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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 3. Okt 2012, 16:49
von horror1966
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Agent Hamilton - Im Interesse der Nation
(Hamilton - I nationens intresse)
mit Mikael Persbrandt, Saba Mubarak, Pemilla August, Jason Flemyng, Leonart Hjulström, Aleksandr Nosik, Ray Fearon, Peter Andersson, Gustaf Hammarsten, Dan Ekborg, David Dencik, Leo Gregory
Regie: Kathrine Windfield
Drehbuch: Jan Guillou / Stefan Thunberg
Kamera: Jonas Alarik
Musik: Philippe Boix-Vives / Jon Ekstrand
Keine Jugendfreigabe
Schweden / 2012

Bei seinem Undercover-Einsatz in einem Waffenschieberring deckt der schwedische Geheimagent Carl Hamilton Zusammenhänge auf, die so manchem Regierungsmitglied alles andere als lieb sind. Denn die internationale Waffenindustrie will Profit machen und dafür nutzt sie die Gier von Politikern skrupellos aus. Selbst vor Terrorangriffen wird nicht zurückgeschreckt, um lukrative Kriege zu provozieren. Seine Ermittlungen bringen Hamilton auf die Spur einer schwer bewaffneten Privatarmee mit besten Kontakten zu Regierungen und Geheimdiensten. Gleichzeitig erhält er Informationen über einen geplanten Terroranschlag auf schwedischem Boden.


Die schwedische Antwort auf James Bond


Nun mag dieser oft verwendete Vergleich für einige Leute etwas zu hoch gegriffen sein, doch in vielen Passagen dieses Filmes sind etliche Ähnlichkeiten zu dem britischen Super-Agenten gar nicht einmal so weit hergeholt. Auf einem Bestseller des schwedischen Romanautors Jan Guillo basierend wurde hier eine äußerst interessante Agenten-Geschichte umgesetzt, die mit einem glänzend aufgelegten Mikael Persbrandt in der Hauptrolle eine absolut glänzende Besetzung erfährt. Schon in etlichen Komissar Beck-Filmen konnte der gute Mann als Assistent überzeugen, was insbesondere seiner charismatischen Ausstrahlung zu verdanken ist. Und diese kommt ihm auch in vorliegender Geschichte sehr zu Gute, denn er verkörpert den schwedischen Nachrichten-Offizier Karl Hamilton auf eine sehr glaubwürdige Art und Weise. Trotz einer optisch frappierenden Ähnlichkeit zum momentanen Bond-Darsteller Daniel Craig wird hier jedoch ein vollkommen anderer Charakter-Typ dargestellt, denn Hamilton ist alles andere als ein schier unbezwingbarer Superheld. Die Figur offenbart nämlich durchaus Schwächen und durch einen sehr unglücklichen Umstand werden ihr sogar tragische Züge verliehen, was den Charakter aber letztendlich nur noch symphatischer macht.

Die Geschichte an sich strotzt zwar nicht durch Innovation, denn ähnliche Szenarien hat man schon des Öfteren gesehen. Dennoch entwickelt sich von der ersten Minute an ein äußerst konstanter Spannungsbogen, der mit einem krachenden Einstieg in das Geschehen eingeläutet wird. Das sich die Ereignisse danach erst einmal wieder etwas beruhigen und somit auch genügend Freiraum für menschliche Momente lassen, ist hier keinesfalls als negativer Aspekt anzusehen, viel eher entsteht eine gesunde Mixtur aus Action-Thriller und menschlichem Drama, was den Gesamteindruck des Filmes meiner Meinung nach erheblich aufwertet. Es handelt sich nämlich nicht um ein ansonsten manchmal überladenes Action-Spektakel, vielmehr legt Regisseurin Kathrine Windfield gesteigerten Wert darauf, die Charakter-Eigenschaften ihrer Hauptfigur eingehend zu beleuchten. Das gelingt ihr dann auch besonders gut, Hamilton lässt trotz seiner knallharten Aura auch diverse Schwächen erkennen, mit denen er die gesamte Laufzeit über zu kämpfen hat. Diese menschliche Darstellung des Agenten kommt dem Ganzen sehr zu Gute und hier ist keinesfalls ein seelenloser Kampfroboter am Werk, sondern vielmehr ein Mann, der auch mit seinem eigenen Gewissen zu kämpfen hat. Nichtsdestotrotz ist sein oberstes Ziel, sein Land vor Schaden zu bewahren und so gilt es, etliche brenzlige Situationen zu überstehen.

Vielleicht ist "Agent Hamilton" nicht so spektakulär ausgestattet wie so manches Abenteuer von James Bond, doch auch hier gibt es genügend erstklassige Action-Passagen, die sich jederzeit sehen lassen können. Sehr wohlwollend kann man dabei den Aspekt anführen, das die Ereignisse nicht zu übertrieben dargestellt werden, sondern zu jeder Zeit einen extrem authentischen Eindruck beim Zuschauer hinterlassen. Dabei gibt es etliche Szenen die sogar recht blutig ausfallen, hierfür ist stellvertretend der Einstieg in das Szenario als bestes Beispiel zu nennen. So kann man auch die hohe Alterseinstufung als gerechtfertigt ansehen und sich auf einen etwas härteren Agenten-Thriller einstellen. Das ist aber im Prinzip gar nicht einmal das Wichtigste, denn hier ist es wirklich das Gesamtpaket, das in allen Belangen als äußerst gelungen bezeichnet werden kann. Neben der richtig gelungenen Geschichte bekommt man erstklassiges Schauspiel geboten und auch die ständigen Tempowechsel innerhalb des Geschehens sorgen für eine ausgewogene Mischung. Der Film hat durchaus seine dialoglastigen-und etwas ruhigeren Phasen, die jedoch nie auch nur annähernd langatmig erscheinen, sondern die perfekte Ergänzung für die erstklassigen Action-Sequenzen darstellen, die auch in ausreichender Anzahl vorhanden sind.

Letztendlich handelt es sich bei "Agent Hamilton - Im Interesse der Nation" um einen ausgezeichneten Agenten-Thriller, den man sich jederzeit gut anschauen kann. Manch einem mögen eventuell die wirklich spektakulären Szenen fehlen, doch gerade dieser Punkt macht den Film meiner Meinung nach äußerst symphatisch. Vollkommen überlagerte Szenarien bekommt man oft genug zu sehen, so das die hier gefundene Kombination einen sehr gelungenen Eindruck hinterlässt. Ein Agent mit menschlichen Schwächen und eine gut umgesetzte Story sorgen für Unterhaltung der besseren Art und lassen die gut 100 Minuten Laufzeit wie im Flug vergehen. Ein äußerst charismatischer Hauptdarsteller erfüllt die von ihm dargestellte Figur mit einem hohen maß an Glaubwürdigkeit, so das man im Endeffekt von einem richtig gelungenem Gesamtpaket sprechen kann.


Fazit:


Schweden ist immer wieder ein Garant für erstklassige Filme, was auch in vorliegendem Fall wieder eindrucksvoll bestätigt wird. Kurzweilige Unterhaltung auf gehobenem Niveau ist hier garantiert, so das man "Agent Hamilton" ohne Bedenken weiterempfehlen kann.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5.1, DD 5.1 / Schwedisch, DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 105 Minuten
Extras: Making of, Interviews, Deleted Scenes, Originaltrailer, Trailershow

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 4. Okt 2012, 11:11
von horror1966
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The Devil's Double
(The Devil's Double)
mit Dominic Cooper, Ludvine Sagnier, Raad Rawi, Philip Quast, Mimoun Oaissa, Khalid Laith, Dar Salim, Nasser Memarzia, Mem Ferda, Pano Masti, Akin Gazi, Amrita Acharia, Elektra Anastasi
Regie: Lee Tamahon
Drehbuch: Michael Thomas / Latif Yahia
Kamera: Sam McCurdy
Musik: Christian Henson
FSK 16
Belgien / Niederlande / 2010

Schon allein die Tatsache, der Sohn von Saddam Hussein zu sein, ist für Uday eine Gefahr. Doch der Erstgeborene des irakischen Diktators ist auch sonst nicht gerade zimperlich, wenn es darum geht, sich Feinde zu machen. Ein Doppelgänger soll ihn in kritischen Momenten vertreten. Die Wahl fällt auf den Soldaten Latif (Dominic Cooper), der jedoch nur zwangsweise mitspielt und immer tiefer in die rücksichtslosen Geschäftsgebaren Udays hineingerät. Als er versucht, dem Teufelskreis zu entkommen, hat das schwerwiegende Folgen.


