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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mi 22. Aug 2012, 22:48
von Blap
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BD von Odeon Entertainment (Großbritannien)




Witchfinder General (Großbritannien 1968, Originaltitel: Witchfinder General)

Das Böse im Menschen

1645 leidet die englische Bevölkerung nicht nur unter dem auf der Insel tobenden Bürgerkrieg, obendrein treibt der gnadenlose Hexenjäger Matthew Hopkins (Vincent Price) sein Unwesen. Kaum ein braver Bürger ist vor dem willkürlichen Zugriff des Unholdes sicher, die groben Folterarbeiten erledigt Hopkins sadistischer Scherge John Stearne (Robert Russell), welcher die unglücklichen "Verdächtigen" mit grosser Freude mißhandelt und erniedrigt. Eines Tages gerät der Geistliche John Lowes (Rupert Davies) in die grausame Foltermühle der Perverslinge, der Tod durch den Strang beendet die Qualen des alten Mannes. Zuvor versuchte Sarah Lowes (Hilary Dwyer) ihren Onkel zu retten, bot dem Hexenjäger ihren wohlgeformenten Körper an. Als der Soldat Richard Marshall (Ian Ogilvy) vom Leid seiner zukünftigen Frau erfährt, will er Hopkins und Stearne um jeden Preis zu Fall bringen. Tatsächlich trifft er nach nicht allzu langer Suche auf Stearne, doch der Handwerker des Todes kann seinem Verfolger nach einem kurzen Kampf entkommen. Auf Richard kommen Probleme zu, immerhin hat er sich unerlaubt von der Truppe entfernt. Dank (s)eines gutmütigen Vorgesetzten -dem Richard einst das Leben rettete- entgeht der junge Bursche einer harten Bestrafung, für Richard Marshall ist die Rechnung mit Hopkins und Stearne noch längst nicht beglichen...

Michael Reeves ist wohl eine der tragischen Figuren des Filmgeschäfts. Der 1943 im Großraum London geborere Reeves, konnte bereits 1966 seinen ersten abendfüllenden Spielfilm auf der Kinoleinwand bewundern. Für die britisch-italienische Co-Produktion "Revenge of the Blood Beast" aka "The She-Beast" aka "La sorella di Satana", konnte die Horror-Halbgöttin Barbara Steele gewonnen werden. 1967 folgte "The Sorcerers" (Im Banne des Dr. Monserrat) mit Ikone Boris Karloff. Der hier kurz vorgestellte "Witchfinder General" ist leider das letzte Werk des jungen Regisseurs, im Februar 1969 verstarb Reeves an einer Überdosis Medikamente. Blickt man auf die viel kurze Karriere des Nachwuchsfilmers zurück, wird man mit drei sehr sehenswerten Filmen belohnt, vor allem "Witchfinder General" hat nichts von seiner ungeheuren Kraft verloren. Welch großartige Werke hätte Michael Reeves uns noch schenken können, wir werden es unglücklicher Weise nie erfahren.

Hexenjäger Matthew Hopkins ist kein reines Phantasieprodukt, der skrupellose Massenmörder ist eine Figur aus der englischen Historie (gleiches gilt für einen Teil der übrigen Charaktere). Freilich ist der Film um Hopkins kein historisch bis in Detail korrekter Bericht. Dennoch transportieren uns die stimmungsvollen Kulissen, gelungen Kostüme und die zartherbe Landschaft Englands, mitten in ein besonders finsteres Kapitel der britischen Geschichte. "Witchfinder General" schreckt nicht vor ruppigen Gewaltausbrüchen zurück, die nie wie sensationslüsterner Selbstzweck anmuten, um ein durch und durch intensives Gesamtbild zu erzeugen. Eingebettet in diese Hölle auf Erden, präsentiert uns Reeves eine anrührende Liebesgeschichte, pendelt in dieser Disziplin souverän zwischen Gesäusel und greifbarer Leidenschaft (Spoiler verbieten mir näher auf die Story einzugehen, vielleicht ist es trotzdem ratsam die nächsten Sätze zu überlesen und mit dem folgenden Absatz fortzufahren). Unaufhaltsam steuern die Beteiligten auf einen Rausch aus Rachsucht und Gewalt zu, die Protagonisten geraten in einen Strudel ohne Ausweg. Letztlich ist es egal ob Richard mit Hopkins und Stearne abrechnen kann, zurück bleiben Leichen und zerstörte Seelen in geschundenen Leibern, niemand entkommt dem Albtraum halbwegs gnädig. Hysterische Schreie begleiten mich zurück in die Nacht, erden mich auf meinem Sofa. Beeindruckt und berührt starrte ich auf den Abspann, eiskalt erwischt, ein prächtiges Filmerlebnis!

Vincent Price! Ich erspare mir eine Aufzählung seiner unverzichtbaren Klassiker, konzentriere mich auf seine Darstellung des Matthew Hopkins. Herr Price agiert nur auf den ersten Blick zurückhaltender als erwartet. Ja, er hat Mimik und Gestik auf die wesentlichen Elemente reduziert. Matthew Hopkins blickt aus kalt-arroganten Augen bösartig auf alle anderen Akteure herab, sogar der engste Mitarbeiter Stearne bekommt häufig die Verachtung seines Herrn zu spüren. Überdies kann nur der englische Originalton mit einem weiteren gewaltigen Pfund wuchern, der unvergleichbaren Stimme des unvergessenen Vincent Price! Vor dieser Darbietung knie ich in Ehrfurcht nieder, wälze mich freudig im Staub und küsse die Stiefel des Meisters (Schwester Elfriede! Patient Blap benötigt drigend seine bunten Pillen!). Ich übertreibe? Ich verliere die Fassung? Mag sein, aber es fühlt sich richtig an. Price erweckt den abstossenden Hopkins zum Leben. Der Hexenjäger steht wie ein Monument des Schreckens im Mittelpunkt, seinem teuflisches Auge entgeht nichts und niemand. Selbstverständlich sollen die weiteren Mitwirkenden ebenfalls gewürdigt werden. Ich beginne mit Robert Russell, der das sadistisch-primitive Helferlein John Stearne verkörpert. Russell glotzt mondgesichtig aus der der Wäsche, Stearne vergeht sich mit ausufender Freude an den Opfern seines Chefs. Die rechte Hand des Todes agiert weniger vorausschauend, dessen ungeachtet sollte seine Verschlagenheit nicht unterschätzt werden. Ian Ogilvy ist in allen von Michael Reeves inszenierten Filmen zu sehen, ansonsten wirkt er bis in die heutige Zeit in etlichen TV-Produktionen mit. Der tapfere Liebhaber auf dem Rachetrip, Ogilvy meistert extreme und ruhige Momente, die Chemie zwischen ihm und Hilary Dwyer stimmt. Schon spüre ich das Wort "Kitsch" an meinen entzündeten Ohren nagen. Derartige Vorhaltungen laufen ins Leere, vorwiegend hat das junge Paar mit dem puren Grauen zu ringen. Rupert Davies steuert einen weiteren Sympathieträger bei, der kluge und warmherzige John Lowes kann der eisigen Grausamkeit seiner Peiniger nicht viel entgegensetzen, der Zuschauer leidet mit. Nun sind die zentralen Charaktere und ihre Darsteller kurz umrissen, ich muss auf Ausführungen zu den kleineren Nebenrollen verzichten. Warum? Ist doch klar, der nächste Film wartet bereits auf mich!

Perverse Gelüste, Gier nach Geld und Macht! Der Hexenjäger lässt seine dämonischen Umtriebe ohne Skrupel durch das England des 17. Jahrhunderts galoppieren. Ob Michael Reeves der damaligen Realität sehr nahe kommt? Ob die Wirklichkeit noch weitaus schrecklicher wütete? Völlig unerheblich, denn "Witchfinder General" zieht mich von der ersten bis zur letzten Sekunde in den Bann. Dem Film gelingt etwas sehr Erstaunliches, die Verschmelzung von stimmungsvoller Unterhaltung und nachhaltig wirksamen Schlägen in die Magengrube. Wohlfühlen trifft auf Grauen, eine Vollsuhle der besten Sorte! Voller Wonne aale ich mich meiner Spätsechziger-Kuscheldecke, plötzlich spüre ich fiese Stachel in meiner Haut, in meinem Pansen, in meinem alten Herzen. Zugegeben, ich verliere genau in diesem Moment die Contenance, die Gedanken an den Film treiben mir wohlige Schauer über den Rücken, verpassen mit gleichzeitig ein flaues Gefühl in der Magengegend. Schmerzhaft vermisse ich weitere Werke von Michael Reeves, der junge Mann hätte uns noch so viel geben können... (es kann icht oft genug betont werden)!

Fakten. Odeon Entertainment hat "Witchfinder General" in sehr ansprechender Qualität auf BD veröffentlicht. Die Scheibe enthält die ungekürzte Fassung, allerdings nicht die die sogenannte "Exportversion" mit nackten Tatsachen (die alternativen Szenen sind im Bonusbereich zu finden). Ferner ist ist ein Beitrag über Michael Reeves enthalten, dazu ein köstlicher TV-Auftritt von Vincent Price, ein Kurzfilm zum Thema Hexenverfolgung und weitere Kleinigkeiten (Trailer, Bildergalerie usw.). Insgesamt eine gute Blu-ray zu einem hervorragenden Film. Wer nicht ohne die deutsche Synchronisation auskommen kann/mag, muss auf dem einheimischen Markt nach Alternativen Ausschau halten.

Feiste 9/10 (überragend)!!!

Lieblingszitat:

"Men sometimes have strange motives for the things they do!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Fr 24. Aug 2012, 20:06
von Blap
Die unerträgliche Hitze zwingt mich zu Ultrakurzkommentaren:



• Der Pass des Todes (Großbritannien 1979) - Anthony Quinn macht uns den verschrobenen Basken, er soll James Mason aus dem von den Nazis besetzten Frankreich retten. Malcolm McDowell geifert als völlig irrer SS-Stoffel umher, Christopher Lee ist in einer launigen Nebenrolle zu bewundern, J. Lee Thompson führte Regie.

Drama, Action und Spannung vor stimmungsvollen Kulissen. Die DVD von KSM geht in Ordnung, klare Empfehlung.

7/10 (gut)



• Island of the Living Dead (Italien 2006) - Zombies! Ich mag Schundkönig Bruno Mattei, werde ihn auch nach diesem Streifen nicht mit Dreck bewerfen. Dennoch rate ich zur Vorsicht. Einige Momente sorgen durchaus für Schmunzler.

Keine Wertung



• Five Element Ninjas (Hongkong 1982) - Beitrag der Shaw Brothers zur damaligen Ninja-Welle, inzeniert von Großmeister Chang Cheh. Es gibt die üblichen (sehr schönen) Shaw-Studiokulissen zu sehen, die auch diesem Streifen zu einer wundervollen Optik verhelfen. Prächtig choreographierte Kämpfe mit interessanten Waffen, freilich lässt Meister Chang seine Darsteller fleissig ackern und bluten.

Ninjutsu besiegt Kung Fu. Geht ja gar nicht, doch die Herren aus Hongkong lösen das Problem clever und frech. Nebenbei wird auf die chinesischen Wurzeln der japanischen Technik hingewiesen, schliesslich lernen die Helden die Beherrschung des Stils, die bösen Japaner bekommen es auf den Arsch. "Five Element Ninjas" ist ein wahres Freudenfest für Shaw-Fans, jeder Freund gepflegter Eastern muss diesen Flick gesehen haben!

Mir liegt die BD aus den USA vor, die den Film in sehr schöner Qualität anbietet. Allerdings ist die Scheibe nicht codefree, ergo ist ein geeignetes Abspielgerät erforderlich.

8,5/10 (sehr gut bis überragend, Tendenz steigend)



• Sea Beast (USA 2008) - Schleimspuckende Monster kriechen aus dem Wasser hervor, verbreiten an Land jede Menge Angst und Schrecken. Corin Nemec stellt sich den Bestien entgegen.

Ich liebe Monsterfilme. Leider purzeln die Monster jüngeren Datums meist aus dem Computer, schade. "Sea Beast" leidet zwar unter den CG-Ungetümen, allerdings habe ich schon schlechter animierte und weniger kreativ gestaltete Pixelhaufen gesehen. Malerische Landschaft und sympathische Besetzung wetzen die Scharte aus, eine liebenswürdige B-Monstersause mit Potential. Die DVD gibt es zu zum kleinen Preis, Monsterfetischisten dürfen zugreifen.

6/10 (obere Mittelklasse)

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: So 26. Aug 2012, 12:53
von Blap
• Vigilante (USA 1982) - Der Streifen geht immer. An der DVD von Blue Underground gibt es nicht viel zu meckern. Wer noch immer nicht zugeschlagen hat, der kann inzwischen zur BD des Labels greifen. Die Scheibe ist codefree und bietet Englischmuffeln sogar die deutsche Synchro an!

8/10 (sehr gut)



• Tango & Cash (USA 1989) - Allgemein bekannt. Der Streifen hätte ein grosser Wurf werden können, durch ungünstige Produktionsumstände reicht es "nur" zur gepflegten Unterhaltung mit kleinen Höhepunkten. Neben Stallone und Russell erfreut Jack Palance als Bösewicht, dazu gibt es die legendäre "Nebenrollenschurkenhackfresse" Brion James aufs Auge.

Mir lag bisher nur die alte DVD im falschen Bildformat vor, daher musste die BD zwangsläufig der Sammlung zugeführt werden. Anständige Scheibe mit karger Ausstattung. Für Actionsüchtlinge und Stallone-Verehrer Pflicht, für normale Menschen gibt es besseren Stoff mit Herrn Stallone (oder Herrn Russell, Herrn Palance...).

6,5/10 (oberste Mittelklasse)

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Mo 27. Aug 2012, 21:21
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"

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Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


Folge 13 - Ein unkomplizierter Fall (Deutschland 1978)

Vulkanausbruch in der Eiszeit

Hanna (Sylvia Lukan) und Karl Markolm (Klaus-Jürgen Wussow) habe ihre kleine Tochter zu Grabe getragen, das Kind des Ehepaares wurde Opfer eines tragischen Unfalls. Schon vor diesem fürchterlichen Ereignis herrschte seit Jahren Eiszeit zwischen den Eheleuten, nach der Beerdigung kommt es zum Streit, Karl Markolm fährt überfordert in seinem Auto davon. In einer Spelunke lässt er sich stark angetrunken von der Prostituierten Daisy (Lisa Kreuzer) anmachen und abschleppen. Wenig später wird Daisy ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden, dank diverser Spuren kann Karl Markolm ohne Schwierigkeiten als ihr vermutlich letzter Kunde ermittelt werden. Vieles deutet auf die Täterschäft Markolms hin. Kommissar Köster trifft bei der ersten Befragung auf einen zerknirschten Mann, der Befragte leugnet nicht den Kontakt mit dem Opfer, kann sich aber nicht an einen gewalttätigen Übergriff erinnern. Auf der Suche nach einem Motiv befragt Köster auch Hanna Markolm, den eifrigen Kollegen Heymann schickt er derweil zwecks Nachforschungen auf eine andere Spur...

