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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 21. Okt 2012, 17:31
von horror1966
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When the Lights Went Out
(When the Lights Went Out)
mit Kate Ashfield, Nicky Bell, Alan Brent, Tasha Connor, Hannah Clifford, Jacob Clarke, Peter Egan, Morgan Connell, Sean Corey, Hester Evans, Jo Hartley, Katie Lockwood, Andrea Lowe, Ross Mullan
Regie: Pat Holden
Drehbuch: Pat Holden
Kamera: Jonathan Harvey
Musik: Marc Canham
FSK 16
Großbritannien / 2011

Yorkshire 1974: Als die Maynards in ein neues Haus ziehen, fühlt sich die 13jährige Sally dort von Anfang an nicht wohl. Bald stellt sich heraus, dass ihr Unbehagen berechtigt ist. In dem Haus geht Seltsames vor sich. Lampen schwanken, Dinge bewegen sich von alleine, plötzlich ist es eiskalt, Bilder fallen herunter. Ein echter Geist scheint hier am Werk zu sein und er konzentriert sich vor allem auf Sally. Die schwankt zwischen Angst und Faszination. Manchmal ist es, als würde eine unsichtbare Freundin mit im Haus wohnen. Dann fühlt sie sich wieder tödlich bedroht. Gibt es zwei Geister im Haus? Einen bösen und einen, der die Maynards und ganz besonders Sally schützen will?


Poltergeist meets Der Exorzist


Natürlich sollte man in diesen Vergleich nicht zuviel hinein interpretieren, doch in einigen Passagen der Geschichte ist er gar nicht einmal zu weit hergeholt. Angeblich auf einer wahren Begebenheit beruhend präsentiert einem Regisseur Pat Holden eine Geschichte, die zunächst wie ein üblicher Haunted House Horrorfilm daherkommt, jedoch im letzten teil der Story auch dezente Anlehnungen an die Thematik des Exorzismus erkennen lässt. Dabei sollte man jedoch erwähnen, das dieser hier nicht an einem menschen sondern an einem Gebäude vorgenommen wird, was schon ein wenig gewöhnungsbedürftig erscheint. Nichtsdestotrotz entfaltet "When the Lights Went Out" von Beginn an eine sehr unheilvolle Grundstimmung und hält sich auch überhaupt nicht mit einer langen Einführungsphase auf, denn schon nach wenigen Minuten beginnt der Spuk in der neuen Behausung der Familie Maynard. Dabei ist es zuerst die junge Sally die mit übernatürlichen Phänomenen konfrontiert wird und da das Mädchen sowieso nicht umziehen wollte, glauben ihre Eltern im ersten Moment, das sich ihre Tochter die ganzen Dinge nur ausdenkt. Ziemlich schnell sehen sie jedoch ihren Irrtum ein und sehen sich selbst immer wieder mit den Attacken einer übernatürlichen Kraft konfrontiert, die anscheinend nichts Gutes im Sinn hat.

Was man dieser britischen Produktion ganz besonders zu Gute halten muss ist die Liebe zum Detail, denn die Ausstattung des Szenarios vermittelt dem Zuschauer den authentischen Eindruck, sich wirklich mitten in den 70er Jahren zu befinden. Dies fällt insbesondere bei der Innenausstattung des Hauses ins Auge, denn sämtliche Gegenstände sowie auch die herrlich hässlichen Tapeten verstärken das Gefühl, eine rückwärtige Zeitreise hinter sich zu haben. Teilweise schmerzen sogar die Augen ein wenig, denn die grellen-und wirren Farb-Kompositionen erinnern gerade die etwas älteren Zuschauer an eine Zeit, in der guter Geschmack anscheinend ein absolutes Fremdwort war. Hier vermittelt es einem jedoch einen wunderbaren Einblick in das Lebensgefühl der damaligen Zeit und verleiht dem ganzen einige herrlich schräge Farbtupfer. Die tolle Ausstattung ist aber längst nicht alles, was diesen Film absolut sehenswert macht, denn Regisseur Pat Holden hat seiner Geschichte sämtliche Zutaten beigefügt, die für ein gruseliges Film-Erlebnis sorgen. Durch eine äußerst dichte Atmosphäre geprägt, entfalten sich durchgehend immer wieder extrem bedrohliche Momente, in denen immer mehr die Figur der Sally in den Vordergrund gerückt wird. Das junge Mädchen gerät dabei sogar in Lebensgefahr, scheint aber auf der anderen Seite einen hilfreichen Schutzengel an der Seite zu haben, der sie vor größerem schaden bewahren will. Zum Ende hin bewahrheitet sich dann auch diese Vermutung, wobei ich nicht weiter darauf eingehen möchte, um niemandem die Spannung zu nehmen, die hier die ganze Zeit über ganz ausgezeichnet aufgebaut wird.

Trotz aller Ernsthaftigkeit beinhaltet die Geschichte auch einige humorige Passagen, die streckenweise schon einen recht skurrilen Eindruck hinterlassen, aber dennoch nahezu perfekt in das Gesamtgefüge passen. Gemint ist damit hauptsächlich das Verhalten von Sally's Eltern, denn weigert sich beispielsweise die Mutter trotz aller unheimlicher Vorkommnisse hartnäckig das Spukhaus zu verlassen, so bietet der Vater sogar Führungen durch das Gebäude an, die er sich von den Besuchern selbstverständlich bezahlen lässt. Einerseits mag das ein wenig abwegig erscheinen, doch zeigt dieses Verhalten auch ganz eindeutig, das gerade die Erwachsenen die drohende Gefahr sehr lange nicht richtig einschätzen können. In der zweiten Filmhälfte ändert sich das jedoch schlagartig, denn die Bedrohung wird immer intensiver und die Attacken der übernatürlichen Kraft lassen eine Aggressivität erkennen, die lebensbedrohliche Züge aufweist. An diesem Punkt hält dann die Exorzismus - Thematik Einzug in das Geschehen, weiß man sich doch nicht mehr anders zur Wehr zu setzen und bindet die Kirche im Kampf gegen das Böse ein. Nun bekommt auch der Zuschauer eine Erklärung für die mysteriösen Ereignisse und kann diese ehemals lebenden Personen zuordnen. Am Ende der Geschichte wird man mit einem äußerst befriedigendem Gefühl aus einem Film entlassen, der eine sehr interessante Mischung aus Haunted House Horror und Exorzismus-Thematik offenbart, die eigentlich jedem Freund dieser Filmart zusagen dürfte.


"When the Lights Went Out" erfindet das Genre sicherlich nicht neu, bietet aber erstklassige und sehr spannende Unterhaltung. Gut agierende Darsteller und eine sehr bedrohliche Grundstimmung sind die Stärken eines Filmes, der sich auf jeden Fall über dem normalen Durchschnitt ansiedelt und den man bedenkenlos weiterempfehlen kann. Die herausragende Liebe zum Detail versetzt einen dabei fast 4 Jahrzehnte in der Zeit zurück in die wilden 70er und spiegelt dabei das Lebensgefühl dieser Zeit perfekt wieder. Insgesamt gesehen kann man Pat Holden nur zu diesem Werk gratulieren, das auf jeden Fall als Bereicherung des Genres angesehen werden kann.


Fazit:


Spannend, atmosphärisch und manchmal auch mit toller Situationskomik durchzogen bietet "When the Lights Went Out" wunderbar schaurige Gruselkost, die man sich unbedingt zu Gemüte führen sollte. Natürlich wird es auch wieder etliche Leute geben die diesem Werk nichts-oder nicht viel abgewinnen können, doch sollte sich jeder selbst ein Bild darüber machen. Ich fühlte mich prächtig unterhalten und kann so bedenkenlos eine absolute Empfehlung an alle aussprechen, die gute Horror-Thriller zu schätzen wissen.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5.1, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 96 Minuten
Extras: Making of, Behind the Scenes, Interviews, Originaltrailer, Trailershow

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 21. Okt 2012, 17:32
von horror1966
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The Pact
(The Pact)
mit Caity Lotz, Casper Van Dien, Agnes Bruckner, Mark Steger, Haley Hudson, Kathleen Rose Perkins, Sam Ball, Bo Barrett, Dakota Bright, Jeffrey T. Ferguson, Rachael Kahne, Santiago Segura, Petra Wright
Regie: Nicholas McCarthy
Drehbuch: Nicholas McCarthy
Kamera: Bridger Nielson
Musik: Ronen Landa
FSK 16
USA / 2012

Das Haus ihrer gerade verstorbenen Mutter ist ein hässlicher Ort für Annie, voller schlechter Erinnerungen. Eigentlich wollte sie hier nie wieder sein, aber nun sind zwei Frauen in diesem Haus verschwunden. Ihre Schwester Nicole und ihre Cousine Liz haben es betreten und sind nicht wieder aufgetaucht. Es gibt keinen Hinweis, keine Spur. Das Haus lässt auch Annie nicht los. Es beobachtet sie, berührt sie, legt kleine Spuren aus, öffnet Türen und schleift sie auch mal mit brutaler Kraft durch die Zimmer. Langsam kommt Annie dem Rätsel auf die Spur. Das Geheimnis des Hauses ist etwas aus der Vergangenheit. Es ist höchst lebendig - und abgrundtief böse ...


Gruselfilme mit Geister-Thematik sind gerade in den letzten Jahren wieder sehr in Mode gekommen und erfreuen sich nicht erst seit der "Paranormal Activity-Reihe" großer Beliebtheit. Und so hat sich auch Nicholas McCarthy bei seinem Langfilm-Debüt einer dementsprechenden Geschichte angenommen, die sich jedoch rein inhaltlich phasenweise sehr wohlwollend von anderen Genre-Kollegen abhebt. Auch hier ist es einmal mehr ein Haus das anscheinend vom Bösen beseelt ist und in dem der jungen Annie der pure Horror entgegen schlägt und dennoch bietet das Szenario einige Komponenten, die dem Zuschauer einige Überraschungsmomente bereiten. Schon das Haus allein wirkt auf den ersten Blick überhaupt nicht gruselig, handelt es sich doch nicht um ein ansonsten übliches Spuk-Gebäude, das einem schon aufgrund der Optik einen kalten Schauer über den Rücken jagt. Darin ist schon eine der Stärken dieses Filmes zu sehen, denn durch den vollkommen normalen Eindruck den das Gebäude hinterlässt, entfalten die Geschehnisse im Inneren eine viel stärkere Intensität, weil man ganz einfach nicht unbedingt damit rechnet, das sich hier das Böse eingenistet hat. McCarthy schafft es dabei fast spielend, dem Betrachter mit den einfachsten Mitteln das Fürchten zu lehren, denn es bedarf keinerlei spektakulärer Effekte, damit die Geschehnisse einen subtilen Horror aufkommen zu lassen, der einem merklich unter die Haut geht und seine Wirkung keinesfalls verfehlt.

Zudem ist es die eher ruhige-und bedächtige Erzählweise die diesem Film seine Kraft verleiht. Denn die ersten zwei Drittel der Geschichte kommen fast ohne Tempo daher, was in diesem Fall aber keineswegs als negative Kritik anzusehen ist. Vielmehr führt einen der wohl dosierte Spannungsaufbau immer weiter auf ein tolles Finale hin, bei dem dann auch eine erhebliche Temposteigerung zu bemerken ist und es ordentlich zur Sache geht. Diesen Aspekt sollte man jedoch im richtigen Verhältnis betrachten, denn es offenbart sich kein überladenes Action-Spektakel, doch im Gegensatz zur ersten Filmhälfte nimmt das Geschahen fast schon rasante Züge an. Darauf kommt es aber im Prinzip auch gar nicht so sehr drauf an, denn "The Pact" überzeugt vielmehr durch seine äußerst dichte Grundstimmung und entwickelt zudem seine ganz eigene Bildsprache, von der eine sehr starke Faszination ausgeht, der man sich unmöglich entziehen kann. So wird man insbesondere im ersten Teil der Geschichte mit Bildern konfrontiert, die man zunächst überhaupt nicht zuordnen kann. Immer wieder wird Annie mit visionsartigen Träumen geplagt, die erst kurz vor dem Ende einen Sinn ergeben und perfekt in die Gesamt-Zusammenhänge hineinpassen.

Ganz generell sind die Ereignisse herrlich ineinander verschachtelt und wirken wie ein mühsames Puzzle, das man im Laufe der Zeit zusammensetzen muss. Das Geheimnis des Hauses scheint in der Vergangenheit zu liegen und wird relativ lange im Dunkeln gehalten, bevor die Hauptfigur dazu in der Lage ist, den Knoten des Rätsels zu lösen. Die Auflösung des Ganzen ist dann auch teilweise recht überraschend, spielt doch nicht nur der im Haus ansässige Geist eine große Rolle. Und so entwickelt sich hier von der ersten Minute an ein äußerst atmosphärisches Film-Vergnügen, das durchgehend für eine wohlige Gänsehaut sorgt und den Betrachter ganz unweigerlich in seinen Bann zieht. Für mich persönlich ist das Werk von Nicholas McCarthy sogar einer der besten Geisterfilme der letzten Jahre, da hier auch durchaus ein Hauch von Innovation zu verspüren ist. Dieser äußert sich hauptsächlich in einem Aspekt, der von einigen Leuten eher als negative Kritik ausgelegt wird, meiner Meinung nach jedoch zu den absoluten Stärken dieses Filmes zu zählen ist. Dabei handelt es sich schlicht und ergreifend um die Wandlung eines Charakters auf die ich nicht weiter eingehen möchte, um nicht zuviel zu verraten. Nur so viel sei gesagt, die Wandlung ist extrem ungewöhnlich und ich kann mich im Moment an keinen Film erinnern, in dem diese Charakter-Veränderung schon einmal so dargestellt wurde. Bei menschlichen Charakteren sind diverse Wendungen ja vollkommen normal, doch in diesem speziellen Fall betrifft es die übernatürlichen Kräfte, die während der gesamten Laufzeit am Werke sind und das ist schon etwas, was ich bisher noch nicht gesehen habe. Wie dem aber auch sei, diese Fawcette des Geschehens wertet den Gesamteindruck sogar noch auf, als das es ihn nach unten drücken würde, wobei manch einer das eventuell vollkommen anders sieht.

Letztendlich handelt es sich hier um ein erstklassiges Langfilm-Debüt von Nicholas McCarthy, der mit einem feinen Gespür und den minimalsten Mitteln einen wunderbaren Grusler geschaffen hat, der in allen Belangen zu überzeugen weiß. Tolle Bilder, eine sehr spannende Geschichte und eine herausragende Atmosphäre sorgen hier für beste Genre-Kost, die man sich unbedingt anschauen sollte. Ich war jedenfalls absolut begeistert und habe durchgehend dieses herrliche Grusel-Feeling verspürt, das Filme dieser Art so absolut sehenswert macht. Zudem hat mich auch das Schauspiel der Darsteller sehr beeindruckt, wobei insbesondere Hauptdarstellerin Caity Lotz eine tolle Performance hinlegt. Wer also eine Vorliebe für atmosphärische Horror-Thriller hat und von der Geister-Thematik einfach nicht genug bekommen kann, ist hier an der genau richtigen Adresse und darf sich auf ein tolles Film-Erlebnis einstellen.


Fazit:


Gerade im Zeitalter von "Paranormal Activity & Co." ist es als sehr positiv anzusehen, das es immer wieder Gruselfilme gibt, die einen auch wirklich in ihren Bann ziehen können. Stellen sich genannte Werke doch viel eher als gähnende Langeweiler dar, so kann "The Pact" sämtliche Erwartungen erfüllen, die man als Zuschauer in diesen Film setzt. Von mir gibt es jedenfalls eine ganz dicke Empfehlung für dieses herrlich atmosphärische Werk.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5,1, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 89 Minuten
Extras: Making of, Deleted Scenes, Interviews, Trailer, Trailershow

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 21. Okt 2012, 17:42
von jogiwan
Hehe, dass dachte ich mir, dass der "Hobo" genau nach deinem Geschmack ist... ;)

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 22. Okt 2012, 15:37
von horror1966
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Henry - Portrait of a Serial Killer
(Henry: Portrait of a Serial Killer)
mit Michael Rooker, Anne Bartoletti, Tom Towles, Tracy Arnold, Elizabeth Kaden, Ted Kaden, Denise Sullivan, Anita Ores, Cheri Jones, Monica Anne O'Malley, Bruce Quist, Erzsebet Sziky, David Katz
Regie: John McNaughton
Drehbuch: Richard Fire / John McNaughton
Kamera: Charlie Lieberman
Musik: Ken Hale / Steven A. Jones / Robert McNaughton
Keine Jugendfreigabe
USA / 1986

Henry teilt sich mit seinem alten Knastkumpan Otis eine schäbige Wohnung in einem heruntergekommenen Viertel in Chicago. Was Otis weiß: Henry arbeitet tagsüber als Kammerjäger. Was Otis nicht weiß: so wie andere abends fernsehen bringt Henry in seiner Freizeit wahllos Leute um einfach so, aus Langeweile und zum Zeitvertreib. Als Otis Schwester Becky dann aber überraschend einzieht, ist es vorbei mit dem schweigsamen Nebeneinander der beiden Männer. Henry öffnet sich zusehends und findet bald in Otis einen mehr als willigen Schüler.


