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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Mi 3. Aug 2016, 15:01
von buxtebrawler
28.07.2016, Vorland, Hamburg:
BURT + UPPER CRUST


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Wilhelmsburg – Elbinsel, Migrantenhochburg und seit mittlerweile doch geraumer Zeit auch Heimat woanders weggentrifizierten subkulturellen Jelumpes. Alteingesessen ist die Honigfabrik und die Zugezogenen organisieren regelmäßig Konzerte in der Fährstraße, doch das „Vorland“, wo an diesem Abend (die nichts mit Heinz Burt zu tun habenden und auch nicht „just like Eddie“ spielenden) BURT aus dem Saarland sowie die Hamburger Nicht-Crusties UPPER CRUST auftreten sollten, war mir neu. Die Wegbeschreibung klang irgendwie wenig vertrauenserweckend, aber auch neugierig machend konspirativ: Erst mal mit dem Schienenersatzverkehr auf die Insel, vorbei an ‘nem Asylbewerberheim und einer dicken Frau mit freilaufendem, schlecht hörendem Rottweiler, zu Fuß vor bis zur Autobahn und anschließend ein Loch im Gebüsch suchen, durch das es behände zu schlüpfen gilt. Letztendlich nichts, was mich abhalten könnte und als mich näherte, schallten UPPER CRUST schon gut durch die (von einer Regenattacke durchnässten) Botanik, wodurch sie mir die letzten Meter wiesen. Das Gelände erwies sich als eine Art Kleingartenparzelle mitten im Grünen mit kleiner Bühne, Tresen etc., wo sich für einen Donnerstagabend irgendwo in Nirgendwo eine beachtliche Zahl Interessierter zusammengefunden hatte. UPPER CRUST hatten anscheinend gerade angefangen, ihren deutschsprachigen HC-Punk mit ‘80er-Hektik-/Mosh-Metal-Einflüssen runterzuzocken und mussten leider auf ihren Sänger verzichten, der krank das Bett hütete, traten also wieder in der alten Dreierbesetzung an, in der sich der Gesang vornehmlich auf Drummer Lars und Klampfer Tommy verteilt. Der Sound war recht klar und druckvoll und die Performance garstig wie eh und je. Zwischendurch riss Jörg eine Basssaite, was aber schnell geflickt werden konnte. ‘ne Zugabe gab’s auch und laut Lars habe man sich wohl den einen oder anderen Lapsus erlaubt, wovon ich aber bis auf eine Ausnahme nichts mitbekommen habe. Auch zu Dritt wieder geile Scheiße für Freunde der gröberen Kelle!

In der Umbaupause erklärte man mir, dass dieser Ort wohl hauptsächlich für Elektroveranstaltungen genutzt werde und Punk/HC-Konzerte die Ausnahme seien. Das ist zwar bedauerlich, hielt mich aber auch nicht davon ab, mir das eine oder andere Dithmarscher zum „Zahl so viel du willst“-Preis einzuverleiben und langsam auf Temperatur zu kommen. Allzu lange sollte der offizielle Teil des Abends aber nicht mehr andauern, denn die als „Highspeed-Punk“ angekündigten BURT zockten ‘ne Art Powerviolence, was in diesem Fall ultraschnelles Gedresche sekundenkurzer Songs bedeutete, deren Übergänge sich allenfalls erahnen und sich schon gar nicht auseinanderhalten lassen, abgesehen vom einen oder anderen langsam Intro oder abfedernden Mosh-Parts. Der Shouter legte eine Psychopathenfresse auf und wurde leider meist von der Gitarre übertönt. Nach maximal 20 Minuten war der Spuk auch schon vorüber, wonach sich der Witz dann wohl auch spätestens abgenutzt hätte. Wohldosiert macht mir so’n Zeug aber durchaus auch Spaß und die Vorstellung, dass so’ne Band für 15-minütige Auftritte quer durch die Republik gurkt, gefällt mir.

Der Eintritt war übrigens frei, gegen Ende des Gigs ging der Spendenhut um. Angenehmerweise wurde man im Anschluss nicht gleich fortgejagt, im Gegenteil: Eine nicht unbeträchtliche Anzahl Menschen, unter die sich auch einige Flüchtlinge gemischt hatten, blieb vor Ort, führte diverse mehr oder minder gehaltvolle Gespräche, machte sich weiter über die Getränkevorräte her und ließ sich von den Mücken zerstechen. Die Organisatoren spendierten irgendwann sogar das reichlich übriggebliebene Band-Essen, bis wir in mittelgroßer Runde schließlich eine Spelunke für ‘nen gediegenen Absacker in Wilhelmsburg-City suchten, was sich als gar nicht mal so einfach erwies. Allerdings hatte ich auch längst vergessen, dass es ja noch nicht mal Wochenende war und letztendlich kam sowie alles anders… Spitzenabend in außergewöhnlichem Ambiente – bis auf die scheiß Mücken!

Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/28-07-201 ... per-crust/

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Do 4. Aug 2016, 14:44
von buxtebrawler
30.07.2016, Menschenzoo, Hamburg:
IRISH HANDCUFFS + RESOLUTIONS


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Als ich an diesem Samstag gegen 22:00 Uhr den Menschenzoo mit meinem, äh, „DJ-Equipment“ unterm Arm betrat, war ich doch erstaunt, Martin am Eingang lungern und Norman hinterm Mischpult fummeln zu sehen: Des Rätsels Lösung: Obwohl eigentlich gar kein Konzert angesagt war, fand nun spontan doch eines statt. Das (mir unbekannte) „Downpour“-Fanzine hatte kurzfristig die Releaseparty seiner vierten Ausgabe und seines „Friend or Pho“-Tonträgers in den Menschenzoo verlegt, zwei Bands spielten live zum Tanze auf und boten somit auch der aus sämtlichen Provinzen anlässlich der soundsovielten „Turbojugend-Tage“ auf den Kiez gereisten Denim-Fraktion Rock’n’Roll für’n schmalen Taler. So sei es, also Plünnen abgelegt, Darm entleert und mal gelauscht, was da so passiert. In aller Kürze:

Der Zoo war zu 50 bis 66,6 % Prozent gefüllt, als die RESOLUTIONS aus Hannover soundtechnisch ‘ne Mischung aus THE GASLIGHT ANTHEM und LEATHERFACE auffuhren. So was ist natürlich nach erstmaligem Hören immer schwer zu beurteilen; hier und da grub sich ‘ne nette Melodie ins Ohr. Insgesamt hätt’s etwas mehr arschtreten dürfen, das Midtempo war auf Dauer nicht der letzte Schrei. Dafür war‘s aber spielerisch sehr souverän, angenehm unprätentiös und alles in allem sicherlich nicht schlecht – wenn es auch etwas schwer fiel, sich nicht vom Hipster-Look des Sängers irritieren zu lassen.

In der Umbaupause durfte ich dann endlich ein paar Krawallsongs aus der Konserve durch die P.A. jagen, bevor die IRISH HANDCUFFS aus Regensburg mit ziemlich unirischem, US-lastigem Melodic-/Skate-Punk (oder so) mehr aufs Tempo drückten als ihre Kollegen zuvor. Naturgemäß stieg dadurch die Stimmung, die Songs gingen leicht ins Ohr, jedoch ähnlich schnell wieder raus, für den gut angepoppten Melodic-Kick zwischendurch war’s aber ok. Auf Dauer nervte lediglich der nölige Klargesang, da hätte ich mir mehr aggressivere, dreckigere, druckvollere Parts gewünscht. Dass der Sänger das kann, bewies er leider nur sporadisch.