Köster und die Eheleute Markolm stehen im Mittelpunkt. "Ein unkomplizierter Fall" zeichnet eindringlich das Bild eines ehelichen Trümmerfeldes, Sylvia Lukan und Klaus-Jürgen Wussow laufen zur Höchstform auf. Der Ehekrieg ergeht sich nicht in hysterischem Gekeife und fliegendem Geschirr, spielt sich auf einer deutlich tiefergehenden Ebene ab. Worte und Blicke schneiden wie Skalpelle durch Herzen, Hass und Verachtung prallen mit voller Wucht auf die Seelen der Protagonisten. Hanna idealisiert ihren verstorbenen Vater, leidet massiv unter diesem selbstauferlegten Joch. In einem kurzen Moment bricht ihr verzweifelter Zorn auch gegen ein Foto des Vaters hervor, ein Augenblick schmerzhafter Erkenntnis. Sylvia Lukan zeigt uns Hanna als verletzten und zerstörten Menschen. Hinter der attraktiven Fassade wütet depressive Hoffnungslosigkeit, neben der zur Schau gestellen Kaltherzigkeit nagt übermäßiger Alkoholkonsum an der Substanz. Klaus-Jürgen Wussow habe ich noch nie so eindrucksvoll aufspielen gesehen. Karl Markolm zerbricht an der Kälte seiner Gattin, wird nicht mit dem grausamen Verlust der Tochter fertig. Beide benötigen dringend Halt, verstricken sich jedoch in Vorwürfen und Hassattacken. Erstaunlich tief taucht das Drehbuch in das Ehekonstrukt Markolm ein. Die starke Frau und der unterlegene Mann? Nein, da ist noch viel mehr! Köster löst den Fall mit Feingefühl und Behaarlichkeit. Die übrigen Darsteller bleiben Randnotizen, Lisa Kreuzer kann dennoch einmal mehr ihre erstaunliche Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Diana Körner taucht kurz auf, Dagny und Mary Schüler sorgen für einen Hauch von "verschrobener Auflockerung".

Bietet diese Folge einen besonders clever erdachten Krimiplot, wird der Ermittlungsdrang des Zuschauers angeregt und gefördert? Nein, denn "Ein unkomplizierter Fall" wurde auf ein anderes Fundament gestellt. Auf die hervorragenden Darbietungen der Hauptdarsteller bin ich bereis kurz eingegangen, damit ist aber längst nicht alles gesagt. Kamera (Josef Vilsmeier, Klaus Moderegger) und Schnitt (Werner Preuss) sind absolute Höhepunkte deutscher TV-Unterhaltung und deckeln so manchen Kinofilm. Dazu glänzt Regisseur Dietrick Haugk mit seinem Gepür für eindringliche Atmosphäre und entlockt seinen Akteuren Höchstleistungen. Als zusätzlicher Glückgriff erweist sich das winterliche Umfeld, die Musik von Klaus Doldinger untermalt das Geschehen nicht nur stimmungsvoll, sie wird mehr und mehr zu einem unverzichtbaren Bestandteil. Ganz ohne kleine Humorinseln geht es nicht, Köster trifft auf seinen Vorgesetzten Millinger (Henning Schlüter), dem fleischgewordenen Running Gag der Reihe. Gehilfe Heymann erhält nebenbei eine Lehrstunde, wie war das noch mit den Lehrjahren und Herrenjahren? Folge 13 klingt leise und behutsam aus, bietet einen blassen Hoffnungsschimmer als Schlusspunkt. "Ein unkomplizierter Fall" lässt mich beeindruckt und berührt zurück, stilvoller und punktgenauer kann ein TV-Krimi kaum gestrickt sein! Für mich neben "Toccata und Fuge" (4) der bisher stärkste Beitrag zur Reihe! "Der Alte" zeigt sich vortrefflichler Verfassung, ich freue mich auf die bevorstehende Sichung der nächsten Folgen!

8,5/10 (sehr gut bis überragend)

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Do 30. Aug 2012, 22:23
von Blap
Die vergangenen Nächte im Ultrakurzformat:


• Scalps - Der Fluch des blutigen Schatzes (USA 1983) - Studenten der Archäologie wühlen in einem Indianergebiet den staubigen Boden durch. Unangenehmerweise bewahrheitet sich ein alter Fluch, die angehenden Akademiker geraten in Lebensgefahr...

Stoff von Vielfilmer Fred Olen Ray macht "irgendwie" immer Freude, so auch für dieser "Halb-Slasher" mit okkulten Elementen. Sicher kein Film für Hektiker, viel Zeit vergeht mit belanglosem Gequatsche und Gebuddel im Sand (ich mag diese Art von gepflegter Langeweile sehr). Gegen Ende zieht das Tempo deutlich an, Masken/Make-up sind übrigens großartig, die Atmosphäre stimmt ebenfalls! Charmanter Unfug für Bekloppte!

Für Qualitätsfetischisten ist die DVD von Eyecatcher nicht geeignet, der Zielgruppe wird es nicht den Spass verderben. Mag ich, daher freundliche 6,5/10 (inklusive Wohlfühlbonus).



• China O`Brien 2 (USA 1990) - China (Cynthia Rothrock) und ihre Helferlein haben in der Stadt für Ordnung gesorgt, die Einwohner frönen dem entspannten Leben auf dem Lande. Nun droht jedoch neues Unheil, Gesindel von ausserhalb ist auf der Jagd nach einem Bewohner des Ortes...

Cynthia Rothrock passt "eigentlich" nicht/kaum in mein von Sexismus und Gelüsten geprägtes Beuteschema. Dennoch giere ich immer wieder nach Streifen mit der fitten Prügelmaus, was sich nicht ausschließlich mit meiner unbändigen Sucht nach B-Action erklären lässt. Erneut von Robert Clouse inszeniert, verhauen Cynthia Rothrock, Richard Norton und Keith Cooke den zahlreichen Bösewichtern ordentlich den Hintern. Ansprechende Kämpfe mit Prügel und Geballer, rund 80 Minuten Spieldauer vergehen wie im Fluge.

IMHO lagen alle bisherigen Auswertungen des Films im Format 1,33:1 vor, die DVD von Shamrock Media kommt in 1,78:1 daher. Die Bildkomposition spricht eindeutig für 1,33:1 als angedachtes Format, daher ist die Anpassung an heutige Bildschirme ärgerlich und unnötig. Schade, denn ansonsten geht die Scheibe durchaus als brauchbar durch. Wer zuverlässige Informationen zum korrekten Bildformat hat... Immer raus damit! Übrigens enthält die DVD die R-Rated Fassung aus den USA, von einer längeren Version der Sause ist mir nichts bekannt.

Mir gefällt die Fortsetzung sogar ein wenig besser als der erste Teil, gern lege ich ein halbes Pünktchen drauf = 7/10 (gut)



• Django - Die im Schlamm verrecken (Spanien, Italien 1967) - Der pfiffige Outlaw Steve (Andrea Giordana) hofft in dem nahezu verlassenen Kaff Escondido ans grosse Geld zu kommen. Leichter gedacht als getan! Hier muss nicht lediglich ein blinder Alter hinters Licht geführt werden, jede Menge Ärger reitet und rollt herbei...

Andrea Giordana erledigt seinen Job recht ansprechend, bietet aber einen eher geringen Wiedererkennungswert. Ich kann mir Giordana gut als "Nebenhelden" oder "Nebenschurken" vorstellen, die Klasse von Charakterfratzen & Genregrößen wie z. B. Anthony Steffen oder Gianni Garko kann er nicht aus dem Colt prügeln. Rosemary Dexter und Dana Ghia sorgen für hübsche Zwischentöne, Ghia herb, Dexter lieblich. Franco Giornelli macht uns den Oberbösewicht, Star des Streifens ist für mich der bewährte Piero Lulli, der eine großartige Vorstellung abliefert. In Deutschland ist der Film auch unter den Titeln "Escondido" und "Django - Die im Staub verrecken" bekannt, der für die DVD gewählte Titel "Django - Die im Schlamm verrecken" trifft den Nagel auf den Kopf. Ja, hier wird im Matsch gespielt und gestorben. Das runtergekommene Nest sorgt für ein stimmungsvolles Umfeld, räudige Fratzen krepieren im Dreck, ein kleines Fest für Westernfans.

Savoy hat dem Streifen eine brauchbare DVD spendiert, wer sich für Italowestern aus der zweiten und dritten Reihe begeistern kann sollte zugreifen. Kein Knüller, aber eine angenehme Ergänzung der Sammlung. Solide 6/10 sind der verdiente Lohn.

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn B

Verfasst: Fr 31. Aug 2012, 10:00
von buxtebrawler
Blap hat geschrieben:(...) viel Zeit vergeht mit belanglosem Gequatsche und Gebuddel im Sand (ich mag diese Art von gepflegter Langeweile sehr).
:? :doof: :kicher:

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Fr 31. Aug 2012, 12:22
von Blap
Es ist wie es ist.

