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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: So 22. Jul 2012, 22:15
von Blap
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Kleine Hartbox (#31) aus der Trash Collection von CMV



Lady Terminator (Indonesien 1988, Originaltitel: Pembalasan ratu pantai selatan)

Dauerwelle des Todes auf der Jagd

Tania Wilson (Barbara Anne Constable) ist eine ehrgeizige Nachwuchsanthropologin, sie will das Rätsel um die sagenumwobene Südsee-Königin lösen. Besagte Dame war ein männerverschlingendes Biest mit magischen Kräften, bis sie eines Tages von einem ihrer Liebhaber überlistet wurde. Erzürnt versanken die bösartige Herrscherin und ihr Reich im Meer, die Bestie schleuderte ihrem siegreichen Begatter zuvor einen fiesen Fluch entgegen! Hundert Jahre sind seither vergangen, die Regentschaft der Südsee-Königin ist jedoch unvergessen, noch immer spukt sie in den Gedanken der Einheimischen umher. Trotz aller Warnungen lässt sich Tania nicht von einem Tauchgang abbringen, flugs dringt der rachelüsterne Geist in die junge Frau ein. Aus den Fluten entsteigt ein gnadenloses Wesen, nahezu unverwundbar und getrieben von grauenvoller Mordlust! Lady Terminator will um jeden Preis Erica (Claudia Angelique Rademaker) auslöschen, das aufstrebende Popsternchen ist die Urenkelin ihres damaligen Begatters. Mit tödlicher Präzision stürzt die Killerin die Stadt in einem Taumel aus Terror, Gewalt und Tod, verwandelt Ericas Leben in eine Hölle auf Erden! Max McNeil (Christopher J. Hart), seines Zeichens ein schlagkräftiger Polizist, vermag die Sängerin knapp vor dem Zugriff der Schlächterin retten, doch können Max und seine Freunde dem Unheil tatsächlich Einhalt gebieten...???

Actiongülle aus Indonesien, für Freunde sinnloser Gewalt und niveauarmer Schauspielkunst (oft) ein Freudenfest. Gern wird auf den westlichen Markt geschielt, in diesem Fall bediente man sich ohne Skrupel bei James Camerons Meisterstück "Terminator" (1984). Die Science-Fiction-Anleihen verschwanden im vernebelten Hirn des Drehbuchautors, der echte Terminator kam aus der Zukunft, seine weibliche Ergänzung beruft sich auf eine alte Schauergeschichte. Unverfroren werden Sequenzen aus Camerons Streifen gestohlen, meine Lieblinge sind der Angriff auf das Polizeirevier und die kleine "Augenoperation". Beim schiesswütigen Gewaltmarsch durch das Gebäude der Gesetzeshüter, lässt die Südsee-Terminatorin den Alpen-Roboter auf die Grösse eines Kindergarten-Cops schrumpfen. Hier wird die Feuerwaffe zum Kastrationswerkzeug, hier bleibt kein Organ vom Kugelhagel verschont, hier pflügt die ultimative Domina den Spielplatz um! Während der alberne Cameron-Termi sein Auge nach der Entfernung entfernt hat (ähmmh...), setzt Lady T. den ollen Glupschapfel einfach wieder ein. Zack, einmal durchs Waschbecken gezogen, schon sitzt die Glotzkugel wieder funktionsfähig in der Birne, so macht Frau das! Damit sind freilich längst nicht alle "Nähen" angesprochen, die Marschrichtung des Ergusses sollte allerdings klar umrissen sein. Überhaupt schert sich das Drehbuch einen feuchten Kehricht um durchgehende Nachvollziehbarkeit, so sind der heldenhafte Bulle und das gehetzte Sangeskind plötzlich ein Liebespaar (Romantik pur, Rosamunde Pilcher kann es nicht besser).

Eine Zierde des Treibens sind die ansprechenden Action-Sequenzen, die munter zwischen solider B-Ware und C-Murks über den Bilschirm torkeln. Teils geht es blutig ans Werk, teils huschen grottige "Achtziger-Jahre-Lichterscheinungen" durchs Bild, das Finale präsentiert uns die angekokelte Version der Südsee-Bestie, Brandenburg in Südostasien. Wenn die Action eine Zierde darstellt, dann ist Barbara Anne Constable fraglos die Krönung! Schade, offenbar gibt es keine weiteren Auftritte der Dame zu bewundern, obschon sie eine äusserst attraktive Vertreterin des schöneren Geschlechts abgibt, dazu herrlich böse aus der Kluft schauen kann! Barbara Anne würde ich nur allzu gern in weiteren Kloppern der B- und C-Klasse geniessen, leider ein nicht erfüllbares Verlangen. Rittmeisterin Constable beherrscht nicht nur Fratzenschneiderei und Schiessprügel, sie glänzt mit einem gut bestückten Obstkorb (der leider zu selten in den Vordergrund tritt), die schnelle Nummer mit Lady Termintor, schmerzhaftes Ende für manch schmalbrüstigen Burschen. Aber was solls, es gibt sicher viele unangenehmere Arten den Löffel zu reichen, nach dem finalen Ausritt wird die Fleischpeitsche sowieso nicht mehr benötigt, also weg damit! Neben Barbara Anne Constable verblasst die übrige Besetzung, hauptsächlich versinken die Damen und Herrn im Sumpf üblicher Metzelmasse (anonyme Metzelmasse, so viel Zeit muss sein). Lediglich Christopher J. Hart und Claudia Angelique Rademaker treten ansatzweise aus dem langen Schatten der schönen Barbara hervor. Hart taugt durchaus zum Helden aus der dritten Reihe, Claudia Angelique gefällt als nette und nicht allzu zickige Popdohle (fürs zweite "p" mag es nicht ganz reichen).

Achtziger-Schund mit Hang zur Märchenstunde, Exploitation in Reinkultur. Die böse Hauptfigur ein feuchter Traum, die deutsche Synchronisation aus der gehobenen Porno-Klasse, schlechte Musik, fröhliches Gemetzel zwischen Sonnenbrand und Hirntod. Achja, Barbara Anne Constable zeigt uns ihre Dauerwelle, solch schaurige Lockenpracht gab es nur in den achtziger Jahren (egal, das Rasseweib sieht auch mit dieser Frisur unglaublich scharf aus! ...und wieder klimpern die Taler im Chauvi-Schwein). Wer nun zumindest einen Hauch von Neugier verspürt, der sollte ernsthaft über den Kauf der Scheibe aus der Trash Collection nachdenken (zu Risiken und Nebenwirkungen befragt bitte den Psychologen eures Vertrauens, meine Seelenklempnerin gab mir grünes Licht).

Zack, da sind wir. Was bietet die CMV-DVD sonst? Wie üblich ein paar Trailer, dazu alternative Szenen und eine Bildergalerie. Wie es sich für die Trash Collection gehört, kommt die DVD in einer kleinen Hartbox ins Haus.

7/10 blutige Rappelriemen in den feuchten Liebesgrotten der Südsee-Königin

Lieblingszitat:

"Meine Schecks sind weniger gedeckt als eine Jungfrau!" (Ja, die deutsche Synchro kann so einiges!)


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...und sonst:


• The Thing (Kanada, USA 2011) - 1982 kam John Carpenter mit seinem genialen Remake von "The Thing" daher. War bereits die Vorlage von 1951 ein echter Treffer, sorgte Carpenter für Vollbedienung der allerbesten Sorte, überbot das starke Original deutlich! Matthijs van Heijningen Jr. drückt uns nun kein Remake des Remakes aufs Auge, er erzählt die Vorgeschichte zu Carpenters Fassung, schenkt Fans ein weitgehend gelungenes Prequel. Nicht immer geht die Rechnung auf, aber insgesamt gelingt der Aufbau einer packenden Atmosphäre, ich habe keine Lust krampfhaft nach Schwächen zu suchen.

Wer Carpenters Thing liebt und nicht aus Prinzip zur Nörgelei neigt, wird vermutlich auf ansprechende Art unterhalten. Von der Höchstwertung kann das Prequel nur träumen, meine Zuneigung ist dem Flick dessen ungeachtet sicher.

7/10 (gut)


• Dracula (USA 1931) - Schon immer war ich den Hammer-Klassikern von der britischen Insel weitaus inniger zugeneigt, wer braucht schon Bela Lugosi, wenn er Christopher Lee und Peter Cushing bekommen kann? Dennoch kommt der Gruselfan nicht an den Universal-Produktionen um die Herren Dracula, Frankenstein und Co. herum. Meine letzte Sichtung dieses Films muss schon ewig her sein (achtziger Jahre?), ergo war es an der Zeit, die vor ein paar Jahren erworbene DVD endlich erstmalig in den Player zu legen. Jau, schönes Urgestein, bis zum nächsten Date lasse ich mit Sicherheit nicht so viele Jahre vergehen.

Alles wie gehabt. Mag ich, doch für jeden Vampirfilm aus dem Hause Hammer, lasse ich jede Universal-Produktion im Regal stehen! Was soll dieser Vergleich, macht keinen Sinn, tut nichts zur Sache? Schon, aber ich nutze gern jede Gelegenheit, um meiner Begeistung für Hammer freien Lauf zu gewähren! Übt Nachsicht mit mir, bitte!

Hm, aus Respekt verzichte auf eine Zahlenwertung dieses guten Films.

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Di 24. Jul 2012, 22:55
von Blap
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The Last Warrior - Der Kämpfer einer verlorenen Welt (Italien 1983, Originaltitel: Il giustiziere della terra perduta)

Robert dreht auf, Donald dreht durch

Wir kennen das Szenario. Mal wieder wütete ein Atomkrieg, mal wieder liegt die Zivilisation zerschmettert am Boden. Josh McBride (Robert Ginty) brettert mit seinem flotten Moped durch diese trostlose Welt, hinter jeder Kurve lauert der Tod (oder ein Gehilfe des Sensenmannes). Einerseits treiben Schergen des gnadenlosen Diktators Prossor (Donald Pleasence) ihr Unwesen, andererseits ist diverser Pöbel auf der Suche nach Opfern. McBride geht seinen eigenen Weg, eines Tages führt ihn ein Unfall jedoch in das Gebiet der Widerstandsbewegung. Freundlicherweise heilen die Damen und Herren die Verletzungen ihres Gastes. Mehr noch, sie halten den einsamen Burschen für den Auserwählten, er soll Professor McWayne (Harrison Muller Sr.) aus den Fängen Prossors befreien. McWayne ist der Denker und Lenker des Widerstands, für den Zusammenhalt der Bewegung unerlässlich. Trotz seiner Zweifel begibt sich McBride gemeinsam mit McWaynes Tochter Nastasia (Persis Khambatta) in die Höhle des Löwen. Im Herrschaftsbereich des Despoten greifen dessen Omega-Truppen mit aller Härte durch, dennoch kann der Professor befreit werden und mit McBride fliehen. Leider Nastasia verletzt zurück, fürchterliche Folterungen erwarten die junge Frau, Prossor kümmert sich persönlich um seine Beute...

Endzeit aus Italien, ich liebe es! Aus der Hochzeit des Genres stammt der kurz vorgestellte Streifen. Sicher kein Chef auf diesem wundervollen Spielfeld, für Fans jedoch eine angenehme Ergänzung zu den Überfliegern. Übermächtige Schätze drängen "The Last Warrior" in die zweite Reihe, es folgen ein paar Beispiele:

• Fireflash – der Tag nach dem Ende (1983/ 2019: Dopo la caduta di New York / Regie: Sergio Martino)
• Metropolis 2000 (1982 / I nuovi barbari / Regie: Enzo G. Castellari)
• Endgame – das letzte Spiel mit dem Tod (1983 / Endgame - Bronx lotta finale / Regie: Joe D'Amato)

Martino, Castellari, D'Amato! Weiterhin waren Grössen wie Lucio Fulci und Ruggero Deodato in diesem Gefilde unterwegs (teils in Randbereichen), gewissermaßen ein Sammelbecken verehrter Genre-Regisseure, konzentriert in einem recht überschaubaren Zeitfenster (es wurden nicht alle Herren von mir aufgezählt, ich bitte um Nachsicht). Zwar brachten die späteren achtziger Jahre weitere Endzeit-Sausen hervor, der Gipfel der Lust wurde aber fraglos in den Jahren 1982/83 errreicht!

Auf dem Regiestuhl von "The Last Warrior" nahm der Amerikaner David Worth Platz, für die Story zeichnet er ebenfalls verantwortlich. Die ganz grosse Karriere sollte Worth verwehrt bleiben, auf sein Konto gehen einige sympathische B-Knaller, z. B. mehrere Action-Flicks mit Cynthia Rothrock. Im Bonusbereich der mir vorliegenden DVD ist ein Interview mit David Worth zu finden, der sich wohlgesonnen über seinen Film äussert. "Kein guter Film, aber eine sehr lehrreiche Erfahrung und angenehmes Arbeitsklima", so die Kernaussage des Herrn Worth. Recht hat er, als "guter Film" geht sein Ausflug in die Endzeit eher nicht durch (was auch immer ein "guter Film" sein mag), indessen ist der Streifen verdammt unterhaltsam, kommt mit bizarren Einschüben daher, punktet gar mit einer gelungenen Überraschung! An Albernheiten mangelt es nicht, der Held hat einen vorlauten Computer in seinem Motorrad verbaut, "Einstein" gibt gern Widerworte und sorgt für manchen Schmunzler. Grosse Klasse die Kameraarbeit von Giancarlo Ferrando (der auch Martinos "Fireflash" gekonnt einfing), durch dessen Gespür und Können der Film massiv an Qualität gewinnt. Action kommt in Form von jeder Menge Geballer und wilden Verfolgungsjadgen daher, die Waffensounds tönen grotesk, hin und wieder gibt es satte Explosionen auf die entzüdeten Augen. Vor allem der Machtbereich des Fieslings wurde stilvoll angelegt, dazu gibt es ein paar obskure Sets, in des Diktators Diskothek verbringen die braven Bürger ihre Freizeit, verabreichte Tranquilizer sorgen für Ruhe und Ordnung im Stadtstaat. Endzeit geht nicht ohne eine Dosis Mutation, kurzzeitig müssen sich Held und Heldin mit bekloppten Retro-Morlocks rumärgen.

Robert Ginty verstarb leider 2009, er wird B-Filmfanatikern für immer als "The Exterminator" (1980) in bester Erinnerung bleiben. Ginty hat im Vergleich zu seiner Paraderolle an Profil gewonnen, erinnert mich an eine schmale Ausgabe von Roddy Piper. Persis Khambatta gibt sich kratzbürstig, die toughe Rolle steht ihr gut zu Gesicht, weibliche Reize sind auf diesem Tummelplatz des Irrsinns weniger gefragt. Donald Pleasence erwartungsgemäß grandios, der Mann ist stets eine sichere Bank. Pleasence hetzte dem legendären Serienkillermonster Michael Myers durch etliche Halloween-Aufgüsse nach, er gab im Bond-Kosmos die beste Ausgabe des Superschurken Blofeld, manchmal der Held, oft der Bösewicht, fast immer psychotisch, ein Mann für alle Fälle des trabenden bis galoppierenden Wahnsinns! Prossor ist ein ekelhafter Nazi, löscht aus was nicht passt, kleidet seine Truppen in an die SS angelehnte Klamotten. Eine bessere Besetzung als Donald Pleasence? Denkt nicht mal daran! Fred Williamson taucht in einer Nebenrolle auf. Jau, er ist einfach da, das reicht, Fred Williamson ist Fred Williamson ist Fred Williamson! Harrison Muller Sr. träumt von einer besseren Welt, die übrigen Gestalten fallen in die Kategorien "anonyme Metzelmasse", "Ekelfratzen", "Mutanten" und "Pöbel" (wahlweise kombinierbar).

Regisseur und Autor David Worth kann sich zwar nicht mit seinem Kollegen aus Italien messen, doch die starke Kameraarbeit von Giancarlo Ferrando, knuffige Einfälle und absurde Momente, die starke Besetzung, der gekonnte Umgang mit den Klischees des Genres, sorgen letztlich für ein kurzweiliges Vergnügen. Gerade kommt mir der Chor in den Sinn, mit dem uns Worth gegen Ende des Lichtspiels drangsaliert, unglaublich, diesen Erguss muss ich zwangsläufig ins Herz schliessen!

Mir liegt die DVD von Imperial Pictures vor, neben dem ungekürzten Film gibt es (nicht viele, aber interessante) Boni zu geniessen. Alternativ bietet Retrofilm Auflagen in Hartboxen an (die günstigere Imperial-DVD kommt im Amaray (Clone) ins Haus).

6,5/10 (mehr lässt die extrem starke Verwandtschaft nicht zu, in Gedanken addiere ich diverse Wohlfühlpunkte!!!)

Lieblingszitat:

"Ihre Bosheit muss bis zum Tode bekämpft werden!"

Die deutsche Synchro hat einige Entgleisungen in der Hinterhand, ich verzichte aus Rücksicht auf empfindliche Forianer auf entsprechende Zitate.

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Fr 27. Jul 2012, 21:57
von Blap
Unerträgliche Hitze, daher die letzten Nächte im Ultrakurzformat:



• Ninja III - Die Herrschaft der Ninja (USA 1984) - Der böse Geist eines noch böseren Ninja gewinnt Macht über Lucinda Dickey. Nichts geht mehr, nun kann nur noch der gute Ninja Shô Kosugi helfen...

Mord, Fratzengeballer und Aerobic! Völlig hirntote Story, inszeniert von Sam Firstenberg. Cannon dreht durch, ich drehe mit und bin sehr angetan. Bescheuertes Spektakel, sehr unterhaltsam. Endlich auf DVD und BD erhältlich, leider ist die Auswertung lieblos geraten. Besser so als gar nicht, dennoch hätte man sich mit der Aufbereitung des Materials ein wenig Mühe geben können.

Mag ich sehr = 7/10



• Scre4m (USA 2011) - Nach über zehn Jahren Pause schickt Wes Craven seine Stammbesetzung wieder ins Rennen, auf ein fröhliches Wiedersehen mit David Arquette, Neve Campbell, Courteney Cox und neuen Gesichtern.

Nichts erwartet, viel bekommen. Starker Viertling, vermutlich die beste Fortsetung des 1996er Auftakts. Wer die damalige Trilogie mag, der sollte sich die Fortführung der Reihe keinesfalls durch die Lappen gehen lassen! Die BD ist sehr ordentlich, nette Boni runden den positiven Eindruck ab.

7,5/10 (gut bis sehr gut)



• Angst über der Stadt (Frankreich, Italien 1975) - Es folgt ein älterer Kurzkommentar:

In Paris geht ein wahnsinniger Killer um. Er hält sich für die gültige Moralinstanz, junge Damen die gegen seine Weltanschauung verstossen, überführt der Fanatiker gnadenlos in eine andere Bewusstseinsebene. Commissaire Jean Letellier (Jean-Paul Belmondo) und sein Team werden mit der Ergreifung des Serientäters beauftragt. Letellier passt dieses "Psychozeug" nicht in den Kram, er hat noch eine Rechung mit einem anderen Schwerverbrecher zu begleichen. Dieser Bursche namens Marcucci tötete bei einer wilden Verfolgungsjagd Letelliers Partner. Durch fragwürdige Entscheidungen steht dem Kommissar nicht nur Ärger mit seinem Chef ins Haus, auch die lokale Presse meint es nicht gut mit den oft grobschlächtigen Methoden des Ermittlers...

"Peur sur la ville" ein ein erstklassiger Action-Thriller aus dem Jahre 1975. Belmondo zeigt sich bestens in Form, die Rolle des harten Bullen wurde ihm auf den Leib geschneidert. Der Killer wird von Adalberto Maria Merli ebenfalls sehr gut dargestellt, ein herrlich fieser Typ. Verhaltensmuster, Kleidung und Taten des Mordbuben erinnern durchaus an einen gepflegten Giallo, während der Held in Richtung Dirty Harry tendiert.

Rund zwei Stunden beste Unterhaltung, die Verfolgungsjagd über den Dächern von Paris bescherte mir ein paar graue Haare zusätzlich.

Sehr gut = Dicke 8/10

Nachtrag: Wundervoller Klassiker, der immer geht! An der DVD aus dem Hause Anolis gibt es nichts zu meckern. Der Streifen gehört in jede gepflegte Sammlung!

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mi 1. Aug 2012, 23:13
von Blap
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Sword and Sorcery Collection von Shout! Factory (USA)


Helden, Schwerter & Möpse! Das doppelte Double Feature für finstere Nächte hemmungsloser Barbarei!

Auf zwei DVDs erwarten den Zuschauer vier kleine Schätzchen:

• Deathstalker
• Deathstalker II
• Barbarian Queen
• The Warrior and the Sorceress



Vier Kommentare im Ultrakurzformat:

• Deathstalker (Argentinien, USA 1984) - Deathstalker (Rick Hill) ist ein unbeugsamer Krieger. Wenn ihm eine Konfrontation Vorteile bringt, nimmt er es mit jedem Gegner auf. Doch eines Tages wartet eine ehrenvolle Aufgabe auf den blonden Hünen, er soll dem gestürzten König Tulak (Jorge Sorvik) unter die Arme greifen. Dazu muss der fiese Munkar (Bernard Erhard) bezwungen werden, der unrechtmäßige Herrscher überzieht das Land mit Terror und Angst, zu allem Überfluss befindet sich Tulaks Tochter Codille (Barbi Benton) in den Klauen des Sadisten. Deathstalker macht sich auf den Weg, erfährt nebenbei von drei magischen Artefakten. Blondine Kaira (Lana Clarkson) und Schwertkämpfer Oghris (Richard Brooker) schliessen sich Deathstalker an, gelangen gemeinsam in den Palast des Tyrannen. Der Sieger eines grossen Turniers darf Tulak herausfordern, freilich spielt der verschlagene Bursche ein falsches Spiel...

"Deathstalker" ist eine wahre Wonne für Freunde gepflegter Barbarenstreifen! Ein Held aus gestähltem Muskelfleisch, ein herrlich fieser Gegenspieler, groteske Kreaturen und schöne Frauen ohne Kleidung. Der Schwerter klirren, die Möpse beben, Vollbedienung! Stimmungsvolle Kulissen, quasi vom Wald ins düstere Gemäuer, jede Menge Mord und Totschlag, solide ausgeführte Kämpfe, gesunde Härte, magische Gegenstände. Kreativ ist der Plot sicher nicht, lustvoll suhlt sich der Stoff in sämtlichen Klischees, aus meiner Sicht geht die Rechung souverän auf. Kernige Dialoge sorgen für manchen Schmunzler, knapp 80 Minuten Spieldauer vergehen wie im Fluge, von Leerlauf und/oder Füllmaterial keine Spur! In Deutschland wurde der Film unter dem Titel "Der Todesjäger" fürs Kino und den Videomarkt ausgewertet. Leider existiert bisher keine DVD-Veröffentlichung für unseren Markt, ich hoffe auf Nachbesserung.


• Deathstalker II (Argentinien, USA 1987) - Deathstalker (John Terlesky) gaunert sich locker durch das Leben. Als die blonde Schönheit Reena (Monique Gabrielle) in sein Leben tritt, hat der Tagedieb plötzlich mehr Trubel um die Ohren als im lieb ist. Laut eigener Angabe ist die junge Dame eine Prinzessin, sie wurde vom bösartigen Magier Jarek (John Lazar) aus ihrem Palast vertrieben. Skeptisch nimmt sich Deathstalker der Mission an. Bevor er endlich Jarek stellen kann, muss er sich um die mordlüsterne Sultana (Toni Naples) und anderes Gesindel kümmern. Damit nicht genug, auch die Königin der Amazonen (Maria Socas) ist dem Helden nicht wohlgesonnen, sie lässt ihn gegen die gewaltige Gorgo (Dee Booher) in den Ring steigen...

"Deathstalker II" ist keine echte Fortsetzung, vielmehr tischt uns Regisseur Jim Wynorski eine liebenswerte Genre-Parodie auf. Angenehmerweise gleitet das Treiben nicht in allzu stumpfsinnigen Klamauk ab, geht die "typische Sword & Sorcery Atmosphäre" nicht verloren, der Streifen hat mehr zu bieten als eine öde Sammlung mieser Kalauer (obschon es nicht entsprechenden Einschüben mangelt). Frech wurden ein paar Szenen aus "Deathstalker" geliehen, die man durchaus geschickt recycelt hat. John Terlesky macht seine Sache als Held mit Humor nicht schlecht, einige andere Damen und Herren sorgen jedoch für die wahren Glanzlichter. Allen voran Monique Gabrielle in einer Doppelrolle, die es immer wieder schaft auf dem schmalen Grat zwischen Liebchen und Nervensäge zu balancieren, dabei nie in unangenehme Bereich abstürzt. Auch hier existiert bisher keine DVD für den deutschsprachigen Raum, unfassbar. Der deutsche Titel lautet "Mystor – Der Todesjäger II".


• Barbarian Queen (Argentinien, USA 1985) - Amethea (Lana Clarkson) und Argan (Frank Zagarino) wollen heiraten, plötzlich wird ihr Dorf von einer wilden Horde überfallen. Fast alle Bewohner werden niedergemetzelt, Amethea steht der Sinn nach Rache! Die ebenfalls kampfstarke Tiniara (Susana Traverso) und die zarte Estrild (Katt Shea) haben überlebt, zunächst gilt es die wehrlose Taramis (Dawn Dunlap), Ametheas kleine Schwester, aus den Händen ihrer Peiniger zu befreien. Überall lauern feindliche Truppen, immerhin treffen die Frauen auf eine Gruppe anderer Widerstandskämpfer. Argan hat die Attacke auf die Ansiedlung überlebt, er wurde verschleppt und soll nun als Gladiator für Unterhaltung sorgen...

"Barbarian Queen" geizt nicht mit schönen Frauen, Lana Clarkson war bereits im ersten "Deathstalker" unterwegs, einmal mehr gewährt sie dem Zuschauer Blicke auf ihre schmackhaften Auslagen. Meine entzündeten Augen konnten sich vor allem an Susana Traverso und Katt Shea laben. Frau Shea ist extrem liebenswert, ein typisches Babe der achtziger Jahre, irgendwo zwischen Aerobic und Flashdance falsch abgebogen, zuckersüss! Unterschätzt die Dame nicht, sie verdiente ihre Brötchen auch als Regisseurin und Drehbuchautorin! Vordergründig verzichtet der Streifen auf allzu viel gewollten Humor, für etliche Lacher ist dennoch gesorgt, keine Bange! ...und wieder keine deutsche Scheibe, was ist nur los?


• The Warrior and the Sorceress (Argentinien, USA 1984) - Zwei Sonnen brennen gnadenlos auf den Planeten herab, Wasser ist rar und kostbar. Zeg (Luke Askew) und Bal Caz (Guillermo Marín) sind Todfeinde, die wohlhabenden Fieslinge umgeben sich mit zahlreichen Söldnern und Mordbuben. Kain (David Carradine) taucht auf, er beginnt damit die Parteien gegeneinander auszuspielen, der alte Geistliche Bludge (Harry Townes) unterstützt den Neuankömmling nach Kräften. Bald liegen die ersten Kadaver im Staub, Kain versteht es sein Schwert gezielt und gewinnbringend zu führen. Längst ist Naja (Maria Socas) zum Spielball der lokalen Anführer geworden, wird Kain der geknechteten Schönheit zur Hilfe eilen...???

1964 bediente sich Sergio Leone bei Akira Kurosawas "Yojimbo - Der Leibwächter" (1961), sein "Für eine Handvoll Dollar" löste den Italowestern-Boom aus und machte Clint Eastwood zum Star. 1996 schickte Walter Hill einen gewissen Bruce Willis ins Rennen, in "Last Man Standing" flogen Christopher Walken und anderen Gesellen zahllose Kugeln um die Ohren. "The Warrior and the Sorceress" aka "Der Krieger und die Hexe" reiht sich ein wenig unscheinbar ein, trotz des reizvollen Szenarios mutet diese Version des Stoffes teils ausgelaugt an. An David Carradine liegt es nicht, er spielt gewohnt lässig und markant auf. Die Fratzen von Luke Askew oder Harry Townes wird vermutlich jeder Filmfreund erkennen, Maria Socas sorgt für eine kleine Dosis weiblicher Reize. Ihr ahnt es, wieder ist keine DVD für den einheimischen Markt verfügbar.


Fazit zur Sword and Sorcery Collection! Alle Filme liegen in ansprechender Qualität vor, zusätzlich gibt es (teilweise) Audiokommentare zu den Streifen und diverse Trailer. "Barbarian Queen" wird lediglich in der R-Rated Fassung angeboten, die entfallenen Szenen sind im Bonusbereich zu finden. Für Freunde des Genres ist diese Veröffentlichung ein klarer Pflichtkauf. Dennoch hoffe ich auf Auswertungen für den deutschsprachigen Markt, die damaligen Synchros sollten nicht unbeachtet bleiben.

Schaurige Zahlenwertungen der Verdammnis:

• Deathstalker = 8/10 (wundervolle Unterhaltung, ein echter Volltreffer)
• Deathstalker II = 6,5/10 (macht Laune, Zombies inklusive)
• Barbarian Queen = 7/10 (mein Knuffelchen im Rahmen dieser Zusammenstellung)
• The Warrior and the Sorceress = 6/10 (Knappe 6, David Carradine machts möglich)

Vier Schwerter krachen auf mein fauliges Fleisch, Möpse wippen, Hintern beben, vielen Dank!

Ein Lieblingszitat bringt es auf den Punkt:

"Hereos and fools are the same thing!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Do 2. Aug 2012, 23:12
von Blap
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Kleine Hartbox (#94, Cover A) aus der Trash Collection von CMV



Black Zombies (Italien 1991, Originaltitel: Demoni 3)

Bizarre Rituale beleben fauliges Fleisch

Dick (Joe Balogh), Jessica (Sonia Curtis) und Kevin (Keith Van Hoven) sind im Auftrag einer Plattenfirma in Brasilien unterwegs, sie sollen möglichst viele Samba-Rhythmen per Tape festhalten. Während sich das Liebespaar Jessica und Kevin gut versteht, trägt Jessicas Bruder Dick seine Unzufriedenheit offen zur Schau. Der junge Mann interessiert sich für den Macumba-Kult und dessen Bräuche, stösst bei seinen Mitreisenden allerdings auf taube Ohren. Tatsächlich gelingt es Dick einer Zeremonie beizuwohnen, er verliert jedoch das Bewusstsein, wacht am nächsten Morgen zerknirscht in seinem Hotelzimmer auf. Eile zum Aufbruch ist geboten, die Reise soll die kleine Gruppe weiter nach Belo Horizonte führen. Auf einer abgelegenen Nebenstrecke streikt das Auto, weit ausserhalb jeder Ortschaft. Glücklicherweise tauchen Jose (Philip Murray) und Sonia (Juliana Teixeira) auf, die ganz in der Nähe ein altes Anwesen gemietet haben. Hausmädchen Maria (Maria Alves) erblickt ein Amulett um Dicks Hals, blankes Entsetzen packt die Dienerin im Genick. Bald streifen grauenvolle Gestalten durch die Gegend, gnadenlos und blutrünstig stellen sie den Anwesenden nach...

Umberto Lenzi zählt zu den wichtigsten Regisseuren des italienischen Genrekinos, seine grössten Erfolge feierte er in den siebziger und achtziger Jahren. Als Beispiele sprechen der starke Giallo "Spasmo" (1974), der grandiose Polizei-/Gangsterfilm "Die Viper" (Roma a mano armata, 1976) und der Kannibalen-Reisser "Lebendig gefressen" (Mangiati vivi!, 1980) für sich, die Aufzählung wäre ohne Schwierigkeiten um zahlreiche Edelsteine erweiterbar. "Black Zombies" wurde der Originaltitel "Demoni 3" verpasst, ein weiterer/tatsächlicher Bezug auf die Filme von Lamberto Bava besteht freilich nicht. In einem ländlich-waldigen Umfeld scheucht Umberto Untote aus den Gräbern. Mit viel gutem Willen könnte man eine Brücke in Richtung Rassenkonflikt in das Treiben interpretieren, handelt es sich bei den Zombies doch um ehemalige Sklaven, arme Seelen die von perversen Großgrundbesitzern wie Vieh gehalten und gequält wurden. Jedem halbwegs ernsthaften Ansatz hält diese Betrachtung kaum stand, hier wurde lediglich ein geeigneter Aufhänger gesucht und gefunden.

Auf der DVD ist ein Interview mit Lenzi zu finden, der sich nicht allzu positiv über seinen Film äussert. Hauptsächlich führt er seine negativen Erinnerungen auf die Schauspieler zurück, die Damen und Herren entsprachen aus Geld- und Zeitnot überwiegend nicht seinen Wünschen. Gewisser Frust scheint nicht unverständlich, immerhin arbeitete Lenzi in den vorherigen Jahrzehnten mit vielen der grössten Genrestars zusammen, hier muss er sich mit der dritten Garde begnügen. Es ist nicht zu leugnen, hohen Wiedererkennungswert oder gar grossartige Leistungen hat das Ensemble nicht zu bieten. Ich komme indessen recht gut mit den Darstellern klar, keiner der Mitwirkenden nervt, allesamt gehen sie in der durchaus ansprechenden Atmosphäre auf. Eben wegen der Unscheinbarkeit beschränke ich mich auf die kleinen Glanzlichter. Maria Alves kann herrlich panisch aus der Wäsche schauen, Keith Van Hoven sorgt für den sympathischen Anker. Stars sind die knuffig anzuschauenden Zombies, schlufernd tragen sie ihre Hack- und Stechwerkzeuge durch die Kulissen, Augen sind besonders begehrt. Untote wollen Satisfaktion, gewissermaßen Zombies auf Vergeltungstour, warum nicht.

"Black Zombies" stellt für Sammler und Fans eine schöne Ergänzung zu den Klassikern des Genres dar. Es muss nicht immer ein Zombie am Glockenseil hängen, auch Streifen aus der hinteren Ecke der Schublade können Freude machen. Trotz ungünstiger Umstände gelingt Lenzi der Aufbau einer runden Atmosphäre, die Musik aus der Feder von Franco Micalizzi gefällt. Obendrein sind die Zombies nett anzuschauen, obligate Schlurfer des Todes, keine hektischen Neo-Beisser mit athletischen Fähigkeiten. Wer nicht genug von derartigen Ergüssen bekommen kann, der sollte sich diesen späten Lenzi ins Blut drücken. Ehrlich, es bereitet keine Pein, berauscht zwar nur in gemäßigten Bahnen, tut aber schlicht gut und geht locker rein.

CMV hat das Filmchen als #94 der hauseigenen Trash Collection veröffentlicht, die gebotene Qualität ist ordentlich, der Bonusbereich gibt Trailer und das oben erwähnte Interview mit Umberto Lenzi her (welches bereits ein paar Jahre auf dem Buckel hat, es scheint noch aus der VHS-Ära zu stammen). Zwei unterschiedliche Cover stehen zur Auswahl, wie üblich kommen die DVDs in kleinen Hartboxen ins Haus.

Ich mag diese kleinen Knuffelchen aus der "Endphase" des italienischen Genrekinos. Ergo setzt es wohlgestimmte 6/10 (Wohlfühlbonus fliesst nicht in die Zahlenwertung ein, wird aber in meinen Herzkammern an die Wände geschrieben).

Lieblingszitat:

"Scheisse! Sind hier alle tot oder was?"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: So 5. Aug 2012, 13:27
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"

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Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


Folge 10 - Erkältung im Sommer (Deutschland 1978)

MILF-Power

Renate (Anaid Iplicjian) und Rolf Assenau (Helmuth Lohner) leiten gemeinsam eine bekannte Tanzschule, die Eheleute gelten als glückliches und harmonisches Paar. Doch hinter der schönen Fassade wüten Zorn und Eifersucht im Schädel und Herzen des Gatten, der sich wie das unscheinbare Anhängsel seiner starken und zielstrebigen Frau vorkommt. Seit einigen Tagen wird Rolf telefonisch bedroht, bei einem gemeinsamen Ausritt fallen Schüsse, Schüsse die ihr Ziel nur knapp verfehlen. Kommissar Köster trifft sich mit den Eheleuten, er ordnet eine Fangschaltung an, postiert einen Beamten vor dem Haus des Assenaus. Unerwartet hat Renate eine unheimliche und gleichzeitig sehr aufschlussreiche Begegnung. Der unbekannte Anrufer (Christian Quadflieg) lauert ihr in ihrem Auto auf, berichtet der zunächst erschrockenen Frau von einem teuflischen Plan. Renate soll im Auftrag ihres Ehemannes getötet werden, der angeheuerte Killer kann die Tanzlehrerin mit einem eindeutigen Beweis überzeugen. Nach einer mehrwöchigen Pause ohne Terroranrufe soll auf Rolf geschossen werden, "versehentlich" werden die Kugeln jedoch Renate treffen, so stellt sich Rolf die Lösung seiner Eheprobleme vor. Wochen vergehen, nach einer Veranstaltung in der Tanzschule verlässt das Ehepaar den Saal durch den Hinterausgang. Tatsächlich wartet der angeheuerte Killer in der Dunkelheit...

Anaid Iplicjian dominiert diese Folge, fungiert als Dreh- und Angelpunkt, steuert die Ereignisse nach ihren Vorstellungen. Eine starke und attraktive Frau, für die anwesenden Männer faszinierend und anziehend, gleichzeitig zeigen sich die Herren der Schöpfung überfordert, sind der klugen Frau nicht ansatzweise gewachsen. Unter Druck -teils unter Lebensgefahr stehend- läuft Renate Assenau zur Höchstform auf, Anaid Iplicjian liefert eine großartige Vorstellung ab. Helmuth Lohner verfängt sich in der von ihm aufgestellten Falle, Rolf Assenau versteht es nicht die Vorteile einer starken Frau zu geniessen. Interessanterweise legt Assenau eine erstaunliche Kaltblütigkeit an den Tag, mich packte es zeitweise eiskalt im Genick. Der von Christian Quadflieg dargestellte Michael Bannert beobachtet sein potentielles Opfer vor der Tat in aller Ausführlichkeit. Für den Auftraggeber denkbar ungünstig, Rolf Assenau unterschätzt die Qualitäten seiner Gattin. Diese Konstellation lässt kaum Raum für weitere Charaktere, neben dem "flotten Dreier" kann sich lediglich Kommissar Köster behaupten.

Der Titel "Erkältung im Sommer" nimmt vordergründig Bezug auf den zu Beginn unter einem grippalen Infekt leidenden Köster, lässt sich aber ohne Schwierigkeiten auf den Zustand der Ehe Assenau übertragen, darüber hinaus auf das kühle und überlegene Vorgehen der Renate Assenau. Auch Kommissar Köster stösst an Grenzen, erkennt zunächst nicht die Tragweite der bevorstehenden Ereignisse (seine Erkältung mag als kleine "Entschuldigung" dienen). Dem Drehbuch gelingt es auf clevere Art den Über-Ermittler Köster (noch) menschlicher zu zeichnen, es verzichtet aber angehmerweise auf eine Demontage des Serienhelden. Pünktlich zum Finale treffen sich Kommissar und Witwe auf Augenhöhe, ich würde gern mehr dazu schreiben, muss aber wegen akuter Spoilergefahr schweigen. Gern hätte ich mehr erotisches Knistern zwischen Anaid Iplicjian und Christian Quadflieg gesehen, vor allem wenn der Regisseur auf den klangvollen Namen Alfred Vohrer hört. Meine primitiven Gelüste scheinen bei genauer Betrachtung unangemessen, denn Iplicjian wickelt ihre Herren auch ohne vorgetäuschte Lust um den Finger (obwohl mir eine entsprechende Ausrichtung zusagen würde, gern stelle ich mir Thomas Fritsch in der Rolle des Michael Bannert vor). Starke und erfrischende Folge, Anaid Iplicjian und Siegfried Lowitz überragend!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mi 8. Aug 2012, 22:29
von Blap
In Ultrakurzform:


• White Force (Australien, Philippinen 1988) - Sam J. Jones eiert in Jeans und Leder durch die grüne Hölle und den Dschungel der Großstadt, nebenher sind diverse Fiesling zu bekämpfen und sonstige Schweinereien aufzudecken.

B-Action für Genreallesglotzer, für den Rest der Menschheit vermutlich unerträglich. Die DVD aus der Reihe "Action Sensation" von Voulez Vous ist zweckmäßig und zum kleinen Preis erhältlich, Süchtlinge dürfen zugreifen.

6/10 (durch die Fanbrille)



• Revolver (Großbritannien, Frankreich 2005) - Guy Ritchie setzte 1998 mit "Lock, Stock and Two Smoking Barrels" ein dickes Ausrufezeichen, legte 2000 den starken Streifen "Snatch" nach. "Revolver" markiert die Rückkehr des Regisseurs zum Gangsterfilm, versucht gleichzeitig das Genre mit frischem Wind zu beleben ohne die Wurzeln zu verleugnen. Überdies hat Ritchie mit Jason Statham und Ray Liotta solide aufspielende Hauptakteure am Start.

"Revolver" möchte intelligent, cool und philosophisch sein, versinkt jedoch mit zunehmender Spieldauer in verquaster Sülze und aufgeblasenem Gehabe. Durchaus ein mutiger Film, doch Guy Ritchie scheitert am eigenen Anspruch, verhebt sich gewaltig. An der DVD aus dem Hause Ascot gibt es nichts zu meckern.

Mut verdient Respekt, daher freundliche 5/10



• Agent Red (USA 2000) - Dolph Lundgren rettet die Welt, zumindest einen erheblichen Teil unserer Zivilisation. Zuvor sind im Bauch eine U-Bootes fiese Fratzen zu verbeulen, die Ex-Verlobte muss gerettet werden, es gilt dem Oberfiesling flotte Sprüche um die Ohren zu hauen. "Ich mische mich nicht in Ihre Pläne ein, ich beende sie!" Legt euch nicht mit meinem geliebten Dolph an!

Haarsträubende Story, herrlich beknackte Dialoge, bodenständige Action. Auf der DVD von EuroVideo findet der Filmfreund auch eine gekürzte Fassung des Dolph-Klassikers "Men of War" (die in der vorhandenen Form freilich überflüssig ist). Daher ignoriere ich die sinnlose Beigabe und erfreue mich an der soliden Präsentation von "Agent Red" (zu "Men of War" gibt der Markt geeignetere Auswertungen her).

Kein Höhepunkt in der Filmographie des Herrn Lundgren, fraglos kurzweilige Unterhaltung für treue Verehrer und Jünger = 6,5/10

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mo 13. Aug 2012, 23:44
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"

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Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


Folge 11 - Nachtmusik (Deutschland 1978)

Zwischen Einbruch und Schädelbruch

Bankier Gregor Kerner (Hellmut Lange) und seine Gattin Eleonore (Maria Sebaldt) fördern junge Talente, regelmäßig veranstaltet das Ehepaar Kammermusikabende in den eigenen vier Wänden. In der feinen Gesellschaft haben diese Abende einen hohen Stellenwert. Söhnchen Arno Kerner (Andreas Seyferth) wird finanziell an der kurzen Leine gehalten, dem Vater passt das Lotterleben des Sprößlings nicht in den Kram. Während die noblen Herrschaften feinen Klängen lauschen, greift Arno regelmäßig die Hausschlüssel ausgewählter Gäste aus deren Mänteln. Flugs verschafft er sich Zutritt zu diversen Anwesen, entwendet kleine Kostbarkeiten und Bargeld. Die Beute nutzt der junge Mann zum Erwerb harter Drogen, seine Freundin Bea (Katerina Jacob) hängt an der Nadel. Unglücklicherweise dringt das Paar eines Nachts in eine Villa ein, die sich ein professioneller Einbrecher ebenfalls auf den Speiseplan gesetzt hat. Arno schlägt den Unbekannten nieder und ergreift mit Bea die Flucht. Leider gehörte der Gauner zu einer Einbrecherbande, hinter dem Rücken seiner Kollegen wollte er sich auf eigene Faust ein Zubrot beschaffen. Die erstaunten Panzerknacker notieren das Kennzeichen von Arnos Karre, "eigentlich" waren die Herren vor allem auf die Beobachtung und Abstrafung des abtrünnigen Kollegen eingestellt. Es soll jedoch noch schlimmer kommen, denn Arno wurde von Fritz Huckner (Alexander Kerst) beim Griff in eine Tasche beobachtet. Huckner befindet sich momentan in finanziellen Schwierigkeiten, nutzt sein unbequemes Wissen als Druckmittel...

Hellmut Lange und Maria Sebaldt funktionieren zuverlässig als altes Ehepaar, besorgt um den guten Ruf des eigenen Hauses, besorgt um die Zukunft des eigenen Sohnes. Freilich ist der erfolgreiche Vater nicht glücklich über den bisherigen Werdegang seines Sohnes, er ist dennoch nicht bereit seine Brut in den Abgrund gleiten zu lassen. Das Drehbuch bricht das Klischee vom vernachlässigten "armen reichen Kind" teils auf. Die Eltern entsprechen nicht üblichen gleichgültigen oder gar kaltherzigen Charakteren, eine Diskussion über die Erziehung des Nachwuchses fühlt sich sehr glaubwürdig an. Andreas Seyferth nimmt man den zunehmend unter Druck geratenden Jungspund jederzeit ab, überfordert mit der Sucht der Lebensgefährtin, den Drohungen der ruppigen Verbrecher vermag er nichts entgegenzusetzen, hat er doch das eigene Leben nicht annährend im Griff. Katerina Jacob taumelt berauscht und aus der Welt fallend durch das Szenario, sie bringt die gebrochene Bea gekonnt auf den Bildschirm. Alexander Kerst beschreitet zerknirscht einen unangehmen Weg, für Kornelia Boje bleibt lediglich die Rolle der hübschen "Beistell-Ehefrau". Manfred Seipold führt die Einbrecher an, mit kalter Präzision verfolgt Gangster Prago seine Pläne. Kleinere Rollen sorgen für Schmunzler. Robert Naegele fühlt sich dazu berufen die Kripo über einen von ihm gehegten Verdacht zu informieren. Antrieb ist in erster Line die Enttäuschung über den eigenen gesellschaftlichen Abstieg, vorgeschoben wird Pflichtbewusstsein und Treue zu Gesetz und Ordnung. Herrlich Walter Gross und Jean-Pierre Zola als schrullige Buchhändler, großartig!

Drogensucht, Einbruch, Erpressung und Mord, während der Nachtmusik hagelt es Straftaten der schlimmen und schlimmeren Sorte. Mit dieser stattlichen Anzahl grosser und kleiner Vergehen ließe sich ohne Schwierigkeiten ein abendfüllender Spielfilm bestücken, die überwiegend interessant angelegten Charaktere schreien geradezu nach mehr Spielzeit. Tatsächlich weckt manche Szene den Wunsch nach mehr Tiefgang, doch trotz des vorgegebenen Rahmens wurde keine Figur zum Abziehbild degradiert. Erfreulich die ambivalente Anlage wichtiger Charaktere, lediglich die fiesen Einbrecher müssen sich mit dem Stempel "Bösewicht" begnügen (können aber in diesem Rahmen dennoch eine gewisse Griffigkeit entwickeln). Helmuth Ashley inszeniert angenehm unhektisch, es bleibt sogar Raum für die liebevollen Sticheleien zwischen Kommissar Köster und Millinger, Siegfried Lowitz und Henning Schlüter sind köstlich! Michael Ande bleibt das brave Helferlein des Alten, Jan Hendriks bedient die dritte Geige. Frank Duval schielt auf damals aktuelle Discoklänge, ein durchaus reizvoller Kontrast zur stilvoll vorgetragenen Kammermusik. Erneut muss ich meiner Begeisterung für Siegfried Lowitz Ausdruck verleihen. Besser hätte man Köster nicht besetzen können! Wunderbar kantig, kernig und scharfsinnig behält der Alte den Überblick, entzaubert grosse und kleine Schurken!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mi 15. Aug 2012, 23:50
von Blap
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Braddock - Missing in Action III (USA 1988, Originaltitel: Braddock: Missing in Action III)

Familienzusammenführung

1975 fällt Saigon. In diesem Chaos ist die Vietnamesin Lin (Miki Kim) auf dem Weg zur Botschaft der USA, gemeinsam mit ihrem Ehemann Colonel James Braddock (Chuck Norris) will sie das Land verlassen. Durch ein tragisches Mißverständnis verfehlt sich das Paar, Braddock hält seine Frau für tot. Derweil verweigert man Lin den Zugang auf das Botschaftsgelände, kurz zuvor wurden ihre Papiere gestohlen. In den späten achtziger Jahren sucht ein gewisser Reverend Polanski (Yehuda Efroni) Braddock auf, laut Angaben des Geistlichen lebt Lin. Mehr noch, sie war von Braddock schwanger, haust mit ihrem Sohn Van (Roland Harrah III) unter erbärmlichen Zuständen, geknechtet und verachtet von den kommunistischen Machthabern. Zunächst glaubt James nicht an die abenteuerliche Geschichte. Jedoch überzeugt ihn das verdächtige Verhalten des CIA-Agenten Little John (Jack Rader), offenbar fürchtet der Geheimdienst eine eigenmächtige Aktion des Elitekämpfers. Gut ausgerüstet begibt sich Braddock in den Machtbereich der Kommunisten, tatsächlich findet er seine Frau und den gemeinsamen Sohn in einer runtergekommenen Behausung vor. Nun soll der Ärger erst beginnen, längst hat sich der sadistische General Quoc (Aki Aleong) an die Fersen des verhassten Amerikaners geheftet...

Chuck Norris war in den Achtzigern einer der ganz grossen Action-Helden, Cannon war damals DIE Filmschmiede für unterhaltsame B-Action. Norris bekleidete in einigen Cannon-Klassikern die Hauptrolle. "Missing in Action" brachte es auf drei Teile, dem Knüller "Delta Force" verpasste man eine nicht minder starke Fortsetzung, "Invasion U.S.A." zählt ebenso zu den unverzichtbaren Perlen dieser Epoche.

Colonel Braddocks dritter Streich kommt mit einer aus den Fingern gesaugten Story daher, die Vorgänger werden gewissermaßen weitgehend ignoriert. Freilich habe ich mit Erbsenzählerei und Logik nicht viel am Hut, ergo bereitet mir diese Marschrichtung keine Schwierigkeiten. "Braddock" bietet typische Cannon-Kost, genau diesen Stoff möchte ich nicht missen! Chuck Norris kommt hier und da ein markiger Spruch über die Lippen, ferner ballert und prügelt er alles in Grund und Boden, ausgiebige Folter steckt er locker weg. Das Söhnchen beäugt den Vater zunächst skeptisch, aber nachdem Papi eine halbe Armee ins Jenseits befördert hat, sind alle Bedenken und Ängste des Bengel vom Winde verweht. Plump nutzt das Drehbuch die Momente des kurzen "Familenglücks" zu Ausritten in triefenden Kitsch, überdies muss Chucky eine grössere Horde Kinder aus den Fängen der roten Ratten retten! Die Welt kann so einfach gestrickt sein, der gute und freiheitsliebende US-Bürger auf der richtigen Seite, die widerlichen Kommunisten auf der falschen Seite. So kommt nicht nur der rote Obermotz monströs daher, seine Schergen schrecken nicht vor der Mißhandlung von Kindern zurück. Ein besonders schrecklicher Widerling will sich gar an einem Mädchen vergehen, aber da taucht unser Chuck auf und führt dem Saukerl das Bajonett ein, ist doch klar.

Über das Ensemble muss ich nicht viele Worte verlieren. Chuck Norris ist Chuck Norris ist Chuck Norris. Mit stoischer Mimik pflügt er durch die Horden der Finsternis, hat der Mann keine Waffe zur Hand, wird der Mann zur tödlichsten aller Waffen, noch Fragen? Aki Aleong darf den Bösewicht vom Dienst geben, Fratzen, Gebrüll und Folter, das Handwerk des Todes. Aleong macht einen guten Job, General Quoc ist unangenehmer als ein frisches Hundehäufchen im neuen Energiespar-Kühlschrank. Roland Harrah III und Miki Kim haben den Beschützer aller Beschützer an ihrer Seite, doch Aki "Quoc" Aleong grätscht ultra-eklig dazwischen, fährt dem Helden in die Parade. Yehuda Efroni neigt als tapferer Reverend zur liebenswürdigen Schrulligkeit, Jack Rader taugt immerhin zum Agentenabziehbildchen, Ron Barker taucht als Helferlein des strahlenden Helden auf. Damit genug, anonyme Metzelmasse soll anonyme Metzelmasse bleiben, auf Einzelschicksale kann Braddock keine Rücksicht nehmen, Rache ist Blutwurst und Mettgut.

Vielleicht wollte man Colonel Braddock mit einer gewissen Tiefe ausstatten, soll Chuck Norris mehr als der Held mit dem Herz am rechten Fleck sein. Selbstverständlich rinnt dies als gequirlter Dünnschiss am Bein herunter, mehr als der bereits erwähnte Kitsch ist nicht drin. Wozu auch, Braddock muss töten, retten und blutet notfalls nach innen, das gehört so (und nicht anders)! Nach dem stimmungsvollen Auftakt im untergehenden Saigon, schaltet die Sause einen Gang runter. In der zweiten Hälfte tanzt Chuck den Arschtritt-Tanz mit den Kommunisten, steuert das bleihaltige Treiben auf ein explosives Finale zu. Ja, es gibt mit Sicherheit zehn Millionen Gründe diesen Streifen mit Dreck zu bewerfen. Aber ihr ahnt es bereits, diese zehn Millionen Gründe gehen mir allesamt an meinem knackigen Hintern vorbei. Ich stehe auf Chuck Norris, ich fahre auf Cannon ab, ich brauche und liebe es!

Nachdem der deutsche DVD-Markt jahrelang nicht per offizieller Veröffentlichung befriedigt wurde, ist der Flick seit Anfang August 2012 endlich erhältlich (auf DVD und BD). Die Blu-ray bietet den Film in ordentlicher Qualität an, die Ausstattung ist eher mager geraten. Für mich ein klarer Pflichtkauf.

7/10 (gut) + unzählige Knuffelpunkte

Lieblingszitat:

"Ich trete nicht auf Füße, Little John. Ich trete in den Arsch!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mo 20. Aug 2012, 14:02
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"

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Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


Folge 12 - Ein Koffer (Deutschland 1978)

Tödliche Selbstüberschätzung

Rolf Bär (Harald Leipnitz) und seine Geliebte Karin Runge (Uschi Glas) haben gemeinsam einen Urlaub in Jugoslawien verbracht. Während der Zugfahrt nach München kommt das Liebespaar mit einem jungen Burschen namens Hasso Pohlmann (Werner Pochath) ins Gespräch. Plötzlich wird Pohlmann von Hektik ergriffen, offenbar bereitet ihm die bevorstehende Zollkontrolle grosse Angst. Bär soll seinen Koffer gegen Pohlmanns tauschen, der Schmuggler drückt Rolf Bär 8000 D-Mark in die Hand, verspricht für den erneuten Austausch der Gepäckstücke noch mehr Geld. Tatsächlich gelingt die Täuschung, der Zoll kann Pohlmann nichts nachweisen, Rolf Bär und Karin Runge reisen unbehelligt weiter. Karin ist nicht angetan von derartigen Geschäften, doch Rolf hat längst die Gier gepackt, vorsorglich nannte er dem Besitzer des brisanten Koffers einen falschen Namen samt falscher Adresse. Ein Blick in den Koffer lässt Rolf Bär von einer wundervollen Zukunft mit Karin Runge träumen, er findet Heroin im Wert von über einer Million D-Mark vor. Jetzt nur noch Kontakte knüpfen und den Stoff verkaufen, die lästige Ehefrau Ursula (Liselotte Pulver) verlassen und mit Karin durchbrennen. Bär glaubt die Situation unter Kontrolle zu haben, derweil hat Pohlmann längst die Suche aufgenommen. In Rolf Bärs Garage kommt es zu einem tödlichen Wiedersehen...

Der brave Durchschnittsbürger wittert das grosse Geld, begibt sich ohne ernsthafte Bedenken auf unbekanntes und gefährliches Terrain. In Verbindung mit der Überschätzung eigener Möglichkeiten und der Unterschätzung seiner Gegenspieler, läuft der Versicherungsvertreter mit hohem Tempo ins eigene Verderben. Harald Leipnitz bringt Rolf Bär gekonnt auf den Bildschirm, kann der ersten Hälfte der Folge seinen Stempel aufdrücken. Uschi Glas, deren grösster Fan ich bekanntlich nicht bin, gelingt eine kaum minder überzeugende Vorstellung, das ängstliche Mäuschen steht ihr erstaunlich gut. Richtig stark auch Liselotte Pulver, hinter der kühl-biederen Fassade der betrogenen Ehefrau/frischen Witwe brodelt es bedrohlich, brennt ein alles verzehrendes Höllenfeuer. Werner Pochath zeigt sich von einer verschlagenen Seite, verzichtet weitgehend auf hysterische Ausbrüche. Auf Pochath ist Verlass, einer der besten Fieslinge vom Dienst, leider viel zu jung verstorben.

"Ein Koffer" geht durchaus als Warnung an alle vorbildlichen Staatsbürger durch, lasst euch nicht zu Schweinereien hinreissen, werdet nicht zu gierig! Vielleicht ein etwas plump angelegter Gängelungsversuch (der meiner Meinung nach ohne Schwierigkeiten ausblendbar ist). Bei aller Moralpredigerei muten einige Momente aus heutiger Sicht unfassbar an. So haut sich Kommissar Köster in einer verrauchten Kneipe einen Schnaps nach dem anderen rein, spricht von der bewusstseinserweiternden Wirkung des Sprits, nebenbei zieht er mit Freude an seinem Lungenbrötchen. Man stelle sich heutige Serienermittler dieser Gangart vor, ein Aufschrei würde durch den Blätterwald stürmen. Ja, der Herr Lowitz hat es einfach drauf, Köster ist ein liebenswerter, kantiger, kerniger und manchmal verschrobener Bursche, ein echter Knuffel! Zurück zum Kriminalfall, dessen Charaktere in ein tödliches Geflecht verstrickt sind. Nach dem Tod Rolf Bärs wird es richtig bitter, hier zeigt das Drehbuch eine angenehme Dosis Mut, teilt Tiefschläge aus und lässt den Zuschauer berührt und bedrückt zurück, sehr respektabel! An Michael Brauns Inszenierung gibt es nichts zu bemängeln, die Musik von Klaus Doldinger gefällt. Starker Stoff aus dem Koffer des Todes, mehr davon!

7,5/10 (gut bis sehr gut)