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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 11. Mai 2012, 01:01
von horror1966
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Ausflug in das Grauen
(Don't go in the Woods....Alone!)
mit Jack McClelland, Mary Gail Artz, Angie Brown, Ken Carter, David Barth, Larry Roupe, Tom Drury, Amy Martell, Laura Trafts, Alma Ramas, Carolyn Braza, Frank Millen, Dale Angell
Regie: James Bryan
Drehbuch: Garth Eliassen
Kamera: Hank Zinman
Musik: H. Kingsley Thruber
Ungeprüft
USA / 1982

Vier junge Camper machen sich auf den Weg in die Berge, um ein Wochenende in der Wildnis zu verbringen. Als sie den Wald erreichen, wirkt dieser düsterer als erwartet und birgt ein schreckliches Geheimnis: irgendwo in den weiten Wäldern geht ein unheimlicher Schlitzer um. Auf der Jagd nach unbedarften jugendlichen Campern macht er auch nicht vor den vier Freunden halt...


Hier hat man es einmal mit einem Paradebeispiel dafür zu tun, das die goldenen 80er Jahre längst nicht nur gute Horrorfilme herausgebracht haben. "Ausflug in das Grauen" ist ein Film, der seinem Namen alle Ehre macht, denn der Film-Titel beinhaltet genau das, was der Betrachter hier knapp 90 Minuten lang erleben muss. Wirklich erstaunlich ist dabei vor allem die Tatsache, das diesem üblen Machwerk ein Drehbuch zu Grunde gelegen haben soll, dessen Inhalt man jedoch in keiner einzigen Phase des teils wirren Geschehens erkennen kann. Nun beinhaltet ja im Prinzip jeder Film einen roten Leitfaden der einen durch die Geschichte begleitet, aber wenn man erst gar keine wirkliche Story vorfindet, kann man diesen natürlich lange suchen. Selbst die knappe Inhaltsangabe ist eigentlich viel zu ausführlich ausgefallen und das sogenannte Drehbuch kann keinesfalls mehr als eine Seite dick sein, so das man im Endeffekt noch nicht einmal von einer Rahmenhandlung sprechen kann.

Nur sehr selten bekommt man ein so unzusammenhängendes Szenario geboten wie es hier der Fall ist, sämtliche Abläufe erscheinen wie bruchstückhaft aneinandergesetzte Fragmente, die phasenweise noch nicht einmal einen Sinn ergeben. So stehen beispielsweise die vier eigentlichen Hauptfiguren erst in der zweiten Filmhälfte im Mittelpunkt, davor bekommt man einfach nur willkürlich aufeinander folgende Tötungen präsentiert, die sich noch nicht einmal variantenreich gestalten. Dennoch liegt insbesondere hier das einzig Positive des Filmes, denn einige blutige Momente lassen zumindest teilweise einen gewissen Unterhaltungswert aufkommen, der für ein wenig Kurzweil sorgt. Wer aber denkt, das die jeweiligen Charaktere auch nur annähernd beleuchtet werden sieht sich ziemlich schnell getäuscht, denn jede Figur tritt nur ganz kurz in Erscheinung, um kurz darauf sofort getötet zu werden. Auch dem Mörder wird nur sehr wenig Beachtung geschenkt, es handelt sich um einen offensichtlich gestörten mann in Fell-Kleidung, über dessen Motive man nicht das Geringste erfährt, was absolut zum dämlichen Gesamteindruck passt, denn man von diesem Werk erhält.

Im Prinzip handelt es sich um einen waschechten Backwood-Slasher, über dessen Umsetzung die Macher sich jedoch anscheinend keinerlei Gedanken gemacht haben haben. Dieser Eindruck hält sich beim Zuschauer absolut hartnäckig von der ersten bis zur letzten Minute und man wird dabei das Gefühl nicht los, das Regisseur wie auch Drehbuchautor sich auf einem wirklich miesen Trip befunden haben, als sie dieses Szenario in Szene gesetzt haben. Dafür spricht auch die Darsteller-Riege, die diese Bezeichnung gar nicht verdient hat. Dermaßen schlechtes Schauspiel grenzt schon an Körperverletzung und im Normalfall müsste jedem einzelnen Betrachter des Filmes eine immens hohe Schadensersatz-Summe zustehen. Ganz offensichtlich hat keiner der Akteure je eine Schauspielschule von Innen gesehen und so kann man sich sehr gut vorstellen, das hier der pure Dilletantismus regiert. Dieser wird lediglich von hanebüchenen Verhaltensweisen und einem skurrilen Score noch übertroffen, denn auch bei diesen Dingen hat man sich definitiv nicht lumpen lassen. Was einem hier als musikalische Untermalung präsentiert wird, ist ein extremer Angriff auf die menschlichen Lachmuskeln, wird man doch mit einer Cartoonartigen Geräuschkulisse konfrontiert, so das die Morde streckenweise wie eine Slapstick-Einlage erscheinen.

Wenn man "Ausflug in das Grauen" wirklich objektiv beurteilen will, dann handelt es sich um eine filmische Graupe, für die der Begriff Rohrkrepierer schon ein Kompliment wäre. Der Film beinhaltet prinzipiell rein gar nichts, was auch nur annähernd positiv hervorstechen würde. Dann gibt es da allerdings noch die Betrachtungsweise des Trash-Liebhabers und dieser könnte bei extrem schlechten Geschmack durchaus auf seine Kosten kommen. Das Schlimme an der Sache ist jedoch, das dieser Genre-Vertreter durchaus ernst gemeint ist und lediglich durch seine etlichen Unzulänglichkeiten unfreiwillig komisch erscheint, so das man im Endeffekt definitiv keine Empfehlung aussprechen kann, ganz egal in welche Richtung. Der Film ist einfach nur grottenschlecht, hat keinerlei Geschichte und konnte kaum dümmlicher in Szene gesetzt werden, als wie es James Bryan getan hat.


Fazit:


Nur wenn man unter Drogen steht, ist diese filmische Offenbarung einigermaßen zu ertragen. Selbst ich als eingefleischter Trash-Fan kann diesem zusammenhanglosen Müll nicht wirklich etwas abgewinnen und das will schon etwas heißen. Zu schlecht und dilletantisch wirkt das gesamte Szenario, das zudem auch noch mit lauter talentfreien Zonen anstelle von Schauspielern besetzt ist. Wahrscheinlich geradewegs beim Wald-Spaziergang gecastet, konnten sich hier einige Flachzangen ein wenig austoben und der Filmgeschichte so einen weiteren vollkommen unnötigen Beitrag hinzufügen, den im Endeffekt wirklich keine Sau braucht.


2/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 11. Mai 2012, 15:59
von horror1966
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Der Horror-Alligator
(Alligator)
mit Robert Forster, Robin Riker, Micjael V. Gazzo, Sydney Lassick, Jack Carter, Perry Lang, Henry Silva, Bart Braverman, John Lisbon Wood, James Ingersoll, Robert Doyle, Patti Jerome, Angel Tompkins, Sue Lyon
Regie: Lewis Teague
Drehbuch: John Sayles
Kamera: Joseph Mangine
Musik: Craig Hundley
FSK 16
USA / 1980

Familie Kendall kauft während ihres Florida-Urlaubes einen 25 cm langen Alligator. Wieder zuhause, entpuppt sich der junge Alligator als ein Ärgernis; woraufhin der aufbrausende Mr. Kendall das Tier eines Tages in der Toilette herunterspült. Der Alligator überlebt die Reise durch das verschlungene Rohrsystem und taucht in einem Abwasserkanal wieder auf. Von der Öffentlichkeit unbemerkt werden zu dieser Zeit Hormon- experimente mit Hunden durchgeführt. Die hormongefüllten Körper werden anschließend ausgerechnet in das Abwassersystem geworfen, das vom Alligator bewohnt wird. Nach 12 Jahren Nahrungsaufnahme mit hormongefüllten Hundekadavern ist der Alligator zum Riesen geworden und hat eine Länge von über 10 m. Nach qualvollem Leiden bricht der Alligator eines Tages aus dem Kanalsystem aus und der Horror beginnt.


Wohl in kaum einem anderen Sub-Genre wird so viel Müll produziert wie in dem des Tierhorrors, gerade die Filme der heutigen Zeit sind geradezu exemplarisch dafür. Schlechte Effekte und trashige Geschichten bekommt man reihenweise vor die Nase gesetzt, so das es immer wieder schön ist, wenn man mal wieder auf einen wirklich sehenswerten Beitrag stößt. "Alligator" aus dem Jahre 1980 ist definitiv zu den besseren Vertretern seiner Art zu zählen, hat Regisseur Lewis Teague hier doch einen extrem atmosphärischen Film auf den Weg gebracht, der auch nach nunmehr über drei Jahrzehnten nichts von seiner Faszination eingebüßt hat. Die Geschichte an sich ist sicherlich nichts Besonderes und strotzt bei genauerer Betrachtung sogar vor Logiklöchern, bietet aber dennoch äußerst kurzweilige Unterhaltung. Da schaut man auch gern über diverse unlogische Handlungsweisen der Protagonisten hinweg, die man selbst nicht logisch nachvollziehen kann. Diese kleineren Defizite verleihen dem Geschehen sogar eine extrem charmante Note und trüben keinesfalls den sehr hoch angesiedelten Unterhaltungswert eines Filmes, der weitaus besser gelungen ist als die meisten Werke der heutigen Zeit.

Teague hat vor allem darauf geachtet, das der Monster-Alligator auch oft genug im Bild zu sehen ist und beim Anblick des gefräßigen Riesen kann es einem schon kalt den Rücken runterlaufen. Für die damalige Zeit ist auch die Darstellung des Alligators als äußerst gelungen zu bezeichnen, sieht man ihm doch eher selten die Künstlichkeit an, die insbesondere viele Monster der heutigen Tierhorror-Filme auszeichnet. Die größte Stärke der Geschichte ist wohl ganz eindeutig die herausragende Atmosphäre, die herrlich düster-und unheilvoll daher kommt. Insbesondere die Passagen in der Kanalisation sorgen für ein hohes Maß an Spannung und lassen den Zuschauer so richtig mitfiebern. Zwar gestalten sich die Abläufe ziemlich vorhersehbar, da man im Prinzip sämtliche Aktionen schon im Vorfeld erahnen kann, doch insgesamt gesehen trübt das keineswegs ein wirklich gelungenes Seh-Vergnügen.

Am Schönsten ist der Gesichtspunkt das einem hier wirklich genügend Action geboten wird, denn dieser Umstand geht in vielen anderen Werken des Sub-Genres eher unter, entweder dauert es viel zu lange bis man die mordenden Tiere überhaupt zu Gesicht bekommt, oder die vorhandenen Action-?Passagen fallen zu unblutig aus. Beide Aspekte erfahren hier eine wohltuende Ausnahme, denn der mordende Alligator macht ordentlich Beute und auch der Blutgehalt der Geschichte kann sich für eine 16er Freigabe jederzeit sehen lassen. Ganz generell ist es aber die sehr gelungene Kombination sämtlicher Zutaten, die "Alligator" aus der breiten Masse hervorstechen lässt, alle Rädchen greifen perfekt ineinander über und erzeugen ein Gesamtbild, das man nur als hervorragend bezeichnen kann. Ich möchte sogar so weit gehen und diesen Film als einen der besten Beiträge zu bezeichnen, den das Genre je hervorgebracht hat, auch wenn es die zu Beginn schon erwähnten kleinen Defizite gibt, die allerdings im Gesamtbild eine eher untergeordnete Rolle spielen.

Auch wenn ich persönlich nicht unbedingt ein ausgewiesener Fan des Sub-Genres bin, so konnte mich dieser Klassiker in allen Belangen vollkommen überzeugen. Eine spannende Geschichte, eine herrlich düstere-und bedrohliche Grundstimmung, gut agierende Darsteller und jede Menge Alligator-Action machen diesen Film zu einem unverzichtbaren Beitrag, den man unbedingt gesehen haben sollte. Gerade bei der heutigen Schwemme von trashigen oder einfach nur schlechten Vertretern hat man es hier mit einem Werk zu tun, das man sich immer wieder gut anschauen kann.


Fazit:


"Alligator" sticht ganz eindeutig aus dem ansonsten angebotenen Einheitsbrei heraus, der einem immer wieder vor die Nase gesetzt wird. Der Film überzeugt durch seine handwerklich erstklassige Darstellung und auch im darstellerischen Bereich gibt es keinerlei Grund zur Beanstandung. Rein atmosphärisch handelt es sich um eine echte Granate und der monströse Killer tut sein Übriges, um dem Zuschauer ein wahrlich gelungenes Horror-Szenario zu bieten, an dem man seine helle Freude hat.


8,5/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 11. Mai 2012, 16:42
von horror1966
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Alligator II - Die Mutation
(Alligator II: The Mutation)
mit Joseph Bologna, Dee Wallace, Richard Lynch, Woody Brown, Holly Gagnier, Bill Daily, Steve Railsback, Brock Peters, Tim Eyster, Voyo Goric, Buckley Norris, Julian Reyes, Deborah White, Bill Anderson, Harlan Arnold
Regie: Jon Hess
Drehbuch: Curt Allen
Kamera: Joseph Mangine
Musik: Jack K. Tillar
FSK 16
USA / 1991

Ein riesiger Mörder-Alligator hat sich in die Kanälen der Großstadt verirrt. Zwei Taucher wurden bereits getötet. Auch eine junge Frau und ein Obdachloser wurden Opfer des Riesen. Der kautzige und populäre Cop Lobo Hodge nimmt sich des Falles an. Mit Hilfe seines Partners Rick und mehreren Krokodiljägern möchten sie den Alligator bekämpfen und vernichten. Das Ungetüm erweist sich jedoch als hartnäckiger Gegner. Brown und die kaltblütigen Jagdprofis werden eine weitere Beute des Riesen, ehe Hodge es mit schwerem Gerät erledigen kann.


11 Jahre nach dem Erscheinen des Originals erschien dieser Ableger, der dieses Mal unter der Regie von Jon Hess entstanden ist. Von der Geschichte her fast identisch aufgezogen wie der Vorgänger wird einem auch hier wieder recht kurzweilige Unterhaltung geboten, auch wenn dieser Teil nicht mehr die Klasse des Originals erreichen kann. Natürlich ist auch hier wieder die Kanalisation einer Großstadt als Haupt-Schauplatz auserkoren, doch gibt es auch genügend Passagen, die sich an Land abspielen. Im Gegensatz zu "Alligator" hat Hess seiner Geschichte leider erheblich weniger Alligator-Szenen beigefügt, die aber immer noch vollkommen ausreichend erscheinen, um auch in diesem Film ein nettes Horror-Feeling aufkommen zu lassen. Wie nicht anders zu erwarten bekommt es der Zuschauer auch in dieser Story mit einigen teils hanebüchenen Verhaltensweisen der Protagonisten zu tun, die allerdings nicht weiter störend erscheinen und das Film-Vergnügen nicht sonderlich beeinträchtigen.

Der Monster-Alligator ist wieder gut anzuschauen, bei einigen Szenen in der Kanalisation überkommt einen sogar das Gefühl, das man die Passagen 1:1 aus dem Original übernommen hat. Man sollte dabei sein Augenmerk insbesondere auf eine Stelle legen, in der das Monstrum allein durch die unterirdischen Tunnel läuft und dabei in seiner vollen Größe zu sehen ist. Wenn ich mich nicht ganz stark irre, ist die Ähnlichkeit mit einer Szene aus dem Original doch ziemlich frappierend. Wie dem aber auch sei, "Alligator II - Die Mutation" kann nicht die gleiche Intensität hervorrufen wie der Vorgänger, ist aber immer noch ein Film, der weitaus besser unterhalten kann als etliche Vertreter der heutigen Zeit. Trotz diverser kleinerer Änderungen innerhalb der Geschichte und anderen Darstellern ist die ganze Zeit über sehr stark die Anlehnung an das 1980er Original zu erkennen, Jon Hess hat auf die gleichen Zutaten gesetzt, um den Betrachter bei Laune zu halten. Größtenteils gelingt dieses Unterfangen auch, doch irgendwie fehlt der letzte Kick, um an die Klasse des Originals heranzukommen.

Dabei herrscht auch hier wieder eine gelungene Grundstimmung vor und der Spannungsaufbau kann sich auch sehen lassen. Vielleicht liegt es auch ganz einfach an den offensichtlichen Ähnlichkeiten der beiden Filme, das hier der Funke nicht so gänzlich überspringen will. Das Darsteller-Ensemble agiert in der Regel recht gut, wenn man einmal von den üblichen unlogischen Handlungsweisen absieht. Als netten Nebeneffekt habe ich den Aspekt angesehen, das ein Richard Lynch hier einmal in einer wirklich symphatischen Rolle zu sehen ist, die ihn jedoch auch nicht davor bewahrt, dem monströsen Killer zum Opfer zu fallen. Da man den guten Mann allerdings ansonsten eher als Bösewicht zu Gesicht bekommt, handelt es sich bei der Rolle als Alligator-Jäger um eine sehr nette Abwechslung.

Auch in diesem Film müssen erst wieder viele Menschen ihr Leben lassen bis es den Hauptfiguren gelingt, dem tierischen Killer den Garaus zu machen. Im Gegensatz zu Teil 1 fallen die Tötungen hier ziemlich unblutig aus, was man jedoch nicht als großen Kritikpunkt ansehen sollte. So ergibt sich dann letztendlich ein Gesamtbild das immer noch überzeugen kann, sich allerdings unterhalb der Qualität des Originals ansiedelt.


Fazit:


Eine fast identische Geschichte ist eventuell der Grund dafür, das "Alligator II - Die Mutation" nicht so gut beim Zuschauer wegkommt wie der erste Teil. Dennoch bin ich immer noch der Meinung, das es sich um einen überdurchschnittlich guten Vertreter des Tierhorrors handelt, der die meisten Beiträge der heutigen Zeit locker in die Tasche steckt.


6,5/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Sa 12. Mai 2012, 01:09
von horror1966
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Kopf oder Zahl
(Kopf oder Zahl)
mit Ralf Richter, Heinz Hoenig, Marc Keller, Saskia Valencia, Jana Pallaske, Claude-Oliver Rudolph, Tyron Ricketts, Dirk Heinrichs, Afrob, Harris, Joshua Keller, Martin Semmelrogge, Morgan Domingos
Regie: Benjamin Eicher / Timo Joh Mayer
Drehbuch: Benjamin Eicher / Marcus Stotz
Kamera: Marcus Stotz
Musik: Dany Nussbaumer
FSK 16
Deutschland / 2009

24 Stunden im Leben einer handvoll Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können. Und doch führt das Schicksal sie zusammen, lässt ihre Wege sich kreuzen und wieder auseinander gehen. Sie sind Bewohner einer Großstadt im ganz normalen Ausnahmezustand, hin- und her gerissen zwischen Angst, Wut, Verzweiflung, Armut und der alles überwindenden Kraft der Hoffnung und des Glücks. Jede Medaille hat zwei Seiten und keine Entscheidung bleibt ohne Folgen: Kopf oder Zahl. ...Head or Tail


Wenn man zuviel will, kann Einiges auf der Strecke bleiben


Diese bittere Erfahrung muss auch das durchaus ambitionierte Regie-Duo dieser deutschen Produktion machen, denn obwohl die vorliegende Geschichte einige sehr interessante Ansätze bietet, kann das Gesamt-Konstrukt den Zuschauer nicht gänzlich überzeugen. Im Mittelpunkt der Story steht 1 Kilo Heroin, das die Schicksale etlicher Personen untrennbar miteinander verbindet. Nun versucht der Film dies in verschiedenen kleineren Erzählsträngen dem Zuschauer näher zu bringen, indem das Ganze wie ein Episoden-Film aufgebaut wurde und einem in den jeweiligen Episoden die einzelnen für die Geschichte wichtigen Charaktere näher gebracht werden. Dieser Versuch entpuppt sich jedoch mit zunehmender Laufzeit nur teilweise als gelungen, denn die einzelnen Übergänge sind streckenweise viel zu hektisch und lähmen dadurch den Erzählfluss, der immer wieder ins Stocken gerät.

Phasenweise kann man sich kaum des Eindrucks erwehren, es hier mit einer Aneinanderreihung etlicher Video-Clips zu tun zu haben, in denen einem die Story auf teils sehr wirre Art und Weise erzählt wird. Zu allem Überfluss wird der Handlungsstrang dann auch noch von einer Stimme aus dem Totenreich erzählt, denn in einer Art Voice Over bittet eine Mutter immer wieder darum, das doch das Leben ihres kleinen Sohnes gerettet werden soll, der auch eine Rolle in diesem phasenweise recht kuriosen Geschehen spielt. Der mangelnde Erzählfluss verhindert auch einen konstanten Spannungsaufbau der Ereignisse, denn immer wenn sich das Geschehen etwas verdichtet, erfolgt sofort wieder der Umschnitt in eine andere Episode. So kann es an einigen Stellen sogar zu dezenten Ermüdungserscheinungen beim Betrachter kommen, gestaltet sich das Seh-Vergnügen doch oft genug als regelrecht anstrengend, da man die Konzentration keinesfalls verlieren darf, um die Gesamtzusammenhänge zu erkennen.

Trotz eines größtenteils sehr namenhaften Darsteller-Ensembles sind die schauspielerischen Leistungen maximal als solide zu bezeichnen. Dies liegt hauptsächlich in der Tatsache begründet, das kein einziger Charakter voll zur Entfaltung kommt. Dabei liegt gerade hier das wohl größte Potential des Filmes verborgen, das die Macher jedoch leider noch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft haben. Entweder geben die Spielanteile der einzelnen Personen nicht genug her, oder die entsprechenden Darsteller glänzen durch ein viel zu frühes Ableben. Dieser Gesichtspunkt erscheint besonders interessant, denn nur selten bekommt man eine Geschichte geboten, in der so viele Hauptdarsteller frühzeitig das Zeitliche segnen. Böse Zungen könnten sogar behaupten, das einige Figuren hier regelrecht verheizt werden, die Gründe für diesen Umstand könnten wohl auch nur die beiden Regisseure liefern.

Ich will dieses Werk keinesfalls schlechter machen als es in Wirklichkeit ist und zugegebenermaßen hat die Geschichte auch ihre starken Momente, die aber leider viel zu selten in Erscheinung treten. Was übrig bleibt ist der ambitionierte Versuch, mit "Kopf oder Zahl" einen wirklich außergewöhnlichen Film zu schaffen, der allein schon auf Grund seiner Drehart etwas aus dem Rahmen fällt. Ob dieser Versuch als gelungen bezeichnet werden kann liegt wie immer im Auge des jeweiligen Betrachters, aber ich persönlich konnte nicht vollends überzeugt werden. Zu zerfasert und teilweise unausgegoren erscheint das gesamte Geschehen, in dem es manchmal gar nicht so leicht fällt, sich wirklich zurecht zu finden. Etwas weniger wäre hier wahrscheinlich sogar mehr gewesen und etwas mehr inhaltliche Struktur hätte dem ganzen weitaus besser zu Gesicht gestanden.


Fazit:

Die Erzählweise des Filmes ist in diesem speziellen Falle als größter Schwachpunkt auszumachen. Es ist ja überhaupt nichts gegen Innovation einzuwenden, doch wenn diese sichtlich das Seh-Vergnügen trübt, sollte man sich seine Gedanken darüber machen, ob man hier den richtigen Weg beschritten hat. Ein geradliniger Leitfaden durch das streckenweise anstrengende Szenario hätte viel mehr erreicht als das ständige Ableben diverser haupt-Charaktere. So bleibt letztendlich leider nur ein Film, der sich im normalen Durchschnittsbereich ansiedeln kann, da etliches Potential sinnlos vergeudet wurde.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DD 5.1
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 94 Minuten
Extras: Trailershow, Making Of, Dokumentation der Filmproduktion, Deleted Scenes, Interviews, TV Berichte, Audiokommentar, Cast & Crew

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 13. Mai 2012, 15:58
von horror1966
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2:22
(2:22)
mit Mick Rossi, Robert Milano, Aaron Gallagher, Jorge A. Jimenez, Val Kilmer, Peter Dobson, Bruce Kirby, Sile Bermingham, Sean Power, Luis Caldeira, Brian Foyster, Eric Shani, Tom Knight
Regie: Phillip Guzman
Drehbuch: Mick Rossi / Phillip Guzman
Kamera: Philip Roy
Musik: Danny Saber
FSK 16
Kanada / 2008

Ein Quartett von Räubern hat es auf die Wertsachen in einer Hotelboutique abgesehen. Zu nächtlicher Stunde rücken sie an, überwältigen Portier und Wachmann, schlüpfen teilweise selbst in die Rollen der Ausgeschalteten und widmen sich dann dem Safe. Jedenfalls würden sie das gerne tun, doch dann kommen ihnen die Gäste des Hauses in die Quere. Unter denen sich neben schwulen Sadomasofreunden und suizidalen Geschäftsleuten zufällig auch ein steinharter Gangster befindet. Und der will sein Geld wieder haben.


Bei genauerer Betrachtung des deutschen DVD-Covers kann man schnell zu der Annahme gelangen, das es sich bei "2:22" um einen Actionfilm handelt, in dem Val Kilmer die Hauptrolle spielt. Schon nach wenigen Minuten stellt sich jedoch heraus, das es sich hier um eine Fehleinschätzung handelt, denn die Rolle des bekannten Schauspielers ist doch extrem klein gehalten und kann schon fast vernachlässigt werden. Dieser Aspekt ändert jedoch rein gar nichts daran, das Phillip Guzman einen wirklich unterhaltsamen Film auf den Weg gebracht hat, der dem Zuschauer ganzzeitig erstklassige-und sehr unterhaltsame Filmkost bietet, an der man jede Menge Freude haben kann. Das liegt hauptsächlich an der äußerst interessanten Geschichte, aber auch die gut agierenden Darsteller tragen eine menge zu dem insgesamt sehr guten Gesamtbild bei, das sich hier in gut 100 Minuten Spielzeit offenbart.

In der ersten Filmhälfte lässt die Story sogar einige komödiantische Momente erkennen, die sich insbesondere in gelungener Situationskomik zu erkennen geben, denn bei dem im Prinzip gut durchdachten Überfall auf die Wertfächer eines Luxus-Hotels geht doch mehr schief, als sich die vierköpfige Einbrecher-Truppe hat träumen lassen. So erweckt das Szenario an einigen Stellen fast den Eindruck einer Krimi-Komödie, doch dieser Anschein verfliegt in der Folgezeit immer mehr und weicht dabei einer ziemlich harten Kehrtwendung, die das Geschehen in der zweiten Filmhälfte bietet. Diese Richtungsänderung der Ereignisse entsteht durch etliche Zufälligkeiten und zeigt sehr eindrucksvoll auf, das es manchmal gerade die Kleinigkeiten sind, die einen ansonsten perfekten Plan vollkommen aus dem Ruder laufen lassen. Auf die einzelnen Details möchte ich nicht weiter eingehen, um anderen Zuschauern nicht die Spannung zu nehmen, man sollte jedoch unbedingt auf die Details achten, die in diesem Film eine nicht gerade unwesentliche Rolle spielen.

Es sind in erster Linie die 4 Hauptdarsteller, die der Geschichte ihren ganz persönlichen Stempel aufdrücken und dabei durch erstklassiges Schauspiel punkten können. Zudem erscheinen die Männer trotz ihrer kriminellen Machenschaften extrem symphatisch und können so auch beim Betrachter jede Menge Punkte sammeln. Die weitere Stärke dieses Werkes ist ganz bestimmt der starke Unterschied der beiden Filmhälften, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Während zu Beginn der Eindruck einer charmanten Gangster-Komödie im Vordergrund steht, verwandelt sich die Szenerie im weiteren Verlauf zu einem knallharten Gangster-Drama, das phasenweise auch einen Härtegrad zu erkennen gibt, den man beim besten Willen nicht vorhersehen konnte. Aus zu Beginn symphatischen Gangstern werden knallharte Rächer, die auch vor Mord nicht zurückschrecken. Die Gründe für die Veränderung der Charaktere werden jedoch an dieser Stelle nicht verraten, denn darüber sollte sich jeder selbst ein Bild machen. Nur so viel sei verraten, die Ereignisse offenbaren zum Ende hin sogar leicht dramatische Züge und man bekommt keinesfalls ein kitschiges Happy End geboten, was den sehr guten Gesamteindruck auch sicherlich zerstört hätte.

"2:22" ist meiner persönlichen Meinung nach ein echter Geheim-Tipp, der aber bisher anscheinend kaum Beachtung gefunden hat. Dabei hätte das Werk von Philip Guzman durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient, handelt es sich doch um eine flüssig erzählte Geschichte, die mit überzeugenden Darstellern besetzt ist. Spannung, Humor und ein ansehnlicher Härtegrad ergeben eine sehr gelungene Mischung und eine fast schon drastische Richtungsänderung der Geschehniss tut ihr Übriges, um für extrem kurzweilige Unterhaltung zu sorgen, die man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.


Fazit:


Ziemlich oft sind es gerade die eher unscheinbaren Titel, hinter denen sich absolut gelungene Produktionen befinden. "2:22" fällt ganz eindeutig in diese Kategorie und dürfte selbst höheren Ansprüchen genügen. Auf jeden Fall aber handelt es sich um einen sehr unterhaltsamen Film, bei dem zu keiner Zeit auch nur der Anflug von Langeweile aufkommt, so das ich eine bedenkenlose Empfehlung aussprechen kann.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DD 5.1
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 104 Minuten
Extras: Trailershow

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 13. Mai 2012, 17:30
von horror1966
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Karate, Küsse, blonde Katzen
(Yang Chi)
mit Hua Yueh, Hui-Ling Liu, Sonja Jeannine, Diane Drube, Gillian Bray, Tamara Elliot, Deborah Ralls, Hsieh Wang, Han Chiang, Yang Chiang, Yao Ko Chu, Hsiung Kao, Ti Hua Ko, Nino Korda, Han Lo
Regie: Ernst Hofbauer / Chih-Hung Kuei
Drehbuch: Yu-Hsun Chen / Yi Hsun Cheng
Kamera: Chi Yu
Musik: Fu-ling Wang
Ungeprüft
Deutschland / Hongkong /1974

Fünf ausnehmend gutaussehende Frauen werden auf hoher See von einer Bande weitaus weniger gutaussehender Piraten entführt und in einen Banditenpalast verschleppt, wo sie dem Wunsch des schurkischen Bandenkapitäns entsprechend in die Geheimnisse asiatischer Liebeskünste eingeweiht werden sollen. Die kratzbürstigen blonden Katzen leisten jedoch erbitterten Widerstand, und schon bald fliegen die Handkanten...


Im Normalfall bin ich nicht unbedingt ein Fan dieser alten Eastern-Filme, die mir persönlich zumeist etwas zu albern ausfallen. Was sich einem jedoch bei vorliegendem Film präsentiert, ist dermaßen unterhaltsam, das man gar nicht anders kann, als das gebotene Szenario regelrecht zu lieben. Es ist vor allem die exzellente Mixtur aus Eastern, Kampfsport, Erotik-und Komödie, die diesem Film einen unglaublichen Charme verleiht, dem man als Zuschauer einfach nur erliegen kann. Sicherlich, manch einem mag die Geschichte wie ein alberner Klamauk vorkommen und im Prinzip ist diese Beschreibung auch absolut zutreffend, aber ist es in diesem speziellen Fall genau diese Umsetzung, die für einen extrem hohen Unterhaltungswert sorgt. Rein von der Geschichte her sollte man so gut wie keine Ansprüche stellen, handelt es sich doch vielmehr um eine nötige Rahmenhandlung. die den skurrilen Ereignissen wenigstens ansatzweise einen Sinn verleihen soll. "Karate, Küsse, blonde Katzen" ist ganz einfach ein herrliches Relikt aus der Zeit der guten alten Bahnhofskinos und sollte einzig und allein nach seinem Unterhaltungswert beurteilt werden. Dieser ist in schon fast schwindelerregenden Höhen angesiedelt und bietet dem Betrachter so viel Spaß, das einem fast ganzzeitig die Tränen in die Augen schießen.

Hier wird geblödelt was das Zeug hält und es ist unbedingt empfehlenswert, sich diesen Trash-Leckerbissen unbedingt in der deutschen Synchronisation anzuschauen. Diese entpuppt sich nämlich von Beginn an als absoluter Gassenhauer, ist sie doch mit herrlich plattem Wortwitz und jeder Menge grotesker Dialoge ausgestattet. Da wird beispielsweise von einem Chinesen das deutsche Volkslied "Hoch auf dem gelben Wagen" zum Besten gegeben, oder man bekommt ständig wirre Sprüche um die Ohren geschlagen, in denen auch sehr viele sexuelle Anspielungen versteckt sind. Die platten Sprüche sind streckenweise so absurd, das man vor lachen kaum an sich halten kann und dieser Zustand hält sich konstant über die gesamte Laufzeit des Filmes, so das die Lachmuskeln wirklich arg strapaziert werden. Doch ganz generell ist auch die erzählte Geschichte äußerst amüsant in Szene gesetzt worden, schon das Verhalten der gefangenen Frauen sorgt für ungemeine Erheiterung. Als sie dann auch noch die Kunst des Kung Fu erlernen sollen um sich aus ihrer misslichen Lage befreien zu können, ist dem totalen Nonsens nun überhaupt keine Grenze mehr gesetzt.

Die vorher schon erstklassige Situationskomik steigert sich nun von Minute zu Minute, denn es ist einfach herrlich, die bildhübschen Frauen in Aktion zu sehen. Die Kampftechniken sind nämlich als weiteres absurdes Highlight eines Filmes anzusehen, denn man wohl ohne Übertreibung mit der Bezeichnung Edel-Trash bezeichnen kann, was an dieser Stelle als absolut positives Merkmal anzusehen ist. So wird beispielsweise die Technik erlernt, den Gegner kraftvoll mit Olivenkernen zu bespucken, die selbstverständlich auch eine tödliche Wirkung haben können. Eigentlich braucht man hier auch keine weiteren Worte verlieren, denn man muss diesen Film wirklich selbst gesehen haben, um die von ihm ausgehende Faszination auch spüren zu können. Eher selten habe ich ein Werk betrachten dürfen, das von der filmischen Seite her eigentlich eher Schmalkost anbietet, aber durch seine abstruse Kombination aus mehreren Genres so dermaßen viel Spaß offenbart. Mir fällt auf Anhieb lediglich "Robo Vampire" ein, der im Bezug auf den Trash-Gehalt sogar noch höher einzuordnen ist.

Wie dem aber auch sei, "Karate, Küsse, blonde Katzen" ist sicherlich nicht unbedingt für das breite Mainstream-Publikum geeignet, dürfte jedoch für eine bestimmte Zielgruppe ein absoluter Volltreffer sein. Hübsche Frauen die auch ständig blank ziehen, kuriose Sexual-Techniken, Kampfsport der besonderen Art und jede Menge absurder Wortwitz ergeben eine nahezu explosive Mischung, die man unbedingt gesehen haben muss. Man kann Camera Obscura nur für diese DVD-Veröffentlichung dankbar sein, die auch wirklich jeden Cent wert ist.


Fazit:


Wer bei diesem Trash-Feuerwerk nicht auf seine Kosten kommt, sollte zum lachen in den Keller gehen, denn hier bleibt wirklich kein Auge trocken. Ein Film, der so viel Liebreiz und Charme versprüht, das man eigentlich nicht umhin kommt, diese DVD seiner Sammlung einzuverleiben. Nur selten bekommt man ein solch kurioses-und unterhaltsames Szenario geboten, wie es hier der Fall ist. Und so kann man letztendlich nur eine absolute Kaufempfehlung aussprechen, denn "Karate, Küsse, blonde Katzen" begeistert auch die Leute, die normalerweise nicht ausgewiesene Fans dieser Film-Art sind.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 14. Mai 2012, 00:47
von horror1966
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Love
(Love)
mit Gunner Wright, Corey Richardson, Bradley Home, Nancy Stelle, Roger E. Fanter, Jesse Hotchkiss, Troy Mitleider, Brid Caveney, Ambyr Childers, Dan Figur, Brian Varnik, Mark Eaton
Regie: William Eubank
Drehbuch: William Eubank
Kamera: William Eubank
Musik: Angels & Airwaves
FSK 12
USA / 2011

Der amerikanische Astronaut Lee James Miller weilt gerade zu Routinearbeiten auf einer internationalen Raumstation in der Erdumlaufbahn, als er eines Tages den Kontakt zur Erde verliert und auch nach zähen Bemühungen nicht wieder findet. Miller richtet sich an Bord des Raumschiffs ein und hat viel Zeit, sich mit Dingen wie Philosophie zu beschäftigen, während um ihn herum die Systeme nach und nach den Geist aufgeben. Da entdeckt er plötzlich die dreihundert Jahre alten Aufzeichnungen eines Bürgerkriegssoldaten.


Es ist schon ein durchaus beeindruckender-und ambitionierter Regie-Erstling, den William Eubank hier auf die Menschheit losgelassen hat. Jenseits des üblichen Mainstreams angesiedelt offenbart sich ein SCI/FI Film, der im Prinzip vollkommen ereignislos erscheint und durch seine fast schon behäbige Erzählstruktur die Geduld des Zuschauers auf eine harte Probe stellt. Wenn man sich jedoch auf die Geschichte einlassen kann, entfaltet sich mit zunehmender Laufzeit eine nicht zu beschreibende Faszination, die einen in den sogartigen Strudel der vollkommenen Einsamkeit entführt, in der sich die einzige Hauptfigur Lee James Miller befindet. Nun ist meine letzte Sichtung der Klassiker "Moon" und "2001: Odyssee im Weltraum" schon viel zu lange her als das ich wirklich den oft genannten Vergleich mit diesen Filmen heranziehen könnte, doch etliche Anlehnungen sind definitiv nicht von der Hand zu weisen. Eubank hat eindeutig phasenweise von diesen Werken abgekupfert und man muss das nicht unbedingt gut finden, dennoch erzählt sein Film seine ganz eigene Geschichte, die einen auf ganz komische Art und Weise in ihren Bann zieht.

Man sieht dem vor allem in optischer Hinsicht sehr gelungenem Szenario in keiner Phase das recht geringe Budget von gerade einmal 500.000 $ an, zu stark ist die von den fantastischen Bildern ausgehende Wirkung. Dabei beginnt der Film mit einer vollkommen ungewöhnlichen Einführung in das Geschehen, denn statt Bildern aus einer Weltraum-Station wird man erst mit Bildern aus dem amerikanischen Bürgerkrieg konfrontiert. Der Sinn dieses gewöhnungsbedürftigen Einstieges ergibt sich erst zum Ende hin, bei dem die Thematik noch einmal Gestalt annimmt. Dennoch erscheinen gerade diese Passagen etwas fehl am Platz und nehmen den Ereignissen meiner Meinung nach auch etwas an Kraft, zudem sorgt es beim Betrachter doch auch für gelegentliche Verwirrungen. Im Focus steht jedoch ganz eindeutig das Gefühl der Einsamkeit, das sich immer mehr bei der einzigen Hauptfigur der Geschichte einstellt und mit der Zeit offensichtliche Halluzinationen zum Ausdruck bringt. In einer kammerspielartigen Inszenierung schafft es Eubanks fast spielend, dieses Gefühl auch zum Zuschauer zu transportieren, der sich definitiv nicht wohl in seiner Haut fühlte.

Dabei möchte man sich gar nicht erst vorstellen wie es denn wohl wäre, wenn man selbst in einer so aussichtslosen Lage wäre, abgeschnitten von jeglicher Kommunikation und fern der Heimat. Erschwerend kommt hinzu, das man im Unklaren darüber gelassen wird, warum seit mehreren Jahren kein Kontakt mehr zur Erde besteht. Die Ausweglosigkeit der Situation ruft eine starke Beklemmung hervor, die sich wie eine zentnerschwere Last auf die eigenen Schultern legt und einen dabei schier erdrücken will. Ein wenig davon abgelenkt wird man lediglich mit einigen herrlich schönen Bildern, wird in dieser Beziehung jedoch mit einer Mischung aus Realität und surrealen Elementen bedient, die man stellenweise schon kaum noch unterscheiden kann.

Auch wenn diese Art von Film im Normallfall nicht unbedingt meinen Geschmack trifft, konnte ich mich der irgenwie faszinierenden Geschichte zu keiner Zeit entziehen, ein weiteres Mal könnte ich mir "Love" jedoch auch nicht anschauen. Meiner Meinung nach handelt es sich nämlich viel eher um einen Film, der lediglich bei der ersten Sichtung seine volle Intensität entfalten kann und danach rapide an Reiz verliert. Trotzdem sollte man Eubank's Erstling eine reelle Chance geben, denn eine Sichtung dieses außergewöhnlichen Filmes lohnt sich allemal.


Fazit:


"Love" ist einerseits recht schwere Filmkost, die auch ganz bestimmt nicht jedem zusagen wird. Man sollte schon über viel Geduld verfügen und eine Vorliebe für sehr ruhig erzählte Geschichten haben, die im Prinzip keinerlei Tempo beinhalten. Dafür kann man sich aber einen exzellenten Eindruck über das Gefühl der Einsamkeit machen und auch noch deren Folgen abschätzen.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch / Niederländisch
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 81 Minuten
Extras: Deleted Scenes, Music Videos

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Di 15. Mai 2012, 11:13
von horror1966
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The Town - Stadt ohne Gnade
(The Town)
mit Ben Affleck, Rebecca Hall, Jon Hamm, Jeremy Renner, Blake Lively, Slaine, Owen Burke, Titus Welliver, Pete Postlethwaite, Chris Cooper, Dennis McLaughlin, Corena Chase, Brian Scannell, Kerri Dunbar, Tony V.
Regie: Ben Affleck
Drehbuch: Peter Craig / Ben Affleck
Kamera: Robert Elswit
Musik: David Buckley / Harry Gregson-Williams
FSK 16
USA / 2010

Doug MacRay ist Bankräuber, aber aus anderem Holz geschnitzt als seine Kollegen. Im Gegensatz zu ihnen hatte Doug die Chance auf ein normales Leben. Stattdessen wurde er der Anführer einer Bande skrupelloser Bankräuber, die sich nehmen, was sie wollen. Doch dann verändert ein Überfall alles, bei dem Dougs Kumpel die Filialleiterin Claire Keesey als Geisel nimmt, alles. Schnell wird klar, dass die Frau mehr gesehen haben könnte, als dem Trupp lieb ist. Doug beschließt, ihr unauffällig auf den Zahn zu fühlen. Er macht sich an Claire heran, die nicht ahnt, wer sich hinter der charmanten neuen Bekanntschaft in Wahrheit verbirgt. Als sich die beiden verlieben, muss Doug sich entscheiden: Welches Leben bedeutet ihm mehr, und hat er überhaupt eine Chance, neu anzufangen?


Als Schauspieler weiß Ben Affleck nun wirklich nicht immer zu überzeugen, doch als Regisseur und Drehbuchautor kann man ihm eigentlich überhaupt nichts vorwerfen. So ist dann auch das neueste Werk "The Town - Stadt ohne Gnade" als herausragender Thriller anzusehen, der sich im oberen Drittel des Genres ansiedelt. Ähnlich aufgezogen wie Michael Mann's Meisterwerk "Heat" dreht sich die Geschichte auch hier um eine Gangster-Bande die etliche Überfälle begeht und damit unweigerlich in das Visier des FBI gerät. Nun kann hier nicht ganz die Intensität eines "Heat" erreicht werden, der rein inhaltlich gesehen noch tiefer in die Materie eindringt und insbesondere in Sachen Schauspiel noch etwas mehr zu bieten hat. Dennoch ist "The Town" ein bestechender Thriller, der sein Hauptaugenmerk keinesfalls auf unnötig übertriebene Action-Passagen legt, denn auch hier nimmt man sich die nötige Zeit für eine ausführliche Beleuchtung der Haupt-Charaktere. Auch der Aufbau der Geschichte ist als sehr gelungen anzusehen, wobei vor allem die erste Filmhälfte durch eine eher ruhige Erzählweise auffällt, und erst danach etwas mehr Action Einzug in das Geschehen hält.

Das Ganze wird dabei äußerst authentisch-und sehr glaubwürdig präsentiert, ganz besonders die Beziehung der charakterlich unterschiedlichen Freunde Doug (Ben Affleck) und James (Jeremy Renner) offenbart eine tief verwurzelte Loyalität, die schon aus Kindertagen herrührt. Hinzu kommt die junge Claire (Rebecca Hall), durch die die Männerfreundschaft auf eine harte Bewährungsprobe gestellt wird, da Doug sich in sie verliebt. Der dabei entstehende Nebenerzählstrang einer Liebesgeschichte erscheint zu keiner Zeit auch nur ansatzweise störend, sondern passt sogar sehr gut in das Gesamtgefüge hinein. Zudem verleiht die Romanze der Story auch noch eine ganz besondere Brisanz, ist Claire doch in ihrer Funktion als Fillialleiterin einer Bank ein Opfer von Doug's Gang und wurde nach einem Überfall als Geisel genommen. So entsteht hier eine wirklich exzellente Mischung, in der die Thriller-Elemente zwar immer im Vordergrund stehen, aber auch viel Platz für menschliche Emotionen entsteht. Außerdem kann man den Film auch durchaus als gelungene Millieu-Studie ansehen, denn auch das Vorleben der Bankräuber wird eindringlich beleuchtet.

Die authentische Umsetzung des Geschehens ist die große Stärke eines Filmes, der einerseits knallhart-und kompromisslos daherkommt, andererseits aber auch immer wieder zwischenmenschliche Töne anschlägt. Sämtliche Darsteller können dabei durch ausgezeichnetes Schauspiel überzeugen und drücken der Geschichte ihren persönlichen Stempel auf. Dennoch ist es genau dieser Aspekt, bei dem "The Town" nicht ganz an "Heat" heranreichen kann, in dem vor allem das Verhältnis zwischen Jäger (Al Pacino) und Gejagtem (Robert De Niro) ein absolutes Highlight darstellte. Haben sich doch die beiden Superstars einen darstellerischen Schlagabtausch der Superlative geboten, der immer noch seinesgleichen sucht. In dieser Beziehung fehlt hier einfach die nötige Intensität, die Rolle des zuständigen FBI-Agenten wird zwar solide gespielt, wird aber leider etwas zu sehr im Hintergrund gehalten, so das die Figur nie richtig zur Entfaltung kommt. Man sollte jedoch erwähnen, das es sich wirklich um Kritik auf einem sehr hohen Niveau handelt, denn ansonsten bekommt man richtig tolle Unterhaltung geboten, die man sich auch gern öfter anschauen kann.

Insgesamt gesehen ist "The Town" ein in allen Belangen überzeugender Film, der lediglich in einigen Details noch etwas besser hätte ausfallen können. Ein gelungener Spannungsaufbau, sehr gut agierende Darsteller und eine äußerst raue Grundstimmung sind die wichtigsten Zutaten für rund 2 Stunden gelungene Thriller-Kost. Wenn hier überhaupt etwas richtig negativ beanstandet werden kann, dann ist es wohl das gewählte Ende, das doch ein wenig zu sehr aucf Happy End getrimmt ist und den typischen Eindruck eines Hollywood-Filmes hinterlässt. An dieser Stelle wäre es sinnvoller gewesen, nicht diesen doch äußerst glatten Abgang zu wählen, verliert ds Gesamtbild dadurch doch ein wenig an Kraft und erscheint gar etwas kitschig.


Fazit:


Unter der Regie von Ben Affleck ist hier ein wirklich erstklassiger Thriller mit dezenten Defiziten entstanden, die das Werk jedoch nicht sonderlich abwerten. Hart, realistisch, zum Ende hin aber leider leicht kitschig angehaucht ergibt sich ein Gesamteindruck, den man nur als sehr gut bezeichnen kann. Hätte man die kleinen Mankos vermieden, könnte man sogar die Höchstwertung vergeben, so muss man jedoch leider kleiner Abstriche machen.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 17. Mai 2012, 16:21
von horror1966
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American Monster
(Q)
mit Michael Moriarty, David Carradine, Candy Clark, Richard Roundtree, James Dixon, Malachy McCourt, Fred J. Scollay, Peter Hock, Ron Cey, Mary Louise Weller, Bruce Carradine, Tony Page, Larkin Ford
Regie: Larry Cohen
Drehbuch: Larry Cohen
Kamera: Robert Levi / Fred Murphy
Musik: Robert O. Ragland
FSK 16
USA / 1982

Fensterputzer verlieren sprichwörtlich ihre Köpfe, sonnenbadende Frauen verschwinden urplötzlich von den Dächern der Stadt, in den Straßen regnet es blutige Körperteile. New York City ist in Panik! Im Chrysler Building hat ein geflügeltes Schlangenmonster sein gigantisches Nest gebaut und ernährt sich von den Bewohnern der Stadt. Die Jagd nach dem American Monster beginnt...


Es ist immer wieder herrlich, wenn man auf diverse Perlen der 80er Jahre stößt und so ist auch "American Monster" von Larry Cohen ein weiterer Beweis für den hohen Unterhaltungswert der meisten Horrorfilme, die aus dieser Zeit stammen. Zugegebenermaßen ist die Geschichte natürlich vollkommen hanebüchen und erscheint gerade zu Beginn durch scheinbar unzusammenhängende Erzählstränge seltsam zusammengestückelt, doch sie bietet von der ersten bis zur letzten Minute äußerst kurzweiligen Monster-Horror. Was zu Beginn noch eher etwas unstrukturiert erscheint läuft mit zunehmender Spielzeit zu einem einzigen Erzählstrang zusammen, der sich auch durch einen gelungenen Spannungsbogen auszeichnet, kann dieser sich doch bis zur letzten Einstellung konstant hoch halten. Der Hohepunkt des Filmes ist sicherlich die herrlich naive Darstellung des fliegenden Monsters, das in New York auf Beutefang geht und dabei reiche Beute macht. Aus heutiger Sicht wirken die vorhandenen Effekte ganz bestimmt ziemlich naiv, doch gerade dadurch wird dem Gesamtbild ein ungeheurer Charme verliehen, dem man sich beim besten Willen nicht entziehen kann.

Bis man das Monster jedoch in seiner vollen Pracht bewundern darf vergeht doch eine geraume Zeit, bekommt man doch zunächst lediglich den Schatten des geflügelten Riesen oder nur diverse Körperteile zu sehen. Umso mehr steigert sich dadurch die Vorfreude des Zuschauers, den Giganten in seiner vollen Größe zu Gesicht zu bekommen. Die herrlich naive Darstellung kann man dann auch wirklich als echtes Schmankerl ansehen, mich persönlich hat die Tricktechnik doch sehr stark an die alten Sindbad-Abenteuer der 50er und 60er Jahre erinnert. Das mag sicherlich nicht jeden Geschmack treffen, doch diese handgemachten Effekte versprühen viel mehr Charme als fast jedes CGI-Gewitter, das man in der heutigen Zeit nur zu oft vorgesetzt bekommt.

In darstellerischer Hinsicht sollte man keine Wunderdinge erwarten, das Schauspiel ist als sehr solide zu bezeichnen und tiefergehende Charakter-Beleuchtungen gibt es nicht zu sehen. Ganz generell stehen mit Michael Moriarty und David Carradine lediglich 2 Figuren im absoluten Focus des Geschehens, denn alle anderen Akteure agieren eher im Hintergrund und kommen so über den Status einer Nebenrolle nicht hinaus. Es ist eine wohltuende Abwechslung, Carradine hier einmal in einer sehr symphatischen Rolle zu sehen, ist er doch ansonsten geradezu prädestiniert für die Figur des Bösewichtes. Ihm gegenüber kann Moriarty in der Rolle des geborenen Verlierers glänzen, der nun endlich die Chance seines Lebens gekommen sieht. Er ist nämlich der einzige der den Aufenthaltsort des Monsters kennt und will sich diesen Umstand natürlich zu nutze machen. Durch diesen Umstand fließt dann auch ein wenig Humor in die Geschichte ein, der sich in teils gelungener Situationskomik, aber auch in herrlichem Wortwitz zu erkennen gibt.

