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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mi 5. Sep 2012, 00:00
von Blap
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Jess Franco Gold Collection, Frontansicht des Schubers



Barbed Wire Dolls (Schweiz 1975, Originaltitel: Frauengefängnis)

Stockhiebe und Stromschläge, Lina und Martine in Not

Die Direktorin (Monica Swinn) eines Frauenzuchthauses führt ein strenges Regiment, harte Bestrafungen und Folter gehören für die Insassinnen zum schrecklichen Alltag. Carlos Costa (Paul Muller) fungiert als williges Helferlein der sadistischen Chefin, der ehemalige Krankenpfleger gibt sich -geduldet von der Direktorin- als Arzt aus, behandelt die Frauen gemäß seiner persönlichen Vorlieben. Auch Maria (Lina Romay) muss ihre Strafe in dieser Hölle auf Erden antreten, sie wurde als Mörderin des eigenen Vaters verurteilt. Schnell lernt Maria die Grausamkeit der Verantwortlichen kennen, nach ausgiebiger "Stromtherapie" steckt man die junge Frau zu Pompadour (Peggy Markoff) und der wirren Rosario (Beni Cardoso). Pech für die bisherige Zellenbewohnerin Bertha (Martine Stedil), die nun ihrerseits in die Foltermühle der Direktorin gerät. Sehr unangenehm, denn Frau Direktorin und ihr schleimiger Erfüllungsgehilfe sind momentan ausgesprochen nervös. Ein Beschwerdebrief aus den Reihen der Gefangenen erreichte den Gouverneur, nun warnt der Inselboss vor eventuellen Maßnahmen seitens höherer Schaltstellen...

Jess Franco war in vielen Genres aktiv, seine Beiträge zum Thema WIP (Women in prison) sollten Freunde dieser Gangart ansprechend unterhalten. Hier mangelt es nicht an nackten Tatsachen und geschmacklosen Gewaltdarstellungen, allerdings drückt Franco beim Thema Sex das Gaspedal nur halb durch. Ausufernde Rödelszenen sind nicht zu finden, schlichte Nacktheit mit gepflegt bärigen Momenten (Fingerspiele inklusive) dominiert das Spielfeld der Gelüste. Laut Vorspann entstanden die Außenaufnahmen in Honduras, uns erwartet daher ein recht malerisches Umfeld, der übliche Kontrast zwischen Knast-Terror und anmutiger Landschaft. Jess Franco setzt geschickt Ausrufezeichen, so mutet ein Geständnis der perversen Direktorin überraschend an, eine aus dem Nichts kommende Ab­s­t­ru­si­tät, wundervoll. In einer Rückblende sehen wir Lina Romay und Jess Franco, der liebe Jess taucht als Linas Filmvater auf, in Zeitlupe taumelt man dem Abgrund entgegen. Bizarr und nachhaltig wirkend, irgendwo zwischen grosser Kunst, Schund und Schludrigkeit, dafür liebe ich Jess Franco! Damit nicht genug, den dicksten Paukenschlag gibt es pünktlich zum Finale. Wie eine Dampframme wühlt die Boshaftigkeit in meinen Eingeweiden, meine arme Lina, böser Jess!

Lina Romay verstarb leider im Februar 2012, Francos Muse und Frau erlag im Alter von nur 57 Jahren einem Krebsleiden. Wie üblich zeigt sich Lina freizügig, bleibt über weite Strecken erstaunlich passiv und wird durch den Wolf gedreht. Mhhm, ich hänge an ihren Augen und sämtlichen Lippen, was für eine Frau! Martine Stedil ist ein mehreren Franco-Streifen der "Dietrich-Phase" zu sehen (Jess Franco drehte in den Jahren 1975-77 für den Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich), an Linas Seite ist die hübsche Blodine eine reizende Bereicherung. Monica Swinn sorgt als Direktorin für manchen Schmunzler, korrekte Dienstkleidung besteht aus Hot Pants oder Dessous, durchs Monokel starrt das Auge des Schreckens auf die übrigen Damen herab. Peggy Markoff öffnet ausdauernd ihre Schenkel, kommt aber unglücklicherweise nicht so recht zum Zuge, das Knastleben ist hart und trocken. Beni Cardoso klappert im Wahn durch das Treiben, Gesichtsruine Eric Falk gibt den lüsternen Folterknecht (zum Glück bleibt uns diesmal der Anblick seines kleinen Freudes erspart). Paul Muller gehört sowieso zum Inventar, linkisch und gleichzeitig verschlagen schleimt und schlottert er umher. Damit genug zu den Damen und Herren vor der Kamera, Francos kleinen Auftritt habe ich bereits gewürdigt, knuffiger Taumel des Todes.

"Frauengefängnis" brennt ein Feuerwerk geschätzter Klischees ab, pfiffige Einschübe und das barsche Ende sorgen für zusätzliche Würze. Stimmungsvolle Musik untermalt den Streifen, die Kamera wurde vom Chef persönlich bedient, Jess Franco liebt die Frauen und ich liebe Jess Franco. 77 Minuten wie ein Wimpernschlag, die Sause drückt zu jeder Zeit die richtigen Knöpfe in meiner Schaltzentrale. Wer mit Francos Schaffen nicht viel anfangen kann und WIP sowieso nicht zu schätzen weiss, der findet hier keinen geeigneten Einstieg in die prächtige Welt des Spaniers.

Neben "Frauengefängnis" enthält die Box sieben weitere Ergüsse des umtriebigen Filmemachers (allesamt Erwin C. Dietrich Produktionen):

• Jack the Ripper
• Blue Rita (Das Frauenhaus)
• Love letters of a portuguese Nun (Die Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne)
• Ilsa the wicked Warden (Greta - Haus ohne Männer)
• Women in Cellblock 9 (Frauen für Zellenblock 9)
• Voodoo Passion (Der Ruf der blonden Göttin)
• Wicked Women (Frauen ohne Unschuld)

Für Fans Plicht, mutige Einsteiger dürfen ebenfalls zugreifen.

Guter WIP-Stoff. Kein Fall für die Franco-Spitze, für dicke 7/10 reicht es locker.

Lieblingszitat:

"Deine Haut macht mich heiss wie Pfeffer!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mi 5. Sep 2012, 23:27
von Blap
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Blu-ray von Redemption (USA)



Virgin Witch (Großbritannien 1971, Originaltitel: Virgin Witch)

Hexen & Möpse und eine Dosis Liebe

Christine (Ann Michelle) und ihre Schwester Betty (Vicki Michelle) machen sich auf den Weg nach London, die ehrgeizige Christine träumt von einer Karriere als Model. Freundlicherweise bietet Johnny (Keith Buckley) den jungen Damen ein Mitfahrgelegenheit, überdies sorgt er für Unterkunft in der englischen Hauptstadt. Betty und Johnny fühlen sich zueinander hingezogen, Christine stösst derweil auf eine vielversprechende Modelagentur, deren Chefin Sybil Waite (Patricia Haines) findet sofort Gefallen an der schönen Nachwuchskraft. Geschickt lockt Sybil ihre neue Entdeckung raus aufs Land, übers Wochenende soll auf einem abgelegenen Landgut ein Fotoshooting stattfinden. Betty begleitet ihre Schwester, obschon sie Johnny bald vermisst. Ohne Schwierigkeiten wickelt Christina den Fotografen Peter (James Chase) um den Finger, Sybil kocht vor Eifersucht. In der ungewohnten Umgebung beschleichen Betty Unsicherheit und Angst, dem zuvorkommenden Gutsherrn Gerald (Neil Hallett) gelingt es jedoch das Mädchen zu beschwichtigen. Tatsächlich ist Betty nicht grundlos beunruhigt, Gerald, Sybil und andere Gestalten frönen einem Hexenkult und zelebrieren magische Rituale. Christine ist sofort Feuer und Flamme, sie will unbedingt an der nächtlichen Zeremonie teilnehmen ...

