Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Moderator: jogiwan

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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"

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Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)



Folge 16 - Der Pelikan (Deutschland 1978)

Der Alte geht baden

Kommissar Köster macht sich zu Fuss auf den Weg in den Feierabend. Zufällig wird er Zeuge eines Selbstmordversuchs, kann eine lebensmüde Dame (Rosemarie Fendel) vor dem Ertrinkungstod retten. Pflichtbewusst setzt der Kriminalbeamte die überspannte Sarah Deller, welche sich als Schauspielerin vorstellt, vor deren Haus ab. Für Köster soll es nicht die letzte Begegnung mit Sarah sein, denn in deren Wohnzimmer liegt die Leiche ihres Ehegatten (Siegmar Schneider) auf dem Fussboden. Tatsächlich meldet sich die Mimin wenig später bei der Polizei, erstaunt trifft der Ermittler vor Ort auf seinen rotierenden Chef Millinger. Zwar liegt ein Geständnis der Witwe vor, an dessen Wahrheitsgehalt Millinger nicht zweifelt, für Köster bleibt der geschilderte Tathergang fragwürdig. Bald taucht Frau Dellers Sohn Mano (Christian Berkel) auf, aus dem Mund des jungen Mannes vernimmt die Mordkommission ein weiteres Geständnis. Erneut ist Köster nicht überzeugt, weitere Nachforschungen führen in das homosexuelle Nachtleben Münchens ...

"Der Pelikan" lebt von schrägen Charakteren, irgendwo zwischen durchgedreht, skurril und depressiv durch das Szenario taumelnd. Rosemarie Fendel nehme ich die verschrobene Künstlerin jederzeit ab, Christian Berkel macht seine Sache ebenso gut. Dieter Schidor sehen wir als schwulen Lover, er liefert eine feinfühlige und sympathische Vorstellung ab, in Rückblenden haut Siegmar Schneider auf den Putz. Ralf Wolter taucht (mal wieder) als windiger Journalist auf, Xenia Pörtner gibt ihrem Alten kleine Denkanstösse. Henning Schlüter poltert gewohnt umher, der dickliche Herr ist sicher eine der knuffigsten Karikaturen im deutschen Krimi-Kosmos. Michael Ande darf sich sensibel zeigen, diesmal passt der Stempel "Randnotiz" nicht. Grosses Lob für Siegfried Lowitz, mit seiner typisch "kantigen Beharrlichkeit" arbeitet Köster an der Wahrheitsfindung, weder Chef noch Lederbar bringen den Kommissar aus der Ruhe.

Unter der gekonnten Regie von Johannes Schaaf, verschlägt es den Alten in die Schwulenszene der sündigen Hauptstadt Bayerns. Für das Fernsehpublikum der damaligen Zeit vermutlich starker Tobak, manch engstirniger Zuschauer mag den stimmungsvollen Blick in das schwule Nachtleben als Ärgernis bewerten (was mir ein feistes Grinsen auf die Fratze zaubert). Betrachtet man lediglich den Kriminalfall, geht diese Folge bestenfalls als mittelprächtiger Beitrag durch. Dank überzeugender Darsteller und treffsicher gewählter Kulissen, punktet "Der Pelikan" spätestens beim zweiten Anlauf, bleibt als unterhaltsamer und tendenziell obskurer Erguss in Erinnerung.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 10 (Folge 136-150)



Folge 139 - Der Augenzeuge (Deutschland 1986)

Tod, Leben & fahle Fratzen der Gleichgültigkeit. Alles egal? Derrick lässt nicht locker!

Für Erich Schuster (Klaus Herm) läuft es seit einiger Zeit nicht gut. Zunächst verlor seinen Job, wenig später ging Gattin Erika (Eva-Maria Bayerwaltes) von Bord. Mit Erlaubnis eines ehemaligen Kollegen, sucht Schuster am Abend die Räumlichkeiten seines letzten Arbeitgebers auf, will flugs einige Bewerbungsunterlagen kopieren. Während dieser Aktion begegnet der Arbeitslose dem pflichtbewussten Wachmann Wiesner (Otto Bolesch), seltsame Geräusche erwecken die Aufmerksamkeit der Männer. Tatsächlich machen sich zwei Ganoven am Tresor des im Gebäude ansässigen Juweliergeschäfts zu schaffen, Wiesner schickt Schuster sicherheitshalber aus dem Gebäude. Kurze Zeit später peitschen Schüsse durch das Treppenhaus, Wiesner wird tödlich getroffen. Eilig verlassen die Einbrecher den Tatort, bemerken dabei nicht den vor dem Haus stehenden Augenzeugen. Auf dem Präsidium zeigt man Erich Schuster Bilder einschlägig bekannter Straftäter, doch der überforderte Mann kann den Beamten nicht helfen. Derrick zweifelt am Wahrheitsgehalt der Angaben Schusters. Im Zuge der Ermittlungen trifft er den Zeugen bei der Familie des Opfers an, Wiesners Sohn (Dieter Schidor) und Tochter (Lilly Berger) verhalten sich merkwürdig ...

Klaus Herm ist auf den Typ "unscheinbarer Durchschnittsbürger" geeicht. Einmal mehr gelingt ihm eine überzeugende Darbietung, Herm hechelt Eva-Maria Bayerwaltes nach, anstatt sich über den Verlust des Hausdrachens zu freuen. Dieter Schidor gefällt als nervöses Bürschlein, seine Episodenschwester Lilly Berger bleibt unscheinbar. Glanzlichter werden von sehr starken Nebendarstellern gesetzt. Hier fällt vor allem Karl-Walter Diess als extrem abgebrühter Berufsverbrecher auf, welcher sich großartige Duelle mit Horst Tappert liefert. Ralf Schermuly gibt den um Seriösität bemühten Geschäftsmann namens Masoni, Sky Dumont seinen kalt-arroganten Mitarbeiter.

Allzu gern hält Autor Herbert Reinecker den mahnend erhobenen Zeigefinger in Höhe, Subtilität ist nicht immer seine Stärke. Welchen Wert hat das Leben eines älteren Herrn? Was muten Fremde oder flüchtige Bekannte dem eigenen Gewissen zu, wie weit lassen sich die nächsten Angehörigen auf dreckige Geschäfte ein? Wem quillt die passende Ausrede, fadenscheinige Rechtfertigung oder sonstige Sülze aus dem Munde hervor? Warnungen und Mahnungen per Drehbuch! Vielleicht lässt sich das Gewissen abstellen, zumindest eindämmen, aber die schweren Jungs hast Du kleiner Spießbürger auf Abwegen nicht im Griff. Leider bleibt es beim eifrig wedelnden Finger, zum ruppigen Tritt in den Hintern fehlte Reinecker der Mut, schade, konsequent inkonsequent. Aufregend anregende Kulissen finden (kaum) statt, überwiegend regiert kleinbürgerliche Unscheinbarkeit. Regisseur Theodor Grädler ringt dem mittelprächtigen Plot solide Unterhaltung ab, kann sich auf das perfekt eingespielte Team Tappert/Wepper verlassen, überwiegend starke Nebendarsteller verleihen zusätzlichen Wiedererkennungswert. Gediegene Zielgruppenbedienung.

6,5/10 (obere Mittelklasse)
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Blap
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Blu-ray von Synapse films (USA) mit Wendecover



Thou Shalt Not Kill... Except (USA 1985, Originaltitel: Thou Shalt Not Kill... Except)

Marines, Manson & Mettgut

Sergeant Jack Stryker (Brian Schulz) kehrt 1969 angeschlagen aus dem Vietnamkrieg zurück. Allerdings scheint es um die nähere Zukunkt des Kriegsinvaliden gar nicht so übel bestellt zu sein, denn der erste Besuch bei seiner ehemaligen Freundin Sally (Cheryl Hausen) verläuft sehr harmonisch, die Zeichen stehen auf Versöhnung und Wiederbelebung alter Leidenschaft. Noch ahnt Stryker nichts vom aufziehenden Unheil, im Gegenteil, er freut sich über den überraschenden Besuch seiner Kriegskameraden Walker (Robert Rickman), Tim (Timothy Patrick Quill) und Lieutenant Miller (John Manfredi). Derweil überzieht ein wahnsinniger Massenmörder (Sam Raimi) die Gegend mit Terror und Mord, Sally fällt dem Irren und dessen zahlreichen Schergen in die Hände. Sofort sind sich die gestandenen Marines einig, gemeinsam will man das Gesindel zurück in die Hölle schicken. Ein gnadenloser und mit äusserster Brutalität geführter Kampf nimmt seinen blutigen Lauf ...

Bereits 1980 drehte Josh Becker den rund 48 Minuten laufenden "Strykers War" auf 8 mm. Damals mit Bruce Campbell in der Hauptrolle, Sam Raimi spielte bereits in der ersten Version den durchgeknallten Messias. Mitte der achtziger Jahre inszenierte Becker den Stoff erneut, diesmal in Spielfilmlänge und auf 16 mm Material. Überliefert ist ein Budget in Höhe von 20.000 US-Dollar. Freilich sieht man dem Streifen seine kostengünstige Machart an, dennoch sind Mensch- und Materialeinsatz erstaunlich, viel Herzblut macht locker jede feiste Geldmenge wett. Zunächst toben Stryker und seine Co-Helden durch Vietnam, erleben traumatisierende Grauenhaftigkeiten und sondern jede Menge Unfug ab. Zurück im heimischen Hinterwäldlerumfeld des humpelnden Protagonisten, schaltet das groteske Treiben zwei Gänge runter. Nach und nach kocht das Süppchen erneut hoch, mündet in ein ausufernders Gemetzel mit herrlich absurden Einlagen.

Klar, hier erwartet kein Mensch grosse Schauspielkunst, aber die Leistungen der Akteure bleiben fraglos in Erinnerung. Da Bruce Campbell aus Kostengründen nicht zur Verfügung stand, schaffte man einen Burschen namens Brian Schulz als Ersatz herbei. Jener Schulz macht einen richtig guten Job, spielt den Militärschädel mit Ironie und Biss, nur auf den ersten Blick mutet Schulz einen Hauch zu unscheinbar an. Oberknaller ganz klar Sam Raimi, vor allem als Regisseur von "Tanz der Teufel" und dessen Fortsetzungen bekannt. Raimi dreht am Rad, lässt die Sau raus, liefert eine total überzogene Parodie auf Charles Manson ab, unglaublich! Der selbsternannte Messias schreckt vor keiner Untat zurück, andere waschen ihre Hände in Unschuld, des Teufels Helferlein taucht seine Flossen in Blut, Blut, Bluuuut! Sams kleiner Bruder Ted darf nicht fehlen, wir dürfen ihn als einen "Mitarbeiter" des Blutheiligen bewundern. Eindruck macht auch Robert Rickman, ein kräftiger und schlagfertiger Brecher, einst als Imitator von Mr. T unterwegs. Timothy Patrick Quill (in den Credits als Tim Quill gelistet) sorgt für den Running Gag des Streifens, John Manfredi gibt den Offizier mit Verantwortungsgefühl. Es wäre ermüdend nun alle Nebendarsteller aufzuzählen, freut euch auf fiese Fratzen und jede Menge Gekloppe, Geballer und Gesterbe!

Seit etlichen Jahren gilt "Tanz der Teufel" (The Evil Dead, 1981) als Klassiker der achtziger Jahre, eine dunkle Perle abseits kostenintensiver Hollywood-Ergüsse. An "Thou Shalt Not Kill... Except" waren führende Köpfe der TdT-Garde beteiligt, Namen wie Sam Raimi, Scott Spiegel und Bruce Campbell sprechen eine klare Sprache. Zwar geniesst "Thou Shalt ..." längst nicht den Status des teuflischen Tanzes, seine Fans sollte der überdrehte Mix aus Krieg, Action, Liebesgeschichte und jeder Menge Wahnsinn dennoch finden. Josh Becker führte nicht nur Regie, er bediente die Kamera und besorgte den Schnitt. Immer mitten in die Fresse, so die -hier angemessene- Marschrichtung. Überraschend tönt der Score von Joseph LoDuca, welcher dem obskuren Treiben eine "ernsthaft-bombastisch" angehauchte Untermalung spendiert. "Thou Shalt Not Kill... Except" ist großartiges Independent-Kino, obskur, hysterisch, humorig und ironisch. Abgefuckte Marines treffen auf die total abgefuckte Manson Family, seid ihr total bekloppt???

In Deutschland wurde das Werk unter dem Titel "Du sollst nicht töten... ausser" ausgewertet, später veröffentlichte Marketing-Film den Flick auf DVD (Stryker's War: Du sollst nicht töten... ausser). Mir liegt die BD/DVD-Combo aus den USA vor, gesichtet wurde die BD, Synapse hat dem Film eine sehr ansprechende Veröffentlichung spendiert. "Thou Shalt ..." kommt in stimmungsvoller Verfassung daher, die kernige Optik des 16 mm Materials blieb angenehmerweise erhalten. Für zusätzliche Freude sorgt der Bonusbereich, dort ist die erste Verfilmung mit Bruce Campbell enthalten, weiterhin ein Interview mit Bruce, dazu ein rund halbstündiges "Making of ..." und sonstige Beigaben. So stelle ich mir eine angemessene Auswertung vor, vielen Dank dafür!

8/10 (sehr gut)

Lieblingszitat:

"You dirty son of a bitch! I'm gonna do some nasty things to you!"
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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In Ultrakurzform:



• 6 Schwedinnen im Pensionat (Schweiz, Frankreich 1979) - Sechs junge Damen aus Schweden besuchen eine Privatschule in der Schweiz. Eine junge Französin ergänzt die muntere Truppe, in ihrem Tagebuch dokumentiert sie die Abenteuer der lebenslustigen Schülerinnen. Egal ob Sportlehrer, Spanner oder Förster, auf Dauer kann sich niemand den Reizen der aufgeschlossenen Nachwuchskräfte entziehen, sogar die strenge Direktorin nicht ...

Lockere Unterhaltung von Erwin C. Dietrich, wenig Handlung, viel nackte Haut. Debile Dialoge und groteske Situationen am laufenden Band, Star der Sause ist eindeutig die legendäre Brigitte Lahaie, deren wohlgeformte Früchte einmal mehr unseren Augen schmeicheln. Anne Libert ist als Schulleiterin am Start, mir ist sie vor allem aus dem herrlichen "Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein" von Jess Franco in guter Erinnerung. Neben den attraktiven Damen gefällt die malerische Landschaft, während die fiesen Fratzen der Herrenriege für Belustigung sorgen. Nebenbei vermittelt das Werk wichtige Lerninhalte, Onkel Erwin zeigt auf, dass eine öde Tatigkeit wie z. B. Fahrradfahren eindringliches Vergnügen bereiten kann.

Ihr habt ein Herz für harmlose Sexfilmchen ohne HC? Ihr seht die einzigartige Brigitte Lahaie gern unbekleidet? Möpse, Popöchen und Bären statt Handlung stellen kein Problem dar? Dann gebt dem Streifen eine Chance, obschon Herr Dietrich das Treiben eine Spur zu langatmig inszeniert. An der DVD aus dem Stall Dietrich (Ascot Elite) gibt es nichts zu meckern, Fans dürfen zugreifen.

Freilich hat das weite Feld erotischer Filme weitaus gelungeren Stoff zu bieten. Mir ist das Teil sympathisch, daher freundliche 5/10.
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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In Ultrakurzform:


• Sherlock Holmes und das Halsband des Todes (Deutschland, Italien, Frankreich 1962) - Sherlock Holmes (Christopher Lee) sind die Umtriebe des angesehenen Professor Moriarty (Hans Söhnker) ein Dorn im Auge. Während der zuständige Beamte Inspector Cooper (Hans Nielsen) zunächst skeptisch bleibt, arbeiten Holmes und sein Helferlein Dr. Watson (Thorley Walters) an der Überführung des Ganoven ...

Christopher Lee hat als Sherlock Holmes viel Potential, wird aber vom recht schwachen Drehbuch und der allzu braven Regie ausgebremst. Thorley Walters knuffelt umher, Hans Nielsen wie üblich hüftsteif, Hans Söhner gefällt als Fiesling. Senta Berger taucht in einer uninteressanten Nebenrolle auf. Gutes Ensemble in durchaus stimmungsvollen Kulissen, für Christopher Lee Fans und Freunde klassischer Kriminalfilme empfehlenswert.

Universum hat dem Streifen eine brauchbare -aber nicht wirklich gute- DVD spendiert, bei den Edgar-Wallace-Filmen wurde sorgfältigere Arbeit abgeliefert.

6/10 (obere Mittelklasse)



• Der Teufelsgarten (Frankreich, Italien 1967) - Agent Coplan (Claudio Brook) wird von seiner Geliebten Mara (Margaret Lee) nach Istanbul gerufen, wenig später erliegt Mara einem Überfall, Coplan überlebt die Attacke verletzt. Sein alter Freund Marscar (Bernard Blier) rät Coplan dazu die Türkei flugs zu verlassen, der kantige Gesetzeshüter Lieutenant Sakki (Jean Topart) teilt die Meinung und setzt Marscar unter Druck. Freilich denkt der Agent gar nicht daran aufzugeben, eine Hatz durch die Türkei nimmt ihren Lauf, Coplan trifft auf groteske Gestalten und gerät immer wieder in Lebensgefahr ...

Dem Genre Eurospy attestiert mancher "Filmfreund" gern gepflegte Langeweile und biedere Schmalspurunterhaltung. "Der Teufelsgarten" mutet wie der "perfekt unperfekte" Gegenentwurf zu derartigen Unterstellungen an! Klar, der Held taumelt oft reichlich hilflos durch das Szenario, dreht erst pünktlich zum Finale auf, die Erzählung springt nach Lust und Laune umher, windet sich wie ein glitschiger Aal. Holpriges trägt jedoch zum Unterhaltungswert bei, hinzu kommen tolle Auftritte von Klaus Kinski, Jean Servais, Bernard Blier, Jean Topart und Hans Meyer als entstellter Bösewicht. Wundervolle Schausplätze und malerische Landschaften, dank hervorragender Kameraarbeit stets stilvoll eingefangen, überdies recht ruppig für einen Vertreter seiner Gattung.

"Der Teufelsgarten" ist wohl eine der bizarrsten Eurospy-Sausen, suhlt sich in Klischees und bricht sie gleichzeitig immer wieder auf. Aufgeschlossene Zuschauer sollten sich auf den Trip in den Teufelsgarten begeben, mir hat das sperrige Schätzchen viel Freude bereitet. Mit der Scheibe von Colosseo Film/VZM kann man Pixelzähler nicht einfangen, die Zielgruppe sollte mit dem Silberling gut klarkommen.

7,5/10 (gut bis sehr gut)
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 10 (Folge 136-150)



Folge 140 - Das absolute Ende (Deutschland 1986)

Wer den Jackpot will ... schiesst!

Herta Kolka (Marion Kracht) ist nach dem Gitarrenunterricht bei Reinhard Wessel (Thomas Astan) gut gelaunt. Vor dem Haus des Musiklehrers wird die junge Frau aus dem Hinterhalt erschossen. Derrick und Klein suchen den geschockten Vater (Günter Mack) des Opfers auf, Familie Kolka (Günter Mack) gehört zur wohlhabenden Oberschicht der Stadt. Merkwürdig hektisch mutet Ralf Kolka (Volkert Kraeft) an, offenbar war er seiner Cousine sehr zugeneigt. Weitere Blicke hinter die Familienfassade führen befremdliche Dinge ans Tageslicht. So lebt der psychisch kranke Onkel (Konrad Georg) des Opfers im Nachbarhaus, betreut durch seine Schwiegertochter Carmen (Reinhild Solf). Egal wen die Ermittler befragen, jeder beschreibt Herta als freundlich, aufgeschlossen und liebenswert. Journalist Koby (Tommi Piper) kennt sich in der Szene Münchens gut aus, stellt Kontakt zu Rocco Gretschkow (Michael Heltau) her. Auch Rocco war sehr von Herta angetan, hatte ihr sogar einen Heiratsantrag gemacht. Der Fall zieht weitere Kreise, am Telefon wird Derrick zum Ohrenzeuge eines zweiten Mordes ...

Egal ob Volkert Kraeft hektisch durch die Kulissen taumelt, Michael Heltau verzweifelt um Fassung ringt, Günter Mack von zentnerschwerer Trauer fast erdrückt wird, alle Mitglieder der "feinen Gesellschaft" umgibt ein Hauch von Einsamkeit und Traurigkeit. Jeder versucht auf seine Art mit den Ereignissen klarzukommen, überwiegend mit geringen Erfolgsaussichten. Konrad Georg mutet wie das Ende der Fahnenstange an. Eine traurige Hülle ohne jegliche Hoffnung, versorgt durch eine kaltherzige Person, erschreckend. Freilich punktet Volkert Kraeft mit seiner wuseligen Geiferei, erfreut Michael Heltau in der Rolle des "traurigen Millionärs". Mich hat jedoch der kleine Auftritt von Konrad Georg sehr beindruckt, ohne Worte griffen diese Momente wie eine eisige Hand nach mir. Reinhild Solf darf später mehr als Kälte zeigen, Tommi Piper mimt den freundlichen Schreiberling, diesmal wurde der Presse keine allzu hässliche und sensationsgeile Fratze verpasst. Thomas Astan flirtet kurz mit Marion Kracht, zwei Schüsse peitschen seine Träume gnadenlos aus Herz und Hirn. Üblich die Rollenverteilung zwischen Horst Tappert und Fritz Wepper, Derrick denkt stets über den Tellerrand hinaus, Harry ringt mit Vorurteilen gegenüber allem was für ihn "nicht normal" erscheint.

"Das absolute Ende" wurde erstmalig am 25.04.1986 ausgestrahlt. Zu diesem Zeitpunkt war Regisseur Alfred Vohrer bereits verstorben (03.02.1986), der Titel könnte kaum treffender gewählt sein. Überhaupt fällt die ungewöhnlich schwermütige Atmosphäre der Folge auf, immerhin sorgt Michael Heltau für Schmunzler, weist einen Hausangestellten beiläufig mit folgenden Worten an: "Alfred, den Kamin!". Alfred Vohrer verdanken wir zahlreiche Perlen deutscher Kino- und TV-Unterhaltung. Vierzehn Edgar-Wallace-Filme, dazu Karl-May-Filme und Simmel-Verfilmungen, den prachtvollen Proto-Derrick namens "Perrak", starke Episoden im Rahmen von "Derrick" und "Der Alte". Noch immer wurden einige -hier nicht genannte- Werke des Filmemachers nicht auf digitalen Medien ausgewertet, ich hoffe auf baldige Nachbesserung. Danke für die vielen schönen Stunden, ich verneige mich, lieber Alfred. Frank Duval steuerte den Song "Liebe und Tod" bei, welcher mit seiner "aufdringlichen Plastik-Melancholie" perfekt in die achtziger Jahre passt. Immerhin war eine mittlere Chartplatzierung in Deutschland und Österreich drin, in der Schweiz gar der siebte Platz. Vohrers Abschied aus der Reihe mag keine Großtat sein, fraglos mutet die vorherrschende Trauerstimmung wie ein bedeutungsvoller Fingerzeig an.

7/10 (gut)

140 Folgen Genuß! Auf geht es, in die zweite Hälfte der insgesamt 281 produzierten Episoden. Ich freue mich drauf!
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Blap
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Blu-ray von Redemption (USA)



Female Vampire (Frankreich, Belgien, Spanien 1973, Originaltitel: Les avaleuses)

Lina Romay 25.06.1954 - 15.02.2012 Te echo de menos

Liebe, Lust & Lina

Irina Karlstein (Lina Romay) ernährt sich von Lebenssäften, während des Aktes wilder Leidenschaft saugt die Gräfin ihre Liebhaber(innen) aus. Doch die Gräfin ist keine gefühllose Schlächterin, ihr einsames und rastloses Dasein erfüllt die schöne Frau mit Trauer. Auf Madeira kommt es zu bizarren Todesfällen, welche für Dr. Roberts (Jess Franco) nicht üblichen Morden entsprechen, allerdings hält der zuständige Gesetzeshüter die abenteuerlichen Vermutungen des Mediziners für Spinnerei. Als Irina einem sensiblen und ebenso schwermütigen Mann (Jack Taylor) begegnet, treffen zwei Seelenverwandte aufeinander ...

Jess Franco nutzt das Thema Vampirismus als Aufhänger für eine wundervolle Liebeserklärung an seine Lebensgefährtin (und spätere Ehefrau) Lina Romay. "Female Vampire" verfolgt nicht die Absicht eine spannende oder gar logische Geschichte zu erzählen, mit Wonne hängt die Kamera an Linas bildschönem Gesicht und ihren begehrenswerten Rundungen. Bereits die ersten Minuten sind Hochgenuss in Vollendung! Lina schreitet durch einen nebelverhangenen Wald, zu romantischen Klängen schält sich ihre Gestalt langsam auf dem Dunst. Sie schreitet uns entgegen, blickt uns aus ihren wunderschönen Augen an (schaut tief in meine Seele, ich schwebe über dem Sofa des Todes). Bewusst lässt Franco unserer Phantasie Raum, Irina saugt ihre Partner im Liebestaumel aus, beschränkt sich keinesfalls auf den roten Saft. Ihre Sehnsüchte nach dauerhafter Leidenschaft und Liebe bleiben unerfüllt, niemand überlebt den Akt der Lust mit der schönen Gräfin. Erneut darf die Phantasie des Betrachters weite Kreise ziehen. Was erwartet uns nach dem Tod, vielleicht ein ewiger Taumel der Lust? Wer oder was wartet auf der anderen Seite, hinter dem Nebel? Beginnt unsere Existenz erst nach dem Ende des irdischen Lebens, jedoch nicht im Sinne der christlichen Lehre (Leere)?

Lina Romay dominiert das Geschehen, allzu gern zeigt Jess Franco sein attraktives Weibchen unbekleidet oder zumindest sparsam bekleidet. Wo Lina auftaucht prickelt es, egal ob wir zahme oder offensive Szenen bewundern. Gräfin Irina ist stumm, Franco unterstreicht die Einsamkeit seiner Protagonistin, die uns hin und wieder ihre Gedanken per Monolog mittteilt. Jack Taylor gefällt als lebensmüder Geselle mit poetischen Anwandlungen, Jess Franco überzeugt als kauziger Dr. Roberts. Jean-Pierre Bouyxou trifft als blinder Dr. Orloff auf Lina, Luis Barboo ist als Diener der Gräfin am Start (Barboo hält sich überwiegend zurück, erst gegen Ende des Werkes entgleisen seine berüchtigten Gesichtszüge). Monica Swinn muss sich Linas Macht beugen, Anna Watican ist als Journalistin unterwegs. Es wäre wenig sinnvoll alle kleineren Rollen aufzulisten, neben Linas grandioser Darbietung, bleiben die Auftritte von Jack Taylor und Jess Franco in Erinnerung.

An stimmungsvollen Schauplätzen mangelt es nicht, untermalt von einer melancholischen Titelmelodie, leicht "angejazzte" Musik bietet dem Titelthema bei Bedarf Paroli. Wie weit gehen Liebe, Verlangen und Leidenschaft? Antworten darf der Zuschauer konstruieren, sofern er/sie dem Film Herz und Seele öffnet. Egal welche Gedankengänge der Streifen auslösen mag, Jess Franco hat seiner Lina ein romantisches, sinnliches und faszinierendes Denkmal gesetzt!

Angenehmes gibt es auch über die BD aus dem Hause Redemption zu berichten. Fernab steriler Hochglanzoptik und entstellender DNR-Massaker, kommt "Female Vampire" in "kernig-roh-schöner" Verfassung daher. Rund 100 Minuten läuft die "Hauptfassung", unter dem Titel "Erotikill" ist eine auf 70 Minuten geschrumpfte Version als Bonus enthalten. "Erotikill" gibt sich weniger erotisch (grotesk?), driftet in Richtung Horror. Durchaus ein interessanter Cut, für mich funktioniert die längere Variante allerdings deutlich besser. Hinzu kommt ein aktuelles Interview mit Jess Franco (dessen Ausführungen über Lina mich sehr berühren), bei einem weiteren Interview kommt Nebendarsteller Jean-Pierre Bouyxou zu Wort. Trailer zum Labelprogramm runden das ansprechende Paket ab, klarer Kaufzwang! Mir liegt überdies eine ältere DVD von Laser Paradise vor, leider wird die Scheibe dem Film nicht gerecht.

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Lieblingszitat:

Inspector: "Your thoughts verge a little too much on the fantastic. It's a pity."
Dr. Roberts: "You on the contrary have no imagination. That's a pity!"
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Folge 17 - Die Sträflingsfrau (Deutschland 1978)

Familientherapeut Köster

Werner Stumm (Dirk Galuba) wird nach einer mehrjährigen Haftstrafe entlassen, während seines Gefängnisaufenthalts hat er Hanne Färber (Eleonore Weisgerber) kennengelernt, die beiden wurden ein Liebespaar. Hannes Familie ist diese Beziehung ein Dorn im Auge, alle Versuche die junge Frau auf den gewünschten Kurs zu bringen scheitern. Sensationsreporter Harald Klemm (Wolf Roth) will die Geschichte um den "Anemonenmörder" aufwärmen, stellt Werner und Hanne nach. Tatsächlich geschieht kurz nach Stumms Entlassung ein Mord, die Tat scheint dem Vorgehen des Verurteilten zu entsprechen. Panisch schlüpft Stumm bei der Mutter eines ehemaligen Zellengenossen unter, entzieht sich damit dem Zugriff des Gesetzes und der Öffentlichkeit ...

Dirk Galuba wird meist als Ganone oder sonstiger Fiesling besetzt, hier darf es sich von einer anderen Seite zeigen. Obschon wegen eines Tötungsdelikts verurteilt, bekommen wir es weder mit einem Psychopathen, noch einem kaltherzigen Killer zu tun, wir sehen einen gehetzen Menschen, einen Menschen der sich nach Frieden, Wärme und einem ganz normalen Leben sehnt. Kämpferisch die großartige Eleonore Weisgerber, niemand kann Hanne Färber von ihrer Liebe abbringen, egal wie heftig der Gegenwind peitscht. Wolf Roth überzeugt als schmieriger Reporter, Bruno Dietrich ist als Bruder der "Sträflingsfrau" zu sehen, Benno Sterzenbach und Gudrun Genest spielen die Eltern. In kleinen Nebenrollen sind u. a. Anne Bennent, Beate Hasenau und Heiner Lauterbach am Start. Galuba und Weisgerber gefallen mir als ungleiches Paar sehr, sehr gut, beide laufen zur Höchstform auf. Siegfried Lowitz zeigt uns Kommissar Köster -einmal mehr- als cleveren und über den Tellerrand blicken Kriminalisten, der sich nicht von Vorurteilen oder vorherrschender Meinung blenden lässt. Bei Bedarf werden Journalisten, Vorgesetzte und Zeugen geschickt in die Schranken gewiesen, herrlich!

"Die Sträflingsfrau" blickt skepktisch auf unseriösen Journalismus, warnt den Zuschauer darüber hinaus vor Vorurteilen und Engstirnigkeit. Der tatsächliche Kriminalfall wird zur Nebensache, beiläufig und unspektakulär zu Ende gebracht. Im Mittelpunkt stehen bis zum Finale Köster, Galuba und Weisgerber, der werte Herr Kommissar betätigt sich als verständnisvoller und verschwiegener Vermittler. So geraten die letzten Momente versöhnlich und milde, weisen hoffungsvoll auf eine bessere Zukunft für die Hauptcharaktere hin, entsprechend fröhlich ertönt Frank Duvals Komposition während des Abspanns. Regisseur Alfred Vohrer entlockt dem -ohnehin starken- Ensemble prächtige Leistungen, verleiht Köster noch mehr Tiefe, fügt dem Hauptcharakter der Reihe neue Facetten hinzu, fantastisch! Es bedarf nicht vieler Worte, anschauen und geniessen!

7,5/10 (gut bis sehr gut)


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In den vergangenen Tagen war so viel Stoff im Player, ich kann unmöglich zu jedem Streifen einen kleinen Kommentar schreiben. Daher diesmal ausgewählte Titel in Megakurzform:

• Dressed to Kill (USA 1980) - Brian De Palma lässt Angie Dickinson, Michael Caine und Nancy Allen von der Leine. "Dressed to Kill" ist ein formvollendeter Thriller, ein Klassiker der immer geht. Mir liegt die BD aus den USA vor, darauf enthalten ist die Unrated Fassung. 9/10 (überragend)

• Super - Shut Up, Crime! (USA 2010) - Der etwas andere Superheld schlägt zu. Verschroben und unterhaltsam. In meiner Sammlung steht die BD aus dem Hause Koch Media, inzwischen ist die Scheibe oft zum kleinen Preis erhältlich. 7/10 (gut)

Edgar-Wallace-Filme müssen immer wieder in kleiner, mittlerer und grosser Dosis verabreicht werden. Diesmal erfreuten mich Im Banne des Unheimlichen (1968) und Der Mönch mit der Peitsche (1967), zu beiden Streifen habe ich bereits kleine Kommentare verfasst (die in den Tiefen des Forums auffindbar sind). Zwei Arbeiten des geschätzten Alfred Vohrer, es bleibt bei dicken 7,5/10 (Tendenz steigend). An den Universum-DVDs gibt es nichts zu meckern.
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Millennium-Box von Splendid (alle sechs Filme der "Millennium-Staffel" sind in dieser Box enthalten)


In Kurzform:


Godzilla against MechaGodzilla (Japan 2002, Originaltitel: Gojira tai Mekagojira)

1999 erhebt sich Godzilla aus dem Ozean, verschwindet allerdings nach einer kurzen Orgie der Zerstörung wieder in den Fluten. Alarmiert will die japanische Regierung nun endlich eine schlagkräftige Waffe gegen Big G in die Hände bekommen. Aus dem Skelett des 1954 vernichteten Godzilla wird DNA entnommen, ein wichtiger Bestandteil für den Bau einer gigantischen Kampfmaschine. Drei Jahre später ist es endlich gelungen, Mechagodzilla, auch Kiryū genannt, kann im Bedarfsfall eingesetzt werden. Tatsächlich lässt Godzilla nicht lange auf sich warten, in Yokohama treffen die Giganten aufeinander. Kiryū schlägt sich tapfer, plötzlich wendet er sich jedoch gegen die Stadt und läuft Amok, Godzilla zieht sich zurück. Nachdem die Energie Mechagodzillas verbraucht ist, wird der Riese zurück in sein Dock geschafft. Was führte zur gefährlichen Fehlfunktion, welche rätselhafte Verbindung besteht zwischen Kiryū und Godzilla???

Der vierte Film aus der Millennium Reihe tritt in große Fußstapfen, da sein Vorgänger "Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack" ein Volltreffer war. Zwar kann die Klasse nicht gehalten werden, dennoch hinterlässt der Streifen ein guten Eindruck. Interessant angelegte Chraktere sind im Kaiju Eiga nicht immer anzutreffen, hier bekommen wir mit der hübschen Yumiko Shaku eine sympathische Heldin angeboten, garniert mit tragischen Elementen. Klar, obendrauf gibt es jede Menge Pathos, das offene Ende weist auf den direkten Nachfolger hin. Prächtige Suits und schöner Modellbau, unterhaltsam choreographierte Kämpfe. Ich bin zufrieden, schiebe lustvoll die nächste Scheibe in den Player.


Godzilla: Tokyo SOS (Japan 2003, Originaltitel: Gojira tai Mosura tai Mekagojira: Tôkyô S.O.S.)

Seit dem Kampf zwischen Godzilla und Kiryū ist ein Jahr ins Land gezogen. Plötzlich dringt ein gigantisches Flugobjekt in den japanischen Luftraum ein, Mothra sucht einen alten Verbündeten auf. Die kleinen Begleiterinnen der Riesenmotte überbringen eine wichtige Nachricht, Godzilla wird von Kiryū angelockt, man solle den Kampfgiganten im Meer versenken, ansonsten drohe grosses Unheil. Freilich sind die Entscheidungsträger diesem Vorschlag nicht zugeneigt. Kiryū noch nicht wieder vollständig einsatzbereit, aber Godzilla bewegt sich auf die japanische Hauptstadt zu! Kann die herbeigerufene Mothra den übermächtigen Gegner aufhalten? In Tokio kommt es zu einer gigantischen Schlacht zwischen Godzilla und seinen Gegenspielern Mechagodzilla, Mothra und den Mothra-Larven ...

Während die die übrigen Filme der Millennium Reihe eigenständige Geschichten erzählen (mit Bezug zum Ur-Godzilla von 1954), bilden "Godzilla against MechaGodzilla" und "Godzilla - Tokyo SOS" ein flottes Duo, verzichten ebenso nicht auf kurze Rückblicke in vergangene Jahrzehnte. Die Fortsetzung bietet weniger interessante Charaktere an, schenkt uns im Gegenzug aber noch schönere Monsterkämpfe. Ach, ich mag die knuffige Mothra, ihre Larven und die Cosmos. Genörgel an den Gesängen der winzigen Zwillinge ist mir fremd, die kleinen Damen sind herzallerliebst! Es rummst und scheppert gewaltig, das melancholische Ende ist ein kleiner Tränenzieher. "Tokyo SOS" bewegt sich auf Augenhöhe zum Vorgänger, insgesamt verschiebt sich das Gefüge ein wenig in Richtung Monster.


Godzilla: Final Wars (Japan 2004, Originaltitel: Gojira: Final wars)

Um sich gegen Monster effektiv zu verteidigen, wurde von mehreren Staaten die schlagkräftige Earth Defense Force gegründet, in deren Reihen auch hochentwickelte Mutanten ihren Dienst leisten. Wissenschaftler zerbrechen sich den Kopf über die Herkunft eines leblosen Monsters, die Cosmos klären eine kleine Gruppe über die Geschichte des Ungetüms auf. Gigan fiel vor 10.000 Jahren die Erde an, konnte aber von Mothra in die Schranken gewiesen werden. Plötzlich bricht eine unfassbare Katastrophe über die Menscheit herein, die Metropolen der Welt werden von Riesenmonstern verwüstet. Hinter dieser Aktion stecken Ausserirdische, die sämtliche Ungetüme auf die Erdlinge gehetzt haben, welche sie nach kurzer Zeit wieder verschwinden lassen. Die X-Aliens geben sich als Retter aus, zunächst gelingt das clevere Täuschungsmanöver. Nach Unstimmigkeiten fallen die Masken, erneut greifen Monster an, unsere Zivlilisation liegt zerschmettert am Boden. Lieutenant Gordon sieht nur noch eine Chance, Godzilla aus seinem eisigen Gefängnis am Südpol zu befreien! Nur Godzilla und Mothra können nicht von den X-Aliens kontrolliert werden, Godzilla nimmt den Kampf gegen die feindliche Monsterhorde auf ...

Fünfzig Jahre nach seinem ersten Auftritt, zieht der König der Monster in seine letzte Schlacht. Nicht weniger als die Rettung der gesamten Menschheit steht auf dem Spiel! Für die Regie zeichnet Ryûhei Kitamura, ein junger Wilder mit dem Willen zu Krawall, Zerstörung und Wahnsinn, der werte Herr inszenierte z. B. den wüsten "Versus" (2000). So kommt "Final Wars" dann auch als zweistündiges Spektakel daher, Ryûhei Kitamura will alles und liegt oft richtig. Es gibt großartige Momente, man beachte wie Godzilla den Emmerich-Fake gewissermaßen lässig nebenbei erledigt, herrlich! Zu zahlreichen Schenkelklopfern gesellt sich hier und das leichtes Befremden, die Anleihen bei "Matrix" wären nicht nötig gewesen. Im Taumel der Hysterie ist trotzdem Platz für Kitsch. Zwischen Mutanten, Monstern und jeder Menge Krawall ist Minilla unterwegs, Godzillas kleines Knuffelsöhnchen. Ehrlich, das Ende ist so unglaublich schnulzig, unfassbar. Aber was soll ich sagen, mir altem Griesgram liefen Tränen über die Wangen, ich liebe meinen Godzilla. Starker Tobak, mir hat der galoppierende Irrwitz Spass bereitet.


Das Set von Splendid enthält alle sechs Filme dieser Staffel, diesmal mit Wertung:

• Godzilla 2000: Millennium (1999) 7/10 (gut)
• Godzilla vs. Megaguirus (2000) 7,5/10 (gut bis sehr gut)
• Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack (2001) 8/10 (sehr gut)
• Godzilla against MechaGodzilla (2002) 7/10 (gut)
• Godzilla: Tokyo SOS (2003) 7/10 (gut)
• Godzilla: Final Wars (2004) 7,5/10 (gut bis sehr gut)

Als siebte DVD liegt die Bonusscheibe der Godzilla: Final Wars Special Edition bei, welche allerdings kaum der Rede wert ist. Es existiert eine "erweiterte" Box mit zusätzlicher Mothra-Figur, für manchen Sammler vielleicht interessant. Alternativ sind die Filme auch einzeln erhältlich.

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Es war irgendwann in den siebziger Jahren. Ich saß im alten Dorfkino, Jugendvorstellung am Wochenende. Über die Leinwand tobte "Godzilla" von 1954, ein paar Wochen später durfte ich den dritten Godzilla Film "Die Rückkehr des King Kong" mit grossen Augen bestaunen. Da war es längst um mich geschehen, seither haben Godzilla und seine Kollegen einen festen Platz in meinem Herzen. Ich bin mir sicher, irgendwann lässt Tōhō meinen Liebling erneut Städte planieren und Herzen brechen. Lieber König der Monster, ich bleibe dir treu ergeben, danke für die schönen Stunden.

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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

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Kleine Hartbox (97) aus der Trash Collection von CMV



Rush (Italien 1983, Originaltitel: Rush)

Irrer Despot macht den Bock zum Gärtner

Nach einer globalen Katastrophe liegt die Menschheit überwiegend unter der Erde. Wenige Überlebende führen ein trostloses Dasein, geknechtet von sadistischen Machthabern und deren Soldaten, in Lagern zur Zwangsarbeit genötigt. Rush (Bruno Minniti aka Conrad Nichols) konnte sich den Schergen des Grauens bisher entziehen, landet aber eines Tages ebenfalls im Arbeitslager. "Innenminister" Yor (Gordon Mitchell) führt ein strenges Regiment, jeglicher Widerstand wird im Keim erstickt. Selbstverständlich denkt Rush nicht daran sich zu beugen, nebenbei hat er mit Yor eine Rechnung zu begleichen ...

Endzeitfilme aus Italien geniessen bei mir immer Kredit. Ich verzichte an dieser Stelle auf die Nennung weiterer Titel, wende mich ohne Umschweife dem Streifen des Tages zu. "Rush" bringt übliche Schauplätze ins Spiel, Kiesgrube und Ruinen dürfen freilich nicht fehlen. Anbau von Pflanzen steht unter Aufsicht der "Regierung", der Pöbel wird mit Drogen betäubt. Zynischerweise müssen die Geknechteten die dazu geeigneten Gewächse selbst anpflanzen, überwacht von aggressiven Wächtern. Für Schmunzler sorgt nicht nur das eigenartige Gefährt unseres Helden, obendrauf gibt es schicke Gasmasken und entstellte Fratzen. Aller Orten nur ödes Land? Nicht ganz, denn in wenigen Bezirken hat die Regierung den Boden "reaktiviert", ergo kann sich Rush im Wald als postapokalyptischer Rambo an seinen Gegenspielern austoben, begegnet nebenbei einem freundlichen Nager. Zwischen Kiesgrube, Arbeitslager und grüner Hölle ... bleibt Raum für ... eine Kläranlage (?) von beeindruckender Größe, finales Spielfeld im Duell der Giganten. Fast hätte ich die technischen Möglichkeiten der Bösewichte unterschlagen, immerhin verfügt man über Menschendetektoren!!!

Das Ensemble lässt sich mit wenigen Wort abfrühstücken. Bruno Minniti steigert sich kon­ti­nu­ier­lich, Gordon Mitchell spult den Fiesling routiniert ab. Um Rush und eine junge Dame namens Carol (Laura Trotter), wurde eine belanglose Liebesgeschichte konstruiert, glücklicherweise bremst diese den Flick nicht aus. Riccardo Pizzuti kennt der Fan des italienischen Genrekinos aus zahlreichen Western, ein kantiger Nebendarsteller für alle Fälle. Ferner erwarten den Zuschauer diverse Fratzen, mehr oder weniger heftig vergammelt.

Ich fasse mich bewusst kurz. Endzeit-Freaks freuen sich über die gepflegte Vollsuhle, bekommen geschätzte Ingredienzien äusserst kurzweilig und stilsicher um die Ohren gehauen. Mit knapp 77 Minuten knackig kurz angelegt, kommt das Treiben ohne eine Sekunde Langeweile daher. Szenen die nichts zur Handlung beitragen, wirken sich nicht negativ auf den Unterhaltungswert aus. Billig und abwechslungsreich, von Tonino Ricci nicht ungeschickt in Szene gesetzt. Es ballert, prügelt und raucht, die deutsche Synchronisation geht gut ins Ohr, der Score schwankt zwischen erstaunlich ernsthaft und schwurbeldurbel. Feiste Vollbedienung!

CMV hat den Streifen im Rahmen der prächtigen Trash Collection veröffentlicht. Mit der gebotenen Qualität bin ich sehr zufrieden, im Bonusbereich gibt es Trailer zu anderen Titeln des Labels, eine Bildergalerie und eine erweiterte Szene. Schmackhaftes Sahnehäubchen fraglos der launige Audiokommentar von Christian Kessler.

8/10 (sehr gut)

Lieblingszitat:

"Durchsucht die Häuser! Hier hat sich garantiert noch arbeitsscheues Gesindel versteckt!"


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Ausserdem im Player:


• Flying Guillotine (Hongkong 1975) - Der bösartige Kaiser lässt unbequeme Herrschaften mit einer neuartigen Waffe liquidieren, zuvor wird eine kleine Elitetruppe an der fliegenden Guillotine ausgebildet. Nicht alle Spezialisten sind mit ihrer Existenz als Killer glücklich, einer ergreift die Flucht und wird von den Häschern des Herrschers gejagt ...

Trotz des Titels erwartet den Betrachter kein atemloses Spektakel mit Dauergemetzel. Chen Kuan-Tai und Ku Feng spielen solide, bleiben aber ein wenig unter ihren Möglichkeiten. Auf der Flucht trifft Ma Teng (Chen Kuan-Tai) seine grosse Liebe, am Hof des Kaisers werden lebensgefährliche Intrigen gesponnen. Typisch für eine Produktion der Shaw Brothers, hübsche Kulissen, ansprechend choreographierte Kämpfe und Momente voller Tragik. Mir liegt die Dragon Dynasty DVD aus den USA vor, die Scheibe geht in Ordnung.

7/10 (gut)
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