horror's Reise durch die große Welt der Filme

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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Stolen
(Stolen)
mit Nicolas Cage, Josh Lucas, Danny Huston, Malin Akerman, Sami Gayle, Edrick Browne, Mark Valley, Barry Shabaka Henley, M.C Gainey, J.D Evermore, Garrett Hines, Kevin Foster, Tanc Sade
Regie: Simon West
Drehbuch: David Guggenheim
Kamera: Jim Whitaker
Musik: Mark Isham
FSK 16
USA / 2012

Seine achtjährige Haftstrafe gerade erst abgesessen und eigentlich nur Ruhe suchend, wird Ex-Meisterdieb Will Montgomery von seiner dunklen Vergangenheit eingeholt. Der ehemalige Verbrecherkollege Vincent erpresst ihn und hält Montgomerys Tochter Alison in einem gestohlenen Taxi als Geisel fest. Diese lässt er nur frei, wenn Will ihm das Versteck der zehn Millionen Dollar aus ihrem letzten gemeinsamen Raubüberfall nennt. Will würde für das Leben seiner Tochter durch die Hölle gehen. Noch nichts von seinem Job verlernt und in Topform setzt er sich auf die Fährte des Kidnappers, um Alison zu retten...


In letzter Zeit häufen sich die Filme, in denen Nicolas Cage die Hauptrolle spielt und bei vielen anderen Darstellern ist das im Prinzip ein fast untrügliches Zeichen dafür, das die Qualität ihrer Werke stetig abnimmt und man deswegen so viele Werke wie möglich abdreht, um dennoch eine Menge Geld zu verdienen. Bei Cage sieht das ein wenig anders aus, denn auch wenn der Schauspieler das absolute Hoch seiner Karriere schon etwas überschritten hat, sind seine Filme immer noch sehr gut anzuschauen und bieten beste Unterhaltung. Und so verhält es sich auch bei "Stolen", der unter der Regie von Simon West entstanden ist, mit dem Cage auch schon bei "Con Air" zusammengearbeitet hat. Nun sollte man jedoch keinesfalls die Hoffnung hegen, hier eine ähnlich mit Action beladene Geschichte präsentiert zu bekommen, obwohl auch in vorliegendem Fall so Einiges geboten wird.

West hat nämlich durchaus ein temporeiches-und rasantes Szenario geschaffen, das sich im Endeffekt für die Hauptfigur Will als ein gnadenloser Kampf gegen die Zeit entpuppt, denn sein ehemaliger Kumpan hat seine Tochter entführt und will sie töteten, wenn er nicht seinen Anteil an einem Raub bekommt, den sie vor 8 Jahren zusammen begangen haben. Nun entpuppt sich das Geschehen zwar nicht als sonderlich innovativ, denn solche oder ähnlich gelagerten Szenarien hat man schon oft genug gesehen. Dennoch entwickelt sich trotz einer Vorhersehbarkeit der Ereignisse ein recht konstanter Spannungsbogen, der sich durchgehend aufrecht erhalten kann. Als Schauplatz wurde New Orleans ausgewählt und die Stadt befindet sich durch den stattfindenden Mardi Gras (Fasching) im absoluten Ausnahmezustand. Das bietet für den Haupt-Charakter Will Vor-wie auch Nachteile, denn hilft es ihm einerseits dabei, seine FBI-Verfolger auf Distanz zu halten, so erschwert es ihm auf der anderen Seite die Suche nach seinem ehemaligen Freund.

Zwar offenbaren sich innerhalb der Geschichte einige Momente die vielleicht nicht ganz logisch nachzuvollziehen sind, doch insgesamt gesehen erscheint das Geschehen recht schlüssig. Lediglich das Verhalten des FBI erscheint manchmal fast schon ein wenig tölpelhaft und die Ermittler werden teilweise wie Dilletanten dargestellt, die ihren Job scheinbar nicht verstehen. Das ändert jedoch rein gar nichts am hohen Unterhaltungswert dieser rasanten Mischung aus Action-und Thriller, in der Nicolas Cage sich ganz generell von seiner besten Seite zeigt. Er wirkt in der Rolle eines Meisterdiebes durchaus glaubhaft, auch wenn ihm seine Arbeit durch die schon erwähnte Dummheit der Ermittler ziemlich leicht gemacht wird. An dieser Stelle kann ich die negative Kritik einiger Leute sehr wohl nachvollziehen, wobei ich das Ganze nicht zu sehr gewichten würde, da "Stolen" in seiner Gesamtheit einen überzeugenden Eindruck hinterlässt.

Letztendlich hat Cage sicherlich schon in etlichen besseren Produktionen mitgewirkt, doch agiert er hier sehr routiniert und kann den Betrachter durch sein wie immer überzeugendes Schauspiel über einige kleine Defizite innerhalb der Geschichte großzügig hinwegsehen lassen. Insgesamt bewegt sich der Film oberhalb des Durchschnittes und bietet auf jeden Fall äußerst kurzweilige-und temporeiche Unterhaltung, die man sich als Fan des Genres sehr gut anschauen kann. Daran ändern auch einige unlogischen Verhaltensweisen diverser Akteure rein gar nichts, so das man ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen auf jeden Fall eine Empfehlung für dieses Werk aussprechen kann.


Fazit:


Simon West hat mit "Stolen" sicherlich keinen Meilenstein des Genres geschaffen und dem Film mangelt es auch ein wenig an Innovation, doch altbewährte Zutaten wurden gut gemischt und ergeben ein Szenario, das bestens zu unterhalten weiß. man sollte also nicht mit zu hohen Ansprüchen an die vorliegende Geschichte herangehen, dann wird man auch keinesfalls enttäuscht.


7/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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ID:A
(ID:A)
mit Tuva Novotny, Flemming Enevold, Carsten Bjornlund, Amaud Binard, John Buijsman, Rogier Philipoom, Jens Jorn Spottag, Marie Louise Wille, Francoise Lebrun, Koen Wouterse, Finn Nielsen, Henrik Prip
Regie. Christian E. Christiansen
Drehbuch: Tine Krull Petersen
Kamera: Ian Hansen
Musik: Kristian Eidnes Andersen
FSK 16
Dänemark / 2011

Als sie im eiskalten Wasser des Flusses in Südfrankreich zu sich kommt, weiß Ida nichts mehr über sich. Totaler Gedächtnisverlust! Woher stammt die frische Narbe auf ihrem Bauch? Woher hat sie den Seesack voller Geld und die Pistole und vor allem: Wer sind die beiden Männer, die sie verfolgen? Ist sie etwa in das Attentat verwickelt, das in der Nähe passiert ist? Ida geht auf die Suche nach sich selbst. Die Spur führt nach Dänemark. Dort findet sie einen berühmten Sänger, der ihr Ehemann ist. Doch hinter der kultivierten, luxuriösen Fassade stimmt etwas nicht. Langsam tastet sie sich an den blutigen Cocktail aus Terror und Angst heran, der sie schließlich quer durch Europa gehetzt hat ...


Aufgrund der Inhaltsangabe ergeben sich doch sofort thematische Ähnlichkeiten mit dem Film "Die Bourne Identität" und so begibt sich der Zuschauer auch hier auf eine spannende Reise um die Identität der Hauptfigur zu lüften, bei der es sich dieses Mal jedoch um eine junge Frau handelt. Nun sollte man allerdings nicht in die Erwartung verfallen, das sich das Werk von Christian E. Christiansen als eine rasante-und actiongeladene Geschichte entpuppt, tritt doch von Beginn an eine eher sehr ruhige-und bedächtige Erzählweise der Ereignisse in Kraft, die aber dennoch durchaus intensive Momente enthält. Es handelt sich um einen Film der stillen Töne, was jedoch keinesfalls als negative Kritik angesehen werden soll, denn "ID:A" schafft es meiner Meinung nach jederzeit, den Zuschauer für sich zu gewinnen und sich seiner Aufmerksamkeit sicher zu sein. Dabei beziehen die Geschehnisse ihren Spannungsbogen hauptsächlich aus dem Aspekt, das man sich als Betrachter auf dem gleichen Wissensstand mit der Hauptfigur befindet die in mühsamer Kleinarbeit versucht, ihre Identität wieder zu finden.

Zugegebenermaßen beinhaltet das Szenario gerade in der ersten Filmhälfte kleinere Schwächen, so erscheint insbesondere der Punkt ein wenig an den haaren herbeigezogen, wie Ida durch einen extremen Zufall in einem Opernsänger ihren Ehemann wieder erkennt. Hier liegt aber im Prinzip auch die einzige Schwäche eines Filmes, der ansonsten durchgehend interessant gestaltet ist und zudem am Ende auch eine durchaus schlüssige Lösung für die Ereignisse anbietet, mit denen man sich im Laufe der Geschichte auseinandersetzt. Dabei offenbart "ID:A" zwei vollkommen verschiedene Filmhälften an, denn während man sich im ersten Teil des Filmes in der Gegenwart befindet und die Hauptdarstellerin auf der verzweifelten Suche nach Anhaltspunkten für die Wiederherstellung ihrer Erinnerungen begleitet, so beschäftigt sich der Rest der Geschichte hauptsächlich mit den Ereignissen, die zur Amnesie der jungen Frau geführt haben. Denn auf einmal setzt ihre Erinnerung wieder ein, was durch eine gewalttätige Auseinandersetzung mit ihrem Ehemann ausgelöst wird, der übrigens für die Lösung des Rätsels eine nicht gerade unwichtige Rolle einnimmt.

Auch das Tempo der Ereignisse erfährt im zweiten Abschnitt eine gewisse Steigerung und es zieht sogar ein Wenig Action in die Geschichte ein, wobei sich jedoch alles in einem jederzeit überschaubaren Rahmen bewegt und das Ganze nie in ein überladenes Action-Spektakel ausartet. Nach der eher bedächtigen Einführungs-Phase wäre das aber auch nicht besonders glaubhaft gewesen und der Regisseur hat hier genau die richtige Mischung gefunden, um dem Szenario auch eine authentische Note zu verleihen. So ergibt sich dann letztendlich auch ein Gesamtbild, das man bis auf minimale Defizite als sehr gelungen bezeichnen kann, lediglich der schon erwähnte Aspekt des Zufalls im Bezug auf das Wiedererkennen des Ehemannes wirkt ein wenig störend. Ansonsten aber präsentiert sich ein Euro-Thriller, der sich oberhalb des normalen Durchschnittes ansiedelt und ein mysteriöses Rätsels um die Identität einer jungen frau erzählt, das zum Ende hin lückenlos aufgeklärt wird und einen mit einem äußerst befriedigendem Gefühl aus der Geschichte entlässt.

Insbesondere Hauptdarstellerin Tuva Novotny kann durch ihre glänzende Performance jederzeit überzeugen und verleiht der von ihr dargestellten Figur sehr menschliche Züge. Man bekommt es nicht mit einer unter Amnesie leidenden Superheldin zu tun, sondern mit einer ganz normalen jungen Frau, die durch bedrohliche Ereignisse in ein Netz von Terror und Gewalt gerät. Dabei offenbart sie etliche menschliche Schwächen, um andererseits in diversen Momenten aber auch eine nicht zu vermutende Stärke an den Tag legt. Dieser Aspekt wird durchgehend absolut erstklassig in den Vordergrund gerückt und macht das Ganze sehr symphatisch. Auch die anderen Darsteller liefern durch die Bank einen ordentlichen Job ab, veblaßen jedoch ein wenig durch die Omnipräsenz der Hauptdarstellerin, die ganz eindeutig im Focus der Geschichte steht.


Fazit:


Auch wenn es sich bei "ID:A" sicherlich nicht um einen Highspeed-Thriller handelt wird man mit einem Film konfrontiert, der bis auf einige kleine Mankos vollends überzeugen kann. Gerade die eher ruhige Erzählweise sorgt für etliche intensive Momente und lässt genügend Freiraum für eine ausführliche Charakter-Beleuchtung der Hauptfigur. Insgesamt gesehen hat mich diese dänische Prodution voll überzeugt, so das ich auf jeden Fall eine dicke Empfehlung aussprechen kann.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5.1, DD 5.1 / Dänisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 104 Minuten
Extras: Making of, Deleted Scenes, Interviews, Originaltrailer, Trailershow
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Gesetz der Rache
(Law Abiding Citizen)
mit Jamie Foxx, Gerard Butler, Colm Meaney, Bruce McGill, Leslie Bibb, Michael Irby, Gregory Itzin, Regina Hall, Emerald-Angel Young, Christian Stolte, Annie Corley, Richard Portnow, Viola Davis, Michael Kelly
Regie: F. Gary Gray
Drehbuch: Kurt Wimmer
Kamera: Jonathan Sela
Musik: Brian Tyler
FSK 16
USA / 2009

Der gutbürgerliche Clyde Shelton wird eines Nachts von Einbrechern überfallen, die seine Frau und seine Tochter auf grausame Weise ermorden. Die Täter werden schon bald gefasst, doch Shelton steht vor einem Trümmerhaufen. Da nimmt sich der ambitionierte Staatsanwalt Nick Rice des Falls an, der sich jedoch gezwungen sieht, die Strafverhandlung zu Gunsten des Mörders und zum Nachteil dessen Komplizen zu führen. Der Mörder kommt dadurch mit einem blauen Auge davon. Doch Shelton kann die Sache nicht belassen und sorgt für seine ganze eigene Vorstellung von Gerechtigkeit.


Rache-Thriller gibt es wie Sand am Meer, doch nur wenige hinterlassen beim Zuschauer einen wirklich bleibenden Eindruck. Klassiker wie "Ein Mann sieht eot" nehmen dabei sogar eine Ausnahmestellung ein und wissen auch nach Jahrzehnten immer noch zu begeistern. Mit "Gesetz der Rache" bekommt man es nun aber mit einer Geschichte zu tun die sich doch ziemlich von den ansonsten üblichen Szenarien abhebt, denn was in anderen Genre-Vertretern in gut 90 Minuten erzählt wird, ist in vorliegendem Film eigentlich schon nach gut 30 Minuten abgehandelt und dient eigentlich nur als notwendige Einführung in ein Geschehen, das man als geradezu brillant bezeichnen kann. Und so geht die Story dann auch sofort mit den ersten Szenen in die Vollen, ohne jede Vorwarnung wird der Zuschauer in das kalte Wasser geworfen und mit der Tat an sich konfrontiert, als 2 Einbrecher die Familie von Clyde Shelton (Gerard Butler) bestialisch töten. Danach wird auch im Rekordtempo die Gerichtsverhandlung und die daraus entstehenden Folgen für die Täter abgehandelt, so das man das Geschehen im Prinzip nach einer halben Stunde abhaken könnte. Doch da wo andere Filme dieser Art enden, beginnt "Gesetz der Rache" erst und es entwickelt sich ein perfides Katz-und Maus Spiel, das gut 10 Jahre nach der abscheulichen Tat einsetzt.

Als Aufhänger gilt wie so oft das ziemlich fragwürdige Rechtssystem in den USA, in dem immer wieder gewöhnungsbedürftige Deals abgeschlossen werden, die für die Hinterbliebenen der Opfer zumeist nicht nachvollziehbar und ein regelrechter Schlag ins Gesicht sind. Diese Erfahrung hat auch Shelton gemacht, der nun nach 10 Jahren das Recht selber in die Hand nimmt, wobei die Rache an den beiden Tätern längst nicht das Ende der Fahnenstange darstellt. Es eröffnet sich vielmehr ein mörderisches Spiel mit allen Personen die am damaligen Prozess beteiligt waren, wobei Staatsanwalt Nick Rice (Jamie Foxx) als Hauptgegner auszumachen ist, da er den Deal mit den Verbrechern abgeschlossen hatte. Was sich nun im Laufe der Zeit entwickelt kann man schon fast als Massensterben bezeichnen, denn immer mehr Beteiligte des Prozesses verlieren auf brutalste Art ihr Leben. An dieser Stelle stellt sich jedoch keinesfalls die Frage wer hinter diesen Morden steht, sondern vielmehr der Aspekt, wie Shelton die Morde begehen kann und wer ihm dabei hilft. Der gute Mann sitzt ja schließlich in Isolations-Haft und spielt förmlich mit allen Beteiligten. Selbstverständlich stellt sich mit der Zeit heraus, das man es hier mit einer Art taktischem Genie zu tun hat und manch einem mag das etwas zu klischeelastig vorkommen, doch wie Regisseur F.Gary Gray das Ganze ins Bild gesetzt hat, ist schon absolut faszinierend und zieht einen förmlich in seinen Bann. Immer tiefer taucht der Betrachter in das geheimnisvolle Geschehen ein und gerät dabei schon fast in eine Art Fieber-Rausch, denn der dramaturgisch erstklassig aufgebaute Spannungsbogen sorgt fast durchgehend dafür, das man sich am liebsten die Fingernägel abkauen möchte.

Es ist schon als schlichtweg genial zu bezeichnen, was hier aus einer eigentlich simplen Rache-Story gemacht wurde, die nur ganz am Ende ein wenig an Qualität einbüßt, denn das gewählte Ende kommt einem im Gegensatz zu den vorherigen Ereignisse seltsam banal vor und zerstört ein klein wenig den bis dahin herausragenden Gesamteindruck. Strotzt die Geschichte doch in den ersten gut 90 Minuten nahezu vor Innovation und grandiosen Einfällen und offenbart auch immer wieder herausragende Wendungen, so sind die letzten gut 15 Minuten eher das Gegenteil. Meiner Meinung nach sollte man diesem letzten Teil des Filmes aber nicht zuviel Gewichtung beimessen, denn es fehlt dem Drehbuch lediglich an der nötigen Konsequenz, die eingeschlagene Richtung auch vollends durzuziehen. Für viele andere mag hier ein großes Defizit zu bestehen, jedoch ist "Gesetz der Rache" insgesamt gesehen ein viel zu guter Film, um wirklich große Punktabzüge vornehmen zu können. Ein absoluter Höhepunkt ist dabei auch sicherlich das Schauspiel der Akteure, denn bis in die kleinsten Nebenrollen ist das Werk absolut perfekt besetzt. Hervorheben muss man dennoch die beiden Hauptdarsteller, denn Foxx und Butler liefern hier beide eine sagenhafte Performance ab, mit der sie alle anderen Darsteller ein wenig in den Hintergrund rücken.

Letztendlich handelt es sich hier um einen herausragenden Vertreter seiner Art, der bis auf die etwas schwächelnde Schluss-Phase Thriller-Kost vom Feinsten bietet. Etliche Wendungen und jede Menge Überraschungsmomente vermitteln dem Betrachter fast durchgehend ein Gefühl der absoluten Hochspannung und es ist so gut wie unmöglich, sich der vom Geschehen ausgehenden Faszination zu entziehen. Einmal mehr wird dabei das korrupte Srafsystem der USA an den Pranger gestellt, das in vielen Fällen keine wirkliche Gerechtigkeit beschert. Die Art dieses System zu bekämpfen wird hier extrem drastisch und intensiv dargestellt und auch, wenn manche Passage im ersten Moment einen vielleicht eher unglaubwürdigen Eindruck hinterlässt, entfaltet sich im Endeffekt ein recht authentischer Eindruck, der das Gesamtbild nahezu perfekt abrundet.


Fazit:


"Gesetz der Rache" beginnt da, wo andere Rache-Thriller enden und präsentiert einem eine geniale Geschichte, die bis auf die letzten 15 Minuten hochklassige Filmkost bietet. Auch das etwas banale Ende stellt für mich persönlich kein großes Hindernis dar, hier eine hohe Bewertung abzugeben, was selbstverständlich wie immer im Auge des jeweiligen Betrachters liegt. Auf jeden Fall aber sollte man sich diesen höchst intensiven Film einmal anschauen, denn Spannung und Kurzweil ohne Ende sind definitiv vorprogrammiert.


9/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Demolition Man
(Demolition Man)
mit Sylvester Stallone, Wesley Snipes, Sandra Bullock, Nigel Hawthorne, Benjamin Bratt, Bob Gunton, Glenn Shadix, Denis Leary, Grand L. Bush, Pat Skipper, Steve Kahan, Paul Bollen
Regie: Marco Brambilla
Drehbuch: Peter M. Lenkov / Robert Reneau
Kamera: Alex Thomson
Musik: Elliot Goldenthal
FSK 16
USA / 1993

Nach einem letzten Duell werden der Cop John Spartan und sein Widersacher Simon Phoenix 1996 eingefroren. 36 Jahre später gelingt Phoenix die Flucht in eine mittlerweile befriedete Welt, in der es weder Gewalt noch Sex gibt. Nur eine Gruppe von Anarchisten sind ein Dorn im Auge von Präsident Cocteau: Phoenix soll sich dieses Problems annehmen. Beide haben nicht mit dem "Demolition Man" John Spartan gerechnet, der - einmal aufgetaut - nicht zu bremsen ist.


Wenn man sich auf die Suche nach einer fast perfekten Mischung aus Action-und Komödie begibt, dürfte man spätestens bei vorliegendem Film fündig werden, denn das Werk von Marco Brambilla dürfte in dieser Beziehung ganz oben angesiedelt sein. Trotz mittlerweise gut zwei Jahrzehnten auf dem Buckel bietet "Demolition Man" immer noch allerbeste Unterhaltung, die rein gar nichts von ihrem Reiz verloren hat. Mit Sylvester Stallone und Wesley Snipes sind zudem 2 absolute Ikonen der damaligen Zeit am Werk, die der Geschichte ihren ganz persönlichen Stempel aufdrücken und das Geschehen mit erstklassigen Action-Passagen und wunderbarem Humor bereichern. Brambilla ist es ganz hervorragend gelungen, das Gleichgewicht zwischen jeder Menge Action, teils skurriler Situationskomik und wunderbar schrägen Dialogen zu halten, so das man als Betrachter ein Filmerlebnis präsentiert bekommt, das nachhaltig im Gedächtnis hängen bleibt. Der leicht futuristische Anstrich der Ereignisse tut dann sein Übriges, um das von Haus aus schon tolle Gesamtbild noch zusätzlich aufzuwerten.

In erster Linie rummst es ganz gewaltig denn hier wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, um ein actiongeladenes Szenario zu kreieren. Wirkliche Ruhepausen um einmal wirklich durchatmen zu können entstehen dabei recht selten, denn "Demolition Man" gestaltet sich dermaßen rasant-und temporeich, das man schon von einem wahren Spektakel sprechen kann. Snipes und Stallone gehen dabei so richtig in die Vollen und liefern sich dabei einen absolut gnadenlosen Schlagabstausch, den man lediglich als absolut brillant bezeichnen kann. Das Ganze ist dabei streckenweise äußerst witzig in Szene gesetzt worden, das man sich an diversen Stellen kaum vor lachen halten kann. Bei diesem Aspekt kommt dann insbesondere die junge Sandra Bullock ins Spiel, die durch ihre verbalen Aussetzer immer wieder die Lacher auf ihrer Seite hat. Die Geschichte erfährt dadurch einen ganz speziellen Charme, dem man sich beim besten Willen nicht verschließen kann. Dieser Film ist einfach absolut ansteckend, nur selten bekommt man eine solch gelungene Kombination aus Action-und Komödie geboten, die einen auch nach der x-sten Sichtung immer noch in wahre Begeisterung versetzt.

Gleichzeitig beinhaltet die Geschichte auch durchaus ernste Züge, schwingt doch ein ganz erheblicher Schuss Gesellschafts-Kritik mit, denn das scheinbar unendlich friedliche Leben in der harmonischen Zukunft zeigt ziemlich schnell eine 2-Klassen Gesellschaft. Während an der Oberfläche alles in strahlendem Glanz erblüht, leben etliche unzufriedene Menschen in der Kanalisation und fristen dort ein karges Dasein. Sie sträuben sich gegen sämtliche Bevormundung und Verbote, wobei sie die Herrschenden torpedieren wo sie nur können. Dabei handelt es sich jedoch nicht unbedingt um verbrecherische Aktivitäten, will man doch im Prinzip lediglich auf die vorherrschenden Misstände hinweise und ein Leben in absoluter Freiheit führen. Dieser von Brambilla im Prinzip ausgezeichnet herausgearbeitete Gesichtspunkt wird leider immer etwas unterschätzt, konzentriert man sich doch vielmehr auf das gebotene Action-Feuerwerk und den herrlichen Humor dieses grandiosen Filmes.

Letztendlich ist "Demolition Man" schon ein kleiner zeitloser Klassiker, an dem man sich immer wieder erfreuen kann. Extrem spielfreudige Darsteller, eine mehr als unterhaltsame Geschichte, erstklassiger Humor und Action bis zum Abwinken lassen einen hier nur zu einem hervorragendem Gesamteindruck gelangen, der eigentlich durch nichts getrübt wird. Vor allem ist es immer wieder ein Erlebnis, hier einen glänzend aufgelegten Wesley Snipes zu beobachten, von dem man ja mittlerweile leider nichts Gutes mehr zu sehen bekommt.


Fazit:


Auch fast 20 Jahre nach seinem Erscheinen hinterlässt der "Demolition Man" immer noch den gleichen Eindruck wie bei der Erstsichtung und ist immer wieder eine Sichtung wert. So und nur so muss eine wirklich gelungene Action/Komödie sein, denn von der ersten bis zur wirklich letzten Minute wird man mit herausragender Unterhaltung konfrontiert.


9/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Verflucht zum Töten
(La Settima Donna)
mit Florinda Bolkan, Ray Lovelock, Flavio Andreini, Sherry Buchanan, Stefano Cedrati, Laura Tanziani, Laura Trotter, Karina Verlier, Luisa Maneri
Regie: Francesco Prosperi
Drehbuch: Ettore Sanzo / Romano Migliorini
Kamera: Christiano Pogany
Musik: Roberto Pregadio
ungeprüft
Italien / 1978

Nach einem Banküberfall suchen sich drei Gangster eine Bleibe, wo sie sich verstecken können, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Dummerweise fällt die Wahl auf eine Villa, wo Schwester Christina mit einer Gruppe junger Mädchen gerade ein Theaterstück einstudiert. Schon nach kurzer Zeit eskaliert die Situation und eines der Mädchen wird von den Eindringlingen brutal vergewaltigt...


Nicht gerade selten wird dieses Werk von Francesco Prosperi mit Wes Craven's "The last House on the left" verglichen und rein inhaltlich gleichen sich beide Geschichten ziemlich stark. Dennoch sollte man bei dem Vergleich doch eher Aldo Lado's "Mädchen in den Krallen teuflischer Bestien" als Referenz heranziehen, ähnelt das Werk dem Craven Klassiker weitaus mehr. Dennoch haben wir es hier mit einem herrlich sleazigen Vertreter des Rape and Revenge Filmes zu tun, der seine Stärken jedoch nicht unbedingt in expliziten Gewaltdarstellungen sucht, denn in dieser Beziehung hat sich der Regisseur doch etwas bedeckt gehalten, was kedoch keinesfalls als negative Kritik aufgefasst werden sollte. Die Story beinhaltet nämlich sehr wohl einen ziemlich hohen Härtegrad, nur das dieser sich zumeist im Kopf des Zuschauers abspielt, da die meisten Taten meistens nur angedeutet werden. So ist es dann auch weitgehend der eigenen Fantasie überlassen, sich mit den Demütigungen und Erniedrigungen der Frauen zu befassen, die hier von ganz offensichtlich sadistischen Verbrechern als Geiseln genommen wurden.

Die größte Stärke bezieht die geschichte aus dem herausragendem Schauspiel der beiden Haupt-Charaktere, denn sowohl Florinda Bolkan in der Rolle einer Nonne und Ray Lovelock als Teil des Verbrecher-Trios verleihen dem Ganzen dorch ihre brillante Performance einen persönlichen Stempel. Ganz besonders kristallisiert sich dabei der Part von Lovelock als wichtig heraus, scheint sich der gute Mann doch ganz erheblich von seinen beiden Kumpanen zu unterscheiden. Werden diese nämlich als äußerst primitiv und vulgär skizziert, so erscheint Aldo (Lovelock) vielmehr als gebildeter-und weltmännischer Typ, der sich aus dem Gröbsten heraushält. Innerhalb des Szenarios stellt sich dies jedoch als absoluter Trugschluss heraus und die Maske des smarten jungen Mannes fällt zum Ende hin gänzlich ab, so das man den eigentlichen Charakter erkennt. Ihm gegenüber steht mit F. Bolkan die Aufsichtsperson der jungen Mädchen, die gute Frau muss während der gesamten Laufzeit Etliches über sich ergehen lassen was bei der Ansicht des Geschehens umso härter erscheint, da es sich um eine Dienerin Gottes handelt. Aus diesem Aspekt bezieht das Szenario schon eine Menge Gewalt und zeigt gleichzeitig auf, das die Banditen vor überhaupt nichts Respekt haben, sondern sich an ihrem offen zur Schau getragenem Sadismus herrlich ergötzen können.

Francesco Prosperi ist es ganz hervorragend gelungen, seiner Geschichte trotz verhältnismäßig wenig visueller Härte eine extrem beklemmende Grundstimmung zu verleihen, die sich fast im Minutentakt immer stärker verdichtet und dem Betrachter regelrecht die Luft zum atmen nimmt. Das pefide Katz-und Maus Spiel nimmt immer intensivere Formen an und geht dabei auch nicht spurlos an einem selbst vorbei, macht sich doch ein phasenweise äußerst beklemmendes Gefühl breit, das man nicht so schnell wieder ablegen kann. Dabei wurde sorgsam darauf geachtet, das sich die Gewaltspirale kaum merklich immer weiterschraubt und man sich auf einmal in Geschehnissen befindet, die einen sehr bitteren nachgeschmack hinterlassen. Dabei ist es in erster Linie der Kontrast zwischen Tätern und Opfern, der hier extrem nachhaltig hängen bleibt, denn während sich die Bankräuber immer mehr in ihrem sadistischen Verhalten gefallen, nimmt die Angst bei den Mädchen immer konkretere Formen an. Auch an dieser Stelle muss man noch einmal das Schauspiel der Akteure besonders loben, denn auch wenn Lovelock und Bolkan ein wenig hervorstechen, so hinterlassen auch alle anderen Darsteller einen grandiosen Eindruck, was ganz automatisch zu einem authentischen Eindruck des Szenarios führt. Das sich die Geschehnisse am Ende vollkommen umdrehen, ist hier eine fast schon logische Schlussfolgerung und man selbst verspürt schon eine diebische Art der Befriedigung, wenn sich die Rollen der Protagonisten vertauschen. Wie sich dann letztendlich der finale Showdown entwickelt kann man sich wohl bildlich vorstellen, es kommt zu einer totalen Verschiebung der bisherigen Machtverhältnisse und der Entladung des Schmerzes und der aufgestauten Wut bei den Frauen sind keinerlei Grenzen mehr gesetzt.

Letztendlich handelt es sich bei Prosperi's Werk um einen exzellenten Vertreter des italienischen Kinos, der seine absoluten Highlights in der vorhandenen Atmosphäre und im exzellenten Schauspiel seiner Darsteller hat. Ganz bewust hat man anscheinend darauf verzichtet, die Geschichte mit überflüssiger Gewalt anzureichern und diese hat der Film auch überhaupt nicht nötig, um einen sehr überzeugenden Gesamteindruck zu hinterlassen. Es ist die Situation an sich, die hier immens brutal auf den Zuschauer einwirkt und die darstellerischen Leistungen tun ihr Übriges, um diesen Zustand noch zusätzlich hervorzuheben. Meiner Meinung nach wurde alles genau richtig gemacht, um hier einen äußerst sleazigen Thriller zu kreieren, der auch noch längst nach dem Abspann eine nachhaltige Wirkung bei einem selbst hinterlässt.


Fazit:


"La Settima Donna" so der Original-Titel ist ein äußerst intensiver Rape and Revenge Beitrag, der auch ohne explizite Gewaltdarstellungen in jeder Hinsicht überzeugen kann. Eine spannende Geschichte, eine dichte -und beklemmende Grundstimmung, sowie grandios auftrumpfende Schauspieler machen dieses Werk zu einem wahren Film-Erlebnis, das man nicht so schnell vergessen wird.


8,5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Heartbreak Ridge
(Heartbreak Ridge)
mit Clint Eastwood, Marsha Mason, Everett McGill, Moses Gunn, Eileen Heckart, Bo Svenson, Boyd Gaines, Mario Van Peebles, Arlen Dean Snyder, Vincent Inzarry, Tom Villard, Mike Gomez
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: James Carabatsos
Kamera: Jack N. Green
Musik: Lennie Niehaus
FSK 18
USA / 1986

Sergeant Tom "Gunny" Highway ist noch ein Kämpfer der alten Schule. Seine Narben und Orden hat er sich bereits im Korea-Krieg verdient. Als Ausbilder in einer Kompanie der Marines wird ihm ein Haufen junger Rekruten zugeteilt. Mit eiserner Faust trommelt er Disziplin und Power in die Truppe. Dass seine Methoden aber gar nicht so veraltet sind, wie seine Vorgesetzten behaupten, kann der alte Haudegen schon bald beweisen: Ein Kampfeinsatz auf einer Karibikinsel steht bevor...


Clint Eastwood hat eigentlich nie zu der Art von Schauspielern gezählt, die sich durch ganz besondere Ausdruckskraft und extrem viel Talent in den Vordergrund rücken konnten. Dafür zählt er jedoch ganz eindeutig zu der Gruppe, die einen ganz bestimmten Typen von Mann darstellen können und dabei mit ziemlich begrenzten Mitteln einen ungeheuer glaubwürdigen Eindruck beim Zuschauer hinterlassen. In seinem Fall ist es der bärbeißige-und eher schweigsame Einzelkämpfer, der ohne großes Palaver viel lieber Taten sprechen lässt. Die Rolle des Gunny Highway in diesem Film ist ihm dabei förmlich auf den Leib geschneidert worden, mimt er doch einmal mehr ein scheinbar übrig gebliebenes Exemplar eines Marines, dessen Ansichten so gar nicht mit den modernen Methoden der Elite-Kämpfer übereinstimmen. Dieser Aspekt der Geschichte wird auch selbstverständlich oft genug während der Geschehnisse in den Vordergrund gerückt, wobei sich Highway hauptsächlich mit seinem arroganten Vorgesetzten auseinandersetzen muss.

Kann man zu Beginn des Filmes noch schnell den Eindruck erlangen das es sich einmal mehr um ein patriotisch angehauchtes Werk aus den USA handelt, so beinhaltet die Story dann aber vielmehr die Thematik wie wichtig es ist, für einen eventuellen Kriegseinsatz sehr gut ausgebildet zu sein. Zugegebenermaßen liegt hier ein sehr starker Kontrast vor, wenn man die von Highway betreute am Anfang und am Ende des Szenarios begutachtet, denn die Wandlung der jungen Männer kann man ohne zu übertreiben als drastisch bezeichnen. Hat man es zu Beginn noch mit einer Horde lustlosen Hippies zu tun die ihrem Ausbilder auf der Nase rumtanzen wollen, so bekommt man es zum Ende hin mit einer schlagkräftigen Truppe zu tun, in der auch jeder Verantwortung für seine Kameraden übernimmt. Insbesondere die zu Beginn vorherrschende Gammel-Leidenschaft der Gruppe scheint einem ein wenig unglaubwürdig, kann man sich ein solches Verhalten bei den US-Marines doch nur schwerlich vorstellen. Um den Unterschied jedoch klar und deutlich ins Bild zu setzen, ist die überspitzte Skizzierung der Charaktere absolut notwendig, zudem ist es auch ein wesentlicher Bestandteil der humoristischen Seite dieses Filmes.

Und so bekommt man auch phasenweise exzellente Situationskomik geboten, wobei man aber auch die bissigen Dialoge keinesfalls außer acht lassen sollte, die es immer wieder zu hören gibt. Die markigen Sprüche eines Clint Eastwood dürfen natürlich auch nicht fehlen und sind in ausreichendem Maße vorhanden, so das Fans des Haudegens das Herz im Leibe vor Freude höher schlagen dürfte. Aber "Heartbreak Ridge" beinhaltet auch eine Menge Spannung und viel Action, die hauptsächlich im letzten Drittel des Filmes zum Vorschein kommt, als die Truppe mit dem Ernstfall konfrontiert wird. Bis dahin muss man sich mit der Ausbildung der Männer und einigen kleinen Scharmützeln zufrieden geben, wobei sich die Ereignisse aber durchgehend extrem kurzweilig-und unterhaltsam gestalten, so das erst gar keine langatmigen Passagen auftreten können. Eastwood, der hier gleichzeitig auch als Regisseur verantwortlich zeichnet ist es gelungen, eine erstklassige Mixtur aus Action-und Humor zu finden, wobei die Geschichte zu keiner Zeit albern erscheint.

Im Endeffekt ist "Heartbreak Ridge" ein Film, den man sich immer wieder sehr gut anschauen kann und der so gar nichts von den ansonsten stark patriotisch angehauchten Genre-Kollegen an sich haften hat. Nach mittlerweile über 25 Jahren hat die Story rein gar nichts von ihre Faszination und Klasse eingebüßt und hinterlässt immer wieder den Eindruck, als wenn der gute alte "Dirty Harry" zum Militär gegangen wäre. Denn ebenso stur und markant wie der legendäre Inspector agiert der Hauptdarsteller auch in diesem Film, nur das die Hauptfigur rein optisch gesehen eine vollkommen andere ist. Wie dem aber auch sei, wer dieses Werk noch nicht kennen sollte, muss diesen Zustand unbedingt ändern, da er ansonsten ein wirklich sehenswertes Filmchen verpasst.


Fazit:


"Dirty Harry" hat das Fach gewechselt und agiert nun als knochenharter Ausbilder bei den US-Marines, diesen Eindruck hinterlässt die Schauspiel-Legende Eastwood jedenfalls beim Zuschauer. Auch hier sind markige Sprüche und eine stoische Mimik als absolutes Markenzeichen auszumachen, was den sogenannten harten Hund einmal mehr erstklassig zur Geltung bringt.


8/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Der Samariter - Tödliches Finale
(The Samaritan)
mit Samuel L. Jackson, Luke Kirby, Ruth Negga, Alan C. Peterson, Gil Bellows, Aaron Poole, Tom McCamus, Deborah Kara Unger, Tom Wilkinson, Rob Archer, Diana Leblanc, Rufus Crawford, Andrew Butcher, Frank Moore
Regie: David Weaver
Drehbuch: Elan Mastai / David Weaver
Kamera: Francois Dagenais
Musik: Todor Kobakov / David Whalen
FSK 16
USA / 2012

25 Jahre Knast für den erzwungenen Mord an seinem Freund und Partner haben aus Foley einen einsamen und müden Mann gemacht, der nur noch in Frieden leben will. Doch Ethan, der Sohn des Toten, hat Pläne, für die er einen erfahrenen Betrüger der Extraklasse braucht. Einen wie Foley. Denn 8 Millionen Dollar zieht man niemandem leicht aus der Tasche. Ethan ahnt, dass Foley vermutlich nicht mitspielen will, und so hat er vorsorglich ein teuflisches Netz um den Mörder seines Vaters gesponnen, in dem der sich mit jeder Bewegung mehr verfängt. Doch nichts ist, wie es scheint, und Foley kein Insekt, das einfach nur hilflos zappelt …


Schon seit längerer Zeit ist Samuel L. Jackson längst nicht nur in diversen Blockbustern zu sehen, der gute Mann hat sich mittlerweile zu einem echten Vielfilmer entwickelt und taucht so auch ziemlich oft in eher kleineren Produktionen auf. Im Gegensatz zu anderen Darstellern gelingt es dem charismatischen Schauspieler jedoch fast immer, den Zuschauer durch seine schauspielerischen Fähigkeiten zu überzeugen, wie es auch in vorliegender Geschichte einmal mehr der Fall ist. Die Rolle des scheinbar ausgebrannten Ex-Knackis scheint ihm dabei wie auf den Leib geschneidert und obwohl man sich ganz generell nicht über die Leistungen der gesamten Darsteller-Riege beschweren kann, sticht Jackson hier ganz eindeutig heraus und füllt die Geschichte mit einer unglaublichen Omnipräsenz. Regisseur David Weaver, der bisher eigentlich keinen wirklich herausragenden Film auf den Weg gebracht hat erzählt hier eine von Anfang bis Ende sehr spannende Story, die neben den erstklassigen Performances der Protagonisten in erster Linie von den etlichen Wendungen lebt, die der Story-Plot immer wieder zu bieten hat. Dabei handelt es sich doch im Prinzip um einen recht deutlichen und fast schon banalen Handlungsstrang, doch die vielen eingebauten Überraschungsmomente machen aus einer eher simplen Geschichte einen echten Hingucker.

Natürlich ist das Geschehen auch mit einigen typischen Klischees behaftet, denn auch hier bewahrheitet sich der übliche Spruch, das Ex-Knackis trotz sämtlicher guter Vorsätze immer wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt werden. Was Weaver jedoch aus dieser Thematik herausgeholt hat ist absolut bemerkenswert, denn die Umsetzung wirkt doch herrlich erfrischend und ist mit etlichen frischen Impulsen angereichert worden. "Der Samariter" entpuppt sich dabei als ein eher ruhiger Thriller, der sich vor allem in der ersten Filmhälfte genügend Zeit für eine ausführliche Beleuchtung der einzelnen Charaktere nimmt. Rein optisch gesehen erinnert das Szenario phasenweise an den Film noir, der Zuschauer wird mit teils düsteren Schauplätzen konfrontiert, die irgendwie auch das Gefühl von Tristesse und Hoffnungslosigkeit verbreiten. Das steht dem Gesamtbild sehr gut zu Gesicht und entfaltet trotz mangelnder Action-Passagen einen äußerst intensiven Eindruck der Ereignisse, die manchmal schon ein starkes Gefühl der Schwermut aufkommen lassen.

Nachdem sich im Laufe der Zeit immer mehr Zusammenhänge erkennen lassen, die insbesondere das Leben der Hauptfigur Foley (Jackson) auf den Kopf stellen, überkommt einen schon die düstere Vorahnung, das die Geschichte keinesfalls mit einem Happy End enden wird. Diese Ahnung soll sich dann letztendlich auch bestätigen, wobei ich nicht weiter darauf eingehen möchte, um niemandem die Spannung zu nehmen. Es handelt sich aber auf jeden Fall um einen finalen Shodown, der nahezu perfekt in das Szenario hineinpasst, auch wenn dadurch ein extrem tragischer Hauch in das Geschehen einzieht, der einen mit einem bitteren Beigeschmack aus diesem äußerst sehenswerten Film entlässt. "Der Samariter" ist meiner Meinung nach ein echter Geheim-Tipp und bietet Filmkost der gehobenen Klasse. Ein glänzend aufspielender Samuel L. Jackson ist hierbei sicherlich als das absolute Highlight anzusehen, doch auch in allen anderen Punkten weiß das Werk durchgehend zu überzeugen.

Letztendlich hat David Weaver hier eine ganze Menge richtig gemacht, wobei die Auswahl der Darsteller als absolut perfekt bezeichnet werden kann. Die glaubwürdige Darstellung der jeweiligen Charaktere ist ein ganz wichtiger Bestandteil des Gesamtwerkes, denn nur so kann das Szenario auch die gewünschte Wirkung beim Betrachter hinterlassen. Eine sehr wendungsreiche Geschichte, viel Spannung und eine in manchen Phasen herrlich düstere Grundstimmung runden ein überzeugendes Gesamtbild sehr gut ab, so das man hier bedenkenlos eine Empfehlung aussprechen kann.


Fazit:


Eine ruhige Erzählweise der Ereignisse lässt hier dennoch ein hohes Maß an Intensität entstehen. Diverse Wendungen-und Überraschungsmomente peppen eine vom Prinzip her banale Gauner-Geschichte gewaltig auf und lassen das gesamte Szenario in einem vollkommen anderen Licht erscheinen. Hinzu kommen etliche emotionale Momente, die vor allem zum Ende hin eine sehr tragische Note erkennen lassen, so das streckenweise auch gewisser Tiefgang zu erkennen ist.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS 5.1, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 90 Minuten
Extras: Making Of, Deleted Scenes, Interviews, Trailer, Trailershow
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Blutiger Schatten
(Solamente nero)
mit Lino Capolicchio, Stefania Casini, Craig Hill, Massimo Serato, Juliette Mayniel, Laura Nucci, Attilio Duse, Gianfranco Bullo, Luigi Casellato, Alfredo Zammi, Alina Simoni, Emilio Delle Piane
Regie: Antonio Bido
Drehbucj: Marisa Andalo / Antonio Bido
Kamera: Mario Vulpiani
Musik: Stelvio Cipriani
ungeprüft
Italien / 1978

Das Grauen schleicht durch die Gassen von Venedig. Eine Serie grässlicher Morde bestimmt das Nachtgeschehen und hält die Menschen in Angst und Schrecken. Stefano, ein junger Wissenschaftler, besucht seinen Bruder Paolo, der in Venedig als Pfarrer arbeitet. Als er aber die Malerin Sandra trifft, verliebt er sich in sie. Das junge Glück wird von den momentanen Schrecken und einem blutigen Schatten getrübt. Okkultismus und geheimnisvolle Kräfte scheinen ihre Finger im Spiel zu haben. Plötzlich macht Stefano eine schreckliche Entdeckung...


Nach "Die Stimme des Todes" aus dem Jahre 1977 folgte hier nur ein Jahr später gleich der zweite Giallo, der unter der Regie von Antonio Bido entstanden ist. Dabei gehen die Meinungen über "Blutiger Schatten" bei den Fans so manches Mal ziemlich auseinander, bietet der Film für viele nicht mehr als den absoluten Durchschnitt, für andere jedoch ein absolutes Highlight des Genres. Ich persönlich zähle mich hier zur zweiten Gruppe, denn die hier erzählte Geschichte hat mich von der ersten Sekunde an in ihren Bann gezogen. Das liegt hauptsächlich an der wirklich erstklassigen Atmosphäre, die sich durch das gesamte Geschehen zieht und dabei äußerst dicht-und stimmungsvoll daher kommt. Als zweite große Stärke ist sicherlich der gezogene Spannungsbogen auszumachen, denn Bido hat es meisterlich verstanden, die vorhandene Schraube kontinuirlich immer fester anzuziehen, so das sich erst kurz vor dem Ende alles entladen kann und dem Zuschauer ein Täter präsentiert wird, mit dem man nicht unbedingt rechnen konnte.

Die wirklichen Zusammenhänge der Mord-Serie werden sehr lange im Dunkeln gehalten und so manche bewusst gelegte Fährte führt einen hier in die Irre, bevor sich zum Ende hin alles lückenlos aufklärt. So ist auch die Aufmerksamkeit des Betrachters jederzeit gewährleistet, der sich nur zu gern an diesem geheimnisvollen Rätselspiel beteiligt, bei dem man immer wieder kleinere Puzzle-Teilchen serviert bekommt, die man in mühsamer Kleinarbeit zusammensetzen muss. Als mögliche Täter werden dabei einige der Charaktere präsentiert, nur fehlt es im Prinzip an jeglichen Motiven, die hier die Morde erklären könnten. Doch gerade dieser Aspekt sorgt meiner Meinung nach für jede Menge Thrill, fischt man doch selbst die ganze Zeit über eher im Trüben und versucht sich seinen eigenen Reim auf das Ganze zu machen. Als Anhaltspunkt dient lediglich die Eröffnungs-Szene des Filmes, die mit zunehmender Laufzeit immer wieder eingespielt wird und letztendlich auch untrennbar mit der Motivlage des Killers verbunden ist. Ein weiteres Indiz ist ein Gemälde, das innerhalb der Geschehnisse noch einen ganz wesentlichen Anteil an der Aufklärung der mysteriösen Story haben soll.

Mit der Lagunen-Stadt Venedig hat Bido den nahezu perfekten Schauplatz für sein Szenario gewählt und insbesondere die in der Nacht spielenden Passagen in den engen Straßen sorgen hier phasenweise für eine echte Gänsehaut, die durch die exzellente Geräusch-Kulisse noch zusätzlich untermalt wird. Die dabei bedrohlich aufkommende Atmosphäre geht keinesfalls spurlos an einem vorbei und man kann förmlich spüren, wie sich die Geschichte dem nächsten Mord annähert, der so sicher kommt wie das Amen in der Kirche. Die Kills an sich sind dabei eher blutarm und recht harmlos in Szene gesetzt worden, doch "Blutiger Schatten" hat reißerische Momente auch überhaupt nicht nötig, versteht es der Film doch auch ohne explizite Gewaltdarstellungen jederzeit, in jeder Beziehung zu punkten. Vielleicht hätte sich der ein oder andere ein wenig mehr Spektakel gewünscht, doch in seiner Gesamtheit hat Antonio Bido hier einen Genre-Vertreter kreiert, der absolut stimmig ist und einen herausragenden Gesamteindruck hinterlässt.

Letztendlich liegt es natürlich im Auge des jeweiligen Betrachters, doch für mich persönlich stellt dieses Werk einen der absolut besten Vertreter seiner Gattung dar, den man sich immer wieder gern anschaut. Ein atmosphärischer Giallo, der wirklich sämtliche Zutaten beinhaltet, die dieses Genre so sehenswert erscheinen lassen. Man kann Bido nur jede Menge Respekt für diesen Film zollen, der einen von der ersten bis zur letzten Minute in seinen Bann zieht und der einen Strudel von Ereignissen in Gang setzt, die sich bis zum bitteren Ende extrem geheimnisvoll und mysteriös gestalten.


Fazit:


Von vielen Leuten eher als Durchschnitt abgestempelt, beinhaltet "Blutiger Schatten" eine Story, die durchgehend äußerst spannend und atmosphärisch zu unterhalten weiß. Der Film sollte in keiner gut sortierten Sammlung fehlen, beinhaltet er doch einen ziemlich hohen Wiedererkennungswert und eignet sich jederzeit für eine neuerliche Sichtung.


8,5/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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The Amazing Spider-Man
(The Amazing Spider-Man)
mit Andrew Garfield, Emma Stone, Rhys Ifans, Denis Leary, Martin Sheen, Sally Field, Irrfan Khan, Campbell Scott, Embeth Davidtz, Chris Zylka, Max Charles, C. Thomas Howell, Jake Keiffer
Regie: Marc Webb
Drehbuch: James Vanderbilt / Alvin Sargent
Kamera: John Schwartzman
Musik: James Horner
FSK 12
USA / 2012

Peter Parker wächst bei seinem Onkel Ben und seiner Tante Mary auf. Selbst als junger Mann hat er nicht verkraftet, dass seine Eltern spurlos aus seinem Leben verschwunden sind, als er noch ein kleiner Junge war. Nun glaubt er, einen Hinweis gefunden zu haben, was mit ihnen geschehen sein könnte. Seine Nachforschungen führen ihn zu Dr. Curt Connors, den ehemaligen Partner seines Vaters. Als Peter von einer Spinne gebissen wird, überschlagen sich die Geschehnisse.


Ob es überhaupt nötig gewesen wäre schon jetzt ein Reboot zu Sam Raimis Film aus dem Jahr 2002 zu drehen muss ein jeder für sich selbst entscheiden, doch die hier vorliegende Neuverfilmung hält leider nicht das, was sich so mancher wohl von ihr erwartet hat. Eigentlich bin ich ziemlich unvoreingenommen an die Neuauflage herangegangen, muss im nachhinein jedoch zugeben, das mir die 2002er Spinne erheblich besser gefallen hat. Das ist gar nicht einmal auf den neuen Hauptdarsteller bezogen, denn dieser macht seine Sache trotz eines recht kindlichen Aussehens verhältnismäßig gut, es ist vielmehr die Geschichte, die mich auf keinen Fall überzeugen konnte. Das man sich so weit wie möglich von Raimis Story weghalten wollte, wird eigentlich schon nach wenigen Minuten klar und gegen Neuerungen an sich ist ja auch nichts einzuwenden, allerdings hätte man dem Szenario durchaus ein wenig mehr Spannung und Pepp verleihen können. So aber präsentiert sich doch ganz allgemein ein Szenario, das fast vollkommen ohne Höhepunkte auskommen muss und eine ganze Zeit lang sogar ziemlich vor sich hin plätschert, was nicht unbedingt die Konzentration des Zuschauers fördert, sondern vielmehr zu einigen Ermüdungserscheinungen führen kann. Denn wirklich unterhaltsam gestalten sich die ersten gut 70 Minuten nicht wirklich, wird man doch hauptsächlich mit der äußerst langatmigen Einführung in die Ereignisse konfrontiert, die sich nicht gerade sehr unterhaltsam präsentiert.

Zwar gestaltet sich das Geschehen dann in der Folgezeit weitaus actionreicher, doch ganz ehrlich gesagt hatte ich etwas mehr Spektakel erwartet. Die vorhandenen Action-Passagen sind zwar allesamt sehenswert, bieten jedoch keinerlei neue Impulse und wirken phasenweise schon etwas abgedroschen. Es gibt wirklich überhaupt nichts Überraschendes und das ist höchstwahrscheinlich das größte Defizit eines Filmes, den man sich meiner Meinung nach auch durchaus hätte sparen können. Das gesamte Szenario erscheint irgendwie vollkommen lieblos dahin geklatscht und bietet auch durch die Abweichungen innerhalb der Geschichte keinesfalls etwas, das einen in Begeisterungsstürme ausbrechen lassen würde. Ich möchte hier keinesfalls missverstanden werden und den Film auch nicht schlechter machen als er in Wirklichkeit ist, aber ein echter Funke will zu keiner Zeit überspringen. In dieser Beziehung muss man dann doch feststellen, das die Filme von Raimi ganz generell weitaus interessanter gestaltet waren und einem insbesondere mehr Abwechslung geboten haben, als es das Werk von Marc Webb je tun wird. Sein Inhalt der Story vermag nicht zu überzeugen und erscheint an etlichen Stellen viel zu uninspiriert, was für mich jedenfalls eine ziemliche Enttäuschung darstellt.

Bis auf Hauptdarsteller Andrew Garfield konnten mich die anderen Darsteller in keinster Weise überzeugen, ein Martin Sheen und eine Sally Field hinterlassen hierbei schon fast den Eindruck einer Fehlbesetzung. Aber auch der Rest wartet nicht gerade mit herausragenden Performances auf, um es einmal diplomatisch auszudrücken, teilweise erscheint das Schauspiel sogar seltsam maskenhaft und aufgesetzt, so das man insgesamt gesehen auch in diesem bereich erhebliche Abstriche machen muss. Und so zieht sich ein wahrer Wulst von Mankos durch diesen Film, der in keiner Phase auch nur annähernd an das 2002er Werk herankommt. Für einen Blockbuster, der fast 100.000.000 § mehr gekostet hat als die Version von Sam Raimi wird eigentlich herzlich wenig geboten und man fragt sich ehrlich gesagt, wo das ganze Geld (230.000.000 §) geblieben ist. Zumindest ist es sicherlich nicht für das eher schwache Drehbuch ausgegeben worden, das dem Betrachter eine phasenweise fast schon langweilige Geschichte aufzwingt, an der man keinen wirklichen gefallen finden kann.

Vielleicht bin ich der etlichen Comic-Verfilmungen einfach müde, eventuell ist es aber auch dieser eher mittelmäßige Neu-Aufguss, der mir definitiv keinen überzeugenden Eindruck vermitteln konnte. Eine schwache Story, maximal mittelmäßige Darsteller und keinerlei echte Überraschungsmomente sind nicht sonderlich fördernd für einen guten Gesamteindruck, den "The Amazing Spider-Man" zumindest bei mir nicht hinterlassen konnte. Eine Teilschuld daran trägt auch der Widersacher des Titelhelden, denn "The Lizard" (Dr. Curt Connors) hat mir überhaupt nicht gefallen und lässt zudem auch keinen sonderlich bedrohlichen Eindruck zurück, wie es beispielsweise beim grünen Kobold der Fall war. Da war die Darstellung eines Willem Dafoe doch schon in eine ganz andere Kategorie einzuordnen als die doch eher blasse Performance eines Rhys Ifans, der in diesem Film eine Menge schuldig geblieben ist. Letztendlich kann man sich diesen unnötigen Aufguss eines Superhelden durchaus einmal anschauen, aber einen wirklich nachhaltigen Eindruck hinterlässt das Werk von Marc Webb auf keinen Fall, wobei eine geplante Fortsetzung im Prinzip nur besser werden kann.


Fazit:


Eine bessere Geschichte, bessere Darsteller und ein wenig Spannung hätten diesem Film sicherlich gut zu Gesicht gestanden. So aber kann ich jedem nur raten, lieber zur Trilogie von Raimi zu greifen, denn jeder einzelne Teil ist weitaus besser und interessanter als diese unnötige Neuauflage, die man nicht zwangsweise gesehen haben muss.


6/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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The Human Centipede
(The Human Centipede (First Sequenze)
mit Dieter Laser, Ashley C. Williams, Ashlynn Yennie, Akihiro Kitamura, Andreas Leupold, Peter Blankenstein, Bernd Kostrau, Rene de Wit, Sylvia Zidek, Rosemary Annbella, Mauricio d'Orey
Regie: Tom Six
Drehbuch: Tom Six
Kamera: Goof de Koning
Musik: Patrick Savage / Holeg Spies
ungeprüft
Großbritannien / Niederlande / 2009

Zwei amerikanische Studentinnen touren quer durch Europa. Beim Stopp in Deutschland verfahren sich die beiden auf dem Weg zur Party und haben auf einer verlassenen Waldstrasse eine Reifenpanne. Die beiden stoßen auf ein abgelegenes Haus, in dem der wohl genialste, aber auch bizarrste Chirurg, den Deutschland zu bieten hat, wohnt. Er hegt den abstrusen Plan, aus verschiedenen Körpern eine Art menschlichen Tausendfüßler zusammenzunähen. Und die ersten Opfer hat er dafür schon gefunden…


Wieder einmal bekommt man es mit einem Film zu tun, der die zwiespältigsten Gefühle in einem selbst auslöst, bietet das Werk von Tom Six doch eine Grundidee, die von vielen Leuten als innovativ-von anderen lediglich als absolut krank und abartig angesehen wird. Die Wahrheit liegt sicherlich irgendwo in der Mitte und so kommt es in vorliegendem Fall ganz extrem auf die jeweilige Sichtweise des Zuschauers an, um diesen Film einigermaßen objektiv zu bewerten. Man könnte sich die Sache auch relativ einfach machen und die Hauptfigur Dr. Heiter als eine Art modernen Frankenstein ansehen, jedoch erscheint das hier vorgenommene Experiment so dermaßen abwegig und pervers, das man den guten alten Dr. Frankenstein damit richtiggehend beleidigen würde. Schon die Grundidee der Geschichte hier einen menschlichen Tausendfüssler zu erschaffen, erzeugt bei einem ein Gefühl von Ekel und Abscheu und genau daraus bezieht das Geschehen dann auch seine ganz eigene Faszination. Im Gegensatz zum 2011 erschienenen Nachfolger "The Human Centipede 2" hält man sich hier nämlich im Bezug auf visuelle Härte recht vornehm zurück und präsentiert lediglich einige wenige etwas blutigere Einstellungen. Stattdessen legt Tom Six das Hauptaugenmerk auf die psychische Wirkung seines Szenarios, die einem dann auch durchgehend äußerst stark unter die Haut geht.

So wird beispielsweise die notwendige Operation nur ansatzweise ins Bild gerückt und man bekommt erst das Endprodukt serviert. Damit entsteht dann jedoch ein so immenser Härtegrad im Kopf des Betrachters, der jede explizite Gewaltdarstellung um ein Vielfaches übertrifft. Der Versuch, sich in die makabere Situation der Opfer hinein zu versetzen gelingt fast spielend, so das man sich selbst in die Opferrolle begibt, was die Intensität des Gesehenen noch zusätzlich unterstützt und ein extremes Gefühl der Beklemmung auslöst. Die schier unerträglichen Schmerzen der Protagonisten vermeint man am eigenen Körper zu spüren und die aussichtslose Lage hämmert sich wie in Stein gemeißelt in das eigene Hirn. Hinzu kommt die Darstellung eines Dieter Laser, der die Rolle des psychophatischen Chirurgen auf eine Art und Weise interpretiert, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Der aufkommende Wahnsinn offenbart sich dabei in Mimik-und Gestik, insbesondere der fanatische Gesichtsausdruck des Mannes sorgt für eine ganzzeitig vorhandene Gänsehaut und lässt die Ereignisse äußerst hart-und brutal erscheinen. Die Abartigkeit des Experimentes braucht überhaupt keine Unterstützung durch visuelle Härte, die Vorstellungskraft des Zuschauers ist nämlich vollkommen ausreichend, um hier den absoluten Horror zu entfachen, der mit der Wucht eines Dampfhammers auf einen einprügelt.

Es ist im Prinzip vollkommen egal wie man zu diesem Film steht, Tom Six ist es auf jeden Fall erstklassig gelungen ein Szenario zu schaffen, das einen in eine Strudel der Abartigkeit und Perversion hineinzieht, aus dem man sich unmöglich befreien kann. Obwohl man vom Geschehen angewidert ist, kann man seinen Blick nicht vom heimischen Bildschirm lösen und erliegt der grausamen Faszination einer Geschichte, die einen sehr nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis hinterlässt. Dabei ist es vor allem der tiefe Einblick in die dunklen Abgründe einer menschlichen Seele, der einem am meisten zu schaffen macht. Die hoffnungslose Situation der Opfer tut ihr Übriges, um hier Ekel und Abscheu aufkommen zu lassen, die Ungläubigkeit über das Gesehene verwandelt sich dabei immer mehr in eine Art Schockzustand, aus dem es bis zum bitteren Ende kein Entkommen gibt. Phasenweise fühlt man sich wie paralysiert und kann im Prinzip keinen klaren Gedanken fassen, zu stark wird man in den Sog der Ereignisse hineingezogen und kämpft gegen den aufkommenden Ekel an, der durch die eigene Vorstellungskraft immer wieder aufkommt.

"The Human Centipede" gehört meiner Meinung nach zu den Filmen, die man nur schwerlich als gut oder schlecht einstufen kann. Einerseits ist man wirklich von der Geschichte angewidert und stellt sich immer wieder die Frage, wie krank doch das Gehirn des Regisseurs sein muss, um überhaupt auf eine so abartige Idee zu kommen, andererseits geht vom Geschehen eine so eigenartige Faszination aus, das man den Blick unmöglich abwenden kann. Ganz bewusst wurde hier auf übermäßige visuelle Härte verzichtet und auf die psychische Wirkung gesetzt, die sich wie ein freigesetzter Virus immer tiefer im Kopf des Betrachters festsetzt. Die dabei entstehenden Gefühle sind extrem intensiv und man ist hin-und her gerissen zwischen Schockzustand, Ekel und Abscheu. Ob man sich dieses Werk unbedingt mehrmals anschauen muss wage ich zu bezweifeln, einen Blick ist die Geschichte jedoch auf jeden Fall wert.


Fazit:


Immer wieder gibt es Horrorfilme, die über das Normale hinausgehen und "The Human Centipede" zählt in meinen Augen ganz eindeutig dazu. Der hier dargestellte Horror offenbart sich insbesondere im Kopf des Betrachters und braucht keine großartigen SFX, um seine volle Wirkung zu erzielen. Wer darauf erpicht ist, sollte sich unbedingt den zweiten teil anschauen, der in dieser Beziehung weitaus mehr zu bieten hat. Hier jedoch wird hauptsächlich äußerst intensives Kopf-Kino geboten, das einen gut 90 Minuten lang so intensiv bearbeitet, das man eine geraume Zeit braucht, um das Gesehene erst einmal sacken zu lassen, bevor man wieder zur Normalität übergehen kann.


7/10
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