Deliria-Italiano

Die-Dinge-sind-nicht-wie-sie-scheinen-Double-Feature:

Source Code (F/USA 2011; Regie: Duncan Jones) 6/10 Punkten

Ja, spannend und interessant, aber: Die Erklärung bzw. der (pseudo)wissenschaftliche Hintergrund ist abstrus.

Die Truman Show (USA 1998; Regie: Peter Weir) 8/10 Punkten

Jim Carrey - mal nervt er als penetranter Grimassenschneider, aber immer wieder mal darf er in einem wirklich gelungenen Werk mitspielen... So auch hier.

DER GOLEM – WIE ER IN DIE WELT KAM (Deutschland 1920, Regie: Paul Wegener, Carl Boese)

Früher Grusel- und Horrorklassiker: Der Kaiser ordnet die Räumung des Prager Judenghettos an. Der Rabbi Löw deutet in den Sternen das drohende Unheil für sein Volk und beginnt als Schutzpatron einen Golem aus Lehm zu formen und diesem Mittels schwarzer Magie und der Anrufung des Astaroth Leben einzuhauchen. Jedoch kann er mit dem Ungetüm nichts anfangen, lässt ihn darum Holz hacken und einkaufen gehen. Schließlich erhalten beide jedoch die Möglichkeit, dem Kaiser das Leben zu retten, was der Judengemeinde den Freibrief einbringt. Die Dienste des Golem werden nun nicht mehr benötigt, doch so einfach lässt sich schwarze Magie nicht beenden! Der Assistent des Rabbis schickt die Kreatur zu einem Mord gegen einen Konkurrenten um die Gunst einer Frau, was den Golem derart tiefgreifend verwirrt, dass er Amok läuft…

Die Kreatur aus totem Material ist in europäischen Narrationen eine vielfältige Konstante. Frankenstein (zu dieser Zeit vornehmlich noch als Roman bekannt, obwohl die erste Verfilmung auf 1910 datierbar ist), der Maschinenmensch in METROPOLIS (1927) und eben DER GOLEM sind hier die wohl prominentesten Vertreter. Die Lehmkreatur selbst ist dabei ebenso faszinierend wie – im Kontext des Films – auch antisemitisch deutbar, erfüllen die Juden doch alles, was ihnen im Dekret des Kaisers so klischeehaft angeheftet wird. Gerade die Nutzung schwarzer Magie zum Schutz des eigenen Volkes tritt hierbei als Scharnier des Films in den Vordergrund. Dennoch ist DER GOLEM nicht nur seiner Zeit der erfolgreichste deutsche Film gewesen, sondern auch heute noch für jeden Grusel- und Horrorfreund ein must see! Die Sets sind so umwerfend detailreich und von windschief-expressiver Ausdruckskraft, dass man sich im Rahmen der knapp 90 Minuten Laufzeit nur schwerlich daran sattsehen kann. Und auch inhaltlich bietet der Stoff all die Ingredienzien, die dem Horrorkenner lieb sein sollten. Die irrational erweckte Kreatur, der Faszination und Grauen gleichermaßen innewohnen, die, von schwarzer Magie beseelt, sich nicht binden und unterjochen lässt und schließlich furchtbare Taten verübt. Großartig! Ein Meisterwerk! 10/10

Back From Hell / Per Sempre (I 1987; Regie: Lamverto Bava) 5/10 Punkten

Typisch Lamberto Bava: Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht gut; zu routiniert und etwas einfallslos.
Aber es gibt Schlimmeres...

Soylent Green / Jahr 2022... die überleben wollen (USA 1973; Regie: Richard Fleischer) 9/10 Punkten

BluRay-Premiere; den Film selbst hab ich natürlich schon gesehen (mindestens 5 Mal).
Absoluter Klassiker - und vor allem ein SF-Film auch für Leute, die mit diesem Genre ansonsten nix anfangen können.

Ruhiger aber spannender Horrorfilm im Fahrwasser von The Babadook.

Doku: BITTER CANE (CANNE AMÈRE, Haiti 1983, Regie: Jacques Arcelin für Haiti Films)

Die haitianische Dokumentation CANNE AMÈRE beleuchtet die Formen und Auswirkungen der wirtschaftlichen und auch politischen Ausbeutung Haitis. Diese zieht sich als roter Faden durch die gesamte Geschichte des Karibikstaates, von der Entdeckung und Kolonialisierung durch Spanien seit Christoph Kolumbus (1492) über den Aufstieg zur rentabelsten Kolonie unter französischer Herrschaft seit 1697 bis hin zur bis heute folgenschweren Besatzung durch die USA zwischen 1915 und 1934. Dabei werden ebenso die Ursachen und Folgewirkungen der Bewirtschaftung mit Zuckerrohr und Kaffee bis hin zur Auslagerung von Textilproduktionen Amerikas auf die Insel ergründet, wie auch der Einfluss der stetig wechselnden Regime beleuchtet. Begleitet werden diese Darstellungen durch Bilder von Armut und Elend, die eine Transformation der Hauptstadt Port-au-Prince zum Slum zur Folge haben, was zunehmend Fluchtbewegungen der armen Bevölkerung nach Amerika begünstigt und so letztlich beide Gesellschaften beeinflusst.

CANNE AMÈRE bietet einen ebenso beeindruckenden wie erschütternden Einblick in eine Gesellschaft, die Zeit ihrer Existenz durch Unterdrückung und Ausbeutung geprägt ist. Die Schönheit karibischer Tropen bleibt dabei gänzlich auf der Strecke. Letztlich ist die Dokumentation ein Dokument eines Staates, der durch die Einwirkungen von außen einstmals wuchs, letztlich aber auch an ihnen zerbrochen ist. An Tragik kaum zu überbieten!

TANZ DER TOTEN SEELEN (CARNIVAL OF SOULS, USA 1962, Regie: Herk Harvey)

Netter kleiner Grusler, der mich mit seiner behäbigen Erzählweise jedoch nicht sonderlich vom Hocker reißen konnte. Ein Klassiker – sicherlich – , der mit sehr wenigen Mitteln (und einem fantastischen Set!) sehr viel macht. Hält bei der Stange, ist nicht langweilig, aber unterm Strich dann doch etwas ereignisarm. 5-6/10

Der Mann mit der Torpedohaut (FRA/ITA/GER 1969) R: Jean Delannoy
D: Stephane Audran, Michel Constantin, Lilli Palmer, Angelo Infanti, Klaus Kinski, ...
M: Francois de Roubaix
-> Französischer Eurospy-Thriller mit doper Optik und feistem Francois de Roubaix-Score. Starker Auftritt zudem von Lilli Palmer und im letzten Drittel Klaus Kinski als Torpedo..
4/5

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INTO THE WHITE

Norwegen, 2. Weltkrieg. 3 dt. und 2 engl. Piloten suchen nach dem Abschuss ihrer Flugzeuge gleichzeitig in einer Berghütte Unterschlupf.

Im Ansatz interessantes Kammerspiel, leider bleiben die Charaktere zu oberflächlich, da hätte man mehr daraus machen können.

6/10

LEBANON (Israel, Deutschland, Frankreich 2009, Regie: Samuel Maoz)

Nun endlich auch gesichtet! Der gesamte Film ist extrem beeindruckend umgesetzt und spielt vollständig und ausnahmslos in (!) einem Panzer im Kampfeinsatz. Die Außenwelt wird nur durch Visiere wahrgenommen, das Gefühl für Raum (außerhalb) und Zeit geht relativ schnell vollständig verloren. Keine Übersicht, nur wenige Informationen, ständig unter Feuer – und die Menschen im Inneren haben dann auch noch eigene Probleme. Sehr bedrückend und fühlt sich sehr echt an (obwohl bisweilen der Eindruck entsteht, dass in dem Ding richtig viel Platz ist, was aber nicht der Fall ist). Toller, mal ganz anderer Film! 7-8/10

Mad Detective - Merkwürdiger Thriller von Johnnie To und Ka-Fai Wai, in dem ein erschreckend abgemagerter und damit perfekt in die Rolle passender Lau Ching Wan einen Ex-cop spielt, den seine Gabe, die Dämonen der Menschen sehen zu können in den Wahnsinn getrieben hat, und der nun von einem jungen Polizisten reaktivert wird. Da der Film wie ein realistischer Cop-Thriller in Szene gesetzt wurde und auch die Dämonen-Szenen völlig ohne "spooky"-Effekte daherkommen, wirkt das Ganze einerseits sehr seltsam, anderseits aber auch sehr interssant und anders. Hat mir gefallen, aber ich weiß noch nicht, wie ich den Film einordnen soll. Was mir auf jeden Fall gefallen hat, war die unendliche Traurigkeit, die den ganzen Film durchzieht. Da ist das für Johnnie To fast schon programmatische, nihilistische Ende dann auch nur konsequent.