Im Endeffekt beherrschen beide Bands das, was sie machen, sicherlich ziemlich gut, mir persönlich fehlten einige Ecken, Kanten und Alleinstellungsmerkmale. Gut möglich jedoch, dass sich aus der Konserve die Songs nach und nach erschließen und sich diverse Hits herauskristallisieren. Freunde des jeweiligen Subgenres könnten fündig werden. Zurück an meiner Musiksammlung, trennte ich mittels fiesem Hardcore u.ä. die Spreu vom Weizen und wer blieb, bekam im Anschluss ordentlich wat zu Tanzen. Und tatsächlich wurd’s ‘ne amtliche Party. Ich weiß nicht, wie hoch der Turbojugend-Anteil war, aber die Gäste von außerhalb fielen überwiegend positiv auf, feierten, wie es sich gehört und trugen zusammen mit vielen berüchtigten einheimischen Trunkenbolden dazu bei, dass die Nacht ganz nach meinem Geschmack verlief und sich für alle gelohnt haben dürfte. Dabei musste ich noch nicht mal TURBONEGRO auflegen – und von NASHVILLE PUSSY, den TURBO A.C.‘s, PETER PAN SPEEDROCK oder ähnlich überbewerteten Kapellen hab‘ ich immer noch nix :P

Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/30-07-201 ... handcuffs/

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: So 7. Aug 2016, 13:01
von karlAbundzu
Jährlich gibt es ja das Festival Maritim, ein Umsonst und Draussen Fest im ältesten künstlichen Hafen überhaupt, im nördlichen Teil Bremens. Obwohl es schon seit 2009 am Start ist, hab ich es nie geschafft, mal vorbeizuschauen
Neben der Musik, die mir sofort beim Stichwort "maritime" Musik einfällt, also Shantychöre, Folkzeug und Rentnerzusammenkünfte, spielen auch immer wieder lautere Bands. Lstigerweise spielen alle Bands auch 2 bis viermal an dn drei Tagen.
Am Freitag Abend hin und schön am Hafen langgelaufen, erst mal Atmo aufnehmen, hier und da mal hinhören. Partnerstadt war diesmal Danzig und es gab ein paar polnische Kapellen zu hören. Gleich zu Beginn gab es eine Kapelle mit zwei singenden Frauen, irritierenderweise in Flamenco Röcken, und ein paar Musikantn. Richtung Folk, und mit schöner E-Geige. Aber erst mal die Fressstände checken. Leider wiederholte sich da viel, sehr häufig Flammkuchen. der günstigste und glechzeitig am leckersten aussehende wurde von ein paar Punkern geführt, die Entscheidung fiel leicht und es war lecker, nebenan gab es noch ein bischen indianisches frittertes Gemüse, auch gut.
Hier und da ncoh mittelmäßige Strassenmusiker Richtung SHanty, Folk und Mittelalter gehört, aber dann bei Getränken vor einer großen Hauptbühne hängen geblieben und das Ende von Orkiestra Samanta gehört und gesehen. Wieder zwei Frauen in ähnlicher Aufmachung und wieder gefällig. Danach kamen die Franzosen SUR ES DOCKS und die sahen wir uns ganz an und bereuten es nicht. EIn bunt gemischter Haufen (ein Punker an so ner Mandolinenartigen, eine schicke große Geigerin, ein Geolehrer an der Tin Whistle, ein Schottenrockträger am Akordeon, ein Baguettebäcker am E-Bass, ein Stino am Schlagzeg, eine Mischung aus 80er Heroin-Chic und Gay Sailor an der acoustic GItarre) spielte diese Rock-Version von Folk schottischer Prägung, also ungefähr Richtung frühe Pogues, immer wieder mit SKA-Einflüssen, das machte richtig Spaß.
Es gab ein Problem, vor der Bühne gab es so 15 Meter freien Rasen, danach war bestuhlt bzw. bebankt. Für das insgeamt anwesende Publikum soweit ok, hauptsächlich älteres feineres oder feingemachtes aus Bremen Nord.
Also: Ein paar unentwegte standen, dazu kamen nach un naach ein paar junge und junggebliebende und die Musikanten schafften es trotzdem eine prima Stimmung zu zaubern, auch das sie immer wieder ins Publikum kamen , half. Es ging recht lange und machte sehr viel Spaß.
Danach zogen wir noch so rum, sahen hier und da interessantes (Harmony Glen und Firkin scheinen auch was zu taugen), aber die Luft war ein wenig raus, und der nächste Zug lockte. Eigentlich hätte ich am Samstag oder gleich noch schauen können, aber es gibt ja immer wieder was anderes zu tun.

