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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Fr 29. Jun 2012, 23:26
von Blap
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Ninja II - Die Rückkehr der Ninja (USA 1983, Originaltitel: Revenge of the Ninja)

Kosugi! Firstenberg! Cannon!

Ninja schlagen mit brutaler Härte zu, löschen Cho Osakis (Shô Kosugi) Familie gnadenlos aus! Cho, ebenfalls ein perfekt ausgebildeter Ninja, kann die Mordbuben zwar stellen und bezwingen, doch nur sein Sohn Kane und Chos Mutter (Grace Oshita) überleben das blutige Gemetzel. Braden (Arthur Roberts) rät seinem guten Freund in die USA auszuwandern, trotz anfänglicher Skepsis zieht Cho -mit dem spärlichen Rest seiner Sippe im Schlepptau- in die Vereinigten Staaten. Sechs Jahre sind vergangen. Mit Bradens Hilfe will Cho einen Laden eröffnen, in aufwändiger Handarbeit gefertige Puppen aus Japan sollen neue Besitzer finden. Während sich der kleine Kane (Kane Kosugi) mit streitsüchtigen Altersgenossen plagt, wehrt sein Vater die Annährungsversuche der attraktiven Blondine Cathy (Ashley Ferrare) ab. Erneutes Unheil braut sich zusammen, noch ahnt Cho nichts von den kriminellen Umtrieben seines "Freundes" Braden, der die Puppen als Versteck für geschmuggelte Drogen benutzt. Überhaupt ist Braden kein angenehmer Zeitgenosse, ohne Bedenken legt er sich mit Chifano (Mario Gallo) an, immerhin lokaler Mafiaboss mit einer Horde schiesswütiger Schergen in der Hinterhand...

In "Ninja - Die Killer-Maschine" (1981) blieb Shô Kosugi die Rolle des stolzen Bösewichts, nun bekleidet er die Hauptrolle und darf das Gaspedal bis zum Anschlag durchtreten! Gleichzeitig feiert Sam Firstenbirg seinen Einstand als Regisseur abendfüllender Cannon-Spielfilme. Firstenberg gelang auf Anhieb ein Volltreffer, später inszenierte er weitere Streifen aus dem Cannon-Spitzenfeld. Beispiele gefällig? "American Fighter" (1985), "Night Hunter" (1986) und "American Fighter 2 - Der Auftrag" (1987) sprechen eine klare Sprache, versetzen Fans geplegter B-Action in Glückseligkeit.

Ohne Umschweife stürzt uns das Drehbuch ins Geschehen, eine harmonische Familienfeier endet in Blut und Tränen, in den USA muss sich Shô Kosugi mit jeder Menge Gezücht beschäftigen, parallel pflügt sich Arthur Robert durch Scharen Mafiosi, die kleinen und mittleren Schurken erwecken fast ein wenig Mitleid (Lüge! Anonyme Metzelmasse muss bluten!). Sämtliche Actionszenen sind gut choreografiert, nicht nur Shô Kosugi sorgt für Stimmung. Tötungsgeräte jeglicher Art kommen zum Einsatz, Wurfsterne und Schwerter stellen längst nicht das Ende der Metzelstange dar. Obendrauf sorgt Ashley Ferrare für eine angenehme Dosis Erotik, teilweise mit wenig Stoff auf dem wohlgeformten Leib, sehr angenehm! Während der 81er-Ninja durchaus humorig über den Bildschirm polterte, zeigt sich der zweite Ausflug in die Welt der Ninja ernster, wirft in der Disziplin Härte zusätzliche Kohlen ins Feuer. Naja, für die deutsche Fassung gilt dies nur eingeschränkt, denn die reichlich krude Synchronisation sorgt für etliche Brüller! Dem Unterhaltungswert ist diese Maßnahme keinesfalls abträglich! Ganz im Gegenteil, der Klopper gewinnt deutlich hinzu, hier ist die deutsche Synchro ganz klar dem englischsprachigen Originalton vorzuziehen!

Shô Kosugi punktet auch abseits der Prügelorgien, bringt den Burschen namens Cho Osaki sehr sympathisch rüber, bei Bedarf wird zwischen fürsorglichem Vater und knallhartem Ninja umgeschaltet. Obwohl Kosugi den Stoff durchaus allein tragen könnte, werten die treffsicher besetzen Nebendarsteller das launige Treiben zusätzlich auf. Kane Kosugi -auch ausserhalb der Filmwelt Shô Kosugis Sohn- war während der Dreharbeiten etwas älter als die Rolle vorgibt, für einen ca. neun Jahre alten Bengel zeigt der Kleine erstaunliche Fertigkeiten in diversen Kampfszenen, mein Respekt! Kane war in mehreren Filmen seines Vaters zu sehen, teils gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Shane, die Äpfel fallen nicht... (Danke, sagt das Phrasenschwein). Arthur Roberts lässt sich nicht lumpen, vor allem während der netten Unterhaltungen mit Mario Gallo bleibt kein Auge trocken. Keith Vitali und Virgil Frye bleiben austauschbar, zwischen all den Fieslingen und dem mächtigen Helden, bleibt kaum Raum für redlich bemühte Bullen. Grace Oshita traut dem Amerikaner von Anfang an nicht, hätte der liebe Shô nur auf seine Filmmutter gehört (bitte nicht, wo bleibt denn da das Vergnügen?). Damit sind die relevanten Gestalten aufgezählt, nur eine erneute Huldigung der heissen Ashley Ferrare fehlt. Leider gibt die Filmograhie der Dame nicht viel her, ich muss mir auf jeden Fall den Fred Olen Ray Erguss "Cyclone" (1987) beschaffen (Randnotiz für den verfassenden Lustgreis).

Pralle Vollbedienung! "Ninja II - Die Rückkehr der Ninja" ist eine der stärksten Cannon-Produktionen überhaupt, eine der Perlen in den Suhlen B-Action und Ninja-Teror! Es knallt, raucht und zischt, Knochen brechen im Sekundentakt, Ekelfratzen werden nach Lust und Laune ein- und ausgebeult, es wird geschlitzt, geschlagen und geblutet, nach feinster Art gepöbelt, mit Lieblingszitaten könnte ich Seiten füllen. Die Blu-ray präsentiert den Film in sehr ansprechender Qualität, der Bonusbereich gibt lediglich zwei Trailer her, Flatschen-Paranoiker dürfen sich am Wendecover ergötzen. Ihr wollt Action? Ihr bekommt Action! Absoluter Pflichtkauf für Genrefans!

