Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Moderator: jogiwan
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort: Borowski und das unschuldige Kind von Wacken
„Ich steh‘ auf Metal!“
Wenn das ehemalige Wacken-Kult-Festival bisher noch in keinem schleswig-holsteinischen „Tatort“ aufgegriffen wurde, wurd’s aber mal Zeit – dachten sich mutmaßlich die Verantwortlichen, die längst zum überteuerten Megakommerzfestival mutierte Metal-Kirmes vermutlich immer noch „kultig“ findend. So wurde Hauptkommissar Klaus Borowskis (Axel Milberg) 40. Fall (der neunte seiner Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik)) im Sommer 2022 in Wacken und um Wacken herum von Regisseurin Ayşe Pola („Im toten Winkel“) nach einem Drehbuch Agnes Pluchs inszeniert, womit Pola ihren zweiten Beitrag zur öffentlich-rechtlichen Krimireihe leistete. Uraufgeführt wurde „Borowski und das unschuldige Kind von Wacken“ am Tag der deutschen Einheit auf dem Filmfest Hamburg, anschließend lief er auf Nordischen Filmtagen in Lübeck sowie in einem Kieler Kino. Die Fernseherstausstrahlung folgte am 26. November 2023.
„Also komplett falsche Spur…“
Eine aus Osteuropa stammende Mutter (Irina Potapenko, „Revanche“) ist mit ihrem frischgeborenen Baby in der Nähe Kiels unterwegs. Kurz darauf scheint sie vor irgendetwas wegzurennen. Plötzlich ist sie verschwunden – und das Baby wird tot aufgefunden. Um herauszufinden, was passiert ist, wird Hauptkommissar Klaus Borowski aus seinem Urlaub abberufen, um zusammen mit seiner Kollegin Mila Sahin die Spur aufzunehmen. Diese führt nach Wacken, wo gerade die letzten Vorbereitungen für das alljährliche Heavy-Metal-Open-Air laufen und bereits die ersten Gäste anreisen. Borowski und Sahin finden Unterstützung in Person einer örtlichen Dorfpolizistin (Regine Hentschel, „Der Ghostwriter“) und tauchen tief in die Dorfgemeinschaft ein…
„Wenn sich so viel Liebe in einem Menschen anstaut, geht das selten gut…“
Wir sehen eine junge Nachwuchs-Düstermetal-Band in ihrem Proberaum (die Musik stammt von der realen Band NebellebeN); ihr Sänger ist Jan Thomsen (Marven Gabriel Suarez-Brinkert, „The Social Experiment“), der sich im Laufe der Zeit nur zögerlich als Zeuge zu erkennen geben wird. Er probt in Räumlichkeiten der Dorfkneipe Kurt Stindts (Andreas Döhler, „Die Hände meiner Mutter“), dessen Frau Sarah (Anja Schneider, „Niemand ist bei den Kälbern“) ein Kind erwartet. Die erste Befragung nach dem Fund des toten Babys gilt Prostituierten außerhalb Wackens, anschließend unterbricht Borowski seinen Urlaub. Dass Sahin und er ohne Weiteres ein Zimmer finden – wohlgemerkt kurz vor Festivalbeginn –, kann in den Bereich der Fabel verwiesen werden. In Wacken nimmt ein etwas überproportionierter, bärtiger, langhaariger junger Mann (Nicolas Dinkel, „Wendehammer“) in seinem Zimmer unterm Dach einen Metal-Podcast auf, der mehr wie eine Live-Radiosendung wirkt, und begrüßt seine Hörerinnen und Hörer mit „Metal, Leute!“ – offenbar eine (reichlich überflüssige) Reminiszenz an den „Drachenlord“. Dadurch, dass er offenbar wenig Erfolg beim weiblichen Geschlecht hat und in Netzkatalogen nach Frauen aus dem ehemaligen Ostblock sucht, wird er als einer von mehreren Verdächtigen eingeführt. Er ist der Sohn der Polizistin.
„Du brauchst wirklich Urlaub.“
Zunächst etabliert dieser „Tatort“ einen Nebenhandlungsstrang um Jan aus der Nachwuchsband, der jedoch bald mit der eigentlichen Handlung zusammengeführt wird: Borowski und Sahin beziehen ihre Zimmer im Haus seiner Mutter (Bärbel Schwarz, „Last Exit Schinkenstraße“). Dies ist symptomatisch für das sicher nicht unrealistisch dargestellte Phänomen, dass in so einem Dorf jeder jeden kennt und alle miteinander zu tun haben. Daraus resultiert, dass jede Nebenrolle dual angelegt wurde, also in zwei Eigenschaften für die Handlung in Erscheinung tritt. Mittlerweile weiß man auch, dass Christina Chorol, die Mutter des toten Babys, entführt wurde, gefesselt und geknebelt ist sie in einen Kellerraum gesperrt. Mehrere Personen verhalten sich irgendwie verdächtig, doch nach 55 Minuten wird den Zuschauerinnen und Zuschauern gegenüber die Identität des Täters preisgegeben.
„Das war ein Mensch!“
Als Topos dieses „Tatorts“ kristallisiert sich mitnichten irgendein Bezug zu Heavy Metal oder Festivals heraus, sondern das Thema illegaler Leihmutterschaften, das mit all seinen unangenehmen Begleiterscheinungen in einem besonders krassen Fall exemplarisch durchexerziert wird. In dieser Hinsicht erweist sich „Borowski und das unschuldige Kind von Wacken“ als ein recht empathischer Krimi – mit einem dann doch überraschend deftigen Ende. Das Wacken Open Air ist dabei lediglich Staffage; dessen echter Chef Thomas Jensen darf ein paar wenige Sätze etwas steif in die Kamera sagen und von der Musikspur ertönt für einen „Tatort“ ungewöhnlich viel Musik aus dem Metal- und Punkbereich, ohne dabei allzu dominant zu werden. Ansonsten laufen immer mal wieder Statisten in unkenntlich gemachten Bandshirts durchs Bild und wird zumindest im Ansatz ein Eindruck des Prä-Festival-Gewusels vermittelt.
Dass man gegen Ende den kongenialen Motörhead-Song „God Was Never On Your Side“ prominent herausstellt, ist ein echter Glücksgriff, der Epilog hingegen dann doch etwas cringe: Natürlich trifft Borowski einen Kollegen in zivil, der das Festival als normaler Gast besucht, und steht man gemeinsam auf dem Acker (während eines The-Halo-Effect-Auftritts), um zur Erkenntnis zu gelangen, hier werde nicht der Tod, sondern das Leben gefeiert. Die Verquickung des Festivals als Hintergrund der Ermittlungen mit Kritik an einem ausbeuterischen Leihmutterschaftsgeschäft und etwas persönlichem Drama wirkt ein wenig bemüht, der Kontrast von überlauten verzerrten Gitarren und Double-Bassdrums zu Borowskis ruhigem Gemüt wird kaum für unterhaltsame Szenen genutzt. Der Kommissar benimmt sich zuweilen aber recht seltsam – wegen des unterbrochenen Urlaubs? Es wird jedenfalls nicht problematisiert. Und was genau passiert ist und das Baby sein Leben gekostet hat, wird nicht etwa in Form einer Rückblende aufbereitet, sondern bleibt diffus in Streitdialoge verpackt.
Wenn man Borowskis unprätentiöses, nordisch ruhiges Wesen als fast schon trotzigen Gegenentwurf zum Action-Krimi schätzt, hat man vermutlich auch an diesem „Tatort“ seine Freude, und auch den Spagat zwischen seriösem Krimi und subkulturellen Klischees hat man schon schlechter gesehen, sicherlich aber auch besser. Borowski selbst kann und hat hier gar nicht so viel auszurichten und gerät beinahe zum Statist innerhalb einer Dorfgemeinschaft mit nicht uninteressanten Figuren, deren Geheimnisse dramaturgisch jedoch stets dann gelüftet werden, wenn es eigentlich beginnt, wirklich spannend werden zu können…
„Ich steh‘ auf Metal!“
Wenn das ehemalige Wacken-Kult-Festival bisher noch in keinem schleswig-holsteinischen „Tatort“ aufgegriffen wurde, wurd’s aber mal Zeit – dachten sich mutmaßlich die Verantwortlichen, die längst zum überteuerten Megakommerzfestival mutierte Metal-Kirmes vermutlich immer noch „kultig“ findend. So wurde Hauptkommissar Klaus Borowskis (Axel Milberg) 40. Fall (der neunte seiner Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik)) im Sommer 2022 in Wacken und um Wacken herum von Regisseurin Ayşe Pola („Im toten Winkel“) nach einem Drehbuch Agnes Pluchs inszeniert, womit Pola ihren zweiten Beitrag zur öffentlich-rechtlichen Krimireihe leistete. Uraufgeführt wurde „Borowski und das unschuldige Kind von Wacken“ am Tag der deutschen Einheit auf dem Filmfest Hamburg, anschließend lief er auf Nordischen Filmtagen in Lübeck sowie in einem Kieler Kino. Die Fernseherstausstrahlung folgte am 26. November 2023.
„Also komplett falsche Spur…“
Eine aus Osteuropa stammende Mutter (Irina Potapenko, „Revanche“) ist mit ihrem frischgeborenen Baby in der Nähe Kiels unterwegs. Kurz darauf scheint sie vor irgendetwas wegzurennen. Plötzlich ist sie verschwunden – und das Baby wird tot aufgefunden. Um herauszufinden, was passiert ist, wird Hauptkommissar Klaus Borowski aus seinem Urlaub abberufen, um zusammen mit seiner Kollegin Mila Sahin die Spur aufzunehmen. Diese führt nach Wacken, wo gerade die letzten Vorbereitungen für das alljährliche Heavy-Metal-Open-Air laufen und bereits die ersten Gäste anreisen. Borowski und Sahin finden Unterstützung in Person einer örtlichen Dorfpolizistin (Regine Hentschel, „Der Ghostwriter“) und tauchen tief in die Dorfgemeinschaft ein…
„Wenn sich so viel Liebe in einem Menschen anstaut, geht das selten gut…“
Wir sehen eine junge Nachwuchs-Düstermetal-Band in ihrem Proberaum (die Musik stammt von der realen Band NebellebeN); ihr Sänger ist Jan Thomsen (Marven Gabriel Suarez-Brinkert, „The Social Experiment“), der sich im Laufe der Zeit nur zögerlich als Zeuge zu erkennen geben wird. Er probt in Räumlichkeiten der Dorfkneipe Kurt Stindts (Andreas Döhler, „Die Hände meiner Mutter“), dessen Frau Sarah (Anja Schneider, „Niemand ist bei den Kälbern“) ein Kind erwartet. Die erste Befragung nach dem Fund des toten Babys gilt Prostituierten außerhalb Wackens, anschließend unterbricht Borowski seinen Urlaub. Dass Sahin und er ohne Weiteres ein Zimmer finden – wohlgemerkt kurz vor Festivalbeginn –, kann in den Bereich der Fabel verwiesen werden. In Wacken nimmt ein etwas überproportionierter, bärtiger, langhaariger junger Mann (Nicolas Dinkel, „Wendehammer“) in seinem Zimmer unterm Dach einen Metal-Podcast auf, der mehr wie eine Live-Radiosendung wirkt, und begrüßt seine Hörerinnen und Hörer mit „Metal, Leute!“ – offenbar eine (reichlich überflüssige) Reminiszenz an den „Drachenlord“. Dadurch, dass er offenbar wenig Erfolg beim weiblichen Geschlecht hat und in Netzkatalogen nach Frauen aus dem ehemaligen Ostblock sucht, wird er als einer von mehreren Verdächtigen eingeführt. Er ist der Sohn der Polizistin.
„Du brauchst wirklich Urlaub.“
Zunächst etabliert dieser „Tatort“ einen Nebenhandlungsstrang um Jan aus der Nachwuchsband, der jedoch bald mit der eigentlichen Handlung zusammengeführt wird: Borowski und Sahin beziehen ihre Zimmer im Haus seiner Mutter (Bärbel Schwarz, „Last Exit Schinkenstraße“). Dies ist symptomatisch für das sicher nicht unrealistisch dargestellte Phänomen, dass in so einem Dorf jeder jeden kennt und alle miteinander zu tun haben. Daraus resultiert, dass jede Nebenrolle dual angelegt wurde, also in zwei Eigenschaften für die Handlung in Erscheinung tritt. Mittlerweile weiß man auch, dass Christina Chorol, die Mutter des toten Babys, entführt wurde, gefesselt und geknebelt ist sie in einen Kellerraum gesperrt. Mehrere Personen verhalten sich irgendwie verdächtig, doch nach 55 Minuten wird den Zuschauerinnen und Zuschauern gegenüber die Identität des Täters preisgegeben.
„Das war ein Mensch!“
Als Topos dieses „Tatorts“ kristallisiert sich mitnichten irgendein Bezug zu Heavy Metal oder Festivals heraus, sondern das Thema illegaler Leihmutterschaften, das mit all seinen unangenehmen Begleiterscheinungen in einem besonders krassen Fall exemplarisch durchexerziert wird. In dieser Hinsicht erweist sich „Borowski und das unschuldige Kind von Wacken“ als ein recht empathischer Krimi – mit einem dann doch überraschend deftigen Ende. Das Wacken Open Air ist dabei lediglich Staffage; dessen echter Chef Thomas Jensen darf ein paar wenige Sätze etwas steif in die Kamera sagen und von der Musikspur ertönt für einen „Tatort“ ungewöhnlich viel Musik aus dem Metal- und Punkbereich, ohne dabei allzu dominant zu werden. Ansonsten laufen immer mal wieder Statisten in unkenntlich gemachten Bandshirts durchs Bild und wird zumindest im Ansatz ein Eindruck des Prä-Festival-Gewusels vermittelt.
Dass man gegen Ende den kongenialen Motörhead-Song „God Was Never On Your Side“ prominent herausstellt, ist ein echter Glücksgriff, der Epilog hingegen dann doch etwas cringe: Natürlich trifft Borowski einen Kollegen in zivil, der das Festival als normaler Gast besucht, und steht man gemeinsam auf dem Acker (während eines The-Halo-Effect-Auftritts), um zur Erkenntnis zu gelangen, hier werde nicht der Tod, sondern das Leben gefeiert. Die Verquickung des Festivals als Hintergrund der Ermittlungen mit Kritik an einem ausbeuterischen Leihmutterschaftsgeschäft und etwas persönlichem Drama wirkt ein wenig bemüht, der Kontrast von überlauten verzerrten Gitarren und Double-Bassdrums zu Borowskis ruhigem Gemüt wird kaum für unterhaltsame Szenen genutzt. Der Kommissar benimmt sich zuweilen aber recht seltsam – wegen des unterbrochenen Urlaubs? Es wird jedenfalls nicht problematisiert. Und was genau passiert ist und das Baby sein Leben gekostet hat, wird nicht etwa in Form einer Rückblende aufbereitet, sondern bleibt diffus in Streitdialoge verpackt.
Wenn man Borowskis unprätentiöses, nordisch ruhiges Wesen als fast schon trotzigen Gegenentwurf zum Action-Krimi schätzt, hat man vermutlich auch an diesem „Tatort“ seine Freude, und auch den Spagat zwischen seriösem Krimi und subkulturellen Klischees hat man schon schlechter gesehen, sicherlich aber auch besser. Borowski selbst kann und hat hier gar nicht so viel auszurichten und gerät beinahe zum Statist innerhalb einer Dorfgemeinschaft mit nicht uninteressanten Figuren, deren Geheimnisse dramaturgisch jedoch stets dann gelüftet werden, wenn es eigentlich beginnt, wirklich spannend werden zu können…
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- karlAbundzu
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort Köln: Des anderen Last
In der Vorweihnachtszeit ist ein kleines Paketunternehmen im Vollstress. Dann wird auch noch ein Fahrer erstochen. Um hinter den Kulissen zu schauen fängt KTUlerin Förster als Fahrerin an.
Klassisches Setting mit innen und außen ermitteln, Kritik an sozialen Misstständen und behutsamer Inszenierung.
Diesmal im Mittelpunkt Tinka Fürst als Undercover und Paula Kober als wunderbare Nachbarin mit tragischer Vergangenheit.
Beide super.
Ansonsten auch ein rundes Ding, hat mir gut gefallen. Und einem wirklich bitteren und süßem Ende.
In der Vorweihnachtszeit ist ein kleines Paketunternehmen im Vollstress. Dann wird auch noch ein Fahrer erstochen. Um hinter den Kulissen zu schauen fängt KTUlerin Förster als Fahrerin an.
Klassisches Setting mit innen und außen ermitteln, Kritik an sozialen Misstständen und behutsamer Inszenierung.
Diesmal im Mittelpunkt Tinka Fürst als Undercover und Paula Kober als wunderbare Nachbarin mit tragischer Vergangenheit.
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jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Gelungene WortschöpfungkarlAbundzu hat geschrieben: ↑Mo 4. Dez 2023, 16:57 Tatort Köln: Des anderen Last
In der Vorweihnachtszeit ist ein kleines Paketunternehmen im Vollstress. Dann wird auch noch ein Fahrer erstochen. Um hinter den Kulissen zu schauen fängt KTUlerin Förster als Fahrerin an.
Klassisches Setting mit innen und außen ermitteln, Kritik an sozialen Misstständen und behutsamer Inszenierung.
Diesmal im Mittelpunkt Tinka Fürst als Undercover und Paula Kober als wunderbare Nachbarin mit tragischer Vergangenheit.
Beide super.
Ansonsten auch ein rundes Ding, hat mir gut gefallen. Und einem wirklich bitteren und süßem Ende.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Dortmunder „Tatort“ verliert überraschend weiteren Ermittler
Ruhrpott-Team soll nach Rick Okons Ausstieg schrumpfen
Überraschend hat Schauspieler Rick Okon seinen Ausstieg aus dem Dortmunder „Tatort“ verkündet. Die Neuigkeit wurde im Rahmen der feierlichen Premiere von Okons letztem „Tatort“-Fall verkündet, die am Wochenende in nordrhein-westfälischen Lünen beim dortigen 33. Kinofest stattfand.
Quelle und weitere Infos:
https://www.fernsehserien.de/news/dortm ... -ermittler
Ruhrpott-Team soll nach Rick Okons Ausstieg schrumpfen
Überraschend hat Schauspieler Rick Okon seinen Ausstieg aus dem Dortmunder „Tatort“ verkündet. Die Neuigkeit wurde im Rahmen der feierlichen Premiere von Okons letztem „Tatort“-Fall verkündet, die am Wochenende in nordrhein-westfälischen Lünen beim dortigen 33. Kinofest stattfand.
Quelle und weitere Infos:
https://www.fernsehserien.de/news/dortm ... -ermittler
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Als Veröffentlichungstermin ist nun der 07.12.2023 angegeben und eine 15-DVD-Box soll's auch geben:jogiwan hat geschrieben: ↑Mi 4. Okt 2023, 08:29 demnächst alle Schimanski-Episoden auf Blaustrahl:
Episodenliste
1. Duisburg-Ruhrort, 2. Grenzgänger, 3. Der unsichtbare Gegner, 4. Das Mädchen auf der Treppe, 5. Kuscheltiere, 6. Miriam, 7. Kielwasser, 8. Zweierlei Blut, 9. Rechnung ohne Wirt, 10. Doppelspiel, 11. Das Haus im Wald, 12. Der Tausch, 13. Schwarzes Wochenende, 14. Freunde, 15. Spielverderber, 16. Zahn um Zahn, 17. Gebrochene Blüten, 18. Einzelhaft, 19. Moltke, 20. Der Pott, 21. Blutspur, 22. Katjas Schweigen, 23. Medizinmänner, 24. Zabou, 25. Schimanskis Waffe, 26. Unter Brüdern, 27. Bis zum Hals im Dreck, 28. Kinderlieb, 29. Der Fall Schimanski
Zahlen sich die aus?
Extras:
- Booklet von Oliver Bayan
- Interview mit Götz George
- Trailer, weitere Highlights
- Schuber, Wendecover
Quelle: https://www.ofdb.de/vorabfassung/5598,1 ... g-Ruhrort/
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Nächster Abschied: Frankfurt-„Tatort“ mit Margarita Broich und Wolfram Koch wird beendet
Letzte „Tatort“-Folge mit Brix und Janneke ist abgedreht
Ein wenig überraschend kommt die Meldung des Hessischen Rundfunks als zuständige ARD-Sendeanstalt doch: Das langjährige „Tatort“-Ermittlerduo aus Frankfurt hat soeben seinen 19. und gleichzeitig letzten gemeinsamen Fall abgedreht. Damit verabschieden sich die beiden Hauptdarsteller Wolfram Koch und Margarita Broich von ihren Fans, die seit knapp zehn Jahren gemeinsam als „Tatort“-Kommissare Paul Brix und Anna Janneke vor der Kamera stehen.
Quelle und weitere Infos:
https://www.fernsehserien.de/news/naech ... rd-beendet
Letzte „Tatort“-Folge mit Brix und Janneke ist abgedreht
Ein wenig überraschend kommt die Meldung des Hessischen Rundfunks als zuständige ARD-Sendeanstalt doch: Das langjährige „Tatort“-Ermittlerduo aus Frankfurt hat soeben seinen 19. und gleichzeitig letzten gemeinsamen Fall abgedreht. Damit verabschieden sich die beiden Hauptdarsteller Wolfram Koch und Margarita Broich von ihren Fans, die seit knapp zehn Jahren gemeinsam als „Tatort“-Kommissare Paul Brix und Anna Janneke vor der Kamera stehen.
Quelle und weitere Infos:
https://www.fernsehserien.de/news/naech ... rd-beendet
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Göttinger „Tatort“-Team wird aufgelöst, Maria Furtwängler ermittelt wieder alleine
Kommissarin Lindholm geht zurück zum LKA Hannover
Der Kahlschlag beim „Tatort“ geht weiter: Nachdem gerade erst das Frankfurter-Team Margarita Broich und Wolfram Koch nach zehn Jahren ihren Abschied aus Deutschlands beliebtester Krimireihe bekannt gaben (fernsehserien.de berichtete), kündigen sich bei einer weiteren „Tatort“-Kommissarin einschneidende personelle Veränderungen an: Nach sechs Einsätzen in Göttingen kehrt Maria Furtwängler als Kommissarin Charlotte Lindholm wieder ins LKA nach Hannover zurück.
Quelle und weitere Infos:
https://www.fernsehserien.de/news/goett ... er-alleine
Kommissarin Lindholm geht zurück zum LKA Hannover
Der Kahlschlag beim „Tatort“ geht weiter: Nachdem gerade erst das Frankfurter-Team Margarita Broich und Wolfram Koch nach zehn Jahren ihren Abschied aus Deutschlands beliebtester Krimireihe bekannt gaben (fernsehserien.de berichtete), kündigen sich bei einer weiteren „Tatort“-Kommissarin einschneidende personelle Veränderungen an: Nach sechs Einsätzen in Göttingen kehrt Maria Furtwängler als Kommissarin Charlotte Lindholm wieder ins LKA nach Hannover zurück.
Quelle und weitere Infos:
https://www.fernsehserien.de/news/goett ... er-alleine
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort - Rechnung ohne Wirt (1984)
Einer der Schimanskis, die ich von der Erstausstrahlung als ebenfalls nicht so toll in Erinnerung hatte. Hier muss ich revidieren, fand ich bei der Neusichtung durchaus gelungen und im guten Mittelfeld der Reihe aus Duisburg.
Einer der Schimanskis, die ich von der Erstausstrahlung als ebenfalls nicht so toll in Erinnerung hatte. Hier muss ich revidieren, fand ich bei der Neusichtung durchaus gelungen und im guten Mittelfeld der Reihe aus Duisburg.
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort: Haie vor Helgoland
„Jetzt sind wir soweit!“
Der langlebige Hamburger „Tatort“-Kommissar Paul Stoever (Manfred Krug, „Spur der Steine“) debütierte am 23. April 1984 in der Episode „Haie vor Helgoland“, die 1983 von Hartmut Griesmayr nach einem Drehbuch Peter Hemmers inszeniert wurde. Griesmayr hatte bereits sowohl Erfahrungen innerhalb der öffentlich-rechtlichen Krimireihe – es handelte sich um seinen sechsten Beitrag (von insgesamt 26, was ihn bis heute zum Rekordhalter macht) – als auch mit Manfred Krug gesammelt, mit dem er zahlreiche „Auf Achse“-Episoden inszenierte. Stoevers langjähriger Partner Brockmöller ist hier noch nicht dabei.
„Ist Hamburg nicht ‘ne schöne Stadt, Heinz?“
Karl Lepka (Dietrich Mattausch, „Der Fahnder“) und Alfred Jüssen (Karl-Heinz Gierke, „Lindenstraße“) planen, frisch aus der Haft entlassen, direkt ihren nächsten Coup. Helfen soll ihnen ihr Komplize Volker Reinders (Hans Hirschmüller, „Aufforderung zum Tanz“), dessen Haftstrafe geringer ausgefallen war. Dieser sträubt sich zunächst, involviert dann jedoch sogar seine Verlobte Petra Kolb (Ilse Biberti, „Sesamstraße“). Sie haben die Fährverbindung von Hamburg nach Helgoland ins Auge gefasst und wollen diese auf der Rückfahrt überfallen. Die Waffen dafür soll Petra an Bord schmuggeln. Weil einer der Verbrecher beim grundsätzlich erfolgreich verlaufenden Überfall jedoch im Überschwang eine charakteristische Handverletzung seines Komplizen in Anwesenheit eines Besatzungsmitglieds erwähnt und damit die Gefahr besteht, dass dieser enttarnt wird, erschießen sie den unfreiwilligen Ohrenzeugen. Ebenfalls an Bord befinden sich indes auch die Junggesellen Uwe (Bernd Tauber, „Das Boot“) und Rolf (Ronald Nitschke, „Josefine, das liebestolle Kätzchen“), von denen Uwe aus amourösen Gründen ein Auge auf Petra geworfen hat und sie deshalb genauer beobachtet. Dabei fallen den beiden Ungereimtheiten auf, die sie schließlich herausfinden lassen, was an Bord passiert ist und welche Rolle Petra dabei spielte. Gegenüber dem neuen Hamburger Kriminalhauptkommissar Paul Stoever halten sie sich jedoch bedeckt. Während dieser noch wegen eines Schusses auf seinen pensionierten Vorgänger Lothar Mühlenkamp (Ferdinand Dux, „Unsere heile Welt“) ermittelt, gedenkt Rolf, aus seinem Wissen Kapital zu schlagen…
In den Dünen Helgolands sehen wir das Knacki-Trio fröhlich picknicken und sich über das touristische Potential der Insel unterhalten, dabei Paul Ankas „Diana“ aus dem Kofferradio hörend, ohne dass man als Zuschauerin oder Zuschauer bereits wüsste, mit wem genau man es hier zu tun bekommt. Als sich dies herausstellt, wird der Ton ernster und Volker zum Mitmachen überredet. Nach einem Schnitt sehen wir Petra, wie sie sich unterhalb ihrer Kleidung schwer bewaffnet – jedoch nicht mit den Waffen einer Frau… Angesichts der Überfahrt mit der Fähre, bei der sogar Livemusik geboten wird, dürfte manch einer nostalgische Gefühle entwickeln, denn wenngleich sich diese Strecke nach wie vor großer Beliebtheit erfreut, hat sich seit damals doch einiges geändert. Doch die Freude währt nur kurz, denn der Überfall mit seiner tödlichen Zuspitzung ist beklemmend inszeniert, der Mord findet nichtsdestotrotz offscreen statt.
Erst jetzt wird KHK Stoever eingeführt, der den pensionierten Kollegen aufsucht – denn der Schuss auf ihn wurde offenbar aus derselben Waffe abgefeuert wie der tödliche Schuss auf der Fähre. Rolf sucht Stoever auf, hält sich aber derart bedeckt, dass er sich selbst verdächtig macht. Und während Uwe nur an Petra interessiert ist und ihr (reichlich dreist) nachstellt, will Rolf etwas von der Beute abhaben, wodurch eine weitere Partei mit unlauteren Absichten die Handlung erweitert und aufpeppt. Generell ist es dramaturgisch klug, wie hier zwei Fälle und verschiedene Parteien miteinander in Bezug gesetzt werden. In der direkten Konfrontation wird dann aber schmerzhaft der Unterschied zwischen skrupellosen Berufsgangstern und sich überschätzenden Gelegenheitsgaunern deutlich – wenn in letzter Konsequenz auch ebenfalls offscreen. Der Fall entwickelt sich zu einem Geiseldrama weiter und hält für Stoevers initiale „Tatort“-Verbrechensaufklärung ein Ende parat, das ihn als abgeklärten, lässigen Gewinnertypen skizziert.
An seiner Seite befindet sich hier Kriminalhauptmeister Nickel (Edgar Bessen, „Im Herzen des Hurrican“), der hinter (dem auch noch mit allzu viel Präsenz bedachten) Stoever eindeutig die zweite Geige spielt, während die Handlung mit ihrer reichlich konstruierten Liebesgeschichte unter Glaubwürdigkeitsproblemen leidet. Wie die Gier nach Geld Freundschaften zerstört und Leben auslischt, versteht sie dennoch, unterlegt von zahlreichen zeitgenössischen Radiohits, adäquat zu vermitteln, sensibilisiert zudem für die Unberechenbarkeit größerer Menschenansammlungen und warnt davon, zu viele dem Unterfangen eher kritisch gegenüberstehende Komplizen zu beteiligen, möchte man ein verdammt krummes Ding drehen.
Ein Beispiel dafür, wie die Realität das Fernsehen nachahmt, ist der kurz nach der Ausstrahlung begangene Überfall auf ein Helgoland-Butterfahrtschiff, bei dem zwei Ganoven 60.000 DM erbeuteten.
„Jetzt sind wir soweit!“
Der langlebige Hamburger „Tatort“-Kommissar Paul Stoever (Manfred Krug, „Spur der Steine“) debütierte am 23. April 1984 in der Episode „Haie vor Helgoland“, die 1983 von Hartmut Griesmayr nach einem Drehbuch Peter Hemmers inszeniert wurde. Griesmayr hatte bereits sowohl Erfahrungen innerhalb der öffentlich-rechtlichen Krimireihe – es handelte sich um seinen sechsten Beitrag (von insgesamt 26, was ihn bis heute zum Rekordhalter macht) – als auch mit Manfred Krug gesammelt, mit dem er zahlreiche „Auf Achse“-Episoden inszenierte. Stoevers langjähriger Partner Brockmöller ist hier noch nicht dabei.
„Ist Hamburg nicht ‘ne schöne Stadt, Heinz?“
Karl Lepka (Dietrich Mattausch, „Der Fahnder“) und Alfred Jüssen (Karl-Heinz Gierke, „Lindenstraße“) planen, frisch aus der Haft entlassen, direkt ihren nächsten Coup. Helfen soll ihnen ihr Komplize Volker Reinders (Hans Hirschmüller, „Aufforderung zum Tanz“), dessen Haftstrafe geringer ausgefallen war. Dieser sträubt sich zunächst, involviert dann jedoch sogar seine Verlobte Petra Kolb (Ilse Biberti, „Sesamstraße“). Sie haben die Fährverbindung von Hamburg nach Helgoland ins Auge gefasst und wollen diese auf der Rückfahrt überfallen. Die Waffen dafür soll Petra an Bord schmuggeln. Weil einer der Verbrecher beim grundsätzlich erfolgreich verlaufenden Überfall jedoch im Überschwang eine charakteristische Handverletzung seines Komplizen in Anwesenheit eines Besatzungsmitglieds erwähnt und damit die Gefahr besteht, dass dieser enttarnt wird, erschießen sie den unfreiwilligen Ohrenzeugen. Ebenfalls an Bord befinden sich indes auch die Junggesellen Uwe (Bernd Tauber, „Das Boot“) und Rolf (Ronald Nitschke, „Josefine, das liebestolle Kätzchen“), von denen Uwe aus amourösen Gründen ein Auge auf Petra geworfen hat und sie deshalb genauer beobachtet. Dabei fallen den beiden Ungereimtheiten auf, die sie schließlich herausfinden lassen, was an Bord passiert ist und welche Rolle Petra dabei spielte. Gegenüber dem neuen Hamburger Kriminalhauptkommissar Paul Stoever halten sie sich jedoch bedeckt. Während dieser noch wegen eines Schusses auf seinen pensionierten Vorgänger Lothar Mühlenkamp (Ferdinand Dux, „Unsere heile Welt“) ermittelt, gedenkt Rolf, aus seinem Wissen Kapital zu schlagen…
In den Dünen Helgolands sehen wir das Knacki-Trio fröhlich picknicken und sich über das touristische Potential der Insel unterhalten, dabei Paul Ankas „Diana“ aus dem Kofferradio hörend, ohne dass man als Zuschauerin oder Zuschauer bereits wüsste, mit wem genau man es hier zu tun bekommt. Als sich dies herausstellt, wird der Ton ernster und Volker zum Mitmachen überredet. Nach einem Schnitt sehen wir Petra, wie sie sich unterhalb ihrer Kleidung schwer bewaffnet – jedoch nicht mit den Waffen einer Frau… Angesichts der Überfahrt mit der Fähre, bei der sogar Livemusik geboten wird, dürfte manch einer nostalgische Gefühle entwickeln, denn wenngleich sich diese Strecke nach wie vor großer Beliebtheit erfreut, hat sich seit damals doch einiges geändert. Doch die Freude währt nur kurz, denn der Überfall mit seiner tödlichen Zuspitzung ist beklemmend inszeniert, der Mord findet nichtsdestotrotz offscreen statt.
Erst jetzt wird KHK Stoever eingeführt, der den pensionierten Kollegen aufsucht – denn der Schuss auf ihn wurde offenbar aus derselben Waffe abgefeuert wie der tödliche Schuss auf der Fähre. Rolf sucht Stoever auf, hält sich aber derart bedeckt, dass er sich selbst verdächtig macht. Und während Uwe nur an Petra interessiert ist und ihr (reichlich dreist) nachstellt, will Rolf etwas von der Beute abhaben, wodurch eine weitere Partei mit unlauteren Absichten die Handlung erweitert und aufpeppt. Generell ist es dramaturgisch klug, wie hier zwei Fälle und verschiedene Parteien miteinander in Bezug gesetzt werden. In der direkten Konfrontation wird dann aber schmerzhaft der Unterschied zwischen skrupellosen Berufsgangstern und sich überschätzenden Gelegenheitsgaunern deutlich – wenn in letzter Konsequenz auch ebenfalls offscreen. Der Fall entwickelt sich zu einem Geiseldrama weiter und hält für Stoevers initiale „Tatort“-Verbrechensaufklärung ein Ende parat, das ihn als abgeklärten, lässigen Gewinnertypen skizziert.
An seiner Seite befindet sich hier Kriminalhauptmeister Nickel (Edgar Bessen, „Im Herzen des Hurrican“), der hinter (dem auch noch mit allzu viel Präsenz bedachten) Stoever eindeutig die zweite Geige spielt, während die Handlung mit ihrer reichlich konstruierten Liebesgeschichte unter Glaubwürdigkeitsproblemen leidet. Wie die Gier nach Geld Freundschaften zerstört und Leben auslischt, versteht sie dennoch, unterlegt von zahlreichen zeitgenössischen Radiohits, adäquat zu vermitteln, sensibilisiert zudem für die Unberechenbarkeit größerer Menschenansammlungen und warnt davon, zu viele dem Unterfangen eher kritisch gegenüberstehende Komplizen zu beteiligen, möchte man ein verdammt krummes Ding drehen.
Ein Beispiel dafür, wie die Realität das Fernsehen nachahmt, ist der kurz nach der Ausstrahlung begangene Überfall auf ein Helgoland-Butterfahrtschiff, bei dem zwei Ganoven 60.000 DM erbeuteten.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Tatort: Was bleibt
„Mein Leben will ich von dir zurück!“
Die am Neujahrstag 2024 erstausgestrahlte „Tatort“-Episode „Was bleibt“ ist der bereits 19. Fall für BKA-Ermittler Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und der 13. – und leider letzte – für seine Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz). Regisseur Max Zähle („Schrotten!“) inszenierte seinen nach dem Münsteraner Beitrag „Limbus“ zweiten „Tatort“ im Herbst 2022 nach einem dramatischen Drehbuch Marija Ercegs.
Der Hamburger BKA-Ermittler Thorsten Falke wird ausgerechnet während der Feierlichkeiten anlässlich seines 25-jährigen Dienstjubiläums von einem ihm unbekannten jungen Mann (Malik Blumenthal, „König der Raben“) um ein Treffen gebeten, während dem er ihn mit einem angeblich vor 20 Jahren abgegebenen Versprechen konfrontiert, aber trotz aggressiven Auftretens vage und rätselhaft bleibt. Anschließen sucht er den Architekten Björn Timmig (Gerhard Garbers, „Adelheid und ihre Mörder“) auf und lässt sich Geld von ihm geben. Seine nächste Station: Björn Timmigs Sohn Oliver (Hanno Koffler, „Die Saat“), der als Schreiner auf dem Dorf arbeitet. Doch nur zwei Tage später wird der Leichnam des Manns aus der Bille gefischt: Er wurde erstochen. Eine Brandnarbe an seinem Körper erinnert Falke an einen rechtsterroristischen Brandanschlag auf ein Jugendzentrum vor 20 Jahren. Damals hatte er das Flüchtlingskind Denis Demirović aus den Flammen befreit und ihm versprochen, den Brandstifter dingfest zu machen – was ihm jedoch nie gelang… Seine Kollegin Julia Grosz überlegt derweil, ob sie das Angebot annehmen soll, zum BKA Wiesbaden zu wechseln, und ermittelt ebenso interessante wie rätselhafte Zusammenhänge: Björn Timmig und seine Ehefrau Katharina (Leslie Malton, „Possession“) leiten eine Flüchtlingshilfsorganisation, haben jedoch vor etlichen Jahren den Kontakt zu ihrem Sohn Oliver und dessen Ehefrau Jasmina (Janina Elkin, „Stubbe – Von Fall zu Fall“) abgebrochen…
Der mit Zeitraffer- und Blitzeffekten bildästhetisch aufgepeppte „Tatort“ beginnt mit einem SEK-Einsatz, der lediglich insofern von Belang ist, als der unbekannte Mann diesem am Rande beiwohnt und sich dem Zugriff der Truppe entziehen kann. Wesentlich gemütlicher geht’s derweil in der legendären Kiezkneipe „Zum Silbersack“ zu, wo eine Überraschungsfeier anlässlich Falkes Dienstjubiläum steigt und Grosz ziemlich versiert „Seven Nation Army“ und „Where Is My Mind“ mit einer kleinen Band für ihn singt. Doch ausgerechnet jetzt holt Falke die Vergangenheit ein – und egal, wo der unbekannte Typ auftaucht: niemand will ihn sehen. Auch, was man als Informationsvorsprung gegenüber Falke und Grosz erhält, ist sehr diffus und noch nicht richtig zuzuordnen. Plötzlich ist er tot und Falkes visualisierte Erinnerungsfetzen angesichts seiner Brandnarbe stellen einen Bezug zum lange zurückliegenden Brandanschlag her.
Grosz‘ Kontaktaufnahme zur Flüchtlingshilfsorganisation verdeutlicht deren Überlastung und Misstrauen gegenüber der Polizei, womit Ercegs Drehbuch auf für „Tatort“-Verhältnisse eher zurückhaltende Weise zwei polizeikritische Punkte untergebracht hat: unaufgeklärte rechtsextremistische Terrorakte und die Drangsalierung von Flüchtlingen, die man sich als Grund für das Misstrauen Katharina Timmigs denken kann. Dabei verfällt die Handlung keineswegs in naives Gutmenschentum, denn der mittlerweile nicht mehr unbekannte Tote war zwar Flüchtling, aber kein guter Mensch. Doch wenn man glaubt, dass nach spätestens einer Stunde die Lösung des Falls eigentlich klar auf der Hand liegt, setzt das Drehbuch noch einen drauf, stellt Identitäten infrage und offenbart schließlich eine Geschichte, bei der sich unglückliche Entwicklungen derart fügten, dass sie ein 20 Jahre lang stabil gebliebenes, abenteuerliches Konstrukt ermöglichten, von dem nahezu alle Beteiligten zu profitieren schienen.
Bis hierhin haben wir einen wirklich guten „Tatort“, der – wieder einmal – klasse aussieht, schauspielerisch stark und dramaturgisch sehr gelungen ist, indem er die richtige Balance zwischen Rätselhaftigkeit, Motivation zum Mitraten auf dem heimischen Sofa und kaum vorhersehbarer Auflösung bietet und zudem politisch und gesellschaftlich relevante Themen verarbeitet. Doch dann muss ja noch Julia Grosz verabschiedet werden, da Franziska Weisz leider beschlossen hat, der öffentlich-rechtlichen Krimireihe den Rücken zu kehren. Grosz gibt gegen Ende ein weiteres Konzert im Silbersack und wird schließlich Opfer eines bösen, tragischen Ausgangs, den es nun wirklich nicht gebraucht hätte und derart übertrieben und unnötig wirkt, dass er „Was bleibt“ abwertet.
„Mein Leben will ich von dir zurück!“
Die am Neujahrstag 2024 erstausgestrahlte „Tatort“-Episode „Was bleibt“ ist der bereits 19. Fall für BKA-Ermittler Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und der 13. – und leider letzte – für seine Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz). Regisseur Max Zähle („Schrotten!“) inszenierte seinen nach dem Münsteraner Beitrag „Limbus“ zweiten „Tatort“ im Herbst 2022 nach einem dramatischen Drehbuch Marija Ercegs.
Der Hamburger BKA-Ermittler Thorsten Falke wird ausgerechnet während der Feierlichkeiten anlässlich seines 25-jährigen Dienstjubiläums von einem ihm unbekannten jungen Mann (Malik Blumenthal, „König der Raben“) um ein Treffen gebeten, während dem er ihn mit einem angeblich vor 20 Jahren abgegebenen Versprechen konfrontiert, aber trotz aggressiven Auftretens vage und rätselhaft bleibt. Anschließen sucht er den Architekten Björn Timmig (Gerhard Garbers, „Adelheid und ihre Mörder“) auf und lässt sich Geld von ihm geben. Seine nächste Station: Björn Timmigs Sohn Oliver (Hanno Koffler, „Die Saat“), der als Schreiner auf dem Dorf arbeitet. Doch nur zwei Tage später wird der Leichnam des Manns aus der Bille gefischt: Er wurde erstochen. Eine Brandnarbe an seinem Körper erinnert Falke an einen rechtsterroristischen Brandanschlag auf ein Jugendzentrum vor 20 Jahren. Damals hatte er das Flüchtlingskind Denis Demirović aus den Flammen befreit und ihm versprochen, den Brandstifter dingfest zu machen – was ihm jedoch nie gelang… Seine Kollegin Julia Grosz überlegt derweil, ob sie das Angebot annehmen soll, zum BKA Wiesbaden zu wechseln, und ermittelt ebenso interessante wie rätselhafte Zusammenhänge: Björn Timmig und seine Ehefrau Katharina (Leslie Malton, „Possession“) leiten eine Flüchtlingshilfsorganisation, haben jedoch vor etlichen Jahren den Kontakt zu ihrem Sohn Oliver und dessen Ehefrau Jasmina (Janina Elkin, „Stubbe – Von Fall zu Fall“) abgebrochen…
Der mit Zeitraffer- und Blitzeffekten bildästhetisch aufgepeppte „Tatort“ beginnt mit einem SEK-Einsatz, der lediglich insofern von Belang ist, als der unbekannte Mann diesem am Rande beiwohnt und sich dem Zugriff der Truppe entziehen kann. Wesentlich gemütlicher geht’s derweil in der legendären Kiezkneipe „Zum Silbersack“ zu, wo eine Überraschungsfeier anlässlich Falkes Dienstjubiläum steigt und Grosz ziemlich versiert „Seven Nation Army“ und „Where Is My Mind“ mit einer kleinen Band für ihn singt. Doch ausgerechnet jetzt holt Falke die Vergangenheit ein – und egal, wo der unbekannte Typ auftaucht: niemand will ihn sehen. Auch, was man als Informationsvorsprung gegenüber Falke und Grosz erhält, ist sehr diffus und noch nicht richtig zuzuordnen. Plötzlich ist er tot und Falkes visualisierte Erinnerungsfetzen angesichts seiner Brandnarbe stellen einen Bezug zum lange zurückliegenden Brandanschlag her.
Grosz‘ Kontaktaufnahme zur Flüchtlingshilfsorganisation verdeutlicht deren Überlastung und Misstrauen gegenüber der Polizei, womit Ercegs Drehbuch auf für „Tatort“-Verhältnisse eher zurückhaltende Weise zwei polizeikritische Punkte untergebracht hat: unaufgeklärte rechtsextremistische Terrorakte und die Drangsalierung von Flüchtlingen, die man sich als Grund für das Misstrauen Katharina Timmigs denken kann. Dabei verfällt die Handlung keineswegs in naives Gutmenschentum, denn der mittlerweile nicht mehr unbekannte Tote war zwar Flüchtling, aber kein guter Mensch. Doch wenn man glaubt, dass nach spätestens einer Stunde die Lösung des Falls eigentlich klar auf der Hand liegt, setzt das Drehbuch noch einen drauf, stellt Identitäten infrage und offenbart schließlich eine Geschichte, bei der sich unglückliche Entwicklungen derart fügten, dass sie ein 20 Jahre lang stabil gebliebenes, abenteuerliches Konstrukt ermöglichten, von dem nahezu alle Beteiligten zu profitieren schienen.
Bis hierhin haben wir einen wirklich guten „Tatort“, der – wieder einmal – klasse aussieht, schauspielerisch stark und dramaturgisch sehr gelungen ist, indem er die richtige Balance zwischen Rätselhaftigkeit, Motivation zum Mitraten auf dem heimischen Sofa und kaum vorhersehbarer Auflösung bietet und zudem politisch und gesellschaftlich relevante Themen verarbeitet. Doch dann muss ja noch Julia Grosz verabschiedet werden, da Franziska Weisz leider beschlossen hat, der öffentlich-rechtlichen Krimireihe den Rücken zu kehren. Grosz gibt gegen Ende ein weiteres Konzert im Silbersack und wird schließlich Opfer eines bösen, tragischen Ausgangs, den es nun wirklich nicht gebraucht hätte und derart übertrieben und unnötig wirkt, dass er „Was bleibt“ abwertet.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!