bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Ach ja, außerdem sah ich kürzlich den Kurzfilm "The Ringer", das Regie-Debüt des US-Regisseurs Jeff Lieberman ("Squirm", "Blue Sunshine", "Vor Morgengrauen") aus dem Jahre 1972. Der Auftrag lautete anscheinend, einen Anti-Drogen-Film zu drehen, was Lieberman zum Anlass für eine plakative Abrechnung sowohl mit der Industrie, die die Jugend für dumm verkauft und sich mit vermeintlich hippen Trends bei ihnen anbiedert, die sie allerdings selbst zum reinen Zweck des Geldscheffelns erfunden haben, als auch mit der Jugend, die so dumm, stumpf, geltungssüchtig und eitel ist, stets darauf hereinzufallen und alles naiv zu konsumieren, was ihnen als angesagt verkauft wird. Grotesk und überzeichnet hämmert Lieberman dem Publikum seine Botschaft ein, die man sicherlich zu großen Teilen unterschreiben kann. Als Spitze der Absurdität erschien Lieberman seinerzeit, die Industrie Nasenringe verkaufen zu lassen, die bereitwillig von Jugendlichen getragen werden und als Identifikationsmerkmal einer sich um Abgrenzung und Eigenständigkeit bemühten Klientel dient ("I'm a Ringer"). Nicht nur, dass Lieberman lustigerweise längst von der Realität, in der Nasenringe tatsächlich fast selbstverständlich als Schmuck getragen werden und eigentlich auch nichts dabei ist, eingeholt wurde, nein, einem unbedarften Zuschauer gegenüber könnte der Eindruck erweckt werden, dass schlichtweg alles, was Jugendliche als etwas Eigenes betrachten, als Abgrenzungsmerkmale - rebellische Musik, unkonventionelle Kleidung etc. -, lediglich geschickt vermarkteter Industriemüll ist - so etwas wie Subkultur gibt es in "The Ringer" nämlich nicht. Doch schlimmer noch: Lieberman hat eigentlich Gutes im Sinn, wenn er dieselbe Industrie gefährliche Drogen auf die gleiche Weise unter Jugendliche streuen lässt, verdeutlicht er dadurch doch das immense Kapital, das am glücklichen Ende der Drogenkette steht. Doch gut gemeint wird hier zum Gegenteil von gut, wenn dadurch ungewöhnlicher Schmuck, Hippiemusik etc. mit harten Drogen gleichgesetzt werden - Wasser auf die Mühlen reaktionärster Kreise und religiöser Eiferer, die in all dem pauschal Teufelswerk sehen, das unweigerlich zum Schmoren in der Hölle führt -, er geht auch mit keiner Silbe darauf ein, dass es auch echte, nicht von der Industrie künstlich erschaffene Alternativen gibt, so dass letztlich jeder sich für Subkultur interessierende oder allgemein kulturell außergewöhnliche, für Ältere unverständliche Wege gehende Jugendliche als Idiot dasteht. Dass es Einsamkeit und psychische Probleme und nicht ausschließlich bösartige Verführungen sein können, die Menschen zu Drogen greifen lassen, wird ebenfalls nicht thematisiert. Insofern ist diese kurzweilige Groteske eine zweischneidige Angelegenheit.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Ritter der Dämonen
„Ritter der Dämonen“ ist das erste von zwei Spielfilm-Spin-Offs aus der genialen US-TV-Horrorserie „Geschichten aus der Gruft“. Die Regie führten Gilbert Adler und Ernest R. Dickerson. 1995 veröffentlicht, handelt es sich um ein gelungenes Beispiel für US-Horror jenes Jahrzehnts, der gut unterhält, professionell und ohne Ausfälle inszeniert wurde, aber mehr für Kurzweiligkeit als für Innovation, Experimente oder größere Alleinstellungsmerkmale steht.Irgendwo in New Mexico: Auf der Flucht vor dem "Collector" flieht Brayker in eine alte Kirche, die in ein Hotel umfunktioniert wurde. Sein Verfolger will unbedingt in den Besitz eines seltsamen Schlüssels kommen, der das Blut von Jesus Christus enthält und dadurch die einzige wirksame Waffe im Kampf gegen Dämonen darstellt. Der Collector ist Anführer der Dämonenscharen und will mit Hilfe des Schlüssels das Tor zur Welt der Finsternis öffnen. Als Brayker die Herausgabe verweigert, eskaliert die Situation: der Collector lässt eine blutgierige Horde an Ausgeburten der Hölle auf das Hotel los. Brayker und die restlichen Bewohner setzen sich zur Wehr...
In New Mexico liefern sich der Collector (Billy Zane, „Zurück in die Zukunft“, „Critters – Sie sind da“) und Brayker (William Sadler, „Die Verurteilten“, „The Green Mile“) eine Verfolgungsjagd, die sie nach einem Autocrash in eine stillgelegte und nun als Motel geführte Kirche führt. Der Collector ist hinter dem sich in Braykers Besitz befindenden Schlüssel zum Tor der Finsternis her, durch dessen Öffnung Scharen von Dämonen in die Welt, wie wir sie kennen, einfallen. Zusammen mit den Betreibern und Gästen des Motels erwehrt sich Brayker des diabolischen Collectors...
Der flott erzählte Film wartet mit einigen mal mehr, mal weniger überzeichneten Nebenrollen auf, aus denen als kleiner Augenschmaus (zumindest für mich) die juvenile Jeryline (Jada Pinkett Smith, „Scream 2“) hervorsticht, die die straffällig gewordene, aber eigentlich herzensgute, noch unverdorbene Jugendliche zwischen all dem White und Black Trash mimen darf. Die Handlung wildert durch ihre an die christliche Mythologie angelehnte Thematik im Okkult-Horror-Bereich, filmtechnisch umgesetzt durch wunderbar surreal anmutende Rückblenden zur Kreuzigung Jesus. Die Spezialeffekte stehen klar im Vordergrund, werden dennoch wohldosiert eingesetzt und sorgen neben einigen gelungenen Splattereffekten für ansehnliche Dämonen, die mich etwas an das Plakatmotiv zu Mario Bavas „Planet der Vampire“ erinnern. Diese scheinen eng mit Zombies verwandt zu sein, denn auch sie sind nur durch gezielten Waffeneinsatz zu töten und in der Lage, ihre Opfer zu infizieren und zu ihresgleichen zu machen. Teuflische Verführungsversuche, die an die insgeheimen Wünsche der Protagonisten appellieren, welche sodann auch visualisiert werden, sind neben dem Okkult-Faktor das Salz in der Suppe des Drehbuchs.
