Folge 15: Der Papierblumenmörder
Gäste: Christiane Schröder, Thomas Fritsch, Herbert Tiede, Kurt Horwitz, Eva Mattes, Ursula Wolff
Regie: Zbynek Brynych
Ein junges Mädchen wird auf einem Schrottplatz erschossen aufgefunden. Der Täter kann gerade noch entkommen. Bei dem Opfer handelt es sich um die Insassin eines Erziehungsheims, das Beziehungen in Hippie-Kreise und zu einem wohlhabenden Geschäftsmann pflegte, der sich von den Heimzöglingen sexuelle Dienstleistungen erkaufte. Folglich konzentriert sich die Ermittlungsarbeit von Kommissar Keller und seinem Team auf diese beiden auf den ersten Blick gegensätzlichen Pole. Aber ist der Mörder wirklich hier zu finden?
Wie des öfteren, wenn die Handlung der Serie jugendliche Subkulturkreise streift, fällt die Schilderung dieser reichlich schräg aus und entbehrt nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik. Wie hier z.B. der männliche Hippie-Protagonist, mit Thomas Fritsch nicht wirklich perfekt besetzt, der als einziges Hab und Gut eine alte Teekanne herumschleppt, welcher er auch seinen Spitznamen verdankt. Oder die „Verkleidung“ von Jungermittler Harry als Undercover – er bekommt einfach eine zottige Fellweste verpasst – fertig!
Hätte ich bei Erstausstrahlung als der Altersgruppe entsprechende Zuschauerin vor dem Fernseher gesessen, wäre mir womöglich vor Wut Schaum aus dem Mund getreten. Inzwischen darf man das durchaus entspannter sehen und ein wenig großzügig sein. Hat diese Folge doch auf der Haben-Seite so einiges zu verbuchen!
Da wäre zum einen die famose Besetzung der halbwüchsigen Mädchen mit der in diesem Fred schon ausführlich gelobten Christiane Schröder als Bonnie, enge Vertraute der Ermordeten, die die Ermittlungen nach Kräften, aber verständlicherweise auch ein wenig halbherzig unterstützt und Eva Mattes als Opfer. Nebenbei durchaus eine Schauspielerin, über die es sich lohnen würde einige Worte zu verlieren, schaffte sie immerhin als eine der wenigen den Spagat zwischen „Neuem Deutschem Autorenfilm“, Fernsehserien wie „Der Kommissar“ (siehe auch Folge 17 „Parkplatz-Hyänen“) und exploitativem Schmuddel wie etwa „Liebe unter 17“, wo sie tatsächlich als Minderjährige eine Vergewaltigungsszene mit „full frontal nudity“, wie die Amis das so schön nennen, hinlegt. Alle Achtung! Mittlerweile verkauft sich Eva Mattes als „Tatort“-Kommissarin doch leicht unter Wert.
Die Beweggründe der Mädchen, sich auf die sexuelle Ausbeutung eines älteren Mannes einzulassen scheinen nicht unplausibel, neben der Flucht aus dem tristen, deprimierenden Heimalltag, möglicherweise auch die Sehnsucht nach einer Vaterfigur, und Kommissar Keller macht hier sehr deutlich, was er von jenem Herren hält.
Das grandiose musikalische Thema der Folge hatte ich ja ebenfalls schon gelobt, kann man aber gar nicht oft genug tun. Interessierten sei die Zusammenstellung „Schwabing Affairs“ empfohlen, wo sich dieser Track neben zahlreichen anderen Schätzen findet.
Der vorletzte Punkt ist zugegeben ein sehr persönlicher – aber, es handelt sich um eine Folge mit einem Autofriedhof!
Und was für ein toller, die entsprechenden Szenen habe ich unzählige Male in Zeitlupe und Einzelbild abgearbeitet, um wirklich jedes Fahrzeug mitzukriegen. Witzig war in dem Zusammenhang vor einigen Jahren die Diskussion im serien-eigenen Fan-Forum nachzulesen, wo Ortskundige versuchten zu recherchieren, wo sich dieser Schrottplatz damals befunden hatte. Egal, das muss ja nicht, wer sich nicht für alte Autos begeistern kann, auch gut.
Den letzten Pluspunkt stellt die Auflösung dar, die ich als sehr stimmig und beeindruckend empfand, und ehrlich gesagt auch alles andere als realitätsfern.
Bleibt unterm Strich aufgrund der aufgeführten positiven Faktoren eine meiner fünf absoluten Lieblingsfolgen der Serie.