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BLAP, ich bin stets baff von deinen ausführlichen Reviews
Bist/wirst Du Medien Reporter?
Oder machst Du ein Fanzine? Wenn nein, dann mal los!!
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Gruss,
Der Doktor mit der Praxis im Keller....
Bevor ich es vergesse, den 8,00 Zuschlag/Monat bitte noch an die verarmten Krankenkassen bezahlen und die Praxisgebühr sowieso.
Das sind "eigentlich" nur Kurzkommentare. IMHO würde eine wirklich ausführliche Rezension weitaus mehr ins Detail gehen. Doch dazu fehlt mir dann doch der Antrieb, denn ich schaue letztlich Filme lieber als darüber zu schreiben. Die Idee einen Kommentar zu den geschauten Filmen zu schreiben, ist daraus entstanden, dass ich auch in "Nicht-Filmforen" unterwegs bin, dort wollte ich einfach ein wenig "Werbung" für Filmschätzchen zu machen. Viele an Filmen interessierte Menschen kennen nur den aktuellen Mainstream und ein paar "Klassiker", was ich sehr schade finde, denn es gibt soooo viele Perlen zu entdecken!
Wirklich "semiprofessionell" zu schreiben, überlasse ich lieber den Fachleuten. Ich tippe einfach ein paar Gedanken in die Tastatur, die mir als Filmliebhaber nach dem Genuss spontan durch den Kopf gehen. "Werden" werde ich nichts mehr -zumindest nicht beruflich- denn ich bin bereits in den Ruhestand eingetreten (worden).
Die gesetzlichen Krankenkassen bekommen nichts von mir, ich bin Privatpatient.
Blap hat geschrieben:
Viele an Filmen interessierte Menschen kennen nur den aktuellen Mainstream und ein paar "Klassiker", was ich sehr schade finde, denn es gibt soooo viele Perlen zu entdecken!
Die gesetzlichen Krankenkassen bekommen nichts von mir, ich bin Privatpatient.
Ja leider. Alte Filme sind für die jüngeren ja schon Filme aus dem letzten Jahrhundert, was ich ja noch verstehe. Sehr viel ältere Filme gibt es ja wohl nicht, ausser Ende des 19. Jhd. Aber Filme, die aus den 90ern stammen, als uralt zu bezeichnen, ist schon derb. Alles davor ist uninteressant. Geht nicht mehr ohne Computereffekte, ein Film muss rasend schnell sein.Ich persönlich mag lieber die 70er/80er und neuerdings auch 60er,selbstverständlich auch Klassiker von 1930-1950er Jahre. Nicht so schnell abgedrehte Storys, nur auf Effekte und Kurzweiligkeit abgezielt. Obwohl die meisten alten Filme grade mal 60-70min. gehen, ist da mehr verpackt, als in den modernen Filmen. Die moderneren Filme sind eh nur abgekupfert ("alles schon mal gesehen") von den alten.
Bei einem guten Film kommt es wohl nicht auf das Budget drauf an, sondern vielmehr um die Umsetzung. Zudem viel schwieriger, mit wenig Budget etwas zu leisten und trotzdem was anspruchsvolles auf die Leinwand zu zaubern, mit Kohle ist es viel einfacher, ohne muss man die Fantasie und technische Fähigkeiten spielen lassen.
Und diese Kunst ist nicht vielen gegeben.
Das kann ich alles unterschrieben. Meine "Lieblingsjahrzehnte" sind die 60er und 70er Jahre, jedoch mag ich auch spätere Filme und aktuellen Stoff gern. Klar, man hat seine speziellen Vorlieben -sonst wäre man nicht in diesem Irrenhaus gelandet- aber es macht mir auch immer wieder Freude über den Tellerrand zu blicken.
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Die Tür mit den 7 Schlössern(Deutschland 1962, Originaltitel: Die Tür mit den 7 Schlössern)
In der Waterloo Station bricht ein Mann zusammen. Was zunächst wie ein tragischer Herztod anmutet, stellt sich bald als hinterhältiger Mord heraus. Inspector Dick Martin (Heinz Drache) kann zunächst keinen Zusammenhang zu einem weiteren Todesfall herstellen, bis ihm sein Vorgesetzter Sir John (Siegfried Schürenberg) ein interessantes Detail präsentiert. Beide Opfer trugen einen Schlüssel bei sich, der an einer Kette befestigt war, die Gegenstände sind sich zum Verwechseln ähnlich. Die Fäden laufen im Anwesen des längst verstorbenen Lord Selford zusammen, der sieben Schlüssel an sieben Personen seines Vetrauens verteilte. Der Kriminalbeamte trifft bei seinen Ermittlungen auf den kalten Wissenschaftler Dr. Antonio Staletti (Pinkas Braun), den kleinen Gauner Tom Cawler (Jan Hendriks), sowie die merkwürdigen Eheleute Cody. Gatte Bertram (Werner Peters) steht offensichtlich unter dem Pantoffel seiner hartherzigen Frau Emely (Gisela Uhlen). Irgendwer scheint die Nachforschungen von Martin und seinem Assistenten Holms (Eddi Arent) mit Gewalt zu unterbinden wollen, doch dies spornt den Inspector erst so richtig an. Erfreulicherweise lernte er kurz zuvor die hübsche Sybil Lansdown (Sabine Sesselmann) kennen, die ihm einen wichtigen Hinweis bezüglich seiner Nachforschungen geben konnte. Wer oder was steckt hinter den Morden und den Anschlägen, geht es tatsächlich nur um eine feiste Erbschaft...???
"Die Tür mit den 7 Schlössern" ist die zehnte Wallace Verfilmung von Rialto Film. Gleich zwei für die Reihe wichtige Schauspieler geben hier ihren Einstand. Da wäre Heinz Drache, quasi der nach Joachim Fuchsberger emsigste Ermittler, und natürlich Siegfried Schürenberg in der Rolle des Sir John. Beide waren zwar bereits 1960 in der Wallace Verfilmung "Der Rächer" zu sehen, jedoch wurde dieser Titel nicht von Rialto, sondern von Kurt Ulrich-Film produziert. Auch sonst konnte Regisseur Alfred Vohrer einmal mehr aus dem Vollen schöpfen, sämtliche Rollen sind sehr ansprechend besetzt. Sabine Sesselmann erfreute das Auge schon in "Das Geheimnis der gelben Narzissen (1961), ich finde allerdings Gisela Uhlen deutlich attraktiver, obwohl sie hier als "Böse" naturgemäss ein wenig "unsexy" ins Szenario eingebracht wird. Eddi Arent ist oft ein Grenzfall, manchmal angenehm und sympathisch, ab und an aber auch etwas nervig. Hier ist seine Rolle recht gross ausgefallen, glücklicherweise kommt er in diesem Streifen durchaus liebenswert rüber. Klaus Kinski taucht zu Beginn kurz auf, schiebt Panik und wird erlöst. Erneut grausig poltert Adi Berber durch die Kulissen, dem Burschen möchte man selbst am hellichten Tag nicht begegnen. Presswurst Werner Peters überzeugt als kleiner Speichellecker, der von Gisela Uhlen herrlich drangsaliert wird. Der sinnliche Höhepunkt ist aber eindeutig Pinkas Braun, der Mann liefert hier eine absolut fiese und irre Leistung ab, ganz grosses Kino! So sehr ich Joachim Fuchsberger mag, so schwer tue ich mich oft mit Heinz Drache. Mir kommt der gute Mann immer so vor -verzeiht meine Formulierung- als hätte er einen Stock im Arsch. Nun hat man -wohl um Drache locker darzustellen- ihm einige flotte Sprüche in den Mund gelegt, nebenbei führt er kleine Zauber- und Kartentricks vor, mit denen er seinen Assistenten beindruckt. Früher mochte ich Drache kaum ertragen, inzwischen habe ich meinen Frieden mit dem Mann gemacht, sehe ihn als nette Abwechslung zu Blacky Fuchsberger (Aber ehrlich gesagt freue ich mich immer sehr, wenn Blacky dann doch statt Drache zu sehen ist). Was solls, so hat eben jeder seine persönlichen Vorlieben.
Die Handlung konnte mich ohne Probleme jederzeit bei der Stange halten. Gegen Ende explodiert Pinkas Braun regelrecht, seine "Mad Scientist" Nummer ist einfach grossartig, selbst das Kellerlabor samt "Monster" fehlt nicht. Den extrem konservativen Krimifreund mögen diese Momente vielleicht gar stören, ich finde es absolut herrlich, wie Alfred Vohrer hier den wüsten Popanz von der Leine lässt. Die Auflösung der Geschichte kommt logisch und nachvollziehbar daher. Man ahnt zwar bereits recht früh, dass ein vermeintlich ehrenwerter Herr sein wahres Gesicht geschickt hinter einer seriösen Fassade verbirgt, der Freude tut dies aber keinen Abbruch. Das endgültige Finale ist vielleicht ein wenig zu fad inszeniert, da Pinkas Braun uns bereits zuvor den wahren Klimax des Werkes schenkte. So kommen mir die letzten Einstellungen ein wenig vor, als wäre ich nach einer Wanderung durch eine prachtvolle Landschaft auf einen Hügel gestiegen, doch oben erwartet mich nicht der ersehnte Ausblick, sondern es breitet sich lediglich eine nüchterne Rasenfläche vor meinen Augen aus.
Trotz kleiner Schwächen ist "Die Tür mit den 7 Schlössern" ein guter Krimi, Pinkas Braun möchte man für seinen Auftritt einen Orden verleihen. Wie üblich gibt es den Film einzeln oder als Teil einer Box, wie üblich ist das Box-Set die bessere Wahl. Die "Edgar Wallace Edition 3" enthält ausserdem folgende Titel:
- Das Rätsel der roten Orchidee
- Das Gasthaus an der Themse
- Der Zinker
Ein unterhaltsamer und sehr sehenswerter Wallace. Gut = 7/10
Auf einer Hamburger Mülldeponie wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Man zieht den erfahrenen Ermittler Perrak (Horst Tappert) hinzu, da er sich im lokalen Milieu bestens auskennt. Bereits am Fundort des toten Körpers genügt Perrak ein kurzer Blick, um die wahre Identität der Leiche aufzudecken. Die junge Frau ist ein junger Mann, ein einschlägig bekannter Transvestit. Bei seinen Nachforschungen stösst der Kripobeamte immer wieder in Wespennester. Fiese Erpresser, sexuelle Ausschweifungen, ein gut getarntes Bordell unter der Leitung einer alten Bekannten, selbst hohe Amt- und Würdenträger scheinen in den Fall verwickelt zu sein. Als Perrak den stadtbekannten Gauner Kaminski (Hubert Suschka) zu sehr in Bedrängnis bringt, wird sogar der Sohn des Polizisten entführt. Doch Perrak lässt sich von keinem noch so widerwärtigen Verbrecher stoppen...
Regisseur Alfred Vohrer wurde durch seine zahlreichen Arbeiten für Rialto Film zu einem gefragten Mann. Etliche Edgar Wallace und Karl May Verfilmungen gehen auf sein Konto. In den späten sechziger Jahren verliess Vohrer Rialto und wechselte zu Roxy Film, nach dieser Phase wurde er für das Fernsehen aktiv (Derrick, Der Alte). Aus seiner Zeit bei Roxy Film stammt auf "Perrak". Alle Beteiligten lassen hier ordentlich die wilde Wutz von der Kette, offensichtlich hatte man am Set des Films jede Menge Freude (es kommt zumindest so rüber). Horst Tappert zeichnet die Figur Perrak als eine Art "weniger trockenen Vorläufer" seiner späteren Paraderolle Derrick. Immer einen Spruch auf den Lippen, bei Bedarf auch harsch zupackend. Der Film kommt mit herrlichen, oft groben Dialogen daher, gewährt Einblicke in die Halbwelt der norddeutschen Metropole Hamburg. Vohrer suhlt sich mit Wonne im Sumpf der Gauner, Bordelle und vor allem der Transen. Da der gute Herr Vohrer dem eigenen Geschlecht zugeneigt war, konnte er sich hier so richtig austoben, warum auch nicht! Es macht einfach riesigen Spass das Deutschland der frühen siebziger Jahre auf diese Weise zu betrachten. Aus heutiger Sicht unfassbar inkorrekte Ansagen, hier gibt keine Schwarzen sondern Bimbos. So wird dann auch ein maximalpigmentierter Mitmensch von Gauner Kaminski -vortrefflich ekelhaft von Hubert Suschka gespielt- unter sklavenhaften Bedingungen gehalten und ständig gedemütigt. "Ich heisse nicht Bimbo!", beschwert sich der arme Bursche. "Du heisst Bimbo, Bimbo!", schallt es aus Kaminskis Schandmaul zurück (zumindest so in der Art, ich habe den genauen Wortlaut nicht im Kopf). Doch natürlich bepöbelt sich der Pöbel auch untereinander, beschimpft die Bullen, packt bei Bedarf Schlagring und Wumme aus. Doch nicht nur Tappert und Suschka rocken richtig ab! Werner Peters kommt gewohnt abstossend daher, Arthur Brauss (hier supercool als Art Brauss unterwegs) gibt einen Handlanger Suschkas.Walter Richter taumelt volltrunken und abgewrackt über die Müllkippe, Wolf Roth mimt einen tragischen Kleinkriminellen, Jochen Busse schleimt verschlagen durch die Kulissen. Nicht zu vergessen Judy Winter als Puffmutter... ...hach, sie sind einfach ALLE grandios!
Die Handlung überrascht mit diversen Wendungen, ergo sollte man trotz des hohen Spassfaktors aufmerksam am Ball bleiben! Nun könnte man bemängeln, dass sich der Film in der zweiten Hälfte wie ein glitschiger Aal windet. Doch ich bin der Ansicht, gerade deshalb werden auch weitere Sichtungen noch jede Menge Unterhlatungswert bieten, der Streifen sich nicht so schnell "abnutzen". Am Ende laufen alle Fäden zusammen, Perrak präsentiert und ausführlich seine Auflösung des Falls, nachvollziehbar und logisch! Deutscher Kriminalfilm trifft auf Sleaze. Das Ergebnis kann man von mir aus als Krautploitation bezeichnen, was der Sache wohl einigermaßen gerecht wird. Schändlich ist allerdings die Tatsache, dass es bisher keine DVD Auswertung dieses wunderbaren Vohrer Films gibt. Ich hoffe da tut sich in der Zukunft etwas!!!
Sehr gut! Mehr davon! Danke Frau Vohrer! 8/10
Lieblingszitat:
"Ich hab das Gefühl, Perrak, dass Sie mit Leichen doch ganz gut können."
"Danke! ...und was für ein Gefühl haben Sie noch?"
(Man könnte wohl eine ganze Seite mit prächtigen Zitaten dieser Sause füllen! Besorgt euch den Stoff und schaut selbst, es lohnt sich!)
Jacob Remy (Warren Oates) und seine Bande überfallen eine Bank. Dabei geht das Gesindel extrem rücksichtslos und brutal vor, die meisten Bewohner der kleinen Ortschaft werden abgeknallt wie räudige Köter. Dieser Raubzug soll der letzte von Remy und Konsorten sein, mit der reichhaltigen Beute will man sich nach Mexiko absetzen. Dort soll geteilt werden und jeder kann seines Weges gehen. Nicht weit von der mexikanischen Grenze entfernt, betreibt der kantige Travis (Lee Van Cleef) eine Fähre. In der näheren Umgebung gibt es keine Alternative, will man mit schwerem "Gepäck" über den Fluss kommen. Remy und sein Gefolge müssen auf ihrer Flucht über den Fluss. Ergo trifft eine kleine Vorhut ein, schliesslich ist man auf die Fähre angewiesen, daher muss sie rechtzeitig unter Kontrolle gebracht werden. Zwar können die Schergen den Fährmann zunächst überwältigen, doch sie haben nicht mit dessen Freund Mountain Phil (Forrest Tucker) gerechnet, der alte Trapper setzt die Schurken ausser Gefecht. Bevor Remy anrückt, bringt Travis die Siedler der bei seiner Fähre gelegenen Ortschaft über den Fluss in Sicherheit. Der Oberschurke schäumt vor Wut, er kann und will nicht begreifen, wie jemand die Frechheit besitzen kann ihm die Stirn zu bieten. Der fiese Franzose Marquette (Kerwin Mathews) ist der wichtigste Vertraute und "Berater" des cholerischen Banditen, doch selbst seine Rätschläge verpuffen sang und klanglos. Remy hat sich in seinen perfekten Plan verbissen, jede Änderung lehnt er mit Nachdruck ab. Während Remy am Rande des Wahnsinns wandelt, regt sich auf der "sicheren" Seite zaghafter Widerstand. Ein selbsternannter Geistlicher fürchtet um sein Anwesen, er will der Bande die Fähre überlassen. Der Nervenkrieg weitet sich so auch auf die eigenen Reihen aus, wer wird am Ende den Kopf über Wasser halten können...???
Als Regisseur Gordon Douglas 1970 "Barquero" inszenierte, konnte er bereits auf eine lange Karrie zurückblicken. Mir ist besonders der "Ameisen-Schocker" namens "Formicula" (Them!, 1954) in bester Erinnerung geblieben, da ich Monsterfilme sehr liebe und "Formicula" schon als kleiner Rotzlöffel im Fernsehen sah. "Barquero" hat mir eine ähnliche "Seherfahrung" beschert, ich kam 1980/81 in den Genuss einer "Sicherheitskopie" auf VHS. Damals beeindruckte mich der Streifen sehr, verehrte ich Lee Van Cleef doch wegen seiner Auftritte in Sergio Leones Klassikern "Für ein paar Dollar mehr" (Per qualche dollaro in più, 1965) und "Zwei glorreiche Halunken" (Il buono, il brutto, il cattivo, 1966). "Barquero" kommt als US-Western mit "Italo-Einflüssen" daher. Fiesling Remy könnte durchaus einem Beitrag aus dem Stiefelland entsprungen sein, der "Held" Travis ebenso, die Boshaftigkeit mancher Szenen untermauert diese Einflüsse. Dem entgegen steht allerdings die eindeutig amerikanische, eher konservative Art der Inszenierung von Gordon Douglas. Grafische Härten oder besonders kreative Kameraeinstellungen sucht man hier vergeblich. Was den Film wirklich zu einer besonderen Angelegenheit macht, ist weniger sein leichtes "US-Italo-Zwittertum", viel mehr ist es die hier angenehm ausgewälzte, ein wenig unübliche Thematik. Die gegnerischen Parteien beziehen ihren Antrieb nicht aus Rachegelüsten -die wohl DAS Hauptmotiv vieler Western sind- auch geht es nicht um zu kassierendes Kopfgeld. Zwei unverbesserliche Sturköpfe beharren auf ihren Standpunkten, koste es was es wolle. Im wahrsten Sinne des Wortes, spielt der Fluss mittendrin die dritte Hauptrolle. Die Besetzung ist grössenteils erstklassig gewählt. Lee Van Cleef gibt den gewohnt sperrigen Charakter, ein Gesicht wie aus Stein gemeißelt, man möchte auf die Knie fallen. Natürlich kommt er nicht strahlender Held daher. Zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt des Films, offenbart er gar einen recht widerlichen Charakterzug, bleibt dabei aber selbstverständlich ruhig, tiefenentspannt. Warren Oates hingegen darf richtig abgehen. Damit gleich jedermann weiss wo es lang geht, lässt Douglas ihn eine Frau erschiessen, mit der er wenige Sekunden zuvor noch das warme Bett teilte. Im Fortgang der Erzählung durchläuft Remy etliche Stimmungen, pfeift sich eine Tüte durch die Lungen, "erschiesst" den Fluss, den verdammten Fluss! Bei den Nebendarstellern glänzt Forrest Tucker, der einerseits den großväterlichen Trapper mimt, dabei aber auch durchaus bizarre Angewohnheiten und bei Bedarf seine ruppige Seite zeigt. Ein echter Naturbursche, das Herz am rechten Fleck, durch die "Trapperbrille" betrachtet sicher in keinster Weise bizarr oder unangemessen roh. Kerwin Mathews überzeugt als aalglattes Helferlein von Oates, John Davis Chandler passt durch seine widerliche Ausstrahlung, sowie sein schleimiges Äusseres perfekt in die Rolle des kleinen Gauners. Attraktive Damen sucht man hier leider vergeblich. Mir gefallen Mariette Hartley und Marie Gomez überhaupt nicht, an ihren schauspielerischen Darbietungen gibt es allerdings nicht zu bemängeln (Ja, ich fieses Chauvischwein).
"Barquero" möchte ich sowohl Freunden des US- als auch des Italo-Western empfehlen! Zwar hätte ich mir eine deutlichere "Italo-Schlagseite" gewünscht, was bei einem Regisseur wie Gordon Douglas aber kaum zu erwarten ist. Früher gehörte der Film zu meinen absoluten Westernlieblingen, wohl zu meinen persönlichen Top 20. Nun, seither sind viele Jahre ins Land gezogen, doch enttäuscht hat mich "Barquero" auch anno 2010 keinesfalls. Für einen Platz auf dem Altar mag es nicht mehr ganz reichen, für einen schönen Filmabend mit viel Nostalgiefeeling aber auf jeden Fall! Koch Media hat "Barquero" ungekürzt auf DVD veröffentlicht, endlich liegt der Film in ungekürzter Form vor. Die Bildqualität ist überwiegend sehr schön, das Cover nett, ein kleines Booklet liegt bei. Insgesamt also eine runde Veröffentlichung, die man sich als alter -und zukünftiger- Freund des Streifens gern in die Sammlung stellt.
Gut bis sehr gut = 7,5/10 ("Persönlicher Nostalgiewert" = unbezahlbar, herrlich, liebenswert!)
The forbidden Photos of a Lady above Suspicion (Italien, Spanien 1970, Originaltitel: Le foto proibite di una signora per bene)
Minou (Dagmar Lassander) fühlt sich von ihrem Gatten Peter (Pier Paolo Capponi) ein wenig vernachlässigt. Um den Geschäftsmann eifersüchtig zu machen, geht sie am Abend allein aus dem Haus. Ein unbekannter Fiesling (Simón Andreu) fällt die junge Frau an, glücklicherweise artet der Angriff nicht zu einer Vergewaltigung aus, Minou kommt mit einem Schock davon. Eine Sache geht ihr aber nicht mehr aus dem Kopf, fast nebenläufig erwähnte der Angreifer, dass Minous Ehemann ein Mörder sei. Der Bursche meldet sich erneut bei der verstörten Frau, ein Tonband belastet Peter tatsächlich mit allem Nachdruck. Minou sucht den Erpresser in dessen Wohnung auf, doch er will kein Geld von ihr, er will Sex mit der schönen Frau, sie erniedrigen, Macht über sie ausüben. Um ihren Angetrauten zu schützen, lässt sich die mehr und mehr verzweifelnde Minou auf ein schmutziges Spiel ein. Immerhin gibt ihr Dominique (Nieves Navarro) Rückhalt, sie ist die beste Freundin der verängstigten Frau. Allerdings scheint es zwischen Peter und Dominique eine seltsame Spannung zu geben. Minou beunruhigt dies zusätzlich, denn ihre Freundin ist sexuellen Abenteuern gegenüber stets aufgeschlossen. Der Erpresser wird immer penetranter, Minou erleidet einen Zusammenbruch. Welche Absicht verfolgt der Perversling? Wird die hilflose Frau sogar von ihrem Ehemann und ihrer besten Freundin hintergangen...???
Mit "Le foto proibite di una signora per bene" lieferte Luciano Ercoli 1970 seine erste Regiearbeit ab, mit der er gleich einen sehr schönen Giallo präsentierte. Diesem Film folgten zwei weitere Beiträge zum Genre: "Death Walks on High Heels" (La morte cammina con i tacchi alti, 1971) und "Death walks at Midnight" (La morte accarezza a mezzanotte, 1972), in denen seine Lebensgefährtin Nieves Navarro erneut mitwirkte. Nach vier weiteren Filmen verschwand der gute Mann 1977 von der Bildfläche, sehr schade. Zunächst ein paar Worte zu Besetzung von "Forbidden Photos". In diesem Film sind Dagmar Lassander und Nieves Navarro aka Susan Scott ganz klar die Stars, die Herren der Schöpfung stehen eindeutig im Schatten der beiden Schönheiten. Frau Lassander sieht hier wirklich umwerfend aus, sexy und doch ein wenig naiv, sofort wird der Beschützerinstinkt geweckt. Nieves Navarro kommt provokant, ja nahezu abgründig daher, gibt Rätsel auf und fasziniert. Pier Paolo Capponi und Simón Andreu sind sich vom Typ her recht ähnlich, was letztlich durchaus Sinn ergibt, aber ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Dass die Burschen vielleicht recht wenig Kontur besitzen, ist in diesem Fall absolut passend und dem Gesamteindruck IMHO sehr zuträglich. Ercolis Film ist ein Giallo der sich nicht ausufernd in Sex, Sleaze und Gewalt ergeht. Natürlich gibt es immer wieder entsprechende Szenen, die aber zu keiner Zeit besonders wüst werden. Solche "Schauwerte" hat das Werk auch überhaupt nicht nötig, denn die tollen Leistungen der Damen -sowie die "passenden" Auftritte der übrigen Figuren- halten den Zuschauer locker bei der Stange. Die Atmosphäre wird durch die stilvollen Kulissen verstärkt, der Score von Ennio Morricone setzt ein weiteres Ausrufezeichen. Die Titelmelodie gefällt mir prächtig, eine der besten Kompositionen des Meisters. Die sehr schöne Kameraarbeit soll an dieser Stelle ebenfalls nicht vergessen werden.
In Deutschland wurde der Film unter: "Frauen bis zum Wahnsinn gequält" veröffentlicht. Dieser reisserische Titel führt zu eher abwegigen Assoziationen, scheint mir besser für einen wilden und ruppigen "Women in Prison" Brecher geeignet. Nicht zu vergessen, dass hier lediglich eine Frau im Fokus des Bösewichts steht. Nüchtern betrachtet würde "Eine Frau bis zum Wahnsinn gequält" sogar passen, doch wer denkt bei einem solchen Titel schon an einen recht ruhigen und stimmungsvollen Giallo? Also bitte -dem deutschen Titel zum Trotz- keine Sex- und Gewaltorgie erwarten! "Le foto proibite di una signora per bene" ist kein Film für Hektiker. Ercolis Erstling ist ein wundervoller Beitrag zu einem faszinierden Genre, schön, stilvoll und überzeugend entschlüsselt. Besonders die letzte Szene setzt ein weiteres Ausrufezeichen, regt die Phantasie des aufmerksamen Zuschauers an!
Da es im deutschsprachigen Raum keine DVD zu diesem Film gibt, habe ich auf die US Scheibe von Blue Underground zurückgegriffen. Wie für das Label üblich, liegt der Film in schöner Qualität vor, ferner gibt es eine kleine und recht interessante Featurette zu sehen. Auf eine Regionalcodebeschränkung wurde verzichtet. Ein Werk für Freunde des Giallo, ein sehr schmackhaftes Menü für den Geniesser! Sehr gut = 8/10
Lieblingszitat:
"Everyone has his price, even a maniac!"
Der Zinker (Deutschland 1963, Originaltitel: Der Zinker)
Die Unterwelt Londons zittert! Ein geheimnisvoller Schurke fordert von Raubzügen einen Anteil, wer nicht "zahlt" wird bei der Polizei angeschwärzt, im schlimmsten Fall sogar mit Gift heimtückisch getötet. Niemand kennt die wahre Identität des Zinkers. Als ein Gauner dem Burschen tatsächlich zu nahe kommt, bezahlt er dies mit seinem Leben. Inspector Elford (Heinz Drache) jagt ein Phantom, selbst die Einschleusung eines Maulwurfs bringt keinen Erfolg. Welche Rolle in diesem Treiben spielt Mrs. Mulford (Agnes Windeck), die ältere Dame ist stets freundlich, scheint aber mit allen Wassern gewaschen...
"Der Zinker" ist die zwölfte Edgar Wallace Verfilmung aus dem Hause Rialto Film. Regie führte der fleissige Alfred Vohrer, in der Hauptrolle des Ermittlers ist Heinz Drache zu sehen, sein zweiter Auftritt in einem Rialto Wallace. Erfreulicherweise ist seine Rolle hier etwas ernsthafter angelegt, die gequälte Pseudo-Lockerheit aus "Die Tür mit den 7 Schlössern" war ein wenig unpassend, unnötig. Damit ist allerdings auch schon der grösste Pluspunkt von "Der Zinker" abgehakt, denn ansonsten fällt der Film in Vergleich zu den zahlreichen Vorgängern spürbar ab. Der Besetzung mag ich dafür nur zum Teil verantwortlich machen, denn die Schauspieler liefern ordentliche Arbeit, lediglich ein echter Blickfang für das männliche Chauvi-Auge fehlt ein wenig. Vielleicht kommt die Besetzung in diesem Film insgesamt ein wenig zu unscheinbar, zu wenig prägnant daher. Barbara Rütting spielt solide, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck. Agnes Windeck als schlitzohrige Mrs. Mulford überzeugt hingegen rundum, sie sorgt für diverse Schmunzler und hat die Sympathien auf ihrer Seite. Klaus Kinski liefert einen herrlichen Irren ab, Eddi Arent kommt als rasender Reporter daher, sein Ohr immer ein wenig zu spät am Puls des prallen Lebens. Siegfried Schürenberg ist nicht in der Rolle des Sir John zu sehen, dieses Mal ist er als Herausgeber einer Zeitung mit von der Partie. Hinter der Rolle von Jan Hendriks steckt erneut mehr als der erste Blick vermuten lässt. Günter Pfitzmann wirkt in einer wichtigen Nebenrolle mit, seine Leistung ist sicher solide, doch ich sehe Pfitzmann leider nicht gern, hätte lieber auf ihn verzichtet.
Was den Film recht beliebig wirken lässt, ist seine nicht wirklich packende Erzählweise. Sonst verstehen die Wallace Filme es vortrefflich kleine Schwächen und Ungereimtheiten durch ihren Charme zu überspielen, doch leider funktioniert dies bei "Der Zinker" oft nicht überzeugend. Der Film neigt zum dahinplätschern, es fehlen die geliebten Gänsehautmomente, zumindest sind sie weniger ausgeprägt. Zwar ist Vohrer ein viel zu versierter Filmemacher, um den Streifen tatsächlich in das Reich der Belanglosigkeit abstürzen zu lassen, doch es bleibt zu oft bei gut gemeinten Ansätzen. Leider nutzt man das Potential der Figur "Zinker" nicht aus, schade um die vertane Chance. Letztlich ist "Der Zinker" nicht nur der schwächste Film aus der "Edgar Wallace Edtion 3", sondern der Tiefpunkt der ersten zwölf Rialto Wallace Werke. Der Fan wird trotzdem passabel unterhalten. Im Rahmen einer solch umfangreichen Reihe -die insgesamt 32 Filme beinhaltet- verzeiht man kleine Ausrutscher gern. Einsteigern würde ich diesen Streifen eher nicht empfehlen, Fans werden mit "Der Zinker" zumindest nicht unglücklich sein.
Hier noch kurz der übliche Hinweis auf die entsprechende Box, in der drei weitere Titel enthalten sind:
- Das Rätsel der roten Orchidee
- Die Tür mit den 7 Schlössern
- Das Gasthaus an der Themse
Weniger als 6/10 (ordentliche Mittelklasse) möchte ich für "Der Zinker" nicht ziehen, obwohl ich den ebenso bewerteten "Die seltsame Gräfin" ein klein wenig besser finde.
Lieblingszitat:
"Ich studiere gerade die Tannhäuser-Partitur und da bumst es im ganzen Haus!"
Die Kröte(Italien 1978, Originaltitel: La banda del gobbo)
Vincenzo (Tomas Milian) wurde von der Natur mit einem ausgeprägten Buckel bedacht, daher nennt man ihn auch "Il gobbo". Der Bursche ist ein berüchtigter Gauner, der ständig irgendwelche illegalen Aktivitäten ausheckt. Egal auf welcher Seite des Gesetzes man steht, jeder Polizist und jeder Kriminelle in Rom kennt Vincenzo, hat zumindest von ihm gehört. Der Bucklige will einen Geldtransporter ausrauben, die Sicherheitsleute sollen mit Rauchgas ausser Gefecht gesetzt werden. Natürlich braucht er für diesen Beutezug Helfer, ergo weiht er Milo den Albaner (Sal Borgese), Di Gennaro (Guido Leontini), sowie den verschlagenen Perrone (Luciano Catenacci) in seine Pläne ein. Perrone soll das Unterfangen vorfinanzieren, was er wegen der zu erwartenden Beute auch gern übernimmt. Allerdings wird Vincenzo von seinen Komplizen hintergangen. Während des Überfalls schiesst der Albaner auf den Buckligen, so will man der Polizei gleich den (ermordeten) Kopf der Bande auf dem silbernen Tablett servieren, während die Verschwörer einen grösseren Anteil für sich behalten können. Vincenzo überlebt den Anschlag auf sein Leben, er kann sich kurz vor dem Eintreffen der Polizei in die Kanalisation verziehen. Der Betrogene will grausame Rache verüben, doch ganz Rom ist ihm auf den Fersen, zusätzlich ist er durch sein prägnantes Äusseres kaum zu verwechseln. Lediglich seine Freundin Maria (Isa Danieli), eine Hure mit Herz, und Vincenzos Zwillingsbruder Sergio (Tomas Milian) stehen bedingungslos hinter dem Bucklingen...
