Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Moderator: jogiwan

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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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In Ultrakurzform:



• Rififi (Frankreich 1955) - Gerade raus aus dem Knast, lässt sich ein alternder Ganove auf den ganz grossen Coup ein ...

Mit "Rififi" hat Jules Dassin einen DER Klassiker des Kriminalfilms hinterlassen. Heist-Urgestein bester Sorte, hart, bitter und (überwiegend) konsequent. Hätte das Finale den Mut zu maximaler Boshaftigkeit, würde ich die Höchstnote für diesen grandiosen Streifen ziehen. Die DVD von Universum bietet das Werk ungekürzt an, ordentliche Scheibe zum fairen Preis, gehört in jede Sammlung!

9/10 (überragend)



• Kontroll (Ungarn 2003) - U-Bahnkontrolleure im alltäglichen Kampf gegen Schwarzfahrer, Randalierer und eigene Probleme ...

Nimród Antal gelingt ein humoriger und packender Trip, eingefangen in düsteren und roh-romantischen Bildern. Starke Darsteller und stimmungsvolles Ambiente, grosses Kino. An der DVD aus dem Hause Sunfilm gibt es nichts zu meckern. Leider liegt mir lediglich die einfache Ausführung vor, die Special Editon führt eine Bonus-DVD im Gepäck, inzwischen für schlappe fünf Taler erhältlich.

7/10 (gut)



• Die Vögel (USA 1963) - Inhalt des Hitchcock Klassikers dürfte bekannt sein ...

"Die Vögel" packte mich schon als Kind, meine Zuneigung ist im Laufe der Jahrzehnte noch inniger geworden. Hitchcock verlässt sich nicht allein auf Tierhorror, Spannung und vordergründige Schauwerte, er baut vor allem auf interessante Charaktere und ein starkes Ensemble. Tippi Hedren sieht nicht nur bezaubernd aus, sie füllt Melanie Daniels mit Leben aus, spielt großartig auf. Hinter der kokett-selbstbewussten Fassade, versteckt sich eine einsame junge Frau, ein Mensch auf der Suche nach echten Gefühlen und Geborgenheit. Ebenso beeindruckend Jessica Tandy, hinter Lydia Brenners sprödem Schutzwall ist viel zu entdecken. An Rod Taylors Leistung gibt es nichts zu bemängeln, obschon ihn die umwerfend guten Damen fast an die Wand spielen. So packen greifbare und liebenswerte Charaktere nach dem Herz des Zuschauers, lässt das Ende mich noch immer erschauern. In meiner Sammlung befindet sich eine ältere DVD-Auflage inklusive Booklet, die Qualität lässt Raum für Verbesserungen.

9,5/10 (überragend +++)



• The Hit List (USA 2011) - Auftragsmörder spielt böses Spiel mit einem sanftmütigen Verlierer, wer kann den Profikiller stoppen ... ???

Cuba Gooding Jr. und Cole Hauser kämpfen einen ungleichen Kampf. Gooding Jr. spult den verbitterten Profi routiniert ab, Hauser erweist sich alte gute Besetzung für den Part des unscheinbaren Bürschleins. Regisseur William Kaufman erfreute mich mit dem Lundgren/Gooding Jr. Flick "Last Bullet", auch "Sinners and Saints" ist eine unterhaltsame Angelegenheit. "The Hit List" tischt uns eine Mixtur aus Thriller und Action auf. Sicher, das Treiben verläuft ohne Überraschungen, kommt aber straff und stilsicher inszeniert daher. Die DVD geizt mit Boni, leistet sich ansonsten keine Schwächen.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)



• Die Rache der Kannibalen (Italien 1981) - Eine junge Wissenschaftlerin reist mit Begleitung in den Dschungel des Amazonas. Sie will beweisen, dass Kannibalismus nicht existiert, lediglich eine bösartige Legende darstellt. In der grünen Hölle wird die kleine Gruppe in unfassbare Ereignisse verwickelt ...

Nach "Lebendig gefressen" (1980) schickt uns Umberto Lenzi erneut in den Busch, lässt Lorraine De Selle, Zora Kerova und Danilo Mattei grausame Abenteuer erleiden. War Lenzis "Mondo Cannibale" (1972) noch nicht allzu wüsten Ausritten zugetan, knallte "Lebendig gefressen" wie ein ruppiger Vorschlaghammer auf uns hernieder. "Cannibal Ferox" (Die Rache der Kannibalen) ist ähnlich kernig unterwegs, doch "Lebendig gefressen" bot die interessantere Story an, hatte den großartigen Ivan Rassimov als Trumpfkarte im Spiel. Freund herber Kannibalenkost kommen auf ihre Kosten, guten Appetit. Grausam weniger die Momente des Mettguts, sondern die fürchterliche Synchronstimme von Zora Kerova, brrrrrr ...

7,5/10 (gut bis sehr gut)
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Ein Zug für zwei Halunken (USA 1973, Originaltitel: Emperor of the North)

Exzessive Machtspiele

1933 leiden viele US-Bürger unter der 1929 ausgebrochenen Wirtschaftskrise. Arbeitslose Streuner springen auf Güterzüge, ihre einzige Möglichkeit längere Strecken zu bewältigen. Zugführer Shack (Ernest Borgnine) wird von Tramps und eigenen Kollegen gefürchtet, mit brutaler Gewalt geht der Sadist gegen ungebetene Gäste vor. Ass Nr. 1 (Lee Marvin), ein erfahrener und cleverer Bursche, will auf Shacks 19er eine grössere Strecke zurücklegen. Eisenbahner und Tramps schliessen Wetten ab, der 19er wird zum Schausplatz eines lebensgefährlichen Katz-und-Maus-Spiels. Auch der großmäulige Jungspund Cigaret (Keith Carradine) will Shack in die Suppe spucken, für Ass Nr. 1 stellt der unerwünschte Gefährte eher eine zusätzliche Herausforderung als Unterstützung dar ...

Robert Aldrich hat im Laufe seiner Karriere einige Perlen inszeniert. Zu seinen bekannstesten Werken zählen "Was geschah wirklich mit Baby Jane?" (What Ever Happened to Baby Jane?, 1962) und ) "Das dreckige Dutzend" (The Dirty Dozen, 1966). Leider verstarb der Filmemacher bereits 1983, er wurde lediglich 65 Jahre jung.

"Ein Zug für zwei Halunken" spielt während der Großen Depression, doch dieses Zeitfenster dient lediglich als geeigneter Aufhänger. Im Zentrum der Handlung stehen zwei unachgiebige Charaktere, schlitzohriger Tramp trifft auf knüppelharten Eisenbahner. Freilich ist die Intention problemlos erkennbar, die geknechtete Unterschicht wehrt sich gegen das System der Unterdrückung und Ausbeutung. Durch den gesammten Film zieht sich harscher Humor, Ironie und Zynismus bereichern das Treiben ungemein. Für klare Verhältnisse wird sofort gesorgt, wir werden Zeuge wie Shack mit Tramps umgeht, zielstrebig und gnadenlos, durchaus mit Freude an Mord und Totschlag. Dabei könnte alles so entspannt sein, gemütlich schnauft die Dampflok durch malerische Landschaften, rollt über beeindruckende Brückenkonstruktionen. Mit Lee Marvin und Ernest Borgnine hat Robert Aldrich zwei glänzend aufgelegte Hauptdarsteller vor der Kamera. Marvin mit harter Schale und mittelhartem Kern, lässig und dennoch jederzeit hellwach, Ass Nr. 1 lässt sich nicht unterkriegen. Borgnine legt einen der stärksten Auftritte seiner Laufbahn hin! Sadismus und Boshaftigkeit springen Shack aus dem Gesicht, stürzen sich wie geifernde Furien auf den Zuschauer hernieder. Shack steht nicht nur stellvertretend für ein menschenverachtendes Gesellschaftsystem, er verkörpert die Boshaftigkeit und Perversion, welche vermutlich in uns allen lauert. Dritter im Bunde ist Keith Carradine. Cigar will den alten Tramp vom Thron stossen, versucht zuvor von dessen Erfahrung zu profitieren. Bitter gerät der Ausblick in die Zukunft, Cigar fehlt es an Herz und Hirn, wohin führt uns die Reise? Trotz eindeutiger Marschrichtung der Charakere, lässt sich das Drehbuch nicht von feinen Zwischentönen abhalten. Sogar Shack scheint kurz Schwäche zu zeigen, sein Appell an Ass Nr. 1 -während die Gefahr der Kollision mit einem entgegenkommenden Zug besteht- mutet nahezu verzweifelt an, selbstverständlich schaltet der Unhold im Eiltempo zurück in den Hass- und Krawallmodus. Prächtige Szenen ereignen sich auch abseits des Zuges. Der bewährte Simon Oakland ist in einer kleinen Rolle als uniformierter Polizist zu sehen, den die Verfolgung eines Diebes mitten in eine Ansammlung Tramps führt. Keine angenehme Situation für den Gesetzeshüter, anschauen und genießen!

Lebt das Leben! Kämpf um die Freiheit! Um jeden Preis, nur ein Leben in Freiheit ist lebenswert, leistet Widerstand! Klar, man könnte subtiler formulieren. Noch besser gefällt mir folgende Idee: Grandiose Schauspieler in einem prachtvollen Umfeld bestaunen, dynamische Regie und vortreffliche Kameraarbeit bewundern, knapp zwei Stunden großes Kino erleben!

Koch Media hat "Ein Zug für zwei Halunken" ungekürzt auf DVD veröffentlicht, im Bonusbereich sind Trailer, Teaser und eine Bildergalerie zu finden, ferner ist ein englischer Audiokommentar (ohne Untertitel) enthalten. Die beste Beigabe soll nicht unterschlagen werden, ein informatives Booklet mit stattlichen 28 Seiten Umfang. Überwiegend geht die gebotene Bildqualität in Ordnung, aber ärgerlicherweise tritt die Kompression bei einer der wichtigsten Szenen in den Vordergrund, kommt mit dem Nebel leider nicht klar. Dennoch gilt Kaufzwang, der Streifen ist eine Bereicherung jeder Sammlung!

8/10 (sehr gut)


Lieblingszitat:

"Jetzt wird er aber zur rasenden Wildsau!"
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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 10 (Folge 136-150)



Folge 142 - Die Nacht, in der Ronda starb (Deutschland 1986)

Qualen des Gehörnten

Dr. Walter Schenk (Klaus Schwarzkopf) leidet sehr unter den Eskapaden seiner Ehefrau Hannelore (Ursula Lingen). Derrick wohnt nebenan, eines Tages steht Dr. Schenk verunsichert vor der Tür des Oberinspektors. Etwas zerknirscht kommt der Kriminalbeamte dem ungewöhlichen Anliegen seines Nachbarn nach, bittet dessen Gattin um die Herausgabe von Büchern, Unterrichtsmaterial für den bevorstehenden Arbeitstag des Lehrers. In der Wohnung der Eheleute Schenk, sitzt Hannelore mit ihrem Liebhaber Gregor Ronda (Paul Neuhaus) gemütlich beim Frühstück, kann die Aufregung ihres Gatten nicht nachvollziehen. Deprimiert taucht Dr. Schenk vor seinen Schülern auf, die jungen Leute haben Kenntnis vom privaten Unglück ihres Lehrers, bieten ihm Hilfe an. Abends besuchen fünf Schüler Schenk, wollen den beliebten Pauker auf Kurs bringen. Am nächsten Morgen muss sich Derrick erneut mit den Eheleuten Schenk befassen. Diesmal ist der Grund offizieller Natur, Gregor Ronda wurde erschlagen in seinem Fitness-Center aufgefunden ...

Klaus Schwarzkopf überzeugt als gutmütiger Lehrer und Ehemann, dem es offenbar am nötigen Durchsetzungsvermögen mangelt. Im Berufsleben problematisch, im Privatleben schmerzhaft. Wenig bedrohlich echauffiert er sich gegenüber seiner Gattin und deren Liebhaber, wird von seiner Frau milde belächelt. Schwarzkopf ist die Rolle des Dr. Schenk auf den untersetzten Leib geschneidert, ein unscheinbarer Mann mit viel Gefühl und Verstand, gefangen im Netz der eigenen Schwäche. Ursula Lingen zeigt uns Hannelore Schenk als abgebrühte Frau, ohne Scheu trampelt sie auf den Gefühlen ihres Ehewurms herum. Bewusste Grausamkeit oder oberflächliche Gedankenlosigkeit? In Reihen der Schüler erwarten uns bekannte Gesichter, vor allem Anne Bennent und Christoph Eichhorn fallen positiv auf. Beide waren während der Dreharbeiten bereits ein paar Jahre zu alt um Schüler darzustellen, erstaunlicherweise kann Anne Bennent (Jahrgang 1963) ihr Alter weniger gut verbergen als ihr Kollege Christoph Eichhorn (Jahrgang 1957). Ich sehe gern darüber hinweg, mir gefällt Eichhorns "unterschwellig-psychotische" Art sehr gut. Für Alwy Becker bleibt nur eine kleine Nebenrolle, gern hätte ich sie als Hannelore Schenk gesehen, ohne die Leistung von Ursula Lingen bemängeln zu wollen. Horst Tappert und Fritz Wepper agieren gewohnt zuverlässig, Derrick bewegt sich gekonnt zwischen lässiger Routine und Verarbeitung befremdlicher Zustände. Freilich zeichnet ihn sein Gespür für Details aus, die geradezu langweilige Normalität der Schüler wirft Fragen auf, beschert herrliche Momente zwischen Derrick und Klein.

"Die Nacht, in der Ronda starb" gewinnt keinen Preise für Mut, Innovation und/oder überraschende Wendungen. Regisseur Theodor Grädler kann auf auf erstklassige Schauspieler und ein solides Drehbuch bauen. Zwar legte man keinen Wert auf wüste Ausritte, dennoch punktet diese Folge mit starken Dialogen, sorgt für zufriedene Schmunzler. Derrick bewohnt die Etagenwohnung mit geringer Begeisterung, wen wundert es ...

6,5/10 (oberste Mittelklasse)


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Im Ultrakurzformat:



• See No Evil (Großbritannien 1971) - Nach einem Unfall erblindet, muss sich Sarah (Mia Farrow) mit einem irren Killer auseinandersetzen ...

Großartiger Thriller aus England, Mia Farrow in phantastischer Spiellaune. Richard Fleischer lieferte mit "Stiefel, die den Tod bedeuten" (ja, der deutsche Titel passt nicht wirklich), wohl einen der besten Streifen seiner Karriere ab. Mit Bedacht zieht die Spannung mehr und mehr an, rund 85 Minuten allerfeinste Unterhaltung! Seit einiger Zeit ist die deutsche Auflage vergriffen. Abhilfe verschafft die DVD aus England, deutsche Synchro inklusive.

8,5/10 (sehr gut bis überragend)



• Himmelfahrtskommando Okinawa (USA 1970) - Gnadenlos tobt der Zweite Weltkrieg, im Pazifik beharken sich Alliierte und Japaner. Ein US-Offizier blieb bisher von Kampfhandlungen verschont, wird nun von seinem Vorgesetzen den Verbündeten aus England zugeteilt. Geringe Begeisterung schlägt bald in Entsetzen um, der kleine Trupp wird auf ein Himmelfahrtskommando geschickt ...

Cliff Robertson als Klischee-Ami, Michael Caine als kernig-unbequemer Engländer, ein dynamisches Duo. Mein Favorit (neben Caine) ganz klar Denholm Elliott, der als überforderter Offizier fatale Fehlentscheidungen auf sein Gewissen lädt. Spannung, Drama und Action, von Robert Aldrich gekonnt inszeniert. Erfreulicherweise werden die Japaner nicht nur als sadistische Killer gezeichnet, Aldrich schwimmt gegen den Strom. Mir liegt die DVD aus dem Hause EuroVideo vor, die Scheibe zeigt den Film in ansprechender Verfassung. Übrigens ist der Silberling für kleines Geld zu bekommen, z. B. verlangt der OFDB-Shop lediglich schlappe 3,98€.

7/10 (gut)



• Rage And Honor (USA 1992) - Cynthia Rothrock und Richard Norton gegen zahlreiche Bösewichte, ergo setzt es Prügel bis der Bestatter anrollt. Übliche B-Action, abstruser Plot und fiese Fratzen dürfen nicht fehlen. Fans sollten auf ihre Kosten kommen. In Deutschland bisher nicht auf DVD ausgewertet, mir liegt die Scheibe aus den USA vor. Hach, ich mag Frau Rothrock, für Cynthia blende mein Beuteschema gern aus.

6/10 (obere Mittelklasse)
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Blap
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Blu-ray von Redemption (USA)



The Blood Beast Terror (Großbritannien 1968, Originaltitel: The Blood Beast Terror)

Vor Nexa Lotte ® war das Grauen

Detective Inspector Quennell (Peter Cushing) beschäftigt sich mit rätselhaften Mordfällen, die Opfer wurden auf grausame Art attackiert und verstümmelt. Ergo sucht der Kriminalist den angesehenen Professor Mallinger (Robert Flemyng) auf, welcher auf dem Gebiet der Entomologie als Kapazität gilt. In seinem Haus hält der Biologe regelmäßig Vorträge, er bewohnt das Anwesen mit seiner Tochter Clare (Wanda Ventham) und Diener Granger (Kevin Stoney). Clare flirtet gern mit jungen Männern, Frederick Britewell (William Wilde) ist sehr von den Reizen der attraktiven Dame angetan, wenig später ist Britewell tot. Für Mallinger und sein Umfeld wird die Luft zunehmend dünner, rasch verschwindet man in eine ländliche Gegend. Quennell bleibt dem Wissenschaftler auf den Fersen, zwecks Tarnung begleitet ihn seine jugendliche Tochter Meg (Vanessa Howard). Wird der Detective Inspector den Fall lösen? ... oder hat er die Gefährlichkeit des verdächtigen Gelehrten unterschätzt?

Nach Platzhirsch Hammer und Hauptmitbewerber Amicus, war Tigon seit 1966 die dritte Kraft im britischen Horror-Kosmos. Für einige Produktionen konnten Stars des Genres gewonnen werden, legendär vor allem "Witchfinder General" (Der Hexenjäger, 1968), in dem Vincent Price brillant vom Leder zog. Gleichzeitig war "Der Hexenjäger" leider die letzte Arbeit des jungen Regietalentes Michael Reeves, der bereits im Alter von nur 25 Jahren verstarb (11.02.1969). Vernon Sewell zeichnet für die Regie des hier kurz vorgestellten "The Blood Beast Terror" verantwortlich, in Deutschland unter den Titeln "Das Blutbiest" und "Blutbiest des Dr. Frankenstein" vermarktet. Als grosser Verehrer des englischen Horrorkinos der fünfziger, sechziger und siebziger Jahre, fühle ich mich sofort in den stilvollen Kulissen wohl. Mit Begeisterung blicke ich in fein eingerichtete Häuser, einen einladenden Landgasthof, die hübsche Wald- und Wiesenlandschaft Englands, selbstverständlich dürfen gruftige Gewölbe und Laboratorien nicht fehlen. Unverblümt bedient sich das Drehbuch bekannter Handlungszutaten, eine Kelle Dr. Frankenstein, eine Prise Vampirismus, obendrauf ein Monster.

Im Zentrum Peter Cushing, bekanntlich einer meiner ganz, ganz grossen Helden! Ich huldige vielen Schauspielern, eine halbwegs vollständige Liste würde den hiesigen Rahmen deutlich sprengen, aber Peter Cushing gehört zum innersten Kreis, zu meinen Göttern der Götter! Mit seiner ganz eigenen seriösen Lässigkeit und unantastbaren Souveränität, ich knie nieder, führt uns Herr Cushing durch den Streifen. Hier und da mit unaufdringlichem Humor garniert, zielstrebig auf der Suche nach des Rätsels Lösung. Bei Bedarf erweist sich Cushing als äusserst wehrhafter Gegenspieler, Graf Dracula verflucht ihn in alle Ewigkeit, diesmal muss er nur kurzzeitig beherzt eingreifen. Nun könnte ich umgehend zur Bewertung schreiten, Peter Cushing in seinem Revier, da bleiben keine Wünsche offen! Doch die übrige Belegschaft soll nicht ungewürdigt bleiben, Ehrensache. Robert Flemyng gefällt mir als zunehmend grantiger Wissenschaftler gut, hinter der kühlen Fassade muss Mallinger einen unfassbar schweren Kampf mit seinem Gewissen austragen (diesen Aspekt hätte man gern ein wenig detailreicher anlegen dürfen). Kevin Stoney sorgt als entstellter Hausdiener für kleine Gruselschauer, nebenbei gibt er gern seinem Wunsch Tiere zu quälen nach (keine Angst, es bleibt bei Andeutungen). Glynn Edwards taucht als Sergeant im Polizeidienst auf, macht sich als Helferlein des Helden nützlich. Edwards füllt das Klischee des pflichtbewussten Zuarbeiters sympathisch aus, mehr ist nötig. Roy Hudd sorgt als verschrobener Bediensteter des Leichenhauses für Lacher, stopft sich diverse Speisen zwischen den Bahren rein, guten Appetit. Wanda Ventham und Vanessa Howard halten die Flagge der Damenriege empor, Howard darf schlicht hübsch, nett und ein bißchen kokett sein, harmlose Schmetterlinge und Motten vor der Nadel eines Sammlers (David Griffin) retten. Ventham macht auf kühl und (im Bedarfsfall) verführerisch. Weitere Nebendarsteller fügen sich gut ins Gesamtbild ein, z. B. Russell Napier in der Rolle des freundlichen Gastwirts.

"Das Blutbiest" bietet typisch britischen Grusel der späten sechziger Jahre, baut auf die Strahlkraft des unvergessenen Peter Cushing. Auftakt und Finale sind in flottem Tempo inszeniert, im Mittelteil lässt sich Erzählung mehr Zeit. Wohl kein Fall für ungedulgige Zuschauer, ich tauche glücklich in das knuffige Treiben ein und geniesse jede Sekunde. Knuffig ist eine gute Vorlage, besser kann man das Monster nicht beschreiben. Ja, es gibt durchaus bedrohlichere Erscheinungen im Universum des Schreckens, mit gefällt die flatterhafte Teufelsbrut. Die Zielgruppe könnte nicht eindeutiger sein, für Peter Cushing Jünger Pflicht, für Fans britscher Gruselsausen Pflicht, für Das Blap™ doppeltes Pflicht- und Feinschmecker-Programm.

Leider ist bisher keine deutsche Auswertung verfügbar. In meiner Sammlung steht die BD aus den USA, Redemption hat den Film in sehr angenehmer Verfassung konserviert, der Bonusbereich besteht hauptsächlich aus diversen Trailern. Achtung: Die BD wurde mit Regionalcode A "ausgestattet"! Alternativ ist eine BD in Großbritannien erschienen, falls ihr kein geeignetes Abspielgerät für die US-Scheibe zur Hand habt.

Kein Fall für das Oberhaus des britischen Horrorfilms, fraglos schöne Unterhaltung für Liebhaber = Dicke 7/10 (gut)


Lieblingszitat:

"Watch your clothes, there's blood everywhere!"
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Im Ultrakurzformat:


• Escape from Women's Prison (Italien, 1978) - Kriminelle Damen türmen aus dem Knast, packen sich einen mit jungen Tennes Mädchen besetzten Bus. Ein abgelegenes Anwesen soll Unterschlupf gewähren ...

Sehr unterhaltsamer Streifen mit der knackigen Lilli Carati als entlaufene Terroristin. Zora Kerova bemüht sich um den Schutz der Mädchen. Suhle verdorbener Charaktere, genau mein Ding! Liegt mir auf einer US-DVD von BCI vor, in schwacher Qualität im Set "Lethal Ladies" enthalten.

7,5/10 (gut bis sehr gut)



• Vier Vögel am Galgen (USA 1974) - Altgauner (Lee Marvin) nimmt drei junge Burschen unter seine Fittiche, ein gefährliches Spiel ...

Lee Marvin gewohnt souverän, mit den Jungspunden Gary Grimes, Ron Howard und Charles Martin Smith komme ich weniger gut klar. Insgesamt durchaus sehenswert, auch wenn letztlich die im Western meist übliche Rachethematik durchschlägt. An der DVD aus dem Hause Koch Media gibt es nichts zu meckern.

Knappe 6/10 (obere Mittelklasse)



• SS Camp Women's Hell (Italien 1976) - Perverse Ärzte treiben ihr Unwesen. Eine Flucht aus der Hölle auf Erden scheint aussichtlos ...

Nazis sind im Film inzwischen wieder angesagt, vor allem als Zombies. Im italienischen Genrekino der späten Siebziger trieben sie deutlich provokanter ihr Unwesen, so auch in diesem Foltercamp Fiesling von Sergio Garrone. Verglichen mit Garrones "SS Experiment Love Camp" eine Schippe sadistischer, jedoch weniger bizarre Schauwerte als z. B. "SS Hell Camp" von Luigi Batzella. Sicher kann man Nazisploitation mit Skepsis betrachten. Aber auch wüste Exploitation zeigt den sinnlosen Wahn wirrer Geister auf, freilich in rüder Form. Die US-DVD geht in Ordnung.

7/10 (gut)



Immer wieder landet Horror-Sex im Nachtexpress (Italien, 1979) im Player, mit jeder Sichtung wächst meine Begeisterung. Es existiert bereits ein älterer Kurzkommentar. Ich erhöhe auf feiste 8,5/10 (sehr gut bis überragend)!
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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DVD aus der Reihe "Katarina's Nightmare Theater" (Scorpion Releasing, USA)



Final Exam (USA 1981, Originaltitel: Final Exam)

Schlitz mal wieder ...

Gegen Ende des Semesters stehen die üblichen Prüfungen an, so auch am kleinen Lanier College. Einige Studenten geben sich große Mühe ihr mangelhaftes Wissen durch Täuschungsmanöver zu tarnen, freuen sich vor allem auf die bevorstehenden Ferien. Radish (Joel S. Rice) nervt seine Kommilitonen gern mit bizarren Phantasien und Ängsten, Courtney (Cecile Bagdadi) nimmt die verschrobenen Ausführungen mit Humor hin. Noch ahnen Studenten und Dozenten nichts vom drohenden Unheil, ein gnadenloser Killer sucht den Campus heim und verrichtet sein blutiges Handwerk ...

In Deutschland wurde der hier kurz vorgestellte Slasher unten dem Titel "Examen" veröffentlicht. Der wenig bekannte Regisseur Jimmy Huston lieferte einen ansprechenden Beitrag zum Genre ab, allerdings sollte der geneigte Zuschauer keine wüste Gewaltorgie erwarten. Spannung, Erotik und Geschlitze spielen sich auf (fast) familienfreundlichem Niveau ab, dennoch verbrät der Flick die üblichen Klischees. Welche Wünsche und Sorgen plagen die zukünftige Elite? Klar, die Alten drohen bei schlechten Noten die Raten fürs Auto zu verweigern, die begehrte Dame könnte sich allzu prüde anstellen, der Betrugsversuch beim Examen ist gewagt. Zwecks Ablenkung von Aufsichtspersonen, lassen sich die jungen Burschen einen kruden Scherz einfallen, welcher in der heutigen Zeit vermutlich für riesigen Presserummel sorgen würde. Von Anfang an ist die Marschrichtung klar, zur Eröffnung vergreift sich der Schlitzer an einem wolllüstigen Pärchen, schneidet sich nicht nur das Dach des Cabriolets. Keine Überraschungen bei den Charakteren. Im Angebot haben wir den schrulligen Streber, die aggressiven Sportler, das verführerische Luder, die Nervensäge und die sympathische Normaldame. Aus der nächsten Ortschaft eilt der knurrige Bulle herbei, selbstverständich unbegründet oder viel zu spät, ein lüsterner Lehrkörper darf nicht im Sammelbecken der Abziehbildchen fehlen.

Vor der Kamera versammeln sich überwiegend unverbrauchte Gesichter. Wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen die Damen und Herren nicht, trotzdem mag ich das Ensemble, egal welche Schublade der jeweilige Darsteller bedienen muss. Joel S. Rice passt prima in die Rolle des schmächtigen Neurotikers mit "Streber-Gen", Ralph Brown gibt den plumpen Gegenpol nicht minder gelungen. Cecile Bagdadi ist eines der unscheinbareren Hauptrollengesichter, daher wundert die ausbleibende Weiterführung der Karriere nicht. Sherry Willis-Burch darf (durchaus erträglich) an unseren Nerven nagen, DeAnna Robbins gibt das scharfe Blondchen, sie war später in einigen TV-Produktionen zu sehen. Ich verzichte bewusst auf die Aufzählung weiterer Akteure, mit den Namen wird sowieso kaum jemand andere Streifen verbinden.

Für mich lebt "Final Exam" von seiner schönen Atmosphäre, ich verzeihe gern die ein wenig zurückhaltende Dosierung ruppiger Momente. Als toleranter Freund gepflegter Slasherunterhaltung, fühlte ich mich von der ersten Minute an gut unterhalten, "irgendwie" kann nicht genug von breit ausgewalzten Standards bekommen. Einsteiger finden weitaus stärkeren Stoff, Fanatiker sollten ein bis zwei entzündete Augen riskieren. Solide Inszenierung und angenehme Darsteller, herrliche Atmosphäre und stimmungsvolle Kulissen. Immerhin, beim "Motiv" des Killers, präsentiert sich das Drehbuch unerwartet mutig. Überzeugt euch selbst. Kein Klassiker, aber ein kleines Perlchen. Sehr zu empfehlen ist die DVD aus den USA. Sie bietet den Film in schöner Verfassung an, der Bonusbereich gibt Trailer und Interviews her, auf Wunsch lässt sich ein Audiokommentar zuschalten. Achtung, die Scheibe ist nicht codefree (obwohl als "Code 0" ausgewiesen).

Sehr gern ziehe ich 7/10 (gut), dicker Wohlfühlaufschlag inklusive.


Lieblingszitat:

"It's happening! It's happening here! Police! Call the police!


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Ferner im Player:


• Dinocroc vs. Supergator (USA 2010) - Mutierte Monster wüten auf einer tropischen Insel, verspeisen zahlreiche Menschlein ...

Von Roger Corman produziert, von Trashologe Jim Wynorski inszeniert. Kurzweiliger Unfug mit recht erträglichen CGI-Monstern, überwiegend talentfreien Darstellern und Humor der platteren Sorte. Keine Pflicht, aber unterhaltsam. Erstaunlich gut die BD aus dem Hause Sunfilm, ich habe 5€ schon sinnloser verprasst.

5/10 (Mittelklasse)
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Double Feature von Classic Media (USA)


In Kurzform:


Rodan (Japan 1956, Originaltitel: Sora no daikaijû Radon)

In einem Bergwerk kommt es zu Todesfällen. Zunächst konzentriert sich der Verdacht auf einen Bergmann, doch hinter den Attacken steckt ein raupenartiges Ungeheuer. Immerhin kann der mutige Ingenieur Shigeru (Kenji Sahara) das Ungetüm ausschalten, wird bei dieser Aktion jedoch von seinen Kameraden getrennt und verschüttet. Nach einem Erdbeben taucht Shigeru wieder auf, zunächst kann er sich nicht an die jüngste Vergangenheit erinnern. Als das Gedächtnis des jungen Mannes wieder einwandfrei funktioniert, berichtet er von einer erschreckenden Entdeckung, offenbar war das getötete Ungetüm kein Einzelgänger. Weitaus schockierender mutet allerdings eine andere Beobachtung Shigerus an, in der Tiefe schlüpfte ein anderes - weitaus gigantischeres- Wesen aus einem riesigen Ei, verspeiste die anderen Monster zum Frühstück. Schlimmste Befürchtungen werden übertroffen, riesige Flugsaurier fallen über Japan her ...

Godzillas erster und zweiter Auftritt (1954/55) wurden in Schwarz-Weiß produziert, Rodan präsentiert sich farbig. Beim ersten Godzilla-Film unterstreicht der Verzicht auf Farben die düstere Stimmung vortrefflich, dennoch war der Umstieg auf Farbfilm die richtige Entscheidung. Erneut muss die Atombombe als Ursache für das Unheil herhalten, offene und nachvollziehbare Kritik (nicht nur in Richtung USA). Rodan kommt deutlich weniger bedrohlich als Godzilla daher, folglich haben die Macher gleich zwei Exemplare auf die Menschheit losgelassen. Ausufernde Zerstörung von Stadt und Land findet nicht statt, lediglich in der späten Phase des Streifens wüten die wilden Flieger durch eine hübsche Modellstadt. Zum Finale drückt das Drehbuch auf die Tränendrüse, als Monster hat man kein leichtes Leben. Die Charaktere wirken überwiegend blass, lediglich Kenji Sahara bleibt in Erinnerung. Ishirô Honda ist nicht ohne Grund der bekannteste Regisseur auf dem Spielfeld japanischer Monsterfilme, für Toho inszenierte er etliche wunderschöne Werke. Der Score stammt aus der Feder von Akira Ifukube, dessen Godzilla Titelmusik zu den eindrucksvollsten Kompositionen überhaupt zählt. Rodan tauchte später in mehreren Godzilla Filmen erneut auf, freilich habe ich Tohos knuffigstes Flattertier Mothra noch inniger ins Herz geschlossen.

Die mir vorliegende DVD enthält "Rodan" in zwei Fassungen. Mein Favorit ist die japanische Version, die US-Fassung verliert an Atmosphäre, ist weniger stimmig geschnitten, nervt ab und zu mit einer unangenehmen Erzählerstimme. Für die japanische Fassung liegen englische Untertitel vor. Als Bonus ist eine Doku namens "Bringing Godzilla Down to Size" enthalten, dort kommen junge und alte Effektspezialisten zu Wort, fast 70 Minuten interessante Ein- und Ausblicke, sehr sehenswert!

Runde 7/10 (gut) für die japanische Version, die US-Variante muss sich mit knappen 6/10 (obere Mittelklasse) begnügen, für Sammler gleichwohl unverzichtbar.



War of the Gargantuas (Japan, USA 1966, Originaltitel: Furankenshutain no kaijû: Sanda tai Gaira)

Aus dem Meer erhebt sich ein bösartiges Monster, sehr gern nascht der Unhold schmackhafte Menschen. Handelt es sich um das Wesen, welches sich vor einigen Jahren der Kontrolle des Forscherteams um Dr. Paul Stewart (Russ Tamblyn) entzog? Akemi (Kumi Mizuno), Dr. Stewarts reizende Assistentin, ist absolut sicher, das von ihr damals bemutterte Geschöpf ist nicht zu solch schrecklichen Taten fähig. Existieren tatsächlich zwei Monster, zwar von ähnlicher Gestalt, aber mit völlig unterschiedlichen Charaktereigenschaften? In die Nachforschungen von Dr. Stewart poltert der grüne Gigant, welcher an Land auf erbitterte Gegenwehr japanischer Streifkräfte prallt. Als der Menschenfresser nahezu besiegt am Boden liegt, taucht plötzlich ein brauner Riese auf, rettet seinen grünen "Bruder" vor dem gnadenlosen Beschuss der Armee. Zunächst kümmert sich der Retter rührend um den angeschlagenen Verwandten, bis er dessen aggressive Natur und Vorliebe für unangemessene Verhaltensweisen entdeckt. Es kommt zum Zweikampf der Giganten ...

1965 drehte Ishirô Honda "Furankenshutain tai chitei kaijû Baragon" (Frankenstein - Der Schrecken mit dem Affengesicht) für Toho. Freilich inszenierte Honda auch den Nachfolger, an dieser Stelle muss ich jedoch auf eine Besonderheit hinweisen. Während man den Film in Japan als Nachfolger des Affengesichts vermarktete, vermeidet die US-Version den Bezug zum Streifen von 1965. In der japanischen Fassung trägt der freundliche Frankenstein den Namen Sanda, dem grünen Bösewicht verpasst man den Namen Gaira. Von irgendwelchen Frankensteinen will man in den USA nichts wissen, ergo ist vom braunen und grünen Gargantua die Rede. Erstaunlicherweise funktionieren beide Fassungen sehr gut, trotz diverser Umschnitte und Änderungen (vielleicht gerade deswegen). Russ Tamblyn gefällt in der Rolle des clever-coolen Wissenschaftlers, die bezaubernde Kumi Mizuno sammelt zusätzliche Sympathiepunkte, Kenji Sahara ist in einer Nebenrolle zu sehen. Egal ob Frankenstein oder Gargantua genannt, die Giganten sind vortrefflich gelungen. Der Grüne schaut gar grausig aus der Wäsche, während der Braune als liebenswerter Rübezahl-Yeti in Übergrösse durch die Landschaft stapft. Allerliebst die Bemühungen des Braunen, mit eindeutigen Gesten möchte er den Grünling beschwichtigen, obschon dessen Boshaftigkeit keine Grenzen kennt. Jede Menge Material der Armee fällt dem Grünen zum Opfer, Wälder, Siedlungen und Industriegebiete brechen unter lautem Getöse zusammen. Einmal mehr spielt Toho die Karte Tränenzieher aus, zu den stimmungsvollen Klängen von Akira Ifukube taumeln die Riesen prügelnd dem Finale entgegen.

"Rodan" macht in der US-Fassung deutlich weniger Laune, mit solchen Unzulänglichkeiten müssen sich die Herren Frankenstein/Gargantua nicht plagen. Herrliche Monster, liebenswürdige Menschlein in den Hauptrollen, phantastischer Modellbau und ordentlich Krawall, von Könnern punktgenau auf die Leinwand/den Bildschirm gezaubert! Ein kleine Schwäche der DVD will ich nicht unterschlagen, die japanische Fassung ist leider sehr dunkel geraten, viele Details verschwinden im Nichts. Kein Weltuntergang, die US-Version säuft nicht in Dunkelheit ab. Für mich ist das Set Pflicht, klare Empfehlung für Fans japanischer Monsterfilme!

Beide Fassungen: 8/10 (sehr gut)
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Blu-ray von Arrow (UK)



Maniac Cop (USA 1988, Originaltitel: Maniac Cop)

Die dunkle Seite der Metropole

In New York treibt ein brutaler Serienkiller sein Unwesen, offenbar trägt der Wahnsinnige eine Polizeiuniform. Lieutenant Frank McCrae (Tom Atkins) leitet die Ermittlungen, er glaubt tatsächlich an einen Täter aus den eigenen Reihen. Von solchen Vermutungen will Commissioner Pike (Richard Roundtree) zunächst nichts hören, doch plötzlich steht der junge Streifenpolizist Jack Forrest (Bruce Campbell) unter dringendem Tatverdacht. Dessen Ehefrau hatte ihn bei einem Seitensprung mit der Polizistin Theresa Mallory (Laurene Landon) erwischt, am nächsten Morgen wird die Leiche der hintergangenen Gattin aufgefunden. Für McCrae ist der Fall noch nicht gelöst, der erfahrene Ermittler verfolgt eine heisse Spur, ein lebensgefährliches Unterfangen ...

William Lustig schockte 1980 mit "Maniac", legte mit "Vigilante" (1982) einen kernigen Selbstjustiz-Thriller nach. Auch wenn die fiese Intensität von "Maniac" unerreicht bleiben sollte, zeichnete Bill Lustig in den folgenden Werken, erneut ein rohes und räudiges Bild seiner Heimatstadt. Egal wo der Maniac Cop dich zu fassen bekommt, erwarte keine Hilfe, erwarte keine Gnade, nicht in dieser kalten Hölle auf Erden! Dichte Atmosphäre von der ersten Sekunde an, allzu gern lasse ich mich vom sehr stilvollen Vorspann fesseln. Aber der Flick hat noch weitaus mehr zu bieten, gelungene Kameraarbeit und geschickter Schnitt, abgerundet durch einen effektiven Score. Lustig streut immer wieder kleine und mittelgrosse Fiesheiten ein, intensiviert -die sowieso stets rauhe- Atmosphäre, verzichtet nicht auf bissige Ironie, vermengt Thriller, Action und Horror zu einem äusserst schmackhaften Menü. Gekrönt wird das Treiben jedoch durch das grandiose Ensemble! Vor der Kamera konnte eine illustre Truppe versammelt werden, daher folgen umgehend ein paar huldigende Zeilen.

Tom Atkins war in einigen Horrorstreifen zu sehen, ebenso gern wurde er als Cop verpflichtet. Ergo stellt er gewissermaßen die ideale Besetzung für den Part des altgedienten Lieutenant Frank McCrae dar. Atkins lässt sich nicht lumpen, sorgt für nachhaltig wirkende Momente. Vor allem seine Unterhaltung mit Richard Roundtree taugt als Lehrstück für punktgenaue Situationskomik, herrlichst! Richard Roundtree und William Smith sind als leitende Funktionsträger der New Yorker Polizei zu sehen, vor allem William Smith -den ich sehr schätze- muss man unbedingt im Originalton geniessen! Inmitten dieser gestandenen Kerle aus Hartholz, muss sich der junge Bruce Campbell ordentlich ins Zeug legen. Mit fortschreitender Handlung gewinnt seine Rolle an Gewicht, ihm steht die attraktive Laurene Landon tatkräftig zur Seite. Robert Z'Dar poltert als mörderischer Cop durch das Szenario, Sheree North bringt schrullige Würze ins Spiel. Als es richtig zur Sache geht, nimmt das Drehbuch einen der Hauptakteure aus dem Spiel, mutig und respektabel! Ich möchte die Damen und Herren knutschen, egal ob Ekel, Held oder flotte Biene, sie sind allesamt großartig!

Längst zum Klassiker gereift, gehört der zünftige Genremix "Maniac Cop" in jede halbwegs gut sortierte Sammlung. Starkes Ensemble, packende Atmosphäre und saftige Momente, hier und da bleibt gar Raum für Fleisch auf den Knochen der Charaktergerüste, was für ein schmackhafter Biss in den faulig-geilen Big Apple! Mir liegt die Blu-ray aus dem Hause Arrow vor. In der Vergangenheit waren nicht alle blauen Scheiben des Labels gelungen, Herrn Lustigs tödlichem Bullen hat man ein rundum empfehlenswertens Paket spendiert. "Maniac Cop" präsentiert sich in angenehmer Qualität, sehr interessante Beigaben verhelfen der guten Laune zur weiteren Steigerung. Tom Atkins, Laurene Landon und Produzent/Autor Larry Cohen kommen zu Wort, obendrauf gibt es Trailer und ein kurzes Vorwort von Tom Atkins. Damit nicht genug, das Booklet kommt mit zusätzlichen Infos aus der Kiste, weiterhin liegt ein gefaltetes Poster bei. Toller Film, tolle Blu-ray, kaufen!

Dicke 8/10 (sehr gut)


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"The whole city's going to hell. You can't pee anywhere any more."
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Der nächste Film wartet bereits auf mich, daher im Ultrakurzformat:


• Lebendig begraben (USA 1962) - Ray Milland und Hazel Court in einem stimmungsvollen Gruselstreifen von Roger Corman, welcher auf einer Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe basiert. Nebelschwaden, Friedhof und alte Gemäuer, Vollbedienung für Freunde klassischer Gruselunterhaltung. Hier und da schimmert feiner Humor durch den Nebel, eine "pre-psychedelische" Albtraumsequenz darf ebenso nicht fehlen. Starkes Ensemble, herrliche Kulissen, erstklassige Kameraarbeit.

Mir liegt eine ältere DVD von e-m-s vor, ich bin mit der gebotenen Qualität sehr zufrieden. Inzwischen auch auf BD erhältlich.

Dicke 7,5/10 (sehr gut)



• Surrogates - Mein zweites Ich (USA 2009) - Hochentwickelte Roboter bevölkern die Erde, gesteuert von ihren Besitzern, gehen sie dem alltäglichen Leben nach. Derweil liegen die Menschlein in den eigenen vier Wänden auf der fauligen Haut, leben das Leben durch die Augen ihres künstlichen Ichs. Kriminalität spielt kaum noch eine Rolle, aber eines Tages werden Surrogates mit einer neuartigen Waffe zerstört. Dies allein wäre allenfalls ärgerlich, doch die Anwender der attackierten Roboter, verlieren bei diesem Anschlag ebenfalls ihr Leben ...

Bruce Willis ermittelt in der nahen Zukunft, sucht nicht nur nach den Killern, sondern hat auch mit privaten Problemen zu kämpfen. "Surrogates" kommt als recht kurzweiliger Mix aus Science-Fiction, Thriller und Action daher, bleibt leider eine Spur zu oberflächlich und leidet unter dem braven Finale. Insgesamt nette Unterhaltung, präsentiert auf einer soliden BD.

6/10 (obere Mittelklasse)



• Freitag der 13. Teil V - Ein neuer Anfang (USA 1985) - Fake! Ja, aber ein verdammt unterhaltsamer Fake! Ist mir im Lauf der Jahrzenhnte mehr und mehr ans Herz gewachsen.
• Freitag der 13. Teil VI - Jason lebt (USA 1986) - Nun ist er endlich zurück, unser lieber Jason. Satanisch grandioser Auftakt, baut danach ein wenig ab. Früher einer meiner absoluten Lieblinge innerhalb des Slasher-Kosmos, heute noch immer ein sehr guter Streifen!
• Freitag der 13. Teil VII - Jason im Blutrausch (USA 1988) - Erstmalig ist Kane Hodder als Jason unterwegs, für mich klar der beste Darsteller unseres geliebten Schlitzers! Schon zuvor mussten Teile der Reihe für das angestrebte R-Rating Federn lassen, hier fallen die Kürzungen besonders unangenehm auf.

In meiner Sammlung befinden sich die alten DVDs von Paramount (2002 veröffentlicht), an deren Qualität ich noch immer nichts zu bemängeln habe. Lediglich die karge Ausstattung stört mein Fanboyherz.

Feiste 8/10 für die Teile 5-7, je nach Tagesform auch ein wenig mehr.
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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DVD aus der Reihe "Katarina's Nightmare Theater" (Scorpion Releasing, USA)



The House on Sorority Row (USA 1983, Originaltitel: The House on Sorority Row)

Toys in the Attic

Am Ende des Studiums muss auf den Putz gehauen werden, ergo wollen die Schwestern einer Studentenverbindung die Sau rauslassen. Solche Ideen stoßen bei der grantigen Hausmutter Mrs. Slater (Lois Kelso Hunt) auf Ablehnung, sie spricht ein klares Verbot aus. Freilich haben die jungen Damen nicht vor auf die große Sause zu verzichten, es kommt jedoch schon vor der Party zu einer unangenehmen Eskalation. Vicki (Eileen Davidson) vergnügt sich eindringlich mit einem jungen Burschen, schäumend vor Wut taucht Mrs. Slater auf, schlitzt mit dem Knauf ihres Gehstocks das Wasserbett der Studentin auf. Diese Erniedriegung kann Viki nicht ertragen, ein fieser Streich soll für Genugtuung sorgen. Katherine (Kate McNeil) versucht erfolglos die Situation zu entschärfen, unbeabsichtigt kostet der böse Schabernack Mrs. Slater das Leben. Wohin mit der Leiche? Ab in den völlig verdreckten Pool, so kann zumindest die Fete steigen, später für die Endlagerung der Toten gesorgt werden. Unangehmerweise stellt ein gnadenloser Killer den Veranstalterinnen nach ...

Slasher auf Slasher flimmerte in der ersten Hälfte der achtziger Jahre über die Leinwand. Einige Streifen reiften zu Klassikern, andere konnte immerhin eine kleine Fangemeinde um sich scharen, manche Beiträge sind nahezu in Vergessenheit geraten. "The House on Sorority Row" erfuhr in Deutschland bisher keine Veröffentlichung, scheint aber in den USA eine treue Fanbasis zu besitzen. Als Drehort diente ein abseits gelegenes Haus, zwar fehlt das Umfeld zur Erzeugung einer typischen "Campus-Atmosphäre", doch die Abgeschiedenheit erweist sich keinesfalls als Fehlgriff, wird geschickt durch kleine Kunstgriffe kaschiert. Regisseur Mark Rosman lernte sein Handwerk u. a. bei Brian De Palma. Gekonnt setzt das Nachwuchstalent die erworbenen Fähigkeiten ein, angenehmer Erzählfluss und geschickte Dosierung der Schockmomente, unterstützt durch stimmungsvolle Kameraarbeit von Tim Suhrstedt. Weder Rosman noch Suhrstedt gelang die ganz grosse Karriere, heute sind sie überwiegend für TV-Produktionen tätig. Auch der Score soll nicht unerwähnt bleiben, die Fete beschallt eine Band namens 4 Out of 5 Doctors, für weitere Untermalung sorgte das London Philharmonic Orchestra. Allzu grobe Härten gibt es nicht aufs Auge, obschon mancher Kill für recht groteske Hinterlassenschaften gut ist.

Drei Darsteller haben sich nachhaltig in meinem Gedächtnis festgebissen, das übrige Ensemble füllt das unterhaltsame Treiben angemessen auf. Nach dem Motto "Alter vor Schönheit", möchte ich zunächst Lois Kelso Hunt würdigen. Zwar verabschiedet sich "Mrs. Slater" bald im Pool, zuvor kann sie jedoch herrlich grantig durch das Szenrio geifern, sorgt für jede Menge Unmut in den Reihen ihrer Schäfchen. Hausdrachen, gehobene Terrorklasse, prächtig! Kate McNeil und Eileen Davidson führen die junge Damenriege an. Kate zeigt Katherine als Gewissen der Gruppe, Eileen verkörpert Vicki, ruchloses Saustück vom Dienst. Es ist keine echte Herausforderzung zu erahnen, welche Dame dem Killer am längsten Paroli zu bieten vermag, Regisseur und Autor Rosman bewegt sich meist im üblichen Rahmen des Genres. Dennoch ist Vicki ein interessant angelegter Charakter, eine so stark ausgeprägte Kaltherzigkeit, hat längst nicht jede "Slasher Bitch" zu bieten! Mit ihrer dominanten Art reisst Vicky ihre Verbindungsschwestern tiefer und tiefer in den Abgrund, die Damen geben Klischees ein Gesicht, irgendwo zwischen Anbiederei bei der Leitwölfin und Angst vor Konsequenzen pendelnd. Eileen Davidson verdient ihre Brötchen seit vielen Jahren als gefragte SOAP-Darstellerin, Kate McNeil ist häufig in bekannten TV-Serien zu sehen.

"The House on Sorority Row" surft fröhlich auf der damaligen Slasher Welle, wandelt lustvoll auf ausgetretenen Pfaden. Dank versierter Regie und schöner Kameraarbeit, kann der Flick sich gegen viele ähnlich angelegte Beiträge behaupten, obendrauf thornt der strake Soundtrack als schmackhaftes Sahnehäuchen. Mehr noch, Mark Rosmans stilsichere Inszenierung erinnert hier und da an Großmeister wie Brian De Palma oder Alfred Hitchcock, obschon er nicht deren Genialität erreicht (an diesen Vorbildern sind grössere Namen gescheitert, Rosman hat einen verdammt guten Job gemacht). Erlaubt mir noch ein paar Worte bezüglich Klischees. In manchen Disziplinen hält sich die Schwesternschaft zurück, wirklich dämliche Dialoge quillen nicht aus den Zuckermäulchen, werden im Keim erstickt. Darüber hinaus verliert sich Rosman nicht tumben Metzeleien, die Motive der jungen Damen stehen stets im Zentrum der Handlung. Story und Schauwerte in nahezu perfekter Balance, vielen Dank dafür.

Vor wenigen Tagen begeisterte mich die Reihe "Katarina's Nightmare Theater" mit der gelungen DVD zu "Final Exam", umgehend mussten weitere Titel geordert werden. "The House on Sorority Row" kommt ebenso in sehr ansprechender Verfassung auf den Bildschirm/die Leinwand, bietet überdies eine stattliche Menge sehens- und hörenswertes Bonusmaterial, Interviews, Audiokommentare Trailer usw.. Erfreulicherweise quetschten die Macher nicht alles auf eine Scheibe, teilweise wurden die Boni auf eine zusätzliche DVD ausgelagert. Wer den Schriftzug "Katarina's Nightmare Theater" nicht sehen möchte, wird sich über das Wendecover freuen. Sehr guter Film, sehr gute DVD, klarer Pflichtkauf!

Fans gepflegter Slasher müssen zugreifen! Wer als Neuling nicht mit "Halloween" oder "Freitag der 13." beginnen möchte, sollte sich "The House on Sorority Row" als schmackhafte Vorspeise auf die Karte setzen.

8/10 (sehr gut)


Lieblingszitat:

"The house is closed. What are you girls doing here?"
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