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Saubere Arbeit, Salvatore Deine Erklärung für das Zitat ist natürlich im Kontext der gesamten Trilogie absolut nachvollziehbar. Den Text zu lesen war mir ein inneres Blumenpflücken
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
Auch der Bremer Filmgelehrte Herr Keßler verweist auf das „Henry-James-Zitat als literarisches Zierat“. Keßler, Christian: Das wilde Auge. Ein Streifzug durch den italienischen Horrorfilm, Meitingen 1997, S. 177. So wirklich hinterfragt und überprüft hat das bisher offenbar keiner. Wenn das da steht, wird es wohl so sein. Und dass der Rezipient so tickt, wird Fulci ja klar gewesen sein
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
Angelehnt an moderne amerikanische Haunted House Filme (Shining, Amityville) drehte Fulci hier einen Bastard aus ebendiesen, gemischt mit Mad Scientist, Splatter, Gore und Philosophie. Und das alles stein.ernst.
Auf der einen Seite ist das alles sehr deutlich, so wie die blutspritzende Morde. Der gute alte Keller in Verbindung mit den Namen Freudstein ist schon ein zie,ich großer Zaunpfahl, das ikonische Haus, der deutlich machende Soundtrack. Die Geburtsszene in eine neue Seinsebene…
Aber dann auch wieder merkwürdig schräg: Die Kameraeinstellungen, die immer leicht anders sind. Die Kleinigkeiten, die immer wieder an einer Realität, wie wir sie kennen, zweifeln lassen. Und darum geht es wohl auch: Schließlich kommen die Wissenschaftler (was für welche auch immer: aber halt die Gralshüter der Ratio) aus der Stadt nicht in der Nähe des Hauses klar. Dieses ist scheinbar mit einem Freidhof in einer Zone, in der märchenhafte Regeln gelten. Zeit ist anders, Raum ist anders. Das schafft Verwirrung. Und dazu dieser ikonische Dr. Freudstein im Keller (naja, leider nicht ikonisch: aber so berühmt wie zumindest Pinhead hätte er schon werden können), der jeden noch in sein eigenes Unterbewusstsein zwingen will und sich einverleiben.
Vieles Unheimliches, der Keller wie gezeigt, als der Junge da so zwischen den hängenden Leichen schleicht. Oder Enervierendes wie die Fledermausszene. Und immer so Kleinigkeiten, die einen immer an Raum und Zeit zweifeln lassen (und so ähnlich geht Alan Moore gerade mit Lovecraft in der Comicreihe „Providence um, nebenbei, hat mich daran erinnert). Das Spielzeugauto, das Bob auf dem Freidhof findet; das eine leer geräumte Bücherregal noch in New York; die Vorahnungen oder Fleischwerdung Annes…..
Also so viel tolles in nur 81 Minuten, allerhand; ich weiß gar nicht, wie wir das damals unter Schmodder einsortierten.
So, jetzt erst mal eure Sachen hier im Thread nachlesen
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Irritierend fand ich an dem Henry James Zitat ja, dass es gerade nicht die Kinder (der nette Bob und der gute warnende Engel Mae) sind, die hier Böses tun und im Verdacht stehen, Monster zu sein.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Fulci wächst mir immer mehr ans Herz. "Das Haus" habe ich jetzt das dritte oder vierte Mal gesehen. Und imemr wieder wirkt er frisch und man entdeckt wieder etwas Neues. Der Film war wirklich von Sichtung zu Sichtung größer. Wenn ich daran denke, dass er mir beim ersten Mal (vor 27 Jahren) gar nicht gefallen hat... Und wieder gemerkt: Fulci Filme sind einfach für die große Leinwand gemacht. Da gehören sie hin, dort entfallten sie ihre Wirkung.
Früher war mehr Lametta
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Ich schließe mich da Arkadin an. Der Film verdient bei mir von Sichtung zu Sichtung eine
höhere Wertschätzung. Leider nicht auf der großen Leinwand, dafür aber erstmals als Blu auf dem
heimischen Bildschirm, entfaltet Fulcis Werk immer mehr seine Pracht. Kein Vergleich zu der
Rumpelfassung damals auf VHS; dunkel und kaum ansehbar. Vielleicht auch deshalb war das
bei der Erstsichtung ein eher zweifelhaftes Vergnügen.
Das Zitat am Ende wird ja inzwischen Fulci zugeschrieben. Damit bezeugt er zum einen
seine Kenntnis von Henry James Werk, zum anderen seine Absicht, den Zuschauer zu
verwirren. In die gleiche Kerbe schlägt natürlich auch das Schild "Do not entry" in "The Beyond".
Es wäre doch wirklich interessant zu erfahren, ob noch mehr solcher schriftlichen Falschspielereien
in Fulcis Werken auftauchen?!
7,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“