"La banda del gobbo" bietet einen phantastisch aufgelegten Tomas Milian... ...und das gleich im feisten Doppelpack!!! Der Film führt zwei Figuren zusammen, die Milian bereits zuvor verkörperte. Der Bucklige tauchte in "Die Viper" (Roma a mano armata, 1976) auf, Sergio stammt aus "Das Schlitzohr und der Bulle" (Il trucido e lo sbirro, 1976). Alle genannten Filme entstanden unter der Regie von Umberto Lenzi. "Die Kröte" kann man als eine Art Prequel zu diesen Werken bezeichnen, ein Sequel lässt das Finale von "Die Viper" nicht zu. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Figur Vincenzo, Sergio fungiert hier mehr in der Position des aufrechten Helferleins, hat aber einige sehr starke Momente vorzuweisen, die dem geneigten Zuschauer die Lachtränen gewissermaßen aus den entzündeten Augen saugen und über die faltigen Wangen peitschen! Tomas Milian ist immer eine sichere Bank, in dieser Doppelrolle dreht er richtig auf, scheint beständig unter Volldampf zu stehen. Da wundert es kaum, dass alle anderen Mitwirkenden fast zu Statisten degradiert werden. Dabei hat "Die Kröte" durchaus gestandene Könner und Charakterschädel vorzuweisen. Sal Borgese kommt hier nicht als knuffiger Sympathieträger daher, sondern verkörpert einen Fiesling ist dabei aber ebenso überzeugend. Mit einer Fratze wie der von Luciano Catenacci muss man fast gezwungenermaßen ekelhafte Typen spielen, was dem guten Mann selbstverständlich erstklassig gelingt. Isa Danieli entspricht auch nicht der Vorstellung einer scharfen Italienerin, passt aber perfekt in die Rolle der treuen, tapferen Hure. Pino Colizzi bleibt in der Rolle des Krimialbeamten Sarti recht unscheinbar, diese Sachlichkeit ist zu begrüßen, da er dem Film eine sinnvolle Erdung verleiht, die Sause nicht in hysterischen Klamauk abgleiten lässt. Nello Pazzafini, der einer der gefragtesten Nebendarsteller seiner Zeit war, erfreut als Kumpan des Buckligen.
Umberto Lenzi setzt hier weniger auf ausufernde Gewalt und wilde Action. Natürlich gibt es Tote und verschrottete Alfa Giulia, nur hat man das alles schon weitaus wüster, härter und blutiger gesehen. Schaden nimmt "Die Kröte" dadurch aber keineswegs, denn Milian überstrahlt mit seiner unfassbar grandiosen Art sowieso alles und jeden, reisst den gesamten Film an sich. Dies kann natürlich nur funktionieren, wenn der betreffende Schauspieler auch wirklich das Format für eine solche "Alleinherrschaft" besitzt. Aber hey, hier ist von Tomas Milian die Rede, einem DER großartigsten Schauspieler aller Zeiten (wer zum Geier sind De Niro und Pacino?). Für Freunde des italienschen Polizei-/Gangsterfilms ist " La banda del gobbo" ein Freudenfest. So habe auch ich jede Sekundes des Streifens mit Hingabe auf mich Wirken lassen, die Zeit verging wie im Fluge. Doch die Konkurrenz aus eigenem Hause ist verdammt stark. Damit der Vergleich nicht zu ausufernd wird, ziehe ich nur Werke von Umberto Lenzi dazu heran. Der ernsthafter gehaltene "Die Viper" gefällt mir einfach noch ein wenig besser als "Die Kröte". Nicht zu vergessen der fiese Vorschlaghammer namens "Der Berserker" (Milano odia: la polizia non può sparare, 1974), in dem Lenzi und Milian alle Register ziehen und mehrfach völlig die Contenance verlieren. Zugegeben, es sind sicher auch die ruppigen Momente, die mein Herz besonders für "Der Berserker" schlagen lassen. Doch da ist noch mehr, ich liebe die gesamte Atmosphäre des Films, auch ohne die Gewalt würde er für mich überzeugend funktionieren. "Die Kröte" wirkt machmal schon fast ein wenig zahm, man lausche aufmerksam den Dialogen. "Il gobbo" philosophiert auf seine ganz eigene Art, der leitende Ermittler kommt längst nicht so reaktionär daher, wie man es aus anderen Beiträgen zum Genre gewohnt ist (Die deutsche Synchro scheint erst später entstanden zu sein, denn hier ist von "E.T." die Rede, der erst 1982 in die Kinos kam). Dies soll aber keine negative Anmerkung sein, denn das Gesamtbild dieses Lenzi Streifens ist sehr stimmig. Tja, ganz gleich was der liebe Herr Lenzi anpackt und eintütet, mir gefällt das Ergebnis eigentlich immer. Ob Poliziesco, Giallo, Western, Kannibalen oder Zombies, Umberto rockt zuverlässig das Haus!
So erfreulich die deutschen DVDs zu "Der Berserker", "Die Viper" und "Das Schlitzohr und der Bulle" sind, so unerfreulich ist die Tatsache, dass der ebenfalls unverzichtbare Knaller "Die Kröte" hierzulande noch immer nicht den Weg auf DVD gefunden hat. Glücklicherweise kam ich auf anderem Wege in den Genuss, denn die deutsche Synchronisation macht in diesem Fall wirklich Freude.
Guter bis sehr guter Stoff = 7,5/10 (Hier würde mit Sicherheit mindestens eine Bewertung von 8/10 stehen, wenn das Genre nicht so viele Knüller am Start hätte! Diese 7,5/10 sind also ein echtes Schwergewicht!)
Lieblingszitat:
"...und wollen wir wetten, dass wir Armen an dem Tag, an dem Scheisse zu Gold wird, ohne Arsch geboren werden!?"
Der schwarze Abt(Deutschland 1963, Originaltitel: Der schwarze Abt)
Der Landsitz von Lord Chelford (Dieter Borsche) verbirgt der Legende nach einen prächtigen Schatz. Der Lord selbst ist davon absolut überzeugt, er sucht mit verbissener Besessenheit nach dem Vermögen. Doch auf Fossaway geht noch einiges mehr vor sich! Eine finstere Gestalt treibt sich auf dem Gut herum, verhüllt durch eine schwarze Kutte und zutiefst furchteinflössend. Als ein grausiger Mord auf dem Adelssitz geschieht, ruft dies Detective Puddler (Charles Regnier), sowie dessen Assistenten Horatio W. Smith (Eddi Arent) auf den Plan. Die Ermittler werden mit wenig Begeisterung empfangen, der Lord erweckt den Eindruck eines reichlich verschrobenen, gehetzten Halbirren, sein Butler Thomas Fortuna (Klaus Kinski) ist eine sehr windige Gestalt mit fragwürdiger Vorgeschichte. Dick Alford (Joachim Fuchsberger) ist mit dem Lord verwandt, darüberhinaus verwaltet er das grosszügige Anwesen. Damit nicht genug, weitere Personen gieren nach dem angeblichen Schatz, z.B. der widerwärtige Gilder (Werner Peters), der zusätzlich mehr als ein Auge auf die junge Leslie Gine (Grit Boettcher) geworfen hat. Um zum Zuge zu kommen, erpresst Gilder seinen Chef Arthur Gine (Harry Wüstenhagen), den Bruder von Leslie, der selbst mehr als genug Dreck am Stecken hat. Für die Polizei wird es nicht leicht die verzwickte Lage zu durchblicken, bis der Knoten wirklich gelöst werden kann, wird es weitere Opfer geben. Doch wer steckt unter der schwarzen Maske, welche Absichten verfolgt der unheimliche Killer...???
Der dreizehnte Wallace Film aus dem Hause Rialto, bringt ein wenig frischen Wind in die erfolgreiche Serie. Als Regisseur verpflichtete man Franz Josef Gottlieb, der ebenfalls 1963 den Wallace Stoff "Der Fluch der gelben Schlange" inszeniert hatte. Dies geschah aber nicht für Rialto, denn "Der Fluch..." ist eine Produktion von CCC-Film. Doch nicht nur der Regisseur ist neu, er brachte auch noch Charles Regnier mit, der ebenfalls in der gelben Schlange zu sehen war. Daher ist Joachim Fuchsberger dieses Mal nicht in der Rolle des smarten Kriminalisten zu sehen, allerdings hat man Regnier Kalaueronkel Eddi Arent zur Seite gestellt, offensichtlich wollte man nicht mit zu vielen Traditionen brechen. Klaus Kinski spielt hier -für seine Verhältnisse- schon nahezu handzahm, was vordergründig sehr gut zu seiner Rolle passt. Peters und Wüstenhagen kommen gewohnt schleimig, eklig daher. In diesem Fall gewinnt Peters den Wettbewerb des grössten Unsympathen deutlich, er liefert erneut eine überzeugende Leistung ab (was selbstverständlich auch für Harry Wüstenhagen gilt, dessen Rolle einfach nicht ganz so viel hergibt). Ferner hat mir Dieter Borsche richtig gut gefallen, dem man im Verlauf des Films den Wahn regelrecht mehr und mehr aus der Fratze springen sieht. Grit Boettcher soll für die knuffigen Momente sorgen, sie macht ihre Sache gut, gehört aber nicht unbedingt zu den besonders attraktiven "Wallace Damen".
Die Atmosphäre wurde schön eingefangen, schon der Mord zu Beginn ist ein optischer Leckerbissen. Später gibt es immer wieder Nacht und Nebel zu sehen, das Finale spielt sich in unterirdischen Gewölben ab. "Der schwarze Abt" fordert den Zuschauer zunächst ein wenig heraus. Der Ermittler Puddler ist einfach zu selten im Zentrum der Geschehens, um den Filmfreund als Identifikationsfigur an die Hand zu nehmen. Blacky Fuchsberger kommt als überraschend ambivalenter Charakter daher, nimmt aber später dann doch wieder da Ruder an sich. Ich finde diese unerwartete Rollenverteilung nicht unerfreulich, gerade der von mir sehr geschätzte Fuchsberger kann hier sein Spiel ein wenig variieren. Sicher, zu "mutig" wird man nicht, doch immerhin ist die Absicht klar zu erkennen. In die rund 85 Minuten hat man einige Figuren und Handlungsstränge gepresst, was dem Zuschauer eine erhöhte Aufmerksamkeit abverlangt. Trotzdem sind die Figuren nicht zu flach gezeichnet, insofern kann man die Operation als geglückt bezeichnen. Der Abt selbst tritt leider zu selten in Erscheinung, ähnlich wie bei "Der grüne Bogenschütze" wird eine vielversprechende Figur fast "verschenkt".
"Der schwarze Abt" ist als einzelne DVD erhältlich, alternativ bietet sich die "Edgar Wallace Edtion 4" an. Dort sind ferner folgende Titel enthalten:
- Das indische Tuch
- Zimmer 13
- Der Hexer
Nach dem ein wenig durchwachsenen "Der Zinker", zeigt die Formkurve nun wieder deutlich nach oben. "Der schwarze Abt" mag nicht zu den allerstärksten Wallace Streifen gehören, ein guter Film wird dem Fan aber ohne Zweifel geboten!
7/10 = gut
Lieblingszitat:
"Ich habe das Gefühl, dass Sie bedenklich im Trüben fischen!"