Re: Fun - Spaßiges, Kurioses und Dämliches
Verfasst: Mo 22. Aug 2022, 17:08
...und zuweilen liegt das mondoesque Schauerkabinett quasi vor der eigenen Haustür:
Im sogenannten "Bleikeller" des Bremer Domes kann man gegen ein Entgelt von drei Euro insgesamt acht auf natürliche Weise mumifizierte Leichname in Augenschein nehmen, die Ende des 17. Jahrhunderts zufällig entdeckt wurden und für die damalige Zeit eine Sensation darstellten, - selbst Goethe hat man in die Hansestadt locken wollen, indem man ihm einen erwachsenen Finger sowie eine Kinderhand (!) gen Weimar sandte, ein Geschenk, das der Dichterfürst indes ablehnte, jedoch auch nicht zurückgab, weswegen sie noch heute in Thüringen lagern. Im Gegensatz zu vergleichbaren Museen des Makabren wie den kunstvoll arrangierten Knochenhaufen in der römischen Kapuzinerkrypta Santa Maria Immacolata a Via Veneto verzichtet der Bremer Bleikeller auf allzu viel Brimborium und, um im Mondo-Kontext zu bleiben, auf jedwede Abfederungsmechanismen: Während in Rom erstmal ellenlang die Geschichte des Kapuzinerordens entrollt wird und man sich durch zahllose dröge Ausstellungsräume kämpfen muss, bis es endlich hinabgeht zu den heißersehnten Leichen, bekommt man in Bremen genau das geboten, was einen die eigenen morbide Neugierde sehen lassen will: Zwei Räume voll mit Mumiensärgen, dazu etwas Deko an den Wänden, bestehend aus verwitterten Epitaphen, Grabplatten etc. Wo sich Santa Maria Immacolata a Via Veneto aufführt wie ein Mondo, der gar nicht genug scheinheilige Warnungen, moralische Botschaften und halbherzige Legitimationsstrategien aufbieten kann, um seinen sensationsträchtigen Inhalt zu verschleieren, - im Sinne von: Wir zeigen das doch bloß aus historischem/kulturellem/dokumentarischem Interesse! -, bekommt man im Bleikeller die volle Dröhnung schonungslose Shockumentary geboten: Ihr wollt Mumien sehen, ihr bekommt Mumien, nicht mehr, nicht weniger! Ich fand's (natürlich) auf eine eigenartige Art faszinierend, - beklemmend und betörend zugleich...
Im sogenannten "Bleikeller" des Bremer Domes kann man gegen ein Entgelt von drei Euro insgesamt acht auf natürliche Weise mumifizierte Leichname in Augenschein nehmen, die Ende des 17. Jahrhunderts zufällig entdeckt wurden und für die damalige Zeit eine Sensation darstellten, - selbst Goethe hat man in die Hansestadt locken wollen, indem man ihm einen erwachsenen Finger sowie eine Kinderhand (!) gen Weimar sandte, ein Geschenk, das der Dichterfürst indes ablehnte, jedoch auch nicht zurückgab, weswegen sie noch heute in Thüringen lagern. Im Gegensatz zu vergleichbaren Museen des Makabren wie den kunstvoll arrangierten Knochenhaufen in der römischen Kapuzinerkrypta Santa Maria Immacolata a Via Veneto verzichtet der Bremer Bleikeller auf allzu viel Brimborium und, um im Mondo-Kontext zu bleiben, auf jedwede Abfederungsmechanismen: Während in Rom erstmal ellenlang die Geschichte des Kapuzinerordens entrollt wird und man sich durch zahllose dröge Ausstellungsräume kämpfen muss, bis es endlich hinabgeht zu den heißersehnten Leichen, bekommt man in Bremen genau das geboten, was einen die eigenen morbide Neugierde sehen lassen will: Zwei Räume voll mit Mumiensärgen, dazu etwas Deko an den Wänden, bestehend aus verwitterten Epitaphen, Grabplatten etc. Wo sich Santa Maria Immacolata a Via Veneto aufführt wie ein Mondo, der gar nicht genug scheinheilige Warnungen, moralische Botschaften und halbherzige Legitimationsstrategien aufbieten kann, um seinen sensationsträchtigen Inhalt zu verschleieren, - im Sinne von: Wir zeigen das doch bloß aus historischem/kulturellem/dokumentarischem Interesse! -, bekommt man im Bleikeller die volle Dröhnung schonungslose Shockumentary geboten: Ihr wollt Mumien sehen, ihr bekommt Mumien, nicht mehr, nicht weniger! Ich fand's (natürlich) auf eine eigenartige Art faszinierend, - beklemmend und betörend zugleich...