aktion abnimmt. Zudem schließt man die beiden Chaton ziemlich schnell in sein Herz, können sie doch von Beginn an jede Menge Symphatiepunkte beim Zuschauer sammeln. Die Hingabe zu ihrem verrückten Hobby und auch der Umgang miteinander unterstützt diesen Eindruck noch zusätzlich und zeichnet ein nahezu perfektes Bild einer tiefen-und echten Männerfreundschaft. So nett und harmonisch sich das Ganze nun auch anhören mag, so sehr schlägt die Story im späteren Verlauf eine sehr düstere Richtung ein. Nachdem der schüchterne Woodrow sich nämlich in die hübsche Milly verliebt und auch eine Beziehung mit ihr eingeht, schlägt die Geschichte kurz danach die Richtung eines Dramas ein. Woodrows Liebe zu Milly wird durch deren sexuellen Betrug zerstört und auf einmal verdichtet sich die bis dahin schon erstklassige Atmosphäre zusehends, wobei sie phasenweise extrem düstere Züge erkennen lässt.

Nun sollte man sich bei der Erzählstruktur des Filmes auf so einige Zeitsprünge einstellen, die im ersten Moment sogar für einige Verwirrung sorgen können. Im nachhinein jedoch kann man diesen Aspekt sogar als ziemlich genial einstufen, da vor allem im letzten Drittel des Filmes ein absolut rundes Gesamtbild entsteht, das auch keinerlei offene Fragen zurücklässt. Die einzelnen Puzzle-Teilchen fügen sich zu einem großen Ganzen zusammen, so das man letztendlich mit einem sehr befriedigten Gefühl aus einem Film entlassen wird, der einem ganz schön unter die Haut geht. Und auch wenn "Bellflower" so gut wie keine Action beinhaltet, ist es insbesondere die Story an sich, die einen wie magisch in ihren Bann zieht. Hier kommen dem Geschehen dann vor allem die durch die Zeitsprünge verursachten storytechnischen Brüche zu Gute, wird doch die Intensität der Ereignisse dadurch um ein Vielfaches gesteigert. Evan Glodell zeigt hier ein untrügliches Gespür dafür, den Zuschauer immer tiefer in die Geschichte eintauchen zu lassen und sorgt zudem durch sein extrem gelungenes Schauspiel dafür, das man fast schon mit der Hauptfigur verschmilzt.

Letztendlich ist dieser Regie-Erstling ein absolut herausragender Film, der im Prinzip keinerlei Grund zur Beanstandung liefert. Mir persönlich sind jedenfalls keine gravierenden Mankos aufgefallen, denn die vorhandenen Zutaten wurden nahezu perfekt miteinander vermischt. Gerade die Einflüsse aus verschiedenen Genres mit ihren fließenden Übergängen sorgen für ein hochklassiges Filmerlebnis, das einen äußerst nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis hinterlässt. Erstklassig agierende Darsteller und eine absolut herausragende Optik runden die ganze Sache ab und lassen einen zu einem hervorstechenden Gesamteindruck gelangen. Man kann Evan Glodell nur zu diesem Werk gratulieren und das Label Störkanal hat einmal mehr das Gespür für den besonderen Film gehabt, denn anders kann man "Bellflower" wirklich nicht bezeichnen.


Fazit:


Ein weiteres Highlight aus der Störkanal-Reihe ist mit diesem Film an den Start gegangen und bietet einmal mehr ein außergewöhnliches Sehvergnügen. Eine immer spannende-und interessante Geschichte, eine herausragende Optik und grandios agierende Darsteller sorgen für gut 100 Minuten erstklassige Unterhaltung, die durch die Vermischung unterschiedlicher Genres zudem auch noch durch einen unglaublichen Fawcetten-Reichtum sorgt. Von mir gibt es eine ganz dicke Empfehlung, denn dieser Film lohnt sich wirklich.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 103 Minuten
Extras: Trailer, Trailershow, Exklusives Booklet