Ray Austin inszenierte einen wunderschönen Trip, die jungfräuliche Hexe kommt als zarter Rausch aus Erotik, Grusel, Psychedelic und Romantik daher, ab und an streichelt ein winziger Hauch Jean Rollin meine Seele. London pulsiert kurz vor meinen Augen, schon geht es ab ins Grüne, stattliches Herrenhaus inklusive. Geschickt nimmt der Anteil der "Gruselelemente" nach und nach zu, verschmilzt mit der omnipräsenten Erotik zu einem wonnevollen Trip. Erwartet nun bitte keine Orgie aus Sex und Gewalt, ich wähle ganz bewusst das Wort Erotik, weiterhin ergehen sich die "typischen Horrormomente" nicht in Blut und Gedärm. Als wäre Anblick der äusserst reizvollen Michelle-Schwestern nicht bereits ein dauerhafter Orgasmus der Sinnlichkeit, gipfelt das stilvolle Treiben in den Zeremonien der Hexenfreunde. Erotik und Okkultismus gehen eine grandiose Symbiose ein, ich vermag meine Begeisterung kaum noch in geeignete Worte zu kleiden, verliere vor lauter Glückseligkeit nahezu die Contenance!

Stars dieser kleinen Prachtsuhle sind freilich Ann Michelle und ihre Schwester Vicki. Ann zeigt uns Christine als dominanten und zielstrebigen Charakter, später offenbart Christine abgründige Eigenschaften, ich will nicht zu viel verraten. Ann Michelle kann bei Bedarf übrigens herrlich böse aus der (meist abgelegten) Wäsche schauen, Gruselpower in der schönsten Sorte. Betty lehnt sich ungern gegen ihre Schwester auf, ängstlich und unschuldig gleitet sie tiefer und tiefer in den drohenden Schlund, bei aller Zaghaftigkeit fraglos kokett bis zum Anschlag. Angenehmerweise dürfen wir die Reize der Damen immer wieder bewundern, die Nacktheit transportiert wohlige Wolllust abseits vulgärer Auswüchse. Patricia Haines punktet mit herber Attaktivität, ihre lesbischen Gelüste nehmen einen verhängnisvollen Weg. Die "Täterin" wird in die Rolle des Opfers gezwungen ... oder vielleicht doch nicht (überprüft es auf eigene Faust, es lohnt sich). Neil Hallett gibt den aristokratisch angehauchten Mann von Welt, James Chase gerät in Ann Michelles Bann. Keith Buckley sorgt in der entscheidenden Phase für Wirbel, Liebe verleiht Flügel (oder zumindest Mut). Damit will ich meine kurzen Anmerkungen zu den Darstellern beschliessen, Ann und Vicki agieren großartig, die spröde Patricia Haines liefert eine nicht minder starke Vorstellung ab.

"Virgin Witch" atmet den Zeitgeist der späten sechziger / frühen siebziger Jahre durch jede lüsterne Pore seiner samtigen Haut! Ein Schmelztiegel bester Zutaten, ein Schätzchen für Geniesser, ein Fest für Jünger erotisch-okkulter Glückseligkeit!

An der BD aus den USA habe ich nichts zu meckern, der Film kommt in ansprechender Verfassung auf den Bildschirm. Im Bonusbereich findet der Betrachter diverse Trailer und eine Bildergalerie.

Wie soll ich diesen himmlischen Leckerbissen in das Zahlenraster der Verdammnis packen? Es bereitet mir Qualen, zunächst belasse ich es bei dicken 8/10 (sehr gut) und addiere in Gedanken zehn Millionen Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte!

Lieblingszitat:

"There are some people, who are born to be witches. Born with special powers. You are one of them!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Do 6. Sep 2012, 23:13
von Blap
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Blood Beach - Horror am Strand (USA 1980, Originaltitel: Blood Beach)

Horror am Strand? Albernheiten im Sand? Abgeschalteter Verstand?

Küstenwächter Harry Caulder (David Huffman) ist beunruhigt, an "seinem" Strand scheinen seltsame Dinge vorzugehen. Eines Morgens verschwindet die freundliche Ruth Hutton (Harriet Medin) spurlos und unerklärbar. Wenige Sekunden zuvor hatte Harry noch ein paar Worte mit seiner ehemaligen "Fast-Schwiegermutter" gewechselt, nun scheint sie wie vom Sandstrand verschlungen. Ruths Tochter Catherine (Marianna Hill) reist an, trotz der Sorge um die verschollene Mutter knistert es erneut zwischen der jungen Frau und Harry. Langsam aber unaufhaltsam kommt der Terror am Strand auf Touren! Es erwischt den Hund der verloren gegangen Dame, man findet am Strand lediglich den abgetrennten Kopf des Tieres. Lieutenant Piantadosi (Otis Young) und sein Partner Sergeant Royko (Burt Young) ermitteln, sie können auf Harry Caulders Unterstützung bauen. Dennoch kommt die Polizei nicht voran, der zuständige Captain Pearson (John Saxon) macht seinen Leuten Feuer unter dem Hintern. Es kommt zu weiteren Attacken aus dem Sand, mehr und mehr Verletzte und Tote sind zu beklagen ...

Monster! Welch ein liebliches Wort, seltsame Gestalten aller Art begleiten mich seit meiner Kindheit (nein, ich meine nicht meine Familie). In jungen Jahren wurde meine Liebe zu Godzilla und allem möglichen sonstigen Gezücht geweckt, daher stehen alle Werke mit Monstern auf meinem Speiseplan des Schreckens. "Blood Beach" ist ein Monsterfilm ohne sichtbares Monster, nur kurz wird uns gegen Ende ein Blick auf das Ungetüm gegönnt. Klar, das Unbekannte kann reizvoll sein und die Phantasie anregen, hier funktioniert diese Maßnahme jedoch nicht wirklich. Nein, der Strandhorror hat andere "Qualitäten" im Angebot. Kreative Kameraarbeit, zupackender Score, intensive Gruselstimmung? Nicht die Bohne, vergesst es! Regisseur Jeffrey Bloom lässt sein Baby ohne Höhepunkte plätschern, Kameramann Steven Poster scheint teilweise hinter seinem Arbeitsgerät eingeschlafen zu sein, das Drehbuch vertraut auf einige Füllszenen, streckt das Treiben auf Spielfilmlänge. Ergo ist "Blood Beach" ein Fall für die Tonne, ein Häuflein erbärmlicher Sondermüll aus der Schundlade? Müllig durchaus, Schundlade irgendwie auch, aber auf liebenswerte Art unterhaltsam. Selbst bei einem Süchtling wie mir funktioniert der Trick nach dem Motto "extrem schlecht, daher schon wieder gut" nicht immer, mir scheint dieser Stempel hier auch nicht ganz passend. Woher rührt die zarte Zuneigung? Kurze Erläuterung im nächsten Absatz ...

Freude spendet das Ensemble, die etwas flügellahme Schonganghalbsause punktet massiv mit knuffigen Auftritten knuffiger Typen. Für erhöhten Unterhaltungswert sorgt in diesem Zusamenhang die deutsche Kinosynchronisation, die zwar nicht wüst und völlig überdreht aus der Kiste hüpft, aber mit kleinen Beklopptheiten immer wieder ein Lächeln auf meine Fratze zaubert. Herzbuben des Films sind John Saxon und Burt Young. Saxon tritt lästigen Lokalpolitikern verbal in den Arsch, verbindet Einläufe für seine Untergebenen mit ausladenen Ausführungen philosophischer Natur auf Gossenniveau, grandios! Burt Young -wer kennt nicht Rockys dämlichen Schwager Paulie- sondert mit erstaunlicher Ausdauer nörglerischen Schwachsinn ab, bringt als Sergeant Royko die Kollegen auf die Palme (unfassbar die Befragung der Gattin eines Vermissten, während der Royko sich freundlich zeigt und die Dialoge neue Maßstäbe bezüglich hirnloser Sülzerei setzen). Bereits John Saxon und Burt Young sind Grund genug den Streifen zu mögen, also gebt euch einen kleinen Ruck, es schmerzt nicht allzu heftig. Hauptdarsteller David Huffman bleibt blass, Marianna Hill ergänzt ihren Filmlover in der Disziplin Belanglosigkeit. Otis Young steht den wahren Stars John Saxon und Burt Young kaum nach, sein Lieutenant Piantadosi darf sich kontinuierlich an Sergeant Roykos göttlichen Weisheiten ergötzen. Stefan Gierasch ergeht sich in der Rolle des Dr. Dimitrios in grotesken Theorien, nagt am Nervenkostüm des Captains. Damit genug, die wichtigsten Akteure haben eine kleine Würdigung erfahren.

Ein Monsterfilm (fast) ohne Monster, ein Horrorfilm ohne Atmosphäre, Spannung Fehlanzeige, ein Schundfilm ohne hysterische Ausbrüche. Kann das funktionieren? Naja, überzeugend flutscht gar nichts, doch seltsamer Charme ist dem Flick nicht abzusprechen. Ich übernehme keine Haftung für unangenehme Nebenwirkungen und Mikrofone im Bild.

Die DVD von Jam geht in Ordnung, der Film liegt ungekürzt und in brauchbarer Qualität vor. Im Bonusbereich findet der Käufer eine entfallene Szene und eine Bildergalerie, hinzu kommen diverse Trailer. Flatschengeplagte dürfen sich über das Wendecover freuen. Fast hätte ich ein wichtiges Detail unterschlagen. Auf der Scheibe findet ihr die starke Kinosynchro, die schwächere TV-Synchro und den englischen Originalton.

Hm, ich möchte 6/10 (obere Mittelklasse) ziehen, mir hat "Blood Beach" Spass gemacht. Bewertungen unterhalb dieser Marke erscheinen mir nachvollziehbar, ich warnte bereits vor Nebenwirkungen.

Lieblingszitat:

"Wir haben den Pimmel von dem Typen gefunden!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Sa 8. Sep 2012, 10:49
von Blap
Nachtrag zum "Frauengefägnis" aka "Barbed Wire Dolls":
Das Blap™ hat geschrieben: Laut Vorspann entstanden die Außenaufnahmen in Honduras
Das sehr informative und unterhaltsame Buch "Mädchen, Machos und Moneten" verrät den tatsächlichen Spielplatz:

"Natürlich entstanden die Außenaufnahmen nicht, wie im Vorspann unverfroren behauptet, auf Honduras, sondern in Südfrankreich ..."

Wer sich für die Umtriebe des Herrn Erwin C. Dietrich interessiert -oder gern gut geschriebene Bücher zum Thema Filmgeschäft liest- sollte die Anschaffung dieser Veröffentlichung in Betracht ziehen! Selbstverständich wird auch Francos Schaffen (1975-77) für Dietrich in einem Kapitel gewürdigt, das Vorwort zum Buch verfasste Jess Franco!

Bei "Klang & Kleid" ist der vorzügliche Lesestoff zum lachhaften Preis von 15€ zu bekommen, ansonsten sind meist zwischen 30-50€ fällig (die der Titel locker wert ist)!

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Di 11. Sep 2012, 23:33
von Blap
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Der Rächer aus der Todeszelle (Hongkong 1976, Originaltitel: Si qiu)

Herr Chiang kocht auf mittlerer Flamme

Lung Wen-Hsuan (Bai Ying aka Pai Ying) führt eine Horde gnadenloser Mordbuben an. Wohlhabende Bürger werden in ihren Anwesen überfallen und skrupellos getötet, zu allem Überfluss steckt der angesehene Cheng Meng (Ku Feng) mit der Bande unter einer Decke. Feng Ta-Kang (Tsai Hung) gerät in einen dieser Überfälle, trotz seiner hervorragenden Kampfkünste kann er die Übertäter nicht stoppen und wird kurzzeitig ausser Gefecht gesetzt. Es soll jedoch noch schlimmer für Feng kommen, die zuständige Polizei hält ihn für einen der Täter, sperrt den Unschuldigen in eine düstere Einzelzelle, es droht die Todesstrafe! Derweil ahnt der kleine Taschendieb Yang Lin (David Chiang) noch nichts von den ihm bevorstehenden Ereignissen, ist er doch in erster Line mit kleinen Gaunereien und seiner Herzdame Bao Ying (Lily Li) beschäftigt. Pech ereilt den fröhlichen Taugenichts, der Diebstahl einer Geldbörse bringt Yang Lin ebenfalls hinter Gitter, zwecks Erpressung eines Geständnisses steckt man den harmlosen Burschen zu Feng in die Zelle. Nach Anlaufschwierigkeiten entsteht eine tiefe Freundschaft zwischen den Männern, gemeinsam entkommt man aus dem Knast, es kommt zur unvermeidbaren Konfrontation mit Lung Wen-Hsuan und dessen Schergen...

David Chiang wurde in den späten sechziger/frühen siebziger Jahren zu einem der grössten Stars der Shaw Brothers, bei dem hier kurz vorgestellten Eastern-Drama zeichnet er auch für die Regie verantwortlich. "Der Rächer aus der Todeszelle" mag nicht immer auf den Punkt genau inszeniert sein, verliert sich hier und da in Nebensächlichkeiten, bietet aber insgesamt ansprechende Unterhaltung. Chiangs dritte Regiearbeit setzt in erster Linie nicht auf Kämpfe, der Streifen baut auf zwei sehr unterschiedlich angelegte Hauptcharaktere. Erst im Laufe des recht ausufernd angelegten Finales drückt der Chef aufs Gaspedal, sämtliche aufgestaute Energie entlädt in Fratzengeballer der soliden Gangart (Chiang überlässt die Bühne der Kampfkunst weitgehend Tsai Hung und den Fieslingen, er selbst zappelt lediglich zornig umher). Angenehmerweise schreckt das Drehbuch nicht vor tragischen Elementen zurück, ich will an dieser Stelle jedoch nicht zu viel verraten. Fürs Auge werden (auch) die üblichen "Shaw-Kulissen" geboten, deren offensichtliche Künstlichkeit einen geschätzen und stilprägenden Bestandteil der Produktionen aus diesem Hause ausmacht. Kontrast bieten die Szenen in der dunklen Zelle, ohne den Rest des Werkes zu dominieren. Kleine Liebeleien zwischen David Chiang und Lily Li kommen freilich nicht ohne Kitsch aus, indessen sorgt ein graziler Hauch Erotik für milde Würze, sehr schön.

Hauptdarsteller und Regisseur in Personalunion, David Chiang präsentiert sich nicht als strahlender und das Schwert schwingender Held. Nein, sein Yang Lin ist ein naiver Tagedieb, eine Art Robin Hood im Schmalspurformat, selbstverständlich verteilt er die Beute seiner "Arbeit" zu einem erheblichen Teil an arme Mitbürger. Keinen seriösen Job, keine Fähigkeiten im Kampf, ein liebenswerter Verlierer. Unter dem Druck überschäumender Wut, Trauer und Verzweiflung wächst er (ein wenig) über sich hinaus. Chiang löst diese Aufgabe im Finale sehr geschickt und nachvollziehbar, trotz mangelnder Kampfkunst beisst sich Yang Lin am Gegner fest, hat keine Chance und nutzt sie (mit oder ohne Erfolg? Das müsst Ihr auf eigene Faust überprüfen). Oft sah man David Chiang an der Seite eines anderen Topstars der Shaw Brothers, dem nicht minder gut beschäftigten Ti Lung. Tsai Hung ist ein ganz anderer Typ als Ti Lung, kommt weitaus kantiger und kerniger daher, die Chemie zwischem dem ungleichen Duo stimmt, ich habe Ti Lung zu keiner Sekunde vermisst. Es brodelt und brodelt und brodelt, schliesslich darf Tasi Hung ordentlich auf den Putz (das Fleisch und die Knochen seiner Gegner) hauen, auf der Speisekarte stehen die Oberschurken und diverse Helferlein der Bösewichter. Ku Feng ist sowieso eine sichere Bank, folglich überzeugt er in der Rolle des verschlagenen Geldsacks, liefert nebenbei einen ordentlichen Kampf ab. Noch besser gefällt mir der Auftritt von Pai Ying, er gibt den eiskalten Schurken grandios, hinter der biederen Fassade lauert das Raubtier. Chan Shen soll nicht unerwähnt bleiben, er nimmt den dritten Rang auf der Fahndungsliste ein. Die Damen haben nicht viel zu lachen. Lily Li sorgt sich um ihren Liebsten und gerät in den Dunstkreis der Ganoven, während Hu Chin vorgibt als Prostituierte ein glückliches und sicheres Leben zu führen.

Wer vor allem jede Menge Action mit einer Shaw Brothers Produktion verbindet und keine Lust auf Abwechslung verspürt, für den ist "Der Rächer aus der Todeszelle" vermutlich weniger gut geeignet (trotzdem rate ich zu einem Versuch). Bevor es zum grossen Geprügel auf Leben und Knochenbruch kommt werden die Weichen gestellt, die Darsteller überzeugen auch abseits der liebgewonnenen und begehrten Zappeleien. Gewohnt gute Ausstattung und ein gepflegtes Ensemble, kleine Schwächen der Inszenierung sind verzeihbar.

Die DVDs aus der Shaw Brothers Reihe von MIB spalten die Gemeinde. Zwar konnte man ordentliche Vorlagen aus Hongkong nutzen, die Bildqualität bietet daher (meist) nur wenig Anlass zur Kritik. Leider verzichtete man auf die alten deutschen Synchros, verpasste den Filmen neue Sprecher. Sehr schade, denn der spezielle und knuffige Zungenschlag geht verloren, obschon die jüngeren Versionen überwiegend gar nicht so mies wir ihr Ruf sind. "Todeszelle" wurde aber meines Wissens nach erst vor wenigen Jahren für den deutschen Markt ausgewertet, daher entfällt das "Wo-ist-die-alte-Synchro-geblieben-Problem". Auf der DVD ist weiterhin der Originalton (mandarin) enthalten, welcher mit einer anderen musikalischen Untermalung ausgestattet ist (beide Varianten reissen in dieser Disziplin keine Bäume aus). Im Bonusbereich gibt es Texttafeln in englischer Sprache auf die Augen, hinzu gesellen sich ein paar Trailer aus dem Shaw-Kosmos.

Zunächst wollte ich es bei 6/10 belassen, aber frischer Wind und "Mut zur Tragik" verhelfen dem Streifen zu 6,5/10.

Lieblingszitat:

"Was für ein schlauer Fuchs! Verkauft mich ja nicht für dumm!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Fr 14. Sep 2012, 13:49
von Blap
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BD von Raro Video (USA)



Murder Obsession (Italien, Frankreich 1981, Originaltitel: Follia omicida)

Anita, Laura & Silvia - Gipfeltreffen der Eurokult-Halbgöttinnen (Aktualisierter Kurzkommentar)

Michael (Stefano Patrizi) verdient seine Brötchen als Filmschauspieler. Nach langer Zeit besucht er seine Mutter (Anita Strindberg), die ein großzügiges Anwesen auf dem Lande bewohnt, dort von ihrem Hausdiener Oliver (John Richardson) umsorgt wird. Michael verbindet ein merkwürdiges Verhältnis mit seinem Muttertier, er stellt die mitgereiste Debora (Silvia Dionisio) lediglich als eine Mitarbeiterin vor, obwohl die junge Dame mit ihm Tisch und Bett teilt. Wenig später tauchen weitere Kollegen des Schauspielers auf, darunter eine attraktive Kollegin (Laura Gemser) und der Regisseur Hans (Henri Garcin). Niemand ahnt etwas von den schrecklichen Vorfällen, welche sich vor vielen Jahren in Michaels Kindheit zutrugen. Eine fürchterliche Bluttat prägt noch immer die Psyche des jungen Mannes, der im Knabenalter seinen eigenen Vater mit einem Messer erstach. Debora wird von Albträumen heimgesucht, erfährt von Michaels Mutter mehr über die finstere Vergangenheit ihres Lebensgefährten. Bizarre Morde brechen über die Besuchergruppe herein, die Grenze zwischen Fiktion und Realität beginnt zu verschwimmen. Wer steckt hinter den Gewaltexzessen? Wurde Michael von seinem Kindheitstrauma übermannt? Oder hat der geheimnisvolle, verschrobene Oliver seine Finger in diesem blutigen Spiel...???

Bereits 1946 inszenierte Riccardo Freda seinen ersten Spielfilm. Bis 1969 entstand der größte Teil seines Schaffens, seine Beiträge aus den siebziger Jahren haben sich trotzdem nachhaltiger in meinem Gedächtnis eingeprägt. 1969 fügte er dem "Edgar Wallace Universum" mit "Das Gesicht im Dunkeln" ein interessantes Werk zu, Klaus Kinski durfte dort seine Qualitäten als Hauptdarsteller beweisen, Wallace-Fans bewerten den Film sehr unterschiedlich (ich mag den Streifen, was sicher nicht überraschend anmutet). 1971 kam Freda mit dem unterhaltsamen Giallo "Die Bestie mit dem feurigen Atem" (L'iguana dalla lingua di fuoco) aus der Kiste, 1972 gab es den herrlichen Grusler "Tragic Ceremony" (Estratto dagli archivi segreti della polizia di una capitale europea) zu bestaunen. Dies soll als kurzer Blick auf Fredas Filmographie genügen, ich wende mich nun "Murder Obsession" zu.

Die letzte Regiearbeit Fredas kommt mit einer ordentlichen Dosis Gothic-Horror daher, wirft gialloeske Elemente in die Waagschalen des Blutes, kann mit einem sehr beachtenswerten, bemerkenswerten Ensemble auftrumpfen. Ich nutze gern Worte wie "Atmosphärenschmeichler" und "knuffig", auf diesen Film treffen sie in ganz besonderem Maße zu. Die Schauplätze machen keine Gefangenen, ein altes, großes und vor allem unheimliches Gemäuer, in dem ständig der Strom "ausfällt", Kerzen versuchen der Dunkelheit flackernd Paroli zu bieten. Flucht ausgeschlossen, selbstverständlich wird das Anwesen von einem Wald umschlossen, Schauplatz "feucht-glibbriger" und "nass-roter" Vorfälle. Seinen sinnlichen Höhepunkt erlebt der Flick während einer grotesken Traumsequenz, in der Silvia Dionisio auf eine gigantische Gummispinne trifft, Fledermäuse an Fäden durch das gruftige Ambiente schwirren, Blut aus Totenschädeln quillt. Klar, da geht mir das Herz auf, da kennt die Knuffigkeit keine Grenzen! Freda geht sogar einen Schritt weiter, er gönnt dem freudig erregten Zuschauer ein paar Blicke auf Frau Dionisios wohlgeformte Möpse. Ich bin im Himmel, einen schöneren Albdruck kann es nicht geben! Manch übler Nörgelbruder wird sich über die eigenwillige Spinne beschweren, doch was kümmert es mich, ich liebe solchen Unfug. Überwiegend fühlt sich das liebenswerte Treiben angenehm altmodisch an, scheint eher aus den späten Sechzigern/frühen Siebzigern zu stammen. Zwei, drei wüste Metzeleien sind offenbar dem Zeitgeist der frühen achtziger Jahre geschuldet, doch ausgerechnet diese kleinen Einlagen sind handwerklich katastrophal ausgeführt. Gehen die "anderen gezeigten Seltsamkeiten" als bewusstseinserweiternd durch, klatscht uns das Mettgut als purer Obertrash frontal in die Fresse. Fürs Phrasenschwein: "Weniger ist manchmal mehr". Mir haben diese Aussetzer keinesfalls den Spass geraubt, sie nagen an der Atmosphäre, richten aber letztlich keinen nennenswerten Schaden an. Bei Freda gehen Meisterschaft und Versagen ab und an Hand in Hand, was seine Filme noch tiefer und inniger in meinem Herzen verankert (Nachtrag: Versagen kann man Freda nicht anlasten, die FX-Menschen tragen die Verantwortung. Mich stören diese Einschübe auch nach erneuter Sichtung nicht, sie verleihen dem Werk einen dezent "theaterhaften" Anstrich).

Den Damen gewähre ich gern den Vortritt, auf geht es! Silvia Dionisio ist immer einen Blick wert, spätestens seit "Horror-Sex im Nachtexpress" (La ragazza del vagone letto, 1979) hat sie einem Platz auf meinem Altar sicher. Die Rolle der Debora ist ein harter Job, Silvia besteht die Prüfung mit ihrem natürlichen Sexappeal, dem ich mich zu keiner Sekunde entziehen kann (warum sollte ich auch?). Laura Gemser verkörperte in etlichen Sausen die legendäre "Black Emanuelle", wälzte sich in zahlreichen Erotikstreifen im heissen Sand und auf bebenden Matratzen. Ganz ohne Nummer kommt sie auch unter Freda (unter Freda, huhu) nicht aus, wandelt aber überwiegend auf züchtigen Pfaden. Laura in einer (fast) etwas anderen Rolle, sehr angenehm. (Fast) noch bemerkenswerter ist das Wiedersehen mit der Schwedin Anita Strindberg, die in der ersten Hälfte der siebziger Jahre in erstklassigen Gialli mitwirkte, zu den weiblichen Stars des Genres zählte. Titel wie "Der Schwanz des Skorpions" (La coda dello scorpione, 1971) und "The Child - Die Stadt wird zum Alptraum" (Chi l'ha vista morire, 1972) sprechen für sich. Strindberg präsentiert sich deutlich gereift, ihre Darbietung geht weit über das nette Blondchen hinaus. Ihrem Filmsohn kommt sie unangemessen nahe, eine rätselhafte Aura umgibt die Hausherrin, was steckt hinter der edlen Fassade? Martine Brochard will ich nicht unterschlagen, sie geht im Vergleich zum "Mega-Trio" fast ein wenig unter, dient als positiv zu bewertende Ergänzung. Frauenpower der Oberklasse, kein leichtes Spiel für die Männlein. Stefano Patrizi spielt den grossen, verwirrten und unsicheren Jungen gelungen, sein eher unscheinbares Äußeres erweist sich dabei als hilfreich. Henri Garcin gibt den "Ergänzer" im Männerteam, John Richardson fällt die interessanteste Rolle zu. Sein Oliver ist ein seltsamer Kerl, der nicht nur den anwesenden Damen eine Gänsehaut verpasst. Zusammenfassend: Eine starke Truppe! Wo bekommt man schon Silvia Dionisio, Laura Gemser und Anita Strindberg in einem Film zu sehen?

"Murder Obsession" ist (mal wieder) einer dieser Filme ... Eine dieser Super-Sausen, ein Streifen der mein Herz im Sturm erobert. Freda leistet sich hier und da ein paar Schnitzer, die Effektmenschen greifen teilweise tief ins Schüsselchen. Na und??? Warum sollte ich diesem Atmosphärenhammer-Knuffelchen in die Wade beißen, es gibt keinen verdammten Grund dafür! Groteskes Ungetüm, saftiges Obst, Abgründe des Grauens. Riccardo Freda setzt seiner letzten Regiearbeit mit einem tiefschwarzen Ende die Krone auf, danke dafür!

Die obigen Zeilen entstanden im November des vergangenen Jahres, damals nach Sichtung der DVD aus Italien. Vor allem im Nischenbereich hat die DVD noch längst nicht ausgedient, viele Titel erscheinen nach wie vor nicht auf BD, kleine Label legen teils erstklassige DVD-Auswertungen vor. Über die alte Ausgabe von "Murder Obsession" lässt sich leider wenig Gutes sagen, um die BD ist es glücklichweise weitaus besser bestellt! Endlich lässt sich Riccardo Fredas letzte Regiearbeit in angemessener Verfassung geniessen! Ferner bietet die Blu-ray zwei unterschiedliche Versionen an, die längere Fassung aus Italien (im O-Ton mit englischen Untertiteln) und eine etwas kürzere Version in englischer Sprache. Auch der Bonusbereich hat eine Aufwertung erfahren, mehr Interviews und ein Booklet liegt ebenfalls wieder bei. Klarer Pflichtkauf, meine DVD freut sich sehr über ihre blaue Schwester. Tipp: Beschafft euch zusätzlich Fredas "Tragic Ceremony", geniesst während einer lauschigen Herbstnacht ein herrliches Double Feature!

Es bleibt bei sehr dicken 7,5/10 (gut bis sehr gut), bei der nächsten Sichtung sind vermutlich 8/10 fällig!

Lieblingszitat:

"Your Mother is a Monster of evil" (Welch infame Unterstellung!)


***


Ferner im Player:


• Ironclad (Großbritannien, USA 2011) - Eine kleine Gruppe Rittersleut muss um jeden Preis eine Burg halten, die zahlenmäßig weit überlegene Gegnerschaft benötigt einen langen Atem.

Als Aufhänger dient die Magna Carta, doch "Ironclad" will keinen Geschichtsunterricht bieten. James Purefoy hinterlässt als unbeugsamer Templer einen ordentlichen Eindruck, Brian Cox gefällt als kerniger Widersacher des irren Paul Giamatti (sehr stark). Hier geht es blutig und räudig zur Sache, ruppige Unterhaltung mit diversen Verschnaufpausen. Insgesamt durchaus stimmungsvoll in Szene gesetzt und sehr ansprechend auf BD präsentiert.

Zunächst 6,5/10 (da geht noch was)



• Meltdown - Wenn die Erde verbrennt (USA 2006) - Casper Van Dien und andere Gestalten stolpern durch ein Katastrophenszenario. TV-Produktion hin oder her, dieses Filmchen macht in erster Linie durch Versagen an allen Fronten auf sich aufmerksam.

Fast entwickelt "Meltdown" trashige Qualität, vielleicht wage ich in ein paar Jahren die Zweitsichtung. An der DVD gibt es nichts zu meckern.

Knappe 4/10 (einige Lacher retten den Streifen vor dem totalen Untergang)

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mo 17. Sep 2012, 22:57
von Blap
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Detention - Die Lektion heißt Überleben (Kanada 2003, Originaltitel: Detention)

Dolph! Vertrauenslehrer für alle Fälle!

In den frühen neunziger Jahren war Sam Decker (Dolph Lundgren) Mitglied einer Spezialeinheit der Army, die im Krieg auf dem Balkan mit heiklen Missionen betraut war. Inzwischen liegt diese Zeit rund zehn Jahre zurück, Decker verdient seine Brötchen als Lehrer an einer High School. Da er mit diesem Job nicht mehr sonderlich glücklich ist, reicht er bei seinem Chef kurz vor dem Wochenende die Kündigung ein. Der Schuldirektor lässt die gute Lehrkraft nicht gern ziehen. Als kleine "Rache" würgt er Decker die undankbare und nervige Aufgabe rein, die am Freitagnachmittag zum Nachsitzen verdonnerten Kids zu beaufsichtigen. Decker stellt sich auf einen langweiligen Nachmittag ein, doch von Langeweile kann bald nicht die Rede sein! Vier Schwerverbrecher dringen in das Schulgebäude ein, wollen dort ihre Vorbereitungen für einen cleveren Raubzug durchziehen. Die Bande hatte lediglich den Wachmann auf der Rechung, schnell stellen die unfreundlichen Eindringlinge fest, dass sich noch ein Lehrer und vier Schüler im Gebäudekomplex befinden. Damit aber noch nicht genug, denn in der Bibliothek ackert ein fleissiger Schüler Stoff durch, ein Pärchen treibt sich in den Räumlichkeiten der Haustechnik herum. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt, denn alle "offiziellen" Ausgänge des Schulgebäudes sind per Sicherheitssystem verriegelt, den "inoffiziellen" Ein-/Ausgang kennen bisher nur die skrupellosen Kriminellen. Hilfe von ausserhalb ist nicht zu erwarten, die Telefonleitungen wurden von den Bösewichtern vorsichtshalber gekappt. Handys sind ebenfalls nicht greifbar, schliesslich sind die kleinen Nervtöter innerhalb der Schule strikt untersagt. Kann Sam die Bande stoppen, welche Ziele verfolgen die Gauner tatsächlich???

Die letzte Sichtung lag bereits vier Jahre zurück, daher habe ich den alten Kurzkommentar leicht überarbeitet.

Hui, das war wirklich ein geiles Date mit einem feinen B-Actioner! "Detention" hat mir sehr gut gefallen, der starke Eindruck wurde durch die erneute Session gefestigt!

Dolph zeigt sich in gewohnt guter Spiellaune, die übrigen Charaktere wurden brauchbar besetzt, verblassen aber im mächtigen Schatten des Meisters. Sicher gibt es diverse Szenen mit grotesken Momenten. So ballern die Gauner teils wild um sich, scheinen aber aus drei Metern Entfernung keinen Möbelwagen zu treffen. Eine herrliche Verfolgungsjagd darf nicht fehlen! Ein Schüler ist auf seinen Rollstuhl angewiesen, er flüchtet vor einem Gauner -der ihm per Motorrad (!) auf den Fersen ist- die beiden "rasen" ballernd durch die langen Gänge der Schule, herrlich bescheuert! Trotzdem artet es nicht in wirren Klamauk aus, man sollte allerdings schon ein gewisses Maß an Zuneigung für solche Übertreibungen aufbringen. Ansonsten geht die Inszenierung als sehr gelungen durch, handwerklich herrscht ein erstaunlich hohes Niveau. Mit Sidney J. Furie hat man einen alten Hasen für den Regiestuhl angeworben, eine sehr gute Wahl.

Ich bin erneut sehr angetan von "Detention". Auch ohne meine übliche "Dolph-Brille" mag ich den Film sehr gern. Wobei Dolph -wie schon erwähnt, wie soll es anders sein- natürlich einen höllisch guten Job macht. Die DVD ist empfehlenswert, ordentliche Bildqualität, dazu eine Prise Bonusmaterial.

Mir ist die geringe Begeisterung für diesen Film extrem rätselhaft. Aber was solls, ich bin eben ein alter Spinner mit kauzigen Vorlieben. Dolph regiert!

Fette 8/10 = SEHR GUT!

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mi 19. Sep 2012, 22:37
von Blap
Die vergangenen Abende in Ultrakurzform:


• On the Run (Frankreich 2011) - Franck (Albert Dupontel) soll bald aus dem Gefängnis entlassen werden. Der wegen eines Raubes verurteilte Ganove freut sich auf die Zukunft, treue Ehefrau und kleine Tochter erwarten ihn, die Kohle aus dem Beutezug liegt sicher in einem clever gewählten Versteck. Als sich die Lage im Knast deutlich verschlechtert und die Haftdauer verlängert wird, baut Franck in seiner Not auf die Hilfe des unscheinbaren Zellengenossen Jean-Louis (Stéphane Debac). Dessen Entlassung steht unmittelbar bevor, Jean-Louis saß unschuldig im Bau. Schnell stellt sich Francks Entscheidung als fürcherliche Fehleinschätzung heraus, nun muss er um jeden Preis aus dem Knast entfliehen! Eine atemlose Jagd durch Frankreich nimmt ihren Lauf, die Polizistin Claire Linné (Alice Taglioni) ist dem Flüchtling hart auf den Fersen...

Starker Stoff aus unserem Nachbarland. Albert Dupontel kommt zunächst wenig sympathisch rüber, nach und nach erobert Franck das Herz des Zuschauers, fiebern wir mit dem gejagten Jäger um die Wette. Stéphane Debac darf sich von einer ausnehmend ekelhaften Seite zeigen, Alice Taglioni spielt solide auf, in einer Nebenrolle ist die attraktive Caterina Murino zu bewundern. Action, Spannung und interessante Charaktere, stimmungsvolle Kulissen und eine moderne -aber nicht übertrieben hektische- Inszenierung. Eric Valette liefert mit "La proie" einen packenden Mix aus Action und Thriller ab, lediglich das Ende dürfte für meinen Geschmack eine Spur herber abgeschmeckt sein. Die Blu-ray von Atlas Film (im Vertrieb von Koch Media) präsentiert den Streifen in toller Qualität, neben der deutschen Synchronisation liegt der Ton auch im französischen Orignal vor.

Dicke 7,5/10 = gut bis sehr gut! Vermutlich geht da noch was, ich freue mich auf die nächste Sichtung! Klare Kaufempfehlung!



• American Pie präsentiert: Die nächste Generation (USA 2005) - Matt Stiffler ( Tad Hilgenbrink) eifert seinem Vorbild und grossen Bruder nach, zwecks Erziehungsmaßnahme schickt ihn der Sherminator (Chris Owen) ins Sommercamp für Schulorchester. Matts Mitschülerin Elyse (Arielle Kebbel) dirigiert eine dieser Kapellen, die junge Frau ist entsetzt, was hat den kleinen Stiffler in ihr Reich verschlagen?

Ich mag "American Pie" (1999) und "American Pie 2" (2001) wirklich gern, manchmal steht mir der Sinn nach debilen Teenie-Klamauk-Streifen. "American Pie - Jetzt wird geheiratet" (2003) ging mir auf die Nerven, vergällte mir die Lust auf weitere Filmen der Reihe. Dennoch landete die Scheibe mit der nächsten Generation vor ein paar Jahren in meiner Sammlung, nun war es endlich an der Zeit für die Erstsichtung. Ich fasse mich kurz, an den Unterhaltungswert der beiden ersten Sausen kann dieses Machwerk nicht anknüpfen, den dritten Teil deckelt der kleine Nachzügler jedoch. Übliche Klischees und flache Witze, insgesamt zu brav und mit Kitsch-Finale. Teenie-Schund für den kleinen Hunger, doof und irgendwie kurzweilig. Bevor ich es vergesse, der unkaputtbare Eugene Levy ist erneut an Bord.

Nur für tolerante Filmfreunde mit Hang zum Schwachsinn geeignet. Ich mag den Streifen, ziehe freundliche 5,5/10.

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Fr 21. Sep 2012, 00:12
von Blap
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DVD von Code Red



The People Who Own The Dark (Spanien 1976, Originaltitel: Último deseo)

Die letzte Orgie?

Ab und zu trifft sich eine kleine Gruppe angesehener Mitglieder unserer Gesellschaft auf einem abgelegenen Landsitz. Angesehene Diplomaten, seriöse Geschäftsleute und elitäre Wissenschaftler vergnügen sich mit attraktiven Damen, in einem würdevollen Kellergewölbe huldigt man dem Erbe des Marquis de Sade. Kaum hat Hausherrin Lily (Maria Perschy) ihre keine Begrüßungsrede vom Stapel gelassen und der Abend begonnen Fahrt aufzunehmen, wird das gesamte Anwesen wie von einem mächtigen Erdbeben durchgerüttelt. Professor Fulton (Alberto de Mendoza) erkennt die Ernsthaftigkeit der Lage, irgendwo in der Ferne muss es zu einer gewaltigen Explosion gekommen sein, der befürchtete Atomkrieg ist ausgebrochen! Zunächst haben die Freunde der Gelüste keinen sichtbaren Schaden genommen, der Aufenthalt unterhalb der Erdoberfläche verhinderte das Schlimmste. Dem Hauspersonal ausserhalb des Kellers ist weniger Glück beschieden, blind und mit Tode ringend taumeln sie dem Verderben entgegen. Radio und Telefon sind ausgefallen, niemand kann den Ort des Bombeneinschlags bestimmen. So beschliesst man sich im Gewölbe vor der Strahlung zu schützen, am folgenden Morgen sollen Nahrungsmittel aus dem nächsten Dorf herbeigeschafft werden. In der kleinen Ortschaft wird das Ausmaß der Katastrophe deutlich, sämtliche Einwohner befanden sich auf einem Fest und irren blind und verzweifelt umher. Es kommt zu einer fürchterlichen Eskalation, mehrere Bewohner des Dorfes werden von dem durchdrehenden Victor (Tomás Picó) erschossen. Nur mühsam und zu spät gelingt es der Gruppe um Professor Fulton und den wohlhabenden Borne (Paul Naschy) den Aggressor zu stoppen, der ebenfalls völlig überforderte Dr. Robertson (Ricardo Palacios) erwürgt den Schiesswütigen. Nach diesen Ereignissen müssen die Damen und Herren nicht nur die Folgen des Atomkriegs fürchten, die erblindeten Dorfleute wollen eine offene Rechnung um jeden Preis begleichen...

León Klimovsky verdanken wir einige prächtige Streifen, vor allem die Zusammenarbeit des Regisseurs mit Spaniens Horror-Ikone Paul Naschy war äusserst fruchtbar. Hier ein paar aussagekräftige Beispiele:

• Die Nacht der Vampire (La noche de Walpurgis, 1971)
• Blutrausch der Zombies (La rebelión de las muertas, 1972)
• Todeskreis Libelle (Una libélula para cada muerto, 1974)

"The People Who Own The Dark" baut auf ein übliches Endzeitszenario, nach dem Atomkrieg muss sich eine kleine Gruppe Überlebender gegen mordlüsterne Häscher zur Wehr setzen. Was sich zunächst als wenig kreatives Fundament präsentiert, wird durch zahlreiche Wildereien in verwandten Genres zu einem ganz besonderen Filmerlebnis. Der Streifen verzichtet völlig auf zerstörte Städte und trostlose Wüstenlandschaften oder graue Kiesgruben, lediglich im kurzen und heftigen Finale sieht es tatsächlich ein wenig nach Endzeit aus. Interessanterweise bettet Klimovsky das Geschehen in einen herrschaftlichen Landsitz ein, freilich inklusive Kellergewölbe, dieses Umfeld scheint wie geschaffen für einen klassischen Gruselstreifen. Vor dem Atomschlag streicht kurzzeitig ein Hauch prickelnder Erotik unsere Wangen, später mutet die Bedrohung durch die blinde Dorfbevölkerung wie eine Belagerung durch Zombies an, obendrauf gibt es eine kleine Liebesgeschichte. Zunehmend kippt die Stimmung innerhalb der Gruppe, entwickelt die um sich greifende Zerstörung der Harmonie eine gefährliche Dynamik. Der offensive Brückenschlag zurück zur Endzeitthematik erfolgt in den letzten Minuten, zu Klängen aus Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie schlägt uns León Klimovsky mit voller Wucht in den Magen, zynische Kälte und grosse Kunst prallen wie ein gewalter Vorschlaghammer auf Herz und Hirn des Zuschauers! Großartig! "Último deseo" bereichert das Thema Endzeit durch Ausflüge in andere Bereiche, überschüttet mich geradezu verschwenderisch mit Wohlfühlatmosphäre und Knuffigkeit, haut mir abschliessend dennoch mit aller Wucht in die Fresse, vielen Dank dafür!

Werfen wir einen Blick auf die Damen und Herren vor der Kamera. Alberto de Mendoza macht einen verdammt guten Job, sichert sich als Professor Fulton mit "herzlicher Intelligenz" meine Zuneigung. Der in Argentinien geborene Schauspieler ist Freunden gepflegter Euro-Unterhaltung kein Fremder, er wirkte in unverzichtbaren Gialli wie z. B. "Der Killer von Wien" (Lo strano vizio della Signora Wardh, 1970) und "Der Schwanz des Skorpions" (La coda dello scorpione, 1971) von Sergio Martino mit. Meine Begeisterung für Paul Naschy ist kein Geheimnis. Diesmal gibt er nicht den tragischen Werwolf mit Herz oder einen anderen Horrorknuffel, er agiert unter Druck mehr und mehr egoistisch und bösartig, Herr Naschy überzeugt auch als Charakterschwein. Bemerkenswert der Auftritt von Ricardo Palacios, in der Rolle des dicklichen Dr. Robertson verliert er zunehmend die Contenance, verliert sich im Wahnsinn. Auf den ersten Blick vielleicht albern, letztlich bedrückend und anrührend. Es soll nicht zu ausufernd geraten, daher möchte ich mich nun den Damen zuwenden. Maria Perschy fungiert als Puffmutter der besseren Sorte, nebenbei knabbert Lily noch immer an tiefgehendem Liebeskummer, unterhielt einst eine lesbische Beziehung zu Berta (Teresa Gimpera). Es wäre sicher reizvoll Maria Perschy und Teresa Gimpera mehr Raum zur Reaktivierung ihrer Leidenschaft zu gewähren. Dies geschieht nicht, für zu viele Nebenschauplätze bleibt kein Raum. Bei genauer Betrachtung eine gute Entscheidung, schliesslich sorgt die aufkeimende Liebe zwischen Professor Fulton und Clara für entsprechende Momente. Clara wird von der bezaubernden Nadiuska gespielt, eine höchst erotische Dame mit wunderschönen Augen und sinnlichen Lippen, mein Puls kommt beim Gedanken an die Dame auf Touren. Kaum weniger reizvoll Julia Saly, die mich einmal mehr mit ihrer etwas eigenwilligen Schönheit betört. Ich liebe Julia Saly für ihre fantastische Darbietung der Blutgräfin Bathory im Naschy-Klassiker "The Night of the Werewolf" (El retorno del Hombre-Lobo, 1981), bei dem Meister Naschy als Waldemar Daninsky unterwegs ist und weiterhin für die Regie verantwortlich zeichnet. Julia Saly ist in dem hier kurz vorgestellten Film weit von der perversen Gräfin entfernt, sie zeigt uns ihre zarte und zerbrechliche Seite, das Drehbuch nutzt die Rolle der Marion für einen kleinen Nackenschlag, nicht immer hat eine milde Gabe an einen Bettler gnädige Folgen. Diana Polakov und Leona Devine sind nett anzuschauen, ich möchte meine Zeilen zum Ensemble damit beschliessen.

Endzeit aus einem anderen Blickwinkel, gewürzt mit bewährten Zutaten aus dem Genreumfeld. Diese Ausrichtung funktioniert ganz vorzüglich, ich musste mir den Film gleich mehrfach hintereinander zu Gemüte führen, er wird in Zukunft immer wieder ein gern gesehener Gast in meinem Player sein! León Klimovsky lieferte mit "Último deseo" wohl einen seiner besten Streifen ab, ich bin restlos begeistert! Geschickt streut der Auftakt kleine Hinweise auf das kommende Inferno, um dann clever (fast) ohne "Endzeitoptik" im Gewand anderer Genres unterhaltsam und kurzweilig 80 Minuten für wohlige Schauer zu sorgen, gekrönt durch den harschen Kontrast des schmerzhaft-intensiven Finales. Zerfall einer dekadenten Gesellschaft, mit Konsequenz und ohne Gande zu Ende geführt.

Von Code Red kommt die DVD zum geneigten Filmfreund ins Haus, die Scheibe ist unter http://www.codereddvd.com direkt beim Erzeuger zu beziehen. "The People Who Own The Dark" ist in zwei Varianten enthalten, eine wurde von einer 35mm Kopie abgetastet, alternativ liegt der Transfer eines alten 1-Zoll-Videos vor. Auf dem Cover wird auf die Verfassung der 35mm Kopie hingewiesen: "Brand new telecine from an abused, scratched and beat-up 35mm print that went vinegar!" Ja, der ramponierte Zustand ist nicht zu übersehen, sorgt aber für ein tolles "Kinofeeling", die Kratzer und Rumpeleien stören mich keinesfalls, Farben und Schärfe sind solide. In der Tat erinnert mich diese Präsentation an die abnudelten Kopien anderer Filme, die ich in meiner Kindheit im alten Dorfkino geniessen durfte. Damals wurde der Grundstein für meine Filmleidenschaft gelegt, aber ich will mich nicht allzu sehr in diesen lange zurückliegenden Nachmittagen suhlen (Lüge! Ich will, ich will, ich will!!!). Auf der DVD befinden sich zusätzlich ein paar Trailer zu Titeln aus dem Labelprogramm. Klare Kaufempfehlung meinerseits, die Scheibe ist übrigens codefree.

Uff, schon wieder das Zahlenraster. Zunächst belasse ich es bei sehr feisten 8,5/10 (sehr gut bis überragend)! Selten treffen Wohlgefühl und Boshaftigkeit derartig stimmungsvoll aufeinander! Pflicht!

Lieblingszitat:

"An Explosion! A big one, maybe more than one!"

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Verfasst: Mi 26. Sep 2012, 00:24
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"

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Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


Folge 14 - Bumerang (Deutschland 1978)

Breitensport Ehebruch? Alfred verliert den roten Faden. Sehr angenehm!

Laura Mattis (Eva Berthold) wird in ihrem Badezimmer erschossen. Kommissar Köster sucht den Vermieter des Opfer auf, offensichtlich verband Dr. Werner Berger (Hans Caninenberg) eine intime Beziehung mit Laura Mattis. Pikant, denn am Abend des Mordes besuchte Dr. Berger seine Geliebte in deren Wohnung. Berger bekennt sich gegenüber Köster ohne grössere Umschweife zu seiner Affaire. Freilich soll die betrogene Ehefrau Vera (Alwy Becker) nach Möglichkeit nichts von den Ausschweifungen erfahren. Doch die wohlhabende Dame weiss bereits viel mehr als ihr Gatte zunächst ahnt, nebenbei spuckt Vera nicht in die Suppe, mit ihrem Bekannten Bernd Hartog (Joachim Ansorge) fröhnt sich nicht nur der Reiterei auf gesattelten Vierbeinern. Bei der Obduktion des Mordopfers stellt die Gerichtsmedizin eine Schwangerschaft fest, wollte Dr. Berger sich eventuell seiner lästig gewordenen Stossdame entledigen? Laura verdiente ihre Brötchen als Übersetzerin, für ihren Auftraggeber Dr. Kargus (Richard Münch) sollte sie vertrauliche Unterlagen bearbeiten. Nun sind diese Schriftstücke verschwunden, ein gewisser Carlo Girotti (Michael Maien) bietet Dr. Kargus die Dokumente an, selbstverständlich gegen eine kleine finanzielle Entschädigung. Für Köster wird Girotti zunehmend interessant, in Lauras Wohnung finden sich eindeutige Hinweise auf eine Bekanntschaft zwischen dem Gauner und der Toten ...

Hans Caninenberg fiel mir bereits in einigen Derrick Folgen positiv auf. Oft verkörpert er überzeugend brave Bürger aus den oberen Schichten unserer Gesellschaft, hinter der biederen Fassade toben Ängste und Begierden, erneut gelingt Caninenberg eine solide Vorstellung. Alwy Becker gefällt als attraktive, starke und abgeklärte Frau, Joachim Ansorge setzt ihr als unliebsam gewordener Lustbubi zu. Roland Renner soll als Sohn/Stiefsohn der Eheleute Becker für Spannung sorgen, an Verdächtigen mangelt es hier nicht, gleichwohl bleibt Renners Darbietung eher beliebig. Es macht wenig Sinn alle Nebendarsteller aufzuzählen, da einigen Beteiligten sowieso kaum Raum zu Entfaltung bleibt, überdies ihre Beiträge zur Story unerheblich anmuten. Mir sei an dieser Stelle der Hinweis auf Xenia Pörtner gestattet, die Freundin des Alten ist immer eine Bereichung, verleiht der Reihe zusätzlichen Wiedererkennungswert und einen Hauch herzlich-humoriger Wärme.

Alfred Vohrer zeichnet nicht nur für die Regie verantwortlich, das Drehbuch zu "Bumerang" geht ebenfalls auf seine Kappe. Der Mord an einer hübschen Geliebten ist sicher kein schlechter Aufhänger, leicht lassen sich diverse Verdächtige in die Handlung einbauen. Vohrer will in dieser Hinsicht zu viel, wir bekommen es mit einem Wust aus Motiven und Verdächtigen zu tun. Im Wettkampf der Vertuschungen, Erpressungen und Psychosen, taumelt das überambitionierte Baby des Herrn Vohrer zwischen Oberflächlichkeiten und bewegenden Momenten umher. Gewinnendes Versagen und großartiges Handwerk gehen Hand in Hand! Während der Plot die Gemeinde -aus nachvollziehbaren Gründen- nicht durch die Bank zu Jubelstürmen veranlasst, trifft das Treiben auf den Spielfeldern Atmosphäre, Kulissen und Humor nahezu perfekt das Zentrum der Freude. Zunächst darf ich mich an der Wohnung des Opfers erfreuen, was für ein prächtig-geschmackloser Tempel der Lust, siebziger Jahre pur, ich liebe es! Während der Außenaufnahmen zeigt uns Vohrer den weißgrauen Winter in und um München, meine Jahreszeit, meine heisskalte Liebe. Wohlgefühl mit Lowitz, Ande und Pörtner, der Alte feiert mit Sklave und Freundin Geburtstag. Hoch die Tassen, zumindest bis das Telefon schrill auf sich aufmerksam macht, die Pflicht ruft immer und überall. Klar, Cheftrottel/Trottelchef Millinger darf nicht fehlen. Geschätzte 135 Kilo geballte Ignoranz prallen mit Ausdauer auf den Alten, locker lässt Köster den Klops abprallen, stellt ihm bei Bedarf schelmisch grinsend ein Bein. Für die Musik sorgte Frank Duval, für meine Ohren eine seiner besseren Arbeiten. "Bumerang" zeigt uns den "Popanz-Vohrer" im Gewand des späten "Seriös-Vohrer", manche Fontäne entpuppt sich als flaues Fürzchen, viel gewollt und einiges in den Sand gesetzt. Wie eine gewaltige Zielscheibe bietet "Bumerang" für Kritik jeder Art eine üppige Angriffsfläche, aus meiner Sicht federt der ungeheuer grosse Unterhaltungswert sämtliche Einschläge ab.

7,5/10 (gut bis sehr gut)



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In den letzten Nächten gab es Alien in Hülle und Fülle auf Augen und Ohren, alle vier Teile der Saga. Zu Inhalt und Qualität muss nicht viel gesagt werden, ergo fasse ich extrem kurz. Bisher stand die alte "Legacy Box" im Regal, inzwischen haben die DVDs Gesellschaft bekommen, beim Preis von schlappen £9.97 musste ich zusätzlich die britische BD-Box ins Haus holen. Ich bin mit der Umsetzung zufrieden, ferner liegt jeder Film in zwei Schnittfassungen vor.

"Alien" bevorzuge ich in der alten Kinoversion, sie gefällt mir etwas besser als der flotter geschnittene Director's Cut. Anders ist es um den DC von "Aliens" bestellt, der mit mehr Tiefe und Atmosphäre die Kinofassung deckelt. So unangetastet die beiden ersten Teile auf ihren Sockeln stehen, so kontrovers lässt sich über den dritten und vierten Aufguss diskutieren. "Alien³" gefällt mir in der "Special Edition" Variante gut, zwar teils noch unrunder als die Kinoversion, doch letztlich saugt mich die düstere Stimmung energischer in sich hinein. Bezüglich "Alien: Resurrection" bin ich auch nach mehrfacher Sichtung angenehm unentschlossen. Parodie, grosse Kunst oder haltloser Unfug? Von allen Zutaten etwas, im Ergebnis kurzweilig, unterhaltsam, amüsant.

Der Import aus Großbritannien schlägt auch inklusive Versandkosten kaum ins Kontor, weniger als 4€ pro Scheibe werden fällig! Sogar Englischmuffel kommen auf ihre Kosten, alle Filme liegen auch in deutscher Sprache vor. Wer auf die Bonusscheiben verzichten kann, tätigt mit dieser Ausgabe der Alien-Saga eine erstklassige Anschaffung!