horror's Reise durch die große Welt der Filme

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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Bear
(Bear)
mit Brendan Michael Coughlin, Patrick Scott Lewis, Katie Lowes, Bill Rampley, Mary Alexandra Stiefvater
Regie: John Rebel
Drehbuch: Roel Reine / Ethan Wiley
Kamera: Keine Information
Musik: Trevor Morris
FSK 16
USA / 2010

Zwei junge Paare fahren durch einen abgelegenen Wald, als ihr Auto stehen bleibt. Als ein Zusammentreffen mit einem neugierigen Grizzly-Bären mit dem Erschießen des Bären endet, tritt ein weiterer Bär ins Geschehen und attackiert rachlustig ihren Van. Die Paare sind gefangen in dem fahrunfähigen Van und müssen sich clevere Wege einfallen lassen um zu überleben. Als sie gegen das überraschend intelligente Wesen kämpfen und sich Gedanken über ihr ungewisses Schicksal machen, dringen Geheimnisse ans Tageslicht die die Gruppe auseinander zu reißen drohen, bevor es der Bär tut.


Gerade im Bereich des Tierhorrors trifft der geneigte Horror-Fan doch zumeist auf eher durchschnittliche bis schlechte Filme und es gibt nur ganz wenige Ausnahmen, die vollkommen zu überzeugen wissen (Der weisse Hai, Die Vögel). Umso mehr freut man sich, wenn einmal ein neuer und scheinbar vielversprechender Titel auf den Markt kommt, der eventuell wirklich gute und spannende Unterhaltung bietet. Nun zählt "Bear" aber leider zu den Filmen, die man maximal im breiten Durchschnittsbereich ansiedeln kann, denn erööfnet sich dem Zuschauer hier doch eine recht seichte Geschichte, die nur in sehr wenigen Passagen wirkliche Spannung aufkommen lässt. Die Rahmenhandlung an sich ist dabei schon äusserst dünn und bietet daher auch kaum inhaltliche Substanz, was man ja durchaus noch verschmerzen könnte, wenn sich das Geschehen spannend und atmosphärisch weiterentwickeln würde, doch größtenteils muss der Betrachter in dieser Beziehung mit einer Enttäuschung rechnen, denn echter Tierhorror wird eigentlich nicht geboten.

Dabei ist die Ausgangssituation doch im Prinzip für einen spannenden Film wie geschaffen, entfaltet sich doch zu Beginn des Filmes eine dichte und auch bedrohliche Grundstimmung, die zudem noch klaustrophobische Züge erkennen lässt, da die 4 Protagonisten auf engstem Raum in einem Van eingesperrt sind und diesen nicht verlassen können, ohne eventuell dem Bären in die Arme zu laufen. Ausserdem spielt das Ganze auch noch in der Nacht, was die Szenerie noch unheimlicher erscheinen lässt. Doch statt diese idealen Grundvorraussetzungen für sich zu nutzen, hat Regisseur John Rebel die Story dann in eine Richtung laufen lassen, die mit Tierhorror eigentlich recht wenig zu tun hat. Bekommt man doch auf einmal sehr dialoglastige Passagen serviert, in denen die zwischenmenschlichen Probleme der 4 Hauptcharaktere untereinander in den Focus gelangen. So artet alles vielmehr in eine Art Beziehungs-und Geschwister-Drama aus, das man nun wirklich nicht erwartet hatte und das man auch gar nicht sehen will.

Noch uninteressanter werden die Ereignisse durch die Tatsache, das hier nicht unbedingt die besten Darsteller am Werk sind, um es einmal diplomatisch auszudrücken. Die Dialoge wirken aufgesetzt und das Schauspiel teilweise extrem gekünstelt und unglaubwürdig, so das die Situation der Akteure auch nicht gerade authentisch erscheint. Der Bär, der ja im Prinzip die eigentliche Hauptfigur des Geschehens sein sollte, rückt lediglich im letzten Drittel des Filmes stärker in den Vordergrund, wobei es allerdings zu keinen echten Kämpfen zwischen Mensch und Tier kommt, da die Attacken in nur recht kurzen Ansätzen zu erkennen sind. Selbst für eine 16er Freigabe ist dieser Film im höchsten Maße unblutig und von einer soliden Härte ist weit und breit keine Spur zu finden, die das Geschehen eventuell etwas interessanter gestalten würde.

Letztendlich muss man dann leider feststellen, das diese offensichtliche Billig-Produktion einen relativ guten Anfang beinhaltet, dann aber die sehr guten Vorraussetzungen nicht konsequent umsetzt. Kann man zu Beginn noch auf einen vielversprechenden Vertreter des Tierhorrors hoffen, zerschlägt sich diese Hoffnung spätestens zu dem Zeitpunkt, als die Geschichte in eine Art Beziehungs-Drama abdriftet, was den Gesamteindruck doch ziemlich nach unten drückt. Denn leider bekommt die Story zu keiner Zeit die Kurve und versinkt so schon fast in der totalen Belanglosigkeit. Hier wäre trotz der sehr dünnschichtigen rahmenhandlung und der unsymphatischen Charaktere viel mehr möglich gewesen, doch kann sich eigentlich nie ein konstanter Spannungsbogen aufbauen, der die ungeteilte Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich ziehen kann.


Fazit:


Leider muss man "Bear" zu den Vertretern des Tierhorrors zählen, in die man doch einige Erwartungen setzt, die sich dann letztendlich nicht annähernd erfüllen. Zwar kann man sich dieses Werk durchaus einmal ansehen und es gibt noch weitaus schlechter Vertreter des Sub-Genres, allerdings sollte man die eigenen Erwartungen auf ein Minimum beschränken, damit die Enttäuschung am Ende nicht zu groß ausfällt.


Die DVD:

Vertrieb: Axcot elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 2.0 Surround
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 80 Minuten
Extras: Audiokommentar, Interviews


4/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Der Legionär
(Legionnaire)
mit Jean-Claude Van Damme, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Steven Berkoff, Nicholas Farrell, Jim Carter, Ana Sofrenovic, Daniel Caltagirone, Joseph Long, Mario Kalli, Joe Montana, Kim Romer, Anders Peter Bro, Paul Kynman
Regie: Peter MacDonald
Drehbuch: Sheldon Lettich / Jean-Claude Van Damme
Kamera: Douglas Milsome
Musik: John Altman
FSK 12
USA / 1998

Um der Rache des Mafia-Paten Galgani zu entgehen, flieht Boxchampion Alain Lefevre nach Marokko. Nach dem sichersten Versteck suchend, schließt er sich der Fremdenlegion an und absolviert eine harte, von brutalem Drill geprägte Grundausbildung. Als er sich schließlich seinem ersten Kampfeinsatz stellen muß, führt ihn ein gefährlicher Weg geradewegs zu einem von Berbern belagerten Fort in der Wüste. Doch hier lauern nicht nur die kaltblütigen Berber auf Lefevre - auch die Killer Galganis erwarten ihn bereits...


Es gab wohl zur damaligen Zeit nicht gerade wenige Van Damme-Fans, die nach der Sichtung dieses Filmes maßlos enttäuscht waren, denn bietet "Der Legionär" doch im Prinzip nichts, was die bis dahin erschienenen Filme mit dem belgischen Action-Star so ausgezeichnet hat. Keinerlei knallharte Prügel-Action und überhaupt keine Elemente, die auch nur annähernd an die fantastischen Martial Arts Einlagen erinnern würden, die man beispielsweise in Filmen wie "Bloodsport" oder "Leon" noch bewundern durfte. So war die Enttäuschung dann doch ziemlich groß als man feststellen musste, das man lediglich mit einem Abenteuerfilm konfrontiert wurde, der eigentlich so gar nicht in die Filmografie eines Jean-Claude Van Damme hineinpasst. Doch gerade wenn man sich dieses Werk jetzt noch einmal anschaut und auch mit den richtigen Erwartungen herangeht, bekommt man eine durchaus gelungene Geschichte präsentiert, die insbesondere als Abenteuerfilm ganz ausgezeichnet funktioniert.

So war ich dann doch sichtlich überrascht, das mich dieser Film den ich damals noch vollkommen abgelehnt habe ganz erstklassig unterhalten hat. Dabei handelt es sich zwar noch immer nicht um ein cineastisches Meisterwerk, aber immerhin um eine spannend und teilweise auch actionreich inszenierte Geschichte, in der Freundschaft und Loyalität ganz eindeutig im Vordergrund stehen. In einer trostlosen Wüstenlandschaft müssen sich die zahlenmäßig vollkommen unterlegenen Fremdenlegionäre gegen die hoffnungslos überlegenen Gegner zur Wehr setzen und sind dabei lediglich auf sich selbst und die Loyalität der eigenen Kameraden angewiesen. Nun sollte man hier nicht unbedingt ein furioses Action-Spektakel erwarten, jedoch hat Regisseur Peter MacDonald durchaus dafür gesorgt, das die Geschichte so einige wirklich sehenswerte Action-Passagen beinhaltet. So bekommt der Zuschauer so manche Kämpfe zwischen den Legionären und den Berbern zu sehen, die zwar nicht besonders hart und blutig ausfallen, dafür aber sehr interessant und kurzweilig in Szene gesetzt wurden und zu keiner Zeit so etwas wie Langeweile aufkommen lassen.

Ganz generell kann man behaupten, das es im Prinzip überhaupt keine langatmigen Phasen zu beanstanden gibt, verfügt der Film doch über ein ordentliches Erzähltempo und baut zudem noch einen konstanten Spannungsbogen auf, der den Betrachter jederzeit bei Laune hält. Ganz sicher handelt es sich bei "Der Legionär" nicht um den besten Film, in dem Van Damme mitgewirkt hat, aber dieses Werk ist keinesfalls so schlecht wie sein Ruf. Lediglich ein etwas intensiverer Einblick in das Leben eines Legionärs wäre wünschenswert gewesen, wird dieser Aspekt doch leider nur ganz oberflächlich angekratzt, in dem man nur ganz wenige Momente der Grundausbildung zu sehen bekommt. Dadurch kann man nur ansatzweise erkennen, wie hart und entbehrungsreich ein Leben im Dienst der Fremdenlegion sein muss. Eine intensivere Beleuchtung hätte dem Geschehen noch viel mehr Intensität verliehen und auch eine weitaus authentischere Note beigefügt, die dem Szenario sicherlich gut zu Gesicht gestanden hätte.

Doch auch so handelt es sich um einen wirklich gelungenen Abenteuerfilm, der durchaus zu gefallen weiss. Man sollte allerdings mit den richtigen Erwartungen an dieses Werk harangehen und keinen ansonsten üblichen Van Damme Film erwarten. Wenn man dazu in der Lage ist, wird man mit einem absolut sehenswerten Filmerlebnis belohnt, das auch ohne großartige Martial Arts Szenen gute Unterhaltung bietet.


Fazit:


"Der Legionär" ist nach "Leon" der zweite Film, in dem der belgische Action-Star in die Rolle eines Fremdenlegionärs schlüpft, jedoch unterscheiden sich die beiden Filme in ihrer Art ganz gewaltig. Ist in dem einen (Leon) die Legion lediglich ein Hintergrund-Aspekt in einem ansonsten voll auf Kampfsport ausgerichteten Film, so dient sie in vorliegendem Werk doch als absoluter Themen-Schwerpunkt. Wer Abenteuerfilme mit kriegerischen Einlagen zu schätzen weiss, dürfte hier jedenfalls auf seine Kosten kommen und sollte dem Film auf jeden Fall eine Chance geben.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DD 5.1 / Englisch DD 2.0
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 94 Minuten
Extras: Deutscher Trailer, Cast & Crew Biografien, Produktionsnotizen über die Fremdenlegion, Filmabtastungsvergleich
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Van Diemen's Land
(Van Diemen's Land)
mit Oscar Redding, Arthur Angel, Paul Ashcroft, Mark Leonard Winter, Torquil Neilson, Greg Stone, John Francis Howard, Jonathan auf der Heide, Jason Glover, Adrian Mulraney, Ben Plazzer, Matt Wilson, Tom Wright
Regie: Jonathan auf der Heide
Drehbuch: Jonathan auf der Heide / Oscar Redding
Kamera: Ellery Ryan
Musik: Jethro Woodward
Keine Jugendfreigabe
Australien / 2009

Australien 1822: Der Verbrecher Alexander Pearce flüchtet zusammen mit sieben anderen aus einem unmenschlichen Gefangenenlager. In der weiten Wildnis von Tasmanien hoffen sie ihren brutalen Verfolgern zu entkommen. Sie ahnen nicht, dass sie für sich selbst die größte Gefahr darstellen. Von Verzweiflung und Hunger geplagt sehen die Flüchtlinge bald nur noch einen Ausweg: Kannibalismus.


Von Beginn an sollte man wissen, das dieser auf einer wahren Begebenheit beruhende Film kein kannibalenfilm im herkömmlichen Sinne ist, denn wer nun explizit in Szene gesetzte Härte erwartet, dürfte im Endeffekt eine eher herbe Enttäuschung erleben, denn ist dieses Werk doch nahezu vollkommen unblutig und ohne visuelle Härte ausgestattet, was aber dennoch keineswegs als Schwäche ausgelegt werden sollte. Vielmehr hat sich der Regissuer Jonathan auf der Heide bei der Erzählung dieser Geschichte auf die aufkommende Grundstimmung konzentriert, die beim Zuschauer doch ein recht hohes Maß an Tristesse und Beklemmung auslöst. Im Prinzip passiert eigentlich so gut wie nichts, es gibt keinerlei Action-Passagen zu begutachten, man wird lediglich mit der verzweifelten Flucht der Strafgefangenen konfrontiert, die sich fernab von jeglicher Zivilisation im australischen Urwald befinden. Und es sind gerade die hervorragend eingefangenen Bilder dieser "grünen Hölle", die hier für eine ungeheure Intensität sorgen, die sich ganz unweigerlich auch auf den Zuschauer überträgt. Man kann sich der beklemmenden Atmosphäre einfach nicht entziehen und kann förmlich die immer weiter ansteigende Hoffnungslosigkeit der Männer spüren, deren Hunger sich fast ins Unermessliche steigert, da der Urwald nichts Essbares hergibt, denn weder von Früchten geschweige denn von Tieren ist weit und breit etwas zu sehen, was das Überleben der Flüchtigen sichern könnte.

Vollkommen auf sich allein gestellt reift dann der furchtbare Entschluss in den Männern, das Mitglieder der Gruppe geopfert werden müssen, um das Überleben der anderen zu garantieren. Ganz bewust hat Jonathan auf der Heide hier auf explizite Gewaltdarstellungen verzichtet, lediglich die Tötungen werden ansatzweise ins Bild gerückt, ansonsten verlässt man sich insbesondere auf die vorherrschende Stimmung, die kaum bedrückender und schwermütiger sein könnte. Selbst als Zuschauer kann man die vorherrschende Tristesse fast körperlich spüren, wird man doch fast ausschließlich mit der farblosen Natur des Urwaldes konfrontiert, die eine schon äusserst deprimierende Wirkung erzielt, die sich auch im eigenen Sehverhalten niederschlägt. Das ganze Szenario schlägt dabei sehr stark auf das eigene Gemüt und man fühlt ein seltsames gefühl der Beklemmung, das sich fast wie eine zweite Haut über einen legt.

Hier kommt der Geschichte auch die extrem ruhige und bedächtige Erzählweise zu gute, die auf manch einen vielleicht einen vielmehr langatmigen Eindruck hinterlässt, jedoch in erster Linie dafür verantwortlich zeichnet, das das Geschehen seine ganze Intensität erst so richtig entfalten kann. Die kraftvollen Bilder, die zudem auch noch mit einem schwermütigen Score unterlegt sind, entfalten mit der Zeit ihre volle Wirkung und legen sich fast wie ein bleierner Schleier über den Betrachter, der sich der Faszination des Szenarios keinesfalls verschließen kann. Und das, obwohl sich die gesamte Härte des Geschehens einzig und allein in der eigenen Fantasie abspielt, was aber in vielen Fällen eine weitaus stärkere Wirkung haben kann, als wenn man eine gewisse Härte explizit in Szene setzt. Genau dieser Fall tritt bei "Van Diemen's Land" ein, denn selten habe ich einen Film über Kannibalismus gesehen, der im Prinzip ohne jegliche visuelle Härte eine solch starke Wirkung erzielen kann. Nicht ganz unbeteiligt sin daran auch die erstklassigen Darsteller, die den von ihnen dargestellten Charakteren genau das richtige Maß an Authenzität und Glaubwürdigkeit verleihen. Allein in der Mimik der Protagonisten kann man die schier hoffnungslose Situation ablesen, in der sie sich befinden, die Gesichter erscheinen vollkommen leblos und leer und in den Augen der Männer kann man die immer stärker werdende Hoffnungslosigkeit hervorragend ablesen.

Letztendlich ist "Van Diemen's Land" ein in allen Belangen überzeugender Film, der fast ausschließlich durch die Kraft seiner Bilder und die hervorragenden Darsteller einen äusserst nachhaltigen Eindruck beim Zuschauer hinterlässt. Trotz-oder gerade wegen seiner sehr ruhigen und bedächtigen Erzählweise wird dabei eine ungeheuer starke Intensität entfacht, die sich ganz automatisch auch auf den Betrachter überträgt. Auch wenn es sicherlich Leute geben wird die sich am bedächtigen Tempo der Geschichte stören werden, ist dies doch gerade die größte Stärke eines Werkes, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte, da man ansonsten einen stark nachhallenden Film verpasst, der sich förmlich in das Gedächtnis des Zuschauers einbrennt.


Fazit:


Jonathan auf der Heide hat mit "Van Diemen's Land" nicht unbedingt einen Film für das breite Mainstream-Publikum erschaffen, vielmehr dürfte die vorliegende Geschichte einer eher kleinen Zielgruppe zugänglich sein. Diese jedoch dürfte sich an einem intensiven und beeindruckenden Film erfreuen, der absolut faszinierend und einprägsam zugleich ist. Kraftvolle Bilder eines auf die Dauer deprimierend erscheinenden Schauplatzes legen sich auf das Gemüt des Zuschauers, der die ganze Laufzeit über ein starkes Gefühl der Beklemmung nie ablegen kann und grandiose Schauspieler sorgen für ein Filmerlebnis der höchsten Güteklasse.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 101 Minuten
Extras: Making Of, Interviews Crew, Booklet
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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The Guard Post
(GP 506)
mit Kyoo-Hwan Choi, Ho-jin Chun, Byeong-Cheol Do, Cho-Hyun-jae, Jin-woong Jo, Byeong-cheol Kim, Sung-bum Kim, Seong-Hwan Koo, Cheol-hee Lee, Jeong-heon Lee, Young-hoon Lee, Jae-won Moon, Hyeong-jae Park, Won-san Park, Hyeong-tak Shin, Byung-ho Son, Gi-won Yang, Min-gyu Yeo
Regie : Su-chang Kong
Drehbuch : Su-chang Kong
Kamera :Keine Information
Musik : Seung-hyun Choi
Keine Jugendfreigabe
Südkorea / 2008

Als ein Außenposten innerhalb der entmilitarisierten Zone zwischen Nord-und Südkorea nicht mehr auf Funksprüche reagiert, macht sich eine Einheit unter der Leitung von Sergeant Mayor Noh zu einer Erkundungsmission auf. Dort angekommen erwartet sie das Grauen. Alle Mitglieder der Streitkräfte wurden brutal ermordet. Noh wird angewiesen, innerhalb dieser einen Nacht das Massaker aufzuklären, bevor die Tat an die Öffentlichkeit gelangt. Als man mit Lieutnant Yoo unerwartet einen weiteren Überlebenden findet, hofft man, die Geschehnisse aufklären zu können. Doch seine Aussagen bedeuten für die Männer nur eines. Auch sie befinden sich in akuter Lebensgefahr. Und selbst ihre Waffen können dem mörderischen Aggressor kaum gefährlich werden.


Bei asiatischen Horrorfilmen denkt man wohl fast automatisch an Werke wie "Ring" oder "Ju-On", da man in den letzten Jahren mit Geisterfilmen aus Fernost schon fast überschwemmt wurde. Doch "The Guard Post" von Regisseur Kong Su-chang bildet da eine wirklich sehr angenehme Ausnahme. Hier geht es einmal nicht um irgendwelche Geisterkinder, die unter den Betten hervorkriechen, oder aus dem Fernseher steigen, hier wird einem klaustrophobischer Horror der harten Art präsentiert.

Geschickt wird die sehr gut in Szene gesetzte Story Stück für Stück vorangetrieben, wobei nie zuviel verraten wird und der Betrachter durch geschickt eingesetzte Rückblenden und falsch gelegte Fährten in die Irre geleitet wird. So hält sich der straff gezogene Spannungsbogen konstant hoch und sorgt dafür, das man zu keiner Zeit das Interesse am Geschehen verliert. Dazu trägt auch die ausgezeichnete Grundstimmung des Films bei, die von Anfang an sehr bedrohlich und düster ist und sich mit zunehmender Laufzeit immer mehr verdichtet. Man spürt richtiggehend die Angst, die bei sämtlichen Beteiligten um sich greift und sehr realistisch und ausdrucksstark dargeboten wird.

Die Ähnlichkeiten zu John Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt" sind hier unübersehbar, nur das hier als Location ein Militärbunker und keine Kontrollstation in der Arktis vorhanden ist. Und gerade die dunklen und langen Gänge in diesem Bunker sorgen dafür, das diesem Werk ein klaustrophobischer Touch anhängt, der phasenweise ein stark beklemmendes Gefühl in einem auslöst. Hinzu kommt auch, das es draussen in Strömen regnet, was noch zusätzlich auf das Gemüt schlägt.

Im darstellerischen Bereich wird hier meiner Meinung nach sehr gute und überzeugende Kost serviert und auch die Dialoge können sich sehen lassen. Es gibt keinerlei überflüssig in die Länge gezogene Dialog-Passagen, bei denen man das Gefühl bekommt, das sie lediglich dazu dienen, um die Story unnötig zu dehnen. Das Wesentliche wird auf den Punkt gebracht, vieles wird hinterfragt, doch die Antworten, die alles erklären, bekommt man erst zum Ende serviert. Und genau das ist es, was "The Post Guard" so auszeichnet, das er bis zur letzten Sekunde faszinierend und absolut spannend ist und beste Unterhaltung bietet.

Die vorhandenen Splatter/Gore Szenen sind nicht im Übermaß vorhanden, was einen weiteren Pluspunkt darstellt. Dafür sind die Effekte manchmal recht derbe und strahlen extreme Härte aus. Insgesamt gesehen kann man feststellen, das man hier ein wirklich mehr als gelungenes und teilweise sogar innovatives Gesamtpaket serviert bekommt, das sich kein genre-Fan entgehen lassen sollte.


Die DVD :

Vertrieb : Splendid
Sprache / Ton : Deutsch / Koreanisch DD 5.1
Untertitel : Deutsch
Bild : 2,35:1 (16:9)
Laufzeit : 120 Minuten
Extras : Behind the Scenes, Aufbau der Guard Post Station, Making Of der Spezialeffekte, Trailer
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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The Confession - Das Geständnis
(The Confession)
mit Ben Kingsley, Amy Irving, Alec Baldwin, Ryan Marsini, Boyd Gaines, Anne Twomey, Lazaro Perez, Becky Ann Baker, Mike Hodge, Mark Ethan, Kevin Conway, Richard Jenkins, Joe Mosso, Kevin McClamon, Jay O. Sanders
Regie: David Hugh Jones
Drehbuch: Sol Yurick / David Black
Kamera: Mike Fash
Musik: Mychael Danna
FSK 16
USA / 1999

Harry Fertig sieht rot - buchstäblich: Als sein kleiner Sohn stirbt, nachdem ihm im Krankenhaus die Hilfe verweigert wurde, greift der Otto Normalverbraucher zur Pumpgun. Am Ende seines Amoklaufs sind zwei Ärzte und eine Krankenschwester tot. Ein Leckerbissen für den aufstrebenden Strafverteidiger Roy Bleakie, der sich durch den Prozess erhofft, auf der Karriereleiter gehörig nach oben zu fallen. Für Bleakie steht der Ausgang nämlich längst schon fest, bevor die Verhandlung eröffnet wird. Doch dann torpediert ausgerechnet sein eigener Mandant die Strategie des Anwalts. Auf einmal erweist sich die Sache Fertig als Strudel, der alles mit sich zu reißen droht.


Nun könnte man aufgrund der Inhaltsangabe einen richtig spannenden Gerichtsthriller erwarten, doch entwickelt sich die hier erzählte Geschichte in eine Richtung, die man nicht unbedingt vorhersehen kann. So nimmt dann auch die Gerichtsverhandlung nur einige wenige Minuten der Laufzeit in Anspruch, die am Ende des Filmes zu sehen sind. Auch die Tat des angeklagten Familienvaters Harry Fertig (Ben Kingsley) wird mit wird mit einer verhältnismäßig eher kleinen Zeitspanne zu Beginn abgehandelt, so das der gesamte Rest der Story politischen Machenschaften und Intrigen vorbehalten ist, die den eigentlichen zentralen Schwerpunkt des Geschehens ausmachen. Einerseits ist das zwar recht interessant mitanzusehen, auf der anderen Seite will sich aber nie ein wirklich konstanter Spannungsbogen entwickeln, da die eigentliche Thematik eines dreifachen Rachemordes zu sehr in den Hintergrund gerät.

Durch die extreme Dialoglastigkeit des Geschehens entstehen doch zumeist sehr langatmig anmutende Passagen, in denen man mit politischen Machtspielen konfrontiert wird, in die Rechtsanwalt Roy Bleakie (Alec Baldwin) hineingezogen wird, der anscheinend nichts anderes im Sinn hat als den Fortgang der eigenen Karriere. Erst im Laufe der Geschichte merkt er immer mehr, das er nichts anderes als ein Spielball in einem politischen Geflecht ist, das von Intrigen und Korruption durchzogen wird. Manipuliert von den Reichen und Mächtigen soll er für seinen Mandaten auf nicht schuldig wegen geistiger Unzurechnungsfähigkeit plädieren, ohne zu wissen, das dies aus einem ganz bestimmten Grund geschehen soll. Daraus entwickelt sich dann auch der eigentliche Haupterzählstrang der Story, der mit den eigentlichen Morden herzlich wenig zu tun hat. Dies ergibt dann auch das größte Problem eines Filmes, in dem die Ausgangs-Thematik zu sehr in den Hintergrund gerät und Platz machen muss für einen Erzählstrang, der zwar nicht gänzlich uninteressant erscheint, aber dem Geschehen doch viel von seiner Stärke nimmt. Der Zuschauer wird fast ausschließlich mit extrem dialoglastigen Passagen bedient, die zwar über eine gewisse Klasse verfügen, allerdings auf Dauer doch recht ermüdend sind.

So fällt es dann auch manchmal ziemlich schwer, die Konzentration aufrechtzuerhalten, passiert doch ganz einfach zu wenig um die Ermüdungserscheinungen zu vermeiden. Ich will den Film jetzt keineswegs schlechter machen als er wirklich ist, denn für Freunde dialoglastiger Dramen liegt hier eigentlich ein kleiner Leckerbissen vor, jedoch ist es die größtenteils fehlende Spannung, die das Sehvergnügen doch erheblich mindern. Dafür wird man allerdings mit teilweise großartigen darstellerischen Leistungen verwöhnt, denn insbesondere Ben Kingsley und Alec Baldwin stellen eindrucksvoll unter Beweis, das sie nicht umsonst zu den Besseren ihrer Zunft gehören. Dennoch können die dargebotenen Leistungen nicht verhindern, das man von diesem Drama einen eher zwiespältigen Gesamteindruck gewinnt, kann sich "The Confession" doch nie so richtig entscheiden, ob es sich um einen Gerichtsfilm oder ein Thriller-Drama handelt. Zu sehr bewegt sich die Geschehnisse auf der Stelle und nehmen erst zum Ende hin eine Wendung, die den Zuschauer noch einmal etwas aus seiner Lethargie herausholt, in die er mit der Zeit gefallen ist. So kommt wenigstens zum Ende hin noch einmal ein wenig Brisanz in die Ereignisse, die man schon gar nicht mehr erwartet hätte.

Letztendlich ist "The Confession" ein Drama, das ganz sicher seine starken Momente hat, die nur leider viel zu selten in Erscheinung treten. In seinem Bemühen, einen wirklich komplexen Film zu kreieren, hat Regisseur David Hugh Jones leider vergessen, seiner Geschichte die nötige Spannung einzuverleiben und dieses offensichtliche Manko stattdessen mit zu vielen Dialogen versehen, die trotz der vorhandenen Klasse mit zunehmender Laufzeit für eine gewisse Ermüdung beim Betrachter sorgen. Lediglich das phasenweise grandiose Schauspiel seiner Hauptcharaktere kann man als absolut positiv ansehen, denn ansonsten gibt es eigentlich keinerlei Höhepunkte, über die man berichten könnte.


Fazit:


"The Confession" ist beileibe kein schlechter Film und weiss auch streckenweise gut zu unterhalten. Jedoch fehlt es der Geschichte ganz eindeutig an Spannung, viel zu lange wird sich mit ellenlangen Dialogen aufgehalten, bevor einige Minuten vor dem Ende endlich einmal etwas Schwung und Brisanz Einzug in das ansonsten äusserst trockene Geschehen Einzug hält. So wird dieses Werk dann auch bestimmt nicht jeden Geschmack treffen und wohl hauptsächlich die Freunde dialoglastiger Dramen ansprechen. Dennoch handelt es sich um einen Film, den man sich getrost einmal anschauen kann und sei es auch nur, um sich am tollen Schauspiel der Hauptdarsteller zu ergötzen.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 2.0
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 109 Minuten
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Geisterjäger John Sinclair - Ich töte jeden Sinclair
(Geisterjäger John Sinclair - Ich töte jeden Sinclair)
mit Kai Maertens, Urs Remond, Jana Hora, Manfred Andrae, Ulli Kinalzik, Hans Peter Hallwachs
Regie: Daniel Anderson / Robert Sigl
Drehbuch: Josine van Dalsum / Felix Meyer
Kamera: Marjus Schott / Nyika Jancso / Fred Brinkman
Musik: Karel Svoboda
FSK 12
Deutschland / 2000

Innerhalb kürzester Zeit werden Namensvettern von John Sinclair ermordet. Als dann auch noch das Grab seiner Eltern verwüstet wird, macht sich der Geisterjäger auf in seine Heimatstadt. Dort trifft er auf einen Dämon, der John Sinclairs Platz als "Sohn des Lichts" einnehmen möchte und bereit ist, dafür jeden zu ermorden, der sich ihm in den Weg stellt ...


Nachdem 1997 mit dem Film "Die Dämonenhochzeit" praktisch der Testlauf für die nun folgende Serie angelaufen war, startete im Jahre 2000 die TV-Serie um den aus Heftromanen bekannten Geisterjäger John Sinclair. "Ich töte jeden Sinclair" ist dabei kann man hierbei als Pilotfilm ansehen, der mit 90 Minuten Laufzeit die einzige Folge in Spielfilmlänge darstellt, denn die noch folgenden 8 Episoden der Serie haben eine Laufzeit von jeweils 45 Minuten. Nachdem "Die Dämonenhochzeit" anscheinend nicht den gewünschten Erfolg erzielt hatte, wurde so ziemlich alles ausgewechselt, was man nur auswechseln kann. Regisseure, Drehbuchautoren und Darsteller wurden neu verpflichtet, um der Serie einen neuen Anstrich zu verleihen und so eventuell einen größeren Erfolg zu erzielen. Ob diese Maßnahmen nun letztendlich gefruchtet haben oder nicht, muß jeder für sich selbst entscheiden, allerdings ist vorliegender Film noch um Einiges schlechter geraten, als es bei "Die Dämonenhochzeit" schon der Fall war.

Vergleicht man die beiden Filme miteinander dann muss man wirklich feststellen, das die 3 Jahre zurückliegende Verfilmung gar nicht einmal so schlecht war, denn "Ich töte jeden Sinclair" bietet eine Inszenierung, die größtenteils die pure Langeweile verbreitet und nur ganz selten einen gewissen Unterhaltungswert erkennen lässt. Doch zunächst einmal sollte man etwas zu der neuen Besetzung sagen, aus der insbesondere der neue John Sinclair (Kai Maertens) hervorsticht, was allerdings keineswegs durch gelungenes schauspiel der Fall ist. Viel eher handelt es sich dabei um eine absolute Fehlbesetzung, denn nimmt man dem extrem schlecht agierenden Darsteller so ziemlich jede Rolle ab, aber nicht die eines Geisterjägers. Selbst Florian Fitz, der schon in "Die Dämonenhochzeit" nicht unbedingt durch ein authentisches und glaubwürdiges Schauspiel zu überzeugen wusste, hat diese Rolle um Einiges besser verkörpert, als Maertens es je tun würde. Zu ungelenk und theatralisch erscheint das dargebotene Schauspiel, das man allerdings auch von den anderen Akteuren geboten bekommt. Nicht selten entsteht dabei der Eindruck, das man viel eher ein Theaterstück als einen Spielfilm zu sehen bekommt. Die vorherrschende Theatralik kommt besonders bei der Figur des zu bekämpfenden Dämons zur Geltung, der vollkommen künstlich und überzogen agiert, was phasenweise schon recht albern und dümmlich erscheint.

Es sind aber beileibe nicht nur die schauspieler, die äusserst schlecht agieren, auch die Geschichte an sich ist lediglich als laues Lüftchen zu bezeichnen. Action ist ein absolutes Fremdwort und wer wer eine gute Horror-Atmosphäre erwarten sollte, wird nach Sichtung des Filmes doch ziemlich enttäuscht sein, denn solche Dinge sucht man leider vergebens. Zu keiner Zeit kann sich echte Spannung entfalten, wofür auch die vollkommen lahme Erzählweise verantwortlich zeichnet, denn in keiner Phase des Geschehens ist auch nur annähernd so etwas wie Tempo zu erkennen, vielmehr plätschert die Geschichte so vor sich hin und eröffnet auch leider keinerlei Höhepunkte, an denen man sich als Zuschauer etwas erfreuen könnte. Stattdessen bekommt man größtenteils langatmige Dialoge serviert, die den Unterhaltungswert nicht unbedingt in schwindelerregende Höhen schießen lassen. Gibt die Geschichte schon rein inhaltlich nicht besonders viel her, so ist ihre Umsetzung zudem noch äusserst langweilig geworden, so das auch in keiner Phase so etwas wie ein Horror-Feeling entstehen würde, da noch nicht einmal einige mysteriöse Momente vorliegen, die wenigstens eine atmosphärische Grundstimmung vermitteln würden.

Vor etlichen Jahren habe ich selbst sehr viele Abenteuer des Geisterjägers gelesen, jedoch war nicht ein Einziges dabei, das auch nur annähernd so langatmig und uninteressant war wie diese Realverfilmung. Mit etwas mehr Engagement hätten die Macher ganz sicher wenigstens einen durchschnittlichen, dafür aber unterhaltsamen Film kreieren können, doch "Ich töte jeden Sinclair" bietet wirklich nichts, was man besonders positiv hervorheben könnte. Zu langweilig ist schon allein die geschichte an sich, die zudem noch mit äusserst schlecht agierenden Schauspielern besetzt ist, die nicht wirklich etwas von ihrem handwerk verstehen. Einzig und allein die Tatsache, das auch diese Veröffentlichung zusätzlich mit einem Hörbuch bestückz ist könnte zu einem Kauf einladen, da der Preis auch nicht zu hoch ist. Vom Film an sich dürften allerdings selbst die größten Sinclair-Fans eher enttäuscht sein.


Fazit:


Filmisch gesehen ist "Ich töte jeden Sinclair" eine ziemliche Gurke, die selbst niedrig angesiedelten Erwartungen kaum gerecht werden kann. Die Neubesetzung der Charaktere war zudem eine Maßnahme, die man als durchaus misslungen bezeichnen kann. Insbesondere Kai Maertens in der Rolle des Geisterjägers kann überhaupt nicht überzeugen und kann schon als echte Fehlbesetzung angesehen werden. Lediglich die Tatsache das auch dieser Veröffentlichung auch das Hörbuch zum Film beiliegt sorgt dafür, das man wenigstens für die Hardcore-fans des Geisterjägers eine bedingte Empfehlung aussprechen kann.


Die DVD:

Vertrieb: KSM
Sprache / Ton: Deutsch DD 2.0 Surround
Bild: 1,33:1
Laufzeit: Film 90 Minuten, Hörbuch 128 Minuten
Extras: Hörbuch
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Geisterjäger John Sinclair - Die Dämonenhochzeit
(Geisterjäger John Sinclair - Die Dämonenhochzeit)
mit Florian Fitz, Jophi Ries, Tabea Tiesler, Constanze Pröbster, Thierry van Werveke, Utz Krause, Nicole Belstler-Boettcher, Katja Giammona, Ania Rudy, Holger Petzold, Anja Beatrice Kaul, H.P. Kind, Henrik Helge, George Inci, Peter Fitz
Regie: Klaus Knoesel
Drehbuch: Christoph Gottwald
Kamera: Ekkehart Pollack
Musik: Tom Dokoupil / Detlef Schmitz
FSK 12
Deutschland / 1997

Die Dämonenhochzeit: Der Londoner Geisterjäger John Sinclair untersucht den mysteriösen Tod dreier deutscher Frauen in der näheren Umgebung von Köln, die alle eine Gemeinsamkeit zu haben scheinen. Eine erste Spur führt ihn in das Kölner Völkerkundemuseum, wo der Bibliothekar Viktor Gonsior Voodoo-Experimente durchführt. Gonsior ist die Schlüsselfigur zu einem satanischen Komplott, bei dem ein mächtiger Dämon namens "Der schwarze Tod" die "Fürstin der Finsternis" wiedererwecken will, um mit ihr die Weltherrschaft anzutreten. Unterstützt wird John von Bill Conolly und Will Mallmann. Die Dämonenhochzeit soll im Kölner Dom stattfinden ...


Geisterjäger John Sinclair ist wohl eine der mit Abstand bekanntesten Figuren von etlichen Heftroman-Serien, die insbesondere in den 70er-und 80er Jahren ihre absoluten Höhepunkte hatten. Nachdem der britische Inspector so ziemlich als Einziger das große Seriensterben überlebt hat und seine Abenteuer immer noch eine große Fangemeinde begeistern, wurden ihm 1997 mit vorliegendem Film auch filmische Ehren zu teil. "Die Dämonenhochzeit" kann man durchaus als Testballon für die 3 Jahre später folgende TV-Serie ansehen, wollten die Macher doch testen, wie eine Realverfilmung mit dem Romanhelden auf den Zuschauer wirken würde. Das vorliegende Endergebnis mutet nun allerdings nicht dazu an, in überschwengliche Lobeshymnen auszubrechen, entpuppt sich die geschichte doch als eher laues Fernseh-Filmchen, das von der Qualität her im Bereich einer Dayly-Soap anzusiedeln ist.

Wer nun einen ernsthaften Horrorfilm erwarten sollte, der muss diese Hoffnung doch ziemlich schnell zu Grabe tragen, bekommt man vielmehr eine Mischung aus Fantasy-und Trash geboten, in der dezente Anleihen aus dem Horror-Genre zu erkennen sind. Dabei sollte man anmerken, das der Trashgehalt des Filmes wohl eher ungewollt entstanden ist, doch die Inszenierung bietet so viele unfreiwillig komisch erscheinende Passagen, das man sich das Lachen teilweise einfach nicht verkneifen kann. Dazu tragen in erster Linie die doch sehr unbekannten Darsteller bei, deren Schauspiel streckenweise extrem hölzern und ungelenk wirkt, hinzu kommen die äusserst künstlichen und aufgesetzten Dialoge, die schon sehr stark an die Anfangszeiten von GZSZ erinnern und somit auch für ein gewisses Maß an Belustigung sorgen. Ein weiteres und ziemlich offensichtliches Manko sind ganz sicher auch die äusserst schlechten und billigen Effekte, bei denen man das Gefühl nicht verwerfen kann, das sie am heimischen PC gemacht wurden. Allerdings passen sie nahezu perfekt in das doch sehr trashige Gesamtbild, das man von dieser Produktion gewinnt.

Das größte Problem jedoch ist die mangelnde Spannung, denn obwohl die Macher sichtlich bemüht waren, hier einen konstanten Spannungsbogen und eine gruselige Grundstimmung entstehen zu lassen, muss man diesen Versuch eher als gescheitert ansehen, was aber in erster Linie auch darin begründet liegt, das man diese filmische Umsetzung einfach nicht richtig ernst nehmen kann. Auch der Versuch, durch eine bedrohlich anschwellende musikalische Untermalung ein gewisses Horror-Feeling aufkommen zu lassen gelingt nicht wirklich, da im gleichen Atemzug die Protagonisten des Geschehens wieder mit stellenweise fast schon absurden Dialogen oder Handlungsweisen jegliche eventuell aufkommende Ernsthaftigkeit im Keim ersticken.

Und dennoch bin ich mir sicher, das gerade Fans der Roman-Serie auch bei dieser unterdurchschnittlichen verfilmung auf ihre Kosten kommen werden, da einerseits schon ein gewisser Unterhaltungswert vorliegt und andererseits eine günstige Veröffentlichung vorliegt, die den Film zudem auch noch als Hörbuch beinhaltet. Man sollte lediglich keine zu großen Erwartungen in den Film setzen, denn diese können ganz sicher nicht erfüllt werden. Insgesamt gesehen wird die DVD wohl hauptsächlich die wahren Sinclair-fans ansprechen und von diesen gibt es ja bekanntlicherweise nicht gerade Wenige.


Fazit:


"Die Dämonenhochzeit" ist sicherlich kein filmisches Erlebnis, das höheren Ansprüchen genügen kann, bietet aber insbesondere durch seine unfreiwillige Komik immerhin einen gewissen Unterhaltungswert. Für echte Horror-Fans dürfte der Film wohl eher eine Enttäuschung darstellen, wohingegen Fans des Geisterjägers an einer Anschaffung sicher nicht vorbeikommen.


Die DVD:

Vertrieb: KSM
Sprache / Ton: Deutsch DD 2.0 Stereo
Bild: 1,33:1
Laufzeit: Film 90 Minuten, Hörbuch 112 Minuten
Extras: Hörbuch
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Arrebato
(Arrebato)
mit Eusebio Poncela, Cecilia Roth, Will More, Marta Fernandez Muro, Helena Fernan-Gomez, Carmen Giralt, Max Madera, Javier Ulacia, Rosa Crespo, Luis Ciges
Regie: Ivan Zulueta
Drehbuch: Ivan Zulueta
Kamera: Angel Luis Fernandez
Musik: Negativo / Ivan Zulueta
FSK 16
Spanien / 1980

Was für ein beschissener Tag! Unzufrieden mit der Arbeit an seinem billigen Horrorfilmchen kommt José völlig entnervt nach Hause, wo seine zugedröhnte Freundin Ana bereits auf ihn wartet und ein mysteriöses Päckchen von Pedro, einem alten Bekannten, der die Welt scheinbar nur durch den Sucher seiner Kamera wahrnimmt. Der Inhalt des Päckchens: eine Super8-Filmrolle, ein Tonband und ein Wohnungsschlüssel. Als José gelangweilt das Tonband anwirft, holt ihn zunächst die Erinnerung an seinen seltsamen Freund wieder ein. Nach und nach realisiert er jedoch, welch unfassbare Geschichte Pedro ihm da eigentlich gerade erzählt. Ungläubig fällt sein Blick auf Filmrolle und Schlüssel


"Arrebato (Verzückung)"


In den Zustand der Verzückung kann man bei diesem wirklich aussergewöhnlichen Film durchaus geraten, allerdings bedarf es dafür auch einiger Grundvorraussetzungen, die man als Zuschauer erfüllen muss. Man sollte eine ausgeprägte Vorliebe für den besonderen Film haben, gleichzeitig muss man sich auch dem aussergewöhnlichen Erzählstil der Geschichte öffen und sollte insbesondere ein ausgeprägtes Faible für surreale Elemente haben, die in diesem Film zu Hauf vorhanden sind. Denn nur so kann man etwas mit dem Bilderrausch anfangen, der hier gut 110 Minuten auf einen einprasselt und doch in so vielen Passagen anscheinend überhaupt keinen Sinn ergibt. Dabei ergibt das Szenario bei genauerem Hinschauen sehr wohl einen Sinn und schon in der Eröffnings-Sequenz des Filmes bekommt man einen recht eindeutigen Hinweis, auf was das Geschehen im Endeffekt hinausläuft. Um allerdings die Zusammenhänge herzustellen, sollte man die Ereignisse erst einmal auf sich wirken lassen, was gar nicht einmal so leicht ist, erscheinen doch viele Dinge extrem surreal und geradezu verwirrend, so das man die Verknüpfungen innerhalb der Story nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennt.

Man merkt also, auch bei der mittlerweile neunten Veröffentlichung des Independent Labels Bildstörung hat man es einmal mehr mit einem Film zu tun, der jenseits jeglichen Mainstreams angesiedelt ist und so auch ganz sicher nur eine bestimmte Zielgruppe ansprechen wird. Der durchschnittliche Mainstreamer wird mit diesem visuell berauschendem Werk ganz bestimmt nicht viel anfangen können, zudem die Erzählstruktur doch gänzlich anders strukturiert ist wie in "normalen Filmen". So fragt man sich unwillkürlich über einen längeren Zeitraum, welcher Sinn überhaupt hinter den Geschehnissen steht und um was es eigentlich geht. Eine endgültige Erklärung für die teils verwirrenden Ereignisse erhält man letztendlich erst am Ende des Filmes und selbst dann kann man sich nicht zu 100 % sicher sein, ob die eigene Interpretation des Szenarios auch die Richtige ist. Es fällt auch nicht leicht, hier näher auf die Geschichte einzugehen, ohne zuviel vom Inhalt zu verraten und so anderen Zuschauern den Überraschungsmoment wegzunehmen, den dieser Film durchaus beinhaltet.

Im Prinzip könnte man "Arrebato" als Liebeserklärung an den Film generell ansehen, die aber auch im gleichen Atemzug aufzeigt, wie verzehrend diese Liebe sein kann, wenn man sich ihr voll und ganz hingibt. So stehen auch zwei junge Männer im Focus der Geschichte, von denen einer (Jose) billige Horrorfilme produziert. Gleich in den ersten Minuten des Filmes wird man mit seiner Arbeit konfrontiert und diese Passage ist für die Gesamtzusammenhänge nicht gerade unwesentlich, was man allerdings erst ganz am Ende erkennen kann. Der zweite Mann ist Pedro, der sich so sehr dem Filmen verschrieben hat, das er dadurch in den Zustand der absoluten Ekstase geraten kann. Zudem erweckt er bei seinen Mitmenschen den Eindruck, das es sich bei ihm um ein Kind im Körper eines Mannes handelt, das in einer Art Fantasiewelt lebt und einfach nicht erwachsen werden will. Kein Wunder also, das man bei der Figur des Pedro fast schon zwangsläufig an "Peter Pan" erinnert wird, denn zu offensichtlich sind doch die Parallelen zu dieser Fantasiefigur. Die Beziehung der beiden Männer zueinander wirkt einerseits sehr distanziert, vermittelt aber auf der anderen Seite durch die gleiche Leidenschaft zum Film ein Gefühl, als wenn sie eine Art Symbiose eingehen. Es fällt äusserst schwer, die gewonnenen Eindrücke dieses Filmes in Worte zu fassen, denn man sollte sich selbst einen Eindruck dieser fantastischen Geschichte machen, in der auch die entstehende Beziehung zwischen Mensch und Maschine eine große Rolle spielt und im Prinzip sogar den zentralen Kernpunkt dieser surrealen Geschichte darstellt.

Letztendlich ist "Arrebato" ein Film, der nur sehr schwer einem bestimmten Genre zuzuordnen ist. Eigentlich als Drama zu bezeichnen, lässt dieses Werk ganz eindeutige Elemente aus dem Horror-Genre erkennen, die sich allerdings erst im laufe der Zeit und auf eine sehr ungewöhnliche Art erkennen lassen. So ist man dann auch sichtlich erstaunt als man feststellen muss, das vampirismus ein wesentlicher Bestandtei der Ereignisse ist, denn ist doch die Einführung dieser Thematik vollkommen anders dargestellt, als wie man sie aus normalen Vampirfilmen her kennt. Nichtsdestotrotz ist die hier verwendete Mixtur aus Drama-und Horror und vielen surrealen Elementen in ihrer Art wohl ziemlich einmalig und sorgt so für einen Filmgenuss der ganz besonderen Art. Auch wenn "Arrebato" auf viele Leute einen vielleicht eher verstörenden und wirren Eindruck hinterlässt, so dürften Freunde des aussergewöhnlichen Filmes absolut begeister von diesem Werk sein, das Kopfkino der ganz besonderen Art bietet und ein erlesenes Meisterwerk darstellt, das sich kein Filmfreund entgehen lassen sollte. Denn gerät man doch fast in eine Art Sog, der von den visuell berauschenden Bildern ausgeht und einen in eine Art Zwischenwelt hineizieht, die sich zwischen realität und Fiktion ansiedelt.


Fazit:


Mit Arrebato hat der 2009 verstorbene spanische Kultregisseur Ivan Zulueta ein visuell berauschendes Meisterwerk geschaffen, das jenseits des Mainstreams angesiedelt ist und dessen Genialität sich wohl nur einer bestimmten Zielgruppe erschließt. Selten habe ich einen teils so verwirrenden und surrealen Film gesehen, der dem Zuschauer erst ganz zum Ende eine Aufklärung anbietet, die aber immer noch Freiraum für eigene Interpretationen des Szenarios bietet. man muss schon eine ausgrprägte Vorliebe für das ganz besondere haben, um etwas mit "Arrebato" anfangen zu können, doch wenn das der Fall ist wird man mit einem erstklassigen Filmerlebnis belohnt, das selbst noch lange nach seiner Sichtung noch extrem im Kopf des Betrachters nachhallt. Die DVD-Veröffentlichung von Bildstörung ist wie schon gewöhnt erstklassig ausgefallen und bietet auf einer Extra-DVD auch wieder jede Menge Extras.


Die DVD:

Vertrieb: Bildstörung
Sprache / Ton: Spanisch DD 2.0 Mono
Untertitel: Deutsch / Englisch
Bild: 1:1,85 (16:9)
Laufzeit: 110 Minuten
Extras: "IVAN Z" -- Goya-prämierte Kurzdokumentation über Regisseur Iván Zulueta von 2004 (ca. 50 Min.), "ARREBATOS" -- Kurzdokumentation/Making of von 1998 (ca. 55 Min.), "LEO ES PARDO" -- prämierter Kurzfilm von Iván Zulueta (ca. 10 Min.), ca. 20-seitiges Booklet
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Gran Torino
(Gran Torino)
mit Clint Eastwood, Christopher Carley, Bee Vang, Ahney Her, Brian Haley, Geraldine Hughes, Dreama Walker, Brian Howe, John Carroll Lynch, William Hill, Brooke Chia Thao, Chee Thao, Choua Kue, Scott Eastwood, Xia Soua Chang
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: Nick Schenk / Dave Johannson
Kamera: Tom Stern
Musik: Kyle Eastwood / Michael Stevens
FSK 12
Deutschland / USA / 2008

Der Korea-Kriegsveteran und pensionierte Automechaniker Walt Kowalski mag es nicht, wie sich sein Leben und seine Nachbarschaft verändert haben. Auch seine Nachbarn, die Hmong- Immigranten aus Südostasien, kann er überhaupt nicht leiden. Aber die Situation erfordert es, dass Walt diese Nachbarn gegen eine örtliche Gang verteidigen muss, die Angst und Schrecken verbreitet.


Nicht selten wird "Gran Torino" mit dem britischen Film "Harry Brown" verglichen und in einigen Belangen ist dieser Vergleich auch durchaus berechtigt. Dennoch unterscheiden sich beide Werke doch ganz erheblich in ihrer Art, wobei "Harry Brown" wohl der etwas actionreiche Vertreter ist. Eastwoods Werk ist aber auf seine Art einfach grandios und der alte haudegen stellt wieder einmals sehr eindrucksvoll unter Beweis, das er sowohl als Schauspieler wie auch als Regisseur zu ganz aussergewöhnlichen Leistungen in der Lage ist. Die Rolle als knochiger und mürrischer Korea-Veteran mit ziemlich rassistischen Charakterzügen ist ihm wie auf den Leib geschneidert, kein anderer Darsteller wäre so dermaßen in dieser Rolle aufgegangen und hätte sie so eindrucksvoll und glaubwürdig interpretiert, wie Herr Eastwood höchstpersönlich. Diese kantigen Rollen des unbequemen Mitmenschen passen ganz einfach zu ohm wie die Faust aufs Auge, was ja auch schon in etlichen seiner Filme mehr als deutlich zum Ausdruck kam.

In vorliegender Geschichte ist es insbesondere die Beziehung, die sich zwischen ihm und seinen verhassten Nachbarn (Hmong-Immigranten) entwickelt, stellt sie doch das Herzstück eines Filmes dar, der den Zuschauer mit der gesamten Gefühlspalette bedient, die man sich nur vorstellen kann. Gibt es immer wieder Momente, in denen man vor allem über die markigen Sprüche lachen kann, die hier zum Besten gegeben werden, so entstehen auch immer wieder Phasen, in denen einen die kalte Wut packt, wenn man den Verlauf der Geschehnisse verfolgt. Und dann sind da auch noch die tief emotionalen Passagen, die sich in erster Linie in der aufblühenden Freundschaft zwischen Walt Kowalsky (Clint Eastwood) und dem Nachbarsjungen Thao (Bee Vang) entwickelt. Nachdem Thao nämlich im Auftrag einer Gang Kowalsky's Auto (Gran Torino) stehlen sollte und somit besonders schlecht im Ansehen bei dem knöchernen Griesgram steht, entspannt sich das Verhältnis der beiden immer mehr und nimmt schon fast Züge einer Vater-Sohn Beziehung an. Selbstverständlich werden selbst die emotionalen Momente immer mit markigen Sprüchen unterlegt, mit denen Eastwood die aufkommenden Gefühle für den Jungen praktisch wegreden will.

Seine Taten und sein Bemühen um Thao, aber auch um den Rest seiner Familie sprechen dabei allerdings eine ganz andere Sprache, merkt man doch ganz deutlich, das unter der extrem rauhen Schale ein sehr weicher Kern verborgen ist. So nimmt das Geschehen dann auch seinen Lauf und entfaltet eigentlich mit den bescheidendsten Mittel ein hohes Maß an Intensität, dem man sich als Zuschauer nicht erwehren kann. Tragische Momente mischen sich der Geschichte bei, die insbesondere zum Ende hin ihren Höhepunkt erreichen und dem Betrachter vor allem beim finalen Showdown fast die Tränen in die Augen treiben. Ist doch Kowalsky's Methode, den jungen Thao und seine Familie endgültig vor den Übergriffen der Straßengang zu schützen, an Dramatik und Tragik beim besten Willen nicht zu überbieten. Er trifft eine Entscheidung, die sich nicht nur bei den Protagonisten, sondern auch beim Zuschauer prakrisch unauslöschlich in das Gedächtnis einbrennt und einen sehr nachhaltigen Beigeschmack hinterlässt.

"Gran Torino" ist definitiv ein Film der eher leiseren Töne, entfacht aber dennoch eine teilweise ungeheure Wucht und trifft den Zuschauer mitten ins Herz. Besetzt mit grandiosen Darstellern, die durch ihre exzellenten Leistungen jederzeit überzeugen können, bietet der Film ein Sehvergnügen, das einen streckenweise in einen wahren Gefühls-Zwiespalt versetzt. Immer hin-und her pendelnd zwischen Rührung, Wut und auch etlichen Schmunzelmomenten lässt man sich gern von der Faszination der Geschichte gefangennehmen, die man nicht besser hätte in Szene setzen können. Zudem hat Eastwood es perfekt verstanden, nicht in blinden Aktionismus zu verfallen, in dem er übertriebene Action-Passagen eingefügt hat, die dem Gesamtbild nur geschadet hätten. Vielmehr stehen die zwischenmenschlichen Beziehungen der einzelnen Figuren zueinander im Mittelpunkt, was dem Werk eine immense Stärke und Wirkung verleiht. Die wenigen etwas härteren Stenen sind dem Geschehen angemessen und so kann man im Prinzip nur einen brillanten Gesamteindruck von einem Film gewinnen, der merklich unter die Haut geht und sicherlich keinen unberührt lässt.


Fazit:


Es mag sich eventuell komisch anhören, aber sind es doch gerade die leisen Töne und die eher ruhige Erzählweise der Geschichte, die "Gran Torino" letztendlich seine Stärke verleihen. Entwickelt sich doch eine Intensität, die man kaum in Worte fassen kann und die unwillkürlich auf den Betrachter überspringt. Und so lässt man sich nur zu gern mitreissen und ergötzt sich fürmlich am hier gezeigten Schauspiel, das in jeder Phase des Filmes abslut herausragend ist und diesem Film seinen Stempel aufdrückt.


9/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Merantau - Meister des Silat
(Merantau)
mit Iko Uwais, Sisca Jessica, Christine Hakim, Mats Koudal, Yusuf Aulia, Alex Abbad, Yayan Ruhian, Laurent Buson, Doni Alamsyah, Ratna Galih
Regie: Gareth Evans
Drehbuch: Gareth evans / Daiwanne Ralie
Kamera: Matt Flannery
Musik: Keine Informationen
Keine Jugendfreigabe
Indonesien / 2009

Yuda (Iko Uwais) ein Meister der spektakulären Martial Arts-Technik ''Silat'' bereitet sich auf seinen ''Merantau'' vor. Er macht sich auf den Weg in die schillernde Großstadt Jakarta. Kaum angekommen, wird er vom Straßenjungen Adit ausgeraubt. Auf der Verfolgungsjagd rettet er dessen Schwester Astri vor dem skrupellosen Zuhälter Johni, der Mitglied eines mächtigen Mädchenhändlerrings ist. In einer leer stehenden Lagerhalle kommt es zum blutigen Showdown bei dem es nur einen Sieger geben kann.


Spätestens seit Filmen wie "Ong-Bak" und "Ip Man" ist hochklassig in Szene gesetzter Kampfsport wieder voll angesagt, kann man sich doch als Zuschauer an den sehr ästhetisch umgesetzten Choreografien der Kämpfe erfreuen. Nun hat auch Indonesien einen absolut sehenswerten Genre-Beitrag abgeliefert, in dem ein äusserst symphatischer Hauptdarsteller für die Gerechtigkeit kämpft und sich furchtlos seinen zahlenmäßig haushoch überlegenen Gegnern zum Kampf stellt. Dabei wird man mit einer neuen Form der Martial Arts Kampfkunst konfrontiert, die sich Silat nennt und aus etlichen Einzelstilen zusammensetzt. Nun kann man sicherlich trefflich darüber streiten, welche Kampfkunst man persönlich bevorzugt und welche ästhetischer erscheint, allerdings bekommt man in vorliegendem Film Fights geboten, deren qualitative Umsetzung sich auf einem enorm hohen Level ansiedeln.

Zudem ist die Geschichte mit extrem viel Action angereichert, so das der doch eher dünne Inhalt noch zusätzlich in den Hintergrund gerät und nicht mehr als eine notwendige Rahmenhandlung für das Geschehen darstellt. Für Freunde spektakulärer Fights wird hier nämlich ein regelrechtes Feuerwerk abgebrannt, das an Kurzweil kaum zu überbieten ist. Streckenweise stellt man sich sogar die Frage, ob es Regisseur Gareth Evans nicht sogar etwas zu gut gemeint hat, denn durch die etlichen Kämpfe, die von einer ungeheuren Intensität geprägt sind erscheinen einige Passagen des Filmes nicht unbedingt sehr glaubwürdig. Denn wenn man sieht, wie viele Gegner Titelheld Yuda aus dem Weg räumen muss muss die Frage erlaubt sein, wie viele Schmerzen ein Mensch aushalten kann und wie es mit der Kondition bestellt sein muss, scheint diese doch anscheinend in einem unglaublich hohen Maß vorhanden zu sein, da Yuda einfach nicht aufgehalten werden kann, egal wie viele Gegner sich ihm in den Weg stellen.

So sind gewisse Abläufe der Geschichte durchaus in Frage zu stellen und wirken daher auch nicht sonderlich glaubwürdig, allerdingst stört das gar nicht weiter, da man wirklich von der Faszination der gezeigten Kampfkunst gefangengenommen wird, die den ganzen Film über vorhanden ist und einen wie magisch in ihren Bann zieht. So sollte man bei diesem Werk im Bezug auf inhaltliche Tiefe keine sonderlich großen Maßstäbe ansetzen, denn die kann "Merantau" nicht erfüllen. Ist der Focus der Story doch ganz eindeutig auf die Kampfkunst ausgelegt und diese bekommt man auch reichlich geboten. Da sieht man auch gern einmal über einige äusserst übertriebene Passagen hinweg, wie beispielsweise die Fahrstuhleinstellung, in der ein Mann förmlich von Pistolenkugeln durchsiebt wird, aber dennoch die Kraft besitzt, sich auf seine Gegner zu stürzen. Frafwürdig erscheint dabei auch die Patronenanzahl, die aus den magazinen abgefeuert werden, denn wenn man einmal ungefähr mitzählt kommt man doch leicht ins Grübeln und fragt sich zwangsläufig, wie viele Patronen in einem magazin Platz haben. Wie dem aber auch sei, sind das meiner Meinung nach Punkte, die das gewonnene Gesamtbild nur geringfügig beeinträchtigen, steht hier doch ganz eindeutig die kampfkunst und der Unterhaltungswert im Vordergrund.

So merkt man überhaupt nicht wie schnell hier doch die Zeit vergeht, denn die knapp 107 Minuten Laufzeit vergehen wie im Flug, so das man doch ziemlich überrascht ist, wenn der Abspann einsetzt. Das ist wohl das größte Kompliment für einen Actionfilm, denn es gibt wirklich keinerlei langatmige Passagen, denn immer wenn man der Meinung ist endlich einmal Luft holen zu können, bieten sich dem Zuschauer schon wieder die nächsten Kämpfe. Zum Ende hin trägt "Merantau" dann sogar äusserst tragische Züge, die letztendlich aber irgendwie passend erscheinen, so das man letztendlich nur zu einem sehr positiven Gesamteindruck gelangen kann. Ganz bestimmt handelt es sich hier um kein cineastisches Meisterwerk, dafür ist der Film auch gar nicht ausgelegt. Dafür bekommt man allerdings einen erstklassigen Martial Arts Beitrag serviert, der mit einer neuen Kampfkunst aufwartet und extrem kurzweilig zu unterhalten weiss und insbesondere die Freunde der asiatischen Kampfkunst begeistern dürfte.


Fazit:


Inhaltlich nicht unbedingt mit sehr viel Substanz ausgestattet, erzählt "Merantau" eine dennoch immer spannende Geschichte, die äusserst actionlastig und vor allem kurzweilig daherkommt. Dabei wird man mit einem kampfstil konfrontiert, den man meines Wissens bisher noch nicht gesehen hat. Das macht das Geschehen noch zusätzlich interessanter, hinzu kommt ein sehr symphatischer Titelheld, der in erstklassigen Kampf-Choreografien an die absoluten Grenzen seiner Belastbarkeit geht. Action-und Martial Arts Fans dürften hier ihre helle Freude haben und von diesem Film absolut begeistert sein.


Die DVD:

Vertrieb: Sunfilm
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Indonesisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1:1,78 (16:9)
Laufzeit: 107 Minuten
Extras: Deleted Scenes, Making Of, Trailer
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