Deliria-Italiano

Salvatore Baccaro hat geschrieben: ↑Do 8. Sep 2022, 22:27 Seit mindestens einer Woche beobachte ich das Schauspiel nun schon. Anfangs dachte ich, da hätten vielleicht Jugendliche am Ufer der Oker gesessen, und ihre Döner oder Dürums nicht vollständig geschafft, und den Rest einfach die Böschung hinab zum Fluss fallenlassen. Oder aber, dass irgendwer seinen Biomüll unfachmännisch entsorgte, indem er ihn einfach über das Brückengeländer in die Tiefe schüttete. Doch jeden Tag wiederholt sich derselbe Anblick, und irgendwann begreife ich, dass all diese Lebensmittel ganz bewusst dort drapiert worden sein müssen: Fladenbrote; ganze Salatköpfe; eine halbierte Wassermelone. Um zu diesem Gabentisch zu gelangen, muss man über eine kleine Mauer steigen und ein Stück das Steilgelände hinuntergehen. Einsehbar ist die Stelle nicht von der Straße, nicht von etwaigen umliegenden Häusern, sondern nur, wenn man sich oben übers Brückengeländer lehnt. Was ich zunächst nur deshalb tue, um mir anzuschauen, wie viel Wasser die Oker derzeit mit sich führt. Allerdings werde ich schnell von dem Gewusel im linken Augenwinkel abgelenkt: Eine Nutria, groß wie ein Hund, tut sich an Gemüse und Backwaren gütlich. Seit mindestens einer Woche beobachte ich das Schauspiel nun schon: Manchmal leisten Enten der Biberratte Gesellschaft; einmal kann ich sie filmen, wie sie umgeben ist von einem Rudel Ratten, so, als sei sie ihre erwählte Königin. Streit entbrennt zwischen den Tieren keiner über die Vorräte, denn es ist genug für alle da. Geschwisterlich wird geteilt, gemampft, geknuspert: Ein Bankett für alle Mägen, La Grande Bouffe. Während ich mich frage, wer um Himmels Willen denn all diese Spezereien Tag für Tag auf diesem schmalen Areal am Ufer verstreut? Und vor allem: Was soll damit bezweckt werden? Ist das das moderne Äquivalent zum Taubenfüttern? Gibt es Verbündete der Nutria, die deren heimliche Stadtübernahme vorbereiten? Oder steckt gar nichts dahinter, bloß der Wunsch, Nutria anzufüttern und ihre Putzigkeit aus sicherer Distanz genießen. Nur weshalb bin ich dann meist allein auf der Brücke, sonst kein Zaungast weit und breit zu sehen, höchstens mal ein paar Kinder, die rufen: Guck mal, Mama!, guck mal, Papa!, die Ratte ist ja riiiiiiiesig!

Salvatore Baccaro hat geschrieben: ↑Di 4. Okt 2022, 00:23 Da werden Kindheitserinnerungen wach! Nahezu alle diese Figürchen besaß ich als Spielzeug in den frühen 90ern. Als halbwüchsiger Bub versuchte ich gar, die spanischsprachigen Beipackzettel per Konversationswörterbuch zu übersetzen, so begeistert war ich. Tatsächlich lagern diese Kleinode wohl noch in einer Kiste irgendwo bei meiner Mutter, sofern sie inzwischen nicht zum Rattenfraß geworden sind. Ich habe ewig nicht an die einzelnen Gestalten gedacht, und nun, wo ich sie virtuell wiedersehe, kocht die Vertrautheit in mir hoch, und jedes Detail wirkt plötzlich sehr vertraut. Am schönsten ist genau dieses Gefühl, das mich heute durchbebt, vielleicht von Iván Zulueta in ARREBATO dargestellt worden, Stichwort: Ein Sticker-Album zum Thema "König Salomons Minen"...

http://www.i-mockery.com/minimocks/super-monstruos-yolanda-figures/