horror's Reise durch die große Welt der Filme

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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Vamperifica
(Vamperifica)
mit Martin Yurkovic, Dreama Walker, Creighton James, Bonnie Swencionis, Jeff Ward, Josh Alexander, Darwin Shaw, Maria-Christina Oliveras, Darlene Violette, Vincent Quintilani, Cj Diehl
Regie: Bruce Ornstein
Drehbuch: Bruce Ornstein / Martin Yurkovic
Kamera: Dan Stoloff
Musik: Keine Information
Keine Jugendfreigabe
USA / 2011

Carmen (Martin Yurkovic) ist ein eher extravaganter junger Mann, dessen Traum darin besteht, als erfolgreicher Schauspieler Karriere zu machen. Bis dahin genießt er seine Zeit in der Stadt gemeinsam mit seinen Freunden und lebt in den Tag und auch in die Nacht hinein. Eines Nachts trifft er plötzlich auf zwei Vampire. Diese tun natürlich das, was in ihrer Natur liegt, und Carmen wird gebissen. Was dann jedoch geschieht, konnte keiner ahnen: Carmen ist ein wiedergeborener Vampirfürst, der bereits 100 Jahre auf dem Buckel hat. Nun sollte er natürlich eine verantwortungsvolle Stellung einnehmen und über den Vampiren als eine Art König regieren. Carmen will davon aber nichts wissen, da er sein vorheriges (menschliches) Leben als weitaus angenehmer empfindet - wenn man von den neugewonnen, spannenden Kräften einmal absieht. So muss er sich nun entscheiden, welches Schicksal er als das seine erachtet...


Schaut man sich einmal diverse Kritiken zu vorliegendem Film an, dann gibt es zumeist höchstes durchschnittliche Bewertungen, wobei manche den Film sogar regelrecht niedermachen. Dabei handelt es sich doch im Prinzip um einen recht charmanten Genre-Vertreter des Vampirfilms, der durchaus sehenswerte Ansätze zu bieten hat und gut 100 Minuten kurzweilige Unterhaltung bietet. Die negativen Meinungen kommen wohl hauptsächlich dadurch zustande, das die Geschichte prinzipiell ziemlich schwer einzuordnen ist, denn für eine waschechte Vampir-Komödie ist der Humor teilweise sehr unterschwellig und nicht unbedingt auf den ersten Blick ersichtlich, für einen wirklich ernsten Beitrag nimmt sich der Film allerdings viel zu sehr selbst auf die Schippe. So kann man Regisseur Bruce Ornstein eigentlich nur den Vorwurf machen, das die letzte Konsequenz nicht zu erkennen ist und das Geschehen dadurch phasenweise ein wenig unentschlossen erscheint. Ansonsten aber präsentiert sich ein Szenario, das in erster Linie durch seine Haupt-Figur Carmen (Martin Yurkovic) geprägt wird und der junge Mann macht seine Sache meiner Meinung nach richtig gut.

Schon seine Erscheinung verleiht dem Ganzen einen netten Farbtupfer, denn Carmen ist von seiner Erscheinung her ein äußerst exzentrischer Typ. Hinzu kommt der Aspekt das der junge Mann ganz offensichtlich homosexuell ist, obwohl dieser Punkt zu keiner Zeit direkt angesprochen wird. Aber sein ganzes Auftreten deutet ziemlich eindeutig in diese Richtung, denn seine Körpersprache und sein gesamtes Auftreten lassen eigentlich keine anderen Schlüsse zu. Dadurch kommt es oft genug zu sehr witzigen Situationen, manche davon kann man sogar schon als skurril bezeichnen. Das mag für Freunde des Genres zunächst etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen, verleiht der Geschichte jedoch eine Menge Charme und hebt sie allein schon dadurch von anderen Genre-Kollegen ab. Ganz generell enthält die Story eine ganze Menge Humor, wobei dieser teilweise erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist. Andererseits gibt es immer wieder exzellente Situationskomik und jede Menge Wortwitz, der streckenweise auch recht schwarzhumorig daherkommt.

Und selbst im Bezug auf Härte offenbaren sich diverse Passagen, in denen es blutig und hart zur Sache geht. Zwar nicht im Übermaß vorhanden, sind diese Szenen dennoch eine gelungene Ergänzung des Ganzen und steigern den Unterhaltungswert des Filmes ungemein. Manch einem mögen die entsprechenden Stellen gar nicht einmal so hart vorkommen, denn zumeist präsentieren sie sich in eher witzigen Situationen, so das man das Ganze viel eher mit einem Lächeln quittieren kann. Obwohl mir dieser Beitrag wirklich gut gefallen hat, kann ich auch die negativen Meinungen über den Film nachvollziehen, denn "Vamperifica" ist sicherlich ein Vampirfilm der längst nicht jeden Geschmack treffen wird. Die abgefahrene Geschichte ist einerseits eine durchaus gelungene Mixtur, kann sich aber zu keiner Zeit wirklich für eine Richtung entscheiden. In der Hauptsache lebt das Geschehen von seinem in meinen Augen glänzend agierenden Hauptdarsteller, der die Rolle des scheinbar homosexuellen Vampirs hervorragend interpretiert. Die Schwäche des Werkes ist sicherlich das streckenweise fehlende Vampir-Feeling, denn in diesem Punkt hinkt dieser Vertreter anderen Beiträgen sichtlich nach.

Insgesamt gesehen handelt es sich bestimmt um keinen Beitrag, der das Genre revolutioniert und dennoch geht von "Vamperifica" eine ganz eigenartige Faszination aus, die man sich gar nicht so richtig erklären kann. Irgend etwas hat dieser Film, das einen in seinen Bann zieht und bis zum Ende nicht mehr los lässt. Natürlich werden viele Leute das wieder einmal vollkommen anders sehen, doch von meiner Seite aus kann ich jedem nur empfehlen, sich diesen außergewöhnlichen Vampirfilm einmal zu Gemüte zu führen, denn unterhaltsam ist das Werk allemal.


Fazit:


Und wieder einmal ein Film, der die Geschmäcker in zwei Lager spalten wird. Für manch einen ein Totalausfall, für andere eine etwas unentschlossene Mixtur aus Horror-und Komik. Ich ordne mich in die zweite Gruppe ein, denn vom reinen Unterhaltungswert hat "Vamperifica" doch eine ganze Menge zu bieten, auch wenn der Film längst kein Meisterwerk ist.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 100 Minuten
Extras: Trailershow
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

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Rampart - Cop ausser Kontrolle
(Rampart)
mit Woody Harrelson, Jon Bernthal, Stella Schnabel, Jon Foster, Ben Foster, Ruben Garfias, Deadlee, Dominic Flores, Matt McThige, Anne Heche, Billy Hough, Brie Larson, Steve Buscemi, Sammy Boyarsky
Regie: Oren Moverman
Drehbuch: James Ellroy / Oren Moverman
Kamera: Bobby Bukowski
Musik: Dickon Hinchliffe
FSK 16
USA / 2011

Ich bin kein Rassist, ich hasse alle Menschen gleich, erklärt Officer Dave Brown dem Mann von Internal Affairs. Brown ist ein richtig mieser Typ. Er säuft im Dienst, wirft Pillen ein wie Schokodrops, droht, prügelt und bricht Gesetze, wie es ihm gerade passt. Aber als Cop hält er die Straßen von LA frei von kriminellem Ungeziefer, damit seine beiden Töchter und viele andere brave Bürger in Sicherheit leben können. So war es immer schon und das ist auch völlig ok - in seinen Augen. Doch eines verdammten Tages flimmern die Bilder, wie Brown einen Verdächtigen fast totschlägt, über alle TV-Sender. Eine der vielen Videokameras in der Stadt hat alles dokumentiert. Und was das krisengeschüttelte LA Police Department gerade gar nicht brauchen kann, ist ein prügelnder Cop …


Warum dieser Film von vielen Leuten irrtümlich als Actionfilm deklariert wird ist mir schleierhaft, aber gerade diese Fehleinschätzung ist sicherlich der Grund dafür, das "Rampart" viele negative Meinungen nach sich zieht. Wer nämlich einen action-geladenen Cop-Thriller erwartet, geht mit vollkommen falschen Erwartungen an dieses Werk heran, das sich als waschechtes Drama offenbart. Dabei ist der Fokus der Geschichte fast ausschließlich auf die Hauptfigur Dave Brown gerichtet, der hier von einem brillant agierenden Woody Harrelson dargestellt wird. Sicherlich lässt der Film durch die extreme Fokussierung auf den Hauptdarsteller ein wenig das Erzähltempo vermissen, denn Regisseur Oren Moverman rückt auch etliche Kleinigkeiten in den Vordergrund, die dem Zuschauer im ersten Moment eventuell etwas banal erscheinen mögen. Für die Charakter-Beleuchtung des Dave Brown sind diese Dinge jedoch äußerst wichtig und bringen einem den dissozialen Cop viel näher, als man es eigentlich möchte. Es ist nämlich ein höchst unsymphatischer Mensch mit dem man es hier zu tun bekommt und Harrelson's Performance drückt dies auch mehr als überzeugend in jeder einzelnen Einstellung aus. So hat man auch eher selten das Gefühl das es sich hier lediglich um grandioses Schauspiel handelt, es entsteht vielmehr der Eindruck, das der Hauptdarsteller mit seiner Rolle verschmilzt und dadurch für ein absolutes Höchstmaß an Authenzität sorgt.

Obwohl der Film mit etlichen bekannten Darstellern besetzt ist, erscheinen sämtliche Figuren lediglich als notwendige Staffage für ein herausragendes Kammerspiel, das seine enorme Kraft durch die Omnipräsenz seiner Hauptfigur bezieht. Immer mehr entpuppt sich das Geschehen als eine tiefgehende Charakter-Studie eines brutalen Menschen, der sich trotz seiner illegalen Machenschaften immer im Recht fühlt und dabei noch nicht einmal merkt, wie sehr er auch die Menschen verletzt, die ihm eigentlich etwas bedeuten. Denn Brown hat 2 Töchter und auch 2 Ex-Frauen, die zufällig auch noch Schwestern sind. So rücken dann auch die gewöhnungsbedürftigen Familien-Verhältnisse immer wieder in den Vordergrund und sind ein sehr gutes Beispiel dafür, was alles falsch gelaufen ist im Leben des Cops. Hauptsächlich steht jedoch der generellen Menschen-Hass von Brown im Vordergrund, der sich im Prinzip so gut wie nie an die Buchstaben des Gesetzes hält. Es scheint fast so, als wenn für ihn ganz eigene Regeln gelten würden und dennoch ist er immer überzeugt davon, genau das Richtige zu tun.

Sämtliche Ereignisse präsentieren sich dem Zuschauer dabei fast gänzlich ohne Action, was meiner Meinung nach aber überhaupt nicht als negativ zu bewerten ist. Wenn man "Rampart" nämlich von Beginn an als Drama betrachtet, dann funktioniert dieses Werk ganz fantastisch. Zudem beinhaltet die Geschichte eine ganze Menge an Härte die sich jedoch nicht durch explizite Gewaltdarstellungen, sondern durch die Charakter-Studie der Hauptfigur ergibt. Die unglaublich intensive Darstellung eines Woody Harrelson ist es nämlich, die einem hier so manch kalten Schauer über den Rücken jagt. Selten bekommt man eine so faszinierende und vor allem überzeugende Leistung eines Schauspielers geboten, der bei seiner Interpretation auch ganz sicher an seine Grenzen gehen musste. Es ist ganz einfach fantastisch Harrelson zu beobachten, denn seine Gestik und Mimik vermitteln jederzeit den Eindruck, das er sich in diesem Film ganz einfach selbst darstellt. Die dabei entstehende Intensität zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschehnisse und hinterlässt auch beim Betrachter einen sehr nachhaltigen Eindruck.

Letztendlich ist "Rampart" ganz bestimmt ein Film, der die Meinungen extrem spalten wird. Wenn man jedoch mit der richtigen Erwartungshaltung an die Story herangeht, kann man am Ende keinesfalls enttäuscht sein. Es handelt sich auf keinen Fall um einen Actionfilm und selbst die Thriller-Elemente sind nur in einem sehr überschaubaren rahmen vertreten. Viel eher präsentiert sich ein menschliches Drama, das größtenteils wie ein Kammerspiel erscheint und eine herausragende Charakter-Beleuchtung eines kaputten Menschen offenbart. Wer solche Geschichten zu schätzen weiß kommt definitiv auf seine Kosten und dürfte sich auch über mangelnde Action und eine eher ruhige Erzählweise nicht beschweren.


Fazit:


Ich persönlich finde diesen Film schon fast herausragend, kann es aber auch durchaus nachvollziehen das hier längst nicht jeder Geschmack getroffen wird. Die Geschichte jedoch aufgrund einer falschen Erwartungshaltung niederzumachen ist nicht die feine englische Art, zumal der Film ja keine Schuld daran trägt, wenn mancher Verkaufs-Shop ihn irrtümlich als Action-Thriller einordnet. Wenn man weiß was auf einen zukommt, wird man mit einer Story konfrontiert, die ihre ganze Kraft aus der überragenden Performance ihres Hauptdarstellers bezieht, der ganz locker dazu in der Lage ist, die Aufmerksamkeit des Zuschauers für sich zu gewinnen.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5.1, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1:2,35 (16:9)
Laufzeit: 104 Minuten
Extras: Making Of, Sh*t Dave Brown says, Interviews mit Cast & Crew, Trailer, Trailershow
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Straw Dogs - Wer Gewalt sät
(Straw Dogs)
mit Dustin Hoffman, Susan George, Peter Vaughan, T.P McKenna, Del Henney, Jim Norton, Donald Webster, Ken Hutchison, Len Jones, Sally Thomsett, Robert Keegan, Peter Ame, Cherina Schaer, Colin Welland
Regie: Sam Peckinpah
Drehbuch: David Zelag Goodman / Sam Peckinpah
Kamera: John Coquillon
Musik: Jerry Fielding
FSK 16
Großbritannien / USA / 1971

David ist Mathematiker. Ein kühler Kopf. Aber damit hat er nicht gerechnet: In dem idyllischen Dorf, in dem er Ruhe und Frieden suchte, wird seine Familie zum Opfer von Terror und Haß. Die Bewohner demütigen ihn Tag für Tag. Seine Frau wird vergewaltigt. Als David einen geisteskranken Mörder vor der Lynchjustiz retten will, rottet sich der blutgierige Mob vor seinem Haus zusammen. Die Wut der Verzweiflung treibt den nüchternen Rechner in einen Blutrausch


Aufgrund der knappen Inhaltsangabe könnte man sehr schnell auf den Gedanken kommen, das Sam Peckinpah's Meisterwerk "Straw Dogs" ein stinknormaler Rape and Revenge Film ist, der sein Hauptaugenmerk weniger auf eine inhaltsvolle Geschichte, sondern vielmehr auf einen hoch angesiedelten Härtegrad legt. Mit sämtlichen dieser Vermutungen liegt man jedoch ziemlich daneben, offenbart sich doch eine Gesellschafts-Studie, die man wohl kaum besser hätte in Szene setzen können. Der für seine unangenehm berührenden Filme bekannte Regisseur legt dabei sehr viel Wert auf eine eher ruhige Erzähl-Struktur und vermittelt dem Zuschauer dabei einen teils beschaulichen Eindruck, spielt die Geschichte doch in einem kleinen Dorf in England das fast schon jenseits der modernen Zivilisation angesiedelt ist. Hier scheint die Welt noch in Ordnung, doch dieser Eindruck trügt ganz gewaltig. Denn obwohl in der ersten Stunde eigentlich nicht wirklich etwas Wesentliches passiert, hat Peckinpah seinem Werk von der ersten Minute an eine sehr beklemmende Grundstimmung verpasst, die sich hauptsächlich in Kleinigkeiten zu erkennen gibt. Schon in der Eröffnungs-Passage wird ziemlich offensichtlich, das zwischen einigen Männern des Dorfes und David's Frau Amy ein angespanntes Verhältnis besteht, das eindeutig in einer gemeinsamen Vergangenheit begründet liegt. Es entsteht sofort eine knisternde Spannung und dem Zuschauer ist auf der Stelle klar, das dem Ganzen eine ungeheure Aggression beiwohnt, die im Laufe der Zeit immer stärker zum Ausdruck kommen soll. Zwar sind in diesem Moment die wirklichen Ausmaße noch nicht zu erkennen, doch von Beginn hängt den Geschehnissen etwas sehr Unheilvolles und Bedrohliches bei, das man zunächst noch nicht richtig greifen kann.

Es ist insbesondere der wohl dosierte Spannungsaufbau der einem hier sichtlich zu schaffen macht, denn Peckinpah lässt die Aggressionen und die Gewaltspirale lange Zeit eher unterschwellig köcheln, um dann im letzten Drittel des Filmes eine Eskalation in Szene zu setzen, die einen mit der Wucht eines Keulenschlages in die Eingeweide trifft. Und obwohl man im Prinzip die ganze Zeit über auf eine Explosion der aufgestauten Gefühle wartet, ist die eskalierende Gewalt letztendlich so roh und brutal, das man eine geraume Zeit braucht, um das Gesehene so richtig zu verdauen. An dieser Stelle sollte man dann auch Hauptdarsteller Dustin Hoffman erwähnen, dessen Performance als ruhiger und nüchterner Mathematiker eine einzige Augenweide ist. Denn vor allem seine charakterliche Veränderung zum Ende hin ist geradezu schockierend, verwandelt sich der junge und sehr besonnene Mann in eine reißende Bestie, die in einen regelrechten Blutrausch gerät. Hier liegt wirklich ein außerordentlich gutes Beispiel für herausragendes Schauspiel vor, das man ja von Hoffman eigentlich aus allen seinen Filmen her kennt. Erschreckend für den Betrachter ist dabei die wie vollkommen normal erscheinende Berechenbarkeit, mit der er sich seiner Gegner erledigt. Selbst in einer schier aussichtslosen Situation bleibt die Hauptfigur immer kühl und geht bei seinen Handlungen mit einer fast schon mathematischen Nüchternheit an die Sache heran und schafft es dabei auch noch absolut authentisch und glaubhaft zu erscheinen.

Was mich an diesem Film am meisten fasziniert hat ist der Aspekt, das hier keineswegs ein gnadenloser Rachefeldzug für die Vergewaltigung an seiner Frau vorliegt, was man aufgrund der Inhaltsangabe durchaus vermuten könnte. An dieser Stelle haben die Macher nämlich einen Neben-Erzählstrang eingebaut, der das ganze in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. David weiß überhaupt nichts von den Geschehnissen, die seiner Angetrauten widerfahren sind, sondern versucht ganz einfach, einen Fremden vor dem wütenden Mob zu retten. An dieser Stelle wird es meiner Meinung nach schon ziemlich makaber, denn erstens handelt es sich um einen Mörder und zweitens bestraft David unwissend die Peiniger seiner Frau, die aber auch ihn schon die ganze Zeit über mit Kleinigkeiten gedemütigt hatten. Dabei rückt auch der Aspekt scheinbarer Feigheit in den Vordergrund, denn Amy hatte ihren Mann schon viel früher darum gebeten, etwas gegen die Männer zu unternehmen, die ihr teils schwer beschädigtes Anwesen renoviert haben. Seine nüchterne und zurückhaltende Art im Bezug auf diesen Wunsch erscheint dem Zuschauer wirklich phasenweise wie die pure Feigheit, weshalb auch die zum Ende hin auftretende Charakter-Änderung umso intensiver auf einen einwirkt. Sam Peckinpah hat vor allem diese Gegensätze absolut hervorragend ins Bild gesetzt, was es einem auch streckenweise sehr schwer macht, das Gesehene überhaupt zu ertragen. So wird man nicht nur einmal an die eigenen Grenzen geführt und hat auch des Öfteren mit den eigenen moralischen Werten zu kämpfen. Hinzu kommt auch noch die schier brachiale Gewalt die im letzten Drittel zum Vorschein kommt, denn ist man zuvor lediglich mit der Zuspitzung der immer dichter werdenden Atmosphäre konfrontiert worden, so ist es von einer Minute zur anderen vorbei mit unterschwellig aufkeimender Gewalt. Die bis hierhin köchelnden und aufgestauten Emotionen erfahren eine Eskalation von Brutalität und Gewalt, die einen förmlich aus dem Sessel haut. Dabei sind es gar nicht einmal literweise Blut und etliche explizite Gewaltdarstellungen, sondern vielmehr die Summe aus allem zusammen, die den Betrachter hier das Fürchten lehren. Und obwohl man sich selbst die ganze Laufzeit über innerlich auf einen spektakulären Showdown vorbereiten wollte, trifft einen das Szenario fast unvorbereitet. Man kann noch so sehr auf diverse Dinge eingestellt sein, doch wenn sie dann wirklich mit einer solch ungeheuren Wucht auf einen einschlagen, ist das etwas vollkommen anderes.

Zu meiner absoluten Schande muss ich eingestehen, das mir dieses Meisterwerk bisher vollkommen unbekannt war. Die nun erfolgte erste Sichtung ist jedoch als eines der intensivsten und härtesten Film-Erlebnisse zu bezeichnen, die mir je vergönnt waren. Und selbst nach nunmehr über 40 Jahren hat dieses Werk anscheinend gar nichts von seiner brutalen Faszination verloren, denn streckenweise sitzt man wirklich mit geöffnetem Mund vor dem heimischen Bildschirm und kann kaum glauben, was man dort gerade gesehen hat. "Straw Dogs" ist ein in allen Belangen absolut zeitloser Klassiker, der einem so richtig unter die Haut geht und zudem einen extrem nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Grandiose Darsteller und ein alles überragender Dustin Hoffman sind allein schon ein Grund, sich diesen außergewöhnlich beeindruckenden Film anzuschauen. Doch auch ansonsten eröffnet sich ein Gesamt-Paket, das rundum stimmig daher kommt.


Fazit:


Auch in der heutigen Zeit kann man "Straw Dogs" immer noch als hartes und brutales Meisterwerk bezeichnen. Spielt sich in der ersten Stunde noch Vieles im Kopf des Betrachters ab, so bekommt man danach Geschehnisse präsentiert, die brachial und absolut kompromisslos in Szene gesetzt wurden. Ich bin jetzt schon auf die Sichtung des kürzlich erschienenen Remakes gespannt, das es jedoch extrem schwer haben dürfte, an das Original heranzukommen.


10/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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The Raid
(Serbuan Maut)
mit Iko Uwais, Joe Taslim, Donny Alamsyah, Yayan Ruhian, Pierre Gruno, Ray Sahetapy, Tegar Satrya, Iang Darmawan, Verdi Solarman, Rully Santoso, Johanes Tumane, Sofyan Alop
Regie: Gareth Evans
Drehbuch: Gareth Evans
Kamera: Matt Flannery
Musik: Aria Prayogi / Joseph Trapanese / Fajar Yuskemal
Keine Jugendfreigabe
Indonesien / USA / 2011

Es klingt alles ganz einfach: Als neues Mitglied eines verdeckt operierenden Sondereinsatzkommandos soll Rama einen brutalen Drogenbaron in dessen heruntergekommenen fünfzehnstöckigen Apartmentblock stellen und dingfest machen. Aber nicht alles ist so, wie es scheint: Die Führung der Eliteeinheit verfolgt anscheinend ihre eigenen Ziele mit dem Einsatz, während der Kopf des Kartells, Tama (Ray Sahepaty), offenbar längst auf die Angreifer gewartet hat. Als seine vorgewarnten Wachen die Operation gleich zu Beginn auffliegen lassen, bricht in dem Gebäude die Hölle los.


Inhaltlich ist die Geschichte von "The Raid" nicht unbedingt sehr ergiebig, denn im Prinzip passt der Handlungsstrang auf einen Bierdeckel. Doch was Gareth Evans hier in Szene gesetzt hat, braucht auch keine großartigen Dialoge oder gar tiefer gehende Charakter-Beleuchtungen, hier zählt einzig und allein der Actiongehalt und der Unterhaltungswert. Und von beiden Dingen bekommt man weitaus mehr geboten, als es in üblichen Genre-Vertretern der Fall ist. Selbst für asiatische Verhältnisse die je im Bezug auf Härtegrad und Tempo nicht gerade selten über der normalen Durchschnittskost liegen srößt dieser Film in neue Dimensionen vor. Was dem Zuschauer hier nämlich geboten wird, ist im Prinzip ausreichend für mindestens 4-5 Actionfilme, denn "The Raid" geht ganz eindeutig den Weg der puren Action und bietet dem Betrachter so auch relativ wenige Momente, in denen man einmal ein wenig verschnaufen kann. Die gut 100 Minuten Laufzeit sind so dermaßen mit Schießereien und erstklassigen Kampf-Choreographien vollgestopft, das erst gar keine Längen auftreten können und immer, wenn man gerade einmal etwas zur Ruhe kommt, lässt das nächste Kampf-Getümmel nicht lange auf sich warten.

Ziemlich beeindruckend ist auch der Härtegrad des Filmes, gibt es doch immer wieder Einstellungen zu begutachten, in denen es extrem brutal und blutig zur Sache geht. Freunde der etwas härteren Gangart werden also jederzeit auf ihre Kosten kommen und dürften ihre wahre Freude an dem hier gezeigten Spektakel haben. Das einige Passagen nicht unbedingt realistisch erscheinen, kann man in dieser Geschichte durchaus vernachlässigen und sollte diesen Aspekt nicht zwangsläufig als negative Kritik anbringen. So ist es beispielsweise äußerst erstaunlich, über welch beeindruckende Kondition und körperliche Konstitution manche der Akteure verfügen, denn wenn man sieht was manch einer hier einstecken muss, fehlt doch ein wenig der Glaube, das die Personen immer wieder wie ein Stehauf-Männchen auf der Matte stehen und unverdrossen weiter kämpfen. Wie dem aber auch sei, es macht einfach sehr viel Spaß, sich dieses erstklassig inszenierte Kampf-Spektakel anzuschauen, bekommt man doch herausragende Action-Passagen serviert, in denen es größtenteils so richtig zur Sache geht. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht erinnern, wann man das letzte Mal einen Film gesehen hat, der den Beititel Action so dermaßen verdient hat, wie es bei "The Raid" der Fall ist.

Nun könnte man selbstverständlich auch negative Kritik anbringen, wobei wohl an erster Stelle die nicht gerade ergiebige Story zu nennen wäre. Weiterhin erfahren die Haupt-Charaktere auch nicht unbedingt eine tiefere Beleuchtung, so das man zu den meisten Personen kaum eine Beziehung herstellen kann. Allerdings sollte man bei einem Film dieser Art auch nicht zu viel Wert auf diese Dinge legen, denn dafür gibt es ganz andere Genres, die solche Erwartungen erfüllen können. Gareth Evans hat hier meiner Meinung nach alles genau richtig gemacht und einen Action-Kracher kreiert, der genau das bietet, was sich ein Genre-Liebhaber von ihm erwartet. Eine nette Rahmenhandlung, kaum Ruhe-Phasen und ansonsten Action bis der Arzt kommt. Das dabei die Glaubwürdigkeit der Geschehnisse in einigen Passagen erheblich auf der Strecke bleibt ist dabei eher unerheblich, denn viel zu sehr ist man von der Faszination dieses Feuerwerkes eingenommen, als das man dabei einen gesteigerten Wert für Realismus entwickeln würde.

Insgesamt gesehen ist "The Raid" ein echtes Action-Brett, das man in dieser Form nicht sehr oft zu sehen bekommt. Genrebezogen handelt es sich hier mit großer Wahrscheinlichkeit um das Beste, was man in den letzten Jahren gesehen hat, auch wenn manch einer das eventuell etwas anders sehen mag. Wo einem ansonsten diverse Defizite besonders auffallen, hat man hier gar nicht die zeit, auf diese Dinge zu achten. Viel zu sehr zieht einen dieses Action-Feuerwerk in seinen Bann und bietet dabei so viel Unterhaltung und Kurzweil, das es eine wahre Augenweide ist. So kann man letztendlich für das Genre allein gesehen auch nur die Höchstnote vergeben, zieht man jedoch sämtliche filmischen Aspekte ein, dann müsste man auf jeden Fall eine differenziertere Bewertung vornehmen.


Fazit:


Viele Action-Filme können noch nicht einmal ansatzweise das halten, was man sich von ihnen verspricht. Bei "The Raid" verhält sich das vollkommen anders, ist der Film doch so mit unterhaltsamen Passagen vollgestopft, das die Ruhepausen für den Zuschauer fast schon komplett ausbleiben. Pures Adrenalin wird in extremen Mengen ausgeschüttet, so das der geneigte Fan höchst zufrieden aus einem Werk entlassen werden sollte, das man sicherlich nicht das letzte Mal gesehen hat.


10 / 10 Action-Granaten
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Blutspur im Park
(Una Farfalla con le ali insanguinante)
mit Helmut Berger, Giancarlo Sbragia, Ida Galli, Silvano Tranquilli, Wendy D'Olive, Günther Stoll, Carole Andre, Anna Zimmermann, Lorella De Luca, Stefano Oppedisano, Dana Ghia, Wolfgang Preiss
Regie: Duccio Tessari
Drehbuch: Gianfranco Clerici / Duccio Tessari
Kamera: Carlo Carlini
Musik: Gianni Ferrio
Ungeprüft
Italien / 1971

Nachdem die junge Studentin Francoise im Stadtpark blutig ermordet wird, befindet das Gericht den Fernsehreporter Alessandro Marchi aufgrund aller bekannten Indizien für schuldig und schickt ihn ins Gefängnis. Als dann jedoch zwei weitere Morde gleicher Art begangen werden, entstehen Zweifel an Marchis Schuld. Ist Marchis Anwalt, der ein Verhältnis mit dessen Frau hat und nicht sonderlich traurig über die Inhaftierung seines Klienten zu sein scheint, vielleicht nicht ganz unschuldig? Und was hat der neurotische Jugendliche Giorgio, der an jenem Tag ebenfalls im Park war, mit der Sache zu tun ?


"Das Messer", so der deutsche Titel dieses Giallos, unterscheidet sich in einigen Punkten schon ganz erheblich von übrigen Genre-Vertretern. Steht ansonsten im Prinzip eine gehörige Anzahl von Morden im Vordergrund, so hält man sich in diesem Punkt hier eher sehr bedeckt. Gerade einmal 3 Morde stehen zu Buche und die fallen auch noch eher unspektakulär aus. Doch was sich jetzt im ersten Moment vielleicht wie der Ansatz von negativer Kritik anhören mag ist eigentlich gar nicht so schlimm, da die Geschichte ziemlich gut durchdacht ist und insbesondere durch ihre etwas andere Erzähl-Struktur durchaus zu gefallen weiß. So arbeitet Regisseur Duccio Tessari beispielsweise mit etlichen kleinen Rückblenden die dem Zuschauer zwar zu Beginn noch nicht groß weiterhelfen, aber am Ende des Filmes sämtliche Zusammenhänge erklärend unterstützen. Eine weitere Abweichung stellt der Aspekt dar, das sich nicht unwesentliche Spielanteile in einem Gerichtssaal abspielen, so das man phasenweise schon zu dem Eindruck gelangen kann, es an dieser Stelle vielmehr mit einem Justiz-Thriller denn mit einem Giallo zu tun hat. Doch es ist meiner Meinung nach genau die gewählte Kombination von beiden Dingen, die dieses Werk ziemlich außergewöhnlich macht und ihn streckenweise sogar wohlwollend von anderen Vertretern abhebt.

Und so konzentriert man sich auch als Betrachter nicht so sehr auf die spärlichen Morde, sondern kümmert sich stattdessen darum, die Zusammenhänge möglichst frühzeitig zu erkennen. Dieser Versuch wird einem jedoch nicht gerade leicht gemacht, denn Tessari versteht es immer wieder, offensichtliche Lösungsversuche zu präsentieren, die einen auf eine falsche Fährte locken sollen. Dabei sind die vorgeworfenen Brocken wirklich nicht von der Hand zu weisen und haben sogar etwas mit der Lösung der Tötungen zu tun, doch die wahren Motive und Hintergründe geben sich erst kurz vor dem Ende gänzlich zu erkennen. Allein schon dadurch ist ein spannungsreiches Film-Vergnügen fast logisch vorprogrammiert und auch wenn sich das hier gestellte Rätsel etwas anders präsentiert als ansonsten üblich, macht es nicht weniger Spaß, die hauseigene Detektiv-Brille aufzusetzen und sich auf Spurensuche zu begeben.

"Blutspur im Park" kommt zudem auch mit einem sehr ansehnlichen Cast daher, in dem auch der deutsche Anteil vorhanden ist. Herausragend agiert einmal mehr der junge Helmut Berger, dessen Charakter man zu Beginn noch gar nicht so richtig einordnen kann. Das ist aber auch das Schöne an dieser Geschichte, bekommt man doch ganz generell immer wieder Szenen eingespielt, die jede für sich manchmal schon recht wirr und zusammenhangslos erscheint, am Ende jedoch nahezu perfekt in das Gesamtgefüge hineinpasst. Dadurch kann man während der Geschichte ganz wunderbar die eigenen grauen Zellen bemühen, ohne aber zu einem wirklichen Ergebnis zu kommen. Bis wenige Minuten vor Schluss hat man es nämlich vielmehr mit einem Puzzle zu tun, dem immer noch einige wenige Teilchen fehlen, die für den genauen Durchblick jedoch absolut unverzichtbar sind. Ich möchte sogar soweit gehen und behaupten, das dieser Film zu den raffinierteren seiner Art zu zählen ist, was manch einer wiederum vollkommen anders einschätzen mag.

Für mich persönlich handelt es sich hier um einen wirklich intelligenten Giallo, der durch seine außergewöhnliche Erzählweise und das Hinzufügen diverser Justiz-Thriller Elemente aus der masse heraus sticht. Tessari hat hier zwar nichts revolutionäres geschaffen, aber doch einen nicht alltäglichen Genre-Beitrag abgeliefert, der von vielen Leuten gnadenlos unterschätzt wird. Denn auch in atmosphärischer Hinsicht kann sich das Werk allemal sehen lassen, bedrohliche Momente und eine exzellente Grundstimmung lassen das Gesamtbild äußerst stimmig erscheinen und runden so einen insgesamt überdurchschnittlich guten Film ab, der in keiner gut sortierten Sammlung fehlen sollte.


Fazit:


"Blutspur im Park" zählt auf jeden Fall zu der Sorte Gialli's, die ein wenig von der breiten Masse abweichen. Das ist allerdings als absolut positiv zu bewerten, stellt dies doch auch eine willkommene Abwechslung dar und sorgt für ein wenig frischen Wind. Für manch einen eventuell etwas gewöhnungsbedürftig, handelt es sich auf jeden Fall um einen äußerst sehenswerten Film, den man sich immer wieder sehr gut anschauen kann.


8/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Straw Dogs - Wer Gewalt sät
(Straw Dogs)
mit James Marsden, Kate Bosworth, Alexander Skarsgard, James Woods, Dominic Purcell, Rhys Coiro, Billy Lush, Laz Alonso, Willa Holland, Walton Goggins, Anson Mount, Drew Powell, Kristen Shaw
Regie: Rod Lurie
Drehbuch: Rod Lurie / David Zelag Goodman
Kamera: Alik Sakharov
Musik: Larry Groupe
FSK 16
USA / 2011

David Sumner und seine Frau Amy zwei weltgewandte Städter, ziehen nach dem Tod von Amys Vater in ihre alte Heimatstadt, dem idyllisch gelegenen Blackwater, im tiefen Süden Mississippis. Jeder weiß hier viel über den anderen. Und der wöchentliche Höhepunkt in dem Städtchen ist das Footballspiel am Freitagabend. Aber die Idylle trügt. Während Amys Ex-Freund Charlie und seine Football-Mannschaft der attraktiven Amy nachstellen, laden Sie den arglosen David zu einer Jagdpartie ein, die nach und nach in einer Gewaltspirale mündet. Als dann noch die Tochter des ehemaligen Football Coaches Tom Heddon vermisst wird, gerät die Situation völlig außer Kontrolle und endet in einer extrem gewaltsamen Konfrontation.


Film-Klassiker früherer Jahrzehnte neu aufleben zu lassen, ist ja mittlerweile längst ein normaler Umstand geworden und nun hat es auch das Meisterwerk von Sam Peckinpah (Getaway) erwischt. Und um es gleich vorweg zu nehmen, hier handelt es sich um ein durchaus gutes Remake des Klassikers aus dem Jahre 1971, das aber dennoch nicht annähernd an dessen Klasse herankommt. Bis auf einige kleinere Änderungen hat Regisseur David Lurie auf eine 1:1 Kopie der Originalgeschichte gesetzt, was einerseits vor allem für den Zuschauer erhebliche Vorteile beinhaltet, im Gegenzug aber auch gleichzeitig die Schwächen der Neuauflage gnadenlos aufzeigt. Geändert wurden lediglich die Schauplätze und diverse kleine Handlungs-Sequenzen, ansonsten kann man als Betrachter einen hervorragenden Vergleich zwischen den beiden Versionen anstellen und insbesondere die Wirkung des Geschehens auf einen selbst äußerst gut beurteilen. Und genau an dieser Stelle lassen sich erhebliche Qualitäts-Unterschiede feststellen, denn das vorliegende Werk kann nicht einmal ansatzweise die beklemmende Wirkung des Originals erzeugen, obwohl man sich wirklich die größte Mühe gegeben hat, die verstörende Wirkung der Ereignisse in das Jahr 2011 zu transportieren. Dabei lässt sich Lurie auch in seiner Version extrem viel Zeit, einem die jeweiligen Charaktere näher zu bringen und die unterschwellige Aggression des Szenarios zur Geltung kommen zu lassen.

Doch gerade bei den Schauspielern und den von ihnen dargestellten Personen ist das größte Manko des Filmes festzustellen, denn bis auf einen grandios agierenden James Woods ist niemand in der Lage seiner Figur wirkliches Leben einzuhauchen. Vergleicht man nur einmal die Leistung eines James Marsden mit denen eines Dustin Hoffman, so ergeben sich hier doch ganz erhebliche Unterschiede. Marsden ist zwar jederzeit sehr bemüht, eine glaubhafte Interpretation der männlichen Hauptfigur abzuliefern, doch irgenwie will das zu keiner Zeit wirklich gelingen. Streckenweise hat man sogar das Gefühl, das die Rolle wie eine zentnerschwere Last auf seinen Schultern liegt, was zwangsläufig zu einer Art Verkrampfung führt. Und das kann man ganz prinzipiell auf den gesamten Cast zurückführen, denn trotz des sichtlichen Bemühens einer authentischen Darstellung bleiben die einzelnen Charaktere eher blass-und farblos. Würde man das Original nicht kennen, dann würde diese Einschätzung höchstwahrscheinlich anders ausfallen, doch so ergibt sich hier ein ganz wesentliches Defizit, das den Gesamteindruck des Werkes doch ganz erheblich trübt.

Auch die bekannten Abläufe können zu keiner Zeit die Intensität der Original-Vorlage erreichen, hier wirken viele Dinge viel zu glatt und haben keinesfalls den siffigen-und schmierigen Touch des 1971er Werkes. Das bezieht sich aber längst nicht nur auf die Grundstimmung, sondern vor allem auf die Bösewichter der Geschichte. Zwar bekommt man die handelsüblichen Typen präsentiert die man nur zu gern als Hinterwäldler bezeichnet, doch erscheinen diese Männer nicht annähernd so brutal und fies wie im Werk von sam Peckinpah. Besonders Alexander Skarsgard in der Rolle des Charlie erscheint schon fast wie eine glatte Fehlbesetzung, sein Auftreten als gutaussehender Muskelprotz passt irgendwie überhaupt nicht in die Geschichte. Auch Dominic Purcell in der nicht unwichtigen Rolle des zurückgebliebenen Jeremy Niles wirkt viel zu glatt und wird zudem schauspielerisch überhaupt nicht gefordert. Und so zieht sich das mit Ausnahme von James Woods durch die gesamte Darsteller-Riege, denn lediglich seine Performance als ewiger Trinker mit hohem Aggressions-Potential ist absolut sehenswert und stellenweise herrlich überzogen.

man sollte mich bitte nicht falsch verstehen, diese Neuauflage ist ein absolut sehenswerter Film. Die negative Kritik meinerseits bezieht sich ausschließlich auf den direkten vergleich mit dem Original, das meiner Meinung nach um zumindest eine Klasse höher anzusiedeln ist. Rod Lurie hat versucht, eine zeitgemäß aufbereitete Neuauflage zu erschaffen, muss sich allerdings durch die 1:1 Kopie auch die Kritik gefallen lassen das er es nicht verstanden hat, die gleiche Intensität der Ereignisse in seine Version zu transportieren, die Peckinpah's Werk so auszeichnet. Hauptsächlich ist dies in der falschen Auswahl der Schauspieler zu begründen, denen man das Bemühen keinesfalls absprechen kann, die aber kaum dazu in der Lage sind, ihren Charakteren Authenzität zu verleihen. Wer das Original nicht kennt wird diesen Film sicherlich höher bewerten und wahrscheinlich sogar von einem richtig guten Thriller sprechen. Ich würde jedoch lieber immer wieder zum Original greifen, das in Sachen Intensität und schleichend aufkommender Gewalt eine Klasse für sich ist.


Fazit:


"Straw Dogs - Wer Gewalt sät" ist eine zeitgemäße und gute Neuauflage eines echten Klassikers, kann jedoch zu keiner Zeit dessen Qualität erreichen. Sehr bemühte, aber letztendlich doch lediglich mittelmäßiges Schauspiel verhindert einen besseren Eindruck und die nicht wirklich zur Geltung kommenden Charaktere tun ihr Übriges, um die qualitativen Unterschiede zwischen Original und Remake mehr als deutlich aufzuzeigen. Am meisten vermisst man jedoch das beklemmende Gefühl, das in der Original-Version die ganze Zeit über vorhanden war und es einem größtenteils sehr schwer gemacht hat, sich die Ereignisse überhaupt anzuschauen.


6,5/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Kinder des Zorns: Genesis - Der Anfang
(Children of the Corn: Genesis)
mit J.J Banicki, Dusty Burwell, Kai Caster, Billy Drago, Kelen Coleman, Barbara Nedeljakova, Tim Rock, Derek Joe Talsma, Duane Whitaker
Regie: Joel Soisson
Drehbuch: Joel Soisson
Kamera: Alexandre Lehmann
Musik: Jacob Joffee
FSK 16
USA / 2011

Nachdem ihr Auto in der Wüste den Geist aufgibt, fliehen Tim und Allie in ein entlegenes Refugium, in dem sie von Preacher und seiner Frau Oksana empfangen werden. Sie sollen sich auf keinesfalls außerhalb der ihnen zugewiesenen Räume bewegen. Als aber Schmerzensschreie aus den Randgebäuden nicht länger zu leugnen sind, macht sich Allie trotz des Verbots auf die Suche nach ihrer Quelle. Sie entdeckt, dass sie sich in den Fängen eines Kults befinden, der einer Gottheit huldigt, die sich im Körper eines Jungen befinden soll.


Fast 30 Jahre ist es nun her, das die Kurzgeschichte von Stephen King ihre erste Verfilmung erfuhr und wohl kaum einer hätte damals gedacht, das daraus eine der größten Horrorfilm-Reihen entstehen sollte. Nimmt man einmal die TV-Neuverfilmung von 2009 heraus, handelt es sich mittlerweile um den achten Teil der Saga um die mordenden Kinder und ehrlich gesagt ist der Film gar nicht einmal so schlecht geraten. Das Geschehen spielt sich in einer wüsten-ähnlichen Landschaft in Californien ab und man hat stellenweise wirklich das Gefühl, sich hier weit abseits jeglicher Zivilisation zu befinden. Das sorgt von Beginn an für eine herrlich dichte Grundstimmung, die im Laufe der Zeit sogar gruselige Züge erkennen lässt. Das liegt hauptsächlich an Billy Drago, der hier in der Rolle eines mysteriösen Predigers zu sehen ist und durch sein merkwürdiges Verhalten für so manchen Gänsehaut-Schauer sorgen kann.

Die Geschichte beinhaltet im Prinzip keine großartigen Action-Momente und auch im Bezug auf Härte sollte man bei einer 16er Freigabe keine großen Erwartungen haben. Dafür lebt das Geschehen ganz eindeutig von etlichen geheimnisvollen Momenten, die in stattlicher Anzahl vorhanden sind. Hinzu kommt ein durchaus gelungener Spannungsaufbau, der den Zuschauer sehr gut an die Ereignisse bindet. Dennoch verläuft das Ganze einigermaßen vorhersehbar, denn wenn man die Film-Reihe die ganzen Jahre über verfolgt hat, offenbaren sich nicht gerade geniale Neuerungen. Dennoch beinhaltet die Story einige sehr gute Ansätze, die man jedoch insgesamt gesehen noch weitaus besser hätte herausarbeiten können. Wirkliche Höhepunkte sollte man nicht erwarten, doch gerade für Fans der Reihe dürfte dieses Werk durchaus interessant sein.

Auch im darstellerischen Bereich gibt es nichts zu bemängeln, das Schauspiel ist äußerst solide und insbesondere die Performance von Billy Drago kann man schon als kleines Highlight ansehen. Seine gruselige Ausstrahlung ist die perfekte Ergänzung zur von Haus aus sehr dichten Atmosphäre des Filmes und verleiht dem Ganzen auch streckenweise etwas sehr Bedrohliches. Davon lebt auch das gesamte Szenario, dessen ruhige Erzählweise zudem eine gewisse Intensität erzeugt, die sich auch auf den Zuschauer überträgt. Und so kann man durchaus feststellen, das "Kinder des Zorns: Genesis - Der Anfang" auf jeden Fall ein sehenswerter Beitrag der Film-Reihe ist, auch wenn man nichts sonderlich Spektakuläres erwarten sollte.


Fazit:


Mir persönlich hat dieser Teil recht gut gefallen, denn ich bin ein bekennender Fan der "Kinder des Zorns". Und auch wenn der Film sicherlich kein Meisterwerk ist, sollte man ihn sich ruhig einmal zu Gemüte führen. Spannende-und kurzweilige Unterhaltung bekommt man allemal geboten, denn bei einer laufzeit von gerade einmal knapp 78 Minuten entstehen keinerlei Längen.


Die DVD:

Vertrieb: Sunfilm
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5.1, Deutsch DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 78 Minuten
Extras: Trailer
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Das Russland Haus
(The Russia House)
mit Sean Connery, Michelle Pfeiffer, Roy Scheider, James Fox, John Mahoney, Michael Kitchen, J.T Walsh, Ken Russell, David Threlfall, Klaus Maria Brandauer, Mac McDonald, Nicholas Woodeson, Martin Clunes
Regie: Fred Schepisi
Drehbuch: John le Carre / Tom Stoppard
Kamera: Ian Baker
Musik: Jerry Goldsmith
FSK 12
USA / 1990


London, Ende der 80er Jahre. Der Verleger Barley Blair liebt Russland und die russische Literatur. Das bringt ihn in Schwierigkeiten als ein Manuskript des russischen Physikers Dante nach London gelangt. Denn das Dokument enthält brisante Informationen über das sowjetische Militär: Informationen, für die sich auch der britische Geheimdienst interessiert. Was steckt wirklich hinter Dantes Ausführungen - und warum sollen sie im Westen veröffentlicht werden? Im Auftrag der Spionage-Sonderabteilung "Russland Haus" reist Barley nach Moskau, wo er Kontakt mit der geheimnisvollen Katja aufnimmt. Die Begegnung trifft beide mitten ins Herz - und stürzt sie in einen gefährlichen Konflikt zwischen den Fronten der Geheimdienste.


Agententhriller gibt es wie Sand am Meer, doch nur wenige sind sicherlich so hochkarätig besetzt wie "Das Russland Haus". Mit Sean Connery, Michelle Pfeiffer oder auch Rod Scheider seinen nur 3 der bekannten Schauspiel-Größen genannt, die sich hier die Ehre geben und diesen Film zu einem echtern Ereignis werden lassen. Die Geschichte an sich ist dabei eigentlich sehr simpel gehalten, verfügt aber dennoch über genügend Tiefgang, um den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute in ihren Bann zu ziehen. Das liegt in erster Linie am herausragenden Cast, denn selbst in den kleinsten Nebenrollen agieren teilweise äußerst bekannte Gesichter aus dem Filmgeschäft und drücken dem Werk von Fred Schepisi ganz eindeutig einen unverkennbaren Stempel auf. Der einzige Wermutstropfen in dieser Beziehung ist lediglich der Aspekt, das beispielsweise die Rolle eines so herausragenden Akteurs wie Klaus Maria Brandauer viel zu spärlich ausfällt, hätte man doch gern viel mehr von diesem tollen Darsteller gesehen.

Nun verfügt die Geschichte im Prinzip nicht unbedingt über viel Tempo, die Erzählweise des Ganzen kommt extrem ruhig und bedächtig daher, was jedoch keinesfalls als negative Kritik angesehen werden sollte. Schepisi nimmt sich vielmehr genügend Zeit, um die für die Story wichtigen Charaktere tiwfwe zu beleuchten und dem Betrachter näher zu bringen. Das gelingt dabei selbst bei den Figuren des Filmes, die nicht einmal eine wirklich tragende Rolle einnehmen, doch herausragend sind sicherlich die Darstellungen der beiden Haupt-Charaktere. Das dabei an den Tag gelegte Schauspiel von Connery und Pfeiffer kann man eigentlich nur als brillant bezeichnen, völlig unaufgeregt und absolut authentisch verkörpern die beiden ihre jeweiligen Figuren und hauchen ihnen zudem auch noch eine Seele ein. So kann man sich absolut erstklassig in sie hinein versetzen und die gefährlichen Ereignisse viel besser nachvollziehen. Denn zu der politischen Brisanz des Szenarios gesellt sich eine aufkeimende Romanze, die jedoch die eigentliche Thematik des Werkes in keinster Weise störend beeinflussst, doch kommt dadurch ein ganzes Stück Menschlichkeit in das ansonsten kalte Agenten-Geschäft.

Ganz generell beinhaltet "Das Russland Haus" eine Menge an Menschlichkeit, was in etlichen Passagen und insbesondere am Ende der Geschichte äußerst stark zur Geltung kommt. Dennoch gestaltet sich das Ganze zu keiner Zeit auch nur annähernd schnulzig oder aufdringlich, es passt ganz einfach ganz hervorragend in das Gesamtbild eines Filmes, dessen Mischung man schon fast als perfekt bezeichnen kann. Denn auch in Sachen Spannung kommt der Betrachter keinesfalls zu kurz und obwohl man die ganzen gut 2 Stunden Laufzeit im Prinzip überhaupt keine Action geboten bekommt, hält einen die Geschichte jederzeit bei Atem, da man bis ganz kurz vor dem Ende gar nicht weiß, wie das Ganze denn nun ausgehen mag. Zugegebenermaßen hat man dann letztendlich doch ein Happy End gewählt, das manch einem eventuell etwas jitschig erscheint, doch meiner persönlichen Meinung nach handelt es sich um genau die richtige Entascheidung, den Zuschauer mit einem rundum zufriedenem Gefühl aus dem Geschehen zu entlassen.

So kann man im Endeffekt nur zu einem wirklich hervorstechenden gesamteindruck gelangen, denn hier präsentiert sich ein Film, in dem wirklich alles tadellos aufeinander abgestimmz ist. Herausragend sind dabei ganz sicher die darstellerischen Leistungen der Schauspieler, auf die man fast schon neidvoll schauen kann. Vergleicht man nämlich einmal die hier agierende "alte Garde" mit einigen der heutigen Super-Stars, so kann sich die neue Generation an Darstellern in den meisten Fällen eine ganz dicke Scheibe vom Können echter Schauspiel-Gräßen abschneiden. Denn allein schon die Darsteller-Riege ist es wert, sich diesen erstklassigen Agententhriller anzuschauen, der mittlerweile auch schon über zwei Jahrzehnte auf dem Buckel hat, aber immer noch die gleiche Faszination auf den Betrachter ausübt wie bei seinem Erscheinen 1990. Wer diese Art von Film zu schätzen weiß, kommt auf keinen Fall an diesem Werk vorbei, das durch die Beimischung der sehr menschlichen Momente im kalten Agenten-Job sehr positiv aus der breiten Masse gervorsticht.


Fazit:


"Das Russland Haus" kann sich auch in der heutigen Zeit immer noch sehen lassen und hat im Laufe der Jahre überhaupt nichts von seinem Reiz eingebäßt. Eine ruhige, aber sehr spannende geschichte und herausragende Darsteller machen diesen Film zu etwas ganz Besonderem, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.


8/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Alyce - Außer Kontrolle
(Alyce)
mit Jade Dornfeld, Tamara Feldman, James Duval, Eddie Rouse, Larry Cedar, Yorgo Constantine, Megan Gallagher, Rena Owen, Tracey Walter, Bret Roberts, Max Williams, Whitney Anderson
Regie: Jay Lee
Drehbuch: Jay Lee
Kamera: Jay Lee
Musik: Billy WhiteAcre
Keine Jugendfreigabe
USA / 2011


Nach einer Partynacht im Drogenrausch stößt Alyce (Jade Dornfeld) unabsichtlich ihre beste Freundin Carrol (Tamara Feldman aus HATCHET) vom Hausdach. Zwar überlebt Carrol mit schwersten Verletzungen aber kann nicht mehr sprechen. Fortan wird Alyce von schrecklichen Schuldgefühlen und bizarren Visionen heimgesucht. Sie flüchtet sich in eine Welt aus Sex, Drogen und Gewalt und verliert jeglichen Boden unter ihren Füßen: Gefangen in einem düsteren Wahn, beginnt Alyce zu töten und von Mal zu Mal scheint es ihr mehr Spaß zu machen. Sie hinterlässt ein grausame blutige Spur.


Was soll man zu einem Film sagen, in dem einmal mehr eine Menge an Potential verschenkt wurde, sa das man als Zuschauer letztendlich doch mit einem äußerst zwiespältigem und eher unbefriedigendem Gefühl zurückgelassen wird. So ergeht es einem bei "Alyce - Außer Kontrolle", der einem als knallharter Horror-Thriller angekündigt wird, im Endeffekt aber doch viel eher eine gewöhnungsbedürftige Mischung aus Drama-und Thriller darstellt. Bei einer Laufzeit von gut 90 Minuten werden dabei auch noch gut 75 Minuten regelrecht verschenkt, indem Regisseur Jay Lee (Zombie Strippers) seine Geschichte mit streckenweise ziemlich wirren Bildschnitten angereichert hat, die einem die eigentliche Thematik des Filmes nicht unbedingt sehr nahe gebracht wird. Schuldgefühle durch Drogen zu verarbeiten ist dabei nicht unbedingt ein innovativer Theman-Ansatz, haben doch etliche Filme der vergangenen Jahre eindrucksvoll unter Beweis gestellt, das am Ende selten etwas Gescheites dabei herauskommt, da die Macher anscheinend nicht wirklich dazu in der Lage sind, sich mit dem Thema wirklich eindringlich auseinanderzusetzen.

Jay Lee macht da leider keine Ausnahme, versucht seinem Werk aber zumindest etwas Pep zu verleihen, indem er immer wieder schwarzhumorige Elemente eingebaut hat, die sich insbesondere in einigen Dialogen erkennen lassen. Besonders hervorstechend ist hierbei der recht gelungene Showdown des Geschehens, in dem vor allem Hauotdarstellerin Jade Dornfeld eine gute Performance an den Tag legt, was im Endeffekt eine kleine Entschädigung für die zuvor herrschende Langeweile ist, die doch in etlichen Passagen stark zum Ausdruck kommt. So ist es beispielsweise auch kaum nachzuvollziehen, das der Betrachter über eine Stunde lang eher wirre und teils unzusammenhängende Bilder zu sehen bekommt, die im wahrsten Sinne des Wortes wie ein schlechter Trip erscheinen. Nun könnte man zwar argumentieren, das dadurch der Drogen-Absturz der jungen Alyce besonders gut zum Ausdruck kommt, doch ehrlich gesagt wäre an dieser Stelle etwas weniger weitaus mehr gewesen. Phasenweise ist es nämlich schon fast etwas ermüdend den streckenweise bizarren Bildern zu folgen, die wie Video-Clips aneinandergereiht sind und einem manchmal schon in den Augen schmerzen.

Auch die Story an sich verliert dadurch etwas an Struktur, was man durchaus hätte vermeiden können. Und dann wäre da auch noch die Sache mit der gnadenlosen Härte, die recht großspurig in Vorankündigungen versprochen wurde und die erst in den letzten gut 15 Minuten in Erscheinung tritt. Zugegebenermaßen wird man ohne jegliche Vorwarnung mit einem Härtegrad konfrontiert der sich wirklich sehen lassen kann und das Geschehen offenbart einige richtig derbe Szenen, doch warum muss es diese nicht mehr für möglich gehaltene Wendung in so geballter Form sein? Der Film an sich wird dadurch leider nicht sonderlich aufgewertet, obwohl einige Gorehounds das eventuell vollkommen anders beurteilen werden. Brachial und wuchtig schlägt einem dabei eine Brutalität entgegen die zwar einerseits nett anzusehen ist, die Geschichte letztendlich aber nicht wirklich retten kann. Zu unausgegoren und unrund erscheinen einem die gesamten Abläufe, zudem erscheinen die Ereignisse auch nicht gerade sehr glaubwürdig. Zu überspitzt wird Vieles dargestellt und auch das Verhalten einiger Charakter sorgt nicht gerade für ein Höchstmaß an Authenzität, wobei die meisten der Figuren auch nur sehr oberflächlich vorgestellt werden, wodurch man kaum eine Beziehung zu ihnen aufbauen kann.

Insgesamt gesehen kann der Film leider nicht das halten, was man sich vielleicht von ihm verspricht, lediglich die Darstellung von Jade Dornfield kann man größtenteils als gelungen bezeichnen. Ansonsten bietet der Film einige gute Ansätze, die jedoch leider nicht konsequent ausgearbeitet werden oder aber zu überspitzt ins Bild gerückt wurden. Auch das wirklich harte-und extrem schwarzhumorige Finale kann die zuvor offensichtlich in Erscheinung tretenden Defizite nicht übertünchen, so das sich nicht mehr als ein maximal durchschnittlicher Gesamteindruck ergibt. Es wird aber dennoch ganz sicher viele Leute geben, die diesem Werk ein weitaus besseres Zeugnis ausstellen, denn wie immer liegt alles im Auge des jeweiligen Betrachters. Meine persönlichen Erwartungen konnte "Alyce - Außer Kontrolle" aber nicht erfüllen, denn dafür erscheint das Gesamtbild ganz einfach viel zu unausgeglichen.


Fazit:


Und wieder einmal ist es mehr als schade, das eine interessante Thematik nur halbherzig umgesetzt wurde. Dabei hätte man hier viel mehr herausholen können, wenn man die ersten gut 75 Minuten nicht so derbe verschenkt hätte. Statt Innovation bekommt man jegliche Klischees serviert und wild-wirre Visionen tragen auch nicht dazu bei, den Unterhaltungswert in die Höhe schießen zu lassen. Einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt der Film leider nicht, wird aber dennoch ganz bestimmt eine eigene Fan-Base finden, die ihn weitaus höher einstuft, obwohl sich mir die Gründe dafür nicht wirklich offenbart haben.


Die DVD:

Vertrieb: Sunfilm
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 90 Minuten
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Der Mönch
(Le Moine)
mit Vincent Cassel, Deborah Francois, Josephine Japy, Sergi Lopez, Catherine Mouchet, Jordi Dauder, Geraldine Chaplin, Roxane Duran, Frederic Noaille, Javivi, Martine Vandeville, Ernst Umbauer,
Regie: Dominik Moll
Drehbuch: Matthew Lewis (Roman) / Dominik Moll
Kamera: Patrick Blossier
Musik: Alberto Iglesias
FSK 16
Frankreich / Spanien / 2011

Als kleines Baby wird Ambrosio vor den Pforten eines spanischen Klosters ausgesetzt. Die Kapuzinermönche nehmen sich des Jungen an und erziehen ihn zu einem gottesfürchtigen Prediger, der die Menschen mit seinen hypnotischen Worten in seinen Bann schlägt. Für Ambrosio besteht kein Zweifel, dass sein Glaube über jede Versuchung erhaben ist. Doch seine Überzeugung wird schon bald auf eine schwere Probe gestellt: Mit der Ankunft eines mysteriösen Novizen nehmen unerklärliche Dinge ihren Lauf. Und Ambrosio bekommt bald zu spüren, wie unfassbar süß die Sünde schmecken kann. Wahnsinn und Raserei halten Einzug im Kloster und der Mönch steckt mittendrin...


Mit "Der Mönch" hat Dominik Moll einen wirklich erstklassigen Okkult-Thriller kreiert, der auf der literarischen Vorlage des britischen Schriftstellers Matthew Lewis aus dem Jahre 1796 basiert. Dabei handelt es sich um eine faszinierende Geschichte in der unerschütterlicher Glaube, Sünde und die oft zitierte Scheinheiligkeit der katholischen Kirche im Vordergrund stehen. Ziemlich schnell kristallisiert sich so auch eine Handlung voller Gegensätze heraus, was dem Ganzen schon von Haus aus eine äußerst interessante Note verleiht. Dabei beginnt der Film mit 3 verschiedenen Erzählsträngen, die am Anfang noch keinen richtigen Zusammenhang erkennen lassen, im Endeffekt jedoch perfekt zusammen laufen und ein nahezu perfektes Gesamtbild ergeben. Ganz generell ist es spätestens nach dem ersten Drittel des Filmes nicht sonderlich schwer zu erkennen, auf was die ganzen Ereignisse letztendlich hinaus laufen, doch sollte dies keinesfalls als negativer Gesichtspunkt betrachtet werden. Moll hat seine Erzählung nämlich jederzeit äußerst spannend in Szene gesetzt und setzt zudem auf sehr kräftige Bilder, deren Faszination immer stärker auf den Zuschauer überspringt. Insbesondere die dabei entstehenden Kontraste hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck, denn ist das karge Leben der Mönche im Kloster herrlich düster dargestellt, so präsentiert sich das Leben außerhalb der Mauern doch richtig bunt-und farbenprächtig. Dadurch erhält das Szenario auch einen sehr authentischen Anstrich, so das man sich selbst äußerst gut mit der damaligen Zeit und den gegebenen Lebensumständen anfreunden kann.

Im Mittelpunkt steht aber ganz eindeutig der Mönch Ambrosio, der von einem überragenden Vincent Cassel dargestellt wird. In dieser Rolle bemerkt man einmal mehr die Vielschichtigkeit des französischen Schauspielers, der ohne übertriebene Mimik-und Gestik eine absolut perfekte Performance abliefert. Die asketischen Gesichtszüge des Franzosen heben die Glaubwürdigkeit des von ihm dargestellten Charakters noch einmal zusätzlich hervor und man kann förmlich spüren, wie Cassel sich mit der Rolle identifiziert. In jeder einzelnen Einstellung zeigt sich dabei, das er hier streckenweise sogar über die eigenen Grenzen gehen musste, denn anders ist sein inbrünstiges Schauspiel schwerlich zu erklären. Für die Abläufe der Story ist diese schauspielerische Hingabe jedoch auch unbedingt notwendig, denn nur so können die charakterlichen Veränderungen des Mönches ihre volle Intensität entfalten und den Betrachter in ihren Bann ziehen. Es ist absolut faszinierend Cassel dabei zu beobachten, wie aus einem tugendhaften und streng gläubigen Mann eine Person wird, die immer mehr den Sünden des Fleisches verfällt und dabei schon fast die Züge eines Besessenen erkennen lässt. Denn nicht selten überkommt einen das Gefühl, das der Mönch von einem Dämon ergriffen wurde, der für die Wesensänderung verantwortlich zeichnet.

Absolut herausragend ist der Aspekt, das Dominik Moll seinem Werk sehr viel Spielraum für eigene Interpretationen eingeräumt hat. Streckenweise kann man sich nämlich gar nicht so sicher sein ob die ganzen Ereignisse wirklich passieren, oder ob sich das Ganze lediglich in der Fantasie des Haupt-Protagonisten abspielt. Hatte dieser doch durch einen Insekten-Biss eine Nahtod-Erfahrung und ist dabei fast ums Leben gekommen. Spätestens an dieser Stelle ziehen dann auch die mysteriösen Momente in die Geschichte ein, deren Grundstimmung sich auf einmal immer mehr verdichtet und sogar dezente Grusel-und Horror Elemente erkennen lässt. Diese gehen ganz eindeutig von der Figur des Mönches aus der immer wieder von Visionen heimgesucht wird, die dem ganzen etwas sehr geheimnisvolles verleiht. Es entstehen etliche Gänsehaut-Momente und ohne es richtig zu merken, taucht man selbst immer tiefer in die Geschehnisse ein. Man wird in einen fast schon diabolischen Strudel hinein gerissen und die okkulte Seite des Filmes kommt immer stärker zum tragen. Das Geschehen wird immer symbollastiger und die religiöse Thematik kommt immer stärker zur Geltung. Nun sollte man jedoch auf keinen Fall einen waschechten Horror-Thriller erwarten, vielmehr kommt der Grusel-Faktor sehr unterschwellig zur Geltung und kriecht einem mit der Zeit immer tiefer unter die Haut.

Das alles geschieht eigentlich nicht unbedingt temporeich, denn Moll setzt hier viel eher auf eine äußerst ruhige-und bedächtige Erzählweise. Doch nur so kann der Film auch seine volle Intensität entfalten und die gewünschte Wirkung auf den Zuschauer ausüben. Meiner Meinung nach enthält das Szenario auch keinerlei Längen, denn selbst die im ersten Moment vielleicht etwas zähflüssig erscheinenden Passagen sind immens wichtig für das Gesamtbild, das man im Endeffekt eigentlich nur als sehr gut bezeichnen kann. Dennoch bin ich mir ziemlich sicher, das dieser Film die Meinungen extrem spalten könnte, denn Freunde temporeicher Erzählungen werden hier keinesfalls auf ihre Kosten kommen. Wer jedoch einen faszinierenden Okkult-Thriller mit einem grandiosen Vincent Cassel zu schätzen weiß, der müsste regelrecht begeistert sein. Insbesondere das letzte Drittel der Geschichte ist dann als absolutes Highlight zu verbuchen, hier erfährt die Bildgewalt der Ereignisse noch einmal eine ganz andere Dimension und konfrontiert einen mit einer Wucht, die man kaum in Worte fassen kann. Das Ende des Filmes ist zwar keine wirkliche Überraschung mehr da man doch frühzeitig erkennen kann, auf was die Ereignisse letztendlich abzielen. Dennoch ist alles sehr stimmig und entlässt einen mit einem sehr befriedigendem Gefühl aus einer Geschichte, die sehr nachhaltig im Gedächtnis verankert ist.


Fazit:


Nicht unbedingt temporeich, sondern vielmehr ruhig und bedächtig erzählt "Der Mönch" eine Geschichte, die jederzeit faszinierend und spannend daher kommt. Ein überragender Hauptdarsteller und extrem kraftvolle Bilder versetzen einen glaubhaft in das Spanien des frühen 18. Jahrhunderts. Dabei wird man mit einer Thematik konfrontiert, die für etliche gruselige Momente sorgt und einen von der ersten bis zur letzten Minute in ihren Bann zieht. Man kann sich den Ereignissen auf keinen Fall entziehen und wird mit einem Film-Erlebnis belohnt, das man nicht so schnell vergessen wird.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutasch / Französisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
laufzeit: 96 Minuten
Extras: Trailer, Originaltrailer, Trailershow, Making Of
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