9/10 (überragend!!!)

Lieblingszitat:

"Ich schlitz Dich jetzt auf!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mo 2. Jul 2012, 19:26
von Blap
In Ultrakurzform:


• Walhalla Rising (Dänemark, Großbritannien 2009) - Gewaltig! Packend! Großartig! Bitte erwartet kein Wikinger-Epos und lockere Unterhaltung. Keinen Schimmer wie ich diesen Film bewerten soll, in Zahlen fraglos oberhalb von 8/10.

Die Blu-ray gibt es für wenig Kohle (ich habe zur normalen Fassung gegriffen, die 3D-Version hat mich nicht gereizt).


• Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten (Großbritannien 1965) - Kurzweilige Komödie mit großartiger Besetzung, toller Aussattung und sympathischen Verbeugungen vor den Klamotten der Stummfilmära. Stuart Whitman als lockerer Ami, Terry-Thomas macht uns den Fiesling, grandios der unvergessene Gert Fröbe in der Rolle des deutschen Offziers. Alle Beteiligten Nationen werden liebevoll auf die Schippe genommen, da bleibt kein Auge trocken.

Dank der DVD kommt diese schöne Kindheitserinnerung in solider Qualität auf den Bildschirm. Klarer Pflichtkauf, nicht nur für Nostalgiker.

8,5/10 (sehr gut bis überragend)


• Botched - Voll verkackt (Irland, Großbritannien, Deutschland, USA 2007) - Tarnt sich zu Beginn als Heist-Movie, lässt aber flott die Maske fallen, sinnloses Gemetzel und durchgeknallte Gestalten bestimmen das Szenario. Diesmal habe ich den Streifen im englischen O-Ton geschaut, dem Spassfaktor durchaus zuträglich (obwohl die deutsche Fassung in Ordnung ist).

Über die DVD gibt es nicht viel zu berichten, ordentliche Qualität, wenig Bonusmaterial.

Es bleibt bei dicken 7,5/10 (8/10 werden nur knapp verfehlt, da geht noch was)

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mi 4. Jul 2012, 00:28
von Blap
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Die Fratze (Großbritannien 1971, Originaltitel: Fright)

Gefährlichster Job der Welt? Babysitter!

Amanda (Susan George) sucht das Anwesen von Helen (Honor Blackman) und Jim (George Cole) auf, die Studentin hat sich als Babysitter für Helens dreijährigen Sohn Tara (Tara Collinson) auf einen ruhigen Abend eingestellt. Das alte Gemäuer mutet unheimlich an, tatsächlich wird Amanda recht schnell von einem unguten Gefühl heimgesucht, glaubt durchs Fenster eine verzerrte Fratze in der Dunkelheit zu sehen. Alles nur Einbildung oder ein dummer Scherz? Vermutlich, denn plötzlich taucht Chris (Dennis Waterman) auf, der Bekannte der jungen Frau hofft auf ein heisses Schäferstündchen. Derweil erreichen Helen und Jim ihr Ziel, ein ungefähr zehn Kilometer entfernt gelegenes Lokal. Helen kann ihre Beunruhigung nicht abstreifen, noch immer hat sie die schrecklichen Vorfälle nicht verarbeitet, welche sich während der Ehe mit ihrem psychisch kranken Mann Brian (Ian Bannen) zutrugen. Dr. Cordell (John Gregson) behandelt den Psychopathen in einer geschlossenen Anstalt. Der Mediziner ist mit Helen und ihrem neuen Partner Jim befreundet, er ist ebenfalls im Lokal anwesend, versucht beruhigend auf Helen einzuwirken. Von den damaligen Vorfällen ahnt die Babysitterin nichts, erst durch Chris erfährt sie die beängstigende Geschichte, mag ihrem Freund aber nicht glauben und reagiert verärgert auf dessen Erzählung. Chris zieht erneut den Zorn Studentin auf sich, als er während eines Anrufs der besorgten Helen groben Unfug treibt. Äusserst ungehalten wirft Amanda den jungen Burschen raus, im Wald vor dem Haus hat Chris eine unangenehme und schmerzhafte Begegnung...

Regisseur Peter Collinson trug sich mit "Charlie staubt Millionen ab" (The Italian Job, 1969) in die Filmhistorie ein, für die Gruselspezialisten Hammer inszenierte er den Thriller "Ehe der Morgen graut" (Straight on Till Morning, 1972). "Die Fratze" gehört zum edlen Kreis der frühen Slasherfilme, die etliche Jahre vor John Carpenters Meisterwerk "Halloween" (1978) entstanden. Erst "Halloween" sorgte für einen deutlich erhöhten (bis in die Gegenwart anhaltenden) Ausstoss dieser Spielart, deren Wurzeln zwar noch viel weiter zurückreichen, doch Hitchcocks "Psycho" (1960) mag als erstes und übergrosses Ausrufezeichen gelten! Collinson tischt dem Zuschauer zahlreiche Spezialitäten des Genres auf, selbstverständlich liegt das Haus des Schreckens irgendwo am Anus der Welt. Damit nicht genug, es rumpelt in der Wasserleitung, es klappert die Wäschespinne, der Möchtegernstecher erzählt Gruselgeschichten, im Fernsehen läuft ein Horrorstreifen von Hammer. Freilich trägt die Heldin ein dekoratives Minikleid und schwarze Lackstiefel, unvermeidbar die überschaubaren Fähigkeiten der zuständigen Gesetzeshüter. Weitere Standards sind vorhanden, aber ich will mich nicht in endlosen Auflistungen verlieren. Wer auf wüstes Gemetzel mit jeder Menge Mettgut und Möpsen hofft, dem wird dieser Film eventuell zu brav und arm an Schauwerten angelegt sein. Wirft man eine solche (sowieso überflüssige) Erwartungshaltung jedoch über Bord, bietet "Die Fratze" vortrefflich gemachtes Genrekino für Geniesser, punktgenau inszeniert, erstklassig gespielt und konsequent zu Ende gebracht.

Ausufernd angelegte Gewalt grafischer Natur ist in diesem Fall nicht nötig, die "natürlich gruselige" Umgebung und der herrlich irre aufspielende Bösewicht wiegen vordergründiges Gepansche ohne Schwierigkeiten auf. Zunächst soll Susan George gewürdigt werden, deren Leistung mich beeindruckt, begeistert und fasziniert hat. Die frühen siebziger Jahre waren Susans grosse Zeit, in "Straw Dogs" (1971) spielte sie an Dustin Hoffmans Seite, Pete Walker strapazierte Frau George in seinem "Schrei nach Leben" (Die Screaming, Marianne, 1971), unverzichtbare und (hoffentlich) unvergessene Perlen. Susan bietet im hier kurz vorgestellten Proto-Slasher viel mehr als der Großteil ihrer Leidensgenossinnen aus zahllosen anderen Flicks, ihre Amanda ist kein Abziehbildchen ohne Tiefe. Nein, Amanda ist eine intelligente, selbstbewusste und fürsorgliche junge Frau, sich durchaus ihrer weiblichen Reize bewusst. So bleibt sie uns nicht fremd, berührt uns ihr Kampf ums nackte Überleben, der ungleiche Kampf gegen einen total aus dem Ruder laufenden Gegner. Susan meistert die Klischeeabteilung mit Bravor, drückt den typischen "Slashermomenten" lieblichen Charme auf, behauptet sich in den tragischen Ausritten ebenso souverän. Besser kann man diese Rolle nicht spielen! Honor Blackman wurde durch den dritten Bond-Streifen "Goldfinger" (1964) zur Legende, Pussy Galore war nicht nur ein unverschämt frivoler Name für ein Bond Girl, Blackman spielte nicht minder prickelnd auf. Diesmal sehen wir sie als besorgte Mutter und drangsalierte Frau, die noch immer von ihrer jüngeren Vergangenheit gepeinigt wird. Obschon der grosse Schrecken und grauenvolle Terror, vor allem die zunächst ahnungslose Babysitterin heimsucht. Zu Beginn neigt Blackmans Helen zu hysterischen Anwandlungen, mit Blick auf die später ausgeleuchtete Vorgesichte eine absolut nachvollziehbare Darbietung. Die dritte grosse Nummer in diesem Kosmos ist Ian Bannen, der einen Bogen vom angeblich hilfsbereiten Nachbarn zum wahnsinnigen Mörder spannt, schliesslich vor keiner Grausamkeit zurückschreckt. Neben diesen starken Akteuren bleibt für das übrige Ensemble nicht mehr allzu viel Raum. George Cole ringt als neuer Lebensgefährte um Fassung, John Gregson möchte Zuversicht verbreiten, Dennis Waterman sorgt für den unvermeidbaren Nachwuchsbock, mit Maurice Kaufmann, Roger Lloyd-Pack und Michael Brennan sind gefragte Nebendarsteller im Rennen.

Nach knapp 84 Minuten endet das Treiben abrupt, mündet in einen Knall aus Trauer, Tränen und trügerischer Erlösung. Bei mir drückt "Die Fratze" die richtigen Knöpfe in der verpolten Schaltzentrale, sorgt für ein rundum glücklich machendes Filmerlebnis. Europäisches Genrekino nach meinem Geschmack, neben Mario Bavas "Im Blutrausch des Satans" ( Reazione a catena, 1971) und Sergio Martinos "Torso" (I corpi presentano tracce di violenza carnale, 1973) ein Höhepunkt aus dem "Zeitalter vor Halloween"! Hölle, diese drei Streifen als Triple Feature in einer gepflegten "Proto-Slasher-Nacht", ich würde vor lauter Glück einen Herzkasper erleiden! Wer es bei einem Double Feature britischer Natur belassen möchte, dem lege ich "Fright" als Nachbrenner zu "Assault" (1971) ans Herz.

Längst war eine Veröffentlichung für den deutschen Markt überfällig! Media Target hat den Streifen im Rahmen der "Special Screenings" Reihe auf DVD gebannt, in sehr schöner Qualität, inklusive deutscher und englischer Tonspur. Zusätzlich dürfen wir die Super 8-Version geniessen, bekommen einen englischen Trailer zu Gesicht, erhalten einen Überblick über weitere Filme mit Susan George, obendrauf gibt es eine Fotogalerie. Die grösste Zierde der Bonussektion darf nicht unterschlagen werden, der geschätze Pelle Felsch philosophiert unterhaltsam über den Slasherfilm und dessen blutiges Wurzelwerk, sehr angenehm! Klare Sache, diese Scheibe muss in jeder geplegten Sammlung einen Ehrenplatz erhalten, vielen Dank dafür!

8/10 (sehr gut)

Lieblingszitat:

"Du hast von allen Mädchen -Das Blap™ wieder, war ja klar- die schönsten Beulen im Pulli."

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Fr 6. Jul 2012, 22:14
von Blap
Die Hitze brennt erbarmungslos die Reste meines Hirns aus, daher die letzten Nächte im Ultrakurzformat:


• Grindhouse (USA 2007) - "Planet Terror" und "Death Proof" in den "ursprünglichen" Versionen, garniert mit sehr schmackhaften Fake Trailern. Für mich funktionieren die längeren Einzelfassungen der Streifen noch besser, dennoch macht die Verneigung vor dem Exploitation Film der siebziger Jahre auch in dieser Form riesengrossen Spass. Die BD musste her, stellt eine schöne Ergänzung zu den Einzelscheiben dar.

9/10

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• Derailed - Terror im Zug (USA 2002) - Vermutlich der bekloppteste Van Damme Streifen überhaupt. "Derailed" offenbar zahlreiche Schwächen und Murks in allen Sterbenslagen. Keine Frage, der Film ist Schrott. Aber Schrott kann so herrlich unterhaltsam und kurzweilig sein! Van Damme sowieso, Filme die in Zügen spielen sowieso, Action der C-Klasse sowieso. Die mir vorliegende DVD geht in Ordung. Inzwischen gibt den Flick sogar auf BD, vielleicht finde ich das Teil irgendwann zufällig in irgendeinem Wühltisch.