Mit William Sadler konnte man einen charismatischen Schauspieler für die Hauptrolle gewinnen, der dem Film sichtlich guttut und ausreichend Ernsthaftigkeit mitbringt. Billy Zane als übermächtiger Dämonenpapa mit menschlichem Antlitz erscheint vermutlich absichtlich als Kontrast zu seinen Kreaturen glatt und ohne Ecken oder Kanten. Mein persönlicher Höhepunkt der Darstellerriege aber ist B-Movie-Ikone Dick Miller („Das Vermächtnis des Prof. Bondi“, „Gremlins – Kleine Monster“) als dem Alkohol nicht abgeneigter alter Knacker. Belohnt wird er mit einer schönen Sleazeszene.
Das eigentlich Besondere an „Ritter der Dämonen“ sind der Pro- und Epilog, die mit dem eigentlichen Film nichts zu tun haben und durch die der Crypt Keeper im Stile der Serie führt. Diese Szenen verfügen dann auch über den aus der Serie bekannten makabren Humor, während die Haupthandlung sich zwar ebenfalls comichaft präsentiert, andere typische Charakteristika der Mutterserie aber vermissen lässt. Letztlich hat mir das zweite Spielfilm-Spin-Off „Bordello of Blood“ mit seiner deutlich humoristischeren Ausrichtung noch etwas besser gefallen und schien mir eher zur Serie zu passen. Dennoch eine kleine Perle des ‘90er-Horrors, die keinen Genrefreund enttäuschen sollte.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Ach ja, außerdem hatte ich kürzlich natürlich das Vergnügen, "Der Tod trägt schwarzes Leder" im Kino sehen zu dürfen, daher hier noch einmal mein alter Eintrag:
Besonders aufgefallen ist mir bei der Zweitsichtung im Kino, während der ich den Film übrigens wesentlich Polizieso-lastiger als giallig emfpand, wie der Film eine vermutlich damals dank Pille & Co. grassierende Panikwelle konservativer Kreise aufgegriffen bzw. mitgeschürt hat, für die das Erwachen der Sexualität junger Mädchen und ihr selbstbewusster Umgang damit unweigerlich in Tod und Verderben führen mussten Umso ungewöhnlicher in diesem Zusammenhang die obrigkeitskritische Aussage des Films. Also auch hier ein Zwitter.
Der Tod trägt schwarzes Leder
„Der Tod trägt schwarzes Leder“ von Massimo Dallamano, veröffentlicht 1974, ist eine außergewöhnliche Symbiose aus Giallo und Poliziesco, die mitnichten von einer in Lack und Leder gehüllten Femme fatale handelt (wie es angesichts des Titels meine erste Assoziation war), sondern die Geheimnisse um einen mordenden, lederoveralltragenden Mopedfahrer mit Hackebeilchen zum Thema hat. Dabei beginnt der Film etwas unvorteilhaft mit einer aufgeknüpften Leiche eines pubertierenden Mädchens, die ohne Schwierigkeiten als Plastikpuppe zu erkennen ist. Die sich nach und nach offenbarende Geschichte um einen Callgirlring minderjähriger Mädchen sowie der Umstand zartbusiger weiblicher Nacktheit lässt eine bedenkliche spekulative Richtung erahnen, die das Drehbuch aber überraschend zugunsten polizeilicher Ermittlungsarbeiten inkl. einer emanzipierten Staatsanwältin und politisch-kritischen Kommentaren verlässt – denn während auf der Straße junge Rebellen wüten, führt die Spur in die Oberschicht… Dadurch erhält Dallamanos Film einen gewissen inhaltlichen Anspruch, der ihn von reine Schauwerte präsentierenden Gialli oder gewaltverherrlichenden Poliziesci wohltuend abhebt. Der Killer indes ist wenig zimperlich und sorgt für manch wohldosierte Blutspritzerei, während ein genialer Soundtrack fast schon für Wohlfühlatmosphäre sorgt. Die schauspielerischen Leistungen sind ordentlich, Mario Adorf bekommen wir in einer ungewöhnlichen Nebenrolle als emotional aufgewühlten Polizisten zu sehen, lediglich die jungen Mädchen wirken etwas hölzern. Letzteres mag aber auch mit der deutschen Synchronisation zusammenhängen, die ich auch bei den abgespielten Tonbandaufnahmen von sexuellen Handlungen bis hin zu Vergewaltigungen als etwas befremdlich empfand. Mich vermutlich auf dem falschen Fuß erwischt hat das Finale des Films, das vollkommen giallountypisch ausfiel, also entgegen meiner Erwartungshaltung keinen ausgeklügelten respektive an den Haaren herbeigezogenen Plottwist anbietet. Bei näherer Betrachtung mag aber gerade darin der Clou, die Pointe liegen. Ein (Halb-)Giallo wäre natürlich kein (Halb-)Giallo, wenn sich nicht auch hier ein paar Logiklücken (und Goofs) eingeschlichen hätten. In Anbetracht der gelungenen Inszenierung, die auf allzu künstlerisches Geschwurbel verzichtet und einer Dramaturgie, die keine Langeweile aufkommen lässt und sich zeitweise sogar recht rasant gibt, fallen ein paar Kleinigkeiten aber nicht weiter ins Gewicht. Somit ist „Der Tod trägt schwarzes Leder“ sicherlich ein empfehlenswerter Italo-Thriller, der nicht nur Die-Hard-Giallo- oder Poliziesco-Freaks anspricht.Die 15-jährige Silvia wird erhängt auf einem Dachboden aufgefunden, alles sieht nach Selbstmord aus. Kommissar Silvestri findet jedoch schnell heraus, das der vermeintliche Selbstmord nur vorgetäuscht ist und man es mit einem Mord zu tun hat. Zusammen mit der Staatsanwältin Stori macht sich Silvestri an die Ermittlungen und stößt schon bald auf einen Verbrecher-Ring der sein Geld mit Kinderprostitution macht. Aber nicht nur der Kommissar macht Jagd auf die Verbrecher, auch ein mysteriöser, komplett in schwarzer Motorradkleidung steckender Unbekannter macht auf seine Art Jagd auf die Bande ...
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Splinter
„Ist ok, wir schneiden den Arm ab...“Irgendwo im Nirgendwo will der Biologe Seth (Paulo Costanzo) seiner Freundin Polly (Jill Wagner) ein Campingwochenende gönnen, doch das klappt ebenso wenig wie die Heimfahrt, denn sie werden von dem Ausbrecher Farell (Shea Whigham) und seiner Freundin Lacey gekidnappt, um diese über die Grenze zu bringen. Doch alles endet schon bald, als man ein seltsames Tier überfährt, aus dessen Fleisch sich schwarze Stacheln herausbilden und das höchst aktiv und angriffslustig ist. Kurz darauf landet man an einer einsamen Tankstelle, doch der seltsame Organismus war bereits hier und hat Kontrolle über den toten Körper des Tankwarts gewonnen. Schon bald sitzen alle drinnen fest, während das stachelige Wesen alles tut, um zu ihnen hinein zu kommen...