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Fr 31. Aug 2012, 12:28
von jogiwan
ich dachte immer, dieser "Scalps" ist ein Western? :? Isser nicht? :roll:

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Sa 1. Sep 2012, 11:59
von Blap
jogiwan hat geschrieben:ich dachte immer, dieser "Scalps" ist ein Western? :? Isser nicht? :roll:
Der "Scalps" von Mattei/Fragasso ist ein Western, der "Scalps" von Fred nicht. :D

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mo 3. Sep 2012, 22:02
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 9 (Folge 121-135)


Folge 133 - Tod eines jungen Mädchens (Deutschland 1985)

Signalwirkung

Margot Glogau verdient ihre Brötchen als Verkäuferin in einem Modegeschäft. Da die junge Frau als sehr zuverlässig gilt, wundern sich ihre Kollegen Ilse Becker (Margot Mahler) und Rudolf Dorsen (Frithjof Vierock) über die morgendliche Abwesenheit der Verkäuferin. Nach einiger Wartezeit verständigen die Mitarbeiter ihren Chef Robert Linder (Hans Korte), welcher seine Angestellten zur Wohnung der Vermissten schickt. Aus der Wohnung ertönt Musik, schliesslich wird die Tür unter Aufsicht der Polizei geöffnet. Margot Glogau liegt mit schweren Schädelverletzungen im Schlafzimmer, laut Gerichtsmediziner trat der Tod am vorherigen Abend ein. Wenig später taucht Robert Linder in der Wohnung auf, der von Derrick befragte Ladenbesitzer beschreibt das Opfer durchweg positiv. Offenbar war Bertold Linder (Pierre Franckh), Robert Linders Sohn, gut mit dem Mädchen befreundet, der junge Mann hinterlässt während der Vernehmung einen äusserst fahrigen Eindruck. Hinzu kommen widersprüchliche Angaben der Familie Linder bezüglich der Freundschaft zwischen Bertold und Margot, mehr und mehr Anhaltspunkte sprechen für die Täterschaft des jungen Mannes. Robert Linders Bruder Harald (Claus Biederstaedt) unterstützt seinen Neffen nach Kräften, versucht auf seinen Bruder und dessen Frau Agnes (Gustl Halenke) beruhigend einzuwirken. Derrick und Klein befragen den Nachbarn der Toten, Albert Sussloff (Peter Kuiper) zeigt kein Interesse an dem Fall. Harry macht in Sussloffs Küchenschrank eine interessante Entdeckung...

Pierre Franckh verkörpert meist neurotische Gestalten, irgendwo zwischen leicht überspannt und völlig durchgedreht. "Tod eines jungen Mädchens" macht da keine Ausnahme, der blonde Jüngling fährt auf der verletzt-überforderten Schiene, kommt nicht bedrohlich-aggressiv daher. Klar, die Darbietungen Franckhs sind polarisierend, nicht jeder Zuschauer kommt mit dem eigenwilligen Schauspieler klar. Aus meiner Sicht liefert er einmal mehr eine solide Vorstellung ab, in geringer Dosierung geht Pierre Franckh gut runter. Neben Franckh hat Claus Biederstaedt die auffälligste Gastrolle inne, obschon er nicht mehr als das Klischee des scheinheiligen Unsympathen ins Feld führen darf. Harald Linder ist ein verlogener und verdorbener Charakter, Biederstaedts "unverbindlich-seriöse" Erscheinung passt perfekt ins Bild. Hans Korte und Gustl Halenke werden zu Spielbällen, Robert Linders Kraft und Ausdauer wird bis zum Anschlag strapaziert, seine Gattin Agnes ist bestrebt die gutbürgerliche Fassade zu wahren. Peter Kuiper sorgt in der einen oder anderen Folge für bedrohliche Momente, man erinnere sich nur an "Tod am Bahngleis" (5) oder "Der Untermieter" (87). Als Albert Sussloff zeigt sich Kuiper nicht bösartig, Sussloff ist ein verbitterter und einsamer Mensch, lebt sein kleines Leben ohne Freude oder gar Freunde. Mit erschreckender Gleichgültigkeit begegnet er den Fragen der Ermittler, Sussloff nagt an Derricks Geduld und Verständnis, das schafft nicht längst nicht jeder Charakter. Ich muss mich korrigieren, nicht nur Franckh und Biederstaedt bleiben in Erinnerung. Es ist vor allem auch Peter Kuiper, der im Rahmen der Reihe stets für besonders hochwertige Auftritte steht! Frank Nufer-Hessenland taucht als jüngerer Bruder des Opfers auf, an seiner Leistung gibt es nicht viel zu bemängeln. Unscheinbarkeit mag ich dem jungen Burschen nicht vorwerfen, immerhin ist diese Farblosigkeit der Anlage des Charakters geschuldet. Margot Mahler und Frithjof Vierock füllen das Ensemble auf, kleine Angestellte aus der Mitte des Volkes, glaubwürdig auf den Bildschirm gebracht.

