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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 23. Jul 2012, 16:22
von horror1966
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Alraune - Die Wurzel des Grauens
(Mandrake)
mit Max Martini, Betsy Russell, Benito Martinez, Jon Mack, Nick Gomez, Wayne Pere, Freddie Joe Farnsworth, Alex Livinalli, Monica Pena, J. LaRose, Sam Medina, Mark Yawn, Diego J. Martinez
Regie: Tripp Reed
Drehbuch: David Ray
Kamera: Ken Blakey
Musik: Jermaine Stegall
FSK 16
USA / 2010

Eine Gruppe von Forschern entdeckt in einer heiligen Grabstätte im tiefen Dschungel des Amazonas einen geheimnisvollen magischen Dolch und nimmt ihn an sich. Doch damit erwecken sie auch dessen Hüter, eine blutrünstige Kreatur halb Pflanze, halb Tier. Kurz darauf verschwinden die Mitglieder der Expedition einer nach dem anderen in den Tiefen des Urwalds. Den Forschern bleibt nur noch wenig Zeit, denn das Monster wird nicht stoppen, bevor es den Dolch zurück und alle Eindringlinge getötet hat.


Und wieder einmal präsentiert sich ein für den Syfy Channel produzierter Film, bei dem man einiges an Potential verschenkt hat. Die Thematik ist nämlich durchaus interessant und zudem mit einer ansehnlichen Atmosphäre ausgestattet, leidet jedoch leider daran, das sich während der gesamten Laufzeit keine wirklichen Höhepunkte zu erkennen geben. Dabei sind doch im Prinzip sämtliche Zutaten für ein ordentliches Dschungel-Abenteuer vorhanden und selbst die Effekte sind für Syfy-Verhältnisse dieses Mal recht nett anzuschauen. Regisseur Tripp Reed (Walking Tall - The Payback) hat es aber vollkommen versäumt, den Charakteren der Geschichte richtige Konturen zu verleihen, sämtliche Figuren wirken größtenteils ziemlich blass und agieren in weiten Teilen sogar ungelenk und hölzern. Außerdem wird insbesondere im Bezug auf den Bösewicht kein einziges Klischee ausgelassen, was stellenweise schon arg überzogen erscheint. Im Gegensatz dazu können aber zumindest einige Personen ein wenig Symphatie beim Betrachter erhaschen, was das Ganze dann wieder ein wenig ausgleicht.

Das größte Problem des Story-Plots ist aber wohl der Aspekt, das trotz einer gelungenen Grundstimmung und erkennbaren Ansätzen nie so richtig Spannung aufkommen will, zu sehr sind die Ereignisse vorherzusehen, so das sich ganzzeitig kein wirklich kontinuirlicher Spannungsaufbau erkennen lässt. Dadurch verliert das Szenario eine Menge an Reiz und phasenweise plätschert die Geschichte so vor sich hin, als das ein echter Funke beim Zuschauer überspringen würde. Und dennoch geht eine ganz eigenartige Faszination von diesem Werk aus, die ich gar nicht näher beschreiben kann. Eventuell mag das in der Location des sumpfigen Waldgebietes begründet liegen, das hier einen realistischen Eindruck vermittelt. Dabei wurde um Geld zu sparen nicht in Südamerika, sondern in Louisiana gedreht, was der authentischen Wirkung des Schauplatzes aber keinesfalls geschadet hat.

An dieser Stelle hat man nun wirklich die Chance verpasst dem Film etwas Außergewöhnliches zu verleihen, denn hätte man die sehr wohl erkennbaren bedrohlichen Züge des Geschehens mit einem gelungenerem Spannungsaufbau versehen, hätte "Alraune - Die Wurzel des Grauens" ein überdurchschnittlich guter Film werden können. Das Unbekannte des Dschungels hinterlässt nämlich auf jeden Fall seine Wirkung beim Betrachter und macht Lust auf mehr. Doch irgendwie entfalten die Ereignisse zu keiner Zeit ihre volle Intensität, was das Seh-Vergnügen doch erheblich beeinträchtigt. Nun will ich das Werk aber nicht schlechter machen als es in Wirklichkeit ist, nur ärgert es mich immer maßlos, wenn richtig gute Ansätze zu erkennen sind, die aber letztendlich nicht konsequent herausgearbeitet werden.

Im Endeffekt ist es wirklich sehr schade, das Tripp Reed hier viel Potential verschenkt hat und so lediglich einen durchschnittlichen Film kreiert hat, aus dem man viel mehr hätte machen können. Dennoch handelt es sich um eine TV-Produktion, die man sich ohne Weiteres anschauen kann, man sollte lediglich im Vorfeld die eigenen Erwartungen nicht zu hoch ansetzen. Als Stärken sind sicherlich die recht temporeiche Erzählweise und die gelungene Grundstimmung anzusehen, die Schwächen sind eindeutig in der teils mangelnden Spannung und den schwachen Charakteren zu suchen. Ein endgültiges Bild muss sich jedoch jeder selbst machen, denn wie immer liegt alles im Auge des jeweiligen Betrachters.


Fazit:


Hier hätte ein richtig guter Film herauskommen können, aber mangelnde Konsequenz in der Ausarbeitung einer interessanten Thematik verhindern einen besseren Gesamteindruck. Dennoch handelt es sich immer noch um eine Geschichte, die teilweise kurzweilig und unterhaltsam geraten ist und die man sich ruhig einmal anschauen kann.


Die DVD:

Vertrieb: Sunfilm
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5.1, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 85 Minuten

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 25. Jul 2012, 12:46
von horror1966
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Sector 7
(7-gwanggoo)
mit Ji-won Ha, Sung-kee Ahn, Ji-ho Oh, Ae-ryeon Cha, Han-wi Lee, Cheol-min Park, Sae-Byeok Song, Jeong-hak Park
Regie: Ji-hoon Kim
Drehbuch: Je-gyun Yun
Kamera: Keine Information
Musik: Keine Information
FSK 16
Südkorea / 2011

Auf einer Bohrinsel im Pazifik liegen die Nerven blank. Erst findet man kein Öl, dann kommt es zu seltsamen Vorfällen, nachdem man zuvor bei Probebohrungen auf winzige amphibienhafte Lebewesen gestoßen ist. Zunächst geben sich die Arbeiter untereinander die Schuld, Sündenböcke sind schnell ausgemacht. Dann jedoch muss man feststellen, dass aus kleinen Kreaturen große wurden, und man relativ schutzlos einem ernsthaften Ungezieferproblem gegenüber steht. Auch scheint es so, als sei das Problem hausgemacht.


Nach dem 2006er Überraschungserfolg "The Host" durfte man nun auf den neuesten Monsterfilm aus Südkorea gespannt sein. Dabei wurde mit "Sector 7" ein Film präsentiert, der schon durch seine räumlich begrenzte Location einer Bohrinsel eine fast klaustrophobische Grundstimmung verspricht, die sich jedoch leider erst in der zweiten Filmhälfte wirklich entfalten kann. Das gilt aber prinzipiell für das gesamte Monster-Szenario, wird doch fast der gesamte erste Teil der Geschichte mit einer etwas zu lang geratenen Einführung gefüllt, die man durchaus kürzer hätte gestalten können. So wird beispielsweise versucht dem Zuschauer die einzelnen Charaktere etwas näher zu bringen, doch dieser Versuch gestaltet sich eher als misslungen. Zu blass-und konturlos präsentieren sich die einzelnen Figuren, zu denen man während der gesamten Laufzeit nie wirklich eine Beziehung aufbauen kann. Das mag eventuell auch an dem seltsamen Helden-Phatos liegen, der irgendwie so gar nicht in das Geschehen hineinpassen will. Dieser Aspekt äußert sich aber keineswegs nur im schier aussichtslosen Kampf gegen die später erscheinenden Monster, sondern auch in der Anfangsphase des Filmes. Wird dem Betrachter doch das Gefühl suggeriert, das es in Korea eine unglaubliche Ehre sein muss nach Öl zu bohren, denn nur so sind diverse Verhaltensweisen der Protagonisten zu erklären.

Dieser Aspekt sorgt leider für einige unfreiwillig komische Passagen, die meiner Meinung nach fehl am Platz sind und die man sehr wohl hätte vermeiden können. Zusätzlich kommt dadurch zu Beginn auch keine echte Spannung auf und es dauert eine geraume Weile, bis sich ein wirklicher Spannungsaufbau zu erkennen gibt. Dieser ist dann jedoch durch die Vorhersehbarkeit der Ereignisse ein wenig eingeschränkt, denn es fällt einem nicht wirklich schwer, die kommenden Aktionen im Voraus zu erkennen. Dennoch muss man zugeben, das die Geschichte ziemlich kurzweilig-und unterhaltsam erzählt wird, woran auch die Tatsache nichts ändert, das man das erste Monster erst nach gut 40 Minuten zu Gesicht bekommt. Die Darstellung des mordenden Biestes ist sogar ziemlich gut gelungen und es entwickelt sich eine actiongeladene zweite Filmhälfte, in der das Tempo mit einem Schlag rasant ansteigt. Wurde man bisher darüber im Unklaren gelassen woher die Monster kommen, so wird man nun auch über die Hintergründe aufgeklärt und erfährt, das es sich um eine hausgemachte Bedrohung handelt. Nun kann man auch die Einführung in die Story richtig deuten, die mit einer Sequenz aus dem Jahre 1965 begonnen hat und nun endlich einen Sinn ergibt, den man bisher vergeblich gesucht hat.

Trotz einiger offensichtlicher Defizite ist "Sector 7" kein schlechter Film, doch die eventuell etwas zu hoch angesetzten Erwartungen an den Film können leider nur bedingt erfüllt werden. Mangelnde Charakter-Beleuchtungen, unfreiwillig aufkommender Humor und die Vorhersehbarkeit der Abläufe verhindern hier einen besseren Gesamteindruck, der bei etwas mehr Liebe zum Detail auf jeden Fall möglich gewesen wäre. Vom reinen Unterhaltungswert ist das Werk aber absolut sehenswert, man sollte nur nicht so stark auf diverse Dinge achten, die ein wenig gewöhnungsbedürftig erscheinen. Dazu zählt auch das zugegebenermaßen actionreiche Finale, das vollkommen unglaubwürdig erscheint. Wird doch die Plattform der Bohrinsel als Rennstrecke dargestellt, auf der die einzig Überlebende mit einem Motorrad vor dem Monster flüchtet. Action-Fans werden bei diesem finalen Showdown sicherlich begeistert sein, doch der Realitätsgehalt der Szenen ist nicht unbedingt hoch angesiedelt. Aber gut, wir reden hier über einen Monsterfilm, wo solche Ansprüche höchstwahrscheinlich sowieso nicht gestellt werden sollten und man sich von Anfang an auf eher seichte Filmkost einstellen sollte.

Letztendlich wird dieser Film sicher die Meinungen spalten, denn der teils vorhandene trashige Anstrich ist nicht jedermanns Sache. Ob "Sector 7" besser ist als der vielgerühmte "The Host" muss jeder für sich selbst entscheiden. Unterhalten wird man definitiv, nur sollte man keine zu hohen Ansprüche haben, da diese letztendlich nicht erfüllt werden. Dazu fehlt es doch an einigen Ecken und Enden und man hätte nicht 2 so vollkommen verschiedene Filmhälften präsentieren dürfen. Zudem wäre eine bessere Beleuchtung der einzelnen Figuren wünschenswert gewesen, kann man doch kaum Sympathie für die einzelnen Charaktere aufbringen, wodurch sich auch das Mitleid bei deren Tötungen in überschaubaren Grenzen bewegt.


Fazit:


Leider kann "Sector 7" nicht ganz die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen. Dennoch offenbart sich eine Geschichte, die man sich durchaus anschauen kann und die vom reinen Unterhaltungswert her auch lohnenswert erscheint. Höhere Ansprüche sollte man jedoch nicht unbedingt haben, denn ansonsten stellt sich am Ende vielleicht eine kleine Enttäuschung ein.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot elite
Sprache / Ton: Deutsch DD 5.1
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 89 Minuten
Extras: Trailer, Trailershow

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 27. Jul 2012, 13:28
von horror1966
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Sick Boy
(Sick Boy)
mit Skye McCole Bartusiak, Marc Donato, Debbie Rochon, Cas Rooney, Greg Dorchak, Pierre Kennel, Teresa Valenza, Joe Anderson, Alex Cogburn, Glori Renee Euwer, David Harper, James Ireland
Regie: Tim T. Cunningham
Drehbuch: Tim T. Cunningham
Kamera: Sean C. Cunningham
Musik: Matt Linder
Keine Jugendfreigabe
USA / 2011

Nichts ist einfacher als der Job als Babysitter. Dies denkt sich auch die junge Lucy, als sie für eine Freundin einspringt und statt ihrer den Sohn von Dr. Helen Gordan hütet. Dass der kleine Junge aufgrund einer seltenen Krankheit seinen Raum nicht verlassen darf, erweckt anfänglich nicht ihr misstrauen doch das soll sich schnell ändern. In Lucy wächst der Verdacht, dass Dr. Helen Gordan ein düsteres Geheimnis zu verbergen versucht. Sie ahnt nicht, welcher grausamen und tödlichen Wahrheit sie mit ihrem Verdacht auf die Spur kommt...


Manchmal sind es gerade die eher kleinen und unspektakulären Horrorfilme, die dem Zuschauer ein hohes Maß an Spannung bereiten. Auch "Sick Boy" fällt ganz eindeutig in diese Kategorie, eröffnet sich doch eine Geschichte die den Großteil ihrer Spannung aus dem Unbekannten bezieht. So dauert es bei einer Laufzeit von gerade einmal knapp 80 Minuten fast eine geschlagene Stunde, bis ein wenig Aktionismus Einzug in das Geschehen hält, wobei die Zeit bis zu den letzten actionreichen Minuten aber keineswegs langweilig erscheint. Gekonnt hat Regisseur Tim T. Cunningham es geschafft seiner eher ruhig erzählten Geschichte das richtige Maß an subtilem Horror beizumischen, so das die aufkommende Grusel-Stimmung sehr schleichend langsam aufkommt. Die Einführung in das Szenario gestaltet sich dabei fast schon banal, denn in den ersten gut 30 Minuten deutet im Prinzip überhaupt nichts darauf hin, das sich mit zunehmender Laufzeit ein wirklich spannendes Horror-Erlebnis entwickelt, das zwar nicht unbedingt sehr innovativ, dafür aber umso atmosphärischer daherkommt.

Hauptsächlich wird man mit dem Charakter der Hauptfigur Lucy konfrontiert und erkennt dabei ziemlich schnell, das es sich bei ihr um eine nicht sehr entscheidungsfreudige Person handelt. Kein Job macht ihr Spaß und durch die ständigen Kündigungen ihrer diversen Arbeiten kommt es zu starken Spannungen in ihrer Beziehung. Als sie dann als Ersatz für eine Freundin einen Babysitter-Job annimmt, schlägt der Film eine vollkommen andere Richtung ein und die zu Beginn kaum vorhandene Grundstimmung des Werkes verdichtet sich fast schlagartig. Seine Kraft bezieht das Geschehen dabei aus mysteriösen Andeutungen, die während des Bewerbungs-Gespräches zwischen Lucy und Dr. Helen Gordan aufkommen. An dieser Stelle hält das Unbekannte-und Mysteriöse Einzug in die Story, denn das zu beaufsichtigende Kind bekommt man nicht zu Gesicht, da es anscheinend an einer unbekannten Krankheit leidet und sein Zimmer nicht verlassen kann. Weitere Informationen erhält man nicht und gerade dadurch kriecht einem der aufkommende Horror immer tiefer unter die Haut, wodurch die folgenden Ereignisse eine immer stärker werdende Intensität erkennen lassen, die sich ganz automatisch auch auf den Betrachter überträgt.

Sicherlich weckt "Sick Boy" dabei eventuell größere Erwartungen als das Ende letztendlich erfüllen kann, was im Endeffekt aber auf keinen Fall einen negativen Eindruck hinterlässt. Der Film lebt ganz eindeutig davon, das der Spannungsbogen ganz kontinuirlich immer weiter ansteigt und man fast sehnsüchtig auf eine Entladung wartet, zu der es jedoch erst in den letzten gut 15 Minuten kommt. Dort präsentieren sich dann auch einige zugegebenermaßen eher dünne Erklärungsversuche für das unheimliche Geschehen, die meiner Meinung nach aber vollkommen ausreichend sind, um einen mit einem befriedigendem Gefühl aus der Geschichte zu entlassen. Manch einer hätte sich bestimmt eine spektakulärere Erklärung gewünscht, doch im Endeffekt dient diese sowieso nur dazu, das Ganze einigermaßen nachvollziehbar darzustellen. Der letzte Teil des Plots trifft den Zuschauer dann auch noch ziemlich wuchtig, denn hat die erste Stunde eigentlich überhaupt keine Action beinhaltet, so erfährt das gruselige Geschehen nun eine ganz erhebliche Tempo-Steigerung und enthält auch einige recht blutige Passagen. Diese hat man schon fast nicht mehr erwartet, doch insbesondere dieser schlagartige Tempowechsel in Kombination mit Gewaltdarstellungen sorgt noch einmal für zusätzliche Faszination, der man sich keinesfalls entziehen kann.

Tim T. Cunningham hat mit "Sick Boy" sicherlich keinen perfekten Film auf den Weg gebracht, aber es handelt sich um einen richtig gelungenen Horrorfilm den man sich unbedingt anschauen sollte. Hier wurde mit wirklich minimalistischen Mitteln eine maximale Wirkung erzielt, was bei einem selbst für ein ausgezeichnetes-und jederzeit spannendes Film-Erlebnis sorgt. Bei einem geschätzten Budget von gerade einmal 50.000 $ zeigt sich einmal mehr, das nicht immer viel Geld eine Garantie für tolle Filme ist. Es sind oft die einfachsten Mittel, mit denen man für eine extrem dichte Atmosphäre sorgen kann, die dem Zuschauer so manch kalten Schauer über den Rücken jagt. Mir persönlich hat dieses Werk jedenfalls richtig gut gefallen, so das ich bedenkenlos eine Empfehlung an alle Freunde des gepflegten Grusel-Feelings aussprechen kann.


Fazit:


Ich glaube das man "Sick Boy" durchaus als kleinen aber sehr feinen Geheim-Tipp einstufen kann, der in der ersten Stunde einzig und allein durch die grandiose Grundstimmung punktet. Liebhaber des harten Horrors werden wohl nicht so auf ihre Kosten kommen, beschränkt sich dieser Aspekt doch lediglich auf die letzten Minuten eines Filmes, der in seiner Gesamtheit einen äußerst gelungenen Eindruck hinterlässt.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 80 Minuten
Extras: Trailer, Trailershow

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 27. Jul 2012, 21:33
von horror1966
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Sisters' Hood - Die Mädchengang
(Sket)
mit Ashley Walters, Lily Loveless, Riann Steele, Aimee Kelly, Emma Hartley-Miller, Adelayo Adedayo, Varade Sethu, Richie Xampbell, Kate Foster-Barnes, Michael Maris, Ashley Chin, Leon Ajikawo
Regie: Nirpal Bhogal
Drehbuch: Nirpal Bhogal
Kamera: Felix Wiedermann
Musik: Chad Hobson
FSK 16
Großbritannien / 2011

Kaylas ältere Schwester wird in den Sub-Urbs von London von Schlägern fast tot geprügelt. Nun hat sie niemanden mehr und ist ganz allein. Einsam und auf Rache sinnend schließt sie sich der knallharten Mädchengang der männerhassenden Danielle an. Mit ihnen plant sie einen Rachefeldzug gegen die Täter...


Das Cover der deutschen DVD verspricht einen Film, der bis an die Grenzen geht und dabei knallhart und kompromisslos daherkommt. Und tatsächlich, das Langfilm-Debüt von Nirpal Bhogal kann durchaus halten, was dem Zuschauer versprochen wird. Wer nun aber einen reinen Ghetto-Film mit weiblichen Schlägern erwartet sieht sich schnell getäuscht, denn "Sisters' Hood" bietet weitaus mehr, als man im Vorfeld erahnen kann. Zumeist sind es ja gerade diese Filme an die man mit nicht allzu hohen Erwartungen herangeht, die sich dann aber letztendlich als absolut positive Überraschung herausstellen. So verhält es sich auch bei vorliegender Geschichte, die einem in typisch britischem Stil schon einmal Schauplätze anbietet, die trostlos und voller Tristesse erscheinen. Im Mittelpunkt steht dabei die blutjunge Kayla, von der es auch eine tiefergehende Charakter-Beleuchtung gibt, die einem die Figur des Mädchens sehr nahe bringt. Niemals würde man auf die Idee kommen, das die bildhübsche Teenagerin in düsteren Rachegedanken abtaucht, doch der Mord an ihrer älteren Schwester schreit förmlich nach Vergeltung und Kayla ist definitiv nicht von diesem Gedanken abzubringen.

Obwohl diese Thematik sich wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte zieht, handelt es sich keinesfalls um einen reinen Rache-Thriller, vielmehr ist es Nirpal Bhogal ganz fantastisch gelungen, eine außergewöhnlich gute-und intensive Mixtur aus Sozial-Drama, Millieu-Studie und Gangfilm auf den Weg zu bringen, der phasenweise wirklich harten Stoff bietet. Insbesondere die Passagen in denen sich die Mädchengang zu explizit dargestellter Gewalt hinreißen lässt, sorgen beim Zuschauer für einen sehr nachhaltigen Eindruck. Dabei ist es vollkommen egal wo es zu den körperlichen Auseinandersetzungen kommt, die rohe und harte Umsetzung der Szenen geht unter die Haut und und ist dabei erschreckend realistisch. Phasenweise entsteht dabei sogar eine sehr schockierende Wirkung, eskaliert die Gewalt doch zumeist ohne jegliche Vorwarnung, so das man sich selbst nicht dazu in der Lage fühlt, auf irgendeine Art und Weise zu reagieren. Stattdessen muss man die Brutalität erst einmal sacken lassen, mit der die Mädchen allerdings nur gegen das männliche Geschlecht vorgehen. Während der Story erfährt man auch die Hintergründe dafür und kann aus einer gewissen Sichtweise heraus sogar so etwas wie Verständnis für die Mädels aufbringen. Natürlich gelten dabei deren Schicksale keineswegs als Entschuldigung, machen das Verhalten aber ein wenig verständlicher.

Das "Sisters' Hood" nicht ausschließlich auf brutale Schlägereien ausgelegt ist, macht das Werk nur noch symphatischer. Man bekommt einen ziemlich tiefen Einblick in das trostlose Leben einiger Teenager die ganz einfach den Kampf aufgenommen haben, um in einer von Männern dominierten Welt zu überleben. Dies ist bei dem sozialen Umfeld der Gang auch sicher notwendig, geht es doch in ihrer Umgebung sehr rau zur Sache, was im Laufe der Zeit auch immer wieder thematisiert wird. Mit einer Laufzeit von gerade einmal 76 Minuten ist der Film relativ kurz geraten, doch hat man damit auch etwaigen Längen vorgebeugt und für ein äußerst kurzweiliges Film-Vergnügen gesorgt. Trotz dieser kurzen Laufzeit gelingt es aber fast spielend, das die Geschehnisse viel Intensität erzeugen und den Zuschauer nicht unberührt lassen. Dabei geht es zudem immer spannend zur Sache und die Story zieht einen allein schon wegen ihrer trostlosen Grundstimmung wie magisch in ihren Bann, der realitätsnahe Eindruck der Ereignisse tut sein Übriges, um einen vor dem heimischen Bildschirm zu fesseln.

Letztendlich sind es auch die erstklassigen Leistungen der diversen Jung-Darsteller, die zum überdurchschnittlich guten Werk beitragen, sind sie doch ein ganz wichtiger Bestandteil des Ganzen. So kann man dann auch ohne Übertreibung feststellen, das es sich hier um ein rundum gelungenes Langfilm-Debüt eines Regisseurs handelt, der hoffentlich noch weitere Filme dieser Qualität entstehen lässt. Wie fast immer haben die Briten einmal mehr ein bewegendes-und hartes Stück Film auf den Weg gebracht, das man sich unter keinen Umständen durch die Lappen gehen lassen sollte, denn die hier gefundene Mischung aus mehreren Genres kann sich jederzeit sehen lassen.


Fazit:


Britische Produktionen wissen im Prinzip in jedem Genre zu überzeugen und auch "Sisters' Hood" macht da keine Ausnahme. Roh, rau und stellenweise sehr brutal wird hier unverschönt eine Geschichte erzählt, die authentisch erscheint und einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Freunde des britischen Filmes sollten unbedingt zugreifen, ansonsten entgeht ihnen eine ganze Menge Qualität.


Die DVD:

Vertrieb: Sunfilm
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5.1, Deutsch DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 77 Minuten
Extras: Trailer

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 29. Jul 2012, 13:14
von horror1966
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Woman Knight
(Jian hu nu xia Qiu Jin)
mit Rose Chan, Kevin Cheng, Terri Doty, Pat Ha, Yi Huang, Suet Lam, Yu-Hang To, Anthony Wong Chau-Sang
Regie: Herman Yau
Drehbuch: Erica Lee / Sean Whitley
Kamera: Kwong-hun Chan
Musik: Chun Hung Mak
FSK 16
China / 2011

Qiu Jin wird geboren im von Ausländern besetzten China und von gebildeten Eltern zu einem freien Geist erzogen. Als Teenager beginnt sie sich für soziale Gerechtigkeit zu interessieren und schließt sich verschiedenen als Schüler- und Sportclubs getarnten Widerstandsgruppen an. Aus einer unglücklichen Ehe flieht sie um 1900 zum Studium nach Japan, von wo sie als geschulte Aktivistin in die Heimat zurück kehrt und in den bewaffneten Untergrundkampf gegen die lokalen Vertreter der Marionettenregierung zieht.


Wieder einmal bekommt eine gut ins Bild gesetzte Geschichtsstunde aus China serviert, in deren Mittelpunkt das Leben der Widerstandskämpferin Qiu Jin steht. Wie sehr sich die hier erzählte Geschichte an den wahren historischen Ereignissen bewegt mag man wohl eher schwer beurteilen, doch Herman Yau (Ip Man Zero) ist es gelungen, ein bildgewaltiges Szenario zu kreieren, in dem auch große Teile der Ip Man Crew mitwirken. Der Film an sich ist wohl eher als Drama anzusehen, wurde jedoch auch mit etlichen gelungenen Action-Passagen versehen, so das insgesamt eine äußerst kurzweilige Mischung entstanden ist, die den Zuschauer die ganze Zeit über erstklassig unterhält. Erzählt wird das Geschehen aus der Sicht der Haupt-Figur, die von einer gänzlich überzeugenden Rose Chan dargestellt wird. Ihrer Performance ist es zu verdanken, das man von Beginn an eine starke Beziehung zu Qiu Jin herstellen kann und die junge Frau mit etlichen Symphatiepunkten versieht. Die Ereignisse beginnen mit der Inhaftierung der Widerstandskämpferin, die von Regierungsbeamten gefoltert wird und kurz danach hingerichtet werden soll. Während der Haft lässt Qiu Jin dann ihr Leben noch einmal an sich vorbeiziehen und so bekommt man in etlichen Rückblenden einen sehr guten Einblick in die Taten und Handlungen einer Frau, die sich durch nichts von ihrem eingeschlagenen Weg abringen lässt.

Yau ist es ganz hervorragend gelungen seiner Geschichte die genau richtige Balance zu verleihen, bekommt man doch einerseits einen guten Überblick über die damalige Politik in China und erfährt eine Menge über die Stellung des weiblichen Geschlechts, andererseits enthält der Film jede Menge erstklassiger Kampf-Choreographien, in denen es auch ordentlich zur Sache geht. Ganz besonders der Aspekt das Frauen eine unterwürfige-und fast menschen unwürdige Position eingenommen haben, wird dabei äußerst eingehend beleuchtet. An diesem Punkt rückt dann auch das hervorstechende Schauspiel von Rose Chan immer stärker in den Mittelpunkt, denn ihr schier unbändiger Wille sich gegen die Unterdrückung und Entwertung aufzulehnen, ist ein absoluter Höhepunkt dieses beeindruckenden Werkes. Doch auch in den Kampf-Passagen schlägt sich die junge Frau ganz hervorragend, wobei einige Nahkämpfe eventuell ein wenig überzogen dargestellt werden. Hier handelt es sich jedoch lediglich um eine kleine Kritik auf sehr hohem Niveau, denn prinzipiell erscheinen die einzelnen Kämpfe realistisch-und authentisch. Nicht nur Martial Arts Szenen stehen im Vordergrund, es werden auch etliche Sequenzen gezeigt, in denen es zu kleineren Schlachten zwischen Regierungs-Soldaten und Widerstandskämpfern kommt.

Das Ganze gestaltet sich über die gesamte Laufzeit von knapp 2 Stunden extrem spannend-und interessant, selbst in den eher dialoglastigen Teilen der Story kommt nie so etwas wie Langeweile auf. Dafür ist die Thematik viel zu faszinierend und die filmische Umsetzung zu gekonnt. Sicherlich muss man diverse Abstriche zu den historischen Ereignissen machen, da diverse Dinge für das filmische Werk bestimmt etwas "frisiert" wurden, doch kann man sich die Abläufe in ihrer Gesamtheit durchaus in der hier gezeigten Form vorstellen. Das liegt ganz sicher auch an der erstklassig agierenden Darsteller-Riege, denn neben der überragenden Hauptdarstellerin wissen auch die anderen Akteure allesamt zu überzeugen. Zwar geraten diese durch die vorherrschende Omnipräsenz der Hauptfigur alle etwas in den Hintergrund, nehmen allerdings trotzdem einen wichtigen Stellenwert in der Geschichte ein.

Das tragische Ende ist dann verhältnismäßig kurz und schmerzlos, wobei man fast schon den asiatischen Hang zum Melodram etwas vermisst. Hier jedoch erscheint der Schluss vielmehr sachlich-und nüchtern, was den gewonnenen Gesamteindruck noch einmal zusätzlich aufwertet. Insgesamt gesehen kann man wohl ohne Übertreibung behaupten, das "Woman Knight" ein weiterer Beitrag des asiatischen Kinos ist, an dem es relativ wenig auszusetzen gibt. Eine faszinierende Geschichte, erstklassige Darsteller und eine mehr als gelungene Kombination aus Drama-und Martial Arts machen dieses Werk zu einem in keder Beziehung lohnenswertem Film-Erlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.


