Homeboy
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(USA 1988)
Regie: Michael Seresin
Mit Mickey Rourke, Christopher Walken, Debra Feuer, Jon Polito, Ruben Blades
Johnny Walker (Mickey Rourke) ist ein in die Jahre gekommener Boxer, der gesundheitlich sehr angeschlagen ist. Er tingelt von Stadt zu Stadt, um bei kleinen Veranstaltungen ein bisschen Geld zu verdienen, nur um gleich danach oder davor in die nächste Bar zu ziehen. Als er wieder mal zwischen zwei Kämpfen herumstreunt, lernt er einerseits auf einem Rummel die Schaustellerin Ruby (Debra Feuer) kennen, in die er sich verliebt, und andererseits den Kleinganoven Wesley (Christopher Walken). Beim nächsten Kampf wird er schwer verletzt. Wesley verschafft ihm einen Termin bei einem befreundeten Arzt. Dieser rät vom Boxen ab. Was Johnny nicht weiß, er soll am besten nie wieder in den Ring steigen, da er sonst sterben könnte. Dies verheimlicht Wesley ihm aber. Stattdessen will er ihn überreden, ein Juweliergeschäft zu überfallen. Gleichzeitig erfährt Johnny, dass Ruby finanzielle Probleme hat. Als er einen großen Kampf angeboten kommt, will er die Kampfbörse für Ruby gewinnen. Wesley will am gleichen Abend des Kampfes seinen Coup durchziehen. Als er Johnny überreden will und dieser sich weigert, berichtet Wesley ihm, dass er bei seinem Kampf sterben könnte.
Mickey Rourke bezeichnet HOMEBOY so hört man als seinen wichtigsten Film. Das Drehbuch schrieb ein gewisser Eddie Cook. Eddie Cook ist Mickey Rourke. Schon früh hatte er Christopher Walken als Wesley im Sinn, der dann auch die Rolle übernahm. Als Regisseur wurde Micheal Seresin verpflichtet, den Rourke als Kameramann vom Dreh zu ANGEL HEART kannte. Der Film selbst war dann damals auch ein Flop. Zu sperrig. Zu langsam. Viele konnten mit dem melancholischen Melodram nichts anfangen. Der Film ist dann auch eher New Hollywood bzw. Independent- als Boxer-Gangster-Film, kein Starvehikel mit Mickey Rourke. Bekanntermaßen war ja Ende der 80er auch sein Ruhm auf dem absteigenden Ast und er strebte dann auch sogar eine eigene Boxkarriere an. Der weitere Weg ist bekannt inkl. des Comebacks und der künstlerischen Anerkennung im grandiosen THE WRESTLER. Daher wirkt HOMEBOY nun wie eine Blaupause, wenn auch mit einigen Unterschieden besonders zum Ende hin. Wobei es sowohl für Johnny als auch für Randy in THE Wrestler darum geht, den für sie besten Weg zu gehen.
HOMEBOY habe ich 1989 im Kino gesehen. Wir waren große Mickey Rourke Fans. Ich weiß noch, dass mich der Film natürlich etwas irritierte, da man nach den großen Erfolgen von ANGEL HEART und 9 1/2 Wochen eben typisches Hollywood-Kino, was immer das auch sein mag, erwartete. Aber dies war ja sowieso schon mit BARFLY und AUF DEN SCHWINGEN DES TODES durchbrochen. Auch AUF DEN SCHWINGEN DES TODES ist ja mehr Melodram als ein IRA-Action-Thriller. In HOMEBOY sehen wir nun Mickey Rourke nicht nur komplett abgehalftert, sondern auch derangiert. In Cowboy-Optik, die zuweilen auch etwas lächerlich wirkt, spielt er sein derangiertes Gesicht, welches ein paar Jahre später Wirklichkeit werden sollte, mit schleppendem Gang gezeichnet von vielen Boxkämpfen. Im Ring holt er dann aber immer nochmal alles aus sich heraus.
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Die Kämpfe sind dabei auch sehr gut in Szene gesetzt. Überhaupt ist der Film sehr schön fotografiert. Zu diesen wunderschönen Bildern (u.a. Ashbury Park New Jersey, Ruby´s Karussell) gibt es dann den tollen Score von Michael Kamen und Eric Clapton. Dazu gibt Christopher Walken seinen Kleinganoven Wesley als Gegenstück zu seinem Frank White in KING OF NEW YORK. Wo White ein über alles erhabener Gangster ist, ist Wesley mehr Schein als Sein. Er hat genauso zu kämpfen wie Johnny. Seine Fassade sind nicht die Cowboy Klamotten, sondern sein Mafia-Gangster-Anzug. Er wäre gerne ein großer Player, ist aber immer wieder kurz vor dem Scheitern. In einer bitteren Szene, als er einen kleinen Raubzug durch diverse Hotelzimmer für Kleingeld unternimmt, sehen wir ihn wie er sich in einer Badewanne verstecken muss und stellen fest, dass er wirklich nur ein kleines Licht ist, trotz Gehabe und Bodyguard, der irgendwie sogar cooler wirkt, einfach nur weil dieser von Will deVille gespielt wird.
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Besonders peinlich ist eine Sequenz als er einfach so auf eine Bühne steigt und versucht einen Song darzubieten. Am Schluss sehen wir ihn und Johnny dann auch in einer furiosen Parallel-Montage. Boxkampf vs. Raub. Brillant.
Und das Ende ist dann sowieso über alle Zweifel erhaben.
Toller Film!
Das Bild der Blu-Ray des ofdb-Mediabooks ist gut. Als Extra gibt es ein 10-minütiges Video-Feature von und mit Marcus Stiglegger über HOMEBOY und den Werdegang von Mickey Rourke.
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