Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Moderator: jogiwan

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Arkadin
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

19. April
JAZZAHEAD - POLISH NIGHT
Bremen, Schlachthof/Halle 7

Die Jazzahead – die weltgrößte Jazz-Fachmesse, die jährlich in Bremen stattfindet – habe ich bisher leider nur am Rande mitnehmen können. Den Plan da mal einen Tag zu verbringen hatte ich schon seit einigen Jahren, aber bis auf ein Konzert vor zwei Jahren fand sich dafür irgendwie nie die Zeit. Auch die legendäre Clubnight – wenn sich Bremen in einen einzigen Jazz-Club verwandelt und 50 über die Stadt verteilte Spielstätten den ganzen Abend Jazzkonzerte veranstalten – habe ich bisher nicht mitgemacht. Was eigentlich eine ziemliche Schande ist.
2018 war Polen Partnerland der Jazzahead und dies war eine willkommene Gelegenheit, meine Gattin bereits zu Weihnachten mit einer Karte zu beglücken. Selbstverständlich für die „Polish Night“, die am 19.4. zwischen 18:30 und 0:50 in der Halle 7 und dem Schlachthof stattfand.
Es hat sich gelohnt!

Kamil Piotrowicz Sextet

Die Halle 7 ist ein großer Anbau an die Bremer Stadthalle, direkt neben dem Schlachthof. Zu Freimarktzeiten ist hier „Humptata“ angesagt. Von der Dimension der Halle 7 war ich aber dann doch überrascht. Sie war in zwei große Konzertsäle aufgeteilt worden. Ich hatte da etwas Sorgen bezüglich der Akustik, aber das war alles sehr gut. Zeit sich im geräumigen Foyer umzusehen hatten wir fast keine. Obwohl der Saal 1 schon gut gefüllt war, haben wir doch noch gute Plätze weiter vorne bekommen. Es konnte los gehen.
Das Kamil Piotrowicz Sextet macht mehr experimentellen Freejazz. Das ist nichts, zum nebenbei hören. Die Strukturen der Stücke sind sehr fragmentiert und oftmals sorgt der Bandleader Piotrowicz für elektronische Störgeräusche. Konzentriert man sich aber und lässt sich auf die Musik ein, wird man mit spannenden Melodielinien belohnt. Besonders angetan hatte es mir der Drummer
Krzysztof Szmańda. Was der da mit dem Schlagzeug anstellte, war schon sehr beeindruckend.

Joanna Duda Trio

Während der letzten 10 Minuten des Kamil Piotrowicz Sextet herrscht plötzlich ziemlich Unruhe, weil viele Zuschauer den Saal verließen und sich Richtung Schlachthof aufmachten, wo der nächste Akt, das Joanna Duda Trio, spielte. Wir bleiben natürlich höflich bis zum Schluss und machten uns dann auf den Weg. Der Schlachthof ist zwar nebenan, aber bei den vielen Menschen dauert es so sein zeit, bis man durchkommt. Vor dem Schlachthof hatten unsere guten Freunde von der Schlachthofkneipe zahlreiche Bier- und Leckereienbuden aufgestellt. Da herrscht eine tolle Stimmung und ein wundervolles babylonisches Sprachgewirr. Allerdings verstopften die Menschenmassen auch den Zugang zum Schlachthof, so dass man sich da förmlich durch quetschen musste. Als wir endlich drin waren, wussten wir auch, weshalb so viele früher gegangen waren. Es war voll. Nur weit oben haben wir einen Platz gefunden und da hatte das Joanna Duda Trio schon angefangen. So kamen wir irgendwie nicht in ihre leise, avantgardistisch-elektronische Musik, die sicherlich sehr spannend war. Aber irgendwie konnten wir uns nicht konzentrieren und die dicke Luft dort oben tat sein übriges. Nach vielleicht 10 Minuten sind wir wieder raus. Auch,w eil meine Frau pünktlich beim Marcin Wasilewski Trio sein und möglichst weit vorne sitzen wollte. Mit dem Marcin – einer der Jazz-Superstars in Polen – war sie zu Jugendzeiten mal auf einer Jazzschule gewesen und hat seine Karriere natürlich besonders gut beobachtet. Es war auch gut, etwas Luft zu haben , mal im Foyer zu schlendern, Platten gucken und was zu essen.

Marcin Wasilewski Trio

In die dritte Reihe haben wir es dann geschafft. Die erste wäre auch drin gewesen, aber wir sind halt hanseatisch-höflich nicht wie die Irren nach vorne gestürmt. Das Marcin Wasilewski Trio ist schlichtweg großartig. Ganz klassisch Piano, Bass, Schlagzeug. Alle drei ganz große Könner, die perfekt harmonieren. Musik, um sich darin zu verlieren. Anspruchsvoll, aber nicht überkompliziert oder völlig verkopft. Wunderbar.

Monika Borzym

Danach schnell in den Schlachthof. Jetzt poppiger Jazz ala Nora Jones. Die sehr talentierte und ausdrucksstarke Monika Borzym –in polen gerade sehr angesagt ist - die brachte einige Joni-Mitchell-Cover und flirtete mit dem Publikum. Gäste hatte sie auch dabei. Den polnischen Superstar-Saxophonisten Maciej Obara und den Geiger Dawid Lubowicz vom Atom String Quartet. Alles sehr gefällig, sehr (im positiven Sinne) nett.

HIGH DEFINITION QUARTET

Zurück zur Halle 7. Wieder sehr, sehr experimentelle, auf den ersten Gehörgang chaotische Musik, die allerdings beim genaueren Hinhören einen Plan verfolgte. Interessant war der charismatische Bandleader und Pianist Piotr Orzechowski. Es gab einen Moment, wo es so aussah, als ob er mitten im Auftritt den Klarinettisten maßregelt und zu einem vier-Augen-Gespräch hinter die Bühne zitiert. Ob das ein Gag oder ernst war, kann sich nicht sagen. Spannende Musik, aber irgendwie kam weder ich, noch meine Frau da richtig rein. Also machten wir es wie die Zuschauer am Anfang und machten uns 20 Minuten vor Ende auf den Weg zum Schlachthof. Was sehr gut war, denn so liefen wir schnurstracks in eine alte Freundin meiner Frau, die sich als Managerin (und Tante) von Monika Borzym herausstellte. So schnackten die beiden Damen erst einmal ausführlich, während ich mich mit (alkoholfreien) Bier versorgte.

Atom String Quartet

Großartig! Ein Streichquartett, welches mich sehr an das Kronos Quartett erinnerte. Sehr, sehr spielfreudig und mitreißend. Es gab am Anfang „schwere“ Kost, die aber trotzdem leicht verdaulich war. Und dann wurde ein Feuerwerk nach dem nächsten abgebrannt. Die Halle tobte und ging ordentlich mit. Am Ende stand ich auch und gab jubelnden Applaus. Toll! Konnte man das noch toppen?

Kuba Więcek Trio

Jep. Mit dem Kuba Więcek Trio. Kuba Więcek war Teil des Kamil Piotrowicz Sextet gewesen, welches wir als erstes gesehen hatten. Da war er mir aber kaum aufgefallen. Bei seinem eigenen Trio, wo er Klarinette spielt, aber umso mehr. Unglaublich präsent auf der Bühne, virtuos an seinem Instrument und mit großartigen, ins Ohr gehenden Stücken riss der sehr junge Musiker das Publikum mit. Besonders ein Stück, das glaube ich „Jazz Robots“ hieß, habe ich immer noch im Ohr. Wenn ich im Juli in Warschau bin, muss die CD her! Für mich DER Geheimtipp!

Piotr Damasiewicz/Power Of The Horns

Dann zurm letzten Act des Abends. Puh.. am Anfang war es schwer. Da spielten irgendwie alle acht Musiker (davon gleich zwei am Kontrabass, Piano, Schlagzeug und vier Bläser. Superstar Maciej Obara war auch wieder dabei) für sich und nicht miteinander. Doch dann irgendwann finden diese grandiosen Einzelvirtuosen zusammen und bauen einen so gewaltigen Druck auf – Holla! Das ganze war eine halbstündige Improvisation, die immer mehr zu sich fand und am Ende die Hütte unglaublich gerockt.. ähh... gejazzt hat. Auch hier Standing Ovations! Und ein toller Ausklang eines sehr spannenden und interessanten Abends, der uns sehr viel Freude bereitet hat.

