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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mo 23. Jan 2012, 13:30
von Blap
• Zärtliche Versuchung (aka "Die Abenteuer des jungen Don Juan") (Frankreich, Italien 1987) - Frankreich vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs. Roger (Fabrice Josso) verbringt die Ferien auf dem herrschaftlichen Anwesen seiner Eltern. Der junge Mann entdeckt die Lust auf das weibliche Geschlecht, als die Herren der Schöpfung bei bester Laune in den Krieg ziehen, schlägt endlich die grosse Stunde des frechen Nachwuchsstechers...

Eine ganz, ganz wundervolle Komödie mit erotischer Schlagseite, die mit herrlichem Humor auftrumpft, platte Kalauer bleiben vor der Tür. Ein sympathisches Bürschlein in der Hauptrolle, hübsche Damen um ihn herum (Serena Grandi, lechz!). Beschwingt und unverkrampft, ein prächtiger Film, tolle Darsteller, schöne Kulissen, anschauen!

Die DVD aus dem Hause CMV geht in Ordnung, leider liegt das Bild nicht anamorph vor.

7,5/10 (gut bis sehr gut + unzählige Wohlfühlpunkte)

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Di 24. Jan 2012, 23:25
von Blap
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DVD von Optimum (Großbritannien)


Cry of the Banshee (Großbritannien 1970, Originaltitel: Cry of the Banshee)

Terror im ausklingenden Mittelalter

Lord Edward Whitman (Vincent Price) regiert den ihm untergebenen Landstrich mit kalter Härte, vor allem hat sich der "Edelmann" die Verfolgung und Vernichtung angeblicher Hexen auf sein Banner geschrieben. Eines Tages überfallen Whitman und seine Schergen die Hexe Oona (Elisabeth Bergner) und deren Anhänger, im Namen Gottes wird ein fürchterliches Blutbad angerichtet. Um Oona in besonderem Maße und mit sadistischer Freude zu demütigen, tötet Whitman die alte Frau nicht, er lässt sie mit dem Rest ihrer Gefolgschaft am Ort des Gemetzels zurück, schüttet Hohn und Spott über ihr aus. Oona verflucht den grausamen Lord, angetrieben von Hass und Rachsucht ruft sie Satan höchstpersönlich an. Tatsächlich erhört der Leibhaftige seine Dienerin, eine reissende Bestie dezimiert die Sippe Whitman ohne Gande. Lord Edward wird zunehmend von Angst und Paranoia ergriffen, die tödliche Schlinge zieht sich weiter und weiter zu...

Gordon Hessler inszenierte in der Zeit um 1969-70 mehrere Filme mit Vincent Price in der Hauptrolle. Darunter auch das hier kurz vorgestellte Werk, welches in Deutschland unter dem klangvollen Titel "Der Todesschrei der Hexen" vermarktet wurde. Wer sich für die Hammer-Steifen aus dieser Epoche interessiert, findet in dieser Produktion von AIP (American International Pictures) eine reizvolle Ergänzung. Hessler geht sicher eine Stufe ruppiger vor, als man es von Hammer, Amicus und Tigon kennt, doch die "grobe Kelle" steht der Thematik durchaus gut zu Gesicht. Die Handlung wurde im England des 16. Jahrhunderts angesiedelt, offenbar regieren noch die rohen Sitten des sich langsam verabschiedenen Mittelalters. Bereits die Titelsequenz von Terry Gilliam sorgt mit ihrer schaurig-schönen und humorigen Optik für beste Laune, stilvolle Kulissen und gute Kameraarbeit untermauern den sehr positiven Ersteindruck nachhaltig. Hessler lässt gewissermaßen alle Höllenhunde von der Leine, haut für damalige Verhältnisse mit Ausdauer und Kraft auf die Pauke. Es wird gefoltert und gemeuchelt, hier und da blitzen blanke Brüste auf, diverse Figuren schwanken zwischen vorzüglich gespieltem Wahnsinn und grotesk anmutenden Schwurbeleien. Nein, Schöngeister werden nicht bedient, greifen lieber zum wundervollen "Twins of Evil" (Draculas Hexenjagd, 1971) aus dem Hause Hammer.

"Cry of the Banshee" birgt jede Menge "Spalterpotential" in seinen fauligen Eingeweiden, bei Genrefans ist der Streifen keinesfalls unumstritten, erntet recht häufig Prügel. Hesslers barsche Gangart überträgt sich durch die Bank auf die Darsteller, sogar die Darbietung des ansonsten fast nie Frage gestellten Vincent Price sorgt in der Gemeinde für Uneinigkeit. Verdammt nochmal, was ist mit euch los? Price ist großartig! Er haut uns sein übliches (göttliches) Overacting mitten in die Fresse, erweckt den von Boshaftigkeit und Paranoia zerfressenen Landadeligen in Perfektion zum Leben! Ja, Lord Edward Whitman ist purer Abschaum, ein widerlicher und verachtungswürdiger Haufen Dreck, ich möchte Vincent Price für diese Leistung knutschen! So mancher Bösewicht erobert die Herzen der Zuschauer, von solchen Anflügen ist der hiesige Fiesling weiter entfernt als Graf Dracula vom freiwilligen Verzicht auf roten Lebenssaft. Seiner Gegenspielerin verleiht Elisabeth Bergner ein Gesicht, die ähnlich überzeichnet und irre agiert, Oonas Fratzen und Gegeifer sind ein echter Knüller! Essy Persson sehen wir als Eheweib des Lords, auch sie driftet in den Wahnsinn ab, droht gleichzeitig unter der Knute des Gatten zu zerbrechen. Carl Rigg und Stephan Chase sind als Söhne des Herrn Whitman am Start, Rigg zeigt sich eher milde, während Chase der Ekelhaftigkeit seines Erzeugers nacheifert. Hilary Heath mimt das Töchterlein des Lords, Patrick Mower den Stallburschen, Marshall Jones sehen wir als unsympathischen Geistlichen. Besondere Beachtung verdient Hugh Griffith, der ständig auf (und unter) dem Friedhof herumlungert und durchgedreht aus der Wäsche glotzt.

Hölle, was soll das verfluchte Gemecker, diese Sause bietet dem Fan eine feiste Prachtsuhle! Mit Wonne aale ich mich in kleinen Geschmacklosigkeiten, überzeichneten Charakteren, deblien Ritualen und tollen Kulissen, obendrauf gibt es ein wirklich mies ausgeführtes Ungeheuer (das aber sowieso kaum gezeigt wird). Ich liebe die kleinen Boshaftigkeiten, die Hessler uns mit Ausdauer auftischt. Beispiel gefällig? Junge Leute werden vor die Tafels des Lords gezerrt, bepöbelt und erniedrigt, schliesslich wie Vieh getötet. Will man dem Film einen Bezug zur damals aktuellen Lage der Gesellschaft zugestehen, lässt sich mühelos ein entsprechender Zusammenhang konstruieren: Friedliche und harmlose Blumenkinder tanzen in der Landschaft herum, die Staatsgewalt knüppelt sie ohne Sinn und Verstand nieder. Folglich mutieren die Hippies zu Radikalen, genauer gesagt zum Modewort der siebziger Jahre: Terroristen! Was auch immer uns der Film mitteilen will (falls überhaupt eine "Message" transportiert werden soll), mir hat "Cry of the Banshee" einen äusserst unterhaltsamen Filmabend beschert, vielen Dank dafür!

Optimum bietet das Werk in schöner Qualität an, leider gibt es lediglich einen Trailer als Zückerchen für den Fan. Wo bleibt eine Auswertung für den deutschen Markt? Der Film lief im Kino, erschien später auf Video, die Indizierung wurde bereits vor über zehn Jahren aufgehoben. Liebe Label, bitte bemüht euch um eine baldige Veröffentlichung, die der "Der Todesschrei der Hexen" redlich verdient hat!

Von meiner Seite begeisterte 8/10 (inkl. Fanbonus)

Lieblingszitat:

"Death will visit our house!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Do 26. Jan 2012, 23:33
von Blap
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Teutonen Western Collection von Koch Media


Das hier kurz vorgestellte Set aus dem Hause Koch Media enthält folgende Filme:

• Die Flußpiraten vom Mississippi
• Die Goldsucher von Arkansas
• Die schwarzen Adler von Santa Fe


Zunächst ein paar Worte zu "Flußpiraten" und "Goldsucher", ich werde meine Meinung zu "Santa Fe" (und dem in der Collection enthaltenen Bonusmaterial) nachreichen.


Die Flußpiraten vom Mississippi (Deutschland, Frankreich, Italien 1963, Originaltitel: Die Flußpiraten vom Mississippi)

Kelly (Horst Frank) befehligt eine Bande mieser Räuber und Mörder, regelmäßig überfällt das Gesindel brave Bürger und Siedler. In der Nähe des Piratennestes liegt die kleine Stadt Helena, der Trapper James Lively (Hansjörg Felmy) übernimmt den dortigen Posten des Sheriffs, nachdem der alte Gesetzeshüter einer Attacke der Mordbuben zum Opfer fiel. Lively hat noch eine Rechnung mit Kelly offen, der kantige Tom Cook (Brad Harris) steht seinem Freund zur Seite. Kelly will die Indianer für seine Zwecke mißbrauchen, tatsächlich geht deren Häuptling Schwarzer Adler (Tony Kendall) dem Schurken auf den Leim...

Regisseur Jürgen Roland bringt man hauptsächlich mit Kriminalfilmen (Edgar Wallace) in Verbindung, in der späten Phase seiner Karriere arbeitete er für das Fersehen ("Tatort", "Großstadtrevier"). Doch unter deutscher Federführung entstanden in den sechziger Jahren auch Western abseits von Karl May, wie z. B. die hier kurz vorgestellten Streifen. "Die Flußpiraten vom Mississippi" geizt nicht mit schönen Landschaftsaufnahmen, die Geschichte kommt ohne Hänger aus (bietet als Sahnehäubchen eine überraschende Demaskierung), die Darsteller machen einen guten Job. Star des Films ist für mich Horst Frank, der sich herrlich fies und skrupellos geben darf, gewissermaßen in einer für ihn typischen Rolle zu sehen ist. Hansjörg Felmy in der Heldenrolle mutet zunächst ein wenig hüftsteif an, spielt sich aber schnell ins Herz des Zuschauers, Brad Harris steht im als kerniges Helferlein zur Seite. Tony Kendall sorgt als Indianerhäuptling für unfreiwillige (?) Schmunzler, die Rothäute haben den Verstand offenbar lediglich mit dem Teelöffel zu sich genommen. Karl Lieffen schleicht als geschäftstüchtiger Totengräber umher, die Damen werden von Sabine Sinjen, Dorothee Parker und Barbara Simon eine Spur zu bieder vertreten.

Fazit: Es muss nicht immer Karl May sein, die gierigen Flußpiraten sind eine sehenswerte Alternative/Ergänzung. Folglich setzt es dicke 7/10 (gut).


Die Goldsucher von Arkansas (Deutschland, Frankreich, Italien 1964, Originatitel: Die Goldsucher von Arkansas)

In Marble City will sich ein Indianer haltlos besaufen, er schleppt einen Beutel voll feister Goldnuggets mit sich herum. Sofort wird die Gier der Anwesenden geweckt, doch bevor man der Rothaut entscheidende Informationen entlocken kann, wird diese von einem anderen Indianer getötet. Freichlich kommt die Stadt nun nicht mehr zur Ruhe, Goldsucher reisen aus allen Teilen des Landes an, der zwielichtige Geschäftsmann Matt Ellis (Mario Adorf) macht sich in Marble City breit. Phil Stone (Brad Harris) plagen derweil andere Sorgen, er will den Mörder seines Vaters erwischen, der Trapper Dan McCormick (Horst Frank) greift ihm nach Kräften unter die Arme. Bald haben die Goldsucher ein Camp errichtet, die Ausbeute lässt jedoch sehr zu wünschen übrig. Vor allem wird zunehmend der Zorn der ansässigen Indianer erregt, auf deren Gebiet die von den Weißen noch unentdeckte Bonanza liegt...

"Die Goldsucher von Arkansas" ist vor allem optisch deutlich opulenter als "Die Flußpiraten vom Mississippi" angelegt, die Kulissen sind aufwendiger, die Schauplätze vielfältiger, die Action- und Massenszenen eindrucksvoller. Auf dem Regiestuhl nahm Paul Martin Platz, dessen Laufbahn bereits in den frühen dreissiger Jahren begann. Hin und wieder dürfte die Inszenierung ein wenig straffer sein, Langeweile schleicht sich trotzdem nicht ein, die Enttarnung eines Charakters fehlt ebenso wenig. Diesmal macht uns Brad Harris den Oberhelden. Ich sehe den Burschen gern, er ist sicherlich nicht der allergrößte Schauspieler, gleicht darstellerische Defizite aber durch seine sympathische Art und vollen Körpereinsatz aus. Horst Frank ist ausnahmsweise nicht als Schurke unterwegs, er bleibt als Co-Held mit tragischer Vorgesichte ein wenig blass. Alles andere als unscheinbar agiert Mario Adorf, der als niederträchtiger Ganove durch das Szenario poltert. Ralf Wolter gibt den Depp vom Dienst, Dieter Borsche orgelt den Goldsuchern die Ohren voll. Dorothee Parker gewinnt erneut den Preis für die hübscheste Dame, Olga Schoberová spielt ihr braves Schwesterlein (hm, eventuell gefällt mir Schoberová sogar besser). Die Indianer sind schon wieder nicht die hellsten Köpfe, einmal mehr sind kleine Schmunzler die Folge.

Fazit: Ja, auch die Goldsucher unterhalten sehr angenehm, obschon ich den Flußpiraten knapp den Vorzug gebe. 6,5/10 (oberste Mittelklasse)

Schon nach der Sichtung von zwei der drei im Set enthaltenen Filme, kann ich die "Teutonen Western Collection" jedem Freund gepflegter Eurowestern mit gutem Gewissen ans Herz legen. Bezüglich der Bildqualität haben die Goldsucher die Nase vorn, an den Flußpiraten gibt es aber nicht viel meckern, bei beiden Filmen zeigt der Daumen auch in dieser Disziplin nach oben. Die DVDs sind in einem schicken Digipak untergebracht, ein Schuber umhüllt das Set.

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mo 30. Jan 2012, 17:50
von Blap
Die Nachlese zur Teutonen Western Collection von Koch Media:

Die schwarzen Adler von Santa Fe (Deutschland, Frankreich, Italien 1964, Originaltitel: Die schwarzen Adler von Santa Fe)

Captain Jackson (Joachim Hansen) befehligt eine Truppe Soldaten, sein Fort erwartet den Angriff der neuerdings wieder aggressiven Indianer. Washington sendet den Experten Cliff McPhderson (Brad Harris) zur Unterstützung, wenig später trifft der wehrhafte Journalist Blade Carpenter ebenfalls in der befestigten Außenstelle der Armee ein. Noch ahnen die Helden nicht von den wahren Absichten des in der Nähe ansässigen Ranchers Morton (Werner Peters), der mit Hilfe seines eiskalten Schergen Gentleman (Pinkas Braun) einen perfiden Plan in die Tat umsetzen will...

"Die schwarzen Adler von Sante Fe" bietet weniger aufregende Kulissen und Massenszenen als "Die Goldsucher von Arkansas", das Staraufgebot sorgt erneut für grosse Freude. Zu Beginn prescht der Film flott nach vorn, hängt im Mittelteil leider durch (öder SingSang und noch öderes Getanze), das starke Finale entschädigt jedoch für die (wenigen) spröden Minuten. Brad Harris zeigt dem Fan seine Muskelpracht, gewinnt selbstverständlich das Herz der schönsten Frau am Set (Olga Schoberová, seine spätere Ehefrau). Horst Frank mutete in "Goldsucher" unterfordert an, diesmal trifft er in der Rolle des Co-Helden mitten ins Schwarze, sein Blade Carpenter ist herrlich! Mondgesicht Werner Peters kennt man als Schurken aus unzähligen Wallace und Co. Produktionen, auch als widerlicher und geldgieriger Rancher ist der Mann mit dem Mondgesicht eine sichere Bank. Nicht minder stark Pinkas Braun, dem der abstossende Schurke namens Gentleman auf den Leib geschneidert wurde. Tony Kendall macht uns erneut den Indianerhäuptling, er kommt leider selten zum Zuge, fraglos weniger dümmlich als in "Flußpiraten". Joachim Hansen bleibt unscheinbar, im Vergleich zu seinen Kollegen wirkt er sehr hüftsteif und uncharismatisch, immerhin nicht unsympathisch. Dem Streifen gelingt gar ein kleiner Kunstgriff, die unerotische Nervensäge Edith Hancke ist hier nicht nur erträglich, nein, irgendwie mag ich sie sogar.

Würde sich die Sause sich nicht sinnloserweise mittendrin selbst ein Bein stellen, wäre "Die schwarzen Adler von Sante Fe" vermutlich der stärkste Film aus dem schicken Set von Koch Media. Doch was solls, letztlich macht der Film jede Menge Spass, schon wegen der tollen Besetzung kommt kein Fan an diesem Stoff vorbei. 6,5/10 (oberste Mittelklasse, Tendenz zu 7/10)

Noch ein paar Worte zur Box. Der Bonusbereich gibt Trailer und Bildergalerien her, Höhepunkt sind jedoch Interviews mit Brad Harris und Horst Frank. Brad Harris plaudert auf unterhaltsame Art aus dem Nähkästchen. Horst Frank zieht in seinem letzten Interview (1999) ordentlich vom Leder, der Mann war ein Ereignis, grossartig! Die Filme bewegen sich allesamt im Bereich von 6,5-7/10, der Sammelwert für Liebhaber entzieht sich dem lästigen Punkteraster. Das Set gehört in die Sammlung eines jeden Freundes von Eurowestern, knuffige Filme wurden ordentlich aufbereitet und durch interessante Boni ergänzt. Pflichtkauf, Pflichtkauf, Pflichtkauf!

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Do 2. Feb 2012, 08:46
von Blap
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Red Hunter (USA 1988, Originaltitel: Black Eagle)

Kleine(r) Shô(w) auf Malta

Vor Malta stürzt ein Kampfjet der US-Truppen ab. Die Maschine war mit geheimen Hightech-Waffen bestückt, welche keinesfalls in die Hände der Russen fallen dürfen. Hektisch schickt man den Spezialisten Ken Tani (Shô Kosugi) auf die kleine Insel im Mittelmeer, grösste Eile ist geboten, denn die Sowjets suchen bereits eifrig nach dem Wrack. Ken verspürt wenig Lust auf den Job, er wollte die kommenden Wochen friedlich mit seinen Söhnen Brian (Kane Kosugi) und Denny (Shane Kosugi) verbringen. Selbstverständlich hat der Geheimdienst an alles gedacht, ergo wurden die Blagen bereits eingeflogen, Ken soll die brisante Mission gewissermaßen beiläufig durchziehen. Father Joseph Bedelia (Bruce French) steht Ken hilfreich zur Seite, auf Seite der Russen sorgt Kampfschwein Andrei (Jean-Claude Van Damme) für grobschlächtige Gegenmaßnahmen...

B-Action aus den achtziger Jahren geniesst bei mir stets Kredit, auch eher nachrangige Streifen wie der hier kurz vorgestelle "Red Hunter". Malta liefert eine beschauliche Kulisse, die angenehmerweise immer wieder angemessen zum Zuge kommt. Regisseur Eric Karson fehlt das Gespür für einen angenehmen Erzählfluss, die Actionsequenzen zählen ebenfalls nicht zu den Glanzlichtern des Genres. Wirklich überraschend kommt diese Einsicht nicht, denn der wenig später von Karson inszenierte Klopper "Angel Town" plätschert sehr zähflüssig vor sich hin.

Shô Kosugi ist ein sympathischer Bursche der Kämpfe und Ninja-Schnick-Schnack hervorragend beherrscht, als Schauspieler und "Typ" aber eher blass und glatt anmutet. Leider bietet "Red Hunter" zu wenig Action, Ninja-Schnick-Schnack gibt es lediglich ansatzweise im Finale auf die Augen. So werden wir Zeuge wie sich der liebe Shô mit seinen Söhnen plagt (die nicht nur im Film aus seinem Stall stammen). Klar, die Bengel wollen Papi in den Ferien für sich beanspruchen, aber der Dienst am Vaterland kann nicht warten, immerhin muss der freie Westen vor den fiesen Kommunisten geschützt werden! Für Jean-Claude Van Damme bleibt der Part des Bösewichts, er sieht sehr fit und durchtrainiert aus, darf seine Kampfkünste aber viel zu selten zur Schau stellen. Zu Beginn steht Van Damme nur als stumme Drohung in den Kulissen herum, später gesteht man ihm immerhin ein paar Sätze zu, verleiht ihm menschliche Züge. Bruce French fungiert als Sidekick Kosugis, Vladimir Skomarovsky macht uns den Russen-Offizier, William Bassett vertritt die Interessen der westlichen Welt, der Rest der Besetzung ist kaum der Rede wert.

"Red Hunter" bietet ein typisches Szenario an, spielt vor einer tollen Kulisse, hat mit Kosugi und Van Damme (der zu dieser Zeit mit "Bloodsport" seinen Durchbruch feierte) zwei vielversprechende Action-Helden im Angebot, in den Nebenrollen tauchen ein paar angenehme Fratzen auf. Diese Elemente sollten ein solides Fundament für unterhaltsame B-Action liefern, doch die Verantwortlichen vergeigen ihre Chance weitgehend. Kosugi wird zu wenig gefordert, darf seine Stärken nicht ausspielen, Van Damme kommt noch schlechter weg, welch sinnfreie Verschwendung! Trotz der zahlreichen Kritikpunkte hat mich der Film unterhalten, meine Fanbrille färbt auch mittelprächtigen Stoff freundlich ein, ich kann einfach nicht aus meiner Haut. Abschliessend ein paar Worte zur DVD aus dem Hause HDMV. Der Film liegt in brauchbarer Qualität vor, das Bonusmaterial ist vermutlich für Kampfsportler interessant, das Wendecover (mit einem alternativen Motiv) kommt ohne FSK-Flatschen daher.

Fazit: Als Van Damme Sammler komme ich nicht an diesem Werk vorbei, überdies zwingt mich mein Herz für B-Action auch zum Kauf schwächerer Genrebeiträge. Blende ich meinen Wahn aus, muss sich "Red Hunter" mit einer Bewertung von 5/10 begnügen, gegen jede Vernuft lege ich jedoch ein kleines Pünktchen drauf. Nur für tolerante Fans und Süchtlinge interessant, Gelegenheitsglotzer/Einsteiger finden weitaus besser geeigneten Stoff!

Lieblingszitat:

"Ich bin ein Mann des Friedens, ich will ihn nicht ins Jenseits pusten!"

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Ferner im Player:


Terminal Invasion (USA 2002) - Bruce Campbell und ein paar andere Gestalten sind in einem Schneesturm gefangen, die Damen und Herren sitzen auf einem kleinen Privatflugplatz fest. Fiese Ausserirdische weilen getarnt unter der Gruppe, es kommt zum Kampf auf Leben und Tod.

Bei dieser netten TV-Produktion führte immerhin Sean S. Cunningham Regie (Freitag der 13.), die Musik steuererte F13-Komponist Harry Manfredini bei, in der Hauptrolle erfreut uns B-Movie Ikone Bruce Campbell. Tatsächlich zaubert Cunnigham mit einfachen Mitteln netten Unfug aus dem Hut, man sieht dem Streifen sogar den schlechten CGI-Murks nach. Im O-Ton deutlich witziger, obschon die deutsche Synchro ist nicht so schlecht ist.

Kann man sich als Campbell Jünger durchaus geben, normale Menschen sollten "Terminal Invasion" jedoch meiden. Die DVD von Universal bietet eine gute Bildqualität, Boni sind nicht an Bord.

Freundlich gestimmte 6/10

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Fr 3. Feb 2012, 23:52
von Blap
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Dr. Mabuse Box von Universum Film


Das Testament des Dr. Mabuse (Deutschland 1962, Originaltitel: Das Testament des Dr. Mabuse)

Gert hat Schmerzen

Mortimer (Charles Regnier) befehligt eine ruchlose Verbrecherbande, die für einen geheimnisvollen Chef ertragreiche Raubzüge durchführt. Stets verbirgt sich der Auftraggeber und tatsächliche Boss hinter einem Vorhang, keiner der Ganoven bekommt das Antlitz des finsteren Obermotzes zu sehen. Als ein bewaffneter Goldtransport von den Gangstern überfallen wird, erinnert die Vorgehensweise den leitenden Ermittler Lohmann (Gert Fröbe) an die Methoden des legendären Dr. Mabuse (Wolfgang Preiss). Bei nüchterner Betrachung scheint eine Mitwirkung des Supergangsters unmöglich, immerhin fristet Dr. Mabuse sein tristes Dasein hinter den verschlossenen Türen einer Nervenheilanstalt. Der Leiter der Einrichtung Professor Pohland (Walter Rilla) gewährt Lohmann ohne Schwierigkeiten einen Blick auf Mabuse. Tatsächlich sitzt das wahnsinnige Genie entrückt in seiner Zelle herum, verbringt die Tage mit wirren Kritzeleien, mit unglaublicher Ausdauer füllt der durchgedrehte Dr. Mabuse zahllose Blätter Papier. Derweil kümmert sich Mortimer um die Rekrutierung eines neuen Mitstreiters, mit hinterhältiger Cleverness wickelt er den Boxer Jonny Briggs (Helmut Schmid) ein. Dessen Freundin Nelly (Senta Berger) zeigt sich zunächst sehr erfreut über das Ende der Boxerkarriere ihres Liebsten, wird aber bald von einem sehr unguten Gefühl ergriffen...

Einige Monate nach "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" erreichte der vierte Teil der von CCC-Film produzierten Reihe die deutschen Kinos. Fans freuen sich über die Rückkehr von Gert Fröbe, die Regie übernahm Werner Klingler. Besagter Klingler zeichnet für den recht durchwachsenen "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1962) verantwortlich, den ersten Film aus der Bryan Edgar Wallace Reihe von CCC-Film. An dieser Stelle kann sofort Entwarnung gegeben werden, der vierte Mabuse-Streifen reiht sich ohne nennenswerte Schwachpunkte neben seinen Vorgängern ein. Der geneigte Zuschauer wird mit den ersehnten Zutaten verwönht, der Treffpunkt der Gauner befindet sich gut gesichert unterhalb einer Gruft, die Überfälle der Bande sind launig ausgeführt, wohlige Atmosphäre macht sich breit. "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" erzeugte vor allem durch die unheimliche Präsenz unsichtbarer/schemenhafter Gestalten eine herrliche Gruselstimmung, nun sorgt Wolfgang Preiss für diese Momente, dazu mehr im nächsten Absatz.

Da ist er also wieder, der allseits geschätze und verehrte Gert Fröbe. Selbstverständlich lässt sich Fröbe nicht lumpen, seine energiegeladene Vorstellung packt diesmal sogar noch energischer zu, das Nervenkostüm des Kommissars ist durch die zurückliegenden Erfahrungen dünner geworden. So poltert Fröbes Lohmann immer wieder lautstark durch die Kulissen, gerät zu allem Überfluss in höchste Lebensgefahr! Klar, mit Lobgesängen auf Gert Fröbe könnte man noch viele Seiten füllen, ich will es beim Hinweis auf seine erwartungsgemäß hochklassige Darbietung belassen, der Mann war ein Naturereignis, ist durch seine Schauspielerei unsterblich geworden! Neben Fröbe haben mich drei weitere Mitwirkende sehr begeistert: Charles Regnier, Walter Rilla und Wolfgang Preiss. Regnier gibt den vornehmen Ganoven, der sich die Hände nicht gern selbst beschmutzt, im Ernstfall aber nicht vor Gewalt zurückschreckt. Während die untergebenen Bandenmitglieder sich im Sumpf des primitiven Knallschotentums suhlen, erspielt sich Regnier geschickt die Sympathie des Zuschauers, obwohl an der Haltung Mortimers nie Zweifel bestehen. Walter Rilla kommt zunächst als freundlicher und hilfsbereiter Mediziner daher, darf dem Part des Klinikchefs aber später ganz andere Facetten hinzufügen, die akute Spoilergefahr verbietet mir weitere Ausführungen. Ganz, ganz großartig Wolfgang Preiss, der nun nicht nur als kaum sichtbares Schreckgespenst mit minimaler Spielzeit agiert, er versprüht in seinen Szenen eine regelrecht dämonische Präsenz, eine fantastische Darstellung des Dr. Mabuse! Schaut euch das Duell zwischen Rilla und Preiss an, mehr verrate ich nicht. Die bereits genannten Herren sind vier verdammt gute Gründe den Film als Pflichtprogramm zu deklarieren, die Nebenfiguren sollen jedoch nicht ohne Würdigung bleiben. Harald Juhnke sorgt für einen (erträglichen) Anflug von Klamauk, er eiert als debiler Kriminalassistent namens Krüger um seinen Filmboss Gert Fröbe herum, nagt mit Ausdauer an dessen Geduld. Der Depp vom Dienst scheint quasi unvermeidbar, Juhnke zieht den starken Gesamteindruck glücklicherweise nicht runter. Helmut Schmid tappt als naiver Boxer in die Falle, Leon Askin mutet wie eine weniger wilde Ausgabe von Adi Berber an. Für Schmunzler sorgen die Namen der Gauner, wir haben z. B. "Augapfel-Rolf", "Lachgas-Frankie" und "Paragraphen-Joe" im Angebot. "Paragraphen-Joe" wird übrigens von Albert Bessler vortrefflich dargeboten, Rolf Eden ist als "Jeton-Eddie" am Start. Damen finden nur am Rande statt, Senta Berger gewinnt mit fortschreitender Handlung an Boden, Ann Savo hört in ihrer kleinen Rolle auf den Namen "Wackel-Heidi".

Wer durch die drei vorherigen Beiträge gut unterhalten wurde, der wird sich auch ohne Schwierigkeiten mit dem vierten Auftritt des schröcklichen Supergangsters anfreunden. Das Ensemble ist großartig, die Kulissen und Schauplätze sehr stimmungsvoll, die Handlung schreitet ohne Durchhänger dem Finale entgegen. Sicher sind die Zusammenhänge leicht durchschaubar, dennoch packt der Film den Zuschauer, rundum zufrieden und bei bester Laune lag ich nach kurzweiligen 85 Minuten auf dem Sofa. Repeat bis zur Ekstase: Wer die Wallace-Filme mag, der sollte sich auf jeden Fall auch mit den Dr. Mabuse-Sausen beschäftigen, wem die Wallace-Filme eine Spur zu humorig erscheinen, der sollte es ebenfalls mit Dr. Mabuse probieren. Mir liegt das "Dr. Mabuses Meisterwerk" getaufte Box-Set von Universum vor, welches alle sechs Mabuse-Streifen aus den sechziger Jahren enthält:

• Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960)
• Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961)
• Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962)
• Das Testament des Dr. Mabuse (1962)
• Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963)
• Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (1964)


Die DVDs kommen in einem schicken Digipak ins Haus, das von einem nicht minder hübschen Schuber umhüllt wird. Ferner liegt ein Booklet bei, in dem Auszüge aus einem Buch des leider kürzlich verstorbenen Wallace-Experten #1 Joachim Kramp zu lesen sind. Der von Kriminalfilmfreunden (und nicht nur denen) sehr geschätzte Joachim Kramp, hinterlässt eine nicht zu schliessende Lücke im "Wissensgebiet Wallace und Co.". An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, Universum präsentiert auch den zweiten Beitrag zur Mabuse-Reihe in schöner Verfassung. Für Fans (und solche die es werden wollen) stellt diese Box einen unverzichtbaren Pflichtkauf dar!