Larry Cohen hat hier eine exzellente Mischung aus Monster-Horror-und ein wenig Trash gefunden, so das sich letztendlich ein extrem unterhaltsamer Monster-Horrorfilm präsentiert, der absolut perfekt das Flair der 80er Jahre wiedergibt. Zwei glänzend aufgelegte Hauptdarsteller, die richtige Prise Humor und ein herrlich naiv dargestelltes Monster sind dabei die wichtigsten Zutaten für ein gelungenes Film-Erlebnis. Der vorhandene Härtegrad ist bei einer 16er Freigabe natürlich nicht besonders hoch, viel Kunstblut oder gar explizite Gewaltdarstellungen sollte man erst gar nicht erwarten. Diese hat "American Monster" jedoch auch überhaupt nicht nötig, überzeugt das Werk doch durch seine ganz eigenen Stärken und beinhaltet zudem einen einzigartigen Charme-Faktor, dem man als Fan einfach nur erliegen kann.


Fazit:


Ganz bestimmt ist das Werk von Larry Cohen kein filmisches Meisterwerk, aber auf jeden Fall ein äußerst unterhaltsamer B-Monster Movie. Spielfreudige Darsteller, jede Menge Humor und eine spannende Story sind die wichtigsten Zutaten eines Filmes, der auch im Laufe der Jahre rein gar nichts von seinem reiz eingebüßt hat. Für Fans des Genres kann man deswegen auch nur eine unbedingte Empfehlung aussprechen, denn dieser Film macht einfach nur Spaß.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 17. Mai 2012, 21:17
von horror1966
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Octalus - Der Tod aus der Tiefe
(Deep Rising)
mit Treat Williams, Famke Janssen, Anthony Heald, Kevin J. O'Connor, Wes Studi, Derrick O'Connor, Jason Flemyng, Cliff Curtis, Clifton Powell, Trevor Goddard, Djimon Hounsou, Una Damon
Regie: Stephen Sommers
Drehbuch: Stephen Sommers
Kamera: Howard Atherton
Musik: Jerry Goldsmith
FSK 16
USA / 1998


Eine Bande von Juwelendieben plant in der Südsee einen scheinbar führerlos treibenden Luxus-Liner zu entern. An Bord bietet sich ihnen ein Bild des Grauens. Alle Besatzungsmitglieder und sämtliche Gäste sind auf mysteriöse Weise getötet worden. Die toten Körper, die über alle Decks des Schiffes verteilt sind, sind flüssigkeitsleer - scheinbar ausgesaugt. Bevor die blinden Passagiere dem Rätsel auf den Grund gehen können, beginnt für sie der Wettlauf mit der Zeit. Ein gigantisches Monster, das mit seinen Tentakeln zeitgleich überall auf dem Schiff neue Opfer sucht, ist ihnen auf den Fersen...


Nur zu oft sind es gerade sogenannte B-Movies, die dem Zuschauer den größten Unterhaltungswert darbieten und "Octalus" macht hier keine Ausnahme. Stephen Sommers (Die Mumie, Van Helsing) präsentiert einen Monsterfilm der es wirklich in sich hat und insbesondere durch sein hohes Erzähltempo für ganzzeitig kurzweilige Unterhaltung sorgt. Die Story an sich bietet dabei sicherlich nicht gerade innovative Ansätze, denn ähnlich gelagerte Szenarien hat man schon oft genug zu Gesicht bekommen. Zudem bedient die Geschichte auch noch so ziemlich jedes Klischee das man sich nur vorstellen kann, doch insbesondere hier liegt auch die größte Stärke dieses actiongeladenen Spektakels, das einem kaum einmal die Möglichkeit für eine kleine Erholungspause anbietet. Denn obwohl sich die Ereignisse recht vorhersehbar gestalten, entfacht der Film eine ungeheure Faszination, die sich zwangsläufig auch auf den Betrachter überträgt. Auch der oft gescholtene Einsatz von etlichen CGI-Effekten stellt sich in vorliegendem Fall viel eher als sehr positive Fußnote heraus, denn das mordende Monster ist rein optisch gesehen schon als echter Leckerbissen anzusehen.

Als sehr gelungen ist der Spannungsaufbau zu bezeichnen, der durch die Vorhersehbarkeit der Abläufe in keinster Weise beeinträchtigt wird. Man kann die immer stärker ansteigende Adrenalin-Zufuhr in fast jeder Phase der Geschichte spüren und befindet sich ehe man sich versieht mitten im turbulenten Treiben auf einem sinkenden Luxus-Dampfers. Hier wird man dann auch von einer insgesamt exzellenten Grundstimmung begleitet, denn fast im Minutentakt verdichtet sich die von Haus aus schon äußerst bedrohliche Atmosphäre immer mehr und beschert einem dabei schweissnasse Hände. Diese werden durch die temporeich erzählte Geschichte noch zusätzlich unterstützt, insbesondere das letzte Filmdrittel erfährt hier noch einmal eine unglaubliche Steigerung, die nur schwer zu toppen ist. Rasante Action-Passagen bieten dem geneigten Fan wirklich absolut erstklassige Unterhaltung und man hat seine helle Freude an diesem Spektakel.

Auch der vorhandene Härtegrad ist sehr ordentlich geraten, zwar gibt es keinerlei explizite Gewaltdarstellungen zu sehen, doch etliche auch etwas blutiger gehaltene Szenen dürften zum insgesamt sehr guten Gesamteindruck beitragen, den "Octalus" beim Zuschauer hinterlässt. Dieser entsteht auch durch die ordentliche Portion an Humor, die Stephen Sommers seiner Story beigefügt hat, jede Menge lustiger Wortwitz, etliche coole Sprüche und teils sehr angenehme Situationskomik lockern das ansonsten sehr ernste Szenario erheblich auf und sind als ideale Ergänzung dieser erstklassig unterhaltsamen Geschichte anzusehen. Ebenso verhält es sich auch mit dem Darsteller-Ensemble, in dem sich so einige bekannte Gesichter des B-Movies tummeln. Man merkt den Akteuren so richtig die Spielfreude an, insbesondere Treat Williams und Famke Janssen liefern eine erstklassige Performance ab und wissen zudem auch noch etliche Symphatie-Punkte beim Zuschauer zu sammeln.

"Octalus" ist ein in allen Belangen überzeugendes Creature-Movie das zwar äußerst klischeebeladen daherkommt, doch gerade aus dieser Tatsache seine größte Stärke bezieht. Hier geht es keinesfalls um eine glaubwürdige Geschichte, sondern vielmehr um deren Unterhaltungswert. Da nimmt man nur zu gern die streckenweise vollkommen unrealistischen Verhaltensweisen der Protagonisten in kauf und erfreut sich sogar an teils vollkommen überzogenen Action-Passagen, die ganz eindeutig das Salz in der Suppe sind. Unter den unzähligen Monsterfilmen zählt dieses Werk ganz bestimmt zu den besseren, denn die Mixtur der handelsüblichen Zutaten bereitet einem hier so viel Spaß und Freude, das man sich den Film auch gern mehrmals anschauen kann.


Fazit:


Natürlich gibt es auch wieder genügend Leute, die nur die negativen Dinge herauskehren werden und sich insbesondere an der Klischeehaften Geschichte ereifern. Doch "Octalus" beinhaltet einen dermaßen hohen Unterhaltungswert, das man doch auch gern einmal über kleinere Defizite hinwegschauen kann. Hier stimmt einfach alles, wenn man sich gut 100 Minuten gut unterhalten will und dabei Wert auf eine nette Story mit ordentlich Action legt. In dieser Beziehung hat man es auf jeden Fall mit einer echten Granate zu tun, die ich bedenkenlos weiterempfehlen kann.


8/10