6/10

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• Snakes on a Plane (USA 2006) - Fuckin' Samuel L. Jackson in einem fuckin' Flugzeug voll bekackter Schlangen. Hölle, der Streifen hätte ein absoluter Knaller werden können! Leider schielte man zu sehr auf den Massenmarkt, hier fehlt es eindeutig an Bosheit, Gewalt und Sex. Pseudoexploitation für Konfirmanden (macht trotzdem Spass).

7/10

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• Ein Mann wie Dynamit (USA 1983) - Charles Bronson, J. Lee Thompson und Cannon, eine grandiose Konstellation! Sehr stark Gene Davis in der Rolle des irren Frauenmörders. Man lässt dem Killer und seinen Bluttaten viel Raum, so ergibt sich eine gewisse Nähe zum Slasherfilm. Ich liebe diesen Streifen, er wächst mir von Jahr zu Jahr mehr ans Herz. Die MGM-DVD bietet gute Qualität und karge Ausstattung.

9/10

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mo 9. Jul 2012, 23:03
von Blap
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Cy-Warrior (Italien 1989, Originaltitel: Cyborg, il guerriero d'acciaio)

Pöbel-Henry jagt den Softie-Cyborg

Manche Dinge sind unvermeidbar. Mal wieder haben wirre Militärschädel und fragwürdige Politiker zugeschlagen, in aller Heimlichkeit eine Superwaffe der totalen Vernichtung entwickelt (entwickeln lassen). Ja, der sogenannte Cy-Warrior (Frank Zagarino) ist halb Mensch und halb Maschine, gewissermaßen der perfekte Übersoldat. Manche Dinge sind unvermeidbar, so entkommt der noch nicht vollständig programmierte Kampfroboter! Den Verantwortlichen geht gewaltig die Düse, freilich darf die Öffentlichkeit nichts von den geheimen Umtrieben erfahren. An dieser Stelle kommt Hammer (Henry Silva) ins Spiel, der mit Unterstützung seiner Mannschaft den flüchtigen Superroboter ohne viel Aufsehen einfangen soll, möglichst ohne die teure Gerätschaft zu beschädigen. Selbstverständlich pfeift Hammer auf die Vorgaben, schreckt von Anfang an nicht vor dem Einsatz massiver Feuerkraft zurück, unvermeidbare Dinge... Derweil entpuppt sich Cy-Warrior als recht friedlicher Geselle, ergreift ohne ernsthafte Gegenwehr die Flucht vor seinen schiesswütigen Häschern. Irgendwann entdeckt der kleine Brandon (Brandon Hammond) den leicht beschädigten Robo im Gebüsch, der Cyborg findet bei dem kleinen Jungen und dessen hübscher Schwester Susan (Sherrie Rose) Unterschlupf. Lange soll die trügerische Idylle nicht währen, Hammer und seine Schergen greifen zunehmend rücksichtsloser durch. Die tödliche Schlinge zieht sich unbarmherzig zu, manche Dinge sind unvermeidbar...

Schon häufig wurde über den Niedergang des italienischen Genrekinos geschrieben, seit Mitte der achtziger Jahre drückte das Leichentuch schwerer und schwerer. Trotzdem finden viele Fans in diesem Umfeld kleine und unterhaltsame Perlen, der hier kurz vorgestellte "Cy-Warrior" ist ein solch angenehmes Schundfilmchen aus der dritten Reihe. Plot und Held wecken Erinnerungen an Sergio Martinos "Paco - Die Kampfmaschine des Todes" (Vendetta dal futuro, 1986) Fraglos kann sich das Werk von Regisseur Giannetto De Rossi zu keiner Zeit mit dem Erguss des Herrn Martino messen, wenig überraschend, De Rossi gehört hauptberuflich zur Make-Up Abteilung, Ausflüge auf den Regiestuhl blieben seltene Ausnahmen. Wer nun auf jede Menge Gewalt und Mettgut hofft, wird sich beim Genuss dieser Sause vermutlich vor Zorn die Haare raufen. Zwar ballern Henry und seine Helferlein immer wieder wild vor sich hin, die Actionszenen muten dennoch überwiegend handzahm an. Überhaupt schaut Blondchen Frank Zagarino alles andere als furchteinflößend aus der Wäsche, greift erst zum grossen Finale durch. Irgendwann hat auch ein Roboter-Seitenscheitel-Popper den Kanal gestrichen voll. Die grösste Stärke des Films ist der unfreiwillige (?) Humor, die beknackten Dialoge sorgen für manche Lacher. Vor allem Henry Silva lässt sich nicht lumpen, beschimpft seine Untergebenen mit Ausdauer. Schwache Effekte tragen ihren Teil zum knuffigen Charme bei, schaut euch bitte die "Haut" des Cy-Warrior an, prächtig das Skelett aus dem Metallbaukasten, die Ausführung der Reparaturen, unbeschreiblich naiv und liebenswert. Nebenbei transportiert der Film unverhohlen kritische Botschaften, Politiker und Militärfratzen sind miese Verbrecher, grins. Modewort hin oder her, die Bezeichung "Trash" trifft in diesem Fall den Nagel auf den Kopf, was aus meiner Tastatur ausdrücklich als Lob und Verneigung zu verstehen ist.

