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Shortbus - John Cameron Mitchell (2006)

Verfasst: Mo 2. Mai 2016, 07:34
von jogiwan
Shortbus

Bild

Originaltitel: Shortbus

Herstellungsland: USA / 2006

Regie: John Cameron Mitchell

Darsteller: Sook-Yin Lee, Paul Dawson, Lindsay Beamish, PJ DeBoy

Story:

Beziehungsberaterin Sofia hatte noch nie einen Orgasmus; die beiden Homosexuellen Jamie und Jamie wollen Pep in ihre langjährige Beziehung bringen und bitten sie um fachmännische Absolution für die freie Liebe. Sie probieren es mit Cethy, einem ehemaligen Model und Hobbysänger, - und werden dabei per Fernrohr von dem Voyeur Caleb beobachtet. Während sich die Jungs einander hingeben, hilft eine vereinsamte Domina der verzweifelten Sofia bei der Suche nach dem ersten Höhepunkt. (quelle: Videomarkt)

Re: Shortbus - John Cameron Mitchell (2006)

Verfasst: Mo 2. Mai 2016, 07:37
von jogiwan
Halbwegs anspruchsvolle Filme mit authentischen Sex-Szenen gibt es ja mittlerweile gar nicht so wenig und das europäische Arthouse-Publikum gibt sich in diesem Punkt ja ohnehin offen und frei von falschen Vorurteilen. Das es aber einen amerikanischer Streifen benötigt um Sex unbefangen, leidenschaftlich und positiv einzufangen, hätte ich persönlich ja nicht gedacht, aber im Gegensatz zu Ulrich Seidl & Konsorten ist John Cameron Mitchell ein sehr optimistischer Film mit traurigen und lustigen Momenten gelungen, der doch sehr explizit daherkommt und sich dennoch nicht nur auf seine sexuellen Momente verlässt. Schon der Auftakt lässt nichts offen und ehe man sich versieht, sieht man die vorerst noch unbekannten Figuren in sehr eindeutigen Momenten und sich die Personen dennoch als interessant, lebendig, menschlich und durchaus problembehaftet offenbaren. In einem Club namens „Shortbus“ für sexuelle Offenheit und gesellschaftliche Außenseiter treffen sie alles aufeinander und haben eine gute Zeit und bekämpfen so ihre ganz persönlichen Dämonen. Zwar löst Sex sicher nicht alle Probleme der Welt, aber ein bisschen knattern hat ja noch nie geschadet und miteinander zu schlafen heißt ja auch sich näher zu kommen und das hat gerade in Zeiten, in der die Gesellschaft immer mehr auseinander zu driften scheint, ja auch noch nie geschadet.

Re: Shortbus - John Cameron Mitchell (2006)

Verfasst: So 25. Apr 2021, 07:42
von jogiwan
jogiwan hat geschrieben: Mo 2. Mai 2016, 07:37 Halbwegs anspruchsvolle Filme mit authentischen Sex-Szenen gibt es ja mittlerweile gar nicht so wenig und das europäische Arthouse-Publikum gibt sich in diesem Punkt ja ohnehin offen und frei von falschen Vorurteilen. Das es aber einen amerikanischer Streifen benötigt um Sex unbefangen, leidenschaftlich und positiv einzufangen, hätte ich persönlich ja nicht gedacht, aber im Gegensatz zu Ulrich Seidl & Konsorten ist John Cameron Mitchell ein sehr optimistischer Film mit traurigen und lustigen Momenten gelungen, der doch sehr explizit daherkommt und sich dennoch nicht nur auf seine sexuellen Momente verlässt. Schon der Auftakt lässt nichts offen und ehe man sich versieht, sieht man die vorerst noch unbekannten Figuren in sehr eindeutigen Momenten und sich die Personen dennoch als interessant, lebendig, menschlich und durchaus problembehaftet offenbaren. In einem Club namens „Shortbus“ für sexuelle Offenheit und gesellschaftliche Außenseiter treffen sie alles aufeinander und haben eine gute Zeit und bekämpfen so ihre ganz persönlichen Dämonen. Zwar löst Sex sicher nicht alle Probleme der Welt, aber ein bisschen knattern hat ja noch nie geschadet und miteinander zu schlafen heißt ja auch sich näher zu kommen und das hat gerade in Zeiten, in der die Gesellschaft immer mehr auseinander zu driften scheint, ja auch noch nie geschadet.
Gestern wieder geguckt ist der Streifen immer noch super, auch wenn er vielleicht manchmal einen Ticken zu sehr in Richtung "First World Problems" und "Gutmenschen-Utopie" tendiert. Der Club ist hier ja quasi der Sehnsuchtsort für alle Menschen mit unerfüllten Sehnsüchten, die für einen kurzen Moment aus ihrem Leben, ihren Rollen und Beziehungen ausbrechen möchten. Trotzdem ein schöner, lustiger, trauriger und dennoch optimistischer Film, der mit seinen Themen erfrischend unverklemmt umgeht.

Re: Shortbus - John Cameron Mitchell (2006)

Verfasst: So 25. Apr 2021, 20:29
von Maulwurf
Den habe ich in einer Zeit gesehen, wo ich diesen Tabubruch, also Mainstream goes Porno, gerade entdeckt hatte. LUCIA UND DER SEX - Bis heute in meinen persönlichen Top Ten aller Zeiten! NINE SONGS - Eher öde ... Und SHORTBUS. Folgendes hatte ich damals geschrieben:

Ein Haufen junger Leute haben Probleme rund um den Sex: Die Beziehungstherapeutin Sofia (Sook-Yin Lee) hatte noch nie einen Orgasmus. Jamie und James (PJ DeBoy, Paul Dawson) lieben sich sehr innig, aber James hat böse Depressionen. Die Domina Severin (Lindsay Beamish) erwartet vom Leben einen Mann, einen Hund und ein Haus. Und alle treffen sich früher oder später im Club Shortbus, machen Orgien, und lösen damit so mehr oder weniger ihre Probleme.

Man kann dem Film auf jeden Fall mal zugute halten, dass er es als amerikanischer Film wagt, Geschlechtsteile und Sex in Großaufnahme zu zeigen. Warum dies aber in Form eines Dramas geschehen muss, das hat sich mir leider nicht erschlossen. Als Komödie hätte SHORTBUS ziemlich gut funktioniert, die Geschichten sind nicht uninteressant, die Schauspieler sind außerordentlich gut und geben wirklich alles, und wenn das mit etwas Witz inszeniert worden wäre, dann wären anderthalb vergnügliche Stunden sicher gewesen.

Aber leider ist das Thema ernst angegangen worden, was zum Beispiel dazu führt, dass sich Jamie und James nach dem missglückten Selbstmordversuch James’ zu irre trauriger Musik durch 2 Fenster und über eine Straße hinweg (Achtung Symbolgehalt!) ganz lange anstarren. Was nun aber leider, trotz der Gefühle die von den Schauspielern dabei tatsächlich transportiert werden können, einfach an den Begriff Langeweile grenzt. Die Monologe des früheren Bürgermeisters (Alan Mandell) sind auch so ein Beispiel für den möglicherweise verzweifelten Versuch europäische Arthaus-Filme nachzuahmen. Hauptsache kopflastig und schwermütig und melancholisch – in den USA schaut sich das wegen der Nacktszenen eh keiner an (ein intellektueller Film mit einem PG18-Rating? Das KANN nicht funktionieren), dann müssen wohl solche Momente her, damit sich wenigstens die Europäer das antun …

Leider wurde hier die Chance verpasst, einen frechen und lustigen und erotischen Film zu drehen der Spaß macht, und die Zuschauer hätte animieren können, der sie mit einem Kopf voller frivoler Gedanken nach Hause geschickt hätte. Dass es trotzdem noch 6 Punkte werden ist den wie erwähnt spitzenmäßig aufspielenden Schauspielern zu verdanken, und den durchaus gelungenen Szenen im Club, die nämlich genau solche frivolen Gedanken entstehen lassen.

Und jetzt hätte ich gerne ein französisches Remake, das durch Erotik und Witz glänzt, und den Tabubruch von Hardcore-Szene innerhalb eines Mainstreamfilms nicht mühsam zum Hauptthema macht, sondern ganz locker mal so nebenbei einbringt …

Re: Shortbus - John Cameron Mitchell (2006)

Verfasst: Di 30. Jan 2024, 06:49
von jogiwan
jogiwan hat geschrieben: So 25. Apr 2021, 07:42
jogiwan hat geschrieben: Mo 2. Mai 2016, 07:37 Halbwegs anspruchsvolle Filme mit authentischen Sex-Szenen gibt es ja mittlerweile gar nicht so wenig und das europäische Arthouse-Publikum gibt sich in diesem Punkt ja ohnehin offen und frei von falschen Vorurteilen. Das es aber einen amerikanischer Streifen benötigt um Sex unbefangen, leidenschaftlich und positiv einzufangen, hätte ich persönlich ja nicht gedacht, aber im Gegensatz zu Ulrich Seidl & Konsorten ist John Cameron Mitchell ein sehr optimistischer Film mit traurigen und lustigen Momenten gelungen, der doch sehr explizit daherkommt und sich dennoch nicht nur auf seine sexuellen Momente verlässt. Schon der Auftakt lässt nichts offen und ehe man sich versieht, sieht man die vorerst noch unbekannten Figuren in sehr eindeutigen Momenten und sich die Personen dennoch als interessant, lebendig, menschlich und durchaus problembehaftet offenbaren. In einem Club namens „Shortbus“ für sexuelle Offenheit und gesellschaftliche Außenseiter treffen sie alles aufeinander und haben eine gute Zeit und bekämpfen so ihre ganz persönlichen Dämonen. Zwar löst Sex sicher nicht alle Probleme der Welt, aber ein bisschen knattern hat ja noch nie geschadet und miteinander zu schlafen heißt ja auch sich näher zu kommen und das hat gerade in Zeiten, in der die Gesellschaft immer mehr auseinander zu driften scheint, ja auch noch nie geschadet.
Gestern wieder geguckt ist der Streifen immer noch super, auch wenn er vielleicht manchmal einen Ticken zu sehr in Richtung "First World Problems" und "Gutmenschen-Utopie" tendiert. Der Club ist hier ja quasi der Sehnsuchtsort für alle Menschen mit unerfüllten Sehnsüchten, die für einen kurzen Moment aus ihrem Leben, ihren Rollen und Beziehungen ausbrechen möchten. Trotzdem ein schöner, lustiger, trauriger und dennoch optimistischer Film, der mit seinen Themen erfrischend unverklemmt umgeht.
Ein optimistischer Film, