horror's Reise durch die große Welt der Filme

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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Rosso - Die Farbe des Todes
(Profondo Rosso)
mit David Hemmings, Daria Nicolodi, Gabriele Lavia, Macha Méril, Eros Pagni, Giuliana Calandra, Piero Mazzinghi, Glauco Mauri, Clara Calamai, Aldo Bonamano, Liana Del Balzo, Vittorio Fanfoni
Regie: Dario Argento
Drehbuch: Dario Argento / Bernardino Zappodi
Kamera: Luigi Kuveiller
Musik: Goblin / Giorgio Gaslini
Ungeprüft
Italien / 1975

Ein seltsam leerer Platz, ein einsam beleuchtetes Diner mit bewegungslosen Gästen, davor zwei Menschen auf ihrem nächtlichen Streifzug. Urplötzlich beobachtet Marc, einer dieser Nachtgestalten, einen entsetzlichen Mord an einem Fenster. Er eilt zum Tatort, durch einen Gang voller alptraumhafter Gemälde. Der Täter scheint bereits verschwunden, doch irgendetwas glaubt Marc am Tatort gesehen zu haben, das den entscheidenden Hinweis liefern könnte. Was ist es, das er und der Zuschauer in jener Nacht gesehen haben? Ein plötzlich verschwundenes Gemälde? Eine Reflektion im Spiegel? Vielleicht sogar der Mörder selbst? Marc und der Zuschauer machen sich auf die Suche nach dem Geheimnis dieser Nacht, nach einem lang zurückliegenden furchtbaren Ereignis - und auch nach der eigenen Erinnerung.


Nachdem Dario Argento gleich mit seinen ersten 3 Regie-Arbeiten das Sub-Genre des Giallo bereichert hat und damit gleichzeitig seine sogenannte Tier-Rrilogie schuf, entstand 1975 mit "Profondo Rosso" einer der besten Giallo's überhaupt, der auch bis in die heutige Zeit die meisten Fans regelrecht in Verzückung versetzt. Dabei gibt es nicht wenige Menschen, die hier eine teilweise nicht ganz logische-und fragwürdige Geschichte erkennen und in einigen Punkten mag das wohl auch durchaus der Fall sein. Nichtsdestotrotz ändert das überhaupt nichts an der vorhandenen Klasse eines Filmes, der in seiner Gesamtheit immer wieder aufs Neue fasziniert und dem Zuschauer ein extrem interessantes Szenario bietet, das insbesondere durch die unglaubliche Bildgewalt überzeugt, die hier durchgehend sehr stark zur Geltung kommt. Einmal mehr ist es Argento's Spiel mit den Farben, das einen fast unweigerlich in den Bann zieht und stellenweise schon eine fast hypnotische Wirkung hinterlässt. Erstklassige Kamerafahrten tun dabei ihr Übriges, um den Betrachter immer tiefer in das größtenteils mysteriöse Geschehen hineinzuziehen, so das man sich letztendlich in einem sogartigen Strudel wiederfindet, aus dem es beim besten Willen kein Entkommen gibt. Auch wenn die Geschichte einige vielleicht nicht ganz sinnvolle Momente beinhaltet, offenbart sie insgesamt gesehen absolut hochklassige Filmkost aus Italien, denn die Abläufe der Ereignisse bieten einem ein wunderbares Puzzle, das man mit zunehmender Laufzeit immer weiter zusammensetzen kann.

Tief ineinander verschachtelt werden dem Zuschauer immer kleine Häppchen hingeworfen, die erst kurz vor dem Ende einen Überblick über die Gesamtzusammenhänge offenbaren, wodurch sich der dramaturgisch erstklassig aufgebaute Spannungsbogen bis zur letzten Minute aufrecht erhalten kann, ohne dabei irgendwelche Einbrüche erkennen zu lassen. Selbst einige auf den ersten Blick scheinbar belanglose Einstellungen wirken wie einzigartige Mosaiksteinchen, die ein absolut herausragendes Ganzes erkennen lassen. Lediglich der von Argento an einigen Stellen eingebaute Humor mag auf den ein oder anderen etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen, doch selbst dieser Aspekt ist meiner Meinung nach eine absolut perfekte Ergänzung einer Story, die einen von der ersten bis zur wirklich letzten Minute vollkommen fesselt. Untermalt wird alles von einem grandiosen Score, für den einmal mehr die Band Goblin verantwortlich zeichnet, deren Musik einfach absolut unverwechselbar erscheint. Dabei ist insbesondere die immer stärker anschwellende Musik in den Spannungs-Passagen ganz besonders hervorzuheben, unterstützt sie doch zusätzlich die von Haus aus schon grandios dichte Atmosphäre der Geschehnisse und löst auch beim Betrachter ein äußerst intensives Gefühl aus, da man förmlich auf die Entladung der dadurch aufgebauten Spannung hinfiebert. Argento zögert diese Momente sehr gekonnt hinaus und versetzt einen damit phasenweise in einen Zustand, das man es kaum noch aushalten kann, die dabei entstehende Intensität kann man nicht wirklich in Worte fassen, man muss sie einfach selbst erleben.

In schauspielerischer Hinsicht hat "Profondo Rosso" auch eine ganze Menge zu bieten, denn mit David Hemmings (Blow Up) und Daria Nicolodi (Shock, Phenomena) hat man vor allem die beiden Hauptrollen nahezu perfekt besetzt. Die teilweise stattfindenden Neckereien der beiden untereinander lockern das Szenario streckenweise ein wenig auf und sorgen dafür, das man wenigstens für einige kleinere Momente einmal durchatmen kann, bis man sich gleich darauf wieder auf die geheimnisumwitterten Abläufe konzentriert, die einen ganzzeitig mit einer Art Bannstrahl an sich binden. Zu der vorhandenen Faszination der kräftigen Bildsprache des Filmes tragen sicherlich auch die wunderbaren Schauplätze bei, ich möchte hier nur an die Einstellung erinnern, in der sich Carlo und Marc in einem meterweiten Abstand voneinander auf einem großen Platz darüber unterhalten, welche Beobachtungen Marc in der Wohnung der Ermordeten gemacht hat und sich nun nicht mehr erinnern kann. Das Aufziehen der Kamera und die damit verbundene Großeinstellung der Location hinterlässt einen gigantischen Eindruck und verbleibt nachhaltig im Gedächtnis des Betrachters. Solche Momente gibt es wirklich in großer Anzahl und diese sind in meinen Augen zu den absoluten Höhepunkten dieses Werkes zu zählen.

Insgesamt gesehen handelt es sich hier wohl um eine der mit Abstand besten Arbeiten von Dario Argento, der mit "Profondo Rosso" einen zeitlosen Klassiker geschaffen hat, der im Laufe der Jahre rein gar nichts von seinem einzigartigen Reiz eingebüßt hat. Ganz egal wie oft man sich diese Geschichte auch anschaut, sie schafft es immer wieder spielend, einen von der ersten Einstellung an in ihren hypnotischen Bann zu ziehen. Nicht umsonst wird dieser Film von etlichen Fans regelrecht verehrt und besitzt vollkommen zu recht den Status, zu den allerbesten Vertretern seiner Art zu zählen. Zu den etlichen bisher erschienenen Veröffentlichungen hat sich vor Kurzem auch eine Version von Ascot Elite gesellt, die zwar leicht gekürzt, aber dennoch durchaus zu empfehlen ist. Erstens handelt es sich um eine Kürzung von gerade einmal knapp 15 Sekunden, zum anderen sind die Schnitte gut gesetzt und für Neueinsteiger nicht zu erkennen. Gerade für diese erscheint diese DVD empfehlenswert, denn wenn man einmal für kleines Geld in das Genre hineinschauen möchte, ergibt sich hier die Möglichkeit dazu. Echte Sammler werden selbstverständlich nicht darauf anspringen, müssen aber auch einen höheren Preis für ein paar Sekunden mehr bezahlen.


Fazit:


Rein filmisch handelt es sich hier um eine echte Granate, auch wenn die Geschichte vom Logischen her eventuell diverse Fragen nicht beantwortet. Ich persönlich kann locker darüber hinwegsehen und mich jedesmal wieder an einem farbenprächtigen Giallo ergötzen, den jeder Fan in der Sammlung haben sollte. Argento zieht hier wirklich alle Register und präsentiert eine Gesamt - Komposition, vor der man sich nur ehrfurchtsvoll verneigen kann.


9,5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Assassin's Bullet
(Sofia)
mit Christian Slater, Donald Sutherland, Elika Portnoy, Timothy Spall, Ivaylo Geraskov, Ivan Kotsev, Zanya Mickov, Bashar Rahal, Ivan Sasjov, Marian Valev, Mariana Stanisheva
Regie: Isaac Florentine
Drehbuch: Nancy L. Babine / Elika Portnoy
Kamera: Ross W. Clarkson
Musik: Simon Stevens
keine Jugendfreigabe
USA / 2012

Geheimagent Robert Diggs hat seine Karriere beim FBI an den Nagel gehängt. Nun arbeitet er als Kulturattaché in Sofia und versucht, die schmerzhafte Erinnerung an den Tod seiner Frau zu verdrängen. Als aber ein mysteriöser Täter einige der vom FBI meistgesuchten Terroristen tötet, bittet ihn US-Botschafter Ashdown eindringlich um seine Hilfe. Diggs beginnt mit der Jagd auf den unbekannten Killer und entdeckt schließlich eine heiße Spur. Seine einsamen Abende verbringt er währenddessen in einem Nachtclub und verfällt dort mehr und mehr der sinnlichen Bauchtänzerin Ursula. Er beginnt eine leidenschaftliche Romanze mit ihr, ohne ihre wahre Identität zu kennen. Mit wachsendem kriminalistischem Erfolg bewegt sich sein Privatleben immer weiter auf einen Abgrund zu…


Lange sind die Zeiten vorbei, da man Christian Slater sogar noch im Kino bewundern durfte. Mittlerweile schlägt er sich mehr schlecht als recht durch unzählige B-Movies, zu denen man auch vorliegendes Werk zählen muss. Nun ist es ja schon seit längerer Zeit so, das sich viele dieser Filmchen in Osteuropa abspielen und auch "Assassin's Bullet" macht in dieser Beziehung keine Ausnahme, denn als Schauplatz wurde die bulgarische Hauptstadt Sofia ausgewählt. Und so wird der Zuschauer rein optisch mit relativ viel Tristesse konfrontiert, denn anscheinend ganz bewusst werden immer wieder Szenen eingespielt, in denen arme-und nach Essen suchende Menschen ins Bild gesetzt werden, was einmal mehr ein übliches Klischee bedient. Das alles ist aber gar nicht weiter schlimm, denn die Geschichte bietet einige durchaus gute Ansätze für eine spannende Erzählung, doch die Umsetzung des Ganzen bleibt dann doch vielmehr in den Kinderschuhen stecken und bietet nur phasenweise ordentliche Unterhaltung.

So erscheint der Inhalt über eine gewisse Zeitspanne seltsam verwirrend und offenbart einige Nebenschauplätze, die man zunächst überhaupt nicht zuordnen kann. Eine aufkommende Liebesgeschichte, eine scheinbar verwirrte junge Frau und etliche Auftragsmorde an islamistischen Extremisten. Kann man zuerst kaum einen Bezug zwischen diesen einzelnen Elementen herstellen, so ergibt sich im Laufe der Zeit durchaus ein Zusammenhang, der zum Ende hin auch recht deutlich fast alle vorher aufkommenden Fragen beantwortet, aber dennoch hätte man das alles weitaus interessanter in Szene setzen können. Im Bezug auf Action und ein rasantes tempo hält sich der Film nämlich sehr vornehm zurück, lediglich wenige eingestreute Passagen sorgen hier für ganz nette Abwechslung in einem Szenario, das doch mit mehreren eher belanglosen Phasen aufwartet und somit auf keinen Fall durchgehende Kurzweil verbreitet.

Stattdessen wird man mit ellenlangen Dialogen zugeschüttet, die auf die Dauer doch recht ermüdend sind. Weiterhin legt Regisseur Isaac Florentine anscheinend gesteigerten Wert darauf, den Betrachter mit etlichen Bauchtanz-Einlagen zu versorgen, die wirklich schon im Überfluss vorhanden sind. Das nimmt dem Geschehen dann auch eine Menge von seiner Kraft, die aber ganz ehrlich gesagt von Beginn an nicht sonderlich stark in Erscheinung tritt und damit keinen großen Verlust darstellt. Slater selbst hat man schon in weitaus besseren Rollen gesehen, hier scheint er wie sämtliche andere Darsteller auch ein wenig uninspiriert zu sein, denn so hölzern und ungelenk habe ich den guten Mann selten agieren sehen. Das kann man jedoch insgesamt gesehen von der ganzen Geschichte behaupten, die streckenweise immer wieder diverse Spannungsmomente aufweist, aber zu keiner Zeit eine echte Konstanz im dramaturgischen Aufbau erkennen lässt, so das der Gesamteindruck dieses Werkes lediglich im absoluten Durchschnittsbereich anzusiedeln ist.

Es ist wirklich schade, das man aus dieser durchaus interessanten Thematik so wenig herausgeholt hat, denn ansonsten hätte hier ein richtig guter Thriller entstehen können. So aber kann man sich "Assassin's Bullet" gut und gern einmal anschauen, jedoch wird das Szenario keinen sonderlich großen Eindruck hinterlassen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, das man mit den eingebauten Wendungen wohl etwas Innovation in die ganze Choose einbringen wollte, was letztendlich aber nicht wirklich gelungen ist. Zu schwach und uninspiriert ist das Gesamtwerk und auch die Darsteller-Riege versetzt einen nicht unbedingt in einen Rausch, da das dargebotene Schauspiel doch eher als bescheiden zu bezeichnen ist.


Fazit:


Einige nette Ansätze sind keinesfalls ausreichend, um die etlichen Defizite dieses Filmes zu verdecken. Damit ist noch nicht einmal die fehlende Action gemeint, sondern vielmehr die viel zu langen Dialoge, in denen zudem auch noch meistens über eher belanglose Dinge geredet wird. Schwache Darsteller und wenig echte Spannung sind auch kein echtes Gütesiegel, so das hier einmal mehr ein Film entstanden ist, bei dem sehr viel Potential im sande verlaufen ist.


4/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Iron Sky
(Iron Sky)
mit Julia Dietze, Christopher Kirby, Götz Otto, Udo Kier, Peta Sergeant, Stephanie Paul, Tilo Prückner, Michael Cullen, Ben Siemer, Tom Hoßbach, Milo Kaukomaa, Vivian Schneider, Fang Yu
Regie: Timo Vuorensola
Drehbuch: Johanna Sinisalo / Jarmo Puskola
Kamera: Mika Orasmaa
Musik: Laibach
FSK 12
Australien / Deutschland / Finnland / 2012

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs schaffen es die Nazis mit Hilfe von riesigen Ufos, sogenannten Reichsflugscheiben, die dunkle Seite des Mondes zu besiedeln. Als sie im Jahr 2018 zufällig von einer amerikanischen Mondmission entdeckt werden, sehen sie ihre Zeit gekommen, um wieder nach der Weltherrschaft zu greifen. Von nun an lastet das Schicksal der Menschheit auf den Schultern von Renate Richter (Julia Dietze), einer von der Nazi-Ideologie überzeugten Lehrerin. Auf der Erde angekommen wird ihr jedoch schnell bewusst, dass sie ihr Leben lang einer Lüge aufgesessen ist. Nur wie soll es ihr gelingen, ihren machtbesessenen Verlobten Klaus Adler (Götz Otto) und dessen Götterdämmerung aufzuhalten?


Wenn man sich einmal im Netz umschaut muss man feststellen, das "Iron Sky" doch die unterschiedlichsten Kritiken nach sich zieht. Für die einen ist der Film nicht witzig genug, für andere stellt er ein absolutes Highlight dar. Die Wahrheit liegt wohl wie immer irgendwo dazwischen und esliegt am ganz eigenen Geschmack des jeweiligen Betrachters, wie er diese skurrile Parodie einordnet. Die Geschichte offenbart einen Humor, der auf den ersten Blick vielleicht nicht immer für die großen Lacher sorgt, doch bei genauerer Betrachtung präsentiert sich eine Kombination aus Ernsthaftigkeit-und Komik, die mir persönlich äußerst gut gefallen hat. Trotz der skurrilen Rahmenhandlung hat Regisseur Timo Vuorensola das Geschehen durchaus ernsthaft in Szene gesetzt, das Ganze jedoch mit teilweise herausragender Situationskomik versehen, die dem Zuschauer phasenweise die Tränen in die Augen jagt. Stellvertretend dafür steht allein schon die Einführung in die Geschichte, in der ein amerikanischer Astronaut auf der dunklen Seite des Mondes den dort angesiedelten Nazis in die Hände fällt. Der gute Mann ist selbstverständlich ein Schwarzer und so werden gleich zu Beginn Tür und Tor für herrlich bissigen Wortwitz geöffnet.

Das zieht sich dann auch durchgehend durch das gesamte Szenario, immer wieder wird man mit den unglaublichsten Situationen konfrontiert, die jede Menge groteske Situationen und herrlich schräge Dialoge offenbaren. Der Humor ist dabei größtenteils recht trocken geraten, was nun sicherlich nicht jeden Geschmack treffen wird, wer jedoch seine Freude an unverhohlenem Sarkasmus hat, sollte hier jederzeit auf seine Kosten kommen. Doch "Iron Sky" ist nicht nur herrlich schräg-und witzig, die grotesken Ereignisse beinhalten auch eine ganze Menge an guten Action-Passagen, die sich insbesondere in der zweiten Filmhälfte zu erkennen geben, in der die geplante Invasion der Erde ernste Konturen annimmt. Die damit verbundene Luftschlacht erinnert dabei schon an diverse SCI/FI Filme und wurde sehr unterhaltsam in Szene gesetzt. Ein weiterer Höhepunkt sind meiner Meinung nach die etlichen politischen Spitzen, die sich insbesondere auf die Darstellung der amerikanischen Präsidentin beziehen. So wird ihr Wahlkampf bewusst überzogen als große Show dargestellt und bietet so manche Passage, bei der man wunderbar ablachen kann.

Es wäre mühsam jetzt alle Höhepunkte aufzuzählen, zudem würde man zuviel über den Inhalt verraten und vielen Leuten die Vorfreude auf das abgedrehte Spektakel nehmen. Man muss das wilde Treiben wirklich selbst gesehen haben, um sich einen Überblick über die Klasse dieses Werkes zu machen, das eine ganz wunderbare Persiflage darstellt. Einzig und allein einen Aspekt kann man dem Szenario eventuell vorwerfen, entpuppt es sich an einigen Stellen in der Beziehung eventuell ein wenig unentschlossen, ob es eine total trashige Richtung einschlägt, oder aber seinen ernsthaften Anstrich beibehält. Hierbei handelt es sich aber lediglich um eine kleine Kritik auf hohem Niveau, denn insgesamt gesehen ist "Iron Sky" ein erstklassiger Film, der jede Menge Kurzweil bereitet. Auch in darstellerischer Hinsicht gibt es keinerlei Grund zur Beanstandung, vor allem die deutschen Darsteller der bösen Nazis wissen jederzeit zu überzeugen und offenbaren dabei ein feines Gespür dafür, sich selbst auf die Schippe zu nehmen, was dem Ganzen einen äußerst symphatischen Anstrich verleiht.

Und so kann man letztendlich von einem wirklich gelungenem Film sprechen, den Timo Vuorensola mit seiner zweiten Regie-Arbeit auf die Beine gestellt hat. Bissiger Humor und teils brillante Situationskomik treten dabei verstärkt in den Vordergrund, feinster Sarkasmus und etliche Klischees runden die ganze Sache absolut perfekt ab und sorgen für ein Filmerlebnis der besseren Art, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Auch wenn viele Leute das anders sehen mögen, offenbart sich in vorliegender Geschichte ganz erstklassiger Humor, der jedoch an vielen Stellen sehr tiefgründig vertreten ist und so auch oft erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist.


Fazit:


Ich bin mit ziemlich hohen Erwartungen an dieses Werk herangegangen, die sich im Endeffekt auch alle erfüllt haben. Eine tolle Mixtur aus Ernsthaftigkeit-und Komik verleiht diesem Film eine ganz besondere Note und sorgt so für durchgehend beste Unterhaltung. Ein herrlich skurriles Spektakel für jeden, der die feine Klinge des Humors zu schätzen weiß.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch / Niederländisch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 90 Minuten
Extras: Featurettes, Interviews, Berlinale Special, Galerie, Teaser & Trailer
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Hell's Labyrinth
(Carnivorous)
mit Darla Brown, Tylan Canady, Katy Colloton, Edy Cullen, Nick Driessen, Joe Drilling, Chris Flieller, Tom Lodewyck, Leah Rose, Adrienne Rusk, Ryan Schaufler, Matt Ukena
Regie: Drew Maxwell
Drehbuch: Drew Maxwell
Kamera: keine Information
Musik: keine Information
FSK 16
USA / 2007

Kate Walker wacht inmitten einer Gruppe fremder Leute in einem düsteren Höhlensystem auf. Als wäre das nicht genug, werden sie auch noch von unheimlichen, dämonischen Monstern verfolgt. Und diese fremdartigen Kreaturen sind hungrig. Die Gruppe muss jetzt um jeden Preis zusammenhalten, denn der Preis für ihr Versagen ist der Tod.


Angeblich soll diesem Film ein Budget von geschätzten 5.000.000 $ zu Grunde gelegen haben, was man sich nach einer Sichtung eigentlich unmöglich vorstellen kann. Denn schon nach den ersten Szenen wird dem Zuschauer hier der Eindruck vermittelt, das es sich viel eher um eine echte Low Budget Produktion handelt, deren billiger Anstrich in wirklich jeder Einstellung extrem zur Geltung kommt. Auch für die Gagen der Schauspieler kann unmöglich viel ausgegeben worden sein, kristallisiert sich doch recht schnell heraus, das hier nicht gerade Könner ihres Faches am Werke sind. Die Frage nach der Verwendung der angeblichen Kosten wird also wohl immer ein Geheimnis bleiben und stellt somit auch gleichzeitig das spannendste Element dieses Filmchens dar. Was einem hier nämlich geboten wird ist weder interessant, geschweige denn spannend und so etwas wie eine gewisse Qualität kann man noch so lange suchen, aber finden wird man sie definitiv nicht. Nun sind das nicht unbedingt positive Attribute für eine Geschichte, die an Dummheit schwerlich zu überbieten ist und viele Leute eventuell lediglich neugierig macht, da thematisch eine gewisse Ähnlichkeit mit einem genialen Werk wie "Cube" prognostiziert wird. Dieser Vergleich ist jedoch nur extrem bedingt zu verwenden, denn ansonsten wird man hier vielmehr mit einem Szenario konfrontiert, das im Grunde genommen alles vermissen lässt, was eine Sichtung empfehlenswert erscheinen lassen würde.

Einmal ganz davon abgesehen, das die Story rein inhaltlich vollkommen an den Haaren herbeigezogen ist, beinhaltet sie keinerlei Substanz und ist zudem auch noch äußerst schlecht in Szene gesetzt worden. Was dem Zuschauer als Hölle oder Vorhof zur Hölle präsentiert wird, erscheint absolut lächerlich und lässt in keiner einzigen Phase so etwas wie eine bedrohliche Grundstimmung erkennen. Richtig schlimm sind dann jedoch die sogenannten Monster, die alles andere als gefährlich erscheinen, sondern einen lediglich zum lachen animieren. Außerdem sind die Viecher so dermaßen billig animiert worden, das es einem stellenweise schon regelrecht die Sprache verschlägt. Und so ist es dann auch nicht wirklich verwunderlich, das die teils skurrilen Ereignisse nichts ernst genommen werden können und sich höchstens ein gewisser Unterhaltungswert aus den Geschehnissen ableiten lässt, wenn man selbst an ganz üblem Trash seine Freude haben kann. Dabei geben sich doch vor allem die extrem schlechten Darsteller alle Mühe, durch ihr miserables-und aufgesetztes Schauspiel eine gewisse Ernsthaftigkeit entstehen zu lassen, doch dieser Schuss geht einmal gründlich nach hinten los.

Die einzelnen Charaktere der Geschichte werden praktisch alle auf einmal eingeführt und die meisten davon verschwinden ebenso schnell wieder, da sie gleich zu Beginn an die Monster verheizt werden. So entwickelt sich dann der Rest zu einem spärlich besetztem Geschehen, dem man beim besten Willen nichts Positives abgewinnen kann. Regisseur Drew Maxwell ist zwar fast schon krampfhaft bemüht künstlich auf Spannung zu machen, doch der Funke will zu keiner Zeit auf einen überspringen, was ganz einfach in der miserablen Gesamt-Inszenierung begründet liegt. Dabei kommt es doch eher selten vor, das man einem Film wirklich sämtliche Attribute absprechen muss, denn irgendetwas findet man eigentlich immer, das einem selbst gefallen hat. Hier bekommt man es jedoch mit einer dieser Produktionen zu tun die man noch nicht einmal als unterhaltsamen Trash bezeichnen kann, denn dieses Werk ist schlicht und ergreifend grottenschlecht und somit absolut verschwendete Lebenszeit.

Drew Maxwell scheint ganz eindeutig zu den Regisseuren zu gehören, die nicht gerade mit sehr viel Talent ausgestattet sind, doch hauptsächlich fehlt es ihm offensichtlich am nötigen Gespür, zumindest kurzweilige Unterhaltung ins Bild zu setzen. Vielmehr wird der Betrachter mit einem vollkommen langweiligen Szenario 80 Minuten lang regelrecht gequält, bis dann endlich der erlösende Abspann einsetzt, der dem visuellen Grauen ein Ende bereitet. Jedes andere Billig-Horrorfilmchen ist besser als dieser filmische Müll, der den Rohling nicht wert ist auf den er gepresst wurde.


Fazit:


Selbst wenn man mit den niedrigsten Erwartungen an dieses Werk herangeht, werden diese erstaunlicherweise immer noch unterboten. Zudem stellt man sich zwangsläufig die Frage, was an diesem Schund angebliche 5.000.000 & gekostet haben soll. Vollkommen untalentierte Schauspieler und billige Effekte können es im Prinzip nicht gewesen sein, doch genau das bekommt man hier geboten. Meine Empfehlung lautet ganz eindeutig: Finger weg von diesem Schrott, man ärgert sich letztendlich nur über die sinnlos vergeudete Zeit, die man in diesen Film investiert hat.


2/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Und erlöse uns nicht von dem Bösen
(Mais ne nous delivrez pas du mal)
mit Jeanne Goupil, Catherine Wagener, Bernard Dheran, Gerard Darrieu, Marc Dudicourt, Michel Robin, Veronique Silver, Jean-Pierre Helbert, Nicole Merouze, Henri Poirier, Serge Frederic, Rene Berthier
Regie: Joel Seria
Drehbuch: Joel Seria
Kamera: Marcel Combes
Musik: Claude Germain / Dominique Ney
FSK 16
Frankreich / 1971

Die beiden 14jährigen Klosterschülerinnen Anne und Lore interessieren sich nicht sonderlich für das, was Mädchen ihres Alters normalerweise so umtreibt. Statt sich mit so profanen Dingen wie Jungs abzugeben, lesen sie nachts lieber heimlich unter der Bettdecke die Werke von Lautréamont und Baudelaire und huldigen, ganz dem verführerischen Reiz des Verbotenen erlegen, hingebungsvoll ihrer einzig wahren Liebe, dem Teufel. Angefacht von ihrer Leidenschaft für das Böse und dem Plan, ihrem Liebsten zu imponieren, um sich ihm bei einem Hochzeitsritual vollends hingeben zu können, beginnen die beiden in den Sommerferien, den Männern aus ihrem Dorf gemeine Streiche zu spielen. Was als Spiel aus Verführung und Demütigung beginnt, gerät aber zusehends außer Kontrolle…


Einmal mehr hat das Label Bildstörung eine absolut provokante Film-Perle ausgegraben, die erstaunliche Ähnlichkeiten zum tschechischen Film "Tausendschönchen" aufweist. Auch hier stehen zwei junge Mädchen im Mittelpunkt der Geschichte, die sich durch ihr Verhalten äußerst stark von der Menge abheben und durch ihre provokanten Taten für jede Menge Aufsehen sorgen. Anne und Lore schwören nämlich der Kirche ab und huldigen dem Satan, so das man den im Film-Titel geäußerten Wunsch "Und erlöse uns nicht von dem Bösen" durchaus wörtlich nehmen kann. Anders als in "Tausendschönchen" handelt es sich in vorliegendem Fall aber nicht um eine anarchistische Attacke zweier Außenseiterinnen gegen die bessere Gesellschaft, denn beide kommen aus guten Familien, wobei Anne sogar aus einer echten Aristokraten-Familie stammt. Gerade dieser Tatsache ist es aber auch geschuldet, das die Mädchen anscheinend aus dem spießbürgerlichen Mief entkommen wollen, denn schaut man sich als Zuschauer einmal die familiären Verhältnisse an, schnürt es einem die Luft zum atmen ab. Strenge Regeln und absolute Monotonie kennzeichnen das Leben der beiden Mädchen, für Spaß und die Entfaltung einer eigenen Persönlichkeit scheint dabei kein Platz zu sein. Zudem müssen beide auch noch eine Klosterschule besuchen, in der es streng und extrem gläubig zur Sache geht. Und so fassen sie den Beschluss sich dem Satan zuzuwenden und schwören der Kirche ab, so das man das gesamte Szenario schon als äußerst krasse Blasphemie ansehen kann.

In der Folge denken sich die Teenager immer boshaftere Streiche aus und provozieren vor allem die Männer in ihrer Umgebung mit sexuellen Provokationen. Dabei sollte man anmerken, das die beiden Hauptdarstellerinnen im Film 14 Jahre alt sind und vom Optischen her auch so wirken, jedoch beim Dreh des Filmes schon 19 und 21 Jahre alt waren. Das optische Erscheinen der hübschen Mädchen kommt dem Gesamtbild sehr zu Gute, kann man ihnen doch einerseits die kindliche Naivität im Gesicht ablesen und verspürt doch andererseits den Aspekt des Frühreifen, der nicht nur visuell sondern insbesondere in den provokanten Dialogen extrem gut zur Geltung kommt. Hier liegt auch die meiner Meinung nach größte Stärke der Geschichte, denn obwohl die Handlungen der Mädchen immer boshaftere Züge erkennen lassen, liegt jederzeit ein Hauch von Verspieltheit und kindlicher Naivität über den Ereignissen. Dadurch entsteht eine noch höhere Intensität und der Zuschauer steht dem Ganzen mit ziemlich zwiespältigen Gefühlen gegenüber. So werden beispielsweise auch durch lediglich kleine Szenen durchaus Gründe präsentiert, warum man die Abkehr der beiden Mädchen vom sogenannten Guten begründen könnt, wären da die lüsternen Blicke des Pfarrers bei der Beichte, oder aber auch die Andeutung lesbischer Liebesspiele zweier Nonnen beim Blick durch ein Schlüsselloch.

Diese dezenten Andeutungen sind vollkommen ausreichend, um die schon oft ins Bild gesetzte Doppelmoral der Kirche anzuprangern und den Beweggründen der beiden Teenies Vorschub zu leisten. Die Art der Darstellung ist das Besondere in diesem Szenario, denn Regisseur Joel Seria war sehr wohl darauf bedacht, dem Geschehen eine gewisse Anrüchigkeit zu verleihen, dabei jedoch nie die verspielte Note außer acht zu lassen, die phasenweise sogar einen heiteren Eindruck hinterlässt. Umso schockierender wirken dann die folgenden Ereignisse, denn das Spiel der beiden jungen Grazien mit dem Feuer nimmt zum Ende hin sehr dramatische Formen an. Die Provokationen steigern sich immer mehr und das Szenario nimmt eine Wendung, die einem mit dem gewählten Finale einen Tiefschlag in die Eingeweide versetzt. Auf einmal ist nichts mehr von der Heiterkeit zu verspüren, die selbst die boshaftesten Streiche der Mädchen begleitet hat und auch die kindliche Naivität ist gänzlich verschwunden. Stattdessen entfaltet sich eine regelrechte Schock-Starre, in die man mit den letzten Bildern des Filmes versetzt wird. Das abrupte Ende wirkt dann auch sehr nachhaltig und man braucht eine geraume Weile, bis man das Gesehene einigermaßen verdaut hat. Dennoch rundet gerade der Aspekt das es hier kein Happy End gibt die Geschichte perfekt ab und entlässt einen aus einem Film, den man insgesamt nur als absolut grandios bezeichnen kann. Zu diesem Eindruck trägt insbesondere das herausragende Schauspiel der beiden Haupt-Darstellerinnen bei, denn Jeanne Goupil (Anne) und Catherine Wagener (Lore) liefern eine Performance ab, die man nur als absolut brillant bezeichnen kann.

"Und erlöse uns nicht von dem Bösen" ist ein absolutes Meisterwerk des provokanten Filmes und bietet dem Betrachter ein Szenario, das ihn in einen absoluten Zwiespalt der Gefühle versetzt. Der Kontrast zwischen kindlicher Naivität und absoluter Boshaftigkeit ist dermaßen frappierend, das man hin-und her gerissen ist zwischen aufkommender Symphatie für zwei verspielte Mädchen und der strikten Ablehnung ihrer boshaften Taten gegenüber ihren Mitmenschen. Es ist ein äußerst schmaler Grat zwischen Gut und Böse auf dem man sich hier bewegt und die Umsetzung des Ganzen ist so perfekt gelungen, das man einfach nur applaudieren kann. Trotz der fast durchgehend vorhandenen heiteren Note entfaltet der Film gerade durch diesen Gesichtspunkt eine ungeheuer starke Intensität und ist ein absoluter Schlag in die Magengrube, von dem man sich erst nach einer gewissen zeit wieder erholen kann. Man muss sich dieses Werk einfach selbst anschauen, um sich ein Bild von der teils verstörenden Wirkung zu machen, die das Szenario beim Zuschauer hinterlässt.


Fazit:


Über 4 Jahrzehnte hat es gedauert, bis dieser fantastische Film dank Bildstörung nun auch endlich bei uns eine würdige Veröffentlichung erfahren hat. Dabei hat das Label einmal mehr sein Gespür für die außergewöhnlichen Film-Perlen eindrucksvoll unter Beweis gestellt und dem Zuschauer ein Geschenk gemacht, das man nur zu gern dankend annimmt. Wie immer hat man die DVD auch wieder mit üppigem Bonus-Material ausgestattet, so das man letztendlich nur eine dicke Empfehlung an jeden aussprechen kann, der ganz besondere Werke zu schätzen weiß.


Die DVD:

Vertrieb: Bildstörung
Sprache / Ton: Französisch DD 2.0 Mono
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,66:1 (anamorph 16:9)
Laufzeit: 97 Minuten
Extras: Interview mit Regisseur Joel Siera, Interview mit Hauptdarstellerin Jeanne Goupil, Hellish Creatures, Exclusives Booklet
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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La Orca - Gefangen, geschändet, erniedrigt
(La Orca)
mit Rena Niehaus, Gabriele Ferzetti, Flavio Bucci, Carmen Scarpitta, Bruno Corazzari, Piero Faggioni, Piero Palermini, Michele Placido, Miguel Bose, Otello Toso, Jacopo Tecchi, Enzo Consoli
Regie: Eriprando Visconti
Drehbuch: Roberto Gandus / Lisa Morpurgo
Kamera: Blasco Giurato
Musik: Federico Monti Arduini
ungeprüft
Italien / Spanien / 1976

Am helllichten Tag wird die junge Alice auf ihrem Weg zur Schule von drei Männern in ein Auto gezerrt und auf einen abgelegenen Bauernhof verbracht. Das Motiv der Entführer ist klar: Geld. Bange Tage werden zu Wochen, doch die Eltern des Mädchens scheinen zu keiner Zahlung bereit. Alice muss handeln, und ganz auf sich allein gestellt beginnt sie ein verführerisches Spiel mit ihrem Aufpasser Michele. Als die ersten Grenzen überschritten werden, eskaliert die Situation zu einem gefährlichen Tanz, an dessen Ende bittere Konsequenzen stehen...


Nun dürfte gerade der deutsche Titel "Gefangen, geschändet, erniedrigt" bei vielen Leuten die Hoffnung auf einen reißerischen Thriller wecken, in dem es vor expliziten Gewaltdarstellungen nur so wimmelt, doch der Film von Eriprando Visconti bietet im Prinzip genau das Gegenteil. Anstelle einer actiongeladenen-und temporeichen Geschichte präsentiert sich vielmer eine Art Kammerspiel, das mit minimalen Mitteln eine maximale Wirkung beim Zuschauer erzielt. Durch seine eher ruhige-und bedachte Erzähl-Struktur entfaltet "La Orca" ein unglaublich starkes Gefühl der Beklemmung, das sich allein durch die Situation aufbaut, in der sich die Hauptfigur Alice befindet. Dabei verzichtet der Regisseur vollkommen auf visuelle Gewalt und setzt vielmehr auf einen Schauplatz, der von Beginn an Tristesse-und Hoffnungslosigkeit ausstrahlt. In einem leerstehenden und abbruchreifen Haus wird die junge Frau von 3 Männern gefangen gehalten, wobei sich insbesondere zwischen ihr und ihrem Aufpasser Michele (Michele Placido) eine ganz besondere Beziehung entwickelt. Der junge Mann unterscheidet sich nämlich ganz gewaltig von seinen beiden Kumpanen, bei denen es sich ganz offensichtlich um Gewohnheits-Verbrecher handelt, denn Michele ist eher ein Typ, der lediglich aus akkuten Geldproblemen in diesen Entführungsfall geraten ist.

Der Großteil der Geschichte spielt sich in dem abbruchreifen Haus ab, wobei die beiden Hauptfiguren zumeist allein sind. Ziemlich schnell wird dem Betrachter klar, das sich zwischen den beiden etwas entwickeln wird, liegt doch die gante Zeit eine knisternde erotische Spannung über dem Geschehen, die sich nach einer gewissen Zeit auch entladen soll. Es ist jedoch keinesfalls so, das die junge Alice geschändet wird, denn sie vollzieht vollkommen freiwillig den Geschlechtsakt mit ihrem Bewacher, der dem Mädchen immer mehr verfällt. Gleichzeitig steht jedoch auch eine gewisse Erniedrigung im Raum, die sich immer wieder in den Szenen zu erkennen ist, in denen Michele die junge Frau unter strengster Bewachung auf die Toilette begleitet, um die Kontrolle über die Situation zu behalten. Selbst diese kleinen Passagen sind vollkommen ausreichend, um das Gefühl einer Demütigung zu suggerieren, ist Alice doch mit Handschellen gefesselt, so das Michele die üblichen Reinigungs-Arbeiten nach dem Toilettengang für sie übernehmen muss. Der Kontrast zwischen einer anscheinend aufkeimenden Liebesbeziehung und den erniedrigenden Szenen hinterlässt einen sehr zwiespältigen Eindruck beim Betrachter, den man phasenweise nur schwerlich einordnen kann. Entwickelt das Opfer hier wirklich echte Gefühle für ihren Bewacher, oder spielt sie ihm das alles nur vor, um ihn zum richtigen Zeitpunkt entscheidend zu manipulieren, damit sich eventuell eine Fluchtmöglichkeit bietet?

Das diese Frage durchaus ihre Berechtigung hat, wird einem ganz am Ende eindrucksvoll vor Augen geführt, denn die Konsequenzen der scheinbar aufkeimenden Freundschaft zwischen den beiden schlagen eine nahezu tragische Wendung ein. In der Zwischenzeit wird man jedoch mit einem grandiosen Kammerspiel konfrontiert, das sich fast ausschließlich auf die beiden Hauptfiguren bezieht. Die beiden anderen Entführer erscheinen eher sporadisch auf der Bildfläche und auch die Hintergründe über die Entführung bleiben eher im Dunkeln. In dieser Beziehung bekommt man lediglich einige kleine Brocken hingeworfen, die allerdings keine wirklichen Erklärungen über die Hintermänner des Ganzen offenbaren. Bis auf eher wenige Andeutungen wird dieser Aspekt der Geschichte fast gänzlich vernachlässigt, was ich persönlich aber sogar als Vorteil für das gewonnene Gesamtbild ansehe. Böse Zungen könnten nun behaupten, das die Szenerie dadurch etwas unvollständig erscheinen könnte und in gewisser Weise ist das wohl auch richtig, andererseits kann man sich aber ganz auf das Wesentliche konzentrieren und das ist nun einmal die außergewöhnliche Beziehung zwischen Alice und Michele.

Ganz generell ist hier das dargebotene Schauspiel zu loben, insbesondere Michele Placido und Rena Niehaus drücken diesem außergewöhnlichen Film ihren ganz persönlichen Stempel auf. Doch auch sämtliche anderen Rollen sind sehr gut besetzt, so das es bei diesem Punkt keinerlei Grund zur negativen Kritik gibt. "La Orca" ist sicherlich ein Werk das die Meinungen stark spalten wird und manch einer wird durch den deutschen Titel ganz bestimmt mit vollkommen falschen Erwartungen an dieses Werk herangehen. Wenn man sich jedoch auf das Geschehen und vor allem den tristen Schauplatz der Geschichte einlassen kann, wird man mit einem intensiven-und kraftvollen Szenario belohnt, das gänzlich ohne harte-und brutale Effekte auskommt und seine Kraft aus der Situation an sich bezieht, die absolut erstklassig ins Bild gesetzt wurde. Mit den bescheidendsten Mitteln wurde hier eine maximale Wirkung erzielt, so das sich letztendlich ein Film-Erlebnis präsentiert, das man unbedingt gesehen haben sollte.


Fazit:


Wenn man sich nicht vom deutschen Titel des Filmes in die irre führen lässt und sich auf ein eher ruhiges Kammerspiel einlassen kann, dann kann man mit "La Orca" überhaupt nichts falsch machen. Für mich persönlich handelt es sich um eine weitere Perle des italienischen Kinos, die dank Camera Obscura auch eine würdige DVD-Veröffentlichung erhalten hat.


8,5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Das Phantom der Oper
(The Pjantom of the Opera)
mit Robert Englund, Jill Schoelen, Alex Hyde-White, Bill Nighy, Stephanie Lawrence, Terence Harvey, Nathan Lewis, Peter Clapham, Molly Shannon, Emma Rawson, Mark Ryan, Yehuda Efroni
Regie: Dwigjt H. Little
Drehbuch: Gerry O'Hara / Gaston Leroux
Kamera: Peter Lyons Collister / Eremer Ragalyi
Musik: Misha Segal
keine Jugendfreigabe
USA / 1989

Die Musikstudentin Christine entdeckt Noten zu einer unvollendeten Oper des mysteriösen Komponisten Destler. Als sie eine Arie vorträgt, beginnt für sie ein Alptraum. Sie erwacht aus tiefer Bewusstlosigkeit an der Londoner Oper Ende des 19. Jahrhunderts. Dort treibt der nach einem Pakt mit dem Teufel grausam entstellte Destler als mordendes Phantom der Oper sein Unwesen. Destler will mit allen Mitteln die Liebe von Christine erringen. Als er sie entführt, verfolgen ihn ein Polizeidetektiv und Christines Liebhaber in die Katakomben unter der Oper, wo Destler in einem Flammenmeer umkommt. Doch als Christine aus ihrem Traum erwacht, trifft sie auch in der Neuzeit auf das Phantom...


Nicht zum ersten Mal wurde hier der berühmte Roman von Gaston Leroux verfilmt, doch die Variante von Regisseur Dwight H. Little (Rapid Fire, Halloween 4) dürfte wohl die mit Abstand härteste-und vor allem blutigste Version des Stoffes sein, die es bisher auf Zelluloid geschafft hat. Eigentlich als Direct to Video Produktion gedacht, schaffte es der Film sogar in die Kinos, doch erst jetzt gelangte dieser durchaus sehenswerte Horrorfilm auch zu einer offiziellen deutschen DVD-Veröffentlichung, über die sich ganz bestimmt so mancher Genre-Fan sehr gefreut hat. Die vorliegende Geschichte ist zugegebenermaßen recht frei an die Romanvorlage angelehnt, was man jedoch keinesfalls als negative Kritik auffassen sollte. Hier wurde nämlich ganz eindeutig eine echte Horror-Variante gewählt, die ordentlich Blut und etliche Splatter-Szenen enthalten sollte und dieses Ziel wurde absolut erfüllt. Für die Hauptrolle konnte man dabei Robert Englund gewinnen, der wohl so ziemlich jedem Fan als Freddy Krueger aus der "Nightmare on Elm Street Reihe" bekannt sein dürfte und hatte somit gleichzeitig ein gutes Zugpferd, um den Zuschauer für dieses Werk zu begeistern. Englund kann dann auch in der Rolle des Phantoms jederzeit überzeugen, wohingegen die anderen Darsteller zumeist ein wenig farblos erscheinen, ihren Job jedoch zumindest solide erledigen.

Was man hier besonders gut hinbekommen hat sind die erstklassigen Kulissen, wobei insbesondere die des alten Londons ganz hervorragend ins Bild gesetzt wurden. Dabei beginnt die Geschichte in der heutigen Zeit mit einem Casting, an dem auch die Musikstudentin Christine teilnimmt und dabei die Musik des Komponisten Destler zum Besten gibt, der seine Seele dem teufel verschrieben hat und dessen Gesicht auf grausame Art entstellt wurde. Nach einem durch einen Unfall ausgelösten Ohnmachtsanfall wechselt das Geschehen dann in die Vergangenheit und spielt größtenteils im London zum Ende des 19. Jahrhunderts, bevor es zum Ende hin wieder in die Gegenwart umspringt. Dieser Wechsel der verschiedenen Jahrhunderte verleiht dem ganzen eine herrliche Atmosphäre, gerade die Passagen in der Vergangenheit entfalten dabei eine wunderbar dichte Grundstimmung und verleihen den Ereignissen gleichzeitig eine äußerst mysteriöse Note, die man förmlich spüren kann. Visuell kann das Szenario generell viele Pluspunkte sammeln, gerade die unterirdischen Katakomben der Londoner Oper werden brillant dargestellt und hinterlassen einen teilweise bedrohlichen Eindruck.

In mehreren Einstellungen überzieht einen sogar eine gepflegte Gänsehaut, denn Little hat es vortrefflich verstanden, seine Version mit einem erstklassigen Grusel-Feeling zu versehen, das in Kombination mit dem ordentlichen Härtegrad eine nahezu perfekte Mischung ergibt, über die man sich als Genre-Fan nur freuen kann. Da nimmt man dann auch bereitwillig einige andere Mankos in Kauf, die man leider schwerlich übersehen kann. Hier ist ganz besonders das Ende des Filmes betroffen, das im Prinzip jeglicher Logik entbehrt und einen leicht gestauchten Eindruck hinterlässt. Allerdings sollte man fehlende Logik bei einem Horrorfilm auch nicht überbewerten, denn ansonsten könnte man ja eigentlich das gesamte Genre kritisieren.

Letztendlich handelt es sich bei diesem Werk um eine meiner Meinung nach sehr gute Variante des Romans, die insbesondere sehr atmosphärisch ins Bild gesetzt wurde. Robert Englund ist dabei genau die richtige Besetzung für das Phantom und überzeugt durch einen erstklassige schauspielerische Leistung. Jede Menge Blut und einige harte Szenen verleihen dem Geschehen den gewünschten Horror-Anteil und die grandiose Grundstimmung des Werkes rundet das gewonnene Gesamtbild erstklassig ab. Sicherlich nicht die beste Verfilmung des Romans von Gaston Leroux, stellt diese Verfilmung aber sicherlich die härteste Version dar und dürfte für jeden Horror-Fan einen echten Leckerbissen darstellen, den es nun auch endlich offiziell auf DVD zu kaufen gibt.


Fazit:


Ein Ende ohne Logik ist in meinen Augen der einzige wirkliche Kritikpunkt an diesem Film, der ansonsten sehr kurzweilige-und atmosphärische Horrorkost anbietet, die auch nach über 20 Jahren nichts von ihrem Reiz verloren hat. Manch einer mag das sicherlich anders sehen, doch für mich persönlich handelt es sich um einen kleinen Klassiker, den ich auf keinen Fall missen möchte.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 2.0 Stereo
Bild: 1,85:1 (anamorph 16:9)
Laufzeit: 90 Minuten
Extras: Trailershow, Originaltrailer
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Bereavement - In den Händen des Bösen
(Bereavement)
mit Alexandra Daddario, Spencer List, Brett Rickaby, Michael Biehn, Nolan Gerard Funk, Kathryn Meisle, Peyton List, John Savage, Greg Wood, Ashley Wolfe, Andrea Havens, Tom McNutt
Regie: Stevan Mena
Drehbuch: Stevan Mena
Kamera: Marco Cappetta
Musik: Stevan Mena
SPIO/JK
USA / 2010

Martin Bristoll ist sechs Jahre alt als er von seiner Hinterhofschaukel entführt wird. Der geistesgestörte Graham Sutter hält ihn auf seinem heruntergekommenen ehemaligem Schlachthof gefangen. Er zwingt ihn Zeuge seiner brutalen und abscheulichen Morde zu werden. Die Schreie seiner willkürlich ausgewählten Opfer verschwinden in den Weiten der Landschaft. Fünf Jahre lang bleibt Martins Aufenthaltsort im Verborgenen, bis die 17-jährige Allison Miller zu Ihrem Onkel aufs Land zieht. Als Allison ihre neue Umgebung erkundet, macht sie beunruhigende Entdeckungen an dem nahe gelegenem Farmhaus


Ich bin wirklich überrascht, wie teilweise negativ oder gerade einmal durchschnittlich der Film von Stevan Mena bei den Kritiken im Netz wegkommt, da wird von oberflächlich beleuchteten Charakteren oder gar teils mangelnder Spannung geredet, was ich persönlich gar nicht nachvollziehen kann. Zugegebenermaßen bietet zumindest der erste Punkt einen teilweise gerechtfertigten Ansatz zur Kritik, denn bis auf die Figur der 17-Jährigen Allison werden die anderen Charaktere wirklich nicht tiefgehender beleuchtet. Hierbei sind es wohl hauptsächlich der offensichtlich geisteskranke Killer Sutter und sein Opfer Martin, die den Unmut vieler Leute auf sich ziehen, denn die Entfaltung dieser beiden Personen hält sich in wirklich überschaubaren Grenzen, was man jedoch durchaus auch als positiven Aspekt ansehen kann. Gerade der kleine Martin hinterlässt durch seine schweigsame und eingeschüchterte Art einen teils sehr verstörenden Eindruck beim Zuschauer, der ganz automatisch mit dem Jungen mitleidet und die offensichtlich zerbrochene Seele fast in seinen kleinen Augen zu erkennen glaubt. Dieser Punkt ist insbesondere für das harte Ende der Geschichte nicht unwesentlich, denn hier wird man mit einem Paukenschlag konfrontiert, der einen mit ungeheurer Wucht in die Eingeweide trifft und einen äußerst bitteren-und nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Zwar könnte man nun sehr wohl argumentieren, das der finale Showdown eventuell vorhersehbar war, was aber letztendlich rein gar nichts an dessen brutaler Wirkung ändert.

Auch die Einführung des Killers ist meiner Meinung nach absolut ausreichend, man bekommt die nötigen Informationen die man braucht, auch wenn diese nicht unbedingt sehr reichhaltig ausfallen. Doch durch viele kleine Andeutungen und diverse Selbstgespräche des Psychophaten ergeben sich etliche Ansätze für seine Beweggründe, so das genügend Freiraum für die eigene Fantasie gelassen wird, welche ganz offensichtlich in der Kindheit liegenden Gründe dazu geführt haben, das hier ein echter Serienkiller geformt wurde. Das verleiht dem Film eine ganz besondere Note, es liegen nicht alle Einzelheiten auf dem Tisch, wodurch ein Freiraum für eigene Interpretationen entsteht und das tut dem geschehen insgesamt gesehen eher gut, als das man diesen Punkt als störend empfinden würde. Natürlich liegt das immer in der Sichtweise des jeweiligen Betrachters, denn manch einer hätte sich eine absolut schlüssige Story mit jeder Menge Erklärungen gewünscht, doch was von vielen als Schwäche ausgelegt wird, kristallisiert sich viel eher als absolute Stärke heraus. Womit wir auch schon bei der oft erwähnten mangelnden Spannung wären, auch hier kommt es auf die persönliche Empfindung an. "Bereavement" bezieht seinen Spannungsbogen hauptsächlich aus der Situation an sich, in der sich der kleine Martin befindet. Seine Beziehung zu seinem Entführer bleibt größtenteils recht schwammig und ist nicht immer leicht zu deuten. Wirkt der Junge doch einerseits vollkommen eingeschüchtert und ängstlich, so startet er doch andererseits sogar einen Befreiungsversuch für eine junge Frau, die auch von dem eiskalten Killer getötet werden soll.

So ist es ganz besonders die Figur des Jungen, die dem Zuschauer hier phasenweise echte Rätsel aufgibt, auf die man erst wenige Minuten vor dem Ende eine grauenhafte Lösung offenbart bekommt. Dort zeigen sich dann letztendlich die wahren Folgen der 5 Jahre in Gefangenschaft und man wird das Gefühl nicht los, das in diesem Moment ein vorher scheinbar ruhender Vulkan zum Ausbruch kommt und alles das ausspuckt, was er über einen langen Zeitraum in sich reingefressen hat. Vielleicht fehlen mir an dieser Stelle die richtigen Worte, aber genau das waren die Empfindungen, die ich in diesem Moment ganz immens gespürt habe. Auch wenn "Bereavement" von den expliziten Gewaltdarstellungen gar nicht einmal so stark bestückt ist, entfaltet das Szenario eine unglaubliche Härte, die auch von einer mehr als bedrohlichen Grundstimmung noch zusätzlich verstärkt wird. Außerdem sollte man erwähnen, das die hier vorgestellte SPIO/JK Fassung leider um gut 1,5 Minuten erleichtert wurde, aber momentan die einzige Möglichkeit darstellt, dieses tolle Werk auch in deutscher Sprache zu genießen. Stevan Mena hat hier wirklich eine Geschichte ins Bild gesetzt, die einem im Minutentakt immer tiefer unter die Haut geht und bleibende Spuren hinterlässt. Selbst lange nach dem Abspann kann man das Gesehene nicht einfach abstreifen und beschäftigt sich im Kopf noch eine lange Zeit mit den grausamen Ereignissen und muss dabei ständig an einen kleinen Jungen denken, der diese schier unfassbare Grausamkeit 5 Jahre lang miterleben musste.

Letztendlich handelt es sich um ein echt starkes Stück Film, das man sich keinesfalls mal nebenbei anschauen sollte, denn hier sollte man sich wirklich die Zeit-und die Ruhe nehmen, eine unglaublich harte Story auch richtig auf sich wirken zu lassen. Wenn man dazu in der Lage ist und sich auf die Ereignisse einlässt, dann wird man mit einem Szenario belohnt, das weitaus härter-und brutaler Einfluss auf einen selbst nimmt, als wie 100 Horrorfilme, in denen mit Kunstblut nur so um sich geschüttet wird. Echte Härte entsteht in der eigenen Fantasie und die in diesem Fall oftmals nur angedeuteten Tötungen sind ein Paradebeispiel dafür, das es nicht immer unzählige SFX sein müssen um eine Gewaltspirale in Gang zu setzen, die etliche unschuldige Menschen das Leben kostet.


Fazit:


Auch wenn viele das anders sehen mögen, "Bereavement" ist ein echter Schocker und verfehlt die gewünschte Wirkung beim Betrachter auf keinen Fall. Freiraum für eigene Interpretationen, gut agierende Darsteller und ein nicht zu verachtender Härtegrad ergeben hier einen sehr explosiven Mix, den man sich als Fan des Genres auf keinen Fall entgehen lassen sollte.


8/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Mutant Girls Squad
(Sento shojo: Chi no tekkamen densetsu)
mit Asami, Noboru Iguchi, Yoshihiro Nishimura, Naoto Takenaka, Tak Sakaguchi, Maya Fukuzawa, Yumi Sugimoto, Maki Mizui, Kanji Tsuda, Cay Izumi, Suzuka Morita, Kotono, Yûya Ishikawa
Regie: Noboru Iguchi / Yoshihiro Nishimura
Drehbuch: Noboru Iguchi / Jun Tsugita
Kamera: Shu G. Momose
Musik: Kou Nakagawa / Takashi Nakagawa
ungeprüft
Japan / 2010

Rin ist ein ganz normales Mädchen - so scheint es. Doch schon bald erfährt ihr Körper eine seltsame und schmerzhafte Veränderung. Zu ihrem 16. Geburtstag offenbart der Vater ihr ein gut gehütetes Geheimnis: Rin ist nicht ganz menschlich. Sekunden später wird die Geburtstagsfeier von wilden Kämpfern überrannt, die Rins Eltern töten. In dieser Extremsituation bricht Rins Mutation hervor - ihr Körper wird zur gefährlichen Waffe! Rin findet Aufnahme bei den Hilkos und wird in deren Kampf gegen die Menschen hineingezogen. Dabei kämpfen die Hilkos mit vollem Körpereinsatz.


Mittlerweile dürfte es keinerlei Neuigkeit mehr darstellen, das aus Japan immer wieder herrlich überzogene-und schrille Trash-Perlen kommen, die zudem meist auch noch sehr blutig ausfallen. Vorliegender Film macht da keine Ausnahme und wartet rein inhaltlich mit einer extrem abstrusen Geschichte auf, die nahezu typisch für das Land des Lächelns ist. Wer hier eine ausgefeilte Story mit tiefer gehenden Charakter-Beleuchtungen erwartet ist vollkommen schief gewickelt, denn von der ersten bis zur letzten Einstellung offenbart sich ein grell-buntes Szenario, das kaum überzogener daher kommen könnte. Dabei haben die Macher dieses Werkes ganz bewusst darauf geachtet, dem Geschehen einen Kunstblut-Anteil beizufügen, der phasenweise schon fast astronomische Ausmaße annimmt, SFX ohne Ende sind da fast schon selbstverständlich, so das sich das Ganze als ziemlich harte Choose herausstellt, die aber durch den äußerst schrägen Humor nicht annähernd so hart erscheint wie beispielsweise ein normaler Horrorfilm.

Hier wird man mit den skurrilsten Dingen konfrontiert, wobei es im Prinzip vollkommen egal erscheint, ob es sich dabei um Kostüme, die wildesten Verwandlungs-Szenen, oder aber auch absolut groteske Körperauswüchse handelt. In gewisser Art und Weise kann man die beteiligten schon als menschliche Transformer bezeichnen, wobei hier Figuren in Erscheinung treten, bei deren Anblick man sich kaum vor lachen halten kann. Es ist eine wahre Pracht sich dem bunten Treiben zu widmen, in dem es fast durchgängig extrem rasant-und temporeich zur Sache geht. Denn bis auf ganz wenige Ausnahmen bietet "Mutant Girls Squad" eigentlich gar keine Möglichkeiten, das man zwischendurch einmal etwas Luft holen kann, reiht sich doch eine unglaubliche Szene an die andere und offenbart dabei ein wahres Sammelsurium der skurrilsten Dinge. Bei Ansicht des Filmes stellt man sich einmal mehr die Frage, wie die Japaner immer wieder auf diese unglaublichen Ideen kommen, die doch normalerweise nur einem ziemlich kranken Hirn entspringen können.

Doch gerade diese außergewöhnliche Note ist es, die ein solches Werk zu einem regelrechten Fest für Freunde des schrägen-und schlechten Geschmacks macht, kann man ein solches Szenario doch unmöglich mit normalen Maßstäben messen, oder gar eine uneingeschränkte Empfehlung dafür aussprechen. Zu speziell gestalten sich die unglaublichen Ereignisse zwischen Mensch und Mutant und man sollte schon ein sehr ausgeprägtes Faible für blutigen Trash haben, um überhaupt etwas mit diesem Szenario anfangen zu können. Und blutig geht es wirklich zur Sache, der rote Lebenssaft wird in rauen Mengen vergossen und das abtrennen von Gliedmaßen ist so hoch angesiedelt, das selbst eine ungefähre Schätzung nicht so einfach sein dürfte. Das Ganze ist selbstredend vollkommen überspitzt dargestellt, so das einem die Szenerie gar nicht einmal so hart vorkommt, wie der Bodycount es vermuten lässt.

Über Sinn und Unsinn des Inhaltes braucht man sich keinerlei Gedanken zu machen, denn die recht dünne Rahmenhandlung ist lediglich als nötige Staffage anzusehen, damit sich überhaupt so etwas wie ein roter Faden durch das blutige Spektakel zieht. Wer Filme wie "The Machine Girl" oder auch "Tokyo Gore Police" zu schätzen weißß, der dürfte auch an dieser Trash-Granate seine wahre Freude haben, wobei ich die beiden genannten Titel noch als etwas besser bezeichnen würde. Dennoch muss sich auch "Mutant Girls Squad" nicht verstecken und bringt einem einmal mehr eine sehr ausgeprägte Vorliebe der Japaner für vollkommen abgedrehte Filme näher. Einfach den Kopf leerlaufen lassen und sich an einer abstrusen Schlachte-Platte erfreuen, die auf jeden fall jede Menge Kurzweil beinhaltet und dabei nicht mit überdrehtem Humor spart


Fazit:


Schrill, grell-und vollkommen überzeichnet präsentiert sich wieder einmal eine japanische Produktion, die man ausschließlich nach ihrem Unterhaltungswert beurteilen sollte. Sinn-und Verstand sind hier absolute Fremdworte, herrlicher Trash und jede Menge blutige Passagen sind absoluter Trumpf. man sollte schon vorher wissen auf welche Art von Film man sich hier einlässt, denn nur dann kann man auch seine helle Freude an diesem Spektakel haben.


7/10 Trash-Granaten
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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V/H/S - Eine mörderische Sammlung
(V/H/S)
mit Calvin Reeder, Lane Hughes, Kentucker Audley, Adam Wingard, Hannah Fierman, Mike Donlan, Joe Sykes, Drew Sawyer, Jas Sams, Joe Swanberg, Sophia Takal, Kate Lyn Sheil, Drew Moerlein
Regie: Matt Bettinelli-Olpin / David Bruckner
Drehbuch: Glenn McQuaid / David Bruckner
Kamera: Eric Branco / Andrew Droz Palermo / Victoria K. Warren / Michael J. Wilson
Musik: keine Informationen
keine Jugendfreigabe
USA / 2012

Als eine Gruppe Kleinkrimineller von einem unbekannten Dritten angeheuert wird, in einem heruntergekommenen Abbruchhaus im Nirgendwo ein seltenes Stück Filmmaterial zu besorgen, bemerken diese bald, dass die Aufgabe nicht so leicht zu erledigen ist, wie sie dachten. Im Wohnzimmer thront eine Leiche vor zahlreichen alten Fernsehern, umringt von Stapeln VHS-Kassetten. Auf der Suche nach dem richtigen Tape sehen sie sich einer schier endlosen Zahl grauenerregender Videos ausgesetzt – jedes verstörender als das Vorherige.


Die Rahmenhandlung dieser Ansammlung diverser Found Footage Horrorkurzfilme ist schnell erzählt und in der Inhaltsangabe schon recht ausführlich beschrieben, wobei man auf den Inhalt der jeweiligen Episoden nicht weiter eingehen sollte, um niemandem die Spannung zu nehmen. Einmal mehr präsentiert sich mit "V/H/S" ein Film, der die Meinungen ganz sicher extrem spalten wird, denn der Drehstil mit der berühmt-berüchtigten Wackelkamera ist ja nicht jedermanns Sache. Und gerade hier kommt diese ganz extrem zum Einsatz, so das es phasenweise äußerst anstrengend für den Zuschauer ist, dem Geschehen überhaupt konzentriert folgen zu können. Die einzelnen Episoden an sich sind allesamt durchaus interessant und bieten dabei von Grusel bis zu härteren Horror-Passagen so ziemlich alles, was das Herz begehrt, lediglich die teils extrem verwackelten Bilder beeinträchtigen den Seh-Genuss. Manche Szenen sind wirklich äußerst schwer zu erkennen, was mit der Zeit schon ein wenig nervend ist, dennoch ziehen einen die einzelnen Kurzfilme irgendwie in ihren Bann und strahlen dabei eine ganz eigene Faszination aus, der man fast zwangsweise erliegt.

Die harten-und streckenweise blutigen Szenen sind gut über die gesamte Spielzeit verteilt, es eröffnet sich also keinesfalls eine Schlachteplatte, die aus reinem Gemetzel besteht. Vielmehr entwickelt sich eine sehr bedrohliche Grundstimmung, die in den einzelnen Episoden mal etwas besser oder auch schlechter zur Geltung kommt, insgesamt gesehen aber ein durchgehend herrliches Horror-Feeling zum Ausdruck bringt, an dem man als Genre-Fan seine helle Freude haben kann. Wie bei eigentlich allen Filmen dieser Machart liegt die große Stärke in dem Aspekt begründet, das hier durch den Drehstil ein sehr authentischer Eindruck der Ereignisse entsteht. Man hat jederzeit das Gefühl ein Teil der Geschehnisse zu sein und sich live in diesem Horror-Szenario zu befinden, das ganzzeitig sehr intensiv auf einen einwirkt. So fühlt man sich auch sichtlich unwohl in der eigenen Haut und ist so gut wie wehrlos gegen ein aufsteigendes Gefühl der Beklemmung, das sich mit zunehmender Laufzeit immer weiter verstärkt.

Obwohl ich nicht gerade ein bekennender Fan der Wackelkamera bin, hat mir dieses Werk erstaunlicherweise sehr gut gefallen, lediglich einige hektische Szenen waren dabei als Defizit auszumachen. Dennoch kann man für "V/H/S" keine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen, denn Leute die zu Schwindel-Anfällen neigen sollten besser die Finger von diesem Film lassen. Für alle anderen präsentiert sich ein durchaus innovatives-und kreatives Werk, das richtig gute Unterhaltung anbietet. Allerdings sollte man sich nicht an offenen Enden und unbeantworteten Fragen stören, denn beide Dinge sind im Prinzip in jeder einzelnen Geschichte im Überfluss vorhanden. Andererseits wird so jede Menge Spielraum für eigene Interpretationen gelassen, wodurch die Geschichten einen ganz eigenen Reiz entwickeln. Man sollte also ganz genau wissen, auf welche Art von Film man sich hier einlässt, um am Ende keine Enttäuschung zu erleben.

Letztendlich läuft es bei "V/H/S" auf den ganz persönlichen Geschmack des Zuschauers hinaus und wer mit Found Footage Kurzfilmen nichts anfangen kann, sollte erst gar nicht zur vorliegenden DVD greifen. Wer jedoch dieser Film-Gattung zugetan ist, wird mit teilweise kreativer Horror-Kost belohnt und dürfte sich auch an einer durchgehend vorhandenen Gänsehaut erfreuen, die bei den gezeigten Ereignissen fast zwangsläufig entstehen dürfte.


Fazit:


Einmal mehr werden die Lager der Fans ganz sicher in 2 Lager gespaltet, denn manch einer wird dieses Werk als unnötigen Schund abtun, während andere ihre Begeisterung kaum verheimlichen können. Die Wahrheit liegt wohl wie fast immer in der Mitte und so sollte man dem Film auf jeden Fall eine Chance geben, um sich ein eigenes Urteil zu bilden.


7/10
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