Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Moderator: jogiwan

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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

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01.04.2016, Menschenzoo, Hamburg:
BARETTA LOVE + BOLANOW BRAWL


Kein Aprilscherz war’s, als man uns am 01.04. im Menschenzoo als Support für BARETTA LOVE auf die Bretter holte. Ich plaudere mal ein bisschen aus’m Nähkästchen unseres Bandbetriebs: Wenn man an so’nem Freitag erst noch arbeiten muss, sich diverser Feierabendverkehr mal wieder nach allen Regeln der Kunst staut und sich anschließend die Parkplatzsuche gefühlt stundenlang hinzieht, schafft man’s nun nicht unbedingt überpünktlich zum Veranstaltungsort. Irgendwann war man dann aber doch komplett und als das Equipment stand und wir mit dem Soundcheck dran waren, trat wieder das mysteriöse Phänomen der extrafiesen Pfeiftöne auf, die uns bereits bei unserem Gig zur Menschenzoo-Eröffnung das Leben schwer gemacht hatten. Aus irgendeinem Grund tritt es nur dort auf und scheint irgendwie mit Christians Gitarren-Tonabnehmern zusammenzuhängen. Diesmal allerdings waren wir darauf gefasst und mit viel Rumprobieren gelang es Ole und Christian irgendwie, des Problems Herr zu werden – wenn auch quasi erst nach dem eigentlichen Soundcheck, denn irgendwann war schlicht keine Zeit mehr. Wir hatten die Woche entgegen unserer Gewohnheiten gleich 2x geprobt und mit meiner anderen Krachcombo fand nach längerer Zeit auch endlich mal wieder ‘ne zünftige Probe statt, auf der ich mir nur einen Tag vorher die Kehle aus dem Leib gebrüllt hatte – so dass ich reichlich heiser war und mit Fenchelhonig gegen an kämpfte. Als hilfreich erwies sich auch der mordsgesunde frische Eintopf, mit dem die Zoo-Wärterinnen uns freundlicherweise fütterten. Nachdem unser Gig in der erfreulich gut gefüllten Spelunke begonnen hatte, wird Tontechniker Norman hier und da noch mal nachgeregelt haben, so dass der Sound weitestgehend gepasst haben sollte, wenngleich der eine oder andere sich im Anschluss meinen Gesang etwas lauter gewünscht hätte. Anstatt mich zu den anderen auf die kleine Bühne zu drängeln, sprang ich diesmal vor selbiger herum, was den Vorteil mit sich brachte, dass ich die P.A.-Boxen ein Stück weit als Monitorersatz nutzen konnte. Der Gig machte dann auch Laune, die Songs flutschten und ließen Oles lässige Soli ebenso wenig vermissen wie ’ne ordentliche Portion Rotz, was durch die nicht immer ganz harmonischen Backgrounds verstärkt wurde, haha. Die Resonanz des teilweise vollkommen neuen Publikums war gut und der eine oder andere Bandkollege hatte so viel Sabbelwasser getrunken, dass er die Gäste des Öfteren an seinem Humor teilhaben ließ. Ein überwiegend pannenfreier Gig trotz reichlichen Pfeffi-Konsums, wenngleich Stulle im Nachhinein darum bat, die Flasche nicht mehr so sehr in seine Nähe zu stellen – zumindest nicht während eines Auftritts.

BARETTA LOVE aus Berlin (aber anscheinend ursprünglich aus Magdeburg stammend...?) befanden sich gerade auf Tour und hatten schon einige Male in diesem Laden gezockt, schon zu Skorbut- und Kraken-Zeiten. Ihr Menschenzoo-Debüt war auch gleichzeitig das Live-Debüt für mich und das konnte sich hören lassen! Das Trio spielt hochmelodiösen Stoff, mal poppig, mal mit melancholischerer Note, aber immer verdammt eingängig und gern auch mal den Punk-Bereich schrittweise in Richtung Alternative/Indie-Rock verlassend. Hin und wieder erinnerten sie mich an THE GASLIGHT ANTHEM oder auch andere gern mal weniger auf Druck und fette Gitarren als mehr auf Hooks und das Unprätentiöse setzende Bands, die relativ entspannt um die Ecke biegen und einen bunten Melodienreigen mit nur halbverzerrter Klampfe vor dem Hörer ausbreiten. Dennoch gibt die Band live alles, schwitzt sich den Arsch ab und geht voll in ihrer Musik auf, die trotzdem oder gerade deswegen kräftig kickt. Weniger spannend fand’ ich das TOTE-HOSEN-Cover „1000 gute Gründe“, womit BARETTA LOVE jedoch den Überraschungseffekt auf ihrer Seite hatten. Alles in allem ein geiler Gig, der ohne aufgesetzte Attitüde o.ä. auskam und „schlicht“ durch seine ausgefeilten Songs überzeugte. Im Übrigen waren das auch sympathische, völlig unkomplizierte Jungs, so dass eigentlich alle Voraussetzungen gegeben sind, dass man zukünftig hoffentlich noch einiges von ihnen hören wird. Wer sie trotz ihrer Spielfreudigkeit und der allgemein guten Plattenkritiken noch nicht kennt, aber neugierig geworden ist, sollte sie mal hier anchecken: https://barettalove.bandcamp.com/

Danke an BARETTA LOVE, den Menschenzoo und natürlich das Publikum für den geilen Abend sowie an Jana für die BOLANOW-BRAWL-Fotos!

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16.04.2016, Villa Rotenburg, Rotenburg (Wümme):
COCK-UPS + BOLANOW BRAWL + KOUKOULOFORI


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Endlich mal wieder ein Auswärtsgig – natürlich einer mit Hindernissen. Aufgrund diverser Umstände fuhren wir tatsächlich mit drei verschiedenen Autos, ein Teil sogar per Bahn, die Strecke in Richtung Bremen, um nach und nach in der Villa im beschaulichen Rotenburg an der Wümme einzutingeln. Christian z.B. war eigentlich auf dem Punk & Disorderly in Berlin unterwegs, fuhr eigens für den Gig nach Rotenburg und direkt nach dem Auftritt wieder zurück. Zuvor allerdings verfuhr er sich im Ort des Geschehens, woraufhin man mit vereinten Kräften versuchte, ihm den Weg zu weisen und ihn schließlich am Bahnhof abholte. Als die Rasselbande endlich vereint war, wurde aus Zeitgründen auch der Plan über Bord geworfen, in der Mitte zu spielen und überließ diese Aufgabe KOUKOULOFORI, an deren Stelle wir nun den Abend musikalisch eröffneten.

Ich war zum ersten Mal in der Villa, die sich als überaus gemütlich eingerichteter selbstverwalteter Veranstaltungsort entpuppte, mit viel D.I.Y.-Geist und Liebe zum Detail. Oben ein zünftiger Tresen, Sofaecke und Küche, unten Konzertraum, kleine Bar und Getränkeausgabe. Faire Preise, Eintritt gegen Spende und zu futtern gab’s leckeres Chili mit Reis und Brot satt. Kompliment an die Köchinnen! Der Mischer kümmerte sich um die Soundchecks und warnte schon mal vor, dass es nicht immer ganz einfach sei, den Gesang voll zur Geltung zu bringen. Als wir uns auf der ebenerdigen „Bühne“ einfanden, um das gut aufgelegte Publikum in die Geheimnisse eines Bolanow Brawls einzuweihen, erzählte Stulle ein paar schlechte Witze und animierte zwei Einheimische damit, nach vorne zu kommen und folkloristisches rotenburgsches Liedgut zu schmettern. Einen besseren Einstieg kann man sich kaum wünschen und mit nahezu revolutionär umarrangierter Setlist, genauer: „Brigitte Bordeaux“ antworteten wir mit Bolanow-style Streetpunk und zockten uns anschließend durch all unsere Weisen. Zwar machte mir meine Erkältung etwas zu schaffen, ganz zu schweigen vom ungelüfteten, verqualmten Keller, aber Fenchelhonig und Bier halfen und mit sinnfreien Publikumsdialogen à la „Wer kommt alles aus Rotenburg… an der Tauber?“ etc. ließ sich prima Zeit zum Luftholen schinden. Nachdem ich in der Vergangenheit durchaus mal den falschen Song angesagt hatte, verrutschte diesmal meine Kapelle kollektiv in der Setlist, ansonsten blieb auch dieser Gig weitestgehend pannenfrei. Das dankbare Publikum forderte im Anschluss sogar mit Nachdruck eine Zugabe, worauf wir fast schon anfängermäßig unvorbereitet waren und schlicht nix mehr in petto hatten. Die coolste Antwort „Zugaben sind für Poser!“ fiel uns leider gerade nicht ein. Und auch, wenn sich bewahrheitete, was ich befürchtet hatte, nämlich dass meine Stimme im Gesamtsound doch wieder etwas untergegangen war, hat der Gig Lust auf mehr gemacht!

KOUKOULOFORI, die am Tag zuvor in Oldenburg gezockt hatten und Rotenburg quasi auf dem Rückweg mitnahmen, stammen wie alle Bands dieses Abends aus Hamburg. Der eigenständige Sound erinnert Stulle an PROPAGANDHI, womit man vielleicht ‘nen stilistischen Anhaltspunkt hat. Engagierte, kritische deutsche Texte, sowohl ruppigere als auch melancholisch-melodische Songs, sogar ‘ne Offbeat-Nummer – das weiß stets zu gefallen, zumal das Trio über einen der besten Hamburger Punk-Drummer verfügt, dem zuzusehen der reinste Drum-Porno ist. Kam auch allgemein gut an und mindestens ein Rotenburger Altpunk dankte es gar, indem er sich vor der Band auf dem Boden herumrollte und seine Sympathiebekundungen durchs ausgeschaltete Mikro, das noch von unserem Gig dastand, mit dem ganzen Publikum zu teilen versuchte.

Apropos, so ganz die Jüngsten sind zwei Viertel der COCK-UPS auch nicht mehr, wollen’s dafür umso stärker noch mal wissen. Das Quartett um Nietenkaiser und Shouter Sven hat ex-IN-VINO-VERITAS, jetzt-ARRESTED-DENIAL-Gitarrero Sascha in seinen Reihen und war damit neben KOUKOULOFORI die zweite Band des Abends, die sich ein Bandmitglied mit den Hamburger Streetpunks teilt. Sven stellte sich zwischenzeitlich als Cyndi Lauper vor und Sascha trat mit (gern auch mal übers Gesicht gezogener) Wollmütze und ein paar Kilo weniger auf den Rippen, dafür ein paar atü mehr auf dem Kessel auf. Musikalisch klang das für mich wie ’77-Punk meets THE EXPLOITED und damit durchaus reizvoll, schön schnörkellos und frontal. Beim ein oder anderen Song wütete sich Sven durchs Publikum, die kompetente Version von ANGELIC UPSTARTS‘ „Teenage Warning“ widmete man kurzerhand uns und auch das „Now I Wanna Be Your Dog“-Cover ging gut in Bein und Hüfte. Sascha verarschte permanent KOUKOULOFORI und bezichtigte sie des Studentenpunks; diese wiederum sind gut eskaliert und haben versucht, sich mit Sabotage-Akten wie dem Überkleben der Setlist zu rächen. Sehr unterhaltsame Showeinlage. Leider reichte die Aufmerksamkeitsspanne manch Villa-Besuchers nicht für drei Bands, so dass unverständlicherweise der Zuspruch abgenommen hatte, statt auf seinem Höhepunkt anzulangen. Der Band war’s glücklicherweise egal und hatte ebenfalls sichtlich Spaß an ihrem schweißtreibenden, angenehm dreckigen Gig.