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Mo 8. Aug 2016, 10:29
von karlAbundzu
Konzert im TV:
Aus Wacken wurde übertragen, ich schaltete zufällig beim beginn von TRIPTIKON ein. Auf der Bühne alles voller Satanskram. Die Musik gefiel mir ausserordentlich gut. Langsam, düster, ungewöhnliche Töne zum teil für Doom-Metall, deutliche Cure Einflüsse zu hören. Und Krautrock.
Und meine Affinität zu Bassistinnen hab ich ja schon mal erläutert....

Hat jemand da eine Tonträgerempfehlung?

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Mo 8. Aug 2016, 10:34
von jogiwan
karlAbundzu hat geschrieben:TRIPTIKON
karlAbundzu hat geschrieben:Hat jemand da eine Tonträgerempfehlung?
na, bei dem Namen würde ich sagen: alle drei! ;) :kicher:

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Mo 8. Aug 2016, 13:43
von buxtebrawler
karlAbundzu hat geschrieben:Konzert im TV:
Aus Wacken wurde übertragen, ich schaltete zufällig beim beginn von TRIPTIKON ein. Auf der Bühne alles voller Satanskram. Die Musik gefiel mir ausserordentlich gut. Langsam, düster, ungewöhnliche Töne zum teil für Doom-Metall, deutliche Cure Einflüsse zu hören. Und Krautrock.
Und meine Affinität zu Bassistinnen hab ich ja schon mal erläutert....

Hat jemand da eine Tonträgerempfehlung?
Die heißen TRIPTYKON und sind Tom Warriors Celtic-Frost-Nachfolge-Band. Haben bisher zwei Alben und 'ne EP draußen: http://www.metal-archives.com/bands/Tri ... 3540303132

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Mo 8. Aug 2016, 19:20
von CamperVan.Helsing
karlAbundzu hat geschrieben: Und meine Affinität zu Bassistinnen hab ich ja schon mal erläutert....
Ja? :?

Sonst erklär noch mal...

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Mo 8. Aug 2016, 20:13
von McBrewer
buxtebrawler hat geschrieben:
karlAbundzu hat geschrieben:Konzert im TV:
Aus Wacken wurde übertragen, ich schaltete zufällig beim beginn von TRIPTIKON ein. Auf der Bühne alles voller Satanskram. Die Musik gefiel mir ausserordentlich gut. Langsam, düster, ungewöhnliche Töne zum teil für Doom-Metall, deutliche Cure Einflüsse zu hören. Und Krautrock.
Und meine Affinität zu Bassistinnen hab ich ja schon mal erläutert....

Hat jemand da eine Tonträgerempfehlung?
Die heißen TRIPTYKON und sind Tom Warriors Celtic-Frost-Nachfolge-Band. Haben bisher zwei Alben und 'ne EP draußen: http://www.metal-archives.com/bands/Tri ... 3540303132
Ich habe nur Ihre letzte Dampfwalze "Melana Chasmata" hier

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das aber mit vielen "Ughhs" und feinem HR Giger-Cover positiv in Gedächtnis bleibt :thup:

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Di 9. Aug 2016, 09:28
von karlAbundzu
karlAbundzu hat geschrieben: :D ok:
Mitte der 80er mit einem katholischen (keine Ahnung, warum) nach Berlin gefahren. Eines Abends aus unserer Beherbung am Rande der Stadt (Spandau!!!) abgehauen, um nach Kreuzberg zu einem Punk-Konzert in einem besetzten Haus zu fahren. IDIOTS gesehen, und Sir Hannes und Bassistin Anne hat uns umgehauen. Pünktlich zum Frühstück zurückgewesen.
vom januar 2016

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Verfasst: Fr 12. Aug 2016, 15:51
von buxtebrawler
05.08.2016, Monkeys Music Club, Hamburg:
THE CASUALTIES + TOTAL CHAOS + TOPNOVIL + DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS


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Am 05.08.2016 (dem Weltbiertag!) bekamen wir die einmalige Gelegenheit, den „Chaos Sound“-Abend im edlen Monkeys zu eröffnen; nachdem zunächst lediglich die US-Bands THE CASUALTIES und TOTAL CHAOS bestätigt waren, kamen sogar noch die Australier TOPNOVIL dazu – volles Programm also. Doch Hamburg wäre nicht Hamburg, hätte nicht auch an diesem Tag ein wahres Überangebot um die Gunst subkulturell interessierten Publikums gebuhlt. So feierte zeitgleich das Hafenklang sein 20-jähriges Bestehen mit einer gleich zweitägigen Party mit Mörder-Line-Up bei freiem Eintritt, lud der Rondenbarg ebenfalls für umme mit seinem allsommerlichen Open Air usw. usf. Ich sah uns als Vorvorband also schon vor leerer Kulisse den Anheizer machen, zumal ausnahmsweise sogar das Wetter mitspielte und sicherlich eher dazu einlud, sich während des lokalen Supports an der frischen Luft zu verlustieren, statt sich unsere Trümmercombo anzutun. Doch der Reihe nach: Überraschend entspannt war Monkeys-Ralf, der unser um eine Stunde verzögertes Erscheinen problemlos abnickte und vor Ort wusste ich auch, warum: Während der eine oder andere Iro- und Nietenkaiser der fremdkontinentalen Kollegen noch den Toilettenbereich zum Kosmetik- und Frisierstudio umfunktionierte, zog Soundmann Steven unseren Soundcheck in Rekordgeschwindigkeit durch, so dass mir noch genügend Zeit blieb, aufgeregt hin und her zu laufen und vorzuglühen. Für die Punkszene unfassbar diszipliniert bot sich bereits pünktlich zum Einlass ein illustres Bild vor der Tür, zahlreiches Volk hatte sich unlängst versammelt und freute sich auf den Krawallabend.

Zu den Klängen von seit Stefs Ausscheiden als Live-Intro benutzten „Les Rebelles“ stieß ich nicht minder pünktlich um 21:00 Uhr auf der Bühne hinzu, an der bereits der riesige THE CASUALTIES-Banner angebracht worden war. Den ausgelutschten Gag, uns daher als die Hauptband vorzustellen, ließ ich dann aber doch in der Gifttüte und wir ließen in unserem auf eine halbe Stunde gekürzten Kompaktset vornehmlich die Songs sprechen. „Victim of Socialisation“ und „Montag der 13.“ waren rausgeflogen, alles andere wurde von meinen Mit-Motherfuckers ziemlich souverän rausgepeitscht, deren Shouter (dat bin ich) sich nur einmal kurz verhaspelte und ansonsten mit dem Mikrokabel tanzte. Wir hatten einen Bombensound auf der Bühne, welch ungewohnter Luxus so’ne hochwertige Monitoranlage doch ist… Meine eingangs erwähnte Befürchtung bestätigte sich glücklicherweise nicht; wir blickten auf eine für unsere Verhältnisse (und vermutlich für die vieler als lokaler Support für drei Hochkaräter auftretenden Nachwuchsbands) stattliche Anzahl Interessierter, die sich offenbar gern unsere Auffassung von Remmidemmi in die Löffel blasen ließen und sich irgendwann sogar zu bewegen begannen! Sachen gibt’s…