Werner Klingler macht einen guten Job, im Vergleich zu den von Fritz Lang und Harald Reinl inszenierten Vorgängern fällt sein Beitrag nicht ab.

Zunächst belasse ich es bei dicken 7/10 (gut), aber da geht noch mehr...

Lieblingszitat:

"Verräter bestraft der Chef mit dem Tode!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Di 7. Feb 2012, 21:52
von Blap
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Sumuru die Tochter des Satans (Großbritannien 1967, Originaltitel: The Million Eyes of Su-Muru)

Die kleine Schwester des Dr. Fu Man Chu

Sumuru (Shirley Eaton) will die Weltherrschaft, Frauen sollen über den Planeten regieren. Ihre freundlichen Mitarbeiterinnen haben bereits viele mächtige Herren unter Kontrolle, doch Sumuru hat ihr endgültiges Ziel noch nicht erreicht. Auf der Speisekarte der nach Macht gierenden Dame steht Präsident Boong (Klaus Kinski), Staatschef einer asiatischen Republik namens Sidonesien und dem weiblichen Geschlecht hemmungslos verfallen. Nun wird dringend ein Experte oberster Güteklasse benötigt, um die gefährlichen Pläne Sumurus nachhaltig zu unterbinden. Nick West (George Nader) wird auf den Fall angesetzt, in Hongkong soll er für Sicherheit des gefährdeten Regierungschefs sorgen. Doch Sumuru sollte man(n) keinesfalls unterschätzen, jeder Fehler kann tödlich sein...

Wie der legendäre Dr. Fu Man Chu, stammt auch die wilde Sumuru aus der Feder des englischen Schriftstellers Sax Rohmer. Beide Figuren eint das Streben nach Weltherrschaft, der unbedingte Wille zum Erfolg wird mit Vorliebe durch Mord und Totschlag untermauert. Fu Man Chu schaffte es bereits vor dem zweiten Weltkrieg auf die Leinwand (ab 1929), in den sechziger Jahren (1965-69) verwöhnten fünf Fu Man Chu Streifen den geneigten Filmfreund, in allen fünf Werken verkörpert der einzigartige Christopher Lee den skrupellosen Superschurken. Sumuru brachte es in den flotten Sixties immerhin auf zwei Filme. Auf den hier kurz vorgestellen "Sumuru die Tochter des Satans", folgte 1969 der von Jess Franco inszenierte Flick "Die sieben Männer der Sumuru" (The Girl from Rio). Lindsay Shonteff nahm beim ersten Höllenritt der lüsternen Amazone auf dem Regiestuhl Platz, der 2006 verstorbene Regisseur drehte immerhin mehr als zwanzig Filme, ist aber leider nur noch einem kleinen Publikum bekannt. Den Zuschauer erwartet eine kurzweilige Agentensause, coole Helden, schrullige Typen und eine stattliche Anzahl schöner und bööööser Frauen. Wer nach Logik, Sinn und Verstand schreit, der macht vermutlich besser einen weiten Bogen um diesen Film. Mit Sumuru taucht der Fan in ein herrlich prickelndes Abenteuer ein, kann mit Genuss in der Welt der sechziger Jahre versinken. Freunde dieser Epoche bekommen die Vollbedienung auf dem Tablett serviert, inklusive stimmungsvoller Kulissen, Klamotten und Knarren.

George Nader ist vor allem durch seine Darstellung des Romanhelden Jerry Cotton in Erinnerung geblieben, dem er in acht Filmen (1965-69) ein Gesicht gab. Mir kommt Nader oft wie ein Verwandter von Norman Bates vor, obschon er uns gern als kleiner Bruder von James Bond verkauft wird. Was solls, irgendwie eiert Nader auf liebenswerte Art durch den Film. Spätestens wenn Frankie Avalon ihm Blumen ans Krankenbett bringt und Nader diese Geste mit dem selbstironischen Spruch "Bin ich eine Diva?" quittiert, hat der gute George sich auch meine Zuneigung erarbeitet. Ein hagerer Homosexueller rettet die Welt und alle Frauen liegen ihm zu Füßen. Das nenne ich subversiv, mutig und herrlich erfrischend, sehr schön, ein Faustschlag in die Fratzen reaktionäner Betonköpfe. Frankie Avalon fungiert als Co-Held, in erster Linie hangelt er sich auch "irgendwie" durch das Szenario, taumelt nahezu ohne Atempause auf dem schmalen Grat zwischen Spassvogel und Nervensäge umher. Nicht minder grotesk Wilfrid Hyde-White in der Rolle des britischen Geheimdienstoffiziers, der seine Schäflein mit schelmischer Cleverness vor sich hertreibt. Der Mann bekommt was er erwartet, notfalls hat der Gentleman ein geeignetes Druckmittel in der Hinterhand, welches er bei Bedarf mit diebischer Freude genüsslich ausspielt. Klaus Kinski taucht zwar lediglich in einer kleinen Neben(doppel)rolle auf, zieht aber richtig fett vom Leder. Nein, er keift nicht hysterisch herum, diesmal gibt er einen dauerspitzen Bock, der sich als erstaunlich tuntiger Weiberheld präsentiert. Schaut euch ganz genau die Szene an, in der er der vor dem Gesicht holden Blondine Maria Rohm seine Zunge aus dem Maul springen lässt, ich bin vor Freude auf dem Sofa rumgehüpft! Kinski total irre, aber doch völlig anders als vermutet, grandios! Zeit für die Damen! Shirley Eaton gefällt mir als Sumuru sehr gut, macht bitte nicht den Fehler sie mit Chris Lee zu vergleichen, dessen Dominanz Eaton selbstverständlich zu keiner Zeit erreichen kann. Ehrlich, wer könnte sich mit Herrn Lee messen, also übt Nachsicht mit Frau Eaton! Sumuru ist böse, sexy und scharf, wer will ihr da den Griff in Richtung Weltherrschaft verübeln. Von mir aus, ich stelle mich gern als Lustsklave zur Verfügung. Maria Rohm gerät ins das nähere Umfeld der angehenden Weltherrscherin, ihr Schauspiel wirkt noch sehr hölzern, in den folgenden Jahren machte sie in dieser Hinsicht deutliche Fortschritte. Ansonten ist mir vor allem Patti Chandler aufgefallen, die als Helferlein Sumurus nicht viel mehr leistet als ständig ohne erkennbaren Sinn zu lächeln. Aber wie sie lächelt, mhhhm, da möchte ich sofort in den Bildschirm hüpfen. Damit genug zur vor der Kamera agierenden Riege, es wäre ermüdend die Namen der weiteren Schönheiten und Gesichtsruinen aufzulisten, dazu bleiben die Randfiguren zu beliebig.

"Sumuru die Tochter des Satans" pendelt "irgendwo" (schon wieder eines dieser "irgend..." Wörter) zwischen Fu Man Chu, James Bond und Irrsinn umher, manchmal eine Spur zu brav, hier und da eine Prise zu blöd (was eventuell auf das Konto der deutschen Synchronisation gehen mag), bekommt aber immer "irgendwie" die Kurve, ist zu keiner Sekunde langweilig. Ernsthaftigkeit kann man der deutschen Synchro nicht vorwerfen. Teils haut sie uns plumpe Kalauer um die Ohren, jedoch ist auch angenehme Ironie auszumachen, die Synchro ist durch und durch ein Kind ihrer Zeit, Tarnung zwecklos. Für mein persönliches Phrasenschwein: Sumurus erster Auftritt ist ein putziges Knuffelchen mit jeder Menge Wohlfühlatmosphäre! Sicher nicht die Speerspitze bester Unterhaltung aus den Sechzigern, aber für Fans und Süchtlinge eine wahre Wonne! Ich verzichte auf eine Bewertung per Punkteskala, warum Liebe und Leidenschaft immer in ein Korsett pressen?

Einsteiger greifen zunächst zu Dr. Fu Man Chu, die entsprechende DVD-Box mit allen fünf Filmen aus den sechziger Jahren ist zum kleinen Preis erhältlich. Ihr wollt mehr? Dann holt euch "Sumuru die Tochter des Satans" ins Haus! Die DVD ist der Startschuss zur Reihe "Special Screenings", bald folgt mit "Teufelskreis Y" (Twisted Nerve, Großbritannien 1968) die #2 der Kollektion (eine längst überfällige Veröffentlichung, die ich gern der bereits vorhandenen UK-DVD zur Seite stelle). "Sumuru die Tochter des Satans" wird auf der Scheibe in der ungekürzten Kinofassung angeboten, die längere Originalversion ist leider nicht enthalten. Kürzungen sind generell skeptisch zu betrachten, in diesem Fall kann aber mit gutem Gewissen von einer alternativen Version gesprochen werden. Die enthaltene Fassung funktioniert, trotzdem wäre ich sehr gern zusätzlich in den Genuss der längeren Version gekommen (bei dem für die DVD aufgerufenen Kurs kein unverschämter Wunsch). Dennoch will ich nicht nörgeln, der Dank überwiegt, ich habe mich sehr über die Verfügbarkeit des Streifens gefreut! Qualitativ wird dem Zuschauer ein schönes "Kinobild" geboten, die Schärfe ist solide, die Farben frisch. Kratzer und kleine Jump Cuts werden "Sterilglotzern" sauer aufstossen, aus meiner Sicht verstärken sie die das "wohlige Nostalgiefeeling". Der Bonusbereich gibt eine Wochenschau aus der Premierenwoche (28/1967) her, den deutschen Kinotrailer und eine hübsche Bildergalerie. Weiterhin liegt ein Booklet bei, die DVD kommt in einem Amaray-Clone daher (warum kein Original-Amaray, dieser Titel ist keine Wühltischware!), das Case steckt in einem Schuber. Besagter Schuber wurde ansprechend gestaltet, transportiert die Stimmung alter Motive mit gutem Gespür in die heutige Zeit.

Fazit zum Film: Für Fortgeschrittene, Fans und sonstiges Gezücht! Fazit zur DVD: Macht nicht wunschlos glücklich, stellt allerdings einen guten Auftakt der Reihe dar, die ich zukünftig sehr wohlwollend und interessiert im Auge behalten werde. Die eingeschlagene Marschrichtung passt, mit ein wenig Feinarbeit könnten folgende Veröffentlichungen echte Überflieger werden!

Lieblingszitat:

"Was soll das? Ich habe meine Krankenversichrung immer pünktlich bezahlt!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Do 9. Feb 2012, 13:57
von Blap
Im Ultrakurzformat:


• Im Körper des Feindes - Face/Off (USA 1997) - Groteskes Actiondrama mit John Travolta und Nicolas Cage. John Woo war in Hongkong deutlich bissiger, dennoch bietet "Face/Off" gute Unterhaltung. Zur alten Flipper-DVD gesellt sich nun die Blu-ray, welche den Zuschauer mit schöner Bildqualität verwöhnt, aber leider sehr geizig ausgestattet wurde .

Guter Stoff, macht immer wieder Spass! 7/10


• Inferno in den Ardennen (Italien, Frankreich, Deutschland 1967) - Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs liefern sich in Holland die deutschebn Truppen Gefechte mit unbeugsamen Partisanen. Während der verantwortliche Genreral der Wehrmacht (Curd Jürgens) einen milden Kurs fährt, dreht der zuständige SS-Obermotz am Rad. In diesem Getümmel versucht ein Gauner (Frederick Stafford) von den Nazis geraubte Diamanten in seinen Besitz zu bringen.

Ursprünglich wurde der Film unter dem Titel "...und morgen fahrt ihr zur Hölle" gezeigt. Mit Italo-/Euro-Kriegsfilmen macht man mir meist Freude, dieser von Alberto De Martino inzenierte Streifen verschenkt viel Potential, trotz hübscher Schausplätze und einer guten Besetzung -bereits die Mitwirkung von Curd Jürgens und Adolfo Celi ist ein Fest, auch wenn die Herren nur in Nebenrollen zu sehen sind- kommt die Sause fast nie über das gepflegte Mittelmaß hinaus. Gewissermaßen ein kleiner Bruder des herrlichen "Stosstrupp Gold". Für Kriegsfilm-Fans sehenswert, für den Rest eher verzichtbar.

"Die grosse Kriegsfilm Box 2" aus dem Hause MIG bietet vier Filme auf 2 DVDs an. "Inferno in den Ardennen" liegt in brauchbarer VHS-Qualität vor, Zeilenzähler sind fehl am Platz.

Sympathisch. Mit ein wenig mehr Fingerspitzengefühl der Verantwortlichen hätte der Streifen das Potential zum Volltreffer! 6/10

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Fr 10. Feb 2012, 23:25
von Blap
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#3 der Grindhouse Collection aus dem Hause Subkultur



Frauen hinter Zuchthausmauern (Philippinen, USA 1971, Originaltitel: Women in Cages)

Pam und der Weltschmerz

Carol Jeffries (Jennifer Gan) hat sich nicht den nettesten aller Macker ausgesucht, der fiese Drecksack schiebt der jungen Frau ein Päckchen mit Drogen unter, entzieht sich auf diese Art dem Zugriff der Gesetzeshüter. Zehn Jahre philippinischer Knast warten auf Carol, vor allem der fürchterliche alltägliche und ausdauernde Terror, den die sadistische Schliesserin Alabama (Pam Grier) mit Wonne ausübt. Alabama hat als Ober-Aufseherin fast völlig freie Hand, die verschrumpelte Direktorin lässt ihre beste Mitarbeiterin nach deren Belieben schalten und walten. Verzweifelt hofft Carol auf die Hilfe ihres feinen Freundes, der möchte die potentielle Belastungszeugin jedoch ausschalten, ergo setzt man die drogenabhängige Stoke (Roberta Collins) auf ihre Zellengenossin an. Gibt es eine Überlebenschance in dieser Hölle auf Erden, kann Carol zumindest auf Unterstützung durch die anderen Frauen hoffen, mit denen sie und Stoke die düstere Gefängniszelle teilen? Ein lediglich fahler Hoffnungsschimmer, denn Sandy (Judith Brown) und Theresa (Sofia Moran) buhlen um Alabamas Gunst, während Stoke ihren Auftrag zu erfüllen hat...

Regisseur Gerardo de Leon inszenierte einen typischen Vertreter des Women in Prison Subgenres, der alle geschätzen und delikaten Zutaten kernig und punktgenau auf die Leinwand zaubert. Sex, Gewalt und Sadismus, klischeehafte Figuren, eine Suhle erster Güteklasse. Das Pendel schlägt hier ein wenig stärker in Richtung Gewalt aus, Nacktheiten spielen sich schon fast eine Spur zu brav ab, in dieser Disziplin bietet manch anderer Beitrag lustvollere Ein- und Ausblicke. Zu einem zünftigen Frauenknast-Reisser gehören möglichst schmuddelige Kulissen und eine räudige Atmosphäre, die diesmal sogar über den Knast hinaus geboten wird, dem Finale schippern wir fröhlich auf einem zum Bordell umfunktionierten Seelenverkäufer entgegen.

Stürzen wir uns mit angemessener Gier auf die Damenmannschaft. Dem Filmfreund werden erstaunliche viele wirklich attraktive Weibchen angeboten, hübsche Gesichter und wohlgeformte Körper bleiben nicht auf die "Heldin" und eine oder zwei Nebendamen beschränkt. Die tragische Hauptfigur muss sich auf meiner persönlichen Skala sogar sämtlichen relevanten Kolleginnen beugen. Jennifer Gan ist wahrlich kein Ausfall, überzeugt aber eher durch ihre recht gelungene Darstellung der naiven Carol, lüsterne Gedanken erzeugen andere Vertreterinnen des schönen Geschlechts. Klar, vor allem Blaxploitation-Göttin Pam Grier weckte meine Neugier. Anders als in späteren Vehikeln wie z. B. "Coffy" (1973) und/oder "Foxy Brown" (1974) gibt sie nicht die coole Superheldin, diesmal dürfen wir Pam als vor Sadismus und Hass überschäumende Aufseherin erleben. Per Drehbuch hängt man ein wenig Fleisch auf ihren Charakter, eine tragische Kindheit/Jugend in den USA sorgte für nachhaltige Verbitterung, die sie nun auf perverse Weise an ihren weitgehend hilflosen Opfer auslebt. Leider (Achtung: Chauvi-Alarm) bleiben Pams wunderschöne Brüste meist verborgen, selbst in den lesbischen Momenten erfüllt sich mein Wunsch nicht, schade. Egal, Frau Grier rollt wie ein Jagdpanzer durch das Szenario (nahezu) nicht aufzuhalten. Judy Browns Rolle bleibt zunächst ein wenig schwammig, was ihrem letztlich gar nicht so interessant angelegten Charakter zuträglich ist. Roberta Collins zieht die ganz, ganz böse Arschkarte, mehr verrate ich nicht. Sofia Moran gehört zu den schönsten philippinischen Frauen die ich je gesehen habe, sie hat ihre stärksten Szenen unter der Knute von Pam Grier (was durchaus wörtlich zu verstehen ist). Damit genug zu den Damen, zu den mitwirkenden Herren erspare ich mir Bemerkungen. Gut, ein Satz soll es sein: Fiese Fratzen und nicht ganz so fiese Fratzen ergänzen das Ensemble, Stars der Sause sind die Frauen, Ende der Durchsage.

"Frauen hinter Zuchthausmauern" ist für Women in Prison-Fans ein unverzichtbarer Beitrag, Einsteiger werden nicht durch allzu grausige Exzesse verstört. Gesittet und feinfühlig geht es freilich nicht zu. Sehr empfindliche Zeitgenossen sollten den Film meiden, wenn Pam zur Elektroschock-Therapie schreitet, dürfte sich manch zartes Pflänzchen fehl am Platze fühlen. Fazit: Schöne Frauen unter Druck und am Drücker, nahezu perfekt eingefangene Atmosphäre, tragische Momente (die vermeintliche Monster zu Menschen machen), Geballer und Fratzengeballer, Zuchthaus, Dschungel und ein Schiff voller Schweinebacken. Grosses Lob für das packend konstruierte Beziehungsgeflecht der vier in eine Zelle gepferchten Damen, denen man teils sehr unterschiedliche Auswege (?) spendiert hat. Nach knapp 80 Minuten fällt der Vorhang, die knackig-kurze Spielzeit lässt zu keiner Sekunde Langeweile aufkommen.

Die dritte DVD aus der Grindhouse-Reihe von Subkultur ist ein Volltreffer! "Women in Cages" liegt in sehr solider Qualität vor, zusätzlich gibt es die deutsche Kinofassung in sehr ramponierter Verfassung (der geneigte Filmfreund wird sich vermutlich über das herrliche "Schmuddelfeeling" freuen. Ich bin fraglos begeistert, die Rödelinserts auf dem Schiff sind ein Augenschmaus, endlich Möpse). Ferner ist ein kurzes Interview mit der sympathischen Judy Brown vorhanden, diverse Trailer zum Thema "WIP" sorgen für eine weitere Steigerung der Begeisterung, von Subkultur gebastelter Unfug haut mich vom Sofa (wo kann ich die Handschuhe bestellen, ich habe noch ein paar Dinge mit einer Ex zu klären). Gekrönt wird die phantatische Veröffentlichung durch das Booklet, dort schreibt Pelle "Der gewaltig kommende Stern am Firmament einheimischer Exploitationexperten" Felsch unterhaltsam über das Thema Grindhouse. Er setzt damit seine Ausführungen aus dem Booklet zur vorherigen Scheibe der Collection ("Die Bestien"/"Der Schlächter") fort, in denen es zunächst um die hiesigen (leider verstorbenen) Bahnhofskinos ging. Pelle, ich liebe und verehre dich (aber das ist dir ja sowieso bekannt)!

"Frauen hinter Zuchthausmauern" mag ich "eigentlich" (widerliches Wort) keine Bewertung per Skala verpassen, aber bevor es wieder Boardmails hagelt: 7,5/10 (gut bis sehr gut). Die liebevoll gestaltete DVD verdient eine Wertung im Bereich der Höchstnote, klarer Kaufzwang!

Liebliingszitat:

"Niemand flieht aus meinem Gefängnis. Niemand!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Di 14. Feb 2012, 23:37
von Blap
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Dr. Mabuse Box von Universum Film


Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (Deutschland 1963, Originaltitel: Scotland Yard jagt Dr. Mabuse)

Beyond the pale

Dr. Mabuse hat seine sterbliche Hülle verlassen, sein Geist ist in den Körper von Professor Pohland (Walter Rilla) gefahren. Inspektor Vulpius (Werner Peters) interessiert sich für das Testament des wahnsinnigen Superverbrechers, welches momentan noch von Experten genauestens untersucht wird. Leider bleiben Vulpius die erwünschten Einblicke verwehrt, per Bombenanschlag wird die schriftliche Hinterlassenschaft Mabuses endgültig vernichtet. Derweil lässt Pohland/Mabuse den zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilten Briten George Cockstone (Dieter Borsche) gewaltsam befreien, weil er den Burschen als wichtiges Puzzleteil eines teuflischen Plans benötigt. Cockstone soll eine Erfindung an sich bringen, eine Erfindung die in den falschen Händen unermeßlichen Schaden anzurichten vermag. Professor Laurentz (Alfred Braun) hat einen Apparat entwickelt, mit dem sich Menschen unter eine Art Hypnose zwingen lassen. Tatsächlich ist dieses Gerät bereits funktionsfähig, wenig später wird Professor Laurentz unter merkwürdigen Umständen ermordet. Kann der britische Ermittler Bill Tern (Peter van Eyck) den gefährlichen Umtrieben Einhalt gebieten? Sein deutscher Kollege Vulpius vermutet längst eine Verbindung zu Mabuse, doch bekanntlich weilt das bösartige Genie nicht mehr unter den Lebenden. Pohland/Mabuse treibt den Bau weiterer Hypnosegeräte voran, gibt es für seine Gegenspieler eine Möglichkeit sich vor dem Einfluß des Apparates zu schützen...???

Dr. Mabuse geht in die fünfte Runde! Auf dem Regiestuhl nahm diesmal Paul May Platz, der mir vor allem durch die sehr unterhaltsame "08/15-Trilogie" (1954/55) in guter Erinnerung geblieben ist. Ärgerlich für die Kriminalisten, der Schurke ist einfach nicht aus der Welt zu schaffen, übernimmt er doch frecherweise ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft. Bereits im vorherigen Film "Das Testament des Dr. Mabuse" agierte Mabuse durch Unterwerfung des Verstandes eines anderen Menschen. Hier geht der Grusel einen Schritt weiter, wir werden Augenzeugen wie Mabuses Geist gewissermaßen in sein Opfer fährt. Welche Marschrichtung schlägt die Reihe ein, driftet Mabuse in den Bereich Grusel/Horror? Nur ansatzweise, denn noch immer behalten Muster des Kriminalfilms die Oberhand, ergänzt durch Gruselelemente und Science-Fiction. Auf manchen Zuschauer mag diese Mixtur ein wenig unrund (vielleicht auch unentschlossen) wirken, meiner Meinung nach weht frischer Wind durch das Szenario, steht Mabuse noch immer unter Storm. Neu sind die klaren Ortsangaben, als Schauplatz in Deutschland wird Hamburg ins Feld geführt, auf dem Boden Englands dienen London und ländliche Gebiete als Handlungsorte.

Wir kommen nicht in den Genuss der Schauspielkunst des geschätzen Gert Fröbe, dessen ungeachtet muss sich das Ensemble keinesfalls verstecken. Peter van Eyck kehrt zurück, er war bereits im Erstling der Reihe (Die 1000 Augen des Dr. Mabuse, 1960) in einer Hauptrolle zu sehen, verkörperte damals jedoch eine andere Figur. In der Rolle des Ermittlers spielt sich van Eyck schnell in die Herzen der Zuschauer, vor allem die Szenen mit seiner Filmmutter Agnes Windeck sind allerliebst. Windeck mutet wie eine häuslichere Ausgabe von Miss Marple an, die ihren Sohn immer wieder mit ihrem messerscharfen Verstand beeindruckt, obendrauf gibt es eine warmherzige und humorvolle Schrulligkeit. Ja, Agnes Windeck sorgt für die besonders lustigen Momente dieses Films, sticht nebenbei alle Käuze (und manche Nervensäge) aus dem "Wallace, Mabuse und Co. Kosmos" aus, spielt sie mit ihrer Liebenswürdigkeit regelrecht an die Wand. War einleitend die Rede vom frischen Wind, trifft dies teilweise auch auf die dem "Stammpersonal" zugeteilten Rollen zu. So gibt Mondgesicht Werner Peters zur Abwechslung keinen schleimigen Bösewicht, er ist als engagierter und unbeugsamer Kriminalbeamter unterwegs. Ganz ohne Ausritt in die Finsternis kommt Peters nicht davon, ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Auch Klaus Kinski agiert anders als überwiegend üblich, freilich kommt er als Inspektor Joe Rank nicht ohne obskure Anflüge aus, bleibt dennoch recht bodenständig und erstaunlich "seriös". Walter Rilla fehlt die unheimliche Aura des "echten" Mabuse Wolfgang Preiss, ergo wird der Geist Mabuses gewissermaßen geerdet, gleichzeitig entgeht Rilla dem Vorwurf lediglich eine bemühte Kopie zu sein. Dieter Borsche wird zum wichtigen Helferlein des Geschöpfs Pohland/Mabuse. Die Nebenrollen geizen nicht mit bekannten Gesichtern, ein nahezu verschwenderischer Luxus, über den sich der Freund dieser Phase des deutschen Kriminalfilms freuen wird. Im Angebot haben wir Hans Nielsen als Yard-Boss, Wolfgang Lukschy als Gauner aus dem näheren Umfeld Mabuses, den knochigen Albert Bessler als Knallfrosch, Ady Berber macht uns den Galgentester. Fast hätte ich die Damen vergessen, da die wahre Dame Agnes Windeck ihre jüngeren Kolleginnen zur Randerscheinungen degradiert. Sabine Bethmann braucht Schutz, die kleine Liebesgeschichte an der Seite von Peter van Eyck war wohl unvermeidlich, Ruth Wilbert stellt eine entführte Prinzessin dar. Bethmann spielt hölzern, kann ihre schauspielerischen Schwächen leider nicht durch Sexappeal oder erhöhte Sympathiewerte ausgleichen. Zusammenfassend eine starke Truppe, kleinere Schwächen einzelner Darsteller sind unerheblich.

Sucht man nach einem Haar im schmackhaften Süppchen, könnte man dem Streifen wohl eine gewisse Unentschlossenheit anlasten. Mir gefällt die Sprengung des Genrerahmens, ebenso findet das abstruse Handlungskonstrukt meine Zustimmung. Auf den ersten Blick schmerzt die "entdämonisierung" der Figur Dr. Mabuse, doch letztlich verleiht der Film dem Superschurken einen frischen Anstrich. Die Atmosphäre packt mich, die Kulissen sind nach wie vor stimmungsvoll. Daher zeigt mein Daumen klar nach oben, das Ende macht Lust auf den nächsten Teil der Reihe, der übliche Kurzkommentar folgt nach der Sichtung. Repeat bis zur Ekstase: Wer die Wallace-Filme mag, der sollte sich auf jeden Fall auch mit den Dr. Mabuse-Sausen beschäftigen, wem die Wallace-Filme eine Spur zu humorig erscheinen, der sollte es ebenfalls mit Dr. Mabuse probieren. Mir liegt das "Dr. Mabuses Meisterwerk" getaufte Box-Set von Universum vor, welches alle sechs Mabuse-Streifen aus den sechziger Jahren enthält:

• Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960)
• Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961)
• Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962)
• Das Testament des Dr. Mabuse (1962)
• Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963)
• Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (1964)


Die DVDs kommen in einem schicken Digipak ins Haus, das von einem nicht minder hübschen Schuber umhüllt wird. Ferner liegt ein Booklet bei, in dem Auszüge aus einem Buch des leider kürzlich verstorbenen Wallace-Experten #1 Joachim Kramp zu lesen sind. Der von Kriminalfilmfreunden (und nicht nur denen) sehr geschätzte Joachim Kramp, hinterlässt eine nicht zu schliessende Lücke im "Wissensgebiet Wallace und Co.". An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, Universum präsentiert auch den zweiten Beitrag zur Mabuse-Reihe in schöner Verfassung. Für Fans (und solche die es werden wollen) stellt diese Box einen unverzichtbaren Pflichtkauf dar! Während die vier zurückliegenden Werke im damals gängigen "europäischen Breitbild" 1,66:1 präsentiert wurden, kommen die beiden letzten Beiträge in 1,33:1 daher. Kein Grund zur Besorgnis, alle Filme liegen damit im Originalformat vor!

Weniger als 7/10 (gut) möchte ich nicht ziehen, ich mag den Film vor allem wegen seiner kleinen und grossen Seltsamkeiten.

Lieblingszitat:

"Sie brauchen nicht zu verstehen, nur zu gehorchen!"


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Ferner im Player:

Dracula jagt Mini-Mädchen (Großbritannien 1972, Orignaltitel: Dracula A.D. 1972)

Ein älterer Ultrakurzkommentar:

Bei einem wilden Kampf im Jahre 1872 kommen Graf Dracula (Christopher Lee) und sein Widersacher Prof. Van Helsing (Peter Cushing) ums Leben. Ok, der Graf zerfällt natürlich zu Staub, tot ist/war er ja gewissermaßen schon. Ein Zeitsprung ins Jahr 1972. Jessica Van Helsing feiert in London wilde Parties mit ihren Freunden. Als Boss der Clique spielt sich Johnny Alucard auf. Während einer schwarzen Messe erweckt er seinen Meister per Blutspende erneut zum Leben. Dracula sinnt nach Rache an der Famile Van Helsing, doch ein Nachfahre seines damaligen Bezwingers stellt sich ihm in den Weg...

Zum sechsten Mal gab Christopher Lee in "Dracula A.D. 1972" für die Hammer Studios den blutsaugenden Grafen. Endlich steht ihm wieder Peter Cushing gegenüber. Ein Freudenfest für alle Hammerianer! Dazu gibt es tanzende und bekiffte Hippies in herrlich geschmacklosen Klamotten. Der deutsche Titel ist mal wieder völlig Banane, aber gerade deswegen irgendwie knuffig.

Diesen Film liebte ich schon als kleiner Pimpf. Ich liebe diesen Klassiker noch heute. Vielleicht mehr denn jemals zuvor!

10/10 - Einer meiner Überklassiker für die Ewigkeit!!!

Nachtrag: Die deutsche DVD bietet ein gutes Bild, bei der Ausstattung regierte ärgerlicherweise der Geiz. Die Synchronisation für unseren Markt ist gelungen, ich bevorzuge jedoch den englischen Originalton, Peter Cushing und Chris Lee ist im O-Ton noch grandioser! Freilich hätte der Film einen ausführlichen Kommentar verdient, aber wozu viele Worte, schaut euch diesen Schatz an!!!


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Species II (USA 1998) - Erneut müssen Michael Madsen und Marg Helgenberger die Welt vor Aliengezücht retten. Natasha Henstridge ist auch wieder dabei, ihre Rolle ist deutlich ambivalenter als zuvor angelegt.

Der Plot ist unfassbar bescheuert, doch genau dieses Versagen (?) macht den Film so sehenswert, hebt ihn aus der Masse belangloser Ami-Ware hervor. Die deutsche Synchro verpasst Marg Helgenberger eine fürchterliche Stimme. Da Michael Madsen im O-Ton sowieso massiv zulegt, empfehle nachdrücklich die auf der DVD vorliegende Fassung in englischer Sprache!

Grober Unfug mit hohem Spassfaktor! 6,5/10