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Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Di 5. Aug 2014, 22:18
von Prisma
Na, dann wünsche ich dir viel Spaß oder Durchhaltevermögen mit dieser Folge, die diesen beispiellosen Stargast-Auftritt des Gitarrenspielers hat. :kicher:

Aber dann isses ja auch glücklicherweise vorbei mit Brynych und seinen Theater-Vorstellungen.
Danach kommt das Alles wieder in vergleichsweise geregelte Bahnen, worauf ich mich schon freue.

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Fr 8. Aug 2014, 14:07
von Prisma

DR. MEINHARDTS TRAURIGES ENDE (Folge 18)

mit Erik Ode, Günther Schramm, Reinhard Glemnitz, Helma Seitz, Rosemarie Fendel
Gäste: Michael Verhoeven, Luise Ullrich, Richard Münch, Ilona Grübel, Karl John, Monika Lundi, u.a.
hergestellt durch die Neue Münchner Fernsehproduktion | im Auftrag des ZDF
Regie: Michael Verhoeven


Auf der Terrasse seiner Villa wird Dr. Meinhardt von seiner langjährigen Hausangestellten Frau Wienand und dem Postboten gefunden. Er ist aus dem Fenster gestürzt und kam zu Tode. Bei den Ermittlungen von Kommissar Keller kommen allerdings Indizien zu Tage, die darauf schließen lassen, dass der Doktor aus dem Fenster gestoßen wurde. War es tatsächlich Mord? Wie Frau Wienand berichtet, sollen am Abend zuvor Gäste im Haus gewesen sein, die nun genauer untersucht werden. Für Keller besteht schon bald kein Zweifel mehr, dass der Täter nur unter diesen Leuten zu finden sein muss...

Folge 18 ist, trotz des gar nicht mal so atemberaubenden Themas, eine der interessantesten Arbeiten innerhalb der Reihe, da man hier dank der Regie von Michael Verhoeven einen erfrischenden Schub bemerken kann. Verhoeven halte ich nicht nur für einen sehr guten Darsteller, sondern auch vor allem für einen hervorragenden Regisseur. So viel ich weiß, handelt es sich jedoch um seine einzige Kommissar-Inszenierung. Hier kann man förmlich merken, dass inszenatorisch gesehen ein anderer Wind weht und schon alleine deswegen ist "Dr. Meinhardts trauriges Ende" sicherlich beachtenswert. Der Kriminalfall an sich besitzt im Orbit von Herbert Reinecker einen relativ hohen Wie­der­er­ken­nungs­wert, reifere Herren die sich mit jungen Damen vergnügen, die ihre Töchter sein könnten, erscheint da keine ganz so neue Erfindung zu sein. Dass die jüngere Generation hierbei die Füße still, und sich mit zerstörerischer Kritik an altbackenen Strukturen so lange zurück hält, wie sie dafür ausreichend finanziell entschädigt wird, halte ich jedoch für einen sehr interessanten Aspekt. Ein Mord ist also geschehen und es wimmelt geradezu von Gleichgültigkeit, die hier allerdings nicht zum Täter führen wird. Auffällig sind daher die wässrigen Tatmotive aller Beteiligten, was ein sehr interessanter Aspekt ist, der am Ende sogar sehr raffiniert wirkt. Hier wurde einfach das Optimum aus einer eher durchschnittlichen Geschichte herausgeholt.

Die Besetzung ist sehr ausgewogen. Als nach kürzester Zeit bereits Luise Ullrich zu sehen ist, wird die Aufmerksamkeit massiv gesteigert. Ich dachte aber bei mir, ob das wohl reibungslos funktioniert hat mit dem Jungregisseur und dem Altstar? Ich weiß nicht so genau, warum mir dieser Gedanke über die gesamte Spieldauer im Kopf blieb, vielleicht meinte ich deswegen sogar eine gewisse Anspannung bei der Schauspielerin gesehen zu haben. Sicher, angespannt, nervös und distanziert soll diese Person in der Geschichte schließlich auch wirken, aber es blieb eben so eine Vorstellung von mir, zumal dem ehemaligen Star (sicherlich auch rollenbedingt) nicht die ganz große Bühne überlassen wurde. Beeindruckend agiert Richard Münch als unsympathischer Bekannter des Toten. Er stellt sich den Ermittlungen zielsicher entgegen und fällt durch seine Arroganz und gewissenlose Selbstüberzeugung auf. Im Kontrast dazu steht Karl John, der eher nervös und hektisch wirkt, anscheinend ist er es, dem das eigene Gewissen zu schaffen macht. Ilona Grübel als käuflicher Gast dieses Trios sieht nicht nur atemberaubend schön aus, sie besticht auch durch ihre ungeheuer unterkühlte Art und es ist verwirrend, dass es nicht ein Fünkchen Anteilnahme von ihr gibt und Michael Verhoeven spielt hier ebenso gut, wie er inszeniert hat. Die Folge kommt mit wenigen Verdächtigen aus, aber auch mit wenigen Motiven. Eigentlich ist es von vorne herein klar, dass es zu keiner herkömmlichen Auflösung kommen darf, die dann schließlich an das Mitleid des Zuschauers appelliert, aber gleichzeitig den gesunden Verstand provoziert. Trotz einiger Unwahrscheinlichkeiten des Tathergangs vermittelte mir das Finale einen Überzeugungsschub. Was diese Inszenierung schließlich noch doppelt aufwertet, ist die herausragende Musik von Improved Sound Limited, die von Anfang bis Abspann eine eigenartige Atmosphäre begünstigt. Beim Abspann kolportiert sie die plötzlich auftauchende Tragik, im Verlauf erschafft sie gedrückte und beinahe destruktive Tendenzen, einfach hochklassig. "Dr. Meinhardts trauriges Ende" ist eine unscheinbar faszinierende Folge, die Modernes und Dynamisches nahtlos mit Klassischem verbindet.

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Di 12. Aug 2014, 20:22
von FarfallaInsanguinata
Folge 17: Parkplatz-Hyänen

Im Reigen der von Zbyněk Brynych inszenierten "Kommissar"-Folgen findet diese sich irgendwo in der Mitte, soll heißen, nicht von so herausragender Qualität wie "Der Papierblumenmörder", aber immerhin auch etwas erträglicher als die völlig verhunzte Episode "Tod einer Zeugin".

Sehr viele der typischen Elemente sind wieder vorhanden. Da wird hysterisch herumgeschrien, kopflos agiert und ausufernd gesoffen. Nebensächlichkeiten erhalten ein ihnen völlig unangemessenes Gewicht. Was etwa der ununterbrochen sein Instrument bearbeitende lateinamerikanische Gitarrenspieler überhaupt soll, weiß möglicherweise nicht einmal der Regisseur selbst. Vielversprechende Darsteller wie Johannes Heesters und Eva Mattes dagegen werden vollständig verschenkt. Auch der exzessiv nervtötende Einsatz eines ständig wiederkehrenden Musikstückes findet sich erneut.
Der Zuschauer sollte bei all diesen Mätzchen achtgeben, den eigentlichen Kriminalfall nicht aus den Augen zu verlieren, denn der und die Auflösung sind gar nicht so übel. Einfach wird es ihm indes nicht gemacht, so erinnert die vorgeführte Personenkonstelation weniger an eine Familie, die sie laut Drehbuch geben soll, als an ein überdrehtes Variete.

Bleibt als Fazit eine erneut sehr experimentelle Folge, ein diesmal etwas milderer psychedelischer Trip. Gelungener Krimi geht aber definitiv anders.

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Di 12. Aug 2014, 21:18
von dr. freudstein
ich hab jetzt die komplette Box durch :cry:

aber keine Notizen gemacht, wollt erst mal ganz in Ruhe die Folgen geniessen. Vielleicht bei der Neusichtung, dann kenn ich die Folgen ja auch schon und muss nicht mehr ganz so doll aufpassen. Einige Fälle hätte man ruhig kniffliger machen können, habe sehr oft und schnell auf den richtigen Täter gesetzt, aber da gings dann ja mehr darum, wie der Kommissar den Fall löst.Mir ist nur aufgefallen, das plötzlich immer seltener bis gar nicht Alkohol von den Bullen konsumiert wurde, gabs wohl doch Ärger mit den Moralaposteln?

was mich ärgert, das 3 Folgen fehlen, aber die hat wohl keiner hier zufällig früher mal im ORF oder so aufgenommen oder? Ausgestrahlt wurden die seinerzeit ja nicht wahr?

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Di 12. Aug 2014, 21:46
von Prisma
dr. freudstein hat geschrieben:ich hab jetzt die komplette Box durch :cry:
Na dann, auf zur nächsten Box. :lol:
Da kommen noch einige Perlen auf dich zu!

Dass man oft auf den richtigen Täter setzt, schiebe ich immer der Gewöhnung oder der Krimi-Erfahrung zu, geht mir vor allem im Giallo-Bereich oft so. Dadurch wurde so mancher hochgelobter Klassiker eher zum Mittelmaß. Bei einer Serie wie bei "Der Kommissar" ist ein unterschiedliches Niveau der Folgen eigentlich unausweichlich. Unterschiedliches Ausgangsmaterial, verschiedene Regisseure oder durchschnittliche Besetzung...

Mit den fehlenden Folgen das finde ich auch schade, zumal unter diesen drei Folgen tatsächlich zwei hervorragende dabei sind. "Anonymer Anruf" ist durchschnittlich, aber "Das goldene Pflaster" und "Der Mord an Dr. Winter" sind absolut hochklassig!

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Di 12. Aug 2014, 22:04
von dr. freudstein
nächste Box? also ich meinte die "Komplett"box mit allen 4 Staffeln.

ooh du kennst die fehlenden Folgen, hast sie aber nicht verfügbar oder?

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Di 12. Aug 2014, 22:12
von Prisma
dr. freudstein hat geschrieben:nächste Box? also ich meinte die "Komplett"box mit allen 4 taffeln
Ach so, dann hab ich das nicht geschnallt. Was machen wir denn da?
Einfach wieder von vorne anfangen! :lol:
dr. freudstein hat geschrieben:ooh du kennst die fehlenden Folgen, hast sie aber nicht verfügbar oder?
Doch, doch.

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Di 12. Aug 2014, 22:24
von dr. freudstein
und du kannst da nicht zufällig....für mich.....du weisst schon...was fertig machen???

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Di 12. Aug 2014, 22:34
von Prisma
Kannst dich ja mal bei mir melden! ;)

Re: Der Kommissar (1969 - 1976)

Verfasst: Di 12. Aug 2014, 23:14
von Prisma
FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Bleibt als Fazit eine erneut sehr experimentelle Folge, ein diesmal etwas milderer psychedelischer Trip. Gelungener Krimi geht aber definitiv anders.
Nicht dass das untergeht, die Einschätzung kann ich nur so unterschreiben. Trotz annehmbarer Tendenzen einfach kein Fall, den man sich häufiger anschauen möchte, geschweige denn das Bedürfnis bekommt, jemals wieder Gitarrenmusik hören zu wollen... :kicher: