Liebe Absolventen des Wiener Instituts für eidetische Psychopathologie,
die Erinnerung ist schemenhaft. Ein langer, dunkler Gang, am Ende ein grünliches Licht. Ein leerer Platz inmitten einer Stadt, die vor Touristen wimmelt. Ein weißes Schaukelpferd mit nur einem Auge. Eine Kunstgalerie mit archaischen Statuen. Etwas stimmt nicht mit diesen Bildern. Etwas bleibt im Schatten. Gleich wird es deutlicher. Ein Raum voller Männer mit Bowlingjacken. Eine Wand voller Spiegel, in denen gleich etwas sichtbar wird. Eine angelehnte Tür, hinter der ein rhythmisches Geräusch hervordringt. Ein Schlüsselloch. Die Farbe Gelb.
Wo haben wir das schon mal gesehen? Was haben wir übersehen? Bizarre Cinema taucht wieder einen Monat lang ein in die tiefsten Schichten des eigenen Resthirns:
Achtung, geänderte Anfangszeit:
Sonntag, 5.11.2017, 13.30 Uhr: THE MAD MAGICIAN (im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Magische Welten")
USA 1954, R: John Brahm, 71 Min., 16mm, OF, mit Vincent Price, Mary Murphy, Eva Gabor
Don Gallico strebt nach Höherem und schreckt, als ihm dabei Steine in den Weg gelegt werden, auch vor Mord nicht zurück. Um nicht entlarvt zu werden, setzt er seine Fähigkeiten als Zauberer skrupellos ein. Dennoch fühlt man als Zeuge der Szenerie mit ihm. Letztlich ist er eine getriebene Seele, der ihr Schicksal mehr und mehr entgleitet, grandios verkörpert von Vincent Price.
Text und Einführung: Lillian Robinson
Sonntag, 12.11.2017: Keine Vorführung
Samstag, 18.11.2017, ab 20 Uhr, im B-Movie (
http://www.b-movie.de): GIALLO FEVER!
Bizarre Cinema präsentiert ein italienisches Murder-Mystery-Triple. Mehr Infos in Kürze
Sonntag, 19.11.2017: Keine Vorführung wg. Cinefest (
http://www.cinefest.de/d/pro_uebersicht.php)
Sonntag, 26.11.2017, 14.30 Uhr: GOTHIC (in Kooperation mit dem Cinefest)
GB 1986, R: Ken Russell, 87 Min., 35mm, DF, mit Gabriel Byrne, Natasha Richardson, Julian Sands
Im Juni 1816 kam es in einer Villa am Genfer See zu einer denkwürdigen Zusammenkunft. Lord Byron und sein Leibarzt Polidori empfingen den Dichter Shelley, seine Geliebte Mary Godwin (später Shelley) und ihre Halbschwester Claire Clairmont. Im Rahmen eines abendlichen Gruselgeschichten-Wettbewerbs entstanden zwei Erzählungen, ohne die das Horrorgenre heute undenkbar wäre: Polidoris „The Vaympyre“ und Mary Shelleys „Frankenstein“. In ihrer Darstellung dieser Nacht ging es Regisseur Ken Russell und Drehbuchautor Stephen Volk weniger um die historischen Fakten als um die Beschwörung des künstlerischen Schöpfungsaktes in all seiner exzessiven Pracht. Sie schufen ein cineastisches Monstrum ganz eigener Schönheit, zusammengeflickt aus verdrogter Rockoper und enthemmtem Kostümfilm, halluzinatorischem Psychodrama und deftigem Spukhaus-Horror. Gott ist tot, es lebe Ken Russell!
Text und Einführung: Volker Hummel