Trotz zur Verfügung gestellter Pennplätze und avisierten Frühstücks machten sich nach und nach alle aus dem Staub, meine sonst so trinkfreudigen und feierwütigen Bandkollegen waren aus diversen Gründen sogar schon direkt nach unserem Gig kollektiv abgehauen. Mich und meine persönliche kleine Reisegruppe um Bleifuß-Chaffeur Dave zog es zurück nach Hamburg, als doch tatsächlich das Bier alle war (!), jedoch nicht, ohne mich herzlich für die die Einladung und die Gastfreund zu bedanken. Tolle Arbeit, die da (hoffentlich noch lange!) in der Villa geleistet wird und wir kommen beizeiten sehr gern wieder! Dann wird die „Total Escalation“ auch wieder wörtlich genommen…

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Beitrag von buxtebrawler »

22.04.2016, Bambi Galore, Hamburg:
VIOLATOR + NUCLEAR DEVASTATION + REVOLT + HYDROPHOBIC


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Das sog. Thrash-Revival hat mittlerweile ja auch schon mehr Jährchen auf dem Buckel, als die Hochzeit des Thrashs in den seligen Achtzigern überhaupt andauerte. Und es ist nicht frei von Kritik; viele bemängeln fehlende Eigenständigkeit aktueller Bands, das Unvermögen, echte Songs mit Widerhaken zu schreiben und inhaltliche Belanglosigkeit. So viel Spaß es mir bereitet, dass wieder so viele Oldschool-Thrash-Bands unterwegs sind, so kann ich angesichts vieler Veröffentlichungen diese Kritik zumindest im Ansatz auch nachvollziehen. In jedem Falle aber gibt es einige Bands, die dieser absolut erhaben sind; eine davon sind definitiv die Brasilianer Violator, die Headliner dieses denkwürdigen Abends in Hamburgs bester Metal-Adresse, der ruhmreichen Bambi Galore.

Vor Ort angekommen, hatte sich schon reichlich bekuttetes Volk vor der Tür versammelt, ein moderner „Ghettoblaster“ im handlichen Format dudelte geschmackvolle Klassiker von Toxik über Kreator bis Crucifixion (!) und das erste Bierchen lief die Kehle herunter. Satte vier Bands umfasste das Billing, den Anfang machte der fast-lokale Support HYDROPHOBIC aus Uelzen – die an diesem Abend sicher nicht ihr Publikum hatten. Für einen Oldschool-Abend verflixt moderner Deathcore bollerte aus der P.A. und wie so oft bei solcher und ähnlicher Mucke war’s technisch mitunter durchaus beeindruckend, musikalisch aber so gar nicht meins. Vor der Bühne hatte man sich nur spärlich versammelt und einige warfen den Musikern entgeisterte Blicke zu, als wären sie Außerirdische.

Schon ein anderer Schnack waren dann REVOLT (heißen wirklich genauso wie die Metal-Veranstaltungsreihe im Bambi, daher also prädestiniert) aus Wolfsburg, die mit ihrem nicht 100% oldschooligen, aber deutlich stärker den Musikgeschmack des Publikums bedienenden Thrash Metal auf ehrliches Interesse stießen. Aufputschendes, wenn auch nicht immer wahnsinnig originelles Riffing und heiserer, kehliger Gesang, aufgelockert durch ein paar spitze Araya-Tribut-Screams. REVOLT spielten mehrere neue Songs, die im Juni veröffentlicht werden sollen und überrascht bei einem von ihnen mit einer Offbeat-Einlage. Hat mir gut gefallen und war dann auch der eigentliche Anheizer des Abends.

Nun gab’s nämlich die ganz grobe Kelle in Form der Niederländer NUCLEAR DEVASTATION, die den Geschwindigkeitsrekord des Abends aufstellten. Räudiger Speedster-Thrash traf hier auf Hardcore-/Crust-Punk-Chaos und -Attitüde und trotzdem blieb hier und da Gelegenheit zu einem melodischen Gitarrensolo. Unablässig und vollkommen kompromisslos watschte sich die junge, hungrige Band musikalisch durch das nun langsam aber sicher durchdrehende Publikum. Herrlich gottloses Geprügel von der Bühne, vor ihr mittlerweile ein anständiger Pit. Für mich die Überraschung des Abends und ich hab‘ mir gleich mal ‘ne Split-7“ mitgenommen. Vernünftige Fotos hab‘ ich leider keine hinbekommen…

Gar nicht mehr so viel mitzunehmen dabei hatten VIOLATOR, denen man während ihrer Tour anscheinend (verständlicherweise) das Vinyl und die Leibchen nur so aus den Händen riss, so dass sie ohne Vinyl ihres aktuellen Albums und mit T-Shirts vornehmlich nur noch in Kindergröße hinterm Merch-Stand verweilten. Nachdem sie die Bühne betreten hatten, luden sie freundlich alle Anwesenden auf dieselbe ein („Our stage is your stage!“) – ein Angebot, das gern angenommen wurde, als VIOLATOR den Laden endgültig zum Überkochen brachten. Der Mob eskalierte quasi kollektiv, Stagediver stürzten sich immer wieder von der Bühne, Mikros wurden okkupiert (ein gewisser Niko H. aus S. erwies sich als begnadeter Metal-Sänger), durch die adrenalingeschwängerte Luft bzw. das, was von ihr übrig war, flog kiloweise wallendes Haupthaar (ein echter Gang-Bang sozusagen), Bierduschen verdampften sofort. VIOLATOR zelebrieren nicht nur ihren zeitlosen Oldschool-Sound, sondern haben auch etwas zu sagen, kotzen sich über diverse Missstände aus und begeistern mit ihrer punkigen Attitüde, runden so das Gesamtpaket perfekt ab. Die Band beschwor immer wieder genau diesen Spirit, der auf offene Ohren in verzückten Gesichtern überall in der rappelvollen Bude stieß und ich hatte im Vorfeld nicht geglaubt, dass ein Thrash-Konzert mit solchen Publikumsreaktionen 2016 in Norddeutschland noch möglich wäre. Zwischendurch riss einem der Gitarristen übrigens der Gurt, der unkompliziert und schnell von jemandem aus dem Publikum geflickt wurde. Trotz zahlreicher Zugabe-Ovationen war irgendwann Schluss und die Band zog sich mit der alten POISON-IDEA-Taktik aus der Affäre, dass man generell keine Zugabe gäbe, sondern sein gesamtes Pulver während des regulären Sets verschieße. Schon jetzt auf jeden Fall eines der Konzerte des Jahres, zu dem auch einige eigens von weiter her angereist gekommen waren (zwei von ihnen wurden im Anschluss unglücklicherweise in der U-Bahn ohne Fahrkarte erwischt, schöne Scheiße).

Danke ans Bambi und allen, die zu diesem Abend beigetragen haben! So muss Thrash.

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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

The Sweeter Sins und HOLLY GOLIGHTLY & BAND
So richtig genau weiß ich nicht, warum die Frau Golightly immer an mir vorbeigegangen ist. Auf dem Radar war sie schon immer, schon allein, weil sie aus dem Billy Childish Umfeld kommt. Und meine befreundeten 60s - Frauen waren immer begeistert. Und wenn ich irgendwo einen SOng hörte, fand ich das auch immer gut.
Nun, diesmal die Gelegenheit genutzt, da auch meine Frau interessiert war, und in den Kellerklub Lila Eule gegangen.
Da ging es anscheinend pünktlich um 20:30 mit dem Vor-Duo Sweeter Sins los, ich mußte aber noch vorne im Tresen-Raum rumsozialisieren, waren deutlich mehr Bekannte da als gedacht, auch welche, die man dann doch lang nciht mehr so usw usf.... Als mich dann wer frug, wie ich die spielende Band fanf, konnte ich nur wahrheitsgemäß sagen, dass ich sie ncoh nicht recht wahrgenommen habe, aber es nach Pub Folk klkingt. Das empfand ich ein wenig unfair von mir, enterte den Konzert-Raum und sah immerhin den letzten Song. Und es war ein Folk Duo, Mann und Frau mit Acoustic Gitarren, beide am singen, sie relativ klar, er eher verzweifelt. Der letzte Song war in dem Rahmen ein wenig fetziger und gefiel mir.
Dann Holly Golightly mit Band, sie mit halbakustischer Gitarre, dazu E-Gitarrist, Schlagzeug, Standbass, drei Herren in schönen bunten Hemden. Alle extrem entspannt, gut aufgelegt und sehr charmant. Ich las schon, dass Holly jetzt eher Country macht, in meinem Kopf verortete ich sie unter 60s Twang Pop, wegen Childish, ihrem Namen und ihrem Style. Mußte mich dann auch belehren lassen, dass sie shcon länger auch immer mal wieder Folk machte. Apropos Style: Da sah man schon den EInfluss ihrer neuen (naja, seit 10 Jahren) Heimat Georgia, USA: Schlichte Jeans, second hand Bluse, Haare ungeordnet hochgesteckt. Also nichts mit Frühstück bei Tiffany.
Doch es ging ja um die Musik. Sie fingen tatsächlich mit einem lupenreinen Countrysong an, wunderschöne Melodie und schön einfach gehalten. Doch dann gab es immer wieder Twang-60s Pop, an frühe 50s (Elvis Sun Studios ein bißchen) gemahnendes, ab und an an Nick Cave erinnernder Country. Am schönsten fand ich die Songs, die ich gern in der Situation hören würde: Mittelgroße Stadt in den USA, nach einen irgendwie unerfreulich verlaufendem Treffen geht man noch auf ein zwei Bier und ein paar Zigaretten in eine dunkle Bar, ein paar Tische sind besetzt, der übliche Haufen sitzt am Tresen und man lehnt sich an, sieht die Band und ist sofort fasziniert.
Kühl und gleichzeitig verführerisch, einprägsam und geschichten erzählend. Man könnte die ganze Nacht zu hören, fühlt sich so gut.
Gut, dass nach dem Konzert eine Freundin sagte, dass die Frau so charmant, gut aufgelegt und mit einer aufregenden Stimme gesegnet ist, dass man sie heiraten müßte. So brauchte ich das nciht auszusprechen.
Besonderer Abend!
Pünktlich um 11 (wegen der Anwohner...) war Schluß ohne Zugabe, aber da Holly und mal auch ihre Bandmates selbst am Merch-Stand waren, gab es noch Gelegenheit ein paar Sätze zu wechseln.

Heute übrigens in HH!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

Holly Golightly war in Bremen????? Warum wusste ich das nicht? :cry:
Hab so einige (allerdings ältere) Scheiben von der Dame, falls Du dich mal in ihr Oeuvre einhören möchtest.

Wie sieht's bei dir aus mit Stereo Total im November?
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

oh, wußte gar nicht, das das was für dich wär.

November? Stereo total geht immer, aber so weit im voraus....
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

karlAbundzu hat geschrieben:oh, wußte gar nicht, das das was für dich wär.
Zumindest die älteren Sachen. Danach habe ich sie etwas aus den Augen verloren. Da du aber gerade geschrieben hast, dass die nun ins Folk & Country-Lager abgedriftet ist, ist der Schmerz nicht ganz so groß.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von McBrewer »

vor einer guten Woche gab es das Berliner DESERTFEST auf die Mütze

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Eine Wundertüte an Stoner-, Post- & DoomRock :popcorn:

Indoor im ASTRA, Unterkunft gab es ein paar Meter entfernt in der wohligen Rock`n`Roll-Herberge in KZBG inkl leckersten Frühstücksbrunch das ich kenne :sabber:

PELICAN
rockten feinsten instrumental Postrock & überzeugten mich auf vollster Linie, die TRUCKFIGHTERS spielten breite Hose in Doom-stoner Gefilde, MANTAR finde ich jetzt nach mehrmaliger Livesichtung als überbewerteten Hype der einfach nur stupide lärmt *sorry*
SAMAVAYO überzeugten dann mit erdigen, soliden Rock aus der Hauptstadt. ELDER zelebrierten dann wieder wuchtigen PsychedelicRock bevor MONOLORD dann für die erste Überraschung auf dem Festival sorgten. Obwohl diese Verbeugung vor BlackSabbath & Co. nicht wirklich neu ist passte es dennoch über aus gut an diesem Abend. Fein langsam kriechender Doom der mich manchmal an die Kollegen von Saturnalia Temple erinnerte :thup: ELECTRIC WIZARD konnten danach nix falsch machen und so war es dann auch . Mit tonnenschweren (altbekannten) Riffen (oder heißt das -the- Riffs?) bewaffnet wurde übe reine Stunde der 70iger Horrorrock gehuldigt.
Der letzte FestivalTag überraschte wieder mit den Newcomern von DYSE, die eigentlich nicht so recht auf solch ein ernstes Event passten. oder doch? Auf Platte klang das Berlin/Dresden Duo zwar interessant, aber noch unaufgeregt. Live dafür hatten sie das Publikum schon nach kurzer Zeit dank unterhaltsamen Ansagen in der Hand. Dazu passte dann auch die verrückte Musik wunderbar & sie holten alles aus der limitierten Möglichkeit 1.Gitarre-Gesang-Schlagzeug (viel besser, jedenfalls als es Mantar versuchten). Nur doof, das kurz anch dem Konzert in der Halle irgendein Ar*** Reizgas vor der Bühne versprühte und so die vormals erheiterte Menge hustend, aber ohne Panik den Weg in an die Frische Luft suchte.
EGYPT waren danach erstmal beruhigender Soundtrack zum Bier verköstigen, die instrumentalen ROTOR erinnerten dann mit ihrer Spielfreude an die wilden Siebziger. GREENLEAF kämpften auf der kleinen Bühne dann am Anfang mit technischen Problemen 6 daraus resultierender Verzögerten, überzeugten dann aber das Publikum mit eine straight-fetten Rockshow. Die schon lange werteten CROWBAR waren danach der Sargnagel um das Festival dann absolut gelungen zu verbuchen.

Nächstes Jahr also bitte rechtzeitig Tickets sichern (Ausverkauf Gefahr!), Zimmer buchen & viel Geld einstecken :prost:
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

30.04.2016, Menschenzoo, Hamburg:
SHEEP ON A TREE + CHANNEL RATS + C³I


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Dass der Menschenzoo gleich drei Bands an einem Abend zocken lässt, dürfte anlässlich der Walpurgisnacht ein Novum gewesen sein. Obwohl ich zwischendurch und anschließend „auflegen“ (ich setze es in Anführungszeichen, da ich mich lediglich als Filejockey betätige, die guten Platten bleiben in den Schränken) sollte, hatte ich auch gar nicht geschnallt, dass das „C³I“ im Veranstaltungstitel eine weitere Band sein soll. So begann man dementsprechend früh; als ich wie üblich ca. 22:00 Uhr eintraf, lief gerade der vorletzte Song der Band mit dem gewöhnungsbedürftigen Namen. Das klang nach töftem Punk mit deutschen Texte und wenn die sich nicht spontan aufgelöst haben (ein verbreitetes Hamburger Phänomen), wird sich sicherlich bald noch mal die Gelegenheit ergeben. Der Laden war bereits sehr gut gefüllt und C³I schienen allgemein sehr gut aufgenommen worden zu sein.

Die Hamburger CHANNEL RATS kannte ich bisher nur vom ’80er-WATERKANT-HITS-Sampler; neben weiteren Sampler-Beiträgen hatten sie 1984 ein Split-Album mit R.A.F.GIER aufgenommen, das ich nie gehört habe. Seit einiger Zeit spielt die Band wieder Gigs und hat sich einen verdammt jungen Drummer geangelt. Die schnörkellosen, vom Sänger mit Psychobilly-Flat auf der Murmel mal auf Deutsch, mal englisch vorgetragenen Songs irgendwo zwischen HC- und Streetpunk zündeten schnell und verdienen vielleicht nicht unbedingt den Status „vergessene Klassiker“, aber machten Laune, die Spielfreude der Band war durchaus ansteckend. Ihr einziger mir bekannter Song „A Night on the Graveyard“ erklang gleich zweimal, am Schluss nämlich noch mal in einer coolen Punkabilly-Version. Auch ein neuer, unveröffentlichter Song erwies sich als ziemlich hörenswert. Hat mir gefallen.

SHEEP ON A TREE sind ebenfalls HH-Altpunks, die bisher allerdings völlig an mir vorübergegangen waren. Gegründet 1989, veröffentlichte man 1990 mit „In Tune“ das bis dato einzige Album. Seit sie sich wieder zusammengetan haben, gehen sie wieder recht regen Konzertaktivitäten nach, doch bisher hatte es zeitlich bei mir nie gepasst. Für mich also, wie bei den CHANNEL RATS, ’ne Premiere beim Tanz in den Mai nach Hamburger Punkmanier. Sänger Hake sieht aus wie ein alter Seebär, singt ebenfalls zweisprachig und hat immer wieder ein bisschen MISFITS-Vibe in der Stimme. Unterbrochen wurde er von einem arschtighten Instrumentalstück, währenddessen der topfitte Drummer auch mal so richtig aufkacken konnte. Ansonsten war’s mehr so die Oldschool-Punk-Nummer mit einigen klasse melodischen Songs, die direkt ins Ohr gingen. Ins für mein Empfinden ungewöhnliche lange Set hatten sich aber auch ein paar unspektakulärere Stücke eingeschlichen, was das den Laden nun vollends ausfüllende (größtenteils Ü40-)Publikum nicht daran hinderte, Zugaben einzufordern – die es auch bekam. Am Ende verbeugte sich die Band höflich vor dem Pöbel, was ich im Menschenzoo auch noch nie gesehen habe. Veröffentlichungstechnisch soll sich wohl in Bälde noch etwas tun, also Augen und Ohren offen halten.

Soundmann Norman hatte die gesamte Zeit über alles prima im Griff, die Stimmung war gut und das Pils kühl und so war’s mir ein Vergnügen, dem Zoo anschließend noch meinen Musikgeschmack aus der Konserve aufzuzwängen – bis in die frühen Morgenstunden. Und dann war auch schon Mai und der Hafengeburtstag stand vor der Tür...

Reich bebildert auch hier:
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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

mich wundert ein wenig, dass du C³i nicht kennst. Nachfolgeband von Torpedo Moskau, haben eine ganz famose LP aufgenommen. Ein wenig der Vorreiter für die ganzen Torbostatts und ähnlichem.
Hör da mal rein: Bild

Ich selbst war ja mal wieder bei der kulturellen Landpartie, und da gibt es ja immer fröhliche Musik allerortens.
Es verschlug mich in den Rundling (spezielle wendländische Dorfform) Diahren, und dort sang die a-capella- Foration "Stimmt so", vier Männer aus dem Dorf. Sie machten sehr hübsche Sachen, am meisten gefielen mir Cover von Inde-Rocksongs wie Black Hole Sun, Creep und die Comedian Harmonists Version von Junimond. Unbelievable!
Gut aufegelegt in einer Scheune (das Publikum davor) lecker Bio Biere, alles gut!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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