Bonus: 21. April

Wojtek Mazolewski Quintet – Erstmals bei der Clubnight am 21.4. gab es auch einen Open-Air-Auftritt. Das Wojtek Mazolewski Quintet fuhr auf einem Truck durch Bremen und spielte an drei Orten umsonst und draußen. Wir waren mit den Kindern vorm Goethe-Theater. So viel war nicht los. Ich glaube, die wenigstens sind für die Band gekommen. Viele saßen da und tranken was oder blieben einfach stehen. Das Wojtek Mazolewski Quintet gehört schon jetzt zu meinen Lieblingen, wenn es um polnischen Jazz geht. Sehr ins Ohr gehende, druckvolle Melodien, die aber immer wieder mit Ecken und Kanten versetzt werden. Was vielleicht auch der eigenwilligen Pianisten Joanna Duda zuzuschreiben ist, deren Auftritt am Donnerstag wir ja verschmäht hatten. Die Zeit rauschte bei dieser wunderbar energiegeladenen Jazzmusik einfach so vorbei. Am Ende gb es viel Applaus. Für mich der Höhepunkt waren die ekstatischen Tanzeinlagen, die unsere beiden Kinder direkt vor der Bühne ablieferten und dem coolen Bandleader Wojtek Mazolewski – glaube ich ab und zu ein breites Lächeln abgerungen haben. Ein perfekter Nachmittag unter blauem Himmel.
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

Am Samstag (12.5.18) mußte ich mich doch glatt entscheiden: Den ESC, wie seit Jahrzehnten zu schauen, oder endlich mal zu der Geburtstagsfeier eines Bekannten gehen, der mich schon zum vierten oder fünften Mal einld. Der Clou bei ihm: In seiner relativ riesigen WG spielt dann immer eine Band live, und sie ist hier in fünf Minuten Fußweg zu erreiche. Da ich sowieso nicht so richtig im ESC-Fieber kam, und die angekündigte Band meine momentan liebste Rockband ist, ging ich dort hin.
Und es war schön: Nur nette Leute, viel zu trinken und zu essen, Riesenbalkon mit lustiger Aussicht und um kurz vor 22 Uhr fing dann ETA LUX an. Sie spielten zwei Sets à 40 Minuten. Standen auf den Fußboden im größten Zimmer , in dem es natürlich dann doch sehr eng und sehr heiß wurde. Da in dieser WG auch drinnen geraucht wurde, und während des Konzerts die Balkontür zu blieb (Nachbarn), war Luft und Abkühlung so ne Sache, die mit Stoßlüftung zwischen den Songs kaum behoben wurde.
Aber der Sound war toll, und es war sehr hübsch laut, apropos Nachbarn. Die Band gut drauf, klar, in der gelösten Stimmung gab es ein paar kleine Verspieler, und in so einer Wohnung mußte hier und da nachgeregelt werden. Aber die Songs nehmen mich ja immer total mit. Ebeno wie die meisten Anwesenden. Jedenfalls denen, die die Lautstärke durchhielten, die anderen hörten vom Balkon oder aus der Küche nebenan zu.
Die meisten Lieder waren von der neuen LP, ich meine, einen neuen Song erkannt zu haben und mein Lieblingssong aus der Zeit mit dem alten Sänger war auch dabei. Passte alles.
Kurz vor 12 war dann vorbei und da der Gastgeber reinfeierte, gab es kurze Reinfeier - Vorbereitungen, und dann Happy Birthday-Gesinge. Für mich war kurz danach Schluß, ich merkte dann doch die Wirkung des stehenden Rauches, und so bekam ich dann doch noch die spannende Endphase des ESCs mit.
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Zuletzt geändert von karlAbundzu am Di 15. Mai 2018, 16:03, insgesamt 1-mal geändert.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Arkadin
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

karlAbundzu hat geschrieben:und mein Lieblingssong aus der Zeit mit dem alten Sänger war auch dabei.
"Fucking Seagulls"?
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

@Arkschi Wow, ihr habt ja ganz schön viel angeschaut, schön, dass es so geklappt hat.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

Arkadin hat geschrieben:
karlAbundzu hat geschrieben:und mein Lieblingssong aus der Zeit mit dem alten Sänger war auch dabei.
"Fucking Seagulls"?
Du meinst richtigerweise "Lesbian Seagulls", aber die Assoziation ist da ja schon mal klar :D
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

05.05.2018, Gängeviertel, Hamburg:
MORBITORY + DON GATTO + DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS + DERANGED + CROSS THE BORDER


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MORBITORY-Michael hatte gefragt, ob wir Support für den gemeinsamen Gig mit der aktuell tourenden ungarischen HC-Band DON GATTO machen wollen – und da das Datum endlich mal wieder in den Zeitplan passte, packten wir die Gelegenheit am Schopfe. Dass parallel das Metal-Bash-Festival steigen und die Headbanger-Fraktion uns daher nicht unbedingt die Bude einrennen würde, wusste ich da nicht, wäre mir aber auch egal gewesen. Letztendlich war das Programm dank zwei junger Wedeler Bands sogar auf ganze fünf Combos von HC-Punk über Hardcore und Thrash bis hin zu Death Metal angewachsen. Dennoch geht’s im Gängeviertel i.d.R. sehr entspannt zu, sodass es deshalb ausreichte, am frühen Abend per gechartertem Großraumtaxi (sonst könnte ja einer nicht saufen) mit unserem Equipment dort aufzuschlagen. Zu essen offerierte man uns ein verdammt schmackhaftes Veggie-Chili, das wir auf dem Hof des Viertels bei bestem Wetter einnahmen, wo wir auch die ersten Bierchen zischten und auf Tuchfühlung mit den anderen Bands gingen.

Überraschend pünktlich um 20:00 Uhr eröffneten CROSS THE BORDER den Abend, eine neue Metal-Band aus Wedel um einen alten Bekannten: Den Bass bedient Thorsten, den man von METAL WITCH sowie seinen ehemaligen Aktivitäten bei der Oldschool-HC-Abrissbirne LAST LINE OF DEFENSE kennt. Mit zwei Gitarren spielte man eine Art moderneren Thrash, der mich bisweilen an METALLICA erinnerte – weitere Vergleiche fehlen mir mangels Kenntnis dieses speziellen Substils, der normalerweise nicht ganz so meiner ist. Nach kurzer Eingewöhnungsphase gefiel mir der Stoff jedoch immer besser und gerade nach hinten raus wurde das Set richtig stark. Sehr kontrolliert und versiert gespielte, kraftvolle Songs, die Bock auf mehr machten.

Mehr gab’s dann auch mit der Überraschung des Abends: DERANGED, für die Thorsten gleich auf der Bühne bleiben konnte. Die nicht minder neue Thrash-Band aus Wedel um Shouterin Mareike spielte einen wesentlich aggressiveren Stiefel, ritt präzise Attacken und ballerte brutal – und wenn ausufernde – verdammt gute – Instrumental-Parts anstanden, setzte sich Mareike einfach entspannt aufs Schlagzeugpodest oder an den Bühnenrand und wartete, bis ihre Musiker mit dem Solieren durch waren. Gemeiner Knüppelthrash mit fiesem weiblichem Organ und fräsenden Klampfen bei unprätentiösem Auftreten – ich bin begeistert und hoffe auf ein baldiges Live-Wiedersehen!

Manch Refrain ließ sich schnell mitbrüllen, auch wegen des satten, differenzierten P.A.-Sounds in der Bude. Und nicht nur um meine Stimme aufzuwärmen hatte ich hier und da bereits mitgegrölt, nun waren nämlich wir an der Reihe. Die Befürchtung, an ungewohnter Position nach zwei vorausgegangenen Bands bereits hackedicht zu sein, hatte sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Unsere Taktik, auf Michaels Frage nach der Länge unseres Sets wahrheitswidrig mit „So ca. eineinhalb Stunden!“ zu antworten, um wenigstens um die 50 Minuten auszuhandeln, ging jedoch leider auch nicht auf, sodass wir die zwei längsten und tempomäßig eher getrageneren Stücke aus dem Set kürzten. Also wie seit den letzten Gigs bewährt mit unserem Intro und „Pogromstimmung“ gestartet, über die Uralt-Stücke wie „Tales of Terror“ und „Elbdisharmonie“ hin zu mittelaltem Käse à la „IS-SS“ und „Nie der Plan“, dem unserem verstorbenen Ex-Bassisten Stef gewidmeten „Cop Killing Day“, und gespickt mit einer Live-Premiere: „Spaltaxt“ , unserem Stück über Faschos, die sich unserer Szene breitzumachen versuchen und die Scheißegalhaltung manch ach so „unpolitischer“ Bratzbirne demgegenüber. Ziemlich vergurkt haben wir zugegebenermaßen leider ausgerechnet „Hatepunk“: Beim ersten Versuch hing unser Drum-Kopffüßler Dr. Tentakel einen Takt hinterher, bis wir irgendwann raus waren und das Ding noch mal anstimmten. Nun lag er richtig, aber dafür war mir die erste Strophe entfallen und die ließ sich in der Hektik so schnell nicht rekapitulieren. Der Rest des Songs stimmte dann aber… Unsere mangelnde Spielpraxis der letzten Monate machte sich dann eben doch bemerkbar. Die zarte Liebesballade „Ghettoromantik“ markierte den Abschluss, dann konnten wir uns entspannt zurücklehnen, uns betrinken und mal horchen, was die Headliner so machen.

Mit Hardcore aus Ungarn war ich bislang nicht so vertraut, was sich mit DON GATTO nun änderte: Die Band zockte ihren englischsprachigen „Chainsaw Hardcore“ mit ordentlich Spaß inne Backen, kurze, heftige Aggro-Songs zwischen Groove und Geballer mit einem aufgedrehten Sänger, der gern im Publikum herumspringt und dem Crowdsurfing frönt. Besondere Aufmerksamkeit zogen auch die Ansagen des Gitarreros auf sich, der in gebrochenem Deutsch zu verstehen gab, dass es jedes Mal „pervers“ sei, in Deutschland zu spielen, Songs als DIETER-BOHLEN-Coverversionen ankündigte, die (glücklicherweise) gar keine waren und um keinen geil-miesen Spruch verlegen war – was den Spaßfaktor immens erhöhte. Eine ungewöhnliche Coverversion hatte man dann dennoch zu bieten: MIDNIGHT OILs „Beds Are Burning“ im Hardcore-Gewand. Geile Scheiße! Davon hatten die Wedeler leider nichts mehr mitbekommen, die bereits nach unserem Gig abhauen mussten, aber die Bude war dennoch längst gut genug gefüllt, dass ordentlich Stimmung aufkam – nur vom „Gedrängeviertel“ konnte diesmal nicht unbedingt die Rede sein, was indes auch mal ganz angenehm war.

Die lokale Death-Metal-Prominenz MORBITORY hatte ich Death-Metal-Muffel erst einmal live gesehen, und das war 2015. Wurde also mal wieder Zeit. Sämtliche Bedenken, die ich gegen Death Metal habe, wurden zerstreut, denn MORBITORY spielt eine dermaßen brutale, unfrickelige, technisch dennoch versierte und flotte Interpretation des Stils, dass sie mich sofort in ihren Bann zogen. Tiefster Gutturalgesang, unnachgiebig riffende und schmerzhaft tötende Klampfen sowie eine präzise Rhythmussektion, die das unverrückbare, stabile Fundament darstellte und der zu lauschen der reinste Drum-Porno war. So macht das Laune!

Im Anschluss dürften sich alle Beteiligten einig gewesen sein, dass das ein geiler, stilistisch im positiven Sinne abenteuerlicher Gemischtwarenladen war, der sich gelohnt hat. Danke an alle, die ihn ermöglicht haben! Wie gewohnt per Taxi transportierten wir schließlich unseren Kram zurück nach Altona und wenn nicht irgendetwas Unvorhergesehenes passiert, stehen wir bereits am 21.07. wieder im Gängeviertel auf der Bühne.

Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/05-05-201 ... he-border/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Arkadin
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

28. April 2018
DEFEKT DEFEKT mit Vorband JOHNNY NOTEBOOK AND THE DARK AGES
Karo, Bremen

Wie hatte ich mich auf dieses Konzert gefreut. Eine meiner Lieblingsbands gleich bei mir ums Ecke. Zweimal lang hinfallen, dann bin ich da. Und dann das: Zeitgleich lief das MonsterMachenMobil in Hamburg. Und die Filme die mich da am Meisten interessierten natürlich am selben Tag, wie das Konzert in Bremen. Doof. Da es mich ungemein wurmte, dass ich den Sänger/Gitarristen Andreas von DefektDefekt mit seiner anderen Band Lord Super dreimal versetzt hatte (1x lief ein anderes Konzert für das ich schon Karten hatte, 1x sagten alle die mitkommen wollte kurzfristig ab, 1x war mir das zu weit draußen in der Pampas und ich hatte kein Auto und keine Lust ganz allein nachts über die Wiesen zu radeln) war ich nun im Gewissenskonflikt. Doch als ich hörte, dass auch eine Vorband spielt war alles gut: Scharf kalkuliert mit etwas Gerenne und klappenden Anschlüssen könnte ich es ganz knapp zur Hauptband aus dem Metropolis in Hamburg ins Karo in Bremen-Walle schaffen.

Als ich um kurz nach 21:00 ziemlich abgehetzt ankam, hatte die Vorband noch lange nicht angefangen. Alles also ganz easy. Erst einmal ein Bier holen und gucken, ob man bekannte Gesichter sieht. Nee. Keiner da. Also am Bier festgehalten und gemerkt: Allein auf ein Konzert ist echt öde. Da steht man dann doof herum und wartet, dass es irgendwann losgeht. Im Kino kennt man die Anfangszeiten, kann die tote Zeit für andere Dinge nutzen und kommt eben kurz vor knapp. Hier nicht. Ab und zu guckte ich mal, ob nicht doch jemand auftaucht, mit dem man ein Wort schnacken kann, aber außer dem Sänger von DefektDefekt – der natürlich ziemlich wenig Zeit hatte - war da leider niemand. Das gefiel mir gar nicht und wird sicherlich auch erst einmal das letzte Mal gewesen sein, dass ich da da irgendwo allein hin bin. Festivals wo man eh immer am Rumlaufen ist, mal ausgenommen.

Die Vorband fing dann um 21:30 Uhr an. Johnny Notebook and the Dark Ages kamen aus Wuppertal. Er: Gesang/Gitarre. Sie: Mini-Synthizer, zaghafte Percussion oder etwas Background. Ansonsten war ihre Aufgabe: Unbeteiligt-gelangweites Herumstehen. Was ich jetzt nicht negativ meine. Passte zur Musik, die sich stark an den 80ern orientierte und verdammt schneller Electro-Punk war. Das ging richtig gut ins Ohr und in die Beine. Drums und Co. kamen aus einem iPad. Einige der Songs waren wohl Cover, bei denen ich die Originale nicht kannte oder nicht erkannt hatte („Vibrators“ waren dabei und sollte ich eigentlich kennen). Machte richtig Spaß und lustig war, dass die Beiden erst einmal ein Instrumenten-Check gemacht haben, der schon so geil klang, dass das Publikum spontan Applaus spendete. Nach dem 30-minütigen Gig wurde auch lauthals Zugabe gefordert, worauf die Beiden gar nicht vorbereitet waren („Die Batterien vom iPad sind gleich alle!“), dann aber doch noch schnell ein-zwei Stücke wiederholten.

In der Pause habe ich mir dann auch gleich eine 10-inch von Johnny Notebook besorgt, Die geht so zusammen knapp 20 Minuten und hat 9 Stücke. Danach reicht das auch, weil die doch alle sehr ähnlich klingen. Macht so aber unheimlich Laune. Die Platte ist aber seltsam. Das Vinyl steckt in einer weißen Hülle, ist vollkommen unbeschriftet und das Ganze wurde mit einem Blatt wie aus dem Kopierer in eine Plastikschutzhülle gesteckt. Also alles Marke Eigenbau. So was habe ich bei Vinyl vorher noch nie gesehen.

Danach schnell noch ein Bier, was im Karo immer Ewigkeiten dauert. Weshalb ich dann auch den überraschend schnellen Beginn von DefektDefekt etwas verpasste. Also schnell Richtung Bühne, wo mein Premium-Platz, den ich während der Vorband eingenommen hatte, natürlich weg war. Egal, irgendwie, irgendwo reingequetscht, meiner Neuerwerbung ein schönes Plätzchen gesucht und diese während des Konzerts gegen eine angeschickerte Trulla verteidigt, die die Platte ständig als Untersetzer für ihr Cocktail-Glas nutzen wollte. Egal...

DefektDefekt waren mit ihrem englischen „post punk, new wave and garage punk“ aus den frühen 80ern super wie immer und spielten erfreulicherweise neben den Songs ihrer ersten Platte - die ich alle schon auswendig kenne und immer wieder gerne höre – auch vieles, was mir neu war. Beim neuen Material scheint diesmal der englische Bassist/Gitarrist (das wird ja immer munter zwischen ihm und Andreas getauscht) Tim etwas mehr involviert. Das klang dann für meine Ohren auch etwas härter als sonst. Wobei die neuen Sachen, die Andreas beitrug, wieder einen wunderbaren Beat hatten, aber mir auch wütender als sonst vorkamen. Besonders angetan war ich von einem Song, bei dem ich immer „Lucy Brighton“ verstand. Kann aber auch „Sea of Brighton“ oder irgendwas anderes gewesen sein. Tolles Ding, welches mich angenehm an die Kinks und The Jam erinnert. Ich bin sehr gespannt auf die neue Platte, die wohl im Laufe des Jahres erscheint.

Kurz nach 23h war Feierabend. Ich wollte mich noch von Sänger Andreas verabschieden, konnte ihn aber nirgends finden. So bin ich dann raus, zweimal lang hingefallen und war nach einem langen Tag dann endlich im Bett.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

10. – 12.05.2018: Hafengeburtstag Hamburg

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Hafengeburtstag! Au weia... Wobei: Nichts könnte mir egaler sein, als wie alt diese verdammte luftverpestende Hamburger Institution mit ihren Millionärs-Reedern, die containerweise billigen Plastikschrott aus Fernost heranschiffen lassen und damit die Ramschläden überfüllen, nun schon wieder geworden ist. Nuke this shit! Aber Hamburger Hafengeburtstag bedeutet glücklicherweise auch jedes Jahr, dass sich die Subkultur ihren Arsch aufreißt, um ein ansprechendes Umsonst-und-draußen-Gegenprogramm zwischen NDR-Bühnen, Riesenrad und Zuckerwatte zu bieten. Das Besondere für mich persönlich war dieses Jahr, dass ich mit meiner Kapelle BOLANOW fuckin’ BRAWL auf der Jolly-Roger-Bühne auftreten durfte, nachdem wir vor zwei Jahren bereits die Onkel-Otto-Bühne vorm Störtebeker im Rahmen des alternativen – nicht zu Unrecht auch „Hafengeburtstag von unten“ oder schlicht „Affengeburtstag“ genannten – Hafengeburtstags besudelt hatten. Das war natürlich eine geile Gelegenheit, den Freitag – Donnerstag war feiertagsbedingt eh frei – von der ollen Arbeit komplett freizunehmen, sodass der totalen Eskalation eigentlich nichts im Wege stand – außer meiner Vernunft, die mich den Donnerstag eher locker angehen ließ. Dass ich pünktlich zum Programm auf der Jolly-Roger-Bühne aufschlagen würde, war dennoch ausgeschlossen, dort sollte es bereits zu nachtschlafender Zeit um 12:45 Uhr losgehen. Pünktlich um 15:00 Uhr wollte ich jedoch an der kleinen Bühne der Harburger Sauerkrautfabrik sein, die zwischen den Hafenstraßenhäusern direkt hinter den großartigen Veggie-Mampfbuden (Döner! Burger! Wenn ihr auf dem Hafengeburtstag seid, esst dort!) aufgebaut worden war. Auf dem Plan stand nämlich GIANNA NANNINI – und wenn die Italo-Pop-Rock-Ikone schlechthin eigens für einen Gig herüberjettet, kann ich mir das unmöglich entgehen lassen. Bello e impossibile, Digger! Dort hing man im Zeitplan allerdings derart hinterher, dass die Bad Segeberger Akustik-Liedermacher ZEITBOMBE ARMUT gerade erst mit dem Aufbau begonnen hatten. Dafür waren wir direkt in DMF-Kai und Konsorten hineingelaufen, die erst mal ’ne Runde Pfeffi spendierten und die BOLANOW BRAWLer Christian und Keith gesellten sich auch noch dazu. Interessanterweise war Keith die meiste Zeit über am Fluchen, denn am Vorabend war er mit Christian noch im Monkeys bei BISHOPS GREEN gewesen und hatte es kräftig krachen lassen. Doch statt in Ruhe seinen Kater auskurieren zu können, hatte sich Christian Zugang zu seiner Wohnung verschafft, den Grill angeschmissen, ihn aus dem Schlaf gerissen und zum Weitertrinken gezwungen... Dazu später mehr.

Von der Jolly-Roger-Bühne waberten gar liebliche Klänge herüber, für die die HARBOUR REBELS verantwortlich zeichneten – jene neue Band um FAST-SLUTS-Bassistin Jule, die ich auch endlich mal live sehen wollte, also hin da. Und ich wurde mal so was von positiv überrascht: Astreiner, knackiger Oi!-Punk mit deutschsprachigen Texten, bei dem sich Jule als klasse Frontfrau mit kräftigem Organ entpuppte. THE OPPRESSED wurden dann noch mit „Skinhead Times“ gecovert und Jule bekam Unterstützung von einem Gastsänger. Das machte definitiv Laune und Durst und war ein perfekter Einstieg. Dass ich überhaupt in den Genuss kam, hatte aber einen eigentlich traurigen Grund: Der Zeitplan hatte sich aufgrund der kurzfristigen Absage von FISCHMARKT entzerrt, sodass offenbar einfach etwas später mit dem Programm gestartet wurde.

In der Umbaupause ging’s noch mal zur SKF-Bühne, wo ZEITBOMBE ARMUT mittlerweile beim Soundcheck angelangt waren und dann wohl auch irgendwann anfingen. Akustik-Protestsongs, denen nicht zu knapper Hippiemief anhaftete. Och, lieber nich... Deutlich krawalliger ging’s dann bei FAST SHIT auf der Jolly-Roger-Bühne zur Sache, bei denen HARBOUR REBEL Dennis ebenfalls mit von der Partie ist. Als ich mich dazugesellte, dürfte gerade das SCHLEIMKEIM-Cover „Keine Wut mehr“ durchgeprügelt worden sein, das übrige Set bestand dann jedoch vornehmlich aus eigenen Stücken zwischen Hardcore-Punk und schnörkellosem Hardcore, schön rau und angepisst und mit einem echten Aktivposten als Shouter, der einige Klettereinheiten absolvierte. Zwischendurch wurde der Gig unterbrochen, damit eine engagierte Dame aktuelle Infos zu den G20-Justizpossen verlesen konnte. Ausgerechnet beim letzten Song, einer dazu passenden Anti-G20-Nummer, kam’s unter den Zuschauern, die von oben an der Mauer das Geschehen verfolgten, zu einem reichlich unbeholfenen Bulleneinsatz, der dazu führte, dass die Schergen plötzlich die Straße überfluteten, mit ihrem verdammten Pfefferspray die Luftqualität noch einmal deutlich verschlechterten und die Besucher provozierten. An einem Wochenendabend zu fortgeschrittener Uhrzeit und bei deutlich alkoholisierterem Publikum wär’s sicherlich eskaliert. Unverantwortlich. Daumen hoch aber für den FAST-SHIT-Gig, schönes Ding!

Mit KÜKEN folgte die letzte Hamburger Band des Tages, eine Band, die es sich selbst verboten hat, Lieder über zwei Minuten Länge zu komponieren. Das Trio frönt simplem ’77-/Garage-Punk der ganz alten Schule, tritt dabei aber gut Arsch und setzt insbesondere aufgrund der konsequent riffenden Klampfe ’ne Menge Energie frei, die fast genauso durstig macht wie die HARBOUR REBELS. Auf die Stimme gab’s ’ne Extraportion Hall, ansonsten verzichtete die Band auf jegliche Kapriziosen und ließ die Instrumente sprechen. Gute Mucke sowohl zum Tanzen als auch zum Zudröhnen, kurzweilige Sause! Vom angekündigten Unwetter blieb der Hafengeburtstag übrigens verschont, es wurde lediglich irgendwann unangenehm kühl. Gewütet hatte es dafür in anderen Hamburger Stadtteilen und schlimme Überflutungen angerichtet. Dass der zauselige Petrus mit dieser Veranstaltung Gnade hatte, schien mir ein gutes Omen zu sein.

An der SKF-Bühne hatte sich mittlerweile herausgestellt, dass GIANNA NANNINI gar nicht persönlich erscheinen wird, jedoch auch keine Coverband o.ä. geplant war, sondern es sich lediglich um das Pseudonym des DJ-Duos handelte. So gut es seinen Job in Sachen Best of 80’s Pop auch machte, so enttäuscht zog ich von dannen – um meine Stimmung jedoch, zurück an der Jolly-Roger-Bühne, alsbald durch die mir empfohlenen katalanischen Streetpunks CRIM wieder aufzuhellen. Texte in Landessprache, herrlich raues Organ und manch hübsch melodisches Gitarren-Lead oder auch -Solo sowie die genretypischen Background-Chöre ließen mir mein Herz aufgehen, die letzten, von Abfüll-Christian beinahe aufgenötigten Getränke doppelt so gut die Kehle hinuntergleiten und mich noch mal darüber freuen, zu diesem Zeitpunkt an genau diesem Ort zu sein, um mir für umme derart meine Ohren verwöhnen zu lassen. Müßig zu erwähnen, dass die Vorfreude auf unseren Gig am nächsten Nachmittag noch einmal stieg. Einwandfreier Auftritt der iberischen Kollegen, der um ein „Watch Your Back“-Cover angereichert wurde, und Höhepunkt des Tages, nach dem wir uns höflich, aber bestimmt verabschiedeten, weitere Offerten von Abfüll-Chrille ausschlugen und lediglich leicht angeschickert den Rückzug antraten, um am nächsten Tag fit zu sein. Klingt unfassbar vernünftig, war aber so!

Hier eine kleine Retrospektive vom Kollegen vom SCHRAIBFELA-Video-Fanzine:



Dies traf allerdings nicht auf das eine oder andere weitere Bandmitglied zu. Der Freitag begann mit einem Schock: Christian hatte Keith noch derart fertiggemacht, dass dieser mit dem Kater seines Lebens in einer Art Leichenstarre erwachte und nicht wusste, wie er es in wenigen Stunden auf eine Bühne schaffen sollte. Ich sah Beweisvideos, in denen er gestützt von zwei Mädels und in Richtung Kamera noch immer über Christian fluchend von einer Kneipe in die nächste verschleppt worden war. Mir kam das alles sehr bekannt vor, denn mein erster Hafengeburtstag mit Christian anno dazumal endete ebenfalls im völligen Desaster, woraufhin der Song „Brainmelt“ entstanden war. Nun war guter Rat teuer. Das Web wurde nach Anti-Kater-Sofortmaßnahmen durchforstet, Expertentipps ausgetauscht und befolgt, Keith Wadenwickel angelegt und schließlich mittels intravenöser Verabreichung einer hochdosierten Morgenurinmittelstrahl-Koffein-Zitronenenzym-Mixtur fitgespritzt (bitte nicht nachmachen, das erfordert normalerweise medizinische Aufsicht), sodass er schließlich auf allen Vieren zu seinem Basskoffer kriechen und sich an ihm abstützend langsam in die Senkrechte hocharbeiten konnte. Wir waren gerettet!

Die einzige Krux an der Jolly-Roger-Bühne ist, dass man sich um die Backline selbst kümmern muss. Nachdem die unmittelbar nach uns spielenden ICHSUCHT und THE GUMS uns angesprochen hatten, hatten wir uns darauf geeinigt, gemeinsam einen Transporter zu mieten und dort unser Zeug einzuladen, das die anderen dann mitbenutzen – u.a. Christians verfluchte, megasperrige, arschschwere Gitarrenbox, die man ungelogen zu viert aus dem sechsten Stock des Probebunkers herunterschleppen muss. Hölle! ICHSUCHT-Anni kutschierte das Gelöt dann behände auf den Kiez, wo wir pünktlich wie die Maurer an der Jolly-Roger-Bühne aufschlugen, in Ruhe aufbauen und den Soundcheck durchführen konnten. Keith versuchte sich neben einem Konterbier am puren Überleben, ich trank mich auf Betriebstemperatur und begrüßte die ersten eintreffenden bekannten Gesichter, nahm außerdem erleichtert zur Kenntnis, dass die von DMF-Kai und Familie angedrohten Wasserpistolenattacken ausbleiben würden, weil man sich genötigt sah, sich an das Waffenverbot auf dem Kiez zu halten. Unsere Sorge im Vorfeld war außerdem, dass wir als Opener um 16:15 Uhr am Freitag vor leerer Kulisse spielen würden, doch diese erwies sich als unbegründet: Überraschend viele hatten sich pünktlich aus den Furzmulden geschält, um unserem Gig beizuwohnen. Dafür schon mal danke an dieser Stelle! Peinlich genau um 16:15 Uhr erklang unser Tusch, gefolgt vom eröffnenden Double aus „Brigitte Bordeaux“ und „Total Escalation“, dessen Konsequenzen ein sich wacker schlagender Keith anschaulich verkörperte. Und „Brainmelt“ auf dem Hafengeburtstag zu spielen, ist natürlich das Größte – wenn auch Keith ihn diesmal vermutlich noch stärker nachempfinden konnte als ich. Das Wetter spielte auch an diesem Nachmittag mit, bei herrlichem Sonnenschein lockten wir immer mehr Schaulustige an und tobte ich mich auf der ungewohnt großen, luxuriösen Bühne aus, die mich über gleich zwei Monitorboxen sowie einen guten Bühnensound verfügen ließ. Daran könnte ich mich gewöhnen... Lediglich mit Raouls Fußmaschine gab’s zwischendurch Probleme, die jedoch gelöst werden konnten. Aufgrund der begrenzten Spielzeit zogen wir unser Set recht zügig durch, sodass am Ende sogar noch eine gewünschte Zugabe gezockt werden konnte: Mit dem alten CRAKEELS-Kracher „Fame“, neuerdings mit funkigem Basssolo dargereicht, verabschiedeten wir uns und nahmen erstaunt zur Kenntnis, dass alle unsere mitgebrachten Platten verkauft worden waren, wir sogar noch mehr hätten loswerden können. Auch daran könnte ich mich gewöhnen. :D

So hinterließen wir ICHSUCHT eine warmgespielte Bühne, auf der Sängerin Anni und Co. astreinen, authentisch angepissten, deutschsprachigen Punkrock abfeuerten, der musikalisch fit und textlich weit von Genreklischees entfernt ist, insbesondere durch die immer wieder durchklingende persönliche Note überzeugt. Flo bekam von Annis Stimme sogar eine Gänsehaut. In den Passagen, in denen der Gitarrist seine Leads spielt, wird allerdings deutlich, wie gut eine zweite Gitarre der Band zu Gehör stehen würde. Geiler Gig einer eigenständigen Band mit ebenso charismatischer wie sympathischer Sängerin, der völlig zurecht umjubelt wurde!

Nun also THE GUMS aus Freiburg und damit die erste Band des Tages von außerhalb: Der Name ist Programm, denn das Trio zockt supereingängigen Bubblegum-Pop-Punk mit englischsprachigen Texten, der gut reinlief, gute Stimmung verbreitete und bestens zum Wetter passte. Manchmal ist’s einfach diese bewusste Naivität, die bei solcher Mucke für mich immer mitschwingt, die eine willkommene Abwechslung darstellt und einen kurz aus der harschen Realität reißt. THE GUMS biedern sich niemandem an, sondern ziehen einfach ihren Stiefel durch, der luftig geschnürt ist, betont locker sitzt und ergonomischen Ansprüchen genügt. Kurioserweise spielte der Bassist übrigens mit geschientem Arm, was erstaunlich gut funktionierte. Runde Sache, ich hatte Spaß.

Aus den schönsten Strandträumen wurde ich jedoch jäh im Anschluss gerissen: Nun galt es, den Transporter wieder zu befüllen und direkt zurück zum Proberaum zu befördern, um ihn dort auszuladen. Die einzig zurechnungsfähige Person, Anni, steuerte das Vehikel, Christian lotste das Gefährt durch die von Hafengeburtstagsbesuchern blockierten Straßen und nahm anschließend auf dem Beifahrersitz platz. Raoul und ich fuhren mit der Bahn hinterher und da wir ab Landungsbrücken fuhren, hatten wir Gelegenheit, quasi einmal unser Punkrock-Ghetto zu verlassen und über den gesamten Hafengeburtstag zu latschen – und festzustellen, dass es „bei uns“ eben doch am schönsten ist. Mit ’nem Wegbier ging’s schließlich zum Proberaum, wo wir auf die anderen trafen und im Schweiße unseres Angesichts alles wider hochwuchteten. Und wenn es schon beschissen ist, Christians Box runterzuschleppen, bedarf es nicht viel Vorstellungskraft, wie sehr sich das potenziert, wenn das aus purem Blei geschmiedete Teil wieder hoch muss... Nachdem der Transporter wieder abgegeben war, fuhr uns die liebe Anni dankenswerterweise wieder auf den Kiez zurück und musste sich stocknüchtern unser angesoffenes Bullshit-Gebrabbel anhören, was sie tapfer ertrug, inkl. Zwischenstopps an Tankstellen, wo wir uns mit weiteren Getränken eindeckten. An ihrem Ziel irgendwo Nähe Kiez angekommen fragte sie noch, ob wir wüssten, wo wir uns befänden. „Na klar!“, erwiderten wir, hatten aber natürlich nicht die geringste Ahnung. An weiteren Tankstellen entlang hangelten wir uns schließlich in Richtung Elbe, bis ich eine Ecke wiedererkannte und wir uns aus anderer Richtung kommend der Jolly-Roger-Bühne näherten. Mittlerweile war’s dunkel geworden, die die SKF-Bühne zerlegenden 1323 hatte ich leider verpasst, von der heute eröffneten Onkel-Otto-Bühne am Störtebeker noch gar nichts mitbekommen und SILVER SHINE auf der Jolly-Bühne waren auch längst durch, lediglich von THE PROWLERS bekam ich noch den Schluss mit, Oi!-Punk aus Montreal, der sich hören lassen konnte.

Im ganzen Gewusel versuchte ich, Flo wiederzufinden, was schließlich gelang. Gemeinsam suchten wir die Onkel-Otto-Bühne auf uns sahen einen weiteren energiegeladenen SPIKE-Auftritt, jene Punkrock-Band um die Sängerin mit der großen Stimme und die Musiker von DER UNFUG UND SEIN KIND, über die ich an anderen Stellen ja schon das eine oder andere geschrieben habe. Hier herrschte allgemein die gewohnte Underground-Atmosphäre, die natürlich im krassen Gegensatz zu den großen, offiziellen Bühnen des Hafengeburtstags steht. Ob SENSA YUMA, jene mittlerweile in Spanien ansässigen Punks, die sich dem UK-82-Sound verschrieben haben, vorher oder nachher gespielt haben, weiß ich nicht mehr, jedenfalls bin ich währenddessen mal kurz reingestolpert, hatte aber anscheinend keine Zeit, mir die Band weiter anzusehen. Das ist schade, denn zum einen habe ich sie vor x Jahren an exakt diesem Ort erstmals live gesehen und bin dabei gut durchgedreht und zum anderen kicken die live einfach so viel krasser als aus der Konserve. Punktum: SENSA YUMA live sind ’ne Abrissbirne!

Nach SPIKE verschlug es uns wieder nach unten, denn so kritikwürdig manches an der aktuellen SLIME-Inkarnation und so durchwachsen das neue Album auch sein mag: Wenn Dirk zum Mikro greift und die alten Hits, die zu meiner DNA gehören, seit ich 14 bin, schmettert, setzt sich bei mir ein Automatismus in Gang, der mich begeistert mitgrölen und feiern lässt. Allerdings war’s mal wieder auf dem nun heillos überfüllten Gelände alles andere als einfach, einen Platz sowohl mit Sicht zur Bühne als auch Nähe zum Bierstand zu bekommen. Irgendwann hatten wir zumindest so etwas ähnliches, irgendwo mittig am Rand, und wurden zuerst wenig wohlwollend beäugt, nachdem wir uns dorthin gedrängelt hatten. Dies änderte sich jedoch, als ich lautstark mitzusingen begann und man mir dankte, da man nun endlich die Texte verstehen könne. Jo, gern geschehen. Tatsächlich war der Sound an dieser Position nicht mehr der Lauteste, aber sei’s drum. SLIME fügten die guten neuen Songs wie „Sie wollen wieder schießen (dürfen)“, „Brandstifter“ und „Ich kann die Elbe nicht mehr sehen“ ziemlich nahtlos ins klassikergespickte Set zwischen alten Weisen wie „Störtebeker“, „Legal, illegal, scheißegal“ und „Deutschland muss sterben“ ein und ließen sich feiern. Als wir uns zwischenzeitlich in den Backstage-Bereich zum Wasserlassen begaben, schauten wir uns das Geschehen kurz von hinten aus an, was uns aber schnell zu doof wurde – only Gedrängel und von vorn is real. Also noch paar letzte Bierchen gekippt, noch mal bischn backstage auf ’nen Absacker rumgelümmelt und schließlich von allen verabschiedet und diesen denkwürdigen Tag voller positiver Erfahrungen und Reizüberflutungen beendet. Immerhin lagen ein bzw. zwei weitere Tage Hafengeburtstag vor uns... Dass wir uns dann noch stundenlang in die Küche setzten, das „101“-DEPECHE-MODE-Livealbum durchhörten, jeden einzelnen Song durchdiskutierten und uns dabei mit Blue Curacao pur die Zungen blaufärbten, ist zu den gefürchteten Auswirkungen überhöhten Astra-Konsums zu zählen. Für mehr Ratsherrn (das Bier, nicht die blasierten Politaffen) auf dem Hafengeburtstag!

Der SCHRAIBFELA-Kollege war auch wieder unterwegs – danke, Keule!



Am nächsten Nachmittag startete ich mit dem hehren Vorsatz, ausschließlich Softdrinks zu mir zu nehmen, wir ließen erst mal Hafengeburtstag Hafengeburtstag sein und beobachteten im oder vielmehr am überfüllten Osborne, wie sich der HSV für die zweite Liga qualifizierte und diverse Ultras ein Freudenfeuer entzündeten. Anschließend trafen wir uns mit Bekannten von Flo und versuchten Blicke aufs Schlepperballett zu erhaschen, was gründlich misslang. Ein Softeis später fanden wir uns an der Onkel-Otto-Bühne wieder, wo wir erneut auf Kai & Co. trafen, ich meinen Vorsatz mit Bier wegspülte und wir den letzten Songs der wiedervereinten HH-Punks von C³I lauschten. Der Sänger singt mit ungewöhnlich hoher Stimme und spielt seinen Bass wie ’ne Gitarre, womit er eindrucksvoll eine Ausnahmestellung einnimmt. Cooler Scheiß.

Der eigentliche Grund meines Erscheinens aber waren WIRRSAL, jene Hamburger und Lübecker HC-Punks, die diesmal mit Kriegsbemalung auftraten, was an den bissigen, schnellen Aggro-Songs wenig änderte, die jedoch hitze- und schweißbedingt bald zerlief und offenbar eine toxische Wirkung auf die Bandmitglieder entfachte, die sie ungewohnt wirre Ansagen stammeln ließ. Der musikalischen Qualität tat dies jedoch keinen Abbruch und so schepperte es wieder ordentlich im Gebälk.

Auf ’nen Veggie-Burger ging’s nach unten und schließlich noch ’ne Etage tiefer zur NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN, die einige starke Songs leider bereits verballert hatten (dieses AGNOSTIC-FRONT-Cover macht mich fertig, hätte ich eigentlich gern selbst gemacht!), während wir noch mampfend an der Festzeltgarnitur saßen. Sänger und Gitarrist Stemmen hatte sich in ein etwas unvorteilhaftes, knallgrünes „Viva la Bernie“-Shirt gezwängt und nutzte die Zeit zwischen den Songs, um u.a. zu erläutern, was es damit auf sich hat. Weitere ausführliche „Spoken-Words-Parts“ gingen auf die Besonderheiten der Jolly-Roger-Bühne ein, auf der eben im Gegensatz zu anderen offiziellen Bühnen Raum ist für kritische Haltungen und offen zur Schau gestellten Protest. Mit den einigen Unverbesserlichen, die derartige Ausführungen mit Zwischenrufen à la „Halt’s Maul und spiel!“ quittieren, wird man wohl ewig leben müssen. Leute, kauft euch doch einfach eine Platte und bleibt zu Hause! Aus dem Konzept bringen ließen sich die Notis davon natürlich nicht und kredenzten einmal mehr ihre ihnen eigene Mischung aus positiver Ausstrahlung, Spielfreude und von Stemmen und Drummer Mario inbrünstig vorgetragenen Inhalten zu diversen durchaus eingängigen Melodien – weshalb ich mir diese Band immer gern live gebe, Dies ist nun auch eine gute Gelegenheit, auf etwas einzugehen, was auch Stemmen nicht unerwähnt ließ: Nicht zuletzt, da man während des Hafengeburtstags eine Menge Leute erreicht, waren diverse Gebäude und Verkehrsbrücken mit Transparenten behangen worden, viele davon wiesen auf den mutmaßlich von Dessauer Polizisten begangenen grausamen Mord am Asylbewerber Oury Jalloh hin (u.a. thematisiert im TV-Krimi „Tatort: Verbrannt“). Den Hamburger Bullen fiel nichts Besseres ein, als deren Entfernung zu veranlassen, womit sie sich einmal mehr über geltendes Recht hinwegsetzten. Schämt euch! Und an die Feuerwehr, die dafür ihre Drehleitern zur Verfügung stellte: Ihr müsst auch nicht jeden Scheiß mitmachen, nur mal so als kleiner Tipp...

Worum’s bei „Viva la Bernie“ geht, lässt sich u.a. hier nachlesen: https://hamburg.mitvergnuegen.com/2018/ ... -la-bernie

Flo & Co. suchten nun Zerstreuung und Vergnügen im Riesenrad und wie ich dem so beiwohnte, überlegte ich, wie es Keith wohl am Tag zuvor darin ergangen wäre – von den anderen Foltergeräten dort ganz zu schweigen. Nachdem wir uns von Flos Bekannten verabschiedet hatten, zogen wir uns das durchaus beeindruckende Feuerwerk rein und schauten noch mal an der Onkel-Otto-Bühne vorbei, wo mein Highlight dieses Tages gerade die Bühne betrat: Die Bremerin und Bremer NEUROTIC EXISTENCE um Szene-Urgestein Tati (ex-LOST WORLD, ex-APOKALIPSTIX) bliesen zur Attacke und brannten ein irrsinniges Feuerwerk an melodischem, hochatmosphärischem Crust (o.ä.) ab. Fette Gitarrenwände und weiblich-männlicher Wechselgesang sorgten für eingängigen organisierten Krawall düsterer Ausrichtung, der ihrem fulminanten Gig im Gängeviertel 2017, als ich sie erstmals sah, in nichts nachstand. Das war richtig, richtig gut und flashte mich hart. Einziger kleiner Kritikpunkt: Tati hat ’ne Mörderstimme und weiß diese auch einzusetzen, lediglich die vereinzelt eingeschobenen Kreischer sind mir bischn zu viel. Alles andere scheint mir nah an der Perfektion und wenn man dann auch noch einen solch differenzierten, druckvollen Sound bekommt, wie ihn Mischmeister Norman wieder zauberte, ist nun wirklich alles im giftgrünen Bereich. Top!

Zur fortgeschrittenen Stunde war das aber noch längst nicht alles, denn eine weitere Überraschung stand an: Damit meine ich jetzt nicht, dass mir UNFUG/SPIKE-Paule seine letzten Bierbons vermachte (Danke, Alter!), sondern die mir vollkommen unbekannte Band, die den musikalischen Teil des Abends besiegeln sollte: Ich weiß (noch) nicht, wie MISTER X aus Russland auf Platte klingen, live war’s aggressiver Oi!-/Streetpunk mit Hardcore-Attitüde. Der agile Sänger gab Songs auf Russisch und Englisch zum Besten, einen auf Italienisch (!) und sogar einen mit deutschem Text! Sprachgenie oder wat? Wenn seine Bandkollegen solierten, verschwand er schattenboxend an den Bühnenrand. Zwischen den Songs zeigte er sich begeistert von der Onkel-Otto-Bühne und wies mehrfach darauf hin, dass so etwas in seiner Heimat nicht möglich wäre. Er äußerte sich gegen Diskriminierung u.a. von Frauen und verwies aufs Schlagzeugtalent der Band-Drummerin, unterstrich die Bedeutung des Spruchs „No need to be a cop“ und war so aufgedreht, dass ihm die Leidenschaft aus jeder einzelnen Pore zu quellen schien. Eine geniale Coverversion des OXYMORON-Klassikers „Crisis Identity“ passte perfekt zum eigenen Material. Ganz großer Gig einer Band, die ins Gedächtnis rief, dass Freiräume, wie wir sie in Hamburg genießen, keine Selbstverständlichkeit sind und man sich woanders noch ernsthaft mit unhaltbaren Thesen wie „Frauen haben in einer Oi!-Band nichts zu suchen!“ herumschlagen muss. Schade nur, dass man trotz zahlreicher Aufforderungen keine Zugabe mehr spielte.

Einen letzten Absacker genehmigten wir uns auf der Balduintreppe, bevor’s „fast“ nüchtern nach Hause ging. Damit endete mein Hafengeburtstag, reizüberflutet und bischn geschafft, aber glücklich. Flo jedoch stattete der Jolly-Roger-Bühne auch am nächsten Tag noch einen Besuch ab – Respekt! Respekt und tausend Dank auch an Sven Brux und die Jolly-Roger-Meute für die Auftrittsmöglichkeit und die vielen geilen Bands, an alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die an den Punkrock-Bühnen mit anpacken, Getränke ausschenken etc., an alle, die sich ums vernünftiges Essen bemühen und zu fairen Preisen klasse Veggievraß anbieten, an Coyote, Norman & Co., die wieder einmal erstklassige Bands teilweise von verdammt weit weg auf die Onkel-Otto-Bühne geholt haben usw. usf... Und natürlich danke an ICHSUCHT und THE GUMS fürs unkomplizierte Zusammenwirken nicht nur in Sachen Equipment, an Flo und Cheenz Dell Corvo für die Fotos unseres Gigs und last but not least an alle, die sich uns zur frühen Stunden reingezogen haben!

Unermüdlich auch am dritten Tag unterwegs war natürlich auch Kollege SCHRAIBFELA:





Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/10-12-05- ... g-hamburg/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

18.05.2018, Archiv, Potsdam:
Soli-Festival für No Border Kitchen Lesvos mit ISOLATED + AUSSCHREITUNG + FRIEDEMANN + BOLANOW BRAWL + MINDFALL


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Nachdem es uns letztes Jahr erstmals nach Potsdam verschlagen hatte, hatten uns die ehrenwerten Zeitgenossinnen und -genossen der Brigada-Caoz-Konzertgruppe direkt zur Teilnahme am zweitägigen Festival eingetütet. Als es konkreter wurde, einigten wir uns auf den Freitag in illustrer Runde. Per Miethobel ging’s dann am frühen Nachmittag zu viert mit sämtlichem Gepäck auf die Autobahn, Ole reiste im eigenen Boliden, Sandy ebenfalls, Flo kam per Bahn nach, Oles Freundin Chrissi + ‘ne Bekannte tauchten auch noch irgendwann überraschend im Archiv auf. Zunächst hielt der Highway to Hell aber einen fiesen Stau für uns bereit, ließ uns aber dennoch so zeitig eintreffen, dass wir zu den Ersten gehörten – alles entspannt also, erst mal in Ruhe Roby & Co. begrüßt, ‘n Sterni geköpft und natürlich lecker gespeist! Es handelte sich um ein Soli-Festival für die „No Border Kitchen Lesvos“-Initiative (https://noborderkitchenlesvos.noblogs.org/ ) und auch wir bekamen ordentlich zu futtern: Kartoffelsuppe mit Räuchtertofu, Baguettebrot, Karottensalat, Kuchen mit Puddingfüllung, diverses Obst, Knabbergebäck… Hach, die Vorzüge des „Künstlerdaseins“… Eigentlich sollten wir als Dritte spielen, aber da Friedi & Co. es aufgrund des nach hinten verzögerten Beginns zu spät geworden wäre, ließen wir die Running Order noch mal rotieren und durften so bereits als Zwote ran. Im Hinterkopf hatten wir noch, dass die Sause eigentlich ‘ne Freiluftveranstaltung werden sollte, doch das stand wohl nur anfänglich ganz kurz zur Diskussion. Dafür war diesmal wieder die eigentliche Bühne im Innenraum des großzügigen Archiv-Komplexes bespielbar, letztes Mal zockten wir noch exakt gegenüber auf ebenem Boden. Vorm Beginn und in den Umbaupausen lief übrigens die meiste Zeit ein DIE-ÄRZTE-Tribut-Sampler mit einigen bemerkenswerten Eigen- und Uminterpretationen…

Den lokalen Vorreiter machten schließlich MINDFALL mit einer moderneren Hardcore-Variante, bischn Melodie, viel Wumms, breitbeinige Klampfer und viel Gebrüll – ging klar.

MINDFALL übergaben das Zepter an uns. Nachdem wir eine Position höhergerutscht waren, gab ich bischn Gas beim Trinken, um rechtzeitig auf Temperatur zu kommen, unterschätzte jedoch ein wenig die Wirkung und musste Flos mir nach dem Gig gestellte Frage, ob ich betrunken gewesen sei, mit ja beantworten. Sie kennt mich eben gut. Aber der Reihe nach: Der Zeitplan drückte, der Umbau ging daher schnellstmöglich vonstatten und Zeit für einen ausführlichen Soundcheck gab es nicht. Wir haben kurz „On The Radio“ angespielt und ich bat daraufhin darum, einfach meinen Gesang so laut wie möglich auf den Monitor zu bekommen. Tusch, „Brigitte Bordeaux“, „Total Escalation“ – und direkt versungen. Da merkte ich, dass ich Oles Leadgitarre dann doch auf dem Moni brauche und bekam sie auch. Mir wurde aber auch klar, dass ich nun zwei Möglichkeiten habe: Entweder nach jedem Song meinen Monitor nachjustieren lassen, bis ich den perfekten Bühnensound habe, oder einfach darauf scheißen und dem Affen Zucker geben. Ich entschied mich natürlich für letzteres, sprang wie in alten Tagen auf und ab, bis mir der Schweiß in die Augen floss und ignorierte die Mitteilungs- und Dialogversuche der Saitenfraktion, da ich sie sowieso akustisch nicht verstand. Für viel Gelaber war ohnehin keine Zeit, zu kuriosen Unterbrechungen kam es dennoch: Zwischen zwei Songs öffnete sich plötzlich die Tür hinter der Bühne, ein Mann kam herein, legte den Finger auf die Lippen, zischte „Psssst!“, womit er uns und das Publikum zur Ruhe aufforderte, fummelte irgendetwas Technisches herum und verschwand nach einiger Zeit wieder, woraufhin’s weitergehen konnte. Auch nicht schlecht war, dass wir „Red Lips“ gleich 3x anzählen mussten, bevor wirklich alle bereit waren. Zu keiner Unterbrechung führte, dass Christian ein komplettes Bier über seinem Amp verkippte. Alles andere lief aber erstaunlich pannenfrei; erstaunlich deshalb, weil wir die Bolanow-Buddeln nicht nur ins Publikum reichten, sondern sich meine Bandkollegen auch selbst fleißig an ihnen labten. Keith, der seinen dritten Gig mit uns absolvierte, war im Gegensatz zum Auftritt auf dem Hafengeburtstag aber topfit und die Bude war gut voll. Unterm Strich ein rotzigerer und alkoholisierterer Gig als zuletzt, nach dessen Schlussakkord ihn Keith aber prompt zu seinem bisherigen Favoriten erklärte – was also weiß ich schon?

Da Friedemann für sein Akustik-Set im Kneipenbereich aufgebaut hatte, ging’s dort im direkten Anschluss weiter, sodass ich einiges verpasste, während wir noch mit dem Abbau beschäftigt waren. Der Auftritt stellte sich jedoch als ideal heraus, um erst mal wieder herunterzukommen. Ich setzte mich zwischen das Publikum, das es sich bequem gemacht hatte, und lauschte den Weisen des Rüganers, der diesmal mit zwei weiteren Gitarristen (u.a. seinem COR-Sidekick Matze) sowie einem Percussionisten angereist war. Auf seinem Singer/Songwriter-Solo-Trip scheint Friedemann das zu verarbeiten, was zu COR weniger passen würde, leisere Zwischentöne, kleinere Geschichten. Klare Worte verschaffen sich jedoch ebenso Gehör, u.a. wenn er zu weniger Plakativität und mehr konstruktiver Tat aufruft, wobei im Rahmen der Ansage auch ein Hamburger Modelabel einen mitbekam… Andere Song betonen den D.I.Y.-Aspekt und den Mut zum Ausprobieren oder auch Scheitern, nehmen Konsumwahn aufs Korn oder verorten Friedemann selbst in einer Rolle, in der Stolz, Selbstironie und Demut sich die Waage halten. In Kombination mit originalem MeckPommer Charme und gelebter Authentizität erreicht er damit die Hörer ganz unmittelbar und vielleicht auch tiefer als manch Drescher plakativer Parolen. Und das ganz ohne Hippie- oder Intellektuellen-Mief, sondern weiterhin schön schnoddrig.

AUSSCHREITUNG aus Lauchhammer (Alter, wat’n Ortsname!) haben gerade ihr Debüt-Album „Gegen den Strom“ veröffentlicht. In Vierer-Besetzung gab’s volle Breitseite das, was ich als so etwas wie klassischen Deutschpunk bezeichnen würde, auch wenn ich sonst meist versuche, diesen Begriff zu vermeiden. Hier haste aber halt echt einfache, aber supereingängige Akkorde, deutschsprachige Texte zwischen Systemkritik und Klischee und mehr Midtempo als HC-Punk-Geballer. Der Klargesang des durchtrainierten Sängers hat mich bischn irritiert, da würde ich mir mehr Mut zu Gift, Galle und Rotz wünschen. Und musikalisch gern öfter mal die Handbremse lösen und bischn mehr arschtreten. Ich kapiere natürlich, worauf die Band hinauswill und in Sachen Texte, Arrangements, Melodien, Chöre, sogar Gitarren-Soli sind ziemlich gute Ansätze da, die flotten Songs kicken dann auch ordentlich, aber insgesamt würde der Band ‘ne Kelle Aggression, Dreck und Hass gut zu Gesicht stehen, sie spontaner, emotionaler und generell lebendiger wirken lassen, wobei dem Sänger ohnehin die Bühne zu eng wurde und er auch die physikalische Nähe zum Publikum suchte. Als Gruß an die Heimat habe ich schließlich das „Bullenwagen klaun und die Innenstadt demolieren“-Cover empfunden – ein Dauerbrenner, nicht nur in Hamburg.

So richtig derbe aufs Mett klopften an- und abschließend die Quedlinburger ISOLATED, die es wohl schon wat länger (seit 1993!?) gibt, die ich aber überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Da gibt’s auch gar nicht so viel drüber zu erzählen: Unprätentiös und abgewichst reichten ISOLATED die grobe Kelle und knüppelten ein Hardcore-Brett herunter, das die meiste Zeit Tempo und Aggression satt bot und so herrlich splitterte, dass ich noch mal so richtig Bock bekam und mich dem kleinen, aber feinen Pit anschloss. Musikalisch mit zwei mächtigen Gitarren wütend, no Posing, no Geprolle, just Prügel. Mittlerweile war’s nach 1:00 Uhr nachts und von dieser Adrenalinspritze wieder herunterzukommen gar nicht so einfach. Die Mädels hatten sich für den Abend Eierlikör besorgt und diesen aus Schokowaffelbechern geschlürft. Die anderen Brawler hingegen hatten sich derweil handwerklich betätigt und eine Art Rollstuhl gebastelt, mit dem sie sich und mich durch die Gegend schleuderten. Am Ende hatten sie eine Schneise in die Schnapsbar gesoffen, Raoul wurde auf dem Tresen liegend fotografiert. Im Nachhinein betrachtet waren wir wahrscheinlich die einzige Band, die so richtig voll war. Meine Ansage zu „Red Lips“ hatte sich bewahrheitet: „Auswärts sind wir asozial…“

Nachdem ich den Merch-Plunder zusammengepackt (und sogar bischn wat veräußert) hatte, ging’s irgendwann – wie viel Zeit dazwischenlag, bekomme ich nicht mehr zusammen – zum nächtlichen Spaziergang Richtung Kojen, natürlich bewaffnet mit flüssiger Wegzehrung und sogar inklusive Zwischenhalt beim Döner-Kalle. So’ne wilde After-Show-Party wie damals mit den Irren von ZUNAME gab’s diesmal dann nicht mehr, Bettenverteilung, Schlummertrunk und Gutenachtsagen gingen irgendwie auch komplett an mir vorbei. Stattdessen hielt ich mich weiterhin an irgendwelchen Bierpullen fest, diskutierte Themen von ganz bestimmt elementarer Bedeutung für Gott und die Welt mit Flo und ließ mein Smartfön irgendwelche Pop-Playlists plärren, bis uns ich glaube jemand von AUSSCHREITUNG auf die Nachtruhe hinwies und um etwas Rücksicht bat. Aufgewacht bin ich jedenfalls am nächsten Morgen gefährlich nah am Rand des Hochbetts, habe jedoch keinen Stunt à la Christian hingelegt. Ich hatte wohl immer noch einen sitzen, aber das Frühstück schmeckte trotzdem und pünktlich weiter mussten wir ja auch: Während der Rest der Bande das Equipment abholte und gen HH steuerte, saßen wir in der Bahn nach Prag, wohlverdienten Urlaub antreten. Das Festival ging am Abend weiter und war wohl nicht mehr ganz so gut besucht, was natürlich schade und auch ein bisschen unverständlich ist. Danke jedenfalls an alle irgendwie Involvierten, uns hat's mal wieder an nichts gemangelt - schon gar nicht an Spaß, Schabernack, Schnappo und Sterni! War uns eine Ehre!

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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

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vom letzten Wochenende..

MUTABOR, Werk2/Leipzig

Dieses Konzert hatte ich meiner lieben Frau vor einem guten Halben Jahr zu Weihnachten Geschenkt, noch dazu hatte ich ohne Ihres Wissens einen alten Schulfreund von Ihr mit eingeladen. Die Ska-Punker MUTABOR begleiten mich schon relativ früh, erst sporadisch durch ihre Hymne "Abgestandenes Bier", später durch meine Frau, der diese Gute-Laune Combo, mehr als ich, zugetan war, so das wir vor zehn Jahren einige Konzerte besuchten. Zwischenzeitlich machte die Band mal Pause und unser Interesse schwand die letzten Jahre. Mit Vorfreude auf das Konzert, befassten wir uns aber in letzter Zeit wieder vermehrt mit deren Material.
Getrübt wurde meine Freude, als ich erfuhr, das Zeitgleich am besagten Datum unsere italienischen Instrumentalfreunde von CALIBRO 35 einen ihrer raren Konzerte in Leipzig ankündigten. Doof gelaufen, man(n) kann halt nur auf einer Hochzeit...ähmm: Konzert tanzen. Daher nicht weiter mehr darüber nachgedacht.
Am besagten Tag angekommen, erfreut & schmerzte es mich gleichermaßen, als ich die vielen Konzertplakate zum CALIBRO 35-Konzert an jeder möglichen Hauswand entdeckte:

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Noch dazu, das sich die Location, der kleine Englische Pub "Noels Ballroom" keine 500 meter von unserem Hostel im Connewitzer Stadtteil befand. Aber den (un)heimlichen Wunsch, lieber auf DIESES Konzert zu wollen, spülte ich schnell mit einem kalten, lecker-fruchtigen Strongbow Cider bei herrlichen Temperaturen herunter. In entgegengesetzter Richtung zum Ballroom befand sich auch nicht allzuweiter Entfernung das Werk2, eine ordentliche Konzert & Kultur-Anlage .
Dort angekommen, mit dem von mir verabredeten Freund getroffen & natürlich das erste Wiedersehen nach langer Zeit mal wieder mit dem ein oder anderen Hopfengetränk begossen...so das wir gar nicht merkten, das das MUTABOR Konzert schon begann. Also nichts wie hinein in die Halle, die zu gut einem Drittel mit einem gut Gemischten Publikum gefüllt. Die vielen Punk-Kidz, die ich von damals in Erinnerungen hatte, waren alle selber Mittlerweile Erwachsener Geworden, auf jedenfall waren die meisten rein äußerlich keiner Sub-Kultur mehr zu zuordnen. Aber Textsicher waren dennoch alle: ob nun "Lisa", "Ich will weg", "Masturbation (in der Sonne)" oder der obligatorische "Lump", wurden natürlich lautstark mitgesungen. Ein ganz besondere Tradition wie eh & je, als bei "Es gibt keine Liebe" das Publikum in Frauen & Männer geteilt wurde & der Refrain dann abwechselnd zugerufen wurde. Und so lag man sich nach gut zwei Stunden kollektiv in den Armen & erfreuten uns einmal mehr, ein überraschend gutes Konzert erlebt zu haben. Dieser Umstand sollte natürlich noch gebührend begossen werden & so empfahl ich einen kleinen englischen Pub in der nähe unseres Hostels :!:
Dort angekommen war es erstaunlich leer, die Location war relativ verwinkelt & weiträumig, aus einem der größeren Raum in der Ecke vernahm ich vertraute Melodien. Yes: Das CALIBRO 35 Konzert war noch im Gange, auf die Frage , wie lange die Jungs wohl noch spielten, wurde gemeint, das diese relativ spät begonnen hatten und erst fünf Songs herunter gerockt hatten. So sollte ich also an diesem Abend doch noch zu meinem erhofften...

CALIBRO 35 in Noels Ballroom/Leipzig

...kommen :prost:
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Als direkten Konzertvergleich hatte ich ja zwei Jahre zuvor das Konzert im Berliner "Privatclub" noch in guter Erinnerung. In der Leipziger Provinz war deutlich weniger Publikum vor Ort, das weniger auf die Promotion für das Konzert als eher dem Bekanntheitsgrad der Combo (jedenfalls hierzulande) zurück zu führen ist.
Nichtdestotrotz gaben CALIBRO 35 alles & hauten ein Italo-Funk-Feuerwerk raus. Überwiegend, mir unbekanntes Material der letzten "DECADE" Veröffentlichung, wozu man aber auch herrlich das Tanzbein schwingen konnte. Ich hatte dann nicht mehr auf die Uhr geschaut & nach einer gefühlten Ewigkeit & zwei Zugaben verabschiedeten sich sie sich dann auch in die Nacht. Diesen (für mich) rundum gelungenen Konzert Abend, der zur Nacht geworden war, krönte ich dann mit einem der Stylischen Konzertplakate, die mir das freundliche Barpersonal bereitwillig und im Gegenzug einer ordentlich letzten Bierbestellung vermachte. Natürlich nicht, ohne mich artig bei den Italienischen Musikern am Nachbartisch für das gelungene Konzert zu bedanken, worauf ich erfuhr, das Ihr Bassist erst jetzt erst neu, ganz frisch mit dabei wäre. Sie mussten mir auch versprechen, möglichst bald wieder ins Krautland zurück zu kommen, damit das zuvor ausgefallene Frankfurt/Main Konzert nachgeholt werden würde.
Zuletzt geändert von McBrewer am Fr 1. Jun 2018, 06:17, insgesamt 1-mal geändert.
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