US-Regisseur Toby Wilkins‘ („The Grudge 3“) Langfilm-Regiedebüt „Splinter“ aus dem Jahre 2008 ist ein gelungener Low-Budget-Horrorfilm um einen unbekannten, gefährlichen Organismus, der andere Lebenswesen als Wirt verwendet, offensichtlich Karnivore ist und sich äußerlich durch spitze Dornen zu erkennen gibt. Seth (Paulo Costanzo, „Road Trip“) und seine Freundin Polly (Jill Wagner, „Shifted“) planen ein Wochenende im Grünen, machen jedoch nicht nur unliebsame Bekanntschaft mit jener Eigenart der Natur (?), sondern zudem mit dem flüchtigen Kriminellen Farell (Shea Whigham, „Bad Lieutenant“-Remake) und dessen drogenabhängiger Freundin Lacey (Rachel Kerbs), die die beiden kurzerhand als Geiseln nehmen. Als man sich in einer einsamen Tankstelle verschanzt, muss man sich gezwungenermaßen zusammen der Kreatur erwehren…
Mit dieser Geschichte versuchen Wilkins und sein Team natürlich keinen Kreativitätspreis zu gewinnen, handelt es sich doch um typische Genre-Versatzstücke, aus denen schon so mancher Horrorfilm gemacht war: Ungleiche Charaktere müssen sich miteinander arrangieren und geraten auf der Flucht vor einem lebensbedrohlichen Lebewesen in eine klaustrophobische Situation. Genrefans sehen aber nun mal gern Bekanntes in unterschiedlichen Variationen und im Idealfall kommt dabei ein unterhaltsamer, gut gemachter Film herum. Dieser ist hier gegeben, denn man merkt, dass die Filmmacher selbst Genrekenner sind und sowohl mit Verständnis als auch Herzblut bei der Arbeit waren: Ärgerliche Albernheiten oder ironisierenden Unfug gibt es nicht, man bemüht sich um eine konsequent ernste, bedrohliche Atmosphäre – die auch trotz Digitaloptik gelingt. „Splinter“ steckt voller Zitate, von „Blob“ bis hin zu Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ und wieder zurück. Die Kreatur, die sich ihrer toten Menschen bedient, um sich mittels derer in bizarren Verrenkungen fortzubewegen, wurde mit guter, handgemachter Tricktechnik zum Leben erweckt, wenn auch Wackelkamera und hektische Schnitte vermutlich die Durchschaubarkeit manch eines Spezialeffekts verhindern. Dadurch bleibt die Kreatur diffus, was durchaus eine Stärke des Films sein kann, dennoch wäre mir etwas weniger epileptische Verschleierungstaktik der Kamera lieber gewesen. Das Blut fließt wohldosiert; nie gab sich Wilkins der Versuchung hin, seinen Film durch allzu übertriebene Gewaltexzesse fragwürdig aufzupeppen.
Stattdessen hat er seinen Film spannend inszeniert und mit seinen Charaktere eine interessante Konstellation geschaffen, die er zum Anlass für ein Spiel mit den Geschlechterrollen nimmt: Während Seth ein eher verkopfter Biologe ist, der keinen Führerschein besitzt, ist Freundin Polly diejenige, die nicht nur das Auto fährt, sondern auch den Reifen wechselt und generell eher fürs Grobe zuständig ist – ohne, dass Seth dabei der Lächerlichkeit preisgegeben würde. Natürlich durchlebt er im Laufe der Handlung eine gewisse Entwicklung, ebenso wie Farell, der sich leider wenig logisch, eher arg konstruiert vom totalen Buhmann zum gutherzigen Märtyrer um 180° dreht. Das wurde mir dann doch etwas zuviel des Guten.
Ansonsten aber ein respektables Debüt – mir jedenfalls „gefällt“ die Vorstellung eines in irgendeinem Wald vegetierenden mutierten Pilzes oder was auch immer, vor dem man sich in Acht nehmen muss, bevor man ehe man sich versieht versucht, sich seiner Extremitäten mit einem Teppichmesser zu entledigen. Hölle!
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Mosquito
„Ihr Motiv ist Töten – mehr wollen Sie nicht!“Durch den Absturz eines Raumschiffes auf die Erde mutieren ein paar Mosquitos zu riesigen, fliegenden Monstern. Als ein Wissenschaftler die Ursache herausfindet, scheint es fast schon zu spät zu sein: Viele Menschen sind bereits grauenvoll zu Tode gekommen, denn die Mosquitos vermehren sich in Windeseile. Eine Handvoll Überlebender stellt sich dem aussichtslosen Kampf...
Nachdem die 50ies-Event-Kino-Hommage „Popcorn“ im Jahre 1991 Szenen eines fiktiven Drive-In-B-Movies um blutsaugende Riesenmoskitos zeigte, erschien mit dem anscheinend misslungenen „Skeeter“ ein Jahr später tatsächlich endlich ein Tierhorrorfilm um mutierte Mücken, dem 1995 der unter der Regie Gary Jones‘ („Spider“) entstandene „Mosquito“ folgte; eine US-amerikanische Produktion, die Tierhorror mit freiwilligem Trash vermengt.
Irgendwo in den eher dünn besiedelten Gegenden der USA stürzt ein Raumschiff in einen Sumpf ab und die Moskitos, die sich an der extraterrestrischen Besatzung laben, mutieren zu riesigen Ungetümen – zum Schrecken der Gäste des örtlichen Campingplatzes, die zunächst gar nicht wissen, wie ihnen geschieht.
Tierhorrorfilme neigen ja dazu, einfach ohnehin schon als unangenehm empfundene Tiere auf monströse Größe aufzublasen und dadurch Schrecken zu verbreiten. Großer Beliebtheit erfreuen sich dabei Spinnentiere, aber auch Insekten wie z.B. Ameisen wurden schon dementsprechend in Szene gesetzt. Eigenartig, dass in Zeiten von „Tarantula“ und „Formicula“ sich niemand ans Moskito-Thema wagte und umso erfreulicher, dass Jones 1995 eben damit ein ansehnlicher Film gelang. Das Wichtigste bei einer solchen Thematik sind natürlich die Kreaturen – und anhand derer wird deutlich, dass Regisseur Jones der Spezialeffekt-Branche entstammt und beispielsweise schon für Sam Raimis „Tanz der Teufel“-Reihe arbeitete. Die Viecher sehen klasse aus, versprühen dabei aber dennoch den Charme vergangener Monsterfilmzeiten. Sie schwirren durch die Luft und garantieren mit ihren Stacheln manch blutigen Effekt. Zurück lassen sie ausgesaugte Opfer, die als Latexleichen in der Gegend herumliegen – herrlich und 1995 eben schön oldschool.