Fast hätte ich mir den üblichen Absatz zu den Darstellern gespart. Da Henry Silva zu den markantesten Erscheinungen seiner Zunft gehört, zahlreiche Italo-Produktionen mit seiner Anwesenheit veredelte, könnte ich mir diese Unterschlagung nicht verzeihen. Alle anderen Gestalten mögen austauschbar bleiben, Silva drückt dem Werk seinen Stempel auf, obschon er lediglich in einer grösseren Nebenrolle zu sehen ist. Schlechte Laune gehört zum guten Ton, ein sadistischer Schleifer aus der Hölle, Aufträge werden ohne Rücksicht auf Verluste erledigt, wen kümmern ein paar Dutzend unwichtige Zivilisten? Frank Zagarino ist in etlichen B- und C-Filmen zu finden, ein Heldenabziehbildchen (fast) ohne weitere Nebenwirkungen. Spätestens wenn der Cy-Warrior das Tanzbein schwingt, liegt auch der letzte Freund niveauloser Abendunterhaltung vor Freude unter dem Tisch. Sherrie Rose kann auf ihrem Konto ebenso eine stattliche Anzahl kleiner Produktionen verbuchen, darunter diverse Auftritte in TV-Produktionen. US-Amerikanerin Sherrie kommt als Susan sehr züchtig rüber, fast glaubt man eine US-Produktion zu sehen (lediglich in dieser Disziplin), waren die Italiener doch oft auf der frivolen Schiene unterwegs. Klar, eine kleine Schippe Möpse hätte es gern sein dürfen, überdies trägt ein Akt mit dem Robotermann sicher Brüllerpotential in den rostigen Eingeweiden. Brandon Hammond gibt die Bratze, sondert nicht minder dümmliches Zeug ab, warum soll grober Unfug vor Blagen zurückschrecken? Damit genug zu den Gestalten vor der Kamera, die kleineren Nebenrollen passen sich dem vorherrschenden Mumpitz an.

Man nehme einen Schlag "Paco" und eine Prise "Terminator". Fülle das Gemenge mit einer feisten Portion Unfug auf und betätige den Mixer, fertig ist die Laube! Naja, ganz so einfach ist es nicht. Zieht jegliches Gespür für solide Inszenierug und halbwegs geistreiche Dialoge ab, dann passt es irgendwie. Nicht ohne Erwähung soll der Score bleiben, das simple Leitmotiv geht gut ins Ohr. Dank der DVD von Cinepolis/Infopictures ist der Streifen ohne Schwierigkeiten verfügbar, angenehmerweise ziert das Wendecover ein altes Motiv (siehe oben), die auf modern getrimmte "Verkaufsseite" schaut fürchterlich aus. Zwar liegt das Bild nicht anamorph vor, die Qualität geht aber in Ordnung, notfalls kann per geeigneter Funktion der Glotze nachgebessert werden. Im Bonusbereich findet der Fan einen Trailer zu "Soldier of Fortune" aka "Running Hero"(1990) mit Daniel "Paco" Greene, sehr angenehm.

6/10 Spasspunkte scheinen mir angemessen, für Eckschädel Henry gibt es noch ein halbes Pünktchen obendrauf.

Lieblingszitat:

"Steht da nicht wie die Arschlöcher rum, verfolgt ihn! Hinterher ihr Schwachsinnigen, verfolgt ihn! Bewegt eure verdammten Ärsche oder ich mache euch Beine. Kommt mir ja nicht ohne diesen Blechhaufen zurück! Ihr dämlichen, verdammten Schweine!"

Henry Silva, Lehrmeister für moderne Mitarbeitermotivation

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Fr 13. Jul 2012, 22:44
von Blap
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Storm Catcher (USA 1999, Originaltitel: Storm Catcher)

Dolph Lundgren - Boden-Luft-Rakete für alle Fälle

Major Jack Holloway (Dolph Lundgren) und sein Co-Pilot Captain Lucas (Jon Pennell) testen ein streng geheimes Superkampfflugzeug der US Air Force, Holloways alter Freund Captain "Sparks" Johnson (Mystro Clark) überwacht die Mission in der Schaltzentrale am Boden. Während eines Familenausflugs verschwindet Jack plötzlich, taucht erst am nächsten Tag wieder auf, verwirrt und in Fliegermontur taumelt er durch die Landschaft. Wenig später wird der Major vor den Augen seiner Ehefrau Jessica (Kylie Bax) und der gemeisamen Tochter Nicole (Yvonne Zima) festgenommen, angeblich hat der den Tarnkappenbomber entführt. General Jacobs (Robert Miano) verhört seinen besten Mann, doch Holloway bestreitet jegliche Schuld, er kann sich nicht an die vergangenen Stunden erinnern. Während der Überführung in eine andere Sicherheitseinrichtung geschieht das Unfassbare, maskierte Gestalten überfallen den Transport und verschleppen Holloway. Schnell ist dem Flieger klar, seine restliche Lebenszeit beträgt bestenfalls noch ein paar Minuten. Jack kann die eiskalten Kidnapper überwältigen und fliehen, nun muss es ihm irgendwie gelingen seine Unschlud beweisen...

Um die Jahrtausendwende war Dolph Lundgren nicht unbedingt in den stärksten Filmen seiner Karriere zu sehen. "Knight of the Apocalypse" (1998) schöpft vorhandenes Potential nur ansatzweise aus, die Gurke "The Last Warrior" (2000) stellt selbst für einen Fanboy wie mich eine Herausforderung dar. Alles nicht so dramatisch, denn "Fight of the Dragon" (1999) ist eine kleine Perle mit Hang zum Irrsinn, "Concept of Fear" (2001) keinesfalls übel. Ab 2003 zeigt die Formkurve sowieso steil nach oben, Herr Lundgren kam mit Knüller auf Knüller aus der Hüfte. Beispiele gefällig? "Detention - Die Lektion heisst überleben" (2003), "The Mechanik" (2005) und "Command Performance" (2009) bieten gute Anhaltspunkte, ein genauer Blick auf das Schaffen des Schweden fördert weitere B-Action der besten Sorte zu Tage, teilweise zeichnet Dolph ab 2004 auch für die Regie verantwortlich, bisher stets eine sehr gute Entscheidung. "Storm Catcher" wurde von Anthony Hickox inszeniert, der bei "Jill Rips" (2000) ein weiteres Mal mit Lundgren arbeitete. Hickox dürfte einigen Freunden gepflegter B-Movies bekannt sein, zu seinen bekannteren Streifen gehören "Waxwork" (1988) und "Hellraiser III - Hell on Earth".

"Storm Catcher" erinnert hier und da an den Eastwood-Flick "Firefox" (1982), nicht unbedingt die schlechteste Referenz. Freilich geht es bei Herrn Lundgren kerniger und blutiger zur Sache, herrlich übertriebene Actionsequenzen gehören zum guten Ton, ich liebe es! Während der Flugszenen kann der Streifen seine preisgünstige Machart nicht verbergen, aus meiner Sicht trägt diese Tatsache zum Charme bei. Der Plot verlässt sich auf bewährte Strickmuster, präsentiert uns den unbeugsamen Helden samt bedrohter Famlie, den treuen und zuverlässigen Buddy, den widerlichen Verräter, den hinterhältigen Strippenzieher und Oberschurken, ein paar Knallschoten von der CIA und selbstverständliche eine Schippe anonyme Metzelmasse.

Dolph Lundgren spielt routiniert, seine Werke jüngeren Datums zeigen ihn dennoch engagierter, mit mehr Herzblut. Mein Schwede hat es drauf, er ist der Pilot aller Piloten, bei Bedarf pflügt er sich prügelnd und ballernd durch das Heer der Unholde, auf Dolph ist Verlass. Mystro Clark hat den dankbaren Part des sympathischen Buddy erwischt, seine Loyalität kostet ihn einige Tropfen Blut und Schweiss, der Humor kommt ihm (fast) nie abhanden, glücklicherweise gleitet er nie in nervige Gefilde ab. Robert Miano gefällt als kantiger General, Jon Pennell bleibt als Co-Pilot recht blass und austauschbar. Kylie Bax und Yvonne Zima überzeugen als Familie des Helden, Regisseur Anthony Hickox taucht als CIA-Vogel auf, eiert gemeisam mit Kimberley Davies durch das Szenario (Agent Load und Agent Lock, grrrrins). Weitere Nebendarsteller kommen nicht über den Status Beiwerk heraus, unvermeidbar erneut von anonymer Metzelmasse zu sprechen.

"Storm Catcher" flimmert kurzweilig über den Bildschirm, die Actionszenen hauen im kleinen Rahmen auf den Putz, zentrale Charaktere sind gut besetzt. Dolph-Fans müssen sowieso zugreifen, B-Action-Süchtlinge dürfen ebenso einen Blick riskieren. Es gibt viele bessere Lundgren-Sausen, insgesamt geht dieser Streifen als gelungen und unterhaltsam durch. Achtung beim Kauf der DVD, neben der ungekürtzen Scheibe ohne Jugendfreigabe, wurde eine gekürtze Fassung ab 16 veröffentlicht. Die Bildqualität schwankt zwischen ordentlich und mittelprächtig.

6,5/10 (kleiner Fanbonus inklusive)

Lieblingszitat:

"Suchst Du mich?"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: So 15. Jul 2012, 22:40
von Blap
• Das Geheimnis des magischen Kreises (Italien, Mexiko, Spanien 1975) - Jorge Rivero versinkt in einem Albtraum, Anthony Steffen stolpert als Ermittler durch das Szenario. Ein bißchen Giallo, ein bißchen Okkultismus, ein bißchen Irrsinn. Für Fans der Epoche sehenswert.

Die DVD aus dem Hause X-Rated (X-NK) bietet einige Trailer an, zusätzlich eine Mini-DVD mit einer weiteren Trailershow. Hier ist die Beigabe fast interessanter als der Hauptfilm, Sammler dürfen zugreifen.

5/10

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mo 16. Jul 2012, 22:23
von Blap
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DVD von Severin (USA)



IN THE FOLDS OF THE FLESH (Italien, Spanien 1970, Originaltitel: Nelle pieghe della carne)

Im psychedelischen Schlachthaus des Herrn Bergonzelli

Lucille (Eleonora Rossi Drago) lebt mit ihrem Sohn Colin (Emilio Gutiérrez Caba) und der psychisch angeschlagen Falesse (Pier Angeli) in einem idyllischen Anwesen. Grausige Vorfälle trugen sich vor vielen Jahren zu! Nun werden die Bewohner des Hauses gnadenlos von der Vergangenheit eingeholt, alle Beteiligten geraten in einen Strudel aus Gewalt, Sex und Irrsinn... (waren nicht längst darin gefangen?)

Bewusst halte ich den Einblick in den Inhalt des Films kurz und vage. "Nelle pieghe della carne" ist ein Erlebnis, ein Rausch, ein Prachtexemplar! Regisseur Sergio Bergonzelli schüttet einen gigantischen Trog voll mit Emotionen und Wahnsinn über dem Zuschauer aus, prügelt die Charaktere in eine Suhle der Sünden und des Schreckens. Zu Beginn schlägt der Blitz ein, legt man uns einen frisch abgetrennten Kopf auf den Teppich, drapiert paralysierte Gestalten um das Haupt. Klatsch, schon rauscht der Zug herbei und die Polizei verflogt eine flüchtigen Ganoven. Diese Dynamik zieht sich durch das gesamte Werk, Stimmungen kippen und bleiben doch konstant, die Atmosphäre stets sexuell aufgeladen, kleine und grössere Geschmacklosigkeiten poltern durch das Szenario. Grotesk, bizarr, absurd? Immer, sicher! Dennoch drückt sich das Drehbuch nicht vor einer gelungenen Auflösung. Pünktlich zum Finale twistet der Plot fröhlich umher, kommt letztlich cleverer und durchdachter aus der Hüfte, als es so mancher gelobte und geachtete Genreklassiker von sich behaupten kann. Ein Giallo der ganz besonderen Sorte, abgegriffene Worthülsen wie "Trash" sind völlig deplaziert, geradezu lächerlich!

Achterbahn pur! Störenfriede enden im Säurebad, Familienfreunden der eigenwilligen Art. Fantastisch Eleonora Rossi Drago, Mixtur aus Übermutter, eiskalter Killerin und begehrenswerter Schönheit, umweht vom Hauch des Todes. Pier Angeli, ein gefallener Engel in der Sphätphase der Karriere, zu bewundern in einem ihrer letzten Auftritte. Ihre Falesse getrieben von Begehren, Ängsten und Zorn, die Wurzel des Unheils verborgen. Emilio Gutiérrez Caba als verdorbenes Großmaul Colin, gleichzeitig ebenso schwer traumatisiert, überdies sensibel und künstlerisch begabt. Ein teuflisches Trio! ...oder lediglich gepeinigte Seelen auf der Suche? Fernando Sancho bleibt es auffälligster Nebendarsteller in Erinnerung, bricht wie ein Berserker in die Welt des Trios ein, wähnt sich in trügerischer Sicherheit, suhlt sich in der eigenen Perversion. Charakterkopf Luciano Catenacci, Alfredo Mayo, Víctor Alcázar und andere Herren (und Damen) runden das Ensemble ab, ich gehe nicht weiter auf die Nebenfiguren ein, will Spoiler vermeiden.

Geier, immer wieder Geier, im Käfig gehaltene Geier, der rasende Zug und das blubbernde Säurebad, im Taumel Rückblicke in die düstere Zeit der Naziherrschaft, Zyklon B und eine Kuckucksuhr als Team des Todes, Sigmund Freud. Was zum Teufel... Ich könnte noch Stunden über diesen Film schreiben, alles und gar nichts sagen, dieser Schatz ist unbeschreiblich! Abseits von schwarzen Handschuhen, maskierten Killern und Rasiermessern, nie war der Giallo mutiger, kreativer, visionärer! 1970 kochte der Kessel gerade erst so richtig hoch, umso respektabler dieser Beitrag von Sergio Bergonzelli, der Grenzen auslotet und Verschrobenheit mit einer ausgeklügelten Erzählung verbindet. Nur der aufmerksame Zuschauer wird dem Treiben folgen können, nur der aufgeschlossene Filmfreund wird Zugang (wie auch immer dieser aussehen mag, sich anfühlen wird) zu diesem Filmerlebnis finden.

Leider wurde der Film bisher nicht in Deutschland ausgewertet. Abhilfe schafft die gute DVD aus den USA, Severin präsentiert den Streifen in schöner Qualität, leider besteht das Bonusmaterial lediglich aus einem Trailer. Kaufbefehl, keine Ausreden!

Dicke 9/10 (überragend)

Lieblingszitat:

"200.000 Dollars for this?"


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• Excessive Force (USA 1992) - Thomas Ian Griffith räumt als knallharter Bulle mit dem Gesindel der Stadt auf, gerät dabei in einem Sumpf aus finsteren Machenschaften. B-Action auf grosser Flamme gegart, in Nebenrollen tauchen zahlreiche Größen auf, Lance Henriksen, James Earl Jones und Burt Young, ferner Charlotte Lewis als Liebchen des Helden. Griffith steht die Rolle des Superbullen prächtig, der Streifen überzeugt mit gesunder Härte und kernigen Dialogen.

Die DVD von St. Peter Entertainment geht in Ordnung, auf der Scheibe befindet sich auch "Excessive Force 2" (der allerdings keine Fortsetzung ist).

Dicke 7,5/10


• Excessive Force 2 (USA 1995) - Stacie Randall sucht nach ihrem Ex, der Fiesling verpasste ihr vor ein paar Jahren einen Kopfschuss. Munterer B-Klopper für Genrefans, Stacie Randall mag nicht so fit wie Frau Rothrock sein, bietet dem Chauvi jedoch mehr fürs Auge. Fiese Fratzen und jege Menge Prügel & Geballer sorgen für kurzweilige Unterhaltung.

Ein starkes Double Feature, die Scheibe gehört in jede B-Action-Sammlung!

6,5/10

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mi 18. Jul 2012, 22:39
von Blap
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Kleine Hartbox (#88, Cover B) aus der Trash Collection von CMV



Die Rache der 1000 Katzen (Mexiko 1972, Originaltitel: La noche de los mil gatos

Hubschrauber-Hugo im Anflug

Der wohlhabende Hugo (Hugo Stiglitz) bewohnt ein herrschaftliches Anwesen, fliegt gern mit dem hauseigenen Hubschrauber spazieren und schleppt noch lieber junge Frauen ab. Ein sorgenfreies Leben, das Leben eines stinkreichen Playboys? Nur auf den ersten Blick, denn Hugo und sein garstiger Diener Dorgo (Gerardo Zepeda), verarbeiten die Damen zu Mettgut, füttern mit dem frischen Hackepeter die zahlreichen Katzen des Lebemannes. Naja, immerhin legt Hugo die Köpfe seiner Opfer in Spiritus ein, schliesslich braucht jeder anständige Jäger eine vorzeigbare Trophäensammlung...

Was der geschätze René Cardona Jr. hier fabriziert hat, scheint -der Inhaltsangabe nach- als blutrünstiges Gemetzel der gröberen Sorte aus der Kiste zu poltern. Doch auf dieser Schiene ist der Streifen nicht unterwegs, die Morde bleiben eher zahm, folgende Zerlegungen werden nicht gezeigt, Cardona baut auf ein anderes Fundament. Dieses Fundament besteht vor allem aus dem noch recht jungen Hugo Stiglitz, schönen Frauen und einer herrlich bizarren Atmosphäre. Wie reisst man neue Damen für die Kopfkollektion im Keller auf? Klar, einfach mit dem Hubschrauber vor deren Nase orgeln, irgendwelche Terrassen oder Grundstücke beherbergen mit Sicherheit geeignete Anwärterinnen. Letztlich können die Ladies unserem Hugo sowieso nicht widerstehen, kein Wunder, die (falls vorhanden) teils angetrauten Begatter sind fürchterlich langweilige Kerle. Unverfroren verlässt sich das Drehbuch auf sein simples Rezept, Hugo reisst auf, Hugo besteigt, Hugo killt, Hugo gibt den Katzen Futter (zwischendurch schlurft immer wieder Diener Dorgo durchs Bild). Gern wird der Bogen in mancher Hinsicht überspannt, so gestaltet Cardona die Szenen mit Hugo im Hubschrauber äusserst ausführlich, obschon sich der Witz längst abgenutzt hat. Man bedenke, trotz der knappen Spieldauer wird die dünne Story mit einer fetten Schippe Leerlauf aufgefüllt. Dennoch kommt -zumindest aus meiner Sicht- keine Langeweile auf, Cardona schafft es immer die rechtzeitig die Kurve zu kriegen, charmanter Unfug der knuffigen Sorte. Der clevere Schnitt sollte nicht unerwähnt bleiben, kleine Zeit- und Gedankensprünge ergeben ein gelungenes Gesamtbild (die auf der DVD zusätzlich enthaltene US-Version baut deutlich ab). Angenehm die deutsche Synchronisation, sie trifft die groteske Stimmung punktgenau.

Hugo Stiglitz! Gern von Skeptikern und Nörglern als Steinmimiker und Antischauspieler bezeichnet, von seinen Fans geliebt, teils vergöttert. Ehrlich, Hugo rockt es immer, hier in ganz vorzüglicher Form! Minimalismus wird zum Stilmittel, ein geduldiger Jäger schneidet keine Grimassen, schreibt euch das hinter die Ohren, verdammte Axt! Hugo auf der Yacht, Hugo im kleinen Moterboot, Hugo auf dem Gaul, Hugo im Bett und selbstverständlich Hugo im Hubschrauber, ein Genuss ohne Verdruss! Die Sause zimmert dem Hugo aller Hugos ein prächtiges Umfeld auf den Leib. Moderner Luxus trifft auf gruftigen, schaurig schönen Familiensitz, diverse Sammlungen der Vorfahren inklusive. Gerardo Zepeda war bereits zum Zeitpunkt der Produktion ein vielbeschäftigter Darsteller, als Dorgo dient er Meister Hugo ohne Widerspruch (naja, stimmt nicht so ganz, schaut selbst). Dorgo geifert und ächzt putzig durch die alten Gemäuer, ein zweibeiniger Kettenhund, nur hässlicher und schröcklicher. Alle anwesenden Damen sind Schönheiten der Oberklasse! Anjanette Comer und Zulma Faiad halten am längsten durch, Anjanette liefert sich im grossen Finale ein packendes Duell mit Hugolein. Christa Linder darf unsere Augen zu Beginn des Films verwöhnen, die aus Bayern stammende Blondine spielt passenderweise eine Studentin aus Deutschland. Barbara Angely und Tere Velázquez schauen rein, Hugo braucht Futter, Futter, Futter. Übrige Herren bleiben unscheinbar, sind aber im Filmgeschäft keine Unbekannten (z. B. Jorge Russek, der in nahezu zweihundert Produktionen mitwirkte).

Leider kenne ich nur einen kleinen Teil des Gesamtwerkes von Rene Cardona Jr., bisher haben mich alle gesichteten Filme sehr angenehm unterhalten. "SOS-SOS-SOS Bermuda-Dreieck" (Il Triangolo delle Bermude, 1978) schafft ebenfalls das Kunststück aus weniger mehr zu zaubern, mit "Guayana - Kult der Verdammten" (Guyana, el crimen del siglo, 1980) gelingt es Cardona durchaus ernsthaft und berührend mit einem schwierigen Stoff umzugehen, der wüste Reisser "Das Geheimnis des blauen Diamanten" aka "Blutgericht am Amazonas" (Treasure of the Amazon, 1985) gehört längst zu meinen liebsten Abenteuerfilmen. Gebt mir mehr davon, bitte! Zurück zu den Katzen des Todes. Psychopath auf Frauenjagd, eigenständig und unverschämt an den Start gebracht, meine Sympathie ist der Sause sicher!

Die Trash Collection aus dem Hause CMV bietet immer wieder auch Stoff aus Mexiko an, gerne darf die Reihe dieses Spielfeld in Zukunft erneut beackern. "Die Rache der 1000 Katzen" kommt in stimmungsvoller Qualität daher (nicht für Technikonanisten geeignet), der Bonusbereich bietet die deutlich kürzere US-Version (rund 60 Minuten), diverse Trailer und eine Bildergalerie. Für diesen Titel stehen drei unterschiedliche Covermotive zur Auswahl, oben abgebildet ist die mir vorliegende Variante B.

6,5/10? Wohlfühlatmosphäre und Knuffigkeit heben die Wertung auf knappe 7/10 (gut). Vielen Dank, ihr irren Mexikaner!

Lieblingszitat:

"Ich werde Chappi aus Dir machen! Für meine Kätzchen, verstehst Du!?"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Do 19. Jul 2012, 21:17
von Blap
In Ultrakurzform:


Dschungel der Apokalypse (Großbritannien 1981) - Ein britischer Beitrag zum Thema Vietnamkrieg, dem vermutlich schlimmsten Trauma der USA. Mit einfachen Mitteln realisiert, gelang Regisseur Lindsay Shonteff ein Werk, welches irgendwo zwischen üblichem "Antikriegsfilm" und lockerer Unterhaltung pendelt. Auf den ersten Blick mögen die Darsteller blass wirken, doch genau diese Durchschnittlichkeit lässt sie zu greifbaren Charakteren werden.

Die DVD aus dem Hause Savoy geht in Ordnung. Wer Lust auf einen europäischen Beitrag zum Thema Vietnamkrieg verspürt, der sollte diesem sehenswerten Streifen eine Chance einräumen!

6/10 (obere Mittelklasse)



Vier Fliegen auf grauem Samt (Italien, Frankreich 1971) - Der dritte Giallo des Herrn Argento beschliesst die sogenannte "Tier-Trilogie". Nicht durchweg stimmig wie der Erstling "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe", allerdings angenehmerweise weniger auf den US-Markt schielend als "Die neunschwänzige Katze". Dario Argento schenkt uns großartige Momente, aber streut den Fliegen ab und an ein wenig Sand ins Getriebe.

Endlich! Koch Media präsentiert den Film ungekürzt und in ansprechender Aufbereitung, angereichert mit über zwei Stunden Bonusmaterial (die Boni wurden noch nicht von mir gesichtet, demnächst folgen ein paar Worte dazu). Im Mediabook kommt der Film auf Blu-ray und DVD daher, eine dritte Scheibe (DVD) beinhaltet die Beigaben, ferner enthält das Set ein Booklet.

Für viele Fans eine der wichtigsten Veröffentlichungen der letzten Jahre! Nicht mein Liebling aus dem Argento-Kosmos, fraglos unverzichtbar und endlich in angemessener Qualität geniessbar!

7,5/10 (gut bis sehr gut). Der Sammelwert dieses BD/DVD-Sets in nicht per Zahlenraster erfassbar, mehr Pflichtkauf geht kaum!