Basierend auf den Erzählungen des echten Latif Yahias erzählt dieser eindrucksvolle Film dessen Zeit als Doppelgänger von Sadam Husseins ältesten Sohnes Yuday. In wie weit sich die hier dargestellten Ereignisse auch wirklich so ereignet haben mag man nicht zu beurteilen, jedoch hinterlassen sie einen durchaus glaubwürdigen Eindruck beim Zuschauer, auch wenn diverse Passagen sicherlich etwas ausgeschmückt wurden, um den Film noch interessanter zu machen. Ob dies überhaupt notwendig war lasse ich einmal dahingestellt, denn die Geschichte hinterlässt ganz generell einen sehr bitteren Geschmack, was insbesondere in den Handlungen und im Charakter des Uday begründet liegt. Der Titel "The Devil's Double" ist hier absolut passend gewählt, stellt sich doch die Figur des Uday als wahrer Teufel in Menschengestalt dar. Seine Taten und Handlungen sind so unberechenbar und streckenweise absolut grausam, das es der eigene Verstand kaum glauben will. Die Willkür und totale Unberechenbarkeit des Charakters ist so heftig, das sich niemand in seinem Umfeld sicher sein kann, was in der nächsten Minute passieren kann. An dieser Stelle kommt das herausragende Schauspiel des Hauptdarstellers Dominic Cooper ins Spiel, der in einer Doppelrolle absolut fantastisch agiert.

Hierbei war es sicherlich nicht leicht 2 vollkommen unterschiedliche Charaktere gleichzeitig zu spielen, wobei die Darstellung des Sohnes des ehemaligen Diktators ganz bestimmt herausragt. Dem Zuschauer präsentiert sich dabei die Skizzierung eines Mannes, der ziemlich offensichtlich ein totaler Psychopath ist, dem ein Menschenleben anscheinend genau so viel bedeutet, wie der Dreck unter einem Fingernagel. Was er will das nimmt er sich und zwar ohne jegliche Rücksicht auf Verluste. Insbesondere dieser Aspekt wird in der Geschichte ganz hervorragend herausgearbeitet und hinterlässt bei einem selbst so etwas wie absolute Fassungslosigkeit darüber, wie gleichgültig doch einige Menschen mit anderen umgehen. Das Schauspiel von Cooper bleibt einem hier sehr nachhaltig im Gedächtnis, doch ebenso kann er in der Rolle des Latif überzeugen, der charakterlich gesehen das genaue Gegenteil darstellt und dies auch im laufe der Ereignisse des Öfteren zum Ausdruck bringt. Der dadurch entstehende Kontrast ist eine der größten Stärken dieser belgisch-niederländischen Co-Produktion, die einem phasenweise etliche kalte Schauer über den Rücken jagt.

Fast durchgehend verspürt der Betrachter während des Geschehens eine extrem starke Beklemmung die man unmöglich abschütteln kann. Man kann es kaum fassen, wie selbstverständlich Menschen gedemütigt und getötet werden, nur weil der Sohn des Diktators ein wenig Spaß im Leben haben will. Die fast schon grausame Faszination die dabei von der Hauptfigur ausgeht, kann man kaum in Worte fassen. Wenn das Ganze nicht so ernst wäre könnte man in etlichen Einstellungen sogar lachen, denn die Performance des Dominic Cooper bietet sehr wohl etliche Momente die auf eine groteske Art komisch erscheinen, doch kehren diese letztendlich nur die psychopathische Veranlagung des Uday Hussein heraus. Ich kann mir äußerst gut vorstellen, das der Hauptdarsteller bei dieser Doppel-Performance sicherlich an seine Grenzen herangehen musste, denn 2 so unterschiedliche Menschen darzustellen ist sicherlich kein Kinderspiel. Und gerade aus diesem Grund kann man die Darbietungen gar nicht hoch genug einschätzen, ist Cooper doch das uneingeschränkte Highlight in dieser faszinierenden Geschichte. Diese ist aber auch ganz generell mehr als nur interessant, zudem beinhaltet sie ein ordentliches Tempo, so das zu keiner Zeit auch nur der Anflug von Langeweile aufkommen kann. Zu sehr schlägt einen das Geschehen in seinen Bann und versetzt einen dabei manchmal schon in eine Art Schockzustand, der aufgrund der schier unglaublichen Ereignisse einsetzt.

"The Devil's Double" ist ein grandioser Einblick in das Leben eines Teufels in Menschengestalt. Wie glaubhaft das Szenario dargestellt wird mag ich nicht zu beurteilen, doch kann man sich bildhaft vorstellen, das hier Vieles nicht dem reich der Fantasie entspringt. Umso stärker ist auch die Wirkung des Filmes, der einen äußerst nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis hinterlässt und den Zuschauer auch noch lange nach der Sichtung beschäftigt. Man ist definitiv froh darüber, das man nicht selbst in einem land geboren ist, in dem die hier dargestellten Ereignisse überhaupt möglich sind, denn allein schon die Sichtung vor dem heimischen Bildschirm nimmt einen dermaßen mit, das man hinterher erst einmal eine gewisse Zeitspanne vergehen lassen muss, bis man sich vom Gesehenen wieder erholt hat. Das Werk von Lee Tamahon sollte man sich auf jeden Fall einmal zu Gemüte führen, gewährt es doch einen tiefen Einblick in den kranken Geist eines Mannes, dessen größte Lust es war, andere Menschen auf sadistische Art und Weise zu erniedrigen und zu quälen.


Fazit:


Ein absolut brillant aufspielender Hauptdarsteller und eine faszinierende Geschichte sorgen für ein Filmerlebnis, das man nicht so schnell vergessen wird. Stellenweise bietet "The Devil's Double" dabei sogar einige Momente, die auf eine grausame Art so etwas wie Situationskomik enthalten, über die man jedoch keinesfalls lachen kann. Insgesamt gesehen ist hier ein beeindruckender Film entstanden, den man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5.1, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 104 Minuten
Extras: Kommentar vom Regisseur Lee Tamahori, Making Of, Interview mit Latif Yahia, Interview mit Dominic Cooper

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 4. Okt 2012, 17:51
von horror1966
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Gone
(Gone)
mit Amanda Seyfried, Daniel Sunjata, Jennifer Carpenter, Sebastian Stan, Wes Bentley, Nick Searcy, Socratis Otto, Emily Wickersham, Joel David Moore, Katherine Moennig, Michael Pare, Sam Upton
Regie: Heitor Dhalia
Drehbuch: Allison Burnett
Kamera: Michael Grady
Musik: David Buckley
FSK 16
USA / 2012

Eines Nachts entdeckt Jill Parrish, dass ihre Schwester Molly entführt wurde. Jill, die ein Jahr zuvor selbst nur knapp einem brutalen Serienkiller entkommen konnte, ist fest davon überzeugt, dass es sich um den gleichen Täter handelt - doch die Polizei hält sie für geisteskrank. Aus Angst, Molly könnte in zwölf Stunden tot sein, macht sich Jill auf eine atemlose Jagd, die Existenz des geheimnisvollen Killers zu beweisen und das Leben ihrer Schwester zu retten. Für Jill beginnt ein Wettlauf mit der Zeit...


Liest man sich einmal diverse Kritiken zu diesem Film durch dann muss man durchaus feststellen, das es sich zumeist um eher negative Meinungen handelt. Mangelnde Innovation und fehlende Spannung sind dabei sehr oft die größten Kritikpunkte, doch eventuell handelt es sich auch bei vielen Leuten ganz einfach um eine überzogene Erwartungshaltung, mit der sie an das Werk von Heiton Dhalia herangegangen sind. Zugegeben, "Gone" erfindet das Genre des Thrillers sicherlich nicht neu, bietet aber auf jeden Fall eine durchaus interessante Geschichte, die auch über einen solide aufgebauten Spannungsbogen verfügt. Dieser ergibt sich hauptsächlich aus der Tatsache das man die ganze Zeit über nicht so richtig weiß, ob sich die Hauptfigur Jill die ganzen Dinge nur einbildet, denn genau das wird jedenfalls von der Polizei behauptet. Ihre 1 Jahr zurückliegende eigene Entführung soll nämlich die pure Einbildung sein, da die ermittelnden Beamten zur damaligen Zeit keinerlei Anhaltspunkte finden konnten, die ihre Behauptungen stützen würden. Dagegen sprechen jedoch die immer wiederkehrenden Erinnerungsfetzen an das traumatische Erlebnis, die dem Zuschauer während der gesamten Laufzeit immer wieder präsentiert werden. Und so muss Jill das Heft des Handelns selber in die Hand nehmen und begibt sich auf die Suche nach ihrer verschwundenen Schwester, wobei sich das Szenario fast gänzlich zu einer One-Woman Show entwickelt.

Die Hauptfigur ist nämlich auch die einzige Person, die einem wirklich etwas näher gebracht wird, wobei sämtliche anderen Figuren eher nur oberflächlich in Szene gesetzt werden. Diesen Punkt kann man den Machern eventuell negativ ankreiden, entsteht doch so im Prinzip keinerlei Bezug zu den einzelnen Charakteren, die im Schatten der omnipräsenten Amanda Seyfried nicht mehr als ein Schattendasein fristen. Es focussiert sich wirklich alles auf die Suche der jungen Frau, die der Lösung des Rätsels mit zunehmender Laufzeit immer näher kommt. Nun beinhaltet die Geschichte zwar keinerlei Action, offenbart jedoch ein angenehmes Erzähltempo, so das keinerlei langatmige Passagen entstehen. Es fehlt jedoch ein wenig an wirklichen Höhepunkten, denn die Ereignisse verlaufen irgendwie zu glatt und offenbaren zum Ende hin einen doch zu vorhersehbaren Schlusspunkt. Dennoch lässt sich "Gone" recht gut anschauen und auch wenn man die Story sicherlich noch etwas besser hätte gestalten können, bietet der Film ein sehenswertes Filmvergnügen, das man aber nicht als Hochspannungs-Thriller bezeichnen kann.

So wird beispielsweise auch die Identität des Entführers eher stiefmütterlich behandelt, die Figur bleibt vollkommen farblos und spielt eigentlich überhaupt keine Rolle. Ebenso bekommt man keinerlei Informationen über die Hintergründe seiner Taten, an dieser Stelle hätte man die Story sicherlich etwas besser ausbauen können. Diese offensichtlichen Schwächen sind aber meiner Meinung nach dennoch kein Grund, dieses Werk gnadenlos niederzumachen, da man in den letzten Jahren schon weitaus schwächere Genre-Vertreter vorgesetzt bekommen hat. Es handelt sich ganz sicher nicht um einen Meilenstein des Genres, doch siedelt sich der Film durchaus im oberen Durchschnittsbereich an und bietet sehr solide Thrillerkost, die man sich ohne jegliche Bedenken anschauen kann.

Mit der richtigen Erwartungshaltung kommt man hier durchaus auf seine Kosten, nur sollte man von "Gone" keinerlei Wunderdinge erwarten, die das Szenario definitiv nicht erfüllen kann. Man hätte weitaus mehr aus der Geschichte herausholen können, denn die Ausgangslage bietet doch eine ganze menge an Potential, das von Heiton Dhalia jedoch nicht gänzlich ausgeschöpft wurde. Trotzdem handelt es sich immer noch um einen sehenswerten Film, der allerdings keinen allzu großen und nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis hinterlassen wird. Über das Schauspiel der Akteure kann man im Prinzip nicht viel sagen, denn außer Amanda Seyfried ist kein anderer so lange im Bild zu sehen, als das man ein gerechtes Urteil über die dargebrachten Leistungen abgeben könnte. Seyfried hingegen agiert relativ souverän, auch wenn die gute Frau an manchen Stellen schon etwas zu hysterisch erscheint.


Fazit:


"Gone" hat durchaus seine starken Momente, zeigt andererseits aber auch etliche kleine Defizite auf, die man sicherlich hätte vermeiden können. Was letztendlich übrig bleibt ist ein Thriller, der nicht unbedingt die höchsten Erwartungen erfüllen kann, aber trotzdem immer noch solide Kost bietet, die man sich ruhig einmal anschauen sollte.


6/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 4. Okt 2012, 21:19
von horror1966
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Rammbock
(Rammbock)
mit Sebastian Achilles, Ingrid Beerbaum, Carsten Behrendt, Melanie Berke, Sabrina Caramanna, Emily Cox, Glen Curtis, Michael Fuith, Mila Gach, Harald Geil, Anna Graczyk, Jörn Hentschel, Brigitte Kren
Regie: Marvin Kren
Drehbuch: Benjamin Hessler
Kamera: Moritz Schultheiß
Musik: Marco Dreckkötter / Stefan Will
FSK 16
Deutschland / Österreich / 2010

Ein schreckliches Virus vermehrt sich im Norden Europas in rasantem Tempo - die daran Erkrankten werden zu wütenden Bestien. Chaotische Zustände machen sich breit. Aus Angst vor Ansteckung und aggressiven Übergriffen verbarrikadieren sich die noch Gesunden oder flüchten an vermeintlich sichere Orte. Genau zu diesem Zeitpunkt trifft der 35-jährige Michael in Berlin ein, um seine Liebe, seine Ex-Freundin Gabi, zu besuchen. Einmal angekommen, bugsiert das Schicksal den 15-jährigen Harper in seine Obhut. Gegenseitig beschützen sie sich und andere vor tobenden Zombies. Dabei ist Michael vordergründig kein Actionheld, vielmehr ein Philanthrop mit stark ausgeprägtem Helfersyndrom - ein Liebender in Zeiten der Zombiekalypse. Doch während die Stadt im Chaos versinkt, fehlt von Gabi jede Spur.


Deutsche Horror-Produktionen gibt es selten genug, lediglich im Amateur-Bereich hat man sich hier in Fan-Kreisen durchaus einen Namen gemacht. Umso froher ist der Genre-Fan, wenn dann einmal ein Werk wie "Rammbock" daherkommt, der alles andere als billig erscheint und zudem auch noch eine richtig gelungene Inszenierung offenbart, die den Zuschauer sehr positiv stimmt. Die Story kann man ohne Weiteres als gelungenes Zombie-Drama bezeichnen, das insbesondere durch seine äußerst beklemmende Grundstimmung zu überzeugen weiß. Und diese entsteht durch die hoffnungslose Ausgangssituation der Protagonisten, die sich in einem Berliner Mehrfamilienhaus befinden und von Untoten umzingelt sind. Dieser räumlich sehr begrenzte Schauplatz sorgt dabei für eine atmosphärische Dichte, die man fast mit dem Messer schneiden kann. Selbst als Betrachter fühlt man sich in diesem Szenario äußerst befangen und nicht gerade wohl in seiner Haut, versetzt man sich doch sehr intensiv in die Lage der Darsteller, die sich nicht gerade rosig darstellt.

Ein weiterer Pluspunkt ist es ganz bestimmt, das "Rammbock" keine großen Erklärungen für die um sich greifende Seuche anbietet, so wird man von der Zombie-Invasion genau so unvorbereitet getroffen wie die Charaktere und dieser Überraschungseffekt sorgt für eine Beklemmung, die man die gesamte Laufzeit über unmöglich abstreifen kann. Und so entwickelt sich das Geschehen zu einem Erlebnis, an dem man auch wirklich teilnimmt. Man wird zu einem Teil der Ereignisse und hat nicht selten das Gefühl, sich höchstpersönlich in dem Zombie-haus zu befinden, aus dem es augenscheinlich kein Entrinnen gibt. Dennoch wird nach möglichen Lösungen gesucht und die Protagonisten versuchen sich einen Weg in die Freiheit zu suchen, ohne dabei zu wissen, was sie außerhalb des Hauses erwartet. Das geht jedoch nicht ohne Verluste ab und am Ende soll es nur Wenigen gelingen, der Zombie-Horde eventuell zu entkommen.

Im Nebenerzählstrang bietet der Film auch noch eine etwas tragische Liebesgeschichte an, die zum Ende hin sogar einen fast als skurril zu bezeichnenden Schlusspunkt erfährt, der einem schon ein gewisses Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Im Bezug auf den enthaltenen Härtegrad hält sich "Rammbock" eher bedeckt, was man schon aufgrund der 16er Freigabe erahnen konnte. Ein explizit dargestelltes Gewalt-Spektakel sollte man also nicht erwarten, dennoch sind einige blutige Passagen enthalten, die jedoch zu keiner Zeit den üblichen Rahmen sprengen. Dafür kann man die Darstellung der Zombies als sehr gelungen bezeichnen, die Masken wirken in keinster Weise billig oder schlecht, sonder hinterlassen einen äußerst gelungenen Eindruck. Auch das Schauspiel der Akteure ist absolut sehenswert und wirkt größtenteils glaubhaft und authentisch, so das man alles in allem von einem vollkommen überzeugendem Gesamtpaket sprechen kann, das Regisseur Marvin Kren hier auf die Beine gestellt hat. Im Sub-Genre des Zombiefilms kann man vor allem für deutsche Verhältnisse von einer kleinen Perle sprechen, denn dieser Film hinterlässt einen sehr nachhaltigen-und guten Eindruck beim Betrachter.

"Rammbock" zählt definitiv zu den Filmen, die man als positive Überraschung bezeichnen kann. Mit einer Laufzeit von gut einer Stunde hat man genau das richtige Maß gefunden, um das Geschehen nicht unnötig in die Länge zu ziehen und so auch den Spannungsbogen durchgehend aufrecht zu erhalten. Es entstehen keinerlei Längen und die Aufmerksamkeit des Zuschauers bleibt jederzeit konstant, was allein schon in der Faszination der Ereignisse begründet ist. Marvin Kren hat hier wirklich alles richtig gemacht und einen Genrebeitrag ins Leben gerufen, der wirklich zu begeistern vermag. Ausgestattet mit einer herausragenden Atmosphäre entwickelt sich ein bedrohliches Szenario mit Endzeitstimmung, das man nur jedem Fan ans Herz legen kann.


Fazit:


Gerade bei deutschen Produktionen im Bereich des Horrorfilms bin ich immer sehr skeptisch, doch "Rammbock" zerstört diese Skepsis schon nach wenigen Minuten. Endlich einmal wieder eine Produktion aus eigenen landen, die man als absolut sehens-und empfehlenswert einstufen kann und die richtig Spaß macht, obwohl die Ereignisse alles andere als lustig sind.


7,5/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 5. Okt 2012, 16:50
von horror1966
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Goke - Vampir aus dem Weltall
(Kyuketsuki Gokemidoro)
mit Teruo Yoshida, Tomomi Sato, Eizo Kitamura, Hideo Ko, Kathy Horan, Yuko Kusunoki, Kazuo Kato, Hiroyuki Nishimoto, Andrew Hughes, Nobuo Kaneko, Kei'ichi Noda, Masaya Takahashi
Regie: Hajime Sato
Drehbuch: Kyuzo Kabayashi / Susumu Takaku
Kamera: Shizuo Hirase
Musik: Shunsuke Kikuchi
Ungeprüft
Japan / 1968

Eine Verkehrsmaschine befindet sich auf einem Inlandsflug, als bizzarre Ereignisse über Crew und Pasagiere hereinbrechen. Der Himmel wechselt seine Farbe und schimmert in blutrorem Licht, Vögel beginnen sich in Kamikaze-Manier auf die Maschine zu stürzen. Die Piloten erhalten eine Warnung von der Flugkontrolle, es befände sich eine Bombe an Bord der Maschine. Als das Gepäck durchsucht wird, zieht ein Terrorist seine Waffe und versucht eine Kursänderung nach Nordkorea zu erzwingen. Plötzlich streift das Flugzeug ein gleißendes Etwas! Die Technik versagt und die Maschine stürzt ab. Die wenigen Überlebenden wissen weder wo sie sind, noch was passiert ist. Der Terrorist nutzt die Gelegenheit zur Fluch und trifft auf ein riesiges leuchtendes Ufo. Ein rätselhafter Zwang zieht ihn in das Sternenschiff und ein Alienparasit übernimmt seinen Körper. Jetzt ist der Fiesling auf der Jagd nach Menschenblut, welches er fortan zum überleben benötigt..


Die japanische Filmlandschaft ist ja ein wahrer Fundus wenn es darum geht, trashige Filmchen zu entdecken. Dabei erzählt "Goke - Vampir aus dem Weltall" eine Geschichte, die inhaltlich durchaus ernsthafte Ansätze erkennen lässt, was insbesondere beim Showdown des Werkes stark zum Ausdruck kommt. Die Umsetzung der vorhandenen Thematik suggeriert dem Zuschauer jedoch etwas vollkommen anderes, denn es offenbart sich ein ziemlich buntes Treiben, das größtenteils durch seine äußerst skurrile-und unfreiwillige Situationskomik auffällt. Und so entwickelt sich ziemlich schnell der pure Science/Fiction-Trash, der jedoch gerade durch die unfreiwillig komische Note einen ungeheuren Charme entwickelt, dem man nur schwerlich widerstehen kann. Dazu tragen auch die urigen Effekte bei, denen man die Künstlichkeit in jeder einzelnen Einstellung anmerken kann. Was nun normalerweise bei vielen Filmen als negative Kritik angemerkt wird, verleiht diesem Film aus dem Jahre 1968 einen unglaublichen Liebreiz und dürfte für Liebhaber skurriler Szenarien einen absoluten Leckerbissen darstellen, an dem man seine helle Freude hat.

Dieser Eindruck wird auch vom dargebotenen Schauspiel hervorgehoben, das in weiten Teilen eine immens starke Theatralik an den Tag legt. Gekünstelte Mimik und ein sehr ausgeprägtes Overacting der Darsteller gehen einher mit streckenweise fast absurden Verhaltensweisen, die jenseits jeglicher Logik angesiedelt sind. Auch die vorhandenen Dialoge sprechen eine ziemlich eindeutige Sprache und sorgen für sehr viel Erheiterung beim Zuschauer. Warum der Film jedoch im Bezug auf die Altersfreigabe so hoch eingestuft ist stellt ein ziemliches Rätsel dar, beinhaltet die Geschichte doch keinerlei Einstellungen, die diese auch nur annähernd rechtfertigen würden. Keinerlei Härten und überhaupt keine blutigen Passagen sind vorhanden, so das sogar eine Einstufung FSK 12 vollkommen ausreichend erscheint. Wie dem aber auch sei, "Goke" bietet jede Menge Spaß und beste Trash-Unterhaltung, für die man jedoch schon eine Vorliebe haben sollte, um mit diesem Werk auch etwas anfangen zu können.

Was hier für den normalen Filmliebhaber höchstwahrscheinlich albern erscheint, ist für den Freund des schlechten Geschmacks ein wahres Freudenfest und bietet extrem kurzweilige Unterhaltung. Die zum Ende eingefügte apokalyptische Botschaft des Filmes zeigt dann ganz eindeutig, das im Prinzip durchaus ernsthafte Züge vorhanden sind, die jedoch auf eine seltsam groteske Art umgesetzt wurden. Zu bunt-und billig erscheint die gesamte Inszenierung, als das man das Werk auch wirklich ernst nehmen könnte.


Fazit:


Zwar merkt man dem Film von Hajime Sato in jeder einzelnen Einstellung das offensichtlich niedrige Budget an, doch gerade durch diesen Aspekt erlangt "Goke - Vampir aus dem Weltall" einen ungeheuren Charme, der für sich allein genommen schon eine Sichtung lohnenswert macht. Die abstruse Geschichte und die unfreiwillige Situationskomik setzen dem Ganzen dann noch die Krone auf und sorgen für gut 80 Minuten beste Trash-Kost, die einem so manchen Schmunzler ins Gesicht zaubert.


7/10 Trash-Granaten.

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Di 9. Okt 2012, 16:44
von horror1966
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Amok - Columbine School Massacre
(April Showers)
mit Anna Adams, Dominic Arellano, Mark Arnold, Tom Arnold, Tyrone Beasley, Kelly Blatz, Brigette Chizek, Ben Chrystak, Paul R. Coate, Suzanne Deyo, Sean Durrie, Jenna Edwards, Lisa Hinz, Duncan Joyner
Regie: Andrew Robinson
Drehbuch: Andrew Robinson
Kamera: Yoshi Carroll / Miguel Cedillo / Aaron Platt
Musik: Dominik Rausch
FSK 16
USA / 2009

Es ist ein wahrgewordener Albtraum: ein Amoklauf an einer Schule! An einem ganz normalen Schultag verwandelt sich die Jefferson High in einen Ort des Schreckens, als plötzlich Schüsse durch die Korridore hallen. Schüler und Lehrer flüchten um ihr Leben. Doch für viele gibt es kein Entkommen und sie verlieren im Kugelhagel ihr Leben. Auch die anrückende Polizei kann nicht verhindern, dass am Ende des Tages nur Leid und Trauer zurückbleiben...


Filme, die sich der Thematik eines Amoklaufes an einer Schule bedienen haben immer ihren ganz besonderen Reiz, handelt es sich doch immer um ein Schreckens-Szenario, das auch in der Realität leider nur zu oft grausame Realität wird. Anders als beispielsweise im estnischen Film "Klass" wird dem Zuschauer hier nicht die Chronologie der Ereignisse gezeigt die zu dem Amoklauf führen, vielmehr beschäftigt sich das Werk von Regisseur Andrew Robinson mit Auswirkungen, unter denen die Überlebenden leiden müssen. So wird man dann auch gleich zu Beginn mit dem Amoklauf konfrontiert, wobei man keinesfalls auf explizite Gewaltdarstellungen hoffen sollte. Die hat der Film aber auch überhaupt nicht nötig, entfaltet das Szenario doch aus der Thematik an sich eine ungeheure Intensität, die sich ganz zwangsläufig auf einen selbst überträgt. Dabei ist es nahezu unmöglich, sich der grausamen Wirkung der Ereignisse zu entziehen, die sich wie eine zentnerschwere Last auf die eigenen Schultern legt. Denn obwohl es sich hier "nur" um einen Film handelt taucht man tief in das Geschehen ein und leidet förmlich mit den Protagonisten mit. Der entstehende Schockzustand ist förmlich zu spüren und man empfindet die ganze Zeit über ein extremes Gefühl der Beklemmung, das man unmöglich abstreifen kann.

Dies ist insbesondere der Erzählweise der Geschichte zu verdanken, die bis auf den rasanten Beginn eher ruhig daherkommt. Gerade darin liegt aber die große Stärke, offenbaren sich doch vor allem in den stillen Phasen des Szenarios äußerst emotionale Momente, in denen man ganz nahe bei den Überlebenden ist, die das tragische Ereignis auf die verschiedendsten Arten verarbeiten. An dieser Stelle ist das grandiose Schauspiel der Protagonisten zu erwähnen, die durch die Bank sehr glaubwürdige Performances an den Tag legen. Insbesondere Hauptdarsteller Kelly Blatz in der Rolle des Sean weiß hier sehr zu gefallen, seine Mimik und Gestik drücken doch den ganzen Schmerz aus, den die Ereignisse hinterlassen haben. Die Ohnmacht und die Fassungslosigkeit über das Geschehene kommen so stark zum Ausdruck, das die Geschichte in großen Teilen vielmehr wie ein schrecklicher Tatsachenbericht als wie ein Spielfilm erscheint. Es entsteht eine als grausam zu bezeichnende Faszination, die man fast unmöglich in Worte fassen kann, da sie einen schier sprachlos macht. Dazu zählt auch das die eigentlichen Beweggründe des Täters eher recht schwammig im Hintergrund gehalten werden, denn so ist der Amoklauf noch unverständlicher und hinterlässt einen extrem bitteren Beigeschmack. Die Ungläubigkeit über die Ereignisse vertieft sich mit der Zeit immer mehr und man selbst wird immer mehr zu einem Teil des Szenarios, das die unterschiedlichsten Emotionen in einem wachruft.

Betroffenheit, Unverständnis und eiskalte Wut steigen in einem auf und man fragt sich immer wieder was einen jungen Menschen zu einer Tat bewegen kann, die etliche Menschen in ein totales Unglück stürzt, aus dem es anscheinend kein Entrinnen gibt. Die Frage nach dem "Warum" hängt auch die gesamte Zeit über wie ein Damokles-Schwert über den Ereignissen, gibt es doch ganz einfach keine logischen Erklärungen für das Geschehene. Man kann einfach noch nicht einmal in Ansätzen eine gewisse Art von Verständnis für den Amokläufer aufbringen, dessen Beweggründe nicht weiter erläutert werden. Lediglich ein kurz eingespieltes Video lässt erkennen, das ein genereller Hass auf alle Menschen und die gesamte Welt dafür verantwortlich zeichnen, das der Täter einen bleibenden Eindruck hinterlassen wollte. Kam im 2007 erschienenen "Klass" noch so etwas wie menschliches Verständnis auf, so ist in vorliegendem Fall überhaupt nichts davon vorhanden, was dem Ganzen eine noch härtere Note verleiht. Ganz generell gibt es selbstverständlich gar keine Rechtfertigung für einen Amoklauf, doch wurden die Täter im estnischen Genre-Vertreter so lange gedemütigt bis sie sich nicht mehr anders zu helfen wussten, so fehlt hier doch jegliche Rechtfertigung, die das Ganze auch nur annähernd rechtfertigen könnte. Durch diesen Aspekt hämmert sich die Geschichte noch tiefer in das Gehirn des Betrachters und verstärkt das Unverständnis für die Motive um ein Vielfaches.

"Klass" und "April Showers" behandeln zwar die gleiche Thematik, legen ihr Hauptaugenmerk jedoch auf 2 vollkommen verschiedene Sichtweisen. Beide Filme sind auf ihre Art und Weise sehr eindringlich und konfrontieren einen mit Schmerz, Trauer und einer absolut schockierenden Wirkung. Während einmal eingehend die Ereignisse beleuchtet werden die zu einer schrecklichen Tat geführt haben, sind es in vorliegendem Fall die Nachwirkungen für die Überlebenden, die im zentralen Mittelpunkt stehen. Ausgezeichnetes Schauspiel und extrem emotionale Momente sorgen hier für ein Filmerlebnis, das man nicht so schnell verdauen kann. Zu realitätsnah werden die Ereignisse dargestellt, als das man nach der Sichtung des Werkes schnell zur normalen Tagesordnung übergehen könnte. Der Eindruck dieses Filmes hallt noch lange im Gedächtnis nach und hinterlässt einen fast ohnmächtigen Zustand beim Betrachter, aus dem man sich erst nach und nach befreien kann.


Fazit:


"The Darkest Day" behandelt ein Thema, das leider immer wieder zur grausamen Aktualität wird. Man kann einfach nicht begreifen, aus welchen Gründen auch immer ein junger Mensch sein eigenes Leben und das vieler anderer sinnlos wegwirft und dabei den Hinterbliebenen so viel Schmerz zufügt. Die Ohnmacht der Betroffenen wird hier erstklassig eingefangen und man kann den entstandenen Schockzustand förmlich spüren. Wie paralysiert verfolgt man die Ereignisse eines Filmes, der trotz seiner eher ruhigen Erzähl-Struktur wuchtig und kraftvoll daherkommt und letztendlich ein einziger Tiefschlag in die menschliche Seele ist.


8,5/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Di 9. Okt 2012, 16:45
von horror1966
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Cherry Bomb
(Cherry Bomb)
mit Julin, Nick Manning, John Gabriel Rodriguez, Allen Hackley, Jeremy James Douglas Norton, Aaron Alexander, Giovanni Antonello, Tony Bottorff, Debbie Day, Alexa Hanse, Mysteria Black, Grayce Benesh
Regie: Kyle Day
Drehbuch: Garrett Hargrove
Kamera: M. Andrew Barrera
Musik: Jason Latimer
Keine Jugendfreigabe
USA / 2011

Cherry Bomb arbeitet als Stripperin in einem Nightclub. Dank ihrer lasziven Art ist sie der Traum aller Männer. Eines Abends buchen fünf Männer mit ihr einen Private-Dance mit fatalen Folgen für Cherry. Die anfänglich harmlose Situation gerät außer Kontrolle und Cherry wird von den Männern misshandelt und vergewaltigt. Als Cherry im Krankenhaus erwacht, muss sie erfahren, dass das Gesetz die Männer nicht zur Rechenschaft ziehen kann. Wutentbrannt beschließt Cherry, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen. Zusammen mit ihrem Bruder begibt sie sich auf einen blutigen Rachefeldzug. Die Situation spitzt sich zu, als Bull, ein mysteriöser Auftragskiller, sich den beiden in den Weg stellt...


Aufgrund etlicher vernichtender Kritiken im Netz bin ich ohne jegliche Erwartung an diesen Film herangegangen und letztendlich hat sich diese Einstellung auch ausgezahlt. So nämlich hält sich die Enttäuschung in Grenzen, denn anstatt eines ordentlichen Rape and Revenge Filmes bekommt man ein ziemlich dümmliches Szenario geliefert, das vor Peinlichkeiten nur so strotzt. In erster Linie wäre es schon einmal von großem Vorteil gewesen, dieser abstrusen Geschichte ein ordentliches Drehbuch zukommen zu lassen, was aber leider definitiv nicht der Fall ist. Die vorhandene Rahmenhandlung ist so ausgedünnt das sie die Bezeichnung im Prinzip gar nicht verdient und die Umsetzung der Thematik ist alles andere als gelungen. Dabei fällt es einem streckenweise sogar äußerst schwer, diesen Film als ernsthaften Genre-Beitrag anzusehen, entpuppt sich das Geschehen doch sehr oft als unfreiwillige Komödie, was insbesondere dem gebotenen Schauspiel und den dümmlichen Handlungsweisen der Darsteller zuzuschreiben ist.

Unlogisches Verhalten der Protagonisten ist dabei sicherlich keine sonderliche Neuheit, doch was einem hier geboten wird, ist schon fast nicht mehr feierlich. Besonders auffällig ist dabei die Hauptfigur Cherry, die nicht gerade als glaubwürdiges Vergewaltigungsopfer in Erscheinung tritt. Locker und lässig plant sie die Ermordung ihrer Peiniger und ihr dämlicher Bruder hat nichts Besseres zu tun, als sie in ihrem Bemühen zu unterstützen. Und so ziehen die beiden munter loss um die Vergewaltiger zu bestrafen, wobei die dabei entstehenden Gewalt-Passagen den Film nicht sonderlich aufwerten können. Das gesamte Szenario erscheint komisch zusammengestückelt und phasenweise kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, das ganze Handlungs-Sequenzen entfernt wurden. Dem ist allerdings nicht so, "Cherry Bomb" hat ganz einfach nicht mehr zu bieten als diese vollkommen skurrile Handlung. Da wird beispielsweise ein mysteriöser Auftragskiller in die Ereignisse eingebaut, dessen Darstellung man allerdings als kleines Highlight ansehen kann. Bekommt man es doch mit einem hünenhaften und schweigsamen Schwarzen zu tun, der allein schon optisch wie ein absoluter Fremdkörper wirkt.

Ein echter Profi würde sicherlich anders agieren als wie es in vorliegendem Fall in Szene gesetzt wurde. Stellvertretend dafür steht eine Passage im haus von Cherry's Freundin, in dem es zu einer Schießerei kommt. Der Killer und die Stripperin sind räumlich gesehen gerade einmal 2 Meter auseinander, doch die aufeinander abgefeuerten Schüsse gehen so weit daneben, das man sich ein Lachen nur schwerlich verkneifen kann. Und so verhält es sich prinzipiell mit sämtlichen Abläufen, die größtenteils jenseits jeglicher Realität angesiedelt sind. Aus diesem Aspekt kann man jedoch auch einen gewissen Unterhaltungswert dieses Filmes ableiten, denn sieht man das Ganze einmal aus der Sichtweise eines Trash-Liebhabers, dann kann der Regie-Erstling von Kyle Day durchaus kurzweilige Unterhaltung anbieten. Das ist aber im Grunde genommen auch schon das einzig Positive, das man diesem grotesken Filmchen abgewinnen kann. Rein filmisch gesehen handelt es sich nämlich um einen absoluten Rohrkrepierer und man fragt sich ganz automatisch, was sich die Macher bei der Produktion gedacht haben. Viel kann es nicht gewesen sein, ansonsten wäre das Ergebnis sicherlich besser ausgefallen.

Passend zu dem grotesken Treiben präsentiert sich auch das Schauspiel der Akteure, die in ihren Mitteln offensichtlich enorm begrenzt sind. Anders ist der Dilletantismus kaum zu erklären, der sich wie ein roter Faden durch die ganzen Ereignisse zieht. Nun kann man "Cherry Bomb" aber auch keine absolute Empfehlung als Trashfilm aussprechen, da Kyle Day doch ganz offensichtlich darum bemüht war, einen durchaus ernsten Film zu kreieren, dieses Ansinnen aber definitiv nicht umsetzen konnte. So erscheint alles eher unfreiwillig komisch und hinterlässt dadurch einen sehr zwiespältigen Eindruck beim Zuschauer, der gar nicht so richtig weiß, wie er dieses Werk denn nun einschätzen soll. Dämliche Dialoge, schlechte Schauspieler und vollkommen abstruse Handlungsweisen machen die Entscheidung dabei nicht wirklich leichter und sorgen letztendlich doch für eine äußerst starke Ernüchterung. Insgesamt gesehen handelt es sich um einen Film den man nicht wirklich gesehen haben muss, lediglich die Freunde des schlechten Geschmackes könnten diesem Szenario eventuell etwas abgewinnen, wobei sich auch dieser Aspekt in einem sehr überschaubaren Rahmen bewegt.


Fazit:


Filmisch gesehen wurde hier so ziemlich alles falsch gemacht was man nur falsch machen kann. "Cherry Bomb" entpuppt sich als regelrechte Graupe, der man lediglich aus der Sicht des Trash-Freundes einige positive Punkte abgewinnen kann. Wer diese Vorliebe jedoch nicht teilt sollte auf jeden Fall die Finger von diesem Werk lassen, das vom filmischen Standpunkt aus überhaupt nichts bietet, was auch nur ansatzweise sehenswert wäre.


als normaler Film 2/10

als Trash 5/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mi 10. Okt 2012, 00:24
von horror1966
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Grave Encounters
(Grave Encounters)
mit Sean Rogerson, Juan Riedinger, Ashleigh Gryzko, Mackenzie Gray, Merwin Mondesir, Arthur Corber, Michele Cummins, Luis Javier, Shawn Macdonald, Bob Rathie, Alex Sander, Ben Wilkinson
Regie: The Vicious Brothers
Drehbuch: The Vicious Brothers
Kamera: Tony Mirza
Musik: Quynne Cradock
FSK 16
Kanada / 2011

2003 gingen Lance Preston und seine Crew der Geisterjäger-Reality-TV-Serie "Grave Encounters" für eine Episode in die verlassene Collingwood-Psychiatrie, von wo seit Jahren über ungeklärte Phänomene berichtet wird. Sie schließen sich für eine Nacht im Hospital ein, denn für eine gute Sendung macht man alles. Doch schnell müssen sie feststellen, dass sie es mit einer Macht zu tun haben, die alles, was sie bisher erlebt haben, in den Schatten stellt. Das Gebäude ist nicht einfach nur verflucht oder von Geistern besessen, es lebt selbst und macht keine Anstalten seine neuen Bewohner jemals wieder gehen zu lassen. Verloren in einem Labyrinth von schier endlosen Gängen und Korridoren und terrorisiert von den Geistern früherer Patienten gleiten Lance Preston und seine Crew selbst immer tiefer in den Wahnsinn. Jahrelang wurden die Aufnahmen, die in dieser Nacht entstanden, zurückgehalten, erst jetzt, ist die Welt reif für ihre Veröffentlichung.


Einmal mehr muss eine fiktive Dokumentation im Found-Footage Stil dafür herhalten, damit dem geneigten Genre-Fan das Fürchten gelehrt werden soll. Dabei fährt die erste Regiearbeit der Vicious Brothers auf einer ähnlichen Schiene wie die "Paranormal Activity-Filme" und versucht mit ziemlich geringen Mitteln eine maximale Wirkung zu erzielen. Dienen Werke wie "PA" jedoch meiner persönlichen Meinung nach lediglich als etwas bessere Einschlafhilfe, so kann vorliegende Geschichte zumindest in der zweiten Filmhälfte absolut überzeugen und offenbart stellenweise herrliche Gruselkost. Die ersten gut 30 Minuten kann man im Prinzip vernachlässigen, jedoch sind sie für das Gesamtbild nicht gerade unerheblich. Hier bekommt man nämlich einen recht sarkastischen Einblick in das sogenannte Reality-TV, der mit einigen wunderbaren Spitzen garniert ist. Es kristallisiert sich nämlich ziemlich schnell heraus, das eigentlich keiner aus dem "Grave Encounters-Team" wirklich an paranormale Aktivitäten glaubt und das es lediglich darum geht, für möglichst hohe Einschaltquoten zu sorgen. Um diese zu erreichen ist im Prinzip jedes Mittel recht und so werden auch gern einmal ein Gärtner mit Geld dazu gebracht, eine angebliche Geistererscheinung zu beschreiben die er nie gesehen hat, oder es wird ein angebliches Medium in das Team eingefügt, das nichts anderes ist als ein schlecht bezahlter Schauspieler.

So gestaltet sich die Einführung in die Ereignisse recht bissig und unterhaltsam, wobei die daraufhin folgenden Geschehnisse so gar nichts mehr Witziges an sich haben. Als Location hat man sich eine stillgelegte psychatrische Anstalt ausgesucht in der es angeblich spuken soll und was von der Crew zunächst noch mit einem müden Lächeln abgetan wird, entwickelt sich zu einem wahren Horror-Szenario. Der Film schlägt auf einmal eine vollkommen andere Richtung ein und beinhaltet im Gegensatz zu einer Schlaftablette wie "Paranormal Activity" einen stetig ansteigenden Spannungsaufbau. Offenbaren sich zunächst eher kleinere Ereignisse wie beispielsweise ein sich selbst öffnendes Fenster, so steigert sich der aufkommende Horror und die damit verbundenen Phänomene zu einem Szenario des Schreckens. Die dabei enthaltenen Schockmomente sind wohl platziert und jagen dem Betrachter aufgrund des Überraschungsmomentes so manchen Schrecken in die Glieder. Ganz anders als bei diversen eher müden Genre-Beiträgen kann man sich hier sehr gut in die Lage der Protagonisten hineinversetzen und spürt auch die immer bedrohlicher werdende Atmosphäre, die sich fast im Minutentakt zusehends verdichtet.

Dabei entwickelt das Geschehen mit zunehmender Laufzeit eine immer stärkere Intensität, manche Szenen erscheinen dabei so wuchtig-und kraftvoll, das man sich herrlich dabei erschrecken kann. Auch die Darsteller sind dabei ein nicht unwichtiger Bestandteil des Ganzen, denn insbesondere der Übergang von anfänglicher Heiterkeit zum puren Grauen kommt äußerst glaubhaft und authentisch beim Zuschauer an, so das der gewünschte Effekt des Reality-Tv's auch wirklich streckenweise vorhanden ist. Ein weiterer erfreulicher Aspekt des Filmes ist die Idee der Regisseure, den Schauplatz der Klinik als wandelbar darzustellen. Die Versuche die Klinik zu verlassen scheitern nämlich allesamt kläglich, Ausgänge entpuppen sich auf einmal als endlos lange Flure und das ganze Gebäude erscheint als eine Art Labyrinth, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt. Dieser Punkt verdichtet die vorherrschende Grundstimmung noch einmal zusätzlich und plötzlich auftretende Geisterscheinungen sorgen für eine erhöhte Adrenalin-Zufuhr beim Betrachter, der nun vollends der Faszination der Ereignisse ausgeliefert ist. Die einzige Schwachstelle des Filmes ist für mich die musikalische Untermalung des Ganzen, denn hier hätte ein etwas wuchtigerer Score noch einmal für einen Bonuspunkt gesorgt. Ansonsten gibt es nicht wirklich etwas zu beanstanden, außer das man das Finale noch ein wenig einfallsreicher hätte gestalten können.

Insgesamt gesehen hat mich "Grave Encounters" wirklich sehr positiv überrascht, denn eigentlich hatte ich mich auf einen ähnlich langweiligen Film wie "Paranormal Activity" eingestellt. Umso schöner das es ganz anders gekommen ist, auch wenn die ersten 30 Minuten nicht wirklich darauf hingedeutet haben. Und so kann man durchaus von einem in seiner Gesamtheit sehr gelungenen Regie-Erstling sprechen, den die Vicious Brothers da auf die Beine gestellt haben. "PA" wäre gern das gewesen was "Grave Encounters" letztendlich ist, nämlich ein herrlich gruseliger Low Budget Film im Found Footage Stil, der überwiegend sehr unterhaltsame und gruselige Horrorkost bietet, die man sich auch gern öfter anschauen kann.


Fazit:


Trotz einiger Vorbehalte und anfänglicher Skepsis hat mich dieser Film sehr gut unterhalten und auch überzeugt. Auch wenn ich nicht unbedingt ein Riesen-Fan dieser Filmart bin, kann ich die DVD bedenkenlos weiterempfehlen, denn spannende-und teilweise actionreiche Horrorkost dürfte den meisten Genre-fans in jedem fall sehr zusagen.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 90 Minuten
Extras: Originaltrailer, Behind the Scenes, Interviews mit dem Regisseur und den Hauptdarstellern, Making Of, Trailershow

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 12. Okt 2012, 22:45
von horror1966
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Aquarius - Theater des Todes
(Deliria)
mit David Brandon, Barbara Cupisti, Robert Gligorov, Martin Philips, Ulrike Schwerk, Mary Sellers, Joanne Smith, Richard Barkeley, Domenico Fiore, Sheila Goldberg, Danny Gordon, Claude Jurman
Regie: Michele Soavi
Drehbuch: George Eastman / Sheila Goldberg
Kamera: Renato Tafuri
Musik: Guido Anelli / Simon Boswell / Stefano Mainetti
ungeprüft
Italien / 1987

Ein aus der Anstalt entflohener Massenmörder schleicht sich in ein Theater, in dem gerade Proben zu einem Musical laufen. Nach der Ermordung eines Darstellers wollen die anderen Schauspieler aus dem Theater flüchten, doch es ist bereits zu spät: Alle Zugänge sind versperrt, die Telefonleitungen gekappt. Dem Killer fallen weitere Mitglieder der Truppe zum Opfer. Es gibt für die Überlebenden kein Entkommen...


"Aquarius" ist meiner Meinung nach einer der besten Horror/Thriller, die Italien je herausgebracht hat. Dieser Film ist wirklich von der ersten bis zur letzten Minute extrem spannend und weiß den Zuschauer jederzeit zu fesseln. Die unglaubliche Faszination, die von diesem erstklassigen Film ausgeht, nimmt den Zuschauer automatisch gefangen und zieht ihn in ihren Bann. Dabei beginnt die Geschichte eigentlich eher ruhig und am Anfang deutet noch sehr wenig auf ein Horror-Szenario hin, bei dem etliche Leute ihr Leben verlieren sollen. Dennoch liegt von der ersten Minute an etwas Unheimliches über diesem Film, das man kaum in Worte kleiden kann. Die Spannungsschraube wird dabei sehr gekonnt immer mehr angezogen und in atmosphärischer Hinsicht entpuppt sich die Story als eine regelrechte Granate, an der man als Genre-Fan seine helle Freude hat.

Das ist sicherlich auch dem gewählten Schauplatz des Ganzen geschuldet, spielt sich doch fast die komplette Szenerie in einem Theater ab, in dem die Schauspieler auch noch zu allem Überfluss mit dem psychophatischen Mörder eingeschlossen sind. Dadurch ergeben sich fast schon klaustrophobische Züge, die der von Haus aus schon herausragenden Grundstimmung noch einmal einen zusätzlichen Schub verleihen. Gänsehaut pur und eine erhöhte Adrenalin-Zufuhr sind die Folge und einige gut gesetzte Schockmomente runden das Ganze absolut perfekt ab. Zudem beinhaltet der Film auch einige etwas härtere Szenen, abgetrennte Gliedmaßen und eine Menge Kunstblut dürften an dieser Stelle selbst den Freunden der härteren Welle eine Menge Freude bereiten.

Einziger Wermutstropfen sind eventuell einige äußerst dümmliche Verhaltensweisen diverser Protagonisten, denn auch wenn man solche Dinge aus Filmen dieser Art längst gewöhnt ist, möchte man hier so manches Mal die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Das soll jedoch der einzige kleine Kritikpunkt bleiben, präsentiert sich doch ansonsten ein in allen Belangen überzeugender Genre-Vertreter, der von vielen Leuten immer noch gnadenlos unterschätzt wird. Michele Soavi hat wirklich ganze Arbeit geleistet und mit "Aquarius" eine atmosphärische Bombe gezündet, die auch nach mehrmaliger Sichtung immer wieder zündet und den Betrachter für sich gewinnen kann. Daran ändert auch die Tatsache nichts, das die erwachsenen Darsteller phasenweise ein dümmlicheres Verhalten an den Tag legen als die obligatorischen Teenager, die ansonsten in Slashern immer wieder ihr Leben lassen müssen. Irgendwie ist das ja auch ein Markenzeichen dieser Filmart und macht diese auf ihre ganz eigene Art extrem liebenswert und unverwechselbar.

Und so stellt das Werk von Soavi eine mehr als nur gelungene Mixtur aus Horror-Thriller-und Slasher dar und zählt zu den etlichen Perlen des italienischen Kinos. So mancher Vertreter der heutigen Zeit kann sich hier noch eine dicke Scheibe abschneiden, denn Zutaten wie Spannung, Atmosphäre und jede Menge Thrill werden in dieser Geschichte groß geschrieben.


Fazit:


"Stagfright - Aquarius" ist immer wieder eine Sichtung wert und bietet dabei durchgehend beste und kurzweilige Unterhaltung. Einige unlogische Momente können den insgesamt hervorragenden Gesamteindruck dabei kaum trüben, so das man ohne ein schlechtes Gewissen jederzeit eine dicke Empfehlung aussprechen kann.


8/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Sa 13. Okt 2012, 14:46
von horror1966
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Doomsday Book
(In-lyoo-myeol-mang-bo-go-see)
mit Doona Bae, Joon-ho Bong, Ji-hee Jin, John D. Kim, Kang-woo Kim, Jun-hee Ko, Dong-seok Ma, Hae-il Park, Seung-beom Ryu, Song Sae-Byok
Regie: Jee-woon Kim / Pil-Sung Yim
Drehbuch: Jee-woon Kim / Pil-Sung Yim
Kamera: Sung-min Ha / Ji-yung Kim
Musik: Mowg
FSK 12
Südkorea / 2012

Das Ende der Welt naht und die Menschheit ist dem Untergang geweiht: In "Heaven's Creation" erlangt ein Roboter in einem Tempel Erleuchtung und wird daraufhin vom Elektrotechniker Pak Do-won und dem Tempelpriester Hye-joo vor seinen habgierigen Herstellern beschützt. In "A Cool New World" sieht sich die Menschheit einem tödlichen Virus gegenüber. Ein junger Mann verwandelt sich unaufhaltsam in einen blutrünstigen Zombie. Im dritten Kapitel "Happy Birthday" freundet sich ein Maschinenbau-Absolvent mit einer künstlichen Intelligenz an. Ihnen steht jedoch der unaufhaltsam bevorstehende Meteoriteneinschlag mit dem drohenden Ende allen irdischen Lebens im Weg …


2 Regisseure erzählen 3 Kurzgeschichten, die sich irgendwie alle mit dem Ende der Welt beschäftigen. Dabei ist diese Ansammlung von Kurzgeschichten für manch einen sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig, doch insgesamt gesehen entpuppt sich dieses Werk als äußerst interessante Mischung aus Drama, SCI/FI-und Fantasy, wobei die einzelnen Geschichten zudem noch eine humoristische Note beinhalten, die dem Gesamtwerk sehr gut zu Gesicht steht. In der ersten Episode wird die Menschheit von einem Virus befallen, durch den sich die Menschen nach und nach in Zombies verwandeln. Normalerweise erscheint das inhaltlich nicht gerade innovativ, doch ist es in diesem Fall die Umsetzung des Ganzen, die erfrischend daherkommt und den Auslöser für die Seuche auf herrlich sarkastische Art und Weise beleuchtet. Dabei offenbaren sich sogar Momente die einen gewissen Ekel-Faktor beinhalten und gleichzeitig eine gewisse Gesellschaftskritik beinhalten, die ziemlich realistische Züge erkennen lässt. Und auch wenn diverse Passagen im ersten Moment eher unfreiwillig komisch erscheinen, so steckt doch ein tieferer Sinn hinter ihnen, den man eventuell erst bei genauerer Betrachtung erkennen kann.

Nach dieser temporeichen Episode bekommt man eine eher ruhige Story erzählt, in der ein Roboter die spirituelle Erleuchtung erlangt und deshalb von seinen Schöpfern als Gefahr angesehen wird. Das mag sich im ersten Moment sogar etwas dämlich anhören, doch das Geschehen offenbart sich als fast schon philosophische Story, die einen starken Eindruck auf den Zuschauer hinterlässt. Bei der optischen Darstellung des Roboters werden ganz unweigerlich Ähnlichkeiten zu einem Film wie "I Robot" wach, obwohl die Geschichte an sich in eine vollkommen andere Richtung tendiert. Man verspürt hier sogar einen Hauch von Melancholie und empfindet echtes Mitleid mit einer Maschine, die sich viel menschlicher darstellt als ihre Schöpfer, die sie aus purer Angst vernichten wollen. Auch hier ist ein tieferer Sinn zu erkennen, zudem präsentiert sich diese Episode auch absolut humorlos und regt viel eher zum nachdenken an. Selbst als Betrachter kann man die entstehende Beklemmung verspüren, die durch die Ereignisse ausgelöst werden und fühlt sich die ganze Zeit über seltsam befangen, was meiner Meinung nach ein untrüglicher Beweis dafür ist, das man sich auch wirklich mit dem gesehenen auseinandersetzt.

Die letzte Kurzgeschichte ist dann der mit Abstand skurrilste Teil des Gesamtwerkes und löst in einem auch die zwiespältigsten Gefühle aus. Präsentiert sich doch einerseits fast schon eine absurde Komödie, so hinterlässt das Ganze auf der anderen Seite auch einen bedrohlichen Eindruck. Hier wird der Untergang der Welt durch die Bestellung einer Billardkugel ausgelöst, was für sich allein genommen schon als regelrecht grotesk angesehen werden kann. Die Umsetzung des Szenarios ist dann aber so dermaßen an den haaren herbeigezogen, das man sich diverse Schmunzler beim besten Willen nicht verkneifen kann. Und dennoch beinhaltet die Story auch sehr bedrohliche Züge, insbesondere bei den letzten Bildern entfacht das Geschehen eine herrlich postapokalyptische Grundstimmung, die dem Betrachter unter die Haut geht. Wohl eher selten wurde der Weltuntergang auf eine so witzige, aber gleichzeitig auch beklemmende Art dargestellt, so das man diese abschließende Episode auch als Höhepunkt eines Werkes ansehen kann, das sicherlich nicht jeden Geschmack treffen wird, da der Spagat zwischen skurriler Momente-und ernsthafter Hintergründe ziemlich gewagt erscheint.

Mir persönlich hat "Doomsday Book" jedoch ausnehmend gut gefallen, haben die Asiaten hier doch einmal ihr Gespür für Ironie-und beißendem Sarkasmus unter Beweis gestellt. Der teils vollkommen überzogene Humor ist in vorliegendem Fall einmal nicht als negativ anzusehen, sondern stellt vielmehr eine sehr ernsthafte Thematik auf herrlich skurrile Art und Weise dar. Von mir gibt es jedenfalls eine dicke Empfehlung für diese außergewöhnliche Ansammlung von Kurzgeschichten, die auf jeden Fall beste-und extrem kurzweilige Unterhaltung bieten und ganz nebenbei auch noch einen nachhaltigen Eindruck beim Zuschauer hinterlassen.


Fazit:


Es ist schon etwas sehr Außergewöhnliches, was die beiden Regisseure Jee-woon Kim und Pil-Sung Yim hier auf die Beine gestellt haben, denn "Doomsday Book" präsentiert sich als ein Film, der im Prinzip jenseits des üblichen Mainstreams angesiedelt ist. Witzige-und streckenweise extrem skurrile Momente in Kombination mit sehr nachdenklich stimmenden Passagen ergeben ein Gesamtwerk, das man als überdurchschnittlich gut bewerten kann.


7/10