Fazit:


"Woman Knight" bietet eigentlich alles, was einen beeindruckenden Film ausmacht. Tolle Kämpfe einerseits, aber auch eine tiefergehende Geschichte die auch noch mit herausragenden Darstellern besetzt ist. So macht Geschichtsunterricht wirklich Spaß, auch wenn diverse Dinge für die filmische Umsetzung eventuell etwas abgeändert wurden. Auf jeden Fall aber kann man hier eine bedenkenlose Empfehlung aussprechen, denn gut 2 Stunden tolle Filmkost sind hier vorprogrammiert.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot elite
Sprache / Ton: Deutsch / Mandarin DD 5.1
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 115 Minuten
Extras: Trailershow

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Di 31. Jul 2012, 14:45
von horror1966
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Another American Crime
(The Afflicted)
mit Leslie Easterbrook, Kane Hodder, J.D Hart, Michele Grey, Katie Holland, Daniel Jones, Cody Allen, Matthew M. Anderson, Constance Collins, Anthony Garner, Anthony Osment, Ron Stafford, Tammy Trull
Regie: Jason Stoddard
Drehbuch: Jason Stoddard
Kamera: Lee Dashiell
Musik. Keine Information
Keine Jugendfreigabe
USA / 2010

Maggie ermordet im Affekt ihren Ehemann und lässt seine Leiche verschwinden. Mit der Erziehung der vier Kinder auf sich alleine gestellt, erbaut sie eine nach außen glücklich erscheinende Familienidylle, die in Wirklichkeit jedoch von Angst und Schmerz geprägt ist. Getrieben von der gestörten religiösen Überzeugung im Namen Gottes zu handeln, fängt sie an, ihre Kinder unvorstellbar zu misshandeln. Dem sadistischen Wahnsinn der eigenen Mutter hilflos ausgeliefert, beginnt für die Kinder ein Leidensweg, der direkt in die Hölle führt und nur durch den Tod ein Ende zu finden scheint...


Angelehnt an den wahren Fall der Theresa Knorr erzählt der Film eine Geschichte, die man als Zuschauer im ersten Moment eigentlich nicht glauben möchte. Thematisch ähnlich gelagert wie "An American Crime" oder "Jack Ketchum's Evil" handelt es sich auch hier um ein familiäres Szenario, das einem tief unter die Haut geht und dabei einen sehr bitteren-und nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis hinterlässt. Es ist der religiöse Fanatismus einer Mutter (Leslie Easterbrook), der mit zunehmender Laufzeit in den puren Wahnsinn abgleitet und dabei extremste Züge erkennen lässt, die man kaum in Worte fassen kann. Leicht verwundert bin ich persönlich über die eher negativen Bewertungen dieses Regie-Erstlings von Jason Stoddard, hat der gute Mann doch ein waschechtes Horror-Drama geschaffen, das einem streckenweise eiskalte Schauer über den Rücken jagt. Einerseits ist dies auf jeden Fall dem glänzenden Schauspiel von Leslie Easterbrook zu verdanken, die den Part der vollkommen wahnsinnigen Mutter glänzend darstellt. Andererseits ist es die Thematik des Filmes, die zwar nicht unbedingt durch explizite Gewaltdarstellungen ihre Schockwirkung entfaltet, aber dennoch äußerst brutal auf den Betrachter einwirkt.

Was soll man von einer Mutter halten die erst ihren Mann tötet und danach ihre Kinder in jeder erdenklichen Form peinigt und demütigt? Diese Frage stellt man sich nicht nur einmal während der gut 80 Minuten Laufzeit, ohne dabei am Ende jedoch auch nur annähernd eine Antwort zu finden. Vielmehr steht man die ganze Zeit über zu sehe unter Schock, denn das Geschehen eröffnet einem ein Familienleben, das dieser Beschreibung in jeder Weise spottet. Das Verhalten der Mutter gerät immer mehr außer Kontrolle, aus anfänglichem Fehlverhalten gegenüber ihren Kindern entwickelt sich in kurzer Zeit eine Gewaltspirale, die durch nichts mehr aufzuhalten ist. Immer mehr eskaliert die häusliche Gewalt und der hohe Alkohol-Konsum der Mutter lässt sämtliche Hemmungen verschwinden. Sie zwingt ihre Töchter zur Prostitution und selbst der Einsatz von Schuss-Waffen gehört zum Repertoire des Familien-Oberhauptes. Sicherlich kann man sich während der Abläufe an manchen Punkten die Frage stellen, warum die Kinder nicht früher etwas gegen ihre Unterdrückerin unternommen haben, doch wenn man sich die Situation einmal genau vor Augen hält, erübrigt sich die Frage von ganz allein.

Möglichkeiten hätte es so einige gegeben und dennoch wird es wohl noch ein Rest von Liebe gewesen sein, der die Kids von Gegenmaßnahmen abgebracht hat. Und so kommt es letztendlich auch zu Todesfällen unter den Geschwistern, die psychische Wirkung des Filmes wird immer intensiver und wirkt auf einen selbst wie ein Schlag in die Eingeweide. Man wird dabei wirklich an die Grenzen seiner Vorstellungskraft gebracht, da man sich gar nicht vorstellen möchte, das eine Mutter ihren Kindern die hier dargestellten Dinge antun könnte. Und so zählt "Another American Crime" dann auch ganz sicher zu den Geschichten, die ihren Härtegrad nicht durch viel Blut offenbaren, sondern sich vielmehr im Kopf des Betrachters festsetzen, für den die Andeutungen diverser Dinge schon vollkommen ausreichend sind. Qualitätsmäßig kann das Werk zwar nicht ganz an die weiter oben genannten Filme heranreichen, aber dennoch wird man mit einem Szenario konfrontiert, das man nicht so schnell vergessen wird. Bekommt man doch die tiefsten Abgründe einer menschlichen Seele präsentiert und erlebt dabei eine immer weiter ausufernde Gewaltspirale, die letztendlich in einem mehr als nur tragischem Schluss endet, der einen mit einem sehr schalen Beigeschmack aus dieser Geschichte entlässt und den man erst einmal verdauen muss.

Jason Stoddard hat meiner Meinung nach ein intensives-und schockierendes Regie-Debüt abgeliefert, das man nicht einfach so an sich vorbeiziehen lassen sollte. Im Prinzip hat der Film die Wirkung eines Auto-Unfalls, denn man möchte gar nicht so wirklich hinschauen, kann sich aber der grausamen Faszination des Geschehens nur schwerlich entziehen. Eine sehr gut aufgelegte Hauptdarstellerin und eine gut umgesetzte Thematik sorgen hier für ein Film-Erlebnis, das man sicherlich nicht so schnell wieder vergisst. Am liebsten würde man sich dabei einreden das es sich nur um eine fiktive Geschichte handelt, doch die Anlehnung an einen wahren Fall belehrt einen eines Besseren.


Fazit:


Fassungslos muss man mit ansehen, wie eine Mutter immer mehr dem Wahnsinn verfällt und dabei ihre gesamte Familie ins Unglück stürzt. Ihr Verhalten gegenüber den Kindern ist dabei so abstoßend und kalt, das man es kaum glauben möchte. Die Eskalation der Ereignisse ist schockierend und trifft einen mit der Wucht eines Keulenschlages. Das Ende der Story setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf und ist dermaßen bitter, das es in einem selbst die kalte Wut aufsteigen lässt.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 83 Minuten

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 2. Aug 2012, 16:37
von horror1966
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Monster im Nachtexpress
(Terror Train)
mit Ben Johnson, Jamie Lee Curtis, Hart Bochner, David Copperfield, Derek Mc Kinnon, Sandee Currie, Timothy Webber, Anthony Sherwood, Howard Busgang, Steve Michaels, Greg Swanson, Vanity, Joe Boushel
Regie: Roger Spottiswoode
Drehbuch: T.Y Drake
Kamera: John Alcott
Musik: John Mills-Cockell
Ungeprüft
Kanada / USA / 1980

Vor Jahren erlaubten sich die Mitglieder einer Universität auf einer Party einen bösen Scherz mit einem schüchternen Mitschüler und erniedrigten ihn. Der Schock brachte ihn in die Psychiatri. Jahre später ist der Abend der Abschlussfeier gekommen und die ehemaligen Beteiligten des Bösen Scherzes ahnen nicht, dass sich das Grauen selbst auf die Party eingeladen hat. Und hinter einer Maske versteckt sich ein Killer, der nur Eines im Sinn hat...Töten !


Trotz des irreführenden Beititels "Todesparty 3" hat das Werk von Roger Spottiswoode nichts mit den beiden Teilen von 1986 bzw. 1989 zu tun, was allein schon aus der Tatsache hervorgeht, das dieser Film aus dem Jahre 1980 stammt. Eine Zeit also, in der etliche Slasher gedreht wurden, die im Fahrwasser von "Halloween" und "Freitag der 13." auf den gleichen Erfolgszug aufspringen wollten. Den meisten Titeln blieb dies allerdings verwehrt, doch bei "Terror Train" handelt es sich um einen wirklich sehenswerten Genre-Vertreter, der viel Spannung und eine ausgezeichnete Grundstimmung verspricht. Thematisch gesehen sollte man jedoch keine Wunderdinge erwarten, präsentiert die Geschichte doch ein altbewährtes Schema, das jedoch ganzzeitig für erstklassige-und extrem kurzweilige Unterhaltung sorgt. Als Schauplatz dient ein Zug den sich einige Schulabgänger für eine ausgedehnte Abschlussfeier gemietet haben, doch die geplante Party gestaltet sich vollkommen anders, als es sich die Teenager erwartet haben. Es ist nämlich ein Mörder an Bord, der sich für die Demütigungen rächen will, die ihm Jahre zuvor zugefügt wurden.

Diese Ausgangslage sorgt für ein stetig ansteigendes Spannungs-Level, weiß man doch überhaupt nicht unter welcher Maske sich der Killer verbirgt. Wie nicht anders zu erwarten verläuft der Plot zwar etwas vorhersehbar, denn das etliche Jugendliche ihr Leben lassen müssen dürfte keine allzu große Überraschung darstellen. Im Bezug auf die Identität des Täters verhält es sich jedoch etwas anders, denn obwohl recht frühzeitig der Verdacht auf eine bestimmte Person gelenkt wird muss man sich doch bis wenige Minuten vor dem Ende gedulden, bis die Identität endgültig gelüftet wird. Ob sich der eigene Verdacht bestätigt wird natürlich nicht verraten, um die Spannung nicht zu beeinträchtigen. Die vorhandenen Kills sind zumeist leider nur im Ansatz zu sehen was schon fast zwangsläufig dazu führt, das sich der gesamte Film recht blutarm gestaltet. Das ist jedoch letztendlich gar nicht weiter schlimm, denn "Terror Train" lebt sowieso hauptsächlich von seiner äußerst dichten Atmosphäre, die durch den räumlich eingegrenzten Schauplatz innerhalb des Zuges noch zusätzlich hervorgekehrt wird.

Interessant dürfte auch die Besetzungsliste dieses Slashers sein, denn neben der unangefochtenen "Scream-Queen" Jamie Lee Curtis ist in einer gar nicht einmal so kleinen Nebenrolle der weltberühmte Magier David Copperfield zu sehen, der seine Sache gar nicht einmal so schlecht macht. Ganz generell bekommt man im Prinzip das für diese Art Film typische Schauspiel geboten, niemand spielt sich sonderlich in den Vordergrund, doch die Leistungen in diesem Film gehören auf jeden Fall zu der besseren Art. Die ansonsten vollkommen unlogischen Verhaltensweisen der Protagonisten sind hier eher Mangelware, im Vergleich zu anderen Genre-Werken geht es streckenweise schon fast logisch zur Sache. Natürlich gibt es dennoch immer noch einige Szenen bei denen man sich an den Kopf fassen möchte, doch diese geben sich in einem sehr überschaubaren Rahmen zu erkennen.

In seiner Gesamtheit ist der Film sicherlich zu den besseren Slashern der 80er Jahre zu zählen und hebt sich äußerst wohlwollend von anderem Schrott ab, der auch in dieser Zeit produziert wurde. Und auch wenn manch einem eventuell etwas die nötige Härte fehlen mag, bekommt man absolut sehenswerte Genre-Kost geboten. Viel Spannung, gut agierende Darsteller und eine herrlich bedrohliche Stimmung sorgen für eine angenehme Gänsehaut beim Zuschauer und die Tatsache das die Identität des Killers bis zum Ende im Dunkeln gehalten wird tut ihr Übriges, um einen wirklich bei Laune zu halten. Roger Spottiswoode ist hier ein wirklich toller Beitrag gelungen, der in keiner gutsortierten Sammlung fehlen sollte.


Fazit:


Slasher-Freunde können hier bedenkenlos zugreifen, denn auch ohne explizite Gewaltdarstellungen und viel Blut offenbart sich eine Geschichte, die zwar nicht sonderlich innovativ, dafür aber jederzeit sehr spannend und stimmungsvoll daherkommt.


7,5/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 3. Aug 2012, 11:58
von horror1966
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Tausendschönchen - Kein Märchen
(Sedmikrasky)
mit Ivana Karbanova, Jitka Cerhova, Marie Ceskova, Jirina Myskova, Marcela Brezinova, Julius Albert, Oldrich Hora, Jan Klusak, Josef Konicek, Jaromir Vornacka, Vaclav Chochola
Regie: Vera Chytilova
Drehbuch: Vera Chytilova
Kamera: Jaroslav Kucera
Musik: Jiri Slitr / Jiri Sust
FSK 16
Tschechoslowakei / 1966

Am Anfang waren zwei Mädchen: Marie 1 und Marie 2 hocken in einem Schwimmbad. Wenn sie ihre Arme und Beine bewegen, quietscht es als öffne der Prinz die seit 100 Jahren verschlossene Tür zum Zimmer Dornröschens. Beide sind sich einig: Die Welt ist verdorben. Also beschließen sie, ab jetzt eben auch verdorben zu sein. Gesagt, getan und wie es sich für zwei verdorbene und quietschende Mädchen gehört, ohrfeigen sie sich aus dem Schwimmbad erstmal direkt ins Paradies. Von da an tun sie, was ihnen gefällt: Es wird geschlemmt und sich daneben benommen bis am Ende nicht mal mehr der Film selbst vor ihnen sicher ist.


Zum wiederholten Male ist es ein Film aus der ehemaligen Tschechoslowakei, der in das Programm des Labels Bildstörung aufgenommen wurde. Im Prinzip ist das ein untrügliches Zeichen dafür das es sich um ein sehr außergewöhnliches Werk handeln muss, doch "Tausendschönchen" setzt dem Ganzen noch einmal die absolute Krone auf. Dabei sollte man sich von der ersten Minute an darauf einstellen das hier nicht eine ansonsten übliche Erzählstruktur vorliegt, denn die Geschichte lässt eigentlich zu keiner Zeit einen roten Leitfaden erkennen, der sich durch die Ereignisse zieht. Vielmehr offenbart sich ein recht wilder Mix aus aneinandergereihten Szenen, die phasenweise sogar einen ziemlich wirren Eindruck hinterlassen. Doch gerade darin liegt der ganz besondere Reiz dieses Filmes der die anarchistischen Handlungen seiner beiden Hauptdarstellerinnen eben durch diesen Drehstil besonders gut in den Vordergrund rückt. Was sich durch die Inhaltsangabe eventuell als Drama ankündigt, entpuppt sich schon nach wenigen Minuten viel eher als bissige Satire, die mit einem enorm hohen Anteil Gesellschaftskrutik angereichert wurde. Schon der Vorspann des Filmes hat es in sich und präsentiert dem Zuschauer Bilder der Zerstörung, denn etliche Bombeneinschläge und generelle Zerstörung durch Waffengewalt hinterlassen einen bleibenden Eindruck.

Und so geht es dann auch fröhlich weiter, denn die beiden Hauptfiguren Marie 1 und Marie 2 lassen es sich während ihres anarchistischen Treibens auch nicht nehmen, ihre Umwelt auf eine andere Art und Weise zu zerstören. Dies geschieht jedoch mit einer ordentlichen Portion Humor, der zumeist äußerst bissig daher kommt, an etlichen Stellen aber auch geradezu Slapstick-artige parat hält, die den Betrachter an die gute alte Stummfilm-Zeit erinnern. Untermalt wird das alles von einem immer absolut passenden Score, der nahezu perfekt auf die jeweiligen Szenen abgestimmt ist. Durch die im Prinzip vollkommen fehlende Struktur in der Erzählweise entsteht größtenteils der Eindruck, das man es mit wild aneinandergereihten Video-Clips zu tun hat, die eine extrem berauschende Wirkung ausstrahlen. Dabei wird man fast ganzzeitig in einen sogartigen Strudel hineingerissen, aus dem es kein Entrinnen gibt. Ob man es nun will oder nicht, man kann sich der Faszination des Geschehens auf keinen Fall entziehen, was ganz sicher auch an der erstklassigen Kamera-Arbeit und dem genialen Farbenspiel liegt, das einen förmlich in eine Art magischen Bann zieht.

Die teils wilden Kamera-Fahrten und ganz besonders das ständig wechselnde Farbenspiel hinterlassen ein Gefühl, als wenn man sich selbst auf einem äußerst wilden Drogen-Trip befinden würde. Es ist einfach grandios mitanzusehen, wie innerhalb einer Szene zwischen schwarz-weiß und kräftigen Farbeinstellungen hin-und hergewechselt wird, so das es manchmal schon fast in den Augen schmerzen kann. Es ist schon ein wahres Feuerwerk an visuellen Tricks das hier auf einen einwirkt und die wilde Aneinanderreihung der einzelnen Szenen tut ihr Übriges, um beim Betrachter eine sehr nachhaltige Wirkung zu hinterlassen. "Tausendschönchen" ist sicherlich ein Film, der nicht unbedingt die breite masse anspricht, der Drehstil des Geschehens dürfte dabei bei vielen Leuten eher auf Ablehnung stoßen. Für die Freunde außergewöhnlicher Filmkunst dürfte sich jedoch eine Geschichte offenbaren, die absolut frech, bissig und insbesondere anarchistisch daherkommt. Gerade der letzte Punkt trieft schon fast aus jeder einzelnen Einstellung und wird durch das großartige Schauspiel der beiden Hauptdarstellerinnen noch einmal gesondert in den Focus gerückt.

Letztendlich handelt es sich einmal mehr um eine Veröffentlichung von Bildstörung, die wohl hauptsächlich einer eher kleinen Zielgruppe zugänglich ist. Das breite Mainstream-Publikum wird wohl kaum etwas mit diesem experimentellem Film anfangen können, der die Verdorbenheit der Welt auf eine teils ineinander verschachtelte Art zum Ausdruck bringt, die man manchmal erst auf den zweiten Blick erkennt. Unter den bisher bei Bildstörung erschienenen Film-Perlen nimmt "Tausendschönchen" noch einmal einen ganz besonderen Stellenwert ein, ist die Geschichte doch extrem gerade für die damalige Zeit extrem provokant und bringt dies auch in jeder Szene äußerst gut zum Ausdruck. Es handelt sich um ein filmisches Kleinod, das unverständlicherweise schon fast in Vergessenheit geraten ist, aber nun in einer würdigen Veröffentlichung endlich auch in Deutschland erhältlich ist. Über die Qualität braucht man keine großen Worte verlieren, denn einmal mehr handelt es sich um ein DVD-Release das keine Wünsche offen lässt und auch wieder mit etlichen Extras ausgestattet ist, so wie man es von dem Independent-Label gewöhnt ist.


Fazit:


Wenn man auf den außergewöhnlichen Film fixiert ist, dann dürfte Bildstörung wirklich die erste Adresse in Deutschland sein. Es ist immer wieder erstaunlich, welche wahren Film-Perlen ans Tageslicht kommen und in einer qualitativ hochwertigen Veröffentlichung erscheinen. Vorliegendes Werk macht da keine Ausnahme, denn dieses filmische Kleinod reiht sich nahtlos in die Reihe der erstklassigen Drop Outs ein und bietet einen Film-Genuss der ganz besonderen Art.


Die DVD:

Vertrieb: Bildstörung
Sprache / Ton: Deutsch / Tschechisch DD 2.0 Mono
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,33:1 (anamorph 16:9)
Laufzeit. 73 Minuten
Extras: Streng limitiert: Mit exklusiver Soundtrack-CD, Audiokommentar von Daniel Bird und Peter Hames, Dokumentation über die Enststehung des Films (ca. 30 Min.), Booklet

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 3. Aug 2012, 20:39
von horror1966
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In Time - Deine Zeit läuft ab
(In Time)
mit Justin Timberlake, Cillian Murphy, Amanda Seyfried, Shyloh Oostwald, Johnny Galecki, Colin McGurk, Olivia Wilde, Will Harris, Michael William Freeman, Jesse Lee Soffer, Aaron Perilo, William Peltz
Regie: Andrew Niccol
Drehbuch: Andrew Niccol
Kamera: Roger Deakins
Musik: Craig Armstrong
FSK 12
USA / 2011

Die nahe Zukunft: Geld wurde als offizielle Währung durch Zeit ersetzt. Mit 25 hören die Menschen auf zu altern. Sie sind genetisch so ausgestattet, dass sie nur noch ein Jahr lang überleben können, es sei denn sie schaffen es, Zeit zu gewinnen. Die Reichen können sich Tausende von Jahren und somit ewige Jugend und Unsterblichkeit erkaufen, während die Armen betteln, leihen und Minute für Minute stehlen, nur um den Tag zu überstehen. In dieser Welt lebt Will Salas. Als ein reicher Fremder in sein Leben tritt und kurz darauf stirbt, wird Will fälschlicherweise des Mordes beschuldigt. Seine Flucht gelingt ihm, indem er die attraktive Sylvia, die Tochter eines reichen Zeitmoguls, als Geisel nimmt. Als der kompromisslose Timekeeper Raymond die Verfolgung aufnimmt, beginnt für Will ein Wettlauf gegen die Zeit...


"Zeit ist Geld", diese Aussage hört man im realen Leben oft genug. In vorliegendem Science/Fiction Thriller von Andrew Niccol jedoch entscheidet sie über Leben und Tod. Thematisch gesehen kann sich der Zuschauer auf eine wirklich interessante Geschichte einstellen die in der nahen Zukunft angesiedelt ist, jedoch etliche Aspekte beinhaltet, die man aus dem eigenen Gegenwart her kennt. Denn auch in dieser düsteren Zukunftsvision offenbart sich eine 2 Klassen-Gesellschaft aus wenigen Privilegierten und der breiten Masse der Menschen, die im wahrsten Sinne des Wortes um ihr Überleben kämpfen müssen.So hat "In Time" dann auch eine ziemlich offensichtlich in den Vordergrund tretende Gesellschaftskritische Note, die jedoch im Laufe des Filmes etwas abflacht, da der Focus doch ganz eindeutig auf die beiden Hauptfiguren des Geschehens gerichtet ist. Dennoch kann man die Mixtur aus Spannung, Thrill und Sozialkritik meiner Meinung nach als sehr gelungen ansehen, bietet die Story doch von Anfang bis zum Ende erstklassige-und sehr kurzweilige Unterhaltung.

Sicherlich fällt der sozialkritische Aspekt ein wenig dem Mainstream zum Opfer denn die Ereignisse wurden doch ganz eindeutig so in Szene gesetzt, das sie ein möglichst großes Publikum ansprechen. Ob man das nun unbedingt als negativ betrachten sollte ist dabei jedem selbst überlassen, doch die Geschichte erscheint von den Zutaten her ziemlich ausgeglichen und behandelt die Thematik streckenweise sogar tiefer, als man es eventuell vermuten mag. Justin Timberlake weiß in der Rolle des Außenseiters durchaus zu gefallen und erscheint einem sogar fast schon wie ein moderner Robin Hood, besteht sein Ansinnen doch lediglich darin, die breite Masse der Menschen mit genügend Lebenszeit zu versorgen, damit die ungerechte Verteilung des kostbaren Gutes ein Ende hat. Und so entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit ein sehr temporeiches-und spannendes Szenario, das einen wirklich bei Atem hält und kaum Passagen anbietet, in denen man wenigstens einmal kurz durchschnaufen könnte.

Immer wenn man meint einmal zur Ruhe zu kommen, kündigt sich sogleich die nächste Tempo-Steigerung an und wilde Verfolgungs-Jagden sorgen für eine ordentliche Adrenalin-Zufuhr. Dabei wird jedoch immer darauf geachtet, das die Gesellschaftskritik nie gänzlich in den Hintergrund gerät, immer wieder gibt es diverse Kleinigkeiten und Passagen, die diesen Aspekt in Erinnerung rufen. Einige Szenen hinterlassen dabei sogar einen recht schalen Beigeschmack, so bekommt man beispielsweise immer wieder leblose Körper von Menschen zu sehen, deren Zeituhr ganz einfach abgelaufen ist. Das diese Dinge dann auch noch als Notwendigkeit für eine natürliche Auslese dargestellt werden ist schon äußerst makaber, denn sieht man andererseits die Lebensuhren der Privilegierten, dann bleibt ein bitterer Beigeschmack. So kann man die Story auch ohne Probleme auf unsere Gegenwart ummünzen und muss die Zeit lediglich durch Geld ersetzen, um das Gesehene sehr authentisch nachvollziehen zu können.

Insgesamt gesehen ist "In Time" sicherlich kein perfekter Film, eventuell hätte man diese nahe Zukunftsvision auch etwas düsterer gestalten können. Andererseits bekommt man es jedoch mit einem erstklassig unterhaltenden Werk zu tun, das in meinen Augen auch durchaus zum nachdenken anregt. In erster Linie handelt es sich aber um einen wirklich temporeichen SCI/FI Thriller, der jederzeit spannend daherkommt und dabei eine sozialkritische Note beinhaltet, die man ohne Probleme auch auf unsere Gegenwart ummünzen kann. Auch wenn eine Gleichstellung der menschen durch genügend Ressourcen sicher möglich wäre, wird es immer eine 2 Klassen-Gesellschaft geben, in der sich die Spreu vom Weizen trennt.


Fazit:

"In Time" ist ein absolut empfehlenswerter Film, der eine immer aktuelle Problematik anspricht. Das diese phasenweise nur oberflächlich angekratzt wird, dürfte bei der Sichtung eigentlich kein negativer Kritikpunkt sein, denn insgesamt gesehen kann sich die hier gefundene Mischung jederzeit sehen lassen. Spannung, Sozialkritik und jede Menge Thrill sorgen für Filmkost der äußerst kurzweiligen Art, die man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 6. Aug 2012, 16:13
von horror1966
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Howling - Der Killer in dir
(Ha-wool-ling)
mit Kang-ho Song, Na-yeong Lee, Jang In-ho, In-gi Jeong, Jeong Jin, Young Jin Jo, Min-ho Lee, Sung-min Lee, Bo-ra Nam, Jeong-geun Sin
Regie: Ha Yoo
Drehbuch: Asa Nonami
Kamera: Kong Pyung-jae
Musik. Keine Information
FSK 16
Südkorea / 2012

Auf einem verlassenen Parkplatz geht ein Mann plötzlich in Flammen auf, auf der verkohlten Leiche lassen sich seltsame Bissspuren finden. EIn paar Tage später stirbt wieder eine Person unter rätselhaften Umständen: Offensichtlich wurde das Opfer von einem Wolf zerfleischt! Die unerfahrene Polzistin Eun-yeong ind ihr desillusionierter Partner Sang-gil sind überzeugt, dass es eine Verbindung gibt zwischen diesen Morden. Als kurz darauf eine weitere Leiche mit ähnlichen Bisswunden gefunden wird, steht schnell fest, dass es sich um einen Serienkiller mit außergewöhnlichen Methoden handeln muss! Auf der fieberhaften Suche nach dem Täter geraten die ungleichen Detectives in einen Sumpf aus Drogen, Menschenhandel und Kinderprostitution...


Längst hat sich Südkorea in der Filmwelt einen guten Namen gemacht und wartet vor allem immer wieder mit äußerst guten Produktionen im Bereich des Thrillers auf. Mit "Howling - Der Killer in dir" liegt nun das neueste Werk von Ha Yoo (Blood and Flowers) vor, in dem er eine sehr spannende Geschichte um einen mysteriösen Serienkiller erzählt. Die Story entpuppt sich dabei als recht komplex denn hat es zu Beginn noch den Anschein das der Fall recht schnell zu den Akten gelegt werden kann, entwickelt sich mit der Zeit ein Geschehen, das stark ineinander verschachtelt ist und dabei immer größere Kreise zieht. Die Ermittlungen gestalten sich viel komplizierter, als die Ermittler es sich vorstellen können und insbesondere die junge Polizistin Eun-jeong und ihr Partner Sang-gil bringen immer neue Gesichtspunkte an das Tageslicht, die letztendlich einen wirklich perfiden Racheplan aufdecken.

Von der ersten Minute an baut das Szenario eine Menge Spannung auf und während der gesamten Laufzeit sind überhaupt keine Längen zu entdecken. Hinzu kommt eine ausgezeichnete Grundstimmung, die streckenweise sogar recht düstere-und mysteriöse Züge erkennen lässt. Das sorgt beim Zuschauer für ein angespanntes Sehverhalten und gleichzeitig für höchste Konzentration, denn ständige Wendungen innerhalb der Geschichte lassen die Gesamtzusammenhänge erst ziemlich spät erkennen. Immer wieder werden einem mögliche Täter präsentiert, die sich dann jedoch in der Opfer-Rolle wiederfinden. Die Ereignisse erscheinen so in der Art eines Puzzle-Spiels, das man erst mit zunehmender Laufzeit zusammensetzen kann. Für ordentlich Spannung und die nötige Abwechslung bei den Abläufen ist also gesorgt und in dieser Beziehung kann sich der Film auch wirklich sehen lassen. Etwas anders gestaltet sich das Ganze im Bezug auf die einzelnen Charaktere, denn hier bekommt man doch einige gewöhnungsbedürftige Dinge präsentiert, die phasenweise nicht unbedingt realistisch erscheinen. Dabei bezieht sich die Kritik gar nicht einmal auf das Schauspiel der Akteure, denn auch dieses bewegt sich auf einem guten Niveau.

Vielmehr ist es der Umgang der einzelnen Figuren miteinander, der beim Betrachter ein wenig auf Ablehnung stößt. Es ist besonders der Umgang der männlichen Ermittler mit ihrer neuen Kollegin, denn bei diesem Aspekt geht es streckenweise schon fast frauenfeindlich zur Sache. Sexuelle Anspielungen, eine komische Art der Degradierung und sogar körperliche Übergriffe hinterlassen nicht gerade einen sehr glaubwürdigen Eindruck. Dabei geht es manchmal schon weit über normales Mobbing heraus und eine gewisse Macho-Haltung der Ermittler ist nur schwerlich zu übersehen. Lediglich der zu Beginn auch mehr als negativ eingestellte Partner der jungen Polizistin entwickelt mit der Zeit einen gewissen Respekt für sie und ist mit ihr am Ende sogar schon freundschaftlich verbunden. Hier liegt aber auch der im Prinzip einzige Schwachpunkt eines Thrillers, der ansonsten in allen Belangen überzeugen kann.

Insgesamt gesehen kann sich "Howling - Der Killer in dir" wirklich sehen lassen und bietet Thriller-Kost der besseren Art. Zum Ende hin beinhaltet das Geschehen dann auch noch tragische Züge, was bei einer asiatischen Produktion aber nicht wirklich überraschen kann. Actionmäßig sollte man nicht zuviel erwarten, denn bis auf einige Hunde-Attacken bekommt man in dieser Beziehung eher wenig geboten. Das hat die Geschichte aber auch gar nicht nötig, überzeugt sie doch dafür mit einer sehr spannenden Erzählweise und einer tollen Atmosphäre.


Fazit:


Wer gut inszenierte-und spannende Thriller zu schätzen weiß, kann bei diesem Werk nichts falsch machen. Ein Serienkiller mit äußerst außergewöhnlichen Methoden sorgt für erstklassige Unterhaltung und kann durch seine Beweggründe sogar einige Symphatiepunkte beim Zuschauer sammeln. Ein Schuss Melodram und eine Portion Tragik runden das Ganze sauber ab und so kann man nur von einem wirklich überzeugendem Gesamtpaket sprechen, das man jederzeit weiterempfehlen kann.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Koreanisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch / Niederländisch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 110 Minuten