Wie weit geht Familie, wie weit darf Familie gehen? Familienbande sind ein beliebtes Thema bei "Derrick", Autor Herbert Reinecker lieferte etliche Vorlagen dieser Art ab. Gern werden Sippen aus den oberen sozialen Schichten unserer Gesellschaft ins Zentrum gestellt, es soll nicht nur vor dem Fernseher brodeln, es soll in erster Linie in der Glotze brodeln. Als Kriminalfall macht "Tod eines jungen Mädchens" nicht viel Staat, Theodor Grädlers einen Hauch zu nüchterne Inszenierung vermag die Scharte nicht auszuwetzen. So wird die Qualität des Ensembles um Pierre Franckh, Claus Biederstaedt und Peter Kuiper umso wichtiger, nicht zu vergessen die durch Horst Tappert und Fritz Wepper bereitgestellte "Grundqualität mit Wohlfühlgarantie". Max Greger jr. steuerte die Musik bei. Erneut liefert Greger lediglich unverbindliches Gedudel ohne grösseren Wiedererkennungswert, bitte nie wieder ein böses Wort über die ab und an nicht ganz geschmackssicheren Anflüge des geschätzten Frank Duval. Fans der Reihe werden ansprechend unterhalten, dennoch eine Folge das geplegte Serien-Unterhaus (Gejammer auf hohem Niveau). Einsteiger sollten sich zunächst mit den kleinen und grossen Höhepunkten aus dem Derrick-Kosmos beschäftigen, die Reihe hält jede Menge Schätzchen bereit.

6/10 (obere Mittelklasse)



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• Bloodsuckers (Kanada 2005)

Im 23. Jahrhundert hat sich die Menschheit weit im Weltall ausgebreitet. Ferne Planeten fallen der Ausbeutung anheim, Rohstoffe werden in rauhen Mengen benötigt. Doch es gibt ein Problem, überall wimmelt es von Vampiren verschiedenster Art ...

Helden dieses Films? Ein kleines Team Vampirjäger, die dem ausserirdischen Abschaum ordentlich in den Hintern treten wollen. Ein überraschend sympathischer Mix aus Science-Fiction und Horror. Gute Darsteller, gelungene Atmosphäre, ein bißchen Mettgut. Popcorn-Kino für leicht Kaputte (im Rahmen einer TV-Produktion). Dazu gibt Natassia Malthe eine verdammt scharfe Vampirin ab. Hinzu kommt die angenehme A.J. Cook, die man inzwischen aus der TV-Serie "Criminal Minds" kennt, sie ist in einer Nebenrolle zu sehen. Veteran Michael Ironside geifert als fieser Vampir umher, herrlich.

Mir liegt die DVD aus dem Hause e-m-s vor, die Scheibe bietet den Streifen in sehr schöner Qualität an. Die erste Sichtung ergab starke 7,5/10, diesmal lege ich noch ein halbes Pünktchen drauf, ich liebe diesen kleinen Film!

8/10 (sehr gut)