Dieses zur damaligen Zeit aufsehenerregende Regie-Debüt von John McNaughton (Wild Things) zählt wohl ganz eindeutig zu den Klassikern unter den Serienkiller-Verfilmungen und verfehlt auch in der heutigen Zeit immer noch nicht seine größtenteils verstörende Wirkung auf den Zuschauer. Die Geschichte basiert auf dem Leben des Serienkillers Henry Lee Lucas und offenbart einen tiefen Einblick in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele. Mit einem geschätzten Budget von ca. 111.000 $ zählt dieses Werk zu den Low Budget Produktionen, was sich in diesem Falle als absoluter Vorteil herausstellt. Es offenbart sich nämlich kein Hochglanz-Werk im typischen Hollywood-Look, sondern vielmehr ein Szenario das mit seiner schmierigen-und dreckigen Optik den Betrachter sofort für sich gewinnen kann und ihm ein authentisches Bild von Henry's Leben aufzeigt, das ganz offensichtlich in vollkommener Tristesse stattfindet. So gibt es im Prinzip auch überhaupt nichts in diesem Film das man auch nur annähernd als schön bezeichnen könnte, eine heruntergekommene und total versiffte Wohnung sowie eine nicht gerade noble Wohngegend sind ganz eindeutige Indizien dafür. Auch ansonsten hat McNaughton sehr wohl darauf geachtet, eine düstere-und extrem beklemmende Atmosphäre zu schaffen, die einem von der ersten Minute an wie eine bleierne Last auf die Schultern drückt.

Zu Beginn der Story wird man sofort mit Henry konfrontiert, der scheinbar ziellos im Auto durch die Straßen von Chikago fährt und bekommt immer wieder Einblendungen einiger seiner toten Opfer präsentiert. Die Morde an sich werden dabei zunächst nicht ins Bild gesetzt, sondern lediglich die Leichen einiger junger Frauen, wobei die wuchtigen Bilder in akustischer Hinsicht mit den Todesschreien der Opfer untermalt sind. Damit ist sofort der Weg für eine deprimierende und gleichzeitig verstörende Grundstimmung geschaffen, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Geschehen zieht. Die dadurch entstehende Beklemmung beim Zuschauer ist bis zum bitteren Ende unmöglich abzustreifen und verstärkt sich sogar mit zunehmender Laufzeit immer mehr. Man befindet sich phasenweise in einem regelrechten Schockzustand, denn die Ereignisse werden immer intensiver und es hält zudem ein äußerst hoch angesiedelter Härtegrad Einzug in das Szenario. Denn nachdem Henry seinen Kumpel Otis fast wie einen wissbegierigen Schüler unter seine Fittiche genommen hat, gehen die beiden gemeinsam auf die Pirsch, um ziemlich wahllos irgendwelche Menschen zu töten. Nun werden auch die jeweiligen Morde in Szene gesetzt, die dabei von den beiden sadistischen Killern gefilmt werden, um immer eine Erinnerung an ihre kranken Taten zu haben.

Während Henry insbesondere durch eine erschreckende Eiseskälte ins Auge fällt, lässt Otis echte Freude an den Morden erkennen und die Abläufe lassen immer krankere und perverse Züge erkennen. Die Kills wurden knallhart und brutal in Szene gesetzt, dennoch bin ich persönlich der Meinung das die eigentliche Härte sich im Kopf des Betrachters abspielt. Die expliziten Gewaltdarstellungen an sich sind zwar schon ein Tiefschlag in die Magengrube, doch die Selbstverständlichkeit mit der hier 2 Psychphaten andere Menschen töten, steigert das Ganze noch einmal ganz erheblich. Das ist in erster Linie auch dem fantastischen Schauspiel der beiden Hauptdarsteller zu verdanken, denn wenn man es nicht besser wüsste würde man glatt denken, das die beiden sich selbst spielen. Michael Rooker (Henry) und Tom Rowles (Otis) liefern hier eine Performance ab die ihresgleichen sucht, denn besser kann man wohl kaum Serienkiller darstellen. Ganz ehrlich gesagt war für mich persönlich sogar die Figur des Otis das absolute Highlight, denn der gute Mann hat nicht nur sichtliche Freude daran andere Menschen zu töten, gleichzeitig scheinen auch seine sexuellen Vorlieben in mehrere Richtungen zu gehen. Entsteht einerseits in manchen Passagen der Eindruck eines Homosexuellen, so schreckt er auch nicht davor zurück, seine eigene Schwester Becky zu vergewaltigen, was zum Ende der Geschichte die Gewaltspirale ganz extrem noch oben schraubt. Aufgestaute Aggressionen kommen nun endgültig zum Ausdruck und die Geschichte endet in einem furiosen Showdown, der zusätzlich sehr tragische Züge trägt.

John McNaughton hat mit "Henry - Portrait of a Serial Killer" einen absolut zeitlosen Klassiker geschaffen, der auch in der heutigen zeit immer noch genug Gesprächsstoff bietet. Sicherlich gibt es unzählige Filme, in denen Morde noch weitaus blutiger dargestellt sind, doch hier ist es ganz eindeutig die Gesamt-Inszenierung, die an Brutalität kaum zu überbieten ist. Grandios agierende Darsteller, eine düstere Optik und eine herausragend beklemmende Atmosphäre sind die ganz großen Stärken eines Filmes, der einen mit der Wucht eines Keulenschlages regelrecht umhaut. So ist es auch jeder Zeit nachzuvollziehen, das dieses Werk zur damaligen Zeit für sehr viel Aufsehen und kontroverse Diskussionen gesorgt hat, offenbart sich doch ein extrem harter Film, den man letztendlich nicht so leicht verdauen kann. dank "Bildstörung ist dieses fantastische Werk nun endlich auch in einer seiner Qualität entsprechenden Veröffentlichung erhältlich, so das sich eine Anschaffung auf jeden Fall lohnt. Selbst man man die DVD der Red Edition besitzen sollte, rate ich persönlich unbedingt dazu aufzurüsten, denn bei vorliegender VÖ sind wie eigentlich immer jede Menge Extras enthalten.


Fazit:


"Henry - Portrait of a Serial Killer" war-und ist ein absolut schockierender Film, der auch nach über 25 Jahren rein gar nichts von seinem reiz und seiner unglaublichen Faszination eingebüßt hat. Die Mischung aus visueller-und psychischer Härte hinterlässt einen sehr nachhaltigen Eindruck beim Zuschauer, der nach der Sichtung des Filmes nicht sofort wieder zur Tagesordnung übergehen kann, sondern das Gesehene erst einmal verdauen muss.


Die DVD:

Vertrieb: Bildstörung
Sprache / Ton: Deutsch DD 2.0
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,33:1
Laufzeit: 79 Minuten
Extras: Audiokommentar von Regisseur John McNaughton, Portait: The Making of HENRY, The Serial Killers: Henry Lee Lucas, Interview mit Regisseur John McNaughton, John McNaughton im Gespräch mit Nigel Floyd, Deleted Scenes und Outtakes mit Kommentar von John McNaughton, Britische Zensurgeschichte, Original Storyboards, exclusive Soundtrack-CD, Booklet

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 22. Okt 2012, 19:19
von horror1966
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Masks
(Masks)
mit Michael Balaun, Lucyna Bialy, Lisa Blaschke, Susen Ermich, Franziska Breite, Zübeyde Bulut, Lena Coskuner, Malin Dodin, Oliver Gruca, Diana Klutt, Alexander Lammers, Katja Lawrenz, Norbert Losch
Regie: Andreas Marschall
Drehbuch: Andreas Marschall
Kamera: Sven Jakob
Musik: Sebastian Levermann / Nils Weise
keine Jugendfreigabe
Deutschland / 2011

Stella, die lange vergeblich versucht hat, sich erfolgreich bei einer Schauspielschule zu bewerben, wird überraschend an der "Matteusz Gdula"-Privatschule angenommen. Stella ist ehrgeizig, aber nicht sehr talentiert, was sie schnell zur Zielscheibe des Gespötts der anderen Schauspielschüler macht. Nur in der schüchternen Cecile, die in der Schule zu leben scheint, findet sie eine neue Freundin. Von ihr erfährt sie von Gdula, dem geheimnisvollen Gründer der Schule, der eine fragwürdige Schauspielmethode entwickelt hat. In den 70er Jahren kamen in seiner Theatergruppe mehrere Schüler ums Leben. Gdula brachte sich um, seine Methode wurde verboten. Als eine Schülerin spurlos verschwindet, vermehrt merkwürdige Geräusche aus dem geschlossenen, baufälligen Flügel der Schule dringen und die Lehrerschaft ihren Fragen zu Gdula und seiner Methode ausweicht, ahnt Stella, dass jemand Gdulas Lehre noch praktiziert. Sie hat daraufhin nur noch ein Ziel: An der Methode teilzunehmen. Selbst, wenn es sie das Leben kosten sollte..


Ohne zu wissen was eigentlich auf mich zukommt, bin ich an diese deutsche Produktion herangegangen, denn was soll man von einem Film erwarten, der unter der Regie von Andreas Marschall entstanden ist, dessen Schundwerk "Tears of Kali" mir immer noch auf den Magen schlägt. Das dann zudem auch noch ein Projekt vorliegt, in dem angeblich dem italienischen Giallo gehuldigt werden soll reizte mich dann aber doch so sehr, das ich diesem Film eine faire Chance geben wollte. Und was soll man sagen, die Sichtung hat sich meiner Meinung nach mehr als gelohnt, mit "Masks" gibt es endlich mal wieder etwas Erwähnenswertes aus deutschen landen, das sich im Spannungsbereich ansiedelt und einen wirklich absoluten Mix aus Mystery/Thriller-und Horrorfilm bietet. Das einem die Geschichte dabei von Anfang an ziemlich bekannt vorkommt ist alles andere als Zufall, hat sich Marschall doch ganz bewusst Dario Argentos Meisterwerk "Suspiria" als Vorlage genommen. Böse Zungen könnten das als negative Kritik auslegen und "Masks" damit die Eigenständigkeit absprechen, doch damit würde man dieser Produktion auf keinen Fall gerecht werden. Dafür enthält das Szenario nämlich zu viele eigene Ideen seines Regisseurs, zudem beinhaltet das Geschehen immer wieder herrliche Überraschungsmomente, die durchaus für ein gewisses Maß an neuen Ideen sprechen.

Diese Hommage an das italienische Genre-Kino ist absolut gelungen und besticht von der ersten Minute an durch eine Grundstimmung, die man einfach nur als herrlich dicht-und extrem mysteriös bezeichnen kann. Dabei beweist Marschall ein gutes Händchen für besondere Momente, in denen sich eine immense Spannung aufbaut, die sich dann zumeist in gelungenen und perfekt eingesetzten Schockmomenten entlädt. Hier liegt wohl die ganz große Stärke des Filmes, denn obwohl die Anlehnung an "Suspiria" sehr stark zu spüren ist, gibt es immer wieder diese Phasen, in denen man dennoch überrascht wird. Atmosphärisch gesehen möchte ich dieses Werk sogar als echte Bombe bezeichnen, die bedrohlichen und unheimlichen Züge verstärken sich mit zunehmender Laufzeit immer mehr, so das man vor dem heimischen Bildschirm wirklich mitfiebern kann und auf die Lösung des Rätsels wartet das die Geschichte umgibt.

Auch die musikalische Untermalung des Ganzen hat mir sehr zugesagt, wuchtige Klänge wechseln sich mit langsam anschwellenden Tönen ab, so das in etlichen Passagen sogar eine wohlige Gänsehaut beim Zuschauer aufkommen kann. Dadurch ist man dann im Prinzip auch der durchgehend vorhandenen Faszination der Ereignisse ausgeliefert und ergötzt sich stellenweise regelrecht an einem Film, dem man die vorhandene Klasse auf keinen Fall zugetraut hätte. Dieser relativ hohe Qualitäts-Pegel ist auch den richtig gut agierenden Schauspielern zu verdanken, unter denen sich ganz offensichtlich einige junge Talente befinden, von denen ich persönlich bisher eigentlich niemanden kannte. Und dennoch gibt es sicherlich auch kleinere Defizite die man keinesfalls verschweigen sollte. So fehlt gegenüber den italienischen Vertretern ganz eindeutig das extrem kräftige Farbenspiel und manchmal vermisst man auch die geniale Kamerafahrten, die der italienische Giallo oftmals zu bieten hat. Hier handelt es sich jedoch um Kritik auf hohem Niveau, denn ehrlich gesagt hätte ich es kaum für möglich gehalten, überhaupt einmal einen Film dieser Machart aus Deutschland zu sehen. Vielleicht mag sich das jetzt für manch einen etwas zu euphorisch anhören und mir fehlt ein klein wenig Objektivität, aber "Masks" hat mich absolut nachhaltig beeindruckt.

Letztendlich liegt in meinen Augen ein in fast allen Belangen überzeugendes Gesamtpaket vor, das in vielen Momenten auch das italienische Flair versprüht. Eine sehr interessante-und hervorragend umgesetzte Geschichte, ein äußerst gelungener Spannungsaufbau, sehr talentierte Jung-Darsteller und eine ausgezeichnete Atmosphäre machen eine Sichtung für jeden Fan dieser Film-Gattung absolut erforderlich. Hinzu kommt auch noch ein ordentlicher Härtegrad, denn es gibt einige herrlich blutige Kills zu verzeichnen, die man in dieser Form nicht zwangsweise erwarten konnte.


Fazit:


Es ist wohl nicht sonderlich übertrieben, wenn man "Masks" als deutschen Giallo bezeichnet. Der Film beinhaltet im Prinzip alle Zutaten des Sub-Genres und schwächelt lediglich auf hohem Niveau. Andreas Marschall hat die meisten Dinge vollkommen richtig gemacht und präsentiert einen Genre-Beitrag, der sich nun wirklich sehen lassen kann.


objektiv 7/10

mit Giallo-Bonus 8,5/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Sa 27. Okt 2012, 00:18
von horror1966
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Tanz der Dämonen
Devil Wind)
mit Eric Larson, Francine Lapensee, Rufus Norris, Jack Vogel, Stephen Quadros, Mark David Fritsche, Sherry Leigh, Bobby Johnston, Lynn Clark, Richard Gabai, Mia M. Ruiz, Kym Santelle, Stella Kastner
Regie: Charles Philip Moore
Drehbuch: Charles Philip Moore
Kamera: Thomas L. Callaway
Musik: Bruce Wallenstein
ungeprüft
USA / 1990

Eine Gruppe von Jugendlichen trifft auf ein einsames Farmhaus, welches vor etlichen Jahren Schauplatz eines Kampfes zwischen einer Hexe und Dämonen war. Doch das Böse wird neu geweckt, wodurch die Gäste durch den sogenannten Dämonenwind bei der Hütte festgehalten werden. Als die Nacht einbricht, kommen die Dämonen, um sich einen nach dem anderen zu holen. Der Grausamkeit der Kreaturen sind keine Grenzen gesetzt.


Filme, in denen es sich thematisch um Dämonen dreht haben immer ihren ganz besonderen Reiz und ziemlich oft werden die beiden "Demoni-Teile" von Lamberto Bava als Referenz angeführt. Nun sollte man jedoch bei vorliegendem US-Beitrag von Charles Philip Moore nicht mit zu hohen Erwartungen an die Geschichte herangehen, denn obwohl die Thematik wie erwähnt in die gleiche Richtung tendiert, sind qualitätsmäßig doch einige Abstriche zu den italienischen Vertretern zu machen. Das bezieht sich in erster Linie auf den vorhandenen Härtegrad und die damit auch verbundene Aktivität der Dämonen, denn bis es hier einmal richtig zur Sache geht vergeht doch eine geraume Zeit und mehr als die Hälfte des Filmes ist schon vorbei. Bis dahin muss man sich mit einer etwas zu lang gestalteten Einführung in die Ereignisse zufrieden geben, die doch einige Längen aufzuweisen hat und in einigen Momenten nicht gerade für extreme Spannung sorgt. So wird man phasenweise vielmehr mit spät-pubertären Auseinandersetzungen von einigen Protagonisten konfrontiert, die man sich auch durchaus hätte sparen können. Auch die Einführung der einzelnen Charaktere erfolgt eher oberflächlich und es fällt nicht unbedingt leicht, einen wirklichen Bezug zu den blassen Figuren zu finden.

In dieser Phase der Story zehrt man im Prinzip lediglich von der meiner Meinung nach gelungenen Grundstimmung die man dem Szenario verpasst hat und die sich auch wie ein roter Faden konstant zu erkennen gibt. Wer dann jedoch im zweiten Teil auf jede Mange blutige Action hofft, wird sich im Endeffekt eher mit einer kleinen Enttäuschung zufrieden geben müssen, denn in dieser Beziehung hält sich "Tanz der Dämonen doch recht bedeckt. Der Film offenbart dabei nur einige wenige blutigere Passagen, weswegen einen die Indizierung dieses Titels auch ein wenig verwundert. Gerade wenn man an die beiden "Demoni-Teile" denkt, herrscht hier doch ein ganz erheblicher Unterschied, was die harten Szenen betrifft. Charles Philip Moore kocht hier ganz eindeutig auf Sparflamme, was man jedoch nicht zwangsläufig als negative Kritik auslegen sollte, denn in seiner Gesamtheit ist "Tanz der Dämonen" ein größtenteils unterhaltsamer Film, der zudem rein atmosphärisch vollkommen überzeugen kann.

Etwas störend erscheinen viel eher die doch maximal durchschnittlichen Schauspieler, die in ihrer Performance doch extrem limitiert erscheinen. In nicht gerade wenigen Momenten hinterlassen die Darstellungen sogar ziemlich theatralische Züge, Vieles wirkt seltsam aufgesetzt und künstlich, was gleichzeitig auch auf die vorhandenen Effekte zu übertragen ist. Diese kommen dem Zuschauer schon etwas arg naiv vor, verleihen dem Geschehen andererseits einen ganz eigenen Charme und verleihen dem Szenario irgendetwas Knuffiges. Wirklich gestört hat mich ehrlich gesagt die deutsche Synchronisation, bei der man sich ganz offensichtlich nicht sehr viel mühe gegeben hat und auch nicht gerade die besten Sprecher verpflichten konnte. Die dabei entstandenen Dialoge treiben einem schon so manchen Schmunzler auf die Lippen und sorgen für einen phasenweise unfreiwillig komischen Anstrich, der teilweise vollkommen fehl am Platz wirkt. Man merkt also, das hier längst nicht alles richtig gemacht wurde, dennoch hat mit der Film insgesamt gesehen nette Unterhaltung geboten, wobei man die eigenen Ansprüche von Beginn an nicht zu hoch ansetzen sollte, können diese doch keinesfalls erfüllt werden.

Letztendlich handelt es sich bei "Tanz der Dämonen" um einen Horrorfilm, den ich leicht über dem normalen Durchschnitt ansiedeln würde. Sicherlich alles andere als ein Genre-Highlight, erscheint das Szenario allein schon in atmosphärischer Hinsicht als absolut lohnenswert. Größere Härten oder gar richtig derbe Sequenzen hat der Film definitiv nicht zu bieten und wer sein Hauptaugenmerk gerade auf diesen Aspekt legt, ist bei den Werken von lamberto Bava auf jeden Fall weitaus besser aufgehoben. Ansonsten kann man sich dieses Werk durchaus mal anschauen, auf einen äußerst nachhaltigen Eindruck der Ereignisse sollte man dabei jedoch nicht unbedingt hoffen, denn dafür beinhaltet die Geschichte doch zu viele Defizite.


Fazit:


Wer Dämonen-Filme mag kann durchaus mal einen Blick riskieren, sollte sich aber nicht zuviel von dieser amerikanischen Produktion versprechen. Eine gute Grundstimmung, ein wenig Action und etwas Härte im zweiten Teil der Geschichte müssen ausreichen, hinzu kommen mittelmäßige Schauspieler und eine nicht unbedingt tolle deutsche Synchronisation, was im Endeffekt einen bessere Bewertung verhindert.


6/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 28. Okt 2012, 01:29
von horror1966
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Axed
(Axed)
mit Jonathan Hansler, Andrea Gordon, Nicola Posener, Christopher Rithin, Henry Douthwaite, Brandon Francis
Regie: Ryan Lee Drisoll
Drehbuch: Ryan Lee Driscoll
Kamera: Edward Wright
Musik: Aleksandar Dimitrijevic
keine Jugendfreigabe
Großbritannien / 2012

Kurt Wendell hat seinen Job verloren, und kann es nicht über's Herz bringen, seiner Familie die Wahrheit zu sagen. Er nimmt seine zwei Kinder und seine Frau und fährt mit ihnen in ein abgelegenes Ferienhaus, weitab von der Zivilisation um. Was wie ein gemütliches Wochenende auf dem Lande beginnt, entwickelt sich zu einem Ausflug des Grauens. Denn mit der Axt in der Hand entlädt sich die aufgestaute Wut in Kurt. Und keiner wird ihm entkommen....

Wenn Daddy zum Psycho wird



Volle 10 Jahre nach seinem Regie-Debüt wartet Regisseur Ryan Lee Driscoll nun mit seinem zweiten Versuch auf und hat mit "Axed" eine Geschichte auf den Weg gebracht, die sich im ersten Moment sogar recht interessant anhört. Und in den ersten Minuten bietet das Werk auch ganz nette Ansätze, wobei vor allem der vorhandene Zynismus von Hauptdarsteller Jonathan Hansler sehr gut zur Geltung kommt und beim Zuschauer doch einige Erwartungen auf ein unterhaltsames Film-Erlebnis weckt. Doch die damit verbundenen Hoffnungen verlaufen ziemlich schnell im Sand, offenbart sich doch in der Folgezeit ein Szenario, das einen nicht wirklich vom Hocker haut. Zuerst einmal sollte man vielleicht anmerken, das man sich den Härtegrad des Geschehens an maximal 3 Fingern abzählen kann, denn bis auf ganz wenig Kunstblut wird in dieser beziehung auf absoluter Sparflamme gekocht. Das wäre ja noch durchaus zu verschmerzen, wenn wenigstens der Rest dieses Filmchens kurzweilige Unterhaltung anbieten würde. Doch auch in dieser Richtung haben sich die Macher nicht gerade sonderlich viel einfallen lassen um den Betrachter bei Laune zu halten, so das man im Endeffekt doch leider nur einmal mehr mit einer dieser halbgaren Geschichten konfrontiert wird, aus denen wirklich etwas hätte werden können, wenn man doch nur das vorhandene Potential ausgeschöpft hätte.

Davon kann jedoch überhaupt keine Rede sein, denn bis auf die phasenweise gelungene Performence von Hansler bietet sich eigentlich kaum etwas, was man lobenswert erwähnen könnte. So fehlt es den Geschehnissen beispielsweise vollkommen an einem annähehernd konstantem Spannungsaufbau, entpuppen sich die Ereignisse doch als dermaßen vorhersehbar, das man gedanklich schon nach relativ kurzer Zeit in den Leerlauf schaltet und sich lediglich darüber freuen kann, das die eigenen Vorahnungen jederzeit ins Schwarze treffen. Das trägt nicht unbedingt zu einem gesteigerten Interesse bei, das dann durch die äußerst unlogischen Verhaltensweisen der Darsteller noch weiter nach unten gedrückt wird. Hierbei geben sich die Ehefrau und die beiden Sprüßlinge gegenseitig die Klinke in die Hand, denn deren dümmlichen Handlungen gehen schon fast auf keine Kuhhaut mehr. Deuten doch etliche Hinweise darauf hin das mit dem Familienoberhaupt etwas nicht in Ordnung sein kann, so dauert es doch eine gefühlte Ewigkeit, bis die strunzdummen Familienmitglieder endlich einmal merken, in welche Richtung der Hase läuft und das ihr geliebter Daddy ihnen ans Leder will.

Damit ist es jedoch noch längst nicht getan, denn ab diesem Zeitpunkt schlagen die Ereignisse eine Richtung ein, die ich schon fast als abstruss und vollkommen an den Haaren herbeigezogen bezeichnen möchte. Der durchgeknallte Psycho wird nun durch das absurde Verhalten seiner Lieblinge förmlich dazu eingeladen, das er ihnen das lebenslicht auspusten kann. So ist es vollkommen unverständlich das man trotz unzähliger Möglichkeiten überhaupt nicht auf die Idee kommt, ebentuell vor Psycho-Dad zu flüchten. Als man sich dann endlich einmal dazu entschließt einen Versuch zu starten, erfährt die Geschichte dann die üblichen Klischees, um diesen Versuch zu torpedieren. Für manch einen mag das eventuell wie skurrile Situationskomik erscheinen, doch ehrlich gesagt habe ich das ganz anders empfunden. Denn bis auf den phasenweise gelungenen Zynismus lässt "Axed" im Prinzip alles vermissen, was den trockenen-und bissigen britischen Humor so auszeichnet. Darum kann ich auch die Bezeichnung Komödie in keinster Weise nachvollziehen, mit der dieses Werk von vielen Leuten in Verbindung gebracht wird. Eigentlich ist nämlich bis auf ganz wenige Ausnahmen überhaupt nichts witzig an diesem Film, noch nicht einmal unfreiwillig komische Passagen lassen sich erkennen. Vielmehr offenbart sich der zum Großteil misslungene Versuch, eine Mischung aus Slasher-und Drama in Szene zu setzen, die hauptsächlich an der Unbeholfenheit der Darsteller scheitert, die mit Ausnahme von Hansler nicht gerade mit viel Können aufwarten können.

Am schlimmsten agiert dabei Sohnemann Jay (Christopher Rithin) der einem schon fast leid tun kann und durch seine ungelenke Performance phasenweise zum fremd schämen einlädt. Die Interpretation einer weinerlichen Memme ist dabei stellenweise schon richtigehend nervtötend, doch durch den unlogischen verlauf der Geschehnisse wundert es einen nicht wirklich, das gerade dieses Weiei am Ende eine entscheidende Rolle spielen soll. Und so präsentiert sich hier letztendlich ein Filmchen das man nicht wirklich gesehen haben muss, denn bis auf ein wenig Schwung zu Beginn und ein wenig Zynismus hat das Werk von Ryan Lee Driscoll wirklich kaum etwas zu bieten, das einem nachhaltig im Gedächtnis haften bleiben würde. Keinerlei Spannung, dümmlich agierende Figuren und eine totale Vorhersehbarkeit der Ereignisse sind nicht unbedingt positive Merkmale für einen Film, der sich letztendlich unterhalb des normalen Durchschnittes ansiedelt.


Fazit:


Und wieder einmal bekommt man es mit einem der unzähligen Filme zu tun, von denen man sich weitaus mehr erwartet hat. Einige nette Ansätze und äußerst viel Leerlauf sind jedoch keinesfalls ausreichend, um in vorliegendem Fall von einer guten Inszenierung zu sprechen.


4/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 29. Okt 2012, 15:51
von horror1966
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Phenomena
(Phenomena)
mit Jennifer Connelly, Daria Nicolodi, Dalila Di Lazzaro, Patrick Bauchau, Donald Pleasence, Fiore Argento, Federica Mastroianni, Fiorenza Tessari, Mario Donatone, Francesca Ottaviani, Michele Soavi
Regie: Dario Argento
Drehbuch: Dario Argento
Kamera: Romano Albani
Musik: Simon Boswell / Goblin
Ungeprüft
Italien / 1985

Jennifer Corvino ist die Tochter eines reichen Filmstars. Sie geht auf ein Mädchengymnasium in der Schweiz. Doch dort in der Gegend treibt ein grausamer Killer sein Unwesen. Er lauert jungen Frauen auf und tötet sie hinterlistig und brutal. Jennifer bekommt seltsame Alpträume und beginnt zu Schlafwandeln. Dabei wird sie Zeugin eines Mordes. Sie entdeckt, dass sie außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt und Insekten scheinbar mit ihr kommunizieren. Jennifer lernt den Insektenforscher Professor McGregor kennen und freundet sich mit dem alten Mann an. Dieser versucht, dem Killer mit Hilfe von Insekten auf die Spur zu kommen. Doch tatsächlich kommt Jennifer selbst der Gefahr immer näher.


Mit "Phenomena" hat Dario Argento einen Horrorfilm geschaffen, den man wohl ohne zu übertreiben als sehr außergewöhnlich bezeichnen kann. So kann insbesondere bei der Erstsichtung des Werkes ein durchaus zwiegespaltener Eindruck beim Zuschauer entstehen, denn der dargebotene Bilderrausch muss erst einmal richtig eingeordnet werden. Das fällt zunächst gar nicht einmal so leicht, konfrontiert einen der italienische Regisseur doch einerseits mit recht heftigen Splatter-Effekten, um auf der anderen Seite ein Szenario zu präsentieren, das schon märchenhafte-und romantische Züge erkennen lässt. Dies drückt sich ganz besonders in der Bildsprache der Geschichte aus, denn der Wechsel zwischen rasanten-und harten Einstellungen und eher beschaulich-ruhigen Passagen entfaltet eine absolut einzigartige Atmosphäre, die man kaum in Worte fassen kann sondern selbst erlebt haben muss. Nicht umsonst wird "Phenomena" von vielen Leuten als schauerlich-schönes Horror-Märchen beschrieben, denn dieser Eindruck manifestiert sich schon nach einer relativ kurzen Zeitspanne im Kopf des Zuschauers. Die Grundstimmung des Szenarios hinterlässt eine fast schon hypnotische Wirkung und phasenweise werden immer wieder surreale Einflüsse eingestreut, die die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lassen.

Von Beginn an lässt das Geschehen äußerst mysteriöse-und geheimnisvolle Einflüsse erkennen, die im Verlauf der Story immer stärker zum Vorschein kommen. Dennoch konzentriert man sich gar nicht einmal so sehr auf die Suche nach dem Mörder, sondern erfreut sich vielmehr an den einmal mehr berauschenden Bildern, die einem Argento hier präsentiert. Dabei ist es der faszinierende Kontrast zwischen absoluter Härte und wunderschönen Momenten, der einen absolut in seinen Bann zieht. So werden selbst immer wieder eingestreute Aufnahmen von sich im Wind bewegenden Bäumen zu einem absoluten Erlebnis und sind dabei meiner persönlichen Meinung nach ein nicht unwesentlicher Bestandteil einer absolut herausragenden Gesamt-Komposition. Manch einer mag das eventuell als nichtssagend abtun und diese Einstellungen für vollkommen überflüssig ansehen, doch gerade dieses immer wieder eingestreute Windspiel verleiht dem Ganzen eine sehr bedrohliche Note. In meinen Augen liegt in diesen Szenen sogar etwas Symbolik und man kann es so auslegen, das ein großer Sturm aufzieht, der Zerstörung und den Tod mit sich bringt. Die musikalische Untermalung der Geschichte tut dann ihr Übriges, um diesen Eindruck größtenteils noch zu verstärken, denn einmal mehr ist hier wieder ein fantastischer Score der Band Goblin zu hören, deren Klänge ganz einfach absolut unverwechselbar sind.

Doch vollkommen anders als beispielsweise in "Profondo Rosso" sind hier nicht ausschließlich Instrumental-Klänge zu vernehmen, Argento greift hier phasenweise auf knallharte Heavy-Metal Musik zurück und kombiniert diese mit den Klängen von Goblin. Die dabei entstehende Mischung ist extrem außergewöhnlich und erscheint in einigen Passagen auch durchaus verstörend. Um diesem hervorstechenden Mix dann noch einmal aufzuwerten, braucht man nur an die Beziehung der Hauptfigur Jennifer zu den Insekten zu denken, denn dieser Aspekt des Geschehens verleiht dem Szenario dann sogar etwas Übersinnliches. Insbesondere die Einstellungen, in denen ganze Schwärme von Insekten dem Mädchen in bedrohlichen Situationen zur Hilfe eilen sind nahezu atemberaubend in Szene gesetzt. Aber auch die visions-artigen Träume, die während Jenniffer's Schlafwandelns gezeigt werden, sind teilweise aus der Sicht der possierlichen Tiere dargestellt, was im Zusammenhang mit allen anderen Komponenten einen Gesamteindruck entstehen lässt, den man nur als absolut einzigartig beschreiben kann. Und so sollte man bei diesem Film auch eine ganz eigene Messlatte für eine Bewertung anlegen, denn normale Maßstäbe werden hier vollkommen außer Kraft gesetzt. Eher selten offenbart sich eine Story, die einerseits harte-und kompromisslose Horrorkost anbietet, auf der anderen Seite jedoch märchenhafte-und romantische Züge erkennen lässt. "Phenomena" entführt den Betrachter in eine ganz eigene Welt, in der die Grenzen zwischen realität und Fiktion manchmal nicht mehr zu erkennen sind. Gerade darin liegt aber auch die ganz große Stärke dieses Filmes, der ein wahres Meisterwerk der Ästhetik ist und einen in einen sogartigen Strudel der Ereignisse zieht, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt.

Auch in darstellerischer Hinsicht wird man hier bestens bedient, wobei vor allem die damals gerade 15-Jährige Jennifer Connelly (Dark Water) durch eine glänzende Performance ins Auge fällt. In diesem Alter schon eine solche Omnipräsenz glaubwürdig darzustellen, zeugt von großem Potential. Selbst ein gut aufspielender Donald Pleasence sowie auch alle anderen Akteure geraten mehr oder weniger in den Hintergrund, wobei die jeweiligen Spielanteile ihrer Rollen auch nicht unbedingt sehr viel Möglichkeit zur Entfaltung bieten. So kann man insgesamt gesehen von einem wirklich fantastischen Genre-Beitrag reden, den Dario Argento hier geschaffen hat. Bei der Erstsichtung höchstwahrscheinlich für jeden etwas gewöhnungsbedürftig und schwer einzuordnen, wird nichtsdestotrotz eine Geschichte erzählt, von der durchgehend eine gewaltige Faszination ausgeht, die sich ganz zwangsläufig auf den Zuschauer überträgt. Schaurig, brutal, aber auch unglaublich schön, das sind wohl die treffendsten Schlagworte, die dieses Meisterwerk am besten beschreiben. Eine unglaubliche Bildgewalt und ein extrem außergewöhnlicher Genre-Mix in Verbindung mit einem herausragenden Score entführen einen in eine ganz eigene Welt, in der die üblichen Normalitäten keinerlei Geltung haben. Phasenweise wird man in einen regelrechten Rausch versetzt, der auch lange nach dem Abspann noch anhält.


Fazit:


Es kann durchaus möglich sein, das "Phenomena" nicht jeden Geschmack trifft, für mich handelt es sich jedoch um eines der besten Werke, das unter der Regie von Dario Argento entstanden ist. Neben erstklassiger Horrorkost offenbart sich dem Betrachter ein wahrer Bilderrausch und einige übernatürliche Momente, was letztendlich für eine brillante Gesamt-Komposition sorgt, die man unbedingt gesehen haben sollte. Bei der kürzlich erschienenen Veröffentlichung von Ascot Elite handelt es sich um die in Deutschland längste und frei käufliche Version, allerdings fehlen dennoch gut 10 Sekunden zur ungeschnittenen Version.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Di 30. Okt 2012, 00:40
von horror1966
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Tenebrae
(Tenebre)
mit Anthony Franciosa, Christian Borromeo, Mirella D'Angelo, Veronica Lario, Ania Pieroni, Eva Robins, Carola Stagnaro, John Steiner, Lara Wendel, John Saxon, Daria Nicolodi, Giuliano Gemma
Regie: Dario Argento
Drehbuch: Dario Argento
Kamera: Luciano Tovoli
Musik: Massimo Morante / Fabio Pignatelli / Claudio Simonetti
Ungeprüft
Italien / 1982

In Rom will der Autor Peter Neal sein neues Buch vorstellen. Sein Besuch wird jedoch von einem grausamen Mord überschattet. Das Opfer, eine junge Frau, wird mit durchtrennter Kehle und zerknüllten Seiten von Neals Roman im Mund gefunden. Die Polizei sucht nach einem Zusammenhang mit dem beliebten Autor, dieser hält das Ganze noch für einen Zufall. Doch als es zu neuen Opfern kommt und er selbst in den Fokus des irren Killers rückt, ändert sich seine Einstellung. Zusammen mit seiner Assistentin versucht er, dem tödlichen Treiben auf die Spur zu kommen und gerät dabei sehr schnell selbst in erhebliche Gefahr.


Sieben Jahre nach dem Erscheinen von "Profondo Rosso" und den zwischenzeitlichen Regie-Arbeiten zu den ersten beiden Teilen der "3 Mütter-Trilogie" (Suspiria, Inferno) kehrte Dario Argento 1982 mit "Tenebre" zu seinen Wurzeln zurück und präsentierte dem Zuschauer einmal mehr einen Giallo, der es nun wirklich in sich hat. Dies bezieht sich in allererster Linie auf den vorhandenen Härtegrad, der im Gegensatz zu den meisten anderen Vertretern dieser Gattung fast schon astronomisch hoch angesiedelt ist. Dabei lässt der Meister eine kaum gekannte Blutrünstigkeit erkennen, denn die vorliegende Geschichte beinhaltet so manche wirklich derbe Passage, die man bisher vom italienischen Regisseur nicht unbedingt gewohnt war. Nun wäre es jedoch vollkommen falsch, diesen Film einzig und allein auf seine harten Passagen zu reduzieren und es würde diesem fantastischen Werk auch nicht annähernd gerecht werden. So wartet Argento beispielsweise mit einer in allen Belangen interessanten Story auf die von Beginn an ein ordentliches Tempo vorlegt und zudem auch gleich zu Beginn einige mysteriöse Momente beinhaltet, die der Zuschauer lange Zeit nicht so wirklich zuordnen kann. Das beginnt schon mit der ominösen jungen Frau, die am Anfang am Flughafen zu sehen ist und die erst im späteren Verlauf der Ereignisse eine tragende Rolle einnehmen soll. Erst mit der Zeit stellt sich nämlich heraus, das mit ihr ein kleiner Nebenerzählstrang verbunden ist, der in der ersten Stunde so gut wie gar nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat und erst danach eine Gewichtung erfährt, die man bis dahin nicht vorhersehen konnte.

Und gerade dieser Aspekt verleiht diesem Film etwas ganz besonderes, denn während diverse andre Genre-Vertreter nach einer manchmal schon kurzen Zeitspanne sehr vorhersehbar erscheinen, liegt der Fall bei der Erstsichtung von "Tenebre" vollkommen anders. Weist das Szenario doch einige Wendungen auf, die für wirkliche Überraschungsmomente sorgen und das Geschehen durchgehend spannend- und interessant gestalten. Sicherlich kann man durch diverse Andeutungen auch schon vorher auf des Rätsels Lösung kommen, doch Argento hat die Ereignisse so herrlich ineinander verschachtelt und einige falsche Fährten gelegt, das man bei der ersten Sichtung des Filmes schwerlich auf die endgültige Lösung kommen kann. Eine weitere große Stärke sind ganz bestimmt die überaus gut aufspielenden Darsteller, wobei sich der Cast allein schon von den Namen her ganz ausgezeichnet liest. Namen wie John Saxon, Daria Nicolodi, Giuliano Gemma oder auch Anthony Franciosa bürgen hier fast zwangsläufig für ein hohes Maß an schauspielerischer Qualität, was sich im Laufe der Zeit auch keinesfalls als Fehleinschätzung entpuppt. Im Gegensatz zu anderen Werken Argentos fehlt es dem Film eventuell ein wenig an dem ansonsten extrem kräftigen Farbenspiel, "Tenebre" erscheint in dieser Beziehung eher weniger kunstvoll und hinterlässt einen etwas raueren-und nüchternen Eindruck. Das empfand ich allerdings als absolut passend, kommen doch so die eiskalt-und brutal in Szene gesetzten Morde irgendwie besser zur Geltung und hinterlassen einen äußerst authentischen Eindruck.

Wenn man das Gesamtwerk gesehen hat muss man feststellen, das dieses Werk auch einen tiefen Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele offenbart. Diverse verbale Andeutungen zu einem noch recht frühen Zeitpunkt geben schon gewisse Hinweise darauf, die jedoch erst kurz vor Schluss auch im Bild ihre Bestätigung erfahren, das hier auch eine starke psychologische Note mitschwingt, die für die Aufklärung des Ganzen von erheblicher Wichtigkeit ist. Erst dann kann man auch die immer wieder eingespielten Szenen erklären, in denen man immer eine wunderschöne Frau in roten Schuhen sieht, die von irgend jemandem ermordet wird. Sieht man diese Passagen zunächst noch als zusammenhanglose Bildfetzen, so kann man sich doch gleichzeitig denken, das sie ein wichtiges Puzzle-Teil darstellen, das für die Gesamtzusammenhänge unbedingt erforderlich ist. "Tenebre" ist insgesamt gesehen ein knallharter Giallo, der dem Zuschauer eine Geschichte voller geheimnisvoller Andeutungen bietet und einen bis ganz kurz vor dem Ende noch weitesgehend darüber im Dunkeln lässt, wie sich die ganzen Abläufe zueinander verhalten. Das damit verbundene Ratespiel beinhaltet einen Verbrauch an Kunstblut, der sich auch in der heutigen Zeit immer noch sehr gut sehen lassen kann. Für einen Giallo geht es phasenweise extrem hart-und derbe zur Sache, so das selbst die Liebhaber der härteren gangart voll auf ihre Kosten kommen dürften.

Letztendlich aber ist es eine absolute Wohltat, das dieses herrliche Produkt des italienischen Kinos vor allem als Gesamtwerk vollkommen zu überzeugen weiß. Dazu tragen die hervorragenden Darsteller einen nicht unwesentlichen Anteil bei, wobei insbesondere Anthony Franciosa ganz besonders hervorzuheben ist, der den smarten und weltmännischen Schriftsteller Peter Neal ganz ausgezeichnet interpretiert und ihm einen äußerst glaubwürdigen Anstrich verleiht. Doch ganz generell ist dieser Film bis in die kleinsten Nebenrollen absolut perfekt besetzt und man merkt den Akteuren ihre Spielfreude regelrecht an. So kann man im Endeffekt nur eine absolute Empfehlung für diesen herausragenden Genre-Beitrag aussprechen und wer "Tenebre" immer noch nicht kennen sollte, muss diesen Zustand schnellstmöglich ändern, ansonsten verpasst er ein wahres Highlight des Cinema Italiano.


Fazit:


Knallhart, blutig aber auch mit einer psychologischen Note versehen, bekommt der Zuschauer hier um die 100 Minuten erstklassige Filmkost geboten. Ein mehr als gelungener Spannungsbogen, eine einzigartige Grundstimmung und erstklassige Darsteller machen diesen Film zu einem echten Erlebnis. Hinzu kommt ein absolut beachtlicher Anteil an blutigen SFX, die das Geschehen jedoch zu keiner Zeit in ein sinnbefreites Schlachtfest ausarten lassen. Hier wurde genau die richtige Mixtur gefunden, so das es sich im Endeffekt um einen in meinen Augen nahezu perfekten Film handelt, den man sich immer wieder gern anschaut.


9/10

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Di 30. Okt 2012, 21:58
von horror1966
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Maximum Conviction - Keiner kann sie stoppen
(Maximum Conviction)
mit Steven Seagal, Steve Austin, Michael Pare, Aiiyah O'Brien, Steph Song, Bren Foster, Sharlene Royer, Kirby Morrow, Zak Santiago, Lauro Chartrand, Christopher Gordon, Teach Grant, Phillip Mitchell
Regie: Keoni Waxman
Drehbuch: Richard Beattie
Kamera: Nathan Wilson
Musik: Michael Richard Plowman
SPIO/JK
USA / 2012

Als der ehemalige Black-Ops-Agent Tom Steele und sein Partner Manning beauftragt werden bei der von der Regierung geheim gehaltenen Stilllegung einer maroden Gefängnisanstalt auszuhelfen, müssen sie auch die Ankunft von zwei mysteriösen weiblichen Häftlingen bewachen. Kurz darauf wird das Gebäude von einer Söldner-Elitetruppe unter der Leitung von Chris Blake überfallen. Dessen Ziel: Die beiden Neuankömmlinge. Als die wahren Identitäten der Frauen aufgedeckt werden, beginnt Steele zu begreifen, das hier viel mehr auf dem Spiel steht als er sich jemals hätte vorstellen können…


Keoni Waxman präsentiert mit "Maximum Conviction" einen recht unterhaltsamen B-Actioner, der jedoch nicht wirklich etwas Neues bietet. Es habdelt sich vielmehr um eine typische Seagal-Story, in der der in die Jahre gekommene Recke einmal mehr durch seine üblich-stoische Art auffällt und wieder einmal fast im Alleingang zum Helden mutiert. Ihm zur Seite steht mit Steve Austin ein wahres Kraftpaket, das für einen Film dieser Art geradezu prädestiniert ist. Und so kann man sich als geneigter Fan sicherlich schon denken, das hier nicht unbedingt die Geschichte an sich im Vordergrund steht, denn rein inhaltlich passt die Rahmenhandlung durchaus auf einen Bierdeckel. Das ist aber gar nicht einmal weiter schlimm, denn dieses Werk sollte man wohl schon aus Prinzip lediglich nach seinem Unterhaltungswert beurteilen und dieser fällt zugegebenermaßen recht ordentlich aus.

Dennoch sollte man schon im Vorfeld gewisse Abstriche bei den eigenen Erwartungen machen, denn das Szenario bietet keinerlei Innovation und erinnert stellenweise schon an Genre-Vertreter wie beispielsweise Stirb langsam, wobei sich dies ausschließlich auf Ähnlichkeiten in der Story bezieht, denn in Sachen Qualität bewegt man sich hier doch in einem eher überschaubaren Rahmen. Und so entwickelt sich eine wilde Hatz innerhalb einer Gefängnisanstalt, bei der sich zwei Gruppen bekriegen. Es kommt zu einigen Schießereien und auch mehrere Nahkämpfe werden immer wieder eingestreut. Zudem lassen Seagal und Austin einige coole Sprüche los, doch das war es dann auch ehrlich gesagt schon. An einigen Stellen erscheint das Geschehen dann auch manchmal etwas monoton, denn wirkliche Abwechslung bekommt der Zuschauer nicht geboten. Zu oft hat man schon solche-oder ähnlich gelagerte Szenarien gesehen, als das man nun in wahre Begeisterungsstürme ausbrechen würde.

Von den Darstellern sollte man keine Wunderdinge erwarten, das wäre bei dieser Film-Gattung wohl aber auch etwas zuviel verlangt. Gerade die beiden Hauptdarsteller agieren sehr routiniert und überzeugend, wohingegen beispielsweise Michael Pare in seiner Rolle vollkommen untergeht und zu keiner Zeit auch nur ansatzweise zur Entfaltung kommt. Dennoch sind die schauspielerischen Leistungen meiner Meinung nach vollkommen ausreichend, zumal man das Hauptaugenmerk höchstwahrscheinlich sowieso auf die vorhandenen Action-Passagen legt. Diese wurden ordentlich in Szene gesetzt, stellen aber auf keinen Fall echte Höhepunkte dar, denn in dieser Beziehung hat man schon weitaus Besseres gesehen.Man merkt also, das sich "Maximum Conviction" nicht als absoluter Kracher präsentiert den sich manch einer eventuell erwartet hat, doch die Qualität des Filmes ist absolut ausreichend, um ihn etwas oberhalb des normalen Durchschnittes anzusiedeln.

Letztendlich haben wir es mit einem typischen B-Movie zu tun, in dem es stellenweise ganz gut zur Sache geht. Überraschungsmomente oder Innovation sollte man nicht erwarten, dafür gibt es einige etwas härtere Szenen zu sehen. Insgesamt gesehen bewegt sich der Härteanteil jedoch in einem jederzeit überschaubaren Rahmen, so das man auch bei diesem Aspekt nichts Herausragendes erwarten sollte. Man hat schon viele schlechtere Werke von Seagal gesehen, aber an die großen Zeiten kann auch "Maximum Conviction" nicht heranreichen. Trotzdem kann man hier nicht viel falsch machen, wenn man eine Vorliebe für Action-Filme hat und wird durchgehend relativ kurzweilig unterhalten.


Fazit:


Eine nette aber nicht neue Rahmenhandlung und genügend Action-Sequenzen sorgen hier für Kurzweil, ansonsten sollte man aber keine großen Ansprüche an diesen Film stellen. Seagal hat schon bessere Zeiten erlebt, kann jedoch durch seine Routine und altbekannte Coolness die etlichen Pfunde Übergewicht einigermaßen wettmachen, die man ihm deutlich anmerkt.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch / Niederländisch
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 94 Minuten
Extras: Behind the Scenes, Featurette, Interviews