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 25. Apr 2012, 16:54
von horror1966
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The Reeds
(The Reeds)
mit Anna Brewster, Geoff Bell, Daniel Caltagirone, Emma Catherwood, O.T. Fagbenle, Scarlett Alice Johnson, Will Mellor, Scarlett Sabet, Natai Pauwels, Karl Ashman, Reece Chapman, James Marriot
Regie: Nick Cohen
Drehbuch: Mark Anthony Galluzzo / Chris Baker
Kamera: Dennis Madden
Musik: Vincent Watts
Keine Jugendfreigabe
Großbritannien / 2009

Sechs junge Leute aus der Stadt brechen auf zu einer Kahnpartie über das das von breiten Kanälen durchzogene und wogendem Schilf gesäumte Hochmoor der Reeds. Schon bald nach dem Ablegen müssen sie feststellen, dass sie dort nicht so alleine sind, wie sie zunächst dachten. Erst tauchen Jugendliche auf, die sie mit Gesten provozieren und seltsamen Gebräuchen huldigen. Dann, im Schutz der Nacht, schlägt ein maskierter Killer zu und dezimiert die Ausflügler einen nach dem anderen. Den eingeschüchterten Überlebenden bleibt nichts übrig, als sich selbst zu helfen.


Wohin man auch schaut, die Kritiken zu diesem britischen Horrorthriller fallen eher durchwachsen aus. Und zugegebenermaßen erfindet die Geschichte das Rad auch nicht neu, bietet aber dennoch durchgehend sehr spannende Unterhaltung. Phasenweise lassen sich sogar leichte Parallelen zu "Kinder des Zorns" erkennen, auch wenn man die beiden Filme nicht wirklich miteinander vergleichen kann. Seine größte Stärke bezieht der Film sicherlich aus der erstklassigen Atmosphäre, entwickelt sich doch ziemlich schnell ein sehr düsteres-und unheimliches Szenario, das man zu Beginn noch gar nicht so richtig einordnen kann. Regisseur Nick Cohen hat es nämlich recht gut verstanden, die wahren Zusammenhänge des unheilvollen Geschehens weitesgehend im Hintergrund zu halten und dem Zuschauer erst kurz vor dem Ende eine lückenlose Aufklärung der mysteriösen Szenerie anzubieten.

Dennoch ist es keinesfalls ausgeschlossen, das der geübte Kenner dieser Art von Film schon einigermaßen frühzeitig die Zusammenhänge erkennen kann, denn wenn man der Geschichte konzentriert folgt, sind schon einige Details zu erkennen, die in eine ganz bestimmte Richtung deuten. Die erstklassig ausgewählten Schauplätze sorgen hier für eine gepflegte Gänsehaut beim Zuschauer und man möchte keinesfalls mit den Protagonisten tauschen, die im dichten Schilf ganz auf sich allein gestellt sind. Einer nach dem anderen muss sein junges Leben lassen, wobei insbesondere die Umstände als äußerst mysteriös zu bezeichnen sind. Hinzu kommt noch eine Gruppe von Teenies die man zu Beginn überhaupt nicht in die Geschichte einordnen kann, die aber für die Auflösung des rätselhaften Geschehens eine ganz wesentliche Rolle einnehmen.

Zu bemängeln sind bei "The Reeds" leider die viel zu oberflächlich ausgefallenen Charakter-Zeichnungen der einzelnen Figuren, zu denen man dadurch nie einen richtigen Zugang findet. So fällt es einem dann auch sichtlich schwer wirklich Mitleid für die Opfer zu empfinden, lediglich Hauptfigur Laura versteht es einige Symphatiepunkte zu sammeln. Ich persönlich habe das jedoch nicht als weiter schlimm empfunden, geht doch von der Geschichte genügend Faszination aus, um über dieses Manko großzügig hinwegzusehen. Der gelungene Spannungsaufbau und das unheimliche Momentum ziehen einen unwillkürlich in ihren Bann, es entsteht eine wahre Gänsehaut-Atmosphäre, der man sich beim besten Willen nicht entziehen kann.

Auch wenn "The Reeds" ganz sicherlich kein Ausbund an Innovation ist bietet der Film durchaus sehenswerte Genre-Kost, aus der man allerdings noch etwas mehr hätte herausholen können. Dennoch kann ich die teilweise schlechten Kritiken nicht ganz nachvollziehen, vielleicht sollte man nicht immer mit übersteigerten Erwartungen an einen Film herangehen. Im Prinzip hat Nick Cohen gar nicht einmal viel falsch gemacht, lediglich eine etwas bessere Ausarbeitung einiger Details hätte den guten Gesamteindruck noch zusätzlich aufgewertet. Dazu zählen ganz eindeutig die Charakter-Beleuchtungen der einzelnen Figuren, ansonsten handelt es sich um einen unheimlichen Horrorthriller, dessen Sichtung auf jeden Fall lohnenswert erscheint.


Fazit:


Nicht herausragend, aber überdurchschnittlich gut geraten erzählt "The Reeds" eine äußerst atmosphärische Story. Viele spannende Momente, eine ordentliche Prise Mystery und für viele vielleicht sogar ein überraschendes Ende sorgen für kurzweilige-und gute Genre-Unterhaltung, der man auf jeden Fall eine Chance geben sollte.

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 25. Apr 2012, 19:26
von horror1966
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Der Schrecken vom Amazonas
(Creature from the Black Lagoon)
mit Richard Carlson, Julie Adams, Richard Denning, Antonio Moreno, Nestor Paiva, Bernie Gozier, Henry A. Escalante, Ricou Browning, Whit Bissell, Ben Chapman, Perry Lopez, Sydney Mason
Regie: Jack Arnold
Drehbuch: Harry Essex / Arthur A. Ross
Kamera: William E. Snyder
Musik: Henry Mancini / Hans J. Salter / Herman Stein
FSK 12
USA / 1954

Bei einer Amazonas-Expedition entdeckten Forscher eine versteinerte Krallenhand. Eine zweite Expedition stößt mit einem Flussboot in die Schwarze Lagune vor, um das Skelett des vorzeitlichen Wesens zu finden. Die Gruppe stößt auf den 'Gill Man', einen Kiemenmann, der sich in Kay, die einzige Frau des Teams verliebt. Er tötet zwei Männer, entgeht den Fallen und entführt Kay. Mit einem Gift wird der Gill Man gelähmt und eingesperrt, entkommt jedoch, entführt Kay erneut. In einer Grotte gestellt, versinkt der Gill Man nach einem Geschosshagel im Wasser...


Noch ein wirklich herrlicher Horror-Klassiker aus der Zeit, wo ein Film nicht am Härtegrad gemessen wurde. Hier zählten noch Dinge wie Story oder Atmosphäre. Manch einer mag bei diesen tollen Klassikern nur müde lächeln, aber sie haben alle ihren ganz eigenen Charme. Jack Arnold hat hier einen Film kreiert, bei dem man sich durchaus vorstellen kann, das er zur damaligen Zeit schon furchteinflößend war und den Zuschauern eine Gänsehaut bereitet hat. Auch bei diesem Werk ist wie bei eigentlich allen Filmen von Arnold ein absoluter Kultstatus vorhanden, den man auf jeden Fall als gerechtfertigt ansehen kann. Zudem ist hier eine leicht trashige Note vorhanden, die das Geschehen insgesamt gesehen besonders charmant erscheinen lässt.

Wenn man hier das Monster sieht, wirkt es im Vergleich zu heutigen Masken vielleicht für manch einen lächerlich, aber hier sieht man noch die gute alte Handarbeit, mit viel Liebe für's Detail. Und gerade diese Tatsache macht diesen Film meiner Meinung nach zu etwas ganz Besonderem. Keine tollen Tricks, oder extrem aufwendigen Kostüme, keine Effekte, die am Computer erstellt wurden, sondern wirklich gute, alte Self - Made Arbeit, gepaart mit einer guten Story, sehr viel Atmosphäre und durchweg guten Darstellern. Außerdem verläuft die Geschichte auch durchaus spannend und ist von einer flüssigen Erzählstruktur durchzogen, so das etwaige Längen vollkommen ausbleiben.

Nicht umsonst ist "Der Schrecken vom Amazonas" zu den absoluten Klassikern zu zählen, was insbesondere für die meisten der jüngeren Generation etwas verwunderlich erscheinen dürfte. Gerade in der heutigen Zeit, in der ein Horrorfilm von vielen fast ausschließlich nach dem enthaltenen Härtegrad beurteilt wird erscheint Arnolds Werk sicherlich absolut harmlos. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie das hier dargestellte Szenario das damalige Publikum schockiert-und gegruselt hat, doch sollte man bei diesem Gesichtspunkt nicht vergessen, das wir von einer Zeit-Epoche sprechen, die mittlerweile fast 6 Jahrzehnte zurückliegt. Und so handelt es sich definitiv um keinen Film, der in der heutigen Zeit noch zu gruseln vermag, dafür allerdings um einen zeitlosen Klassiker, den man sich immer wieder gern anschaut.

Jack Arnold hat mit "Der Schrecken vom Amazonas" ein echtes Highlight produziert, das selbst nach fast 6 Jahrzehnten immer wieder begeistern kann. Eine nette Geschichte, gute Darsteller und eine atmosphärische Gesamt-Inszenierung sorgen für allerbeste Unterhaltung. Da stört es auch nicht weiter, das die schauspielerischen Leistungen streckenweise die für die damalige Zeit übliche Theatralik beinhalten, in gewissen Passagen sorgt das sogar für eine Prise charmanten Humor, der den Gesamteindruck sogar noch einmal zusätzlich aufwertet.


Fazit:


Insbesondere Liebhaber der alten Klassiker werden hier voll auf ihre Kosten kommen und ihre Freude an dem putzigen Monster haben, das hier sein Unwesen treibt. Auch die 2 Nachfolger sind absolut empfehlenswert, obwohl sie nicht mehr ganz die Qualität des Originals erreichen, das in Sachen Charme kaum zu überbieten ist.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 27. Apr 2012, 01:19
von horror1966
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Blood Runs Cold
(Blood Runs Cold)
mit Ralf Beck, Elin Hugoson, Hanna Oldenburg, Andreas Rylander, Patrick Saxe
Regie: Sonny Laguna
Drehbuch: Tommy Wiklund / Sonny Laguna
Kamera: Keine Information
Musik: Samir El Alaoui
FSK 16
Schweden / 2011

Nach einem recht stressigen Jahr möchte sich die erfolgreiche Sängerin Winona eine Auszeit gönnen und mietet sich deshalb ein Haus, welches etwas versteckt in den Wäldern ihres früheren Heimatortes liegt. Schnell findet die Künstlerin wieder Anschluss an ihre alte Clique und lädt die Gruppe zu sich ein. Nach einer ausgelassenen Feier müssen die Freunde feststellen, dass sie nicht allein in der eingeschneiten Behausung sind: Seltsame Geräusche sind zu hören, die Autos wurden irreparabel beschädigt und ein Mitglied nach dem anderen verschwindet - allerdings nicht spurlos: Blutspritzer dekorieren schon bald die Gänge des Hauses. Doch anstatt sich zu verstecken oder zu fliehen, nimmt Winona den Kampf gegen den Killer auf. Nicht wissend, dass dieser wenig Menschliches an sich hat.


Der Einzug in das falsche Haus kann tödliche Folgen haben


Diese Erfahrung muss in dieser schwedischen Produktion auch Sängerin Winona machen, die mit 3 Freunden einen gemütlichen Abend verbringen will. Das dieser nicht so nett enden wird, kann man sich aufgrund der Inhaltsangabe schon denken, handelt es sich hier doch um einen skandinavischen Durchschnitts-Slasher, der im Bezug auf die Thematik und den Geschichtsablauf doch sehr stark an "Cold Prey" erinnert. Leider kann vorliegende Geschichte aber keinesfalls an die Klasse des norwegischen Vorbildes anknüpfen, obwohl Regisseur Sonny Laguna im Prinzip sämtliche Zutaten zur Hand hatte, um einen wirklich gelungenen Film zu kreieren. Die Umsetzung des Ganzen lässt dann jedoch an allen Ecken und Enden teils zu offensichtliche Mankos erkennen, die man sich logisch kaum erklären kann. So plätschert die Geschichte in den ersten gut 30 Minuten eher belanglos vor sich hin, was bei einer Gesamtlaufzeit von knapp über 70 Minuten schon eine ganze Menge ist. Der Spannungsaufbau fällt dabei eher mäßig aus und die wenigen Charaktere werden gerade einmal äußerst oberflächlich beleuchtet. Wirklich verwunderlich erscheint dieser Aspekt aber nicht, denn kaum hat man sich an die wenigen Akteure gewöhnt, werden sie durch den vermummten Killer auch schon wieder aus der Geschichte entfernt.

Selbst der Mörder erinnert schon rein optisch an den Wahnsinnigen aus "Cold Prey", jedoch wird man hier vollkommen über die Identität und die Motive im Dunkeln gelassen, einzig und allein die offensichtliche Unverwundbarkeit des Mörders deutet ansatzweise darauf hin, das man es nicht mit einem menschlichen Wesen zu tun hat. Das gänzliche Fehlen irgendwelcher Erklärungsversuche lässt das Geschehen jedoch äußerst unausgegoren und unvollständig erscheinen und das recht abrupte Ende des Szenarios lässt den Zuschauer auch nicht gerade mit einem befriedigten Gefühl zurück. Die gesamten Ereignisse hinterlassen vielmehr einen größtenteils abgehackten Eindruck, es scheint stellenweise fast so, als wenn mehrminütige Passagen des Filmes fehlen würden, was das Seherlebnis doch sichtlich beeinträchtigt.

Nun ist man ja aus Horrorfilmen gewohnt, das es nicht immer unbedingt logisch zur Sache geht und vollkommen unlogische Verhaltensweisen der Ajteure gehören ja zum guten Ton. Was sich einem allerdings hier streckenweise offenbart, muss man schon fast als grotesk bezeichnen, denn kein normaler mensch würde sich so verhalten. Andererseits verleiht das dem Film aber auch einen gewissen Charme und lässt unfreiwilligen Humor in die Story einfließen, der in dieser Form sicherlich nicht beabsichtigt war. Doch auch andere Szenen sind kaum zu erklären, da schlägt beispielsweise der Killer eine halb geöffnete Tür mit der Axt ein, anstatt diese einfach ganz zu öffnen, um dann in den dahinter liegenden Raum zu treten. An dieser Stelle muss man sich wirklich das lachen verkneifen und fragt sich, ob den Machern dieser Gesichtspunkt beim Dreh gar nicht aufgefallen ist. Man sollte an dieser Stelle anmerken, das "Blood Runs Cold" keineswegs ein beabsichtigtes Trash-Werk ist, sondern einen ernstzunehmenden Genre-Vertreter darstellen soll. Bei den ganzen ins Auge springenden Unzulänglichkeiten fällt es allerdings sehr schwer, den Film als solchen anzusehen.

Und auch wenn sich das jetzt alles eher negativ anhört, die Geschichte ist durchaus unterhaltsam gestaltet und die Zeit vergeht wie im Flug. Zudem beinhaltet das Geschehen einige für eine 16er Freigabe recht harte-und blutige Effekte, von denen man jedoch nicht zu viele erwarten sollte, denn die Anzahl der Darsteller deutet ja durchaus schon an, das hier kein allzu großer Bodycount zu erwarten ist. Alles zusammengenommen ist "Blood Runs Cold" rein filmisch gesehen eher im unteren Durchschnittsbereich anzusiedeln, durch seine etlichen Unzulänglichkeiten beinhaltet der Film aber einen unglaublich hohen Unterhaltungswert. Die unfreiwillig komische Note wertet das ganze sogar noch etwas auf, wohingegen das fehlen jeglicher Erklärungen ein richtig dicker Minuspunkt ist. Hier kommt es wirklich auf den eigenen Geschmack an, denn wer seine Freude an diversen Mankos hat wird vollauf seine Kosten kommen. Wer jedoch lieber auf Logik und erklärbare Zusammenhänge setzt, wird am Ende maßlos enttäuscht sein.


Fazit:


Sonny Laguna wird mit seinem Film die Meinungen wohl ziemlich spalten, denn obwohl es sich um einen ernsten Genre-Beitrag halten soll, kann diese Einschätzung aufgrund der etlichen Logiklöcher und der fehlenden Erklärungen kaum aufrecht erhalten werden. Manch einer wird das Werk als erfrischenden Blödsinn ansehen oder es gar in den Trash-Bereich abtun, die echte Wahrheit liegt wohl irgendwie in der Mitte. Man sollte sich also selbst ein Bild von der Szenerie machen, die durchaus gute Ansätze und einen ordentliche Grundstimmung erkennen lässt, aber in ihrer Umsetzung auch etliche Fehler in den Vordergrund stellt, die einfach nicht hätten passieren dürfen.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9
Laufzeit: 74 Minuten

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 27. Apr 2012, 17:49
von horror1966
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Chop - One Piece at a Time
(Chop)
mit Will Keenan, Timothy Muskatell, Chad Ferrin, Max Haaga, Dante Rota, Tanisha, Adam Minarovich, Tamil T. Rhee, John Santos, Caleb Emerson, David Chirchirillo, Mark Irvingsen, Jeff Sisson, Elina Madison, Lola Wallace
Regie: Trent Haaga
Drehbuch: Adam Minarovich
Kamera: Christian Janss
Musik: Matthew Olivo
Keine Jugendfreigabe
USA / 2011

Als Lance eine Autopanne hat, da ahnt er noch nicht, dass der freundliche Fremde, der ihn zur nächsten Tankstelle mitnimmt, in Wirklichkeit gar nicht so freundlich ist. Der namenlose Fremde entpuppt sich als kaltblütiger Psychopath, der Lance für eine Tat zur Rechenschaft ziehen möchte, die er angeblich Jahre zuvor begangen hat. Zuerst demontiert er Stück für Stück das Leben von Lance, bevor er wortwörtlich damit beginnt, Lance selbst Stück für Stück auseinanderzunehmen.


Trent Haaga's Regie-Erstling ist sicherlich ein Film, der die Meinungen extrem spalten wird. Werden die einen ihn als absoluten Trash abtun, so werden andere ihn als das sehen, was er in Wirklichkeit ist, nämlich eine herrlich schwarzhumorige Horror-Komödie, die man ohne Übertreibung schon fast als Persiflage auf die etlichen Folterfilme ansehen kann, die uns in den letzten Jahren beschert wurden. An dieser Stelle muss man allerdings anmerken, das in der deutschen Veröffentlichung über 5 Minuten fehlen, so das man die eigentlichen Folter-Passagen nicht zu sehen bekommt. Das ist bestimmt das größte Manko eines Filmes, der ansonsten jedoch jede Menge Spaß und Unterhaltung bietet, wenn man denn seine Freude an absolut schrägem Humor hat. Die Geschichte an sich dient dabei lediglich als bessere Rahmenhandlung, vielmehr wird sehr viel Wert auf Sarkasmus und Zynismus der feinsten Art gelegt und davon ist in der Story mehr als genug vorhanden. Auch wenn viele das anders sehen werden, ich persönlich habe mich köstlich amüsiert und habe vor allem die streckenweise aberwitzige Situationskomik richtigehend genossen. Es ist dabei schon wirklich skurril, was der arme Haupt-Charakter Lance hier alles über sich ergehen lassen muss, denn weiß er doch noch nicht einmal die Gründe, warum sein Peiniger all die schlimmen Dinge mit ihm anstellt.

Wenn man sich einmal den Schnittbericht zum Film anschaut kann man schnell erkennen, das es in der ungeschnittenen Version teilweise ziemlich heftig zur Sache gehen muss. Davon ist in vorliegender Version jedoch lediglich ein Ansatz zu erahnen, so das man sich letztendlich mit der witzigen Seite der Geschichte zufrieden geben muss. Und diese ist meiner Meinung nach so dermaßen sarkastisch ausgefallen, das es eine wahre Pracht ist den streckenweise grotesk anmutenden Abläufen zu folgen. Dabei sind die Dialoge als ein Höhepunkt anzusehen, gespickt mit bissigem Wortwitz kommt hier die zynische Seite der Story besonders gut zum Ausdruck. Mir haben auch die vorhandenen Charaktere und das dazugehörige Schauspiel äußerst gut gefallen, denn was für manch einen eventuell dilletantisch erscheinen mag, ist in meinen Augen nahezu perfekt einem Szenario angepasst, das vollkommen abgedreht daherkommt.

Trent Haaga hat die einzelnen Figuren ganz bewusst vollkommen überzeichnet dargestellt, was sich insbesondere in der Hauptfigur Lance wiederspiegelt. Mit Will Keenan wurde hier die ideale Besetzung gefunden, überzeugt der gute mann doch mit einer absolut gelungenen Performance und drückt dem Geschehen damit seinen ganz persönlichen Stempel auf. Die abstrusen Abläufe erreichen ihren Höhepunkt in dem Frage-und Antwort Spiel, das sich zwischen Täter und Opfer abspielt und bei dem so manch dunkles Geheimnis von Lance ans Tageslicht kommt. All die dabei erzählten Geschichten haben jedoch nichts mit den Motiven des Peinigers zu tun, denn diese treten erst in letzter Sekunde in Erscheinung und setzen dem Ganzen Treiben die absolute Krone auf. In einer ganz kurzen Erinnerung von Lance erkennt man die Beweggründe des Peinigers, doch diese extrem kurze Zeitspanne ist vollkommen ausreichend, um den Zynismus und Sarkasmus des Filmes absolut in die Höhe zu treiben.

Insgesamt gesehen hat Trent Haaga meiner Meinung nach einen wirklich gelungenen Regie-Erstling abgeliefert, der allerdings nicht jedem zusagen wird. Zudem ist die hier besprochene deutsche Veröffentlichung leider der Schere zum Opfer gefallen, so das im Prinzip jegliche Härte entfernt wurde. Dennoch kann man durchaus erkennen, das "Chop" eine extrem witzige-und schwarzhumorige Persiflage auf den Folterfilm darstellt, die zudem vollgestopft ist mit bissigem Wortwitz-und teilweise herrlich schräger Situationskomik. Wer in dieser Beschreibung seinen eigenen Geschmack wiederfindet, sollte sich den Film auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen, denn ganzzeitig witzige Unterhaltung ist auch ohne die Härte-Passagen garantiert.


Fazit:


Im Zusammenspiel mit den entfernten Härte-Sequenzen macht "Chop" sicherlich noch mehr Spaß, vom humorigen Aspekt her gesehen wäre jedoch auch diese Veröffentlichung schon ausreichend, um den Zuschauer bestens zu unterhalten. Ganz bestimmt wird in naher Zukunft auch eine ungeschnittene Version über unsere österreichischen Nachbarn erhältlich sein, auf die man letztendlich zurückgreifen wird. Warum die deutsche DVD trotz der Entfernung jeglicher Härte immer noch mit dem KJ Siegel ausgezeichnet wurde ist logisch nicht nachvollziehbar, in dieser Form wäre eine 16er Freigabe vollkommen ausreichend gewesen.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 74 Minuten