Zum Sound der sympathischen Aussies von TOPNOVIL war das ein nicht zu knapper Kontrast. Ich hatte die Band vorher gar nicht auf dem Schirm, mir vorm Gig aber mal zwei Alben angehört. TOPNOVIL scheinen, grob umrissen, so etwas wie die RANCID aus Down Under zu sein, wobei es bei ihnen jedoch wesentlich homogener partykompatibel zugeht, während RANCID ja auch gern mal paar schwer melancholische Nummern oder Downer auf ihre Platten hauen. Bereits im vergangenen Jahr beehrten sie das Monkeys, Support durften seinerzeit die großartigen VIOLENT INSTINCT machen. Spätestens seitdem haben TOPNOVIL offenbar eine nicht ungefähre Fan-Basis in Hamburg, die den Gig vom ersten Akkord an zur Party machten – u.a. die berüchtigte Fucktard Crew, die kurzerhand ihr Banner über das des Headliners hängte. Die Band hatte ihre Amp-Koffer am Bühnenrand postiert und balancierte auf ihnen herum, sprang über die Bretter und zeigte generell viel Bewegungsfreude, setzte Energie frei. Der Drummer bewies ‘nen zünftigen Wumms und der Lead-Gitarrist legte feinste Melodien auf das Riff- und Rhythmusgerüst. Der Pöbel dankte es mit Ausdruckstanz und Ovationen. Ungeachtet Angry Andersons aktueller politischer Verwirrtheit coverte man ROSE TATTOOs „Nice Boys“ und ich sach ma: Wenn das heutzutage noch jemand darf, dann Australier. Dem singenden Gitarrero ging zwischendurch die Klampfe kaputt, so dass ein paar Songs mit nur einer Sechssaitigen auskommen mussten, was ihm jedoch wiederum noch mehr Bewegungsfreiheit eröffnete. Ein die Stimmung hochkochender, aufpeitschender Auftritt einer Band, der man sowohl ihre Live-Erfahrung als auch die unbändige Spielfreude zu jeder Sekunde überdeutlich anmerkte. Respekt!

Es dürfte die etwas längere Pause bis zum TOTAL-CHAOS-Auftritt gewesen sein, als ich mich übers reichhaltige Buffet hermachte – welches mich wiederum daran erinnerte, dass das ursprünglich mal Hauptintention für mich war, eine Band zu starten ;) An den Monkeys sind verdammt gute Köche verloren gegangen, am besten parallel ‘nen Imbiss eröffnen! Im Pub-Bereich hatte es sich übrigens VANESSA CETIN eingerichtet, die mit ihrem Akkordeon zum Schunkeln einlud. TOTAL CHAOS aus L.A. überraschten Mitte der ‘90er damit, auf dem Epitaph-Label keine US-typische Punkrock-Richtung einzuschlagen, sondern den guten alten UK-82-HC-Punk-Sound aufzugreifen und in klangtechnischem zeitgemäßem Gewand zu reanimieren. 1996 erschien mit „Anthems From the Alleyway“ indes ein Album, das deutlich Richtung Streetpunk tendierte und die weitere Entwicklung hatte ich gar nicht wirklich mitverfolgt, doch hat man offenbar auf den seitdem fünf Alben zum eigenen Härtnersound zurückgefunden, ihn verfeinert und ausgebaut. Shouter Rob Chaos scheint die Angepisstheit komplett verinnerlicht zu haben und war schließlich auf der Bühne in seinem Element, als die Band vor allem erst mal eines erzeugte: Druck, Druck, Druck! Bei perfektem Klang wurde das Monkeys von einer infernalischen Aggro-HC-Punk-Walze förmlich überrollt, die einen regelrecht an die Wand drückte. Keine Studioaufnahme kann konservieren, was hier live passierte, welche Atmosphäre hier erzeugt wurde und ihren Widerhall in entfesselten Publikumsreaktionen fand. Die zahlreichen, an den D-Beat gemahnenden Beckenschläge strapazierten Nacken und Ellenbogen, das Uptempo mit seinen sägenden Riffs ging durch Mark und Bein und das heisere Gebelle des Shouters machte keine Gefangenen. Zwischendurch sprang ein merklich angeschossener Typ auf die Bühne und okkupierte das Mikro des Claude-Oliver-Rudolph-Lookalikes am Bass, der ihn gewähren ließ. Das war ungeschliffener HC-Punk as fuck, der eine Aura der Zerstörung entfaltete und bewies, wie wichtig es ist, dass dieser Sound weiterlebt und live auf den Bühnen dieser Welt stattfindet. Danach war ich dann eigentlich auch durch.

Doch zum Entspannen blieb nicht viel Zeit, immerhin waren THE CASUALTIES aus New York City der Headliner und forderten noch einmal volle Aufmerksamkeit. Anfänglich, gegen Ende der ‘90er, mit ihrer „Chaos-Punk“ getauften räudigen und trinkfreudigen Mischung aus Street-/Oi!- und HC-Punk noch gern von elitären Polit-Punks als Dummbatzen und Iro-/Spikes-Stylo-Abziehbilder verlacht, gelang es ihnen im Laufe der Jahre mit musikalisch immer versierteren Platten, inhaltlicher Weiterentwicklung, konsequenter Punk-Attitüde und leidenschaftlichen Gigs, Respekt auch über die Szene hinaus einzufordern und zu erlangen. Die Folge ist, dass auch oder gerade erst recht 2016 ein CASUALTIES-Konzert eine große Abrissparty ist, wenngleich die ersten Publikumsreihen nicht mehr unbedingt dem Mohawk-/Spike-Einheitslook anhängen. Auch Shouter Jorge Herrera pfiff diesmal auf die Stachelrübe und sah mit seiner liegenden Matte fast aus wie ein Glam-Metaller. Doch von den Brettern ertönte natürlich der berüchtigte CASUALTIES-Sound mit seinen hektischen Highspeed-Riffs und fiesem Gekeife, aufgelockert durch die eine oder andere Lead-Melodie und Singalongs. Der Mob drehte nun endgültig durch, es ging gut zur Sache und das Monkeys brodelte, feierte die Band und sich selbst. Fragt mich bitte nicht mehr nach Details, aber ich erinnere mich, mich besonders über die alte Kamelle „Ugly Bastards“ gefreut zu haben, an eine Bühneninvasion bei „We Are All We Have“ und einen bärtigen Zottel mit Halbglatze und beachtlicher Bierplauze, der plötzlich auf der Bühne auftauchte. Nachdem mir beim Versuch, jemanden im Pit aufzuheben, ein Typ unglücklich gegen die Hand gesprungen war (was sich im ersten Moment wie ein komplizierter Trümmerbruch anfühlte, sich aber schnell als harmlose Stauchung erwies), hielt ich mich auch angesichts meines eigenen Gesamtzustands eher im Hintergrund und begab mich erst später wieder nach vorne, als die Meute zunehmend erschöpft war und sich stärker aufs Mitgrölen konzentrierte. Erst gegen halb zwei verließen die CASUALTIES die Bühne und hinterließen ein völlig ausgepowertes, aber glückliches Publikum, das an diesem Abend ‘ne echte Vollbedienung bekommen hatte.

Mit allen Bands samt Anhängen ließ sich übrigens prima auskommen, auch backstage hatten wir viel Spaß inne Backen und die Monkeys-Crew hat eine Rutsche Bier nach der anderen nachgelegt. Dafür und natürlich für diese Auftrittsmöglichkeit noch mal fetten Motherfuckers-Dank. Ein legendärer Abend! Und für die Hamburger Subkultur spricht dann ja auch irgendwie, dass sich bei einem solchen eingangs erwähnten Überangebot anscheinend doch an den verschiedenen Orten jeweils genügend Volk versammelt, so dass zumindest in dieser Nacht wohl niemand in die Röhre gucken musste.

Up the Monkeys, up the Punx!

Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/05-08-201 ... erfuckers/