Ansonsten ist „Mosquito“ Low-Budget-Monster-Trash mit vielen typischen Stärken, aber auch Schwächen. Zunächst einmal wäre da die Billigoptik zu nennen, die aber vermutlich auch durch die schlechte Bildqualität meines Exemplars, das das Ramschlabel „Savoy Film“ zusammen mit drei anderen Filmen auf eine DVD zwängte, in hohem Maße zusätzlich verschlechtert wird. Die Charaktere sind größtenteils debile Flachbirnen, denen man kaum eine weiterreichende Charakterzeichnung gönnte und sie stattdessen skurrilen Unfug sowie zahlreiche Klischee-Einzeiler verzapfen ließ. Der erste auftauchende Riesenmoskito wird überfahren, doch die Fahrer wundern sich kaum über den „Riesenkäfer“, wie sie den Moskitomatsch nennen. Ein Angler versucht, die Fische durch lauthals gerufenes „Fischi Fischi Fischi“ anzulocken... Zumeist handelt es sich dabei um ziemlich schlechte Schauspieler, jedoch hat man mit „Leatherface“-Darsteller Leatherface ein echtes As im Ärmel, das man genüsslich ausspielt, indem man ihn wieder zur Kettensäge greifen lässt, begleitet von einem Insidergag auf den Lippen, bevor er dank schneller, holpriger Charakterentwicklung vom Bösewicht zum Märtyrer wird.
Über weite Strecken geht es also albern (Höhepunkt: Herausploppende Augen eines Moskito-Opfers) und comicartig zu, doch ist es Jones leider nicht gelungen, einen Stil konsequent durchzuziehen. Dann und wann schwankt man irritierend zwischen den Polen Komik und Ernst und es schleichen sich Längen, wenn auch eindeutig im verschmerzbaren Ausmaße, ein. Ein wenig Sleaze darf natürlich auch nicht fehlen; für einen richtigen, über bemüht atmosphärische Orchesterklänge hinausgehenden Soundtrack hat’s aber nicht gereicht. Dafür entschädigt ein wenig ein flottes Metal-Instrumentalstück im Abspann dieser kurzweiligen Insektensause. Unterm Strich ein selbstironischer, sympathischer Tierhorror-Trash-Spaß für Genrefans, der natürlich insbesondere mit seinem Viehzeug punktet, für meinen Geschmack aber gern noch etwas geradliniger ausgerichtet hätte werden dürfen. Für Freunde der alten Schule dennoch Pflicht. „Das ist doch Science-Fiction-Bullshit!"
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
King of the Lost World
„Wir sind im Arsch!“Ein vollbesetztes Passagierflugzeug macht mitten auf einer scheinbar unbewohnten Insel eine Bruchlandung und natürlich ist schnell ein Trupp zusammengetrommelt, der die anderen Teile des Flugzeugs inklusive Funkgerät suchen will. Die Gestrandeten haben aber ihre Rechnungen weder mit den agressiveren Rieseninsekten der Insel, dem wilden Eingeborenenstamm, noch mit den, die Lüfte beherrschenden Flugdrachen gemacht. Und wäre das alles noch nicht genug, gibt es natürlich noch den "König der verlorenen Welt", ein riesiges Affenmonster das die Insel terrorisiert. Aber auch nicht alle Passagiere sind das was sie vorgeben zu sein und so führt am Ende alles zu einem äußerst explosiven Showdown.
Als ich die von mir ohne große Erwartungen als Wundertüte behandelte Mogelpackung „Tierhorror-Collection“ von „Savoy“, die gleich vier Filme auf eine DVD zwängte, ansah und im Zuge dessen auch den US-Abenteuer-Film „King of the Lost World“ von Regisseur Leigh Scott („Pirates of Treasure Island“) aus dem Jahre 2005 konsumierte, dachte ich so bei mir, dass das gut ein Film der „Asylum“-Produktion sein könnte, über die ich schon einiges gehört, aber mir noch keine ihrer Veröffentlichungen angesehen hatte. Und siehe da – „King of the Lost World“ ist tatsächlich einer dieser berüchtigten „Mockbuster“, also vorsätzlich billig produzierten Plagiate erfolgreicher Mainstream-Blockbuster. Verwurstet werden hier gleich drei Vorbilder, nämlich „King Kong“, „Lost World“ und die TV-Serie „Lost“, was mir angesichts des Titels schon ein Schmunzeln entlockt.
Ein Passagierflugzeug macht eine Bruchlandung auf einer unbekannten Insel, wo die Überlebenden sich mit riesigen Tieren – unter ihnen ein überdimensionaler Gorilla –, einem Eingeborenenstamm und einer rätselhaften zweiten, ebenfalls der Zivilisation entsprungenen Gruppe Verschollener herumschlagen müssen.
Die Charaktere und ihre Entwicklung sind geklaut aus „Lost“ und der Rest eben aus „Lost World“ und „King Kong“. Im Falle der Kreaturen bekommt es man es mit mal weniger, meist aber mehr seelenloser CGI zu tun, auch beim Flugzeugabsturz kommen Computeranimationen zum Einsatz. Die Handlung weist kaum Eigenleistung auf, strotzt dennoch vor fragwürdigen Dialogen, Logiklöchern und Unglaubwürdigkeit. Visuelle Härte bekommt man so gut wie keine zu sehen, der mies animierte Riesenaffe spielt nur eine Nebenrolle und die Regie fabriziert munter Anschlussfehler, während das Drehbuch seine „Charaktere“ sich sorglos mal in die eine, mal in die andere Richtung entwickeln lässt, als hätte der Autor sie zwischenzeitlich verwechselt, und greift Handlungsstränge auf, nur um sie nach halbherziger Behandlung wieder fallen zu lassen. Nach nur rund 75 Minuten endet der Film mit der Bankrotterklärung eines jeden uninspirierten Drehbuchautors, indem er alles mit einer Atombombe in die Luft jagen lässt.
Es wurde also so ziemlich alles verkehrt gemacht, was man verkehrt machen kann. All das wird aber in einer Ernsthaftigkeit betrieben, dass der Filmlaie, dem das „Mockbuster“-Konzept vermutlich gänzlich unbekannt ist, die feine Ironie gar nicht bemerken dürfte. Auch ich bin mir nicht im Klaren darüber, was davon bewusst als Persiflage angelegt wurde und was tatsächlichem filmischem Unvermögen geschuldet ist. Um das richtig einordnen und beurteilen zu können, müsste ich mich vermutlich mehr mit „Asylum“-Produktionen auseinandersetzen. Oberflächlich betrachtet jedenfalls ist „King of the Lost World“ dummdreist und leider auch ziemlich langweilig, denn ein überzeichnetes Trash-Feuerwerk wird hier nicht abgebrannt – stattdessen wirkt der Film seelenlos und steril. Ich hingegen verfolgte das Geschehen mit einem gewissen Interesse, da es sich um meine erste Konfrontation mit dieser Art von Film handelte und habe mich durch das Wiedererkennen typischer Filmfehler kommerzieller Cash-In-Produktionen bisweilen dann doch zumindest einigermaßen amüsiert
Die Darstellerriege besteht in erster Linie aus No-Names und „Asylum“-Stammspielern, als Zugpferde konnte man allerdings Bruce Boxleitner („Tron“) in einer der Hauptrollen und Steve Railsback („Insel der Verdammten“, „Lifeforce“, „Dich kriegen wir auch noch!“) für eine Nebenrolle verpflichten, die dem Spektakel in der Tat etwas Charakter verleihen. Die Mädels sind nett anzuschauen und eine zieht sogar obenrum blank. Vielmehr gibt es über „King of the Lost World“ aus meiner Sicht auch gar nicht zu sagen; ich bin um eine Erfahrung reicher und dank seiner kurzen Laufzeit und der Verramschung auf dem Heimkinomarkt kostet der „Filmgenuss“ all diejenigen, die auf diese Erfahrung gut verzichten können, weder allzu viel Lebenszeit noch Taler.
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Killer Eye – Experiment des Grauens
„Sie dürfen ihm nicht ins Auge sehen!“ – „Er besteht ja nur aus Auge!“Ein besessener Wissenschaftler will sich Zugang zur achten Dimension verschaffen. Dabei löst er jedoch eine Katastrophe aus: Ein Experiment gerät außer Kontrolle und das herausgerissene Auge einer getöteten Versuchsperson mutiert unter dem Einfluss der fremden Dimension in ein blutgieriges Monster. Dieses Monster entwickelt einen besonderen Appetit auf junge Frauen - ein Alptraum beginnt...
Nachdem ich „Killer Eye“, der sich irgendwie auf die „Tierhorror-Collection“ des Ramschlabels „Savoy“ gemogelt hat, gesehen hatte, hielt ich diesen US-Sci-Fi-Trasher aus dem Jahre 1998 für einen Amateurspaß oder ein No-Budget-Regiedebüt, doch zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass sich hinter dem Pseudonym Richard Chasen Regisseur David DeCoteau verbirgt, der bereits eine ganze Reihe von Billigfilmen verbrochen hat, die gerne mal im Nachtprogramm von Privatsendern landen, wenn „Sexy Clips“ & Co. zu teuer geworden sind, wie z.B. der mir bekannte Gähner „Witchouse“.
Dabei klingt die Geschichte erst einmal prädestiniert für einen geschmacklosen, irren, viel Spaß versprechenden B-Movie: Ein bekloppter Wissenschaftler hat die fixe Idee, einen Zugang zur achten (!) Dimension zu erlangen. Zu diesem Zwecke heuert er einen Straßenstricher an, dem er ins eine Auge eine Lösung tröpfelt und ihn durch ein Mikro-, Tele- oder Irgendwas-Skop blicken lässt. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass dessen Augapfel daraufhin ein Eigenleben entwickelt, indem er sich vom Kopf des Jungen löst, gigantische Größe annimmt und beginnt, die Mädels der hiesigen Dimension zu befummeln, weniger geschlechtsspezifisch Menschen zu hypnotisieren oder schlichtweg „wegzuzappen“.
Keine Ahnung, wie man auf so einen hanebüchenen Unfug kommt, aber die Enttäuschung folgt auf dem Fuße: Statt wenigstens zu versuchen, die Materialisierung des Auges mittels Spezialeffekten zu visualisieren, findet dieser Prozess lediglich in Form eines Schattens an den lachhaften Kulissen in der Billigoptik des Films statt und die Kreatur ist ein lächerlich, unbeweglich Modell, das durch die Gegend geschoben wird und in dessen Pupille es grün vor sich hinblitzelt. Draußen herrscht derweil das genreübliche Klischeegewitter vor, das hierzulande rasch Katastrophenmeldungen auslösen würde, dort aber lediglich als unmotivierte Effekthascherei für Gruselatmosphäre sorgen soll. Das misslingt natürlich vollends und Außenszenen bekommt man keine einzige zu sehen, der komplette Film spielt sich in den Wohnungen, im Labor und auf dem Dachboden eines Appartementhauses ab. Da die Idee in Zusammenhang mit dem hochgradigen Dilettantismus kaum eine Grundlage für einen kompletten Spielfilm bietet, wurde die Chose mühsam auf sage und schreibe rund 70 Minuten aufgebläht, indem einzelne Szenen – in erster Linie die, in denen der Augapfel seine Tentakeln über entblößte Frauenkörper gleiten lässt oder in denen sich die Schießbudenfiguren von Charakteren auf dem Bett räkeln, gern auch in Zeitlupe – gefühlt unendlich in die Länge gezogen werden. Die angedeuteten Softsexszenen fielen dabei so prüde aus, dass man dem Film selbst Sleazequalitäten kaum bescheinigen kann.
Wir haben hier zwei Mädels – Jacqueline Lovell und Nanette Bianchi –, von denen erstgenannte dann doch irgendwann den BH lüftet, anscheinend über eine gewisse Erfahrung im Erotikbereich verfügt und hier den Zuschauer bei der Stange halten soll, während Bianchi („Mike Mendez’ Killers“) bereitwilliger die Hüllen fallen lässt und den brünetten, biedereren Gegenpart darstellen soll. Das lädt ein zu debilen Wortspielen à la „Augenschmaus“ oder „Was fürs Auge“, wobei ich es aber bewenden lassen möchte. Die männlichen „Schauspieler“ sind ausnahmslos blasse, uncharakteristische Abziehbilder, unter ihnen zwei ultranervige Sunnyboy-Bodybuilder, die bevorzugt in Boxershorts und Socken zusammen auf dem Bett liegen, Pillen schmeißen und fernsehen und dabei unbeabsichtigt stockschwul wirken. Sämtliche Charaktere entpuppen sich als strunzdämliche Flachpfeifen, niemand spielt auch nur im Mindesten glaubwürdig eine Rolle und der pubertäre, alberne Humor zündet grundsätzlich nur, wenn er unfreiwilliger Natur ist. Man könnte eine mehrseitige Abhandlung darüber verfassen, wie idiotisch die Rollen, ihr Verhalten und ihre Dialoge sind, aber das erspare ich mir und beschränke mich auf den Hinweis, dass es mir schwerfällt, dass, was sich hier abspielt, als „Handlung“ anzuerkennen.
Während immer wieder das groteske Riesenauge, das man bereits direkt zum Filmbeginn in seiner ganzen „Pracht“ zu sehen bekommt und sich deshalb in rasender Geschwindigkeit abnutzt, sich an unsere Hausbewohner heranschleicht und Schabernack mit ihnen treibt, dünkt jenen ganz gemächlich, dass da irgendwas nicht stimmt, bis man irgendwann gar den rettenden (?) Einfall hat, es mit Licht zu blenden und auszutrocknen. Doch selbst das wird jäh unterbrochen von weiteren sinnlosen Einfällen, die den Film strecken und in einem schwachsinnigen „Finale“ gipfeln. Einer meiner persönlichen visuellen „Höhepunkte“ ist die kurze Szene, die die ominöse „achte Dimension“ zeigt, indem eine Zeichnung (!) von einer Augenansammlung vor einer Pyramide in die Kamera gehalten wird...
„Killer Eye“ hat bis auf ein paar Titten eigentlich nichts zu bieten, hat kein Budget, gegen null tendierenden Horror und keinen Charme, schwankt dafür trotz kurzer Laufzeit zwischen gähnender Langeweile und unfreiwilligem Humor. Die auf gewisse, geschmacksverirrte Weise neugierig machende Grundidee wurde völlig verschenkt. Das ist zweifelsohne der Bodensatz der Direct-to-Video-Produktionen, eine filmgewordene Beleidigung für das Auge (Ha! Doch noch ein Wortspiel!). Mit viel Wohlwollen zücke ich einen Punkt für die Dreistigkeit, diesen Film wirklich zu veröffentlichen, einen fürs die zumindest als Skulptur lustig anzusehende „Kreatur“ und einen für die Titten. Dass das ernstgemeint gewesen sein soll, kann ich mir eigentlich aber immer noch nicht so recht vorstellen...
3/10 Trashpunkten.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Tödliche Fracht
Ein weiterer Beitrag zum Tierhorror-Subgenre und anscheinend gleich der dritte aus dem Jahre 1977, der Spinnen zum Thema hat, ist die TV-Produktion „Tödliche Fracht“ von US-Regisseur Stuart Hagmann („Blutige Erdbeeren“). Ein Transportflieger schmuggelt Kaffeebohnen und illegale Einwanderer aus Ecuador in die USA, muss aber in einem verschlafenen Kleinstädtchen notlanden. Die Notlandung missglückt in letzter Minute, weil die unbemerkt mitgeschmuggelten, hochgefährlichen, todbringenden Bananenspinnen nicht nur die Ecuadorianer, sondern auch die Piloten beißen. Zunächst von den Einwohnern unbemerkt, breitet sich eine Spinnenepidemie aus und bedroht die örtliche Orangenfabrik.Ein Transportflugzeug mit Kaffeebohnen hat unwillkommene Gäste an Bord: eine Horde von Taranteln, die die Besatzung töten und eine Bruchlandung verursachen. Damit machen sich die Spinnen auf den Weg in die nahegelegene Kleinstadt, die von ihrer Orangenfabrik lebt. Ein willkommenes und süßes Ziel, so daß es bald zu Todesfällen kommt. Als die Viecher endlich entdeckt werden, droht bald der Ausnahmezustand: die Bewohner sind umzingelt...
In grundsätzlich schöner 70er-Wohlfühlatmosphäre wird der Zuschauer Zeuge eines sehr mit angezogener Handbremse inszenierten Rip-Offs im Zuge der Tierhorrorwelle, das kaum Exploitation-Qualitäten aufweist und stattdessen häufig mehr an ein Katastrophendrama erinnert. So bemühte man sich sehr, sich mit Übertreibungen zurückzuhalten und ein vermeintlich realitätsnahes Szenario zu kreieren. Werden Flug, Absturz und Konfrontation der Dorfbewohner mit selbigem sowie das erste Auftauchen der Spinnen zwar in aller Ausführlichkeit, aber durchaus ansprechend im für das Jahrzehnt typischen, gemächlichen Tempo gezeigt, wird ab einem gewissen Punkt deutlich, dass „Tödliche Fracht“ kaum vorhat, sich dramaturgisch zu steigern und spannende, fiese Arachnidenattacken zu zelebrieren, sondern dem TV-Publikum nicht zuviel zuzumuten. Inhaltliche Härten wie der Tod des einziges Kindes des Ehepaars, das der Zuschauer frühzeitig kennenlernt, mögen kurzzeitig durchaus für Entsetzen sorgen, bleiben wie der gesamte Film aber grafisch zurückhaltend und scheinen sich auch nicht übermäßig auf die Moral der betroffenen auszuwirken. Allgemein machen die Protagonisten zunächst so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann – da werden Funksprüche ignoriert, Kindern zu wenig Beachtung geschenkt und ein Graben ausgehoben, um das Flugzeugbenzin abfließen zu lassen, das natürlich prompt Feuer fängt... Das hat bisweilen schon leichte Trash-Qualitäten.
Einen gesellschaftskritischen Subplot gibt es genretypisch in Form des Konflikts zwischen dem Plantagenbetreiber, der aus wirtschaftlichen Interessen die Gefahr kleinredet und dem zunächst unterschätzten, nicht ernst genug genommenen Feuerwehrleiter als Warner und Mahner. Letztlich wird hier aber kein Endzeitszenario gezeichnet, sondern an die Vernunft der Menschen appelliert und ausgedrückt, dass man durch Ärmehochkrempeln und Zusammenarbeit auch eine solche Gefahr abwenden kann. Das ist versöhnlich, gefällig, fast schon kleinbürgerlich-salonfähig und eben alles andere als schockierend. Das passt aber wiederum zur Prämisse des Films, der den Ursprung der Gefahr nicht wie so oft skrupellosen Geschäftemachern zuschreibt oder generelle Zivilisationskritik übt, sondern evtl. gar im metaphorischen Sinne Einwanderung aus Lateinamerika verantwortlich macht und konservativen Kräften damit nach dem Mund redet, zumindest aber das Problem nicht als hausgemacht, sondern importiert charakterisiert. Dem unheimlich zäh inszenierten Finale liegt dann die höchst fragwürdige, naive Idee zugrunde, die Spinnen durch das akustisch verstärkte Geräusch von Wespen – ihren natürlich Feinden – aus der Reserve zu locken und somit aus den Orangenvorräten herauszubekommen, woraufhin ein klassisches Happy End folgt. Untermalt wird der gesamte Film von einem einschläferndem Soundtrack.
Mein Respekt gilt allen Beteiligten für die Arbeit mit den echten Spinnen; Phobiker durfte auch dort niemand sein, wenngleich man sich nicht solchen Konfrontationen wie beispielsweise im sehr empfehlenswerten „Mörderspinnen“ aus dem gleichen Jahr auszusetzen hatte. Die Schauspieler agieren solide, unter ihnen Tom Atkins („The Fog – Nebel des Grauens“), wenn auch zumeist recht emotionsarm. Das Endergebnis jedoch ist ein, besonders im Vergleich mit der starken Konkurrenz, eher belangloser Film, der in erster Linie Freunde des etwas biedereren US-Films der 1970er erfreuen dürfte. Und täusche ich mich oder kamen hier tatsächlich zwei verschiedenen Spinnenarten, nämlich Bananenspinnen und Taranteln, zum Einsatz? Und warum lautet der Originaltitel „Tarantulas: The Deadly Cargo“, wenn es um Bananenspinnen geht...?
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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- buxtebrawler
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
The Cross of the Seven Jewels
„The Cross of the Seven Jewels“ aus dem Jahre 1987 ist nicht nur der glücklicherweise einzige Film, bei dem Marco Antonio Andolfi, der gleichzeitig das Drehbuch verfasste, die Hauptrolle mimt und den Schnitt besorgte, Regie führte, sondern auch wahrscheinlich der schlechteste Werwolffilm überhaupt und allgemein das bis jetzt Mieseste, das ich aus bella italia zu sehen bekam – anzusiedeln noch unter Amateurniveau.Irgendjemand hat Marios Amulett gestohlen. Irgendwo zwischen Rom und Napoli veranstaltet eine geheimnisvolle Sekte Sadomaso-Orgien in einem düsteren Kellergewölbe und irgendwie hat auch die Mafia Interesse an der ganzen Sache. Mario aber wird jetzt wieder jede Nacht zu dem sexbessenen Dämon, zu dem ihn die Sekte gemacht hat, und nur wenn er das Kreuz mit den sieben Juwelen wiederfinden würde, könnte er seinem grausamen Schicksal entkommen...
Marco Satori (Marco Antonio Andolfi) wird sein schmuckes, mit sieben Juwelen besetztes Kreuz gestohlen, das bisher verhinderte, das er sich des nächtens zu einem Werwolf verwandelt. Er ist nämlich Opfer einer eigenartigen Sekte, die S/M-Orgien feiert und ihn irgendwie zu dem gemacht hat, was er ist. Auf der Suche nach dem Kreuz bekommt er es mit der Mafia zu tun...
„The Cross of the Seven Jewels“ wäre gern ein sleaziger Werwolf-Horrorflick, wurde aber der ultimative Anti-Film. Die simple Geschichte wird so dermaßen kompliziert erzählt, dass es schwerfällt, ihr zu folgen. Die immer gleichen Nackedei-Szenen mit der Sekte sind lächerlich (in erster Linie sieht man einen nackten, alten Mann mit Schmierbauch...), Schauspieler rar gesät (Gordon Mitchell darf in Priesterkutte ab und zu angestrengt fies in die Kamera glotzen) und die Leistungen der Darsteller unterunterirdisch. Ein Budget gab es offensichtlich nicht und die Effekte – die Werwolfverwandlungsszenen – fielen unsagbar grottig aus. In einem aus nur ca. drei Einzelszenen bestehenden Zeitraffer wird Andolfi eine idiotische Maske aufgesetzt, die nicht nur überhaupt nicht seinen Körper, sondern nicht einmal sein Gesicht komplett bedeckt: Unterkiefer und Kinn bleiben komplett ausgespart. Mit dieser Maske würde er sich vermutlich selbst beim Faschingsfest der örtlichen Grundschule der Lächerlichkeit preisgeben, jede Omma fabriziert mit ihren Stricknadeln in kürzester Zeit ein ansprechenderes Kostüm.
Der komplette Film wirkt in dem Sinne symbolhaft, dass man offensichtlich vom Zuschauer erwartete, seine Phantasie zu bemühen und sich vor dem geistigen Auge vorzustellen, wie die jeweilige Szene hätte aussehen können, wäre sie von Menschen umgesetzt worden, die schon einmal aktiv irgendetwas mit Filmen zu tun gehabt hätten. Ja, es ist wirklich so schlimm, wie ich es beschreibe, bei Peitschenhieben beispielsweise wird die Peitschenschur vorsichtig auf dem Opfer abgelegt!
Neben dämlichen Ideen wie der, eine schmierige, nervige Liebesgeschichte mit einfließen oder eine Nutte als Wahrsagerin für ihre Dienste werben zu lassen, mit der unser Möchtegernwerwölfchen natürlich prompt auf der Suche nach seinem Kreuz in den Federn landet, wird der Film mit einer Vielzahl an nichtssagenden Dialogen gestreckt, werden wahllos Ortswechsel aneinandergereiht, so etwas Ähnliches wie Handlungsstränge aufgenommen und fallengelassen wie heiße Makkaroni und ein Amateur nach dem anderen vor die Kamera gezerrt, um den Zuschauer vorsätzlich zu verwirren. Damit dies evtl. hätte gelingen können, hätte man sich aber zunächst einmal erfolgreich um dessen Aufmerksamkeit bemühen müssen, was an der gähnenden Langeweile dieses Mists scheitert, das nicht einmal über unterhaltsame Trashqualitäten verfügt und nur deshalb nicht von mir als Laientheater betitelt wird, um echtes Laientheater nicht zu beleidigen. Klar, ab und zu lacht man ungläubig angesichts der Vollkatastrophe, was aber nicht auf einen etwaigen Unterhaltungsfaktor zurückzuführen ist, sondern auf eine Schutzfunktion des eigenen Geistes und Körpers, um der Filmqual noch wenigstens ansatzweise etwas abzugewinnen und somit ein ganz klein wenig erträglich zu machen.
Es gibt wirklich und wahrhaftig schlicht NICHTS, was Andolfi und seinem Dilettantenteam auch nur ansatzweise gelungen wäre und dass ihm das anscheinend überhaupt nicht auffiel und er ohne jeglichen Anflug von Humor oder Selbstironie diesen Affentanz ernsthaft durchzog und veröffentlichte, spricht für einen ausgeprägten Realitätsverlust, das Fehlen jeglicher Schamgrenze und hochgradige geistige Umnachtung zugleich. Konsequent missratener als in „The Cross of the Seven Jewels“ sollte es nun wirklich nicht mehr gehen.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Momo
Die Realverfilmung von Michael Endes Kinder-/Jugendbuch „Momo“ aus dem Jahre 1986 war die letzte Regiearbeit Johannes Schaafs („Traumstadt“). Der Film entstand in deutsch-italienischer Koproduktion. In einem kleinen italienischen Ort erfreut sich das Mädchen Momo (Radost Bokel, „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“) mit ihren Freunden des Daseins und lebt ohne Stress oder Leistungsdruck in den Tag hinein. Doch eines Tages tauchen die grauen Herren mit ihren stinkenden Zigarren auf und infiltrieren die Menschen mit ihrer Zeitsparideologie, die dazu auffordert, in immer weniger Zeit immer mehr zu schaffen und sich einem Zeitdiktat zu beugen, das es vorher nicht gab. Momo scheint die einzige zu sein, die erkennt, dass die grauen Männer nicht das Wohl der Allgemeinheit im Sinn haben, sondern letztlich den Menschen ihre Zeit stehlen, um sie zu Zigarren gebündelt rauchend zu verbrennen und sich dadurch selbst am „Leben“ zu erhalten…In der kleinen italienischen Stadt, in der das kleine Mädchen Momo (Radost Bokel) lebt, läuft das Leben noch ruhig und gemächlich ab. Das ändert sich, als die grauen Herren erscheinen und den Menschen eine Art Zeitkonto aufschwatzen, mit dem sie Zeit sparen können. Das hat bald zur Folge, daß niemand mehr Zeit für den anderen hat und alle nur noch in Eile kommt. Die grauen Männer verfolgen diesen finsteren Plan, da sie von der Zeit leben, die sie den Menschen stehlen, indem sie sie als Zigarren gebündelt rauchen. Momo entschließt sich zum Widerstand und sucht mittels ihrer Schildkröte Kassiopeia den Herrn der Zeit, Meister Hora (John Huston) auf, um die Zustände zu ändern...
Durch seine Geschichte funktioniert „Momo“ auf zwei Ebenen: Als phantastisches, pädagogisch wertvolles Märchen für Kinder sowie als kritische Allegorie auf den Kapitalismus für Erwachsene. Für alle Zielgruppen ähnlich dürfte die inspirierende Wirkung sein, die dazu anregt, sich darüber Gedanken zu machen, wie man seine endliche Lebenszeit nutzen möchte und was einen daran hindert, sie seinen Wünschen entsprechend zu gestalten, welche Kompromisse man zu welchem Preis eingeht. In zweckdienlichen, schön ausstaffierten Kulissen geben sich die kleine Radost Bokel als zuckersüßes, aufgewecktes, intelligentes Lockenköpfchen Momo mit großen Rehaugen und einem Lächeln zum Dahinschmelzen, Mario Adorf („Der Mafiaboss – Sie töten wie Schakale“) als Maurer Nicola, Leopolde Trieste („Caligula“) als Beppo Straßenkehrer, Ninetto Davoli („Erotische Geschichten aus 1001 Nacht“) als Lokalwirt und weitere als Freunde Momos ein Stelldichein, während Armin Mueller-Stahl („Fünf Patronenhülsen“) den Chef der vor allem für Kinder sehr gruselig gezeichneten grauen Herren mimt und John Huston („Das ausschweifende Leben des Marquis de Sade“) den gottartigen Meister Hora gibt. Die Besetzung trifft ins Schwarze, spielfreudig beteiligen sich erfahrene Schauspieler an der Verfilmung der Geschichte Momos.
Dabei hielt sich das Drehbuch recht eng an die Literaturvorlage und scheute nicht vor der visuellen Umsetzung der surreal anmutenden Welt der uniformierten, glatzköpfigen grauen Herren oder vor Ausflügen in Meister Horas über allem schwebenden Ort der Zeit. Neben der Besetzung des Films hat es mir besonders die Darstellung der grauen Herren als wuselige, hektische, ihre Zigarren ketterauchenden Wesen angetan, die karikierend überzeichnet das Zeit- bzw. spekulative Finanzwesen und dessen seelen- und kulturlose Tristesse repräsentieren, entindividualisierte, maschinenartige Parasiten, die arglose Menschen für ihre Zwecke instrumentalisieren. Schön auch, dass bei „Momo“ weder schwülstiges Pathos regiert, noch auf die Tränendrüse gedrückt wird. Stattdessen stellt man eine lebenswerte Welt, die frei ist von Sach- und Konsumzwängen einer düsteren, von den grauen Herren regierten gegenüber – zugegebenermaßen plakativ, aber dafür lustig, mit augenzwinkernder Ironie und stark satirisch angehaucht. Insgesamt fiel die „Momo“-Verfilmung weit weniger pompös, wesentlich bodenständiger als beispielsweise Wolfgang Petersens „Die unendliche Geschichte“ aus – was ich weitestgehend wertfrei verstanden wissen möchte, wenn ich auch konstatieren muss, dass der „Wow“-Effekt bei Petersen natürlich größer war.
Weniger glücklich bin ich – wie bereits in der Buchvorlage – mit der Idee Endes, Momo mit Kassiopeia eine Schildkröte zur Seite zu stellen, die in die Zukunft blicken kann und mittels auf ihrem Panzer aufleuchtender Buchstaben mit Momo kommuniziert. Das ist mir etwas zu viel des Guten, zu wenig nachvollziehbar, zu sehr dahergesponnen. Zudem kann ich Michael Endes Konsumkritik zwar in Bezug auf Barbiepuppen teilen, vermute dahinter aber eine allgemeingültige Schelte für vermeintlich abstumpfendes, unpädagogisches „Plastikspielzeug“, wie sie früher weit verbreitet war und die ich so nicht unterschreiben kann und möchte. Das spielt in „Momo“ aber nur eine untergeordnete Rolle und ist lediglich meine persönliche Interpretation.
Natürlich gibt es auch in „Momo“ vereinfachte, naiv und/oder kitschig anmutende Sichtweisen und Momente. Der Gesamteindruck bleibt aber positiv und dank starker Bilder, in erster Linie erzeugt durch überaus charismatische Darsteller – allen voran Bokel in der Rolle ihres Lebens – und liebevolle Kulissen- und Kostümarbeit ist „Momo“ einer dieser Filme geworden, die im Unterbewusstsein allgegenwärtig bleiben. Eine je nach Lebensabschnitt und -alter geringfügig andere Interpretierbarkeit der Handlung sichert darüber hinaus das Langzeitvergnügen und macht eine wiederholte Auseinandersetzung mit dem Stoff, egal ob in Buch- oder Filmform, zu einer lohnenden Angelegenheit.
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