Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

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McBrewer
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von McBrewer »

McBrewer hat geschrieben:Am morgigen Donnerstag Abend düse ich mal Fix hinter die Anhaltinische Landesgrenze, um das Dreiergespann OBITUARY - EXODUS - PRONG im Leipziger Täubchental zu erleben.

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Auf die Grooveriffs von Obituary freue ich mich schon (wieder) sehr und ob Exodus möglichst viel von "Bonded By Blood" zocken. Mal schauen ob auch Prong mich zu begeistern wissen. Deren "Beg to Differ" lief in den Neunzigern öfters mal durch meine Stereoanlage, seitdem aber auch nicht wieder weiter verfolgt das ganze....
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Es war mal wieder ausgesprochen nett in den modernen Täubchenthal Räumlichkeiten in Leipzig. Leider verpassten wir durch Feierabend,Anreise, Stau, Parkplatzsuche die erste Band King Parrot, dafür gab es sogleich anch dem Begrüßungsbier PRONG auf die Löffel. Der Groovemetal aum den derzeitigen Danzig-Gitarristen zog aber an dem Donnerstagabend nicht viel Publikum an & so war die Enttäuschung von seiten der Band ersichtlich. sie versuchten zwar alles, das tanzfaule Publikum zu motivieren. aber irgendwann gab sie auch das auf.
EXODUS waren da schon eine Ecke heavier & es wurden einige Matten vor der Bühne geschwungen. Aber auch hier waren die Reihen sehr lichte. Vielleicht "nur" 200-300 Headbanger hatten sich in der Halle eingefunden. Steve „Zetro“ Souza gab alles an dem Abend & feierte dementsprechend die band & das Publikum gebührend ab.
OBITUARY sind ja meine persönlichen Lieblinge, von denen habe ich noch kein schlechtes Album gehört geschweige eine "geht so" Show gesehen. Und so konnte man schnell den Delirenden Bierbrauer im friendly Moshpit vor der Bühne sehen, es wurden kaum Hits ausgelassen (siehe Setlist) und sogar Bassist Terry Butlers Geburtstag gefeiert :prost:

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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

09.11.2016, Logo, Hamburg:
MERAUDER + BROTHERS IN ARMS + DEATHBEARER


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Dass die NYHC-Legende MERAUDER sich auf Abschiedstour befindet, bedeutete „Jetzt oder nie!“ für mich, denn bisher kannte ich das brachiale Crossover-Kommando lediglich aus der Konserve. Dankenswerterweise verschlug es die Band nicht auf eine „EMP Persistence Tour“ oder ähnlichen Scheiß in die Markthalle, sondern für einen muckeligen Club-Gig ins Logo. Dort war ich nun auch schon wieder länger nicht gewesen, doch jedes Mal, wenn ich „die schwarze Box“, wie mein Vater sie zu nennen pflegte, sehe, werden Erinnerungen an alte Zeiten geweckt, als dort noch regelmäßig Oi!-Konzerte stattfanden und sich stets ein großer Pulk vor der Tür versammelte, bis die Bierbuddeln auf der Straße klirrten, ich mit meiner Palette Karlsquell mittendrin. Schöne Erinnerungen, aber alles Schnee von gestern. Jetzt war’s ein kalter Mittwoch, Karlsquell gibt’s nur noch als Malzbier und vor der Tür waren lediglich vereinzelte Raucher anzutreffen.

Dem Wochentag geschuldet war das Logo ungefähr zur Hälfte bis zu zwei Dritteln gefüllt und DEATHBEARER beendeten als lokaler Opener die Entspannungsmucke, die über die Anlage dudelte, mit Nachdruck: In nur knapp 20 Minuten prügelte und brüllte sich der Drummer/Shouter des Quartetts in Personalunion voller Inbrunst und mit ultrabrutalem Punch durch das Set, während die crunchigen Klampfen extra viel Feedback erzeugten und sich auch nicht vor Soli scheuten. Ein fetter, noisiger HC/Metal-Hassbatzen, der dem Logo splitternd ins Gebälk krachte.

Nach der ersten Pause standen die Hamburger BROTHERS IN ARMS auf der Bühne, die MERAUDER auf der Tour begleiten. Das wurde zwar nicht der befürchtete Breakdown-Overkill, aber dennoch reichlich prollig mit viel Gelaber, letztendlich einfach nicht meine HC-Baustelle. Teile des Publikums waren aber aufgetaut und zogen vor der Bühne ihre Show ab.

Aber dann: MERAUDER! Die gut aufgelegte Band zockte sich vornehmlich durchs 1995er „Master Killer“-Debüt und drückte mit ihrem wuchtigen HC/Thrash-Sound kräftig in die Fresse. Das sind „richtige“ Songs mit hohem Wiedererkennungswert, dazu das derbe Organ Jorge Rosados, das keine Gefangenen macht. Prollo-Gehabe haben MERAUDER offenbar nicht nötig, sondern hinterließen einen sympathischen Eindruck. Rosado stellte seine Bandmitglieder vor und holte später sogar ein Kind aus dem Publikum auf die Bühne, von dessen Rand aus es den Rest des Gigs verfolgen durfte. Höhepunkte waren natürlich „Life Is Pain“, „Mirror Shows Black“ und „Master Killer“ und vor der Bühne ging’s bisweilen auch gut rund. ‘ne Zugabe besiegelte den Abend und angesichts der Hochform, in der sich die Band befand, ist es schade, dass sie zukünftig nicht mehr für Live-Gigs zur Verfügung stehen will. Wie stark die alten Songs sind, wurde an diesem Abend jedenfalls noch einmal bewusst. Macht’s gut, MERAUDER!

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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

12.11.2016, Bambi Galore, Hamburg:
TORTURE SQUAD + SHEMALES + BLACK MAMBO


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Rock’n’Rolf alias Rotten Rolf wurde 44 und feierte in Billstedts Finest rein. Coole Nummer, schließlich hatte ich ihn – damals noch zu seinen ostfriesischen Zeiten – auf seiner Party zum 30. kennengelernt. Ursprünglich waren vier Bands geplant, doch die Berliner 100000 TONNEN KRUPPSTAHL mussten leider kurzfristig absagen. Theoretisch hätte ich sogar mit einer meiner Bands einspringen können, wie man mir vor Ort mitteilte, doch Anti-Social-Media-Rolf hatte meine Telefonnummer nicht mehr… Was soll’s, schließlich waren noch drei Bands übrig und zu denen ließ sich bestens durchdrehen.

Finnland ist nicht nur für seinen dreckigen ‘80s-HC berüchtigt, sondern exportiert auch immer mal wieder feinen melodischen Stoff. So auch im Falle der drei Gentlemen von BLACK MAMBO, die mit Power-Pop/Punkrock der alten Schule, grob Richtung BUZZCOCKS und Konsorten, die Stimmung anheizten. Die grundsympathische Band sorgte bei perfektem Sound für viel Sonnenschein an diesem arschkalten Abend, nahm sich BOB MARLEYs „Redemption Song“ vor, frönte einen Song lang auch dem Offbeat, jagte einen Punkrock-Weihnachtssong durch die Anlage und wurde nicht ohne Zugabe entlassen: einer arschcoolen Version von „Do You Remember Rock’n’Roll Radio“ der RAMONES, die bewies, dass man sich mitnichten immer nur an den üblichen Standards jener Band versuchen sollte. Die gut aufgelegte Kommunikation mit dem Publikum rundete den Gig ab – makellose Live-Band!

Unter dem Namen SHEMALES betraten drei abgetakelte schwedische Schönheitsköniginnen die Bühne, die sich in ihre Fummel gezwängt hatten und schlecht rasiert waren. Mit ihrem flotten ’77-Punk stiegen trotz weiterhin glasklaren Sounds die Sleaze- und Filth-Faktoren und die Front-Diva begeisterte mit ihrem schrillen Organ. Die Drummerin hatte bisweilen mit ihrem Kit zu kämpfen, ließ sich mit ihrem Pokerface aber nichts anmerken, unterbrach ihr Spiel kurzerhand und reparierte die Schießbude, während ihre Kolleginnen Takt und Riff hielten, mit dem Publikum scherzten oder sich die Kronen richteten. Das trat alles gut Arsch und machte Laune, folgerichtig taute der Mob vor der Bühne auch immer weiter auf und das ausländische Dosenbier, das an die speziellen Trinkergäste mit dem Bierstempel für ‘nen Euro abgegeben wurde, entfaltete langsam aber sicher genauso seine Wirkung wie manch andere Spirituose, die durch die durstigen Kehlen der Partygesellschaft floss – immerhin galt es, eine Schnapszahl zu feiern. Als bester Song entpuppte sich „Time To Wake Up The Dead“, doch Schwächen waren allgemein keine auszumachen. Auch diese mir zuvor unbekannte Band überzeugte live auf ganzer Linie und hinterließ viele grinsende Gesichter.

„Ein bisschen Revolt“, stand im Netz und damit war natürlich die Metal-Reihe gemeint, die regelmäßig in der Bambi Galore stattfindet. Das bezog sich auf den Hauptact des Abends, das brasilianische Death-Thrash-Kommando TORTURE SQUAD, das sich gerade auf Tour befindet. Die hatte ich bisher so gar nicht auf dem Schirm, doch anscheinend treibt man bereits seit Anfang der 1990er sein Unwesen. Ab Mitte der 2000er konzentrierte man sich gezielter auf den europäischen Markt und hat als jüngsten Coup den immer mal wieder vakanten Vokalposten mit Mayara „Undead“ Puertas besetzt, einer jungen Dame, die growlt und röhrt, als habe sie medizinballgroße Eier. Der P.A.-Sound war weiterhin extrem differenziert, sodass sich die von TORTURE SQUAD entfesselte Apokalypse auf direktem Wege in die Gehörgänge prügelte. Brutaler, aggressiver Death-Thrash zwang zum ekstatischen Rübeschütteln, der Gitarrist entfachte manch Solo-Blitzkrieg, dass einem schwindelig wurde und der Bass mit seinem knochentrockenen Klang war so dominant in den Vordergrund gemischt, dass er zusammen mit dem Höllentrommelfeuer eine perfekte Symbiose bildete und keine Rhythmusklampfe vermissen ließ. Zahlreiche Breaks und Tempowechsel hielten das Spektakel spannend und luden zu einem noch gewissen Grad an Konzentration beim Eskalieren ein. Was TORTURE SQUAD hier an spielerischer Präzision und Variantenreichtum innerhalb eng gesteckter Genre-Grenzen bei maximaler Brutalität ablieferten, hatte mich wahrhaftig euphorisiert und nachhaltig beeindruckt. Diese Band sollte man sich merken.

Dass es all diesen geilen Scheiß für gerade mal ‘nen schlappen Heiermann auf die Löffel gab, ist aller Ehren wert und DJ Hell Toupee heizte im Anschluss die Stimmung sogar noch weiter an – „Livin‘ On A Prayer“ lässt sich halt einfach perfekt mitgrölen! Danke an Rolf für die kontrastreiche, doch immer geniale Sause und Rock’n’Roll till 88!

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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

In Mexiko sah ich ein paar umsonst und draussen Bands, so nachts auf Marktplätzen, Trovas und Mariachis. Das war in Merida ehr schön.
Hier gab es letzten Freitag
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Im bdp Haus (ist zwar ein Pfadfinder Haus, aber das war schon immer eher sehr links, also ein AJZ ähnliches Ding) war ich wohl 20 Jahre nicht mehr, die haben diesen Sommer renoviert, und es sind 2 schöne Räume geworden. Eine mit Tresen günstig Bier, Kicker und Sofas. Und eins mit einer Art Bühne.
Dort spielten zuerst JUDAS HENGST.
An sich gefielen mir die Songs und die Mischung aus Stoner und NWOBH sehr gut, aber bei solch konstruierten Lieder mit vilen Rhythmuswechseln und verschiedenen Songteilen muss halt das Timing gut passen (und das sagt ein alter Punkrocker, tsetsetse) , das haute nicht so richtig hin. Dazu war der Gesang komisch abgemischt, klang strange. Ich hielt vier Songs durch und diskutierte dann vor der Tür bei Bier und Zigaretten 50er Jahre Monsterfilme.
Dan kamen ETA LUX, die ich letztes Mal noch mit altem Sänger und Bassisten sah. Jetzt singt dort der KRIEG DESTINO Sänger (von deren letzter Show ich neulich berichtete) und ein neuer junger Bassist.
Die Musik ist verspielter abwechslungsreicher geworden, der Sänger hat sich zwei Oktaven von KD runtergestimmt und es gab das volle Stoner Brett. Mochte ich vorher die Simplizität auf den Punkt, fand ich bei den neuen Songs (im März gibt es wohl eine neue Scheibe auf Vinyl!) die vielfältigen Ideen super. Und was für ein Druck die entwickelten, unglaublich, viel Energie, die hatten Spaß, wir im sehr vollen Zimmer auch und es war eine sehr prima Stunde (etwas mehr). Heftig!
Dann wieder raus und rauchen, tinken, Filme diskutieren. Aus dem Sofa Zimmer Bier usw... Ich dachte: Na, da kommt doch noch eine portugiesiche Band, mal sehen, was da geht, ging in das andere Zimmer, und die (Sulfur Giant) fingen gerade an. Die meisten Leute trieben sich sonst noch wo rum. Und so standen wir da zu fünft. Und es war nicht so gut, ein Heavy Metal Klischee an das 70er Rock Klischee, sehr wenig Gesang (find ich bei so Musik eigentlich gut) und es ging noch Song für Song so weiter. Zum Glück füllte es sich wieder, nicht ganz so wie bei Eta Lux, aber immerhin so, dass es mir nicht unangenehm war, zu gehen.
Ich hab noch die EP für Judas Hengst mitgenommen, und es bewahrheitet sich, dass ihre Lieder wirklich gut sind, Stimme und Timing pasten da auch, eine feine kleine EP! Und dann noch die alte Eta Lux! Auch sehr gut und straight.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

18.11.2016, Lobusch, Hamburg:
LOUISE DISTRAS inkl. Band + SNAERFT + LIQUOR SHOP ROCKERS


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Die britische Punk-Liedermacherin LOUISE DISTRAS sollte die Lobusch mit einem Plugged-Set inkl. Band beehren; viel interessanter fand ich aber erst mal die erste Band des Abends, die neu gegründeten LIQUOR SHOP ROCKERS, die sich aus Weste (ex-LEFT JAB), Nina (ex-RECHARGE), Needlz (ANTI-CLOCKWISE) und Toni (ex-STONE COLD BLACK) zusammensetzen. Ein illustrer Haufen also, dessen erste Gigs ich leider verpasst hatte. Auch wenn sie sich selbst eher als klassische Punkrock-Band verstehen, können sie den HC-Background manch Mitglieds nicht verhehlen, denn für meine Ohren klang das Dargebotene bisweilen doch stark nach punkigerem HC inkl. Unity-Aufrufen etc. Die ja noch junge Band zockte bereits ziemlich souverän zusammen, da macht sich die Erfahrung der Herrschaften nicht mehr ganz jungen Alters bemerkbar. Schönes Brett, kann wat!

SNAERFT aus Berlin hatte ich gar nicht auf dem Schirm, sind anscheinend relativ kurzfristig ins Aufgebot gerutscht. HC-Punk der krustigeren Sorte mit weiblich-männlichem Wechselgesang, engagiert, unmittelbar und ungeschliffen, auf Dauer aber bischn monoton.

LOUISE DISTRAS sagte mir ehrlich gesagt vorher so gar nix, kann mich zu ihren Unplugged-Aktivitäten also nicht äußern. Mit ihrer rein weiblichen Band jedoch ging’s stark in Richtung UK-’77-Punk mit kämpferischer Attitüde und viel Melodie. Nicht schlecht, aber so langsam war meine Aufmerksamkeitsspanne an diesem Freitagabend überstrapaziert und ich war zu abgelenkt, müde etc., um mir ein halbwegs fundiertes Urteil bilden zu können. Insgesamt aber ein musikalisch abwechslungsreicher, gut besuchter Lobusch-Abend, der niemanden enttäuscht haben dürfte.

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25.11.2016, Menschenzoo, Hamburg:
MISSBRAUCH + DIE NOTENIDIOTEN + ANALKOMMANDO


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Bayern-Punk-Attacke im Menschenzoo, kann man im Zuge des nordsüddeutschen Kulturaustauschs mal machen. Ich spare mir sämtliche Witze über Jodeln, Leserhosen und Schuhplattler, die haben doch sooo ’nen Gamsbart... Bei drei Bands ging’s entsprechend früh los und die Combo mit dem unpassenden Namen ANALKOMMANDO zockte das Zeug, das man seit geraumer Zeit gemeinhin als „Deutschpunk“ bezeichnet – und zwar relativ klassisch, sowohl musikalisch als auch inhaltlich. Ich erinnere mich an einen Song gegen die USA, dass im Publikum jemand MARIONETZ forderte und der Sänger/Gitarrist sich redlich um humoristische Kommunikation mit dem noch etwas spärlich vorhandenen und abwartend bis kühl reagierenden Mob vor der Bühne bemühte – inkl. eines kleinen Animationsspielchens.

Pünktlich um Zehn wurd’s dann voller und DIE NOTENIDIOTEN spielten um die norddeutsche Publikumsgunst. Nach einem starken, street-rock’n’rolligen Opener flachte das Ganze leider immer mehr in Richtung schunkeligen Streetpunk ab, nicht sonderlich spannend, kaum Tempo und ihre musikalischen Fähigkeiten betreffend gerieten die DIE NOTENIDIOTEN dann auch an ihre Grenzen – sofern es sich unter dem ultralauten Bass überhaupt vernehmen ließ, der so sehr in Ohren dröhnte, dass ich mich möglichst weit nach hinten verzog. P.A.-Mischer Norman konnte nichts dafür, der Bass kam ohnehin nur noch direkt von der Bühne. Das kommt anscheinend dabei heraus, wenn der Bandkopf Basser ist. ;) Ein besser aufeinander abgestimmter Sound und ein knackiges, halbstündiges Set wären hier wesentlich mehr gewesen.

Auf MISSBRAUCH hatten dann doch einige gewartet – und mussten sich noch etwas gedulden. Der Sänger hatte nämlich seine eigene Gesangsanlage dabei, die anscheinend nicht ohne weiteres zur Zusammenarbeit mit der Menschenzoo-P.A. bereit war. Da ich als DJ eingeteilt war, jagte ich also fleißig weiter einen räudigen D- und Oi!-Punk-Klassiker nach dem anderen durch die Spelunke, bis es zu vorgerückter Stunde endlich losging. Beim ersten Stück schien der ganze Aufwand noch ziemlich umsonst gewesen zu sein, denn vom Sänger war nix zu hören, weshalb er auf das Mikro seines Gitarristen zurückgriff. Anschließend fummelte er jedoch noch irgendwas an seiner Anlage, die in einem großen Koffer auf der Bühne stand, herum und endlich ertönte er in vollem Umfang. Dieser ist stimmlich etwas eingeschränkt, doch der immer leicht nölige Klargesang gehört zum MISSBRAUCH-Sound dazu. Behaupte ich zumindest mal, denn allzu vertraut bin ich mit ihrem Werk gar nicht. Kennengelernt hatte ich sie anno dazumal auf dem fünften „Schlachtrufe BRD“-Sampler, wo es mir besonders die TON-STEINE-SCHERBEN-Coverversion angetan hatte. Auf diesem dürfte sich auch „Hey Deutschland“ befunden haben, das ich im Set wiedererkannte. ‘ne kurze Recherche hat ergeben, dass ich damals zwei Platten zum Besprechen bekommen hatte und attestierte „engagierte, gesellschafts- und systemkritische Texte“ sowie: „Leider wirken viele Texte auf mich zu bemüht (…), sind zu ,vernünftig‘. Musikalisch schwankt man auch zwischen Hit und Belanglosigkeit.“ Das trifft’s auch für diesen Gig ganz gut. Während gerade die flotteren Songs mit bisweilen leicht melancholischen Melodien ganz gut ins Ohr gingen, fehlten mir bei anderen Rotz und/oder Aggressivität. Alleinstellungsmerkmal waren die Mundharmonika-Einsätze des Sängers, für die er anscheinend eigens besagte Anlage mitgeschleppt hatte. Aber je weiter man im Set voranschritt, desto mehr nutzte sich der Sound ab und klangen die Songs uninteressanter, austauschbarer, plätscherten sie zunehmend an mir vorbei. MISSBRAUCH spielten gefühlt einfach arschlange, auch hier wäre weniger mehr gewesen. Immer mal wieder gingen einige Leute vor der Bühne gut mit, doch die Kulisse hatte sich gegen Ende auch sichtbar ausgedünnt. Aufhorchen ließ mich dann noch mal die V-MANN-JOE-Cover-Version „Halte aus!“. Das Engagement der Band sowie ihr nicht unsympathisches Auftreten in allen Ehren, aber so richtig meine Baustelle ist das nicht. So geht’s mir aber mit vielen Bands, die in den ‘90ern den Begriff „Deutschpunk“ prägten und sich nicht so richtig zwischen Punk- und Sozialarbeiter-Attitüde entscheiden können. Skurril übrigens: MISSBRAUCH haben gleich mal ‘ne Mini-HH-Tour aus ihrem Abstecher in die Hansestadt gemacht und sind am darauffolgenden Abend im Gängeviertel aufgetreten.

Mit schlimmer Mucke aus meiner Sammlung beschallte ich die Bude im Anschluss noch bis 4:00 Uhr nachts und dann war Sense. Pfiats eich!

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03.12.2016, Gängeviertel, Hamburg:
ASIMATRIX + CUT MY SKIN + SEWER BRIGADE + RACCOON RIOT


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Geballte und stilistisch abwechslungsreiche Punk-Power im Gängeviertel, zu der so viele Gäste erschienen, dass man den Einlass irgendwann kurzerhand wegen ausgereizter Kapazitäten dichtmachen musste – das gibt’s auch nicht alle Tage. Die Hamburger RACCOON RIOT betraten gegen 21:30 Uhr die Bühne für ihren erst dritten Gig überhaupt. Mit zwei Klampfen und in englischer Sprache gab’s ‘ne Mischung aus HC- und Streetpunk auf die Löffel, die von superkurzen eruptiven Songs wie dem Opener bis zu längeren, ausarrangierteren Stücken reichten, zwei an der Zahl sogar mit weiblicher Bratschenbegleitung! Mal was anderes. Musikalisch ist natürlich noch Luft nach oben, doch es rumpelte nicht uncharmant. Aus den Gitarren lässt sich aber, gerade wenn gleich zwei zur Verfügung hat, noch einiges mehr herausholen. Der durchgestylte Shouter hat dafür ‘ne ordentliche Bühnenpräsenz und ein angenehmes, raues Organ. Ohne Zugabe ging’s dann auch nicht von der Bühne, es folgte noch einmal der erste der beiden Bratschen-Songs.

Die SEWER BRIGADE aus Barcelona war gerade auf Tour, vier kurzhaarige Herren offerierten klassischen UK-Streetpunk mit einem Bein im ’77-Punk, getragen von vornehmlich durch den Bassisten gespielten Melodien. Anfänglich klang der Gesang noch etwas dünn, doch als des Sängers Stimme nach zwei, drei Songs schön angeraut war, lief mir das doch sehr gut rein. Gecovert wurde „Janie Jones“ von THE CLASH, womit man natürlich direkt einen Stein bei mir im Brett hatte, zumal der Sänger auf Tuchfühlung mit dem Publikum ging und mich den Refrain ins Mikro brüllen ließ. Mit einem BLITZ-Cover folgte später ein weiteres Cover, war’s „Someone’s Gonna Die Tonight“ oder „Razors in the Night“? Bekomme ich nicht mehr ganz zusammen, war aber ein lässiger, überzeugender Gig.

CUT MY SKIN, Sängerin Pattis SCATTERGUN-Nachfolge-Combo, hatte ich zuletzt vor nun auch schon wieder fünf Jahren live gesehen und die Jahre sind auch an Patti anscheinend nicht spurlos vorbei gegangen. Auf der Bühne haben die Berliner aber nix verlernt, kämpferischer, melodischer UK-style-Punk mit ausdrucksstarkem Gesang und immer mal wieder zu Singalongs neigenden Refrains machte immer noch Laune und wusste zu gefallen. Ein einzelnes Stück gab’s sogar in Muttersprache und Patti schien ebenso in ihrem Element wie große Teile des Publikums, die die Band abfeierten.

Der Job der letzten Band ist oftmals ein etwas undankbarer, doch nicht so an diesem Abend: Die Hamburger ASIMATRIX feierten die Release-Party ihrer Debüt-LP, die – ein weit verbreitetes Phänomen – leider nicht rechtzeitig zum Gig aus dem Presswerk gekommen ist. Scheißegal, mit zahlreichen Auftritten hat sich die Band einen guten Namen erspielt. Nachdem sie seinerzeit im Menschenzoo für uns als DÖDELHAIE-Support eingesprungen war, hatte ich allerdings nicht noch einmal das Vergnügen, was sich nun endlich änderte. Die Band mit ihrem Mix aus giftigem HC-Punk und dreckigem Ska-Core agiert nun noch selbstbewusster auf der Bühne, Sängerin Juli klingt nach wie vor nicht nach Schönwetter-Punk und Gitarrist Lars stellt weiterhin seine Entertainer-Qualitäten unter Beweis, wenn er grobmotorisch die Klampfe schrammelt und den Sound um partielle Brülleinlagen erweitert. Geile Party zum Abschluss des einmal mehr herrlichen Abends im Gängeviertel, von dem mir leider meine Fotos verschütt gegangen sind. Glückwunsch schon mal an ASIMATRIX zur Platte und danke an alle, die wie üblich sehr viel Spaß für Eintritt gegen Spende geboten haben, sprich die Beyond-Borders-Crew & Co.!

Nahezu unbebildert auch hier:
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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

CHILLY GONZALES & KAISER QUARTETT
Glocke, Bremen

Ein Konzert, auf das ich mich nun schon seit einem halben Jahr unheimlich gefreut habe. Als ich hörte, dass das "musical genius" Chilly Gonzales (alias Jason Charles Beck) nach Bremen kommt, habe ich mir bereits im Juli die Karten selber zum Geburtstag geschenkt und seitdem die tage gezählt. insbesondere freute ich mich darauf, endlich mal einen wieder einen schönen Abend mit der besten Ehefrau von allen zu verbringen und ihr den Mann nahezubringen, der mich mit seiner Musik so begeistert. Leider hatte das Schicksal andere Pläne. Da Töchterchen in der Nacht zum Donnerstag plötzlich unter Magen/Darm litt, wollte die tapfere Mutter ihr nicht von der Seite weichen und verzichtete auf den Besuch des Konzerts. Den ganzen Donnerstag war ich dann damit beschäftigt, noch jemanden zu finden, der die nun übrige Karten (mit perfekten Plätzen) haben wollte. Leider war dieser Versuch nicht von Erfolg gekrönt.also allein hin zum Bremer Konzerthaus Glocke. Karte zurückgeben ging nichts, also vor die Kasse getellt und mit dem Ticket gewedelt. Ja, fühlte mich blöd dabei. War auch nicht der Einzige, der da stand. Aber wohl der mit der wenigsnten Erfahrung. Und da es mir zuwider war, Leute zu bedrängen, ob sie nicht ein Ticket kaufen wollten, auch der Erfolgloseste. einmal hätte ich es fast an den Mann gebracht, doch der Typ neben mir ging auf einmal so mit dem Preis runter, dass - während ich mich noch fragte, ob ich das wirklich für weniger als die hälfte verkaufen oder doch noch etwas warten wolle - die Sache schon gegessen war, bevor ich reagieren konnte. Am Ende fand sich dann kein Abnehmer mehr (obwohl ich mittlerweile bereit war, die auch für ein 1/3 des Preises wegzugeben) und ich musste mich beeilen, um wenigstens noch pünkltich in den offiziel ausverkauften Saal zu kommen. Dort erinnerte mich der leere Platz neben mir ständig daran, dass der Abend eignetlich ganz andrs geplant war, was mich zunehmend trauriger stimmte. Auch, weil das Konzert eines der großartigsten war, die ich je erleben durfte. Dass man dieses wundervolle Erlebnis nicht teilen konnte, machte es noch bitterer.

Zum Konzert selber. Es war das erste Konzert der neuen Tour, nachdem Chilly Gonzales sich für ein Jahr zurückgezogen hatte. Aber ihm fehlte die Bühne sehr, wie er am Anfang erzählte, und darum musste er wieder zurück kommen. Und man merkte deutlich, wie viel Bock er auf die Show hatte. Dass Chilly nebenbei noch ein begnadete Entertainer ist, potenziert das noch. Meine Güte, der Mann versteht es mit dem Publikum umzugehen und es mitzureissen. Die Instrumentierung war Piano, Streicherquartett und Schlagzeug. Letzteres kommt auf den Platten nicht vor, fetzt auf der Bühne aber so richtig.

Zu Chilly: Der Mann ist nicht zu fassen. Beim saturn stehen seine Platten unter "Jazz", aber wohl nur, weil er jede Schublade sprengt. Angefangen hat er bei dem Berliner Indie-Label Kitty-Yo mit Elektro, Rap und Hip-Hop. 2004 hat er dann "Solo Piano" veröffentlicht, wo er - wie der Titel schon sagt - Solo zwischen Klassik und Jazz angesiedelten Klavierstückenauf dem Piano spielt. Das wurde ein riesiger Erflg in der "seriösen" Musikpresse. Auf den Nachfolgealben spielte er mal Elektro (Ivory Tower), rappt über großen Orchsterstücken (Unspeakable Chilly Gonzales), macht mal eben ein 70er Discoalbum (Soft Power) oder kehrt zum Solo Piano zurück. Mit einem mehr als 27 Stunden langen Dauerkonzert stellte Chilly vom 16. bis zum 18. Mai 2009 einen Weltrekord auf. Er spielte mit Daft Punk, Helge Schneider, Feist und Peaches. Demnächst ist er zusammen mit Jarvis Cocker in Hamburg.

Hier spielte er viele Sachen von den beiden "Solo Piano"-Alben, dem neuen Album "Embers", von "The Unspeakable" und Variationen von "Ivory Tower". alles großartig, mit ungeheuer viel Drive und Power - oder zärtlich melancholisch. Aufgelockert wurde das von seinen verbalen Späßen und kleinen Gags am Rande. Selten habe ich so langen Applaus nach wirklich fast jedem Stück gehört. Am Ende gab es nur noch Standing Ovations. Gerade der Zugabe-Teil wurde dann eine große Chilly-Show. Da holte er eine Dame aus dem Publikum (die war leider total fürchterlich und ich hatte das Gefühl schon ziemlich beschwipst) um mit ihr Princes "When Doves Cry" zu singen. Die eh schon hohe Spielfreunde aller Beteiligten erreichte immer neue Höhepunkte und man hatte das Gefühl, das hätte ewig so weitergehen können. Nach zwei Stunden war dann aber Schluss und Chilly dürfte sehr viele Herzen dazugewonnen haben. Das Publikum war echt am Ausrasten - und das in der altehrwürdigen Glocke!

Danach habe ich es mir nicht nehmen lassen, am Merchendise-Stand zuzuschlagen. Meine Wahl fiel auf eine schöne Vinyl-Doppel-LP von Octave Minds, einem Projekt von Chilly und Boys Noize, das mir noch fehlte. Lustigerweise wurden da auch die alten Kitty-Yo-Sachen verkauft. Und wer sich nicht auskennt und dachte, darauf würden sich Stücke aus dem Konzert oder zumindest vom Stil her ähnliche Sachen finden, der dürfte sich ziemlich wundern, wenn er die Scheiben Zuhause in den Player schiebt.

Also, wenn Chilly demnächst mal wieder nach Bremen kommt (nach dem Abend denke ich, das wird er auch), dann bin ich wieder dabei. Dann hoffentlich aber mit Frau.
Früher war mehr Lametta
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

09.12.2016, Monkeys Music Club, Hamburg:
THE RAYMEN + THE WALTONS + THE NEW YORK WANNABES


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Ab und zu verspüre ich Appetit auf etwas andere, rock’n’rolligere, ‘billy-artige Klänge und als ich am Abend des 9. Dezember ohnehin in der Nähe war, entschied kurzerhand ob die Münze, ob bzw. dass ich dem Konzert im Monkeys beiwohne. Über die WALTONS und die RAYMEN hatte ich schon einiges gehört, ohne wirklich mit ihrem Schaffen vertraut zu sein, doch was sollte bei einem lauschigen Abend im Monkeys schon schiefgehen können? Eben!

Den Anfang im etwa zur Hälfte gefüllten Club machten aber zunächst die NEW YORK WANNABES, ein Duo bestehend aus einer Drummerin und einem Sänger/Gitarristen, minimalistisch wie z.B. die WHITE STRIPES also und grob in diese Richtung ging auch die Mucke, Garage-Trash-Rhythm-&-Blues oder so. Die Dame haute gut auf die Pauke und der Frontmann ordentlich einen raus, kniete sich richtiggehend leidenschaftlich ins Set. Nach diesem ersten Klangeindruck blieb zwar nicht allzu viel hängen, kurzweilig unterhaltsam war’s aber allemal, der zweite Song in meiner Erinnerung der beste und als Opener keine schlechte Wahl, eben mal was anderes.

Die beiden Haupt-Acts sind bereits seit den seligen ‘80ern aktiv, die Berliner WALTONS haben den Begriff „Cow-Punk“ mitgeprägt und so etwas wie einen Semi-Legendenstatus inne. Bei astreinem Sound zockte das Trio um Sänger/Gitarrist John-Boy Walton sowohl eigene, flottere Hits mit starker Country- und Western-Schlagseite, jene eigentümliche Mischung also, die unter der Genrebezeichnung zu verstehen ist, als auch ruhigere Nummern, für die John-Boy auf einem Hocker platznahm. Zwischendurch gab’s mit dem großartigen „Reach For The Sky“ ein kompetentes SOCIAL-DISTORTION-Cover und als eine kräftig aufgetakelte Dame namens Alexandra die Bühnenbretter betrat, wurden die zeitgenössischen Pop-Songs „It’s Not Fair“ von LILLY ALLEN sowie „Ex's and Oh's“ von ELLE KING im Country-Gewand interpretiert. Ohne weibliche Unterstützung ging’s mit Cow-Punk-Stücken weiter im bunten musikalischen Reigen der guten Laune, bis die WALTONS die Bühne verließen und mittels Aufforderungen zur Zugabe zurückbeordert wurden. THIN LIZZYs „Whiskey in the Jar“ wurde ebenso zum Besten gebeten wie ein kitschiges Weihnachtslied, bis John-Boy & Co. irgendwann zurück auf ihre Farm mussten, um rechtzeitig mit den Hühnern aufzustehen und die Kühe zu melken. An der Schießbude verdingte sich übrigens John-Boys Sohnemann, der seine Sache verdammt gut machte. Auch wenn, wie man mir hinterher verklickerte, der Gig nicht unbedingt repräsentativ für die früheren WALTONS gewesen sei und sich das Publikum reichlich tanzmuffelig zeigte, war’s doch ‘ne sehr unterhaltsame, abwechslungsreiche Wundertüte.

THE RAYMEN gehören zu den Senioren der deutschen Trash-Rock’n‘Roll- und Psychobilly-Szene, sind ebenfalls seit den ‘80ern dabei und haben sich anscheinend im Laufe der Dekaden eine beachtliche stilistische Bandbreite angeeignet. Heutzutage hat man den umtriebigen Saitenhexer Tex Morton an der Lead-Klampfe dabei und sich offenbar verstärkt sog. Death Country verschrieben. Stimmlich in tiefem Bass werden düstere bis traurige Country- und Rhyhtm-&-Blues-Songs vorgetragen, die einen wie automatisch zu Kippe und Bier greifen lassen, um in Melancholie zu schwelgen, aufgelockert von Solo-Passagen Mortons, der seiner Gitarre feinste Klänge entlockte und angetrieben von einem Drummer, der sein Pokerface aufgesetzt hatte und keine Miene verzog. Beim Material handelte es sich sowohl um eigene Songs als auch Coverversionen; beispielhaft sei das düstere „The Loco-Motion“ (LITTLE EVA) genannt, das im krassen Kontrast zur fröhlichen Minouge’schen Fassung steht. Ab und zu wurd’s auch trash-rock’n’rollig und gegen Ende hat man ein paar flottere Psychobilly-Nummern ausgepackt, zu denen’s auch vor der Bühne mal ein bisschen mehr abging. THE RAYMEN waren erkennbar nicht unbedingt jedermanns Sache, aber mich hat’s zeitweise doch ziemlich ergriffen. Interessanter Stil, musikalisch beeindruckend und atmosphärisch umgesetzt und, again: mal was anderes!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

buxtebrawler hat geschrieben: METALLICAs „Whiskey in the Jar“
THIN LIZZYs! :opa:
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

Arkadin hat geschrieben:THIN LIZZYs! :opa:
Argh, wie unangenehm :palm:
Natürlich! Das Metallica-Shirt des Drummers hatte mich irritiert...
Korrigiert.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

Tex Morton ist jetzt bei den Raymen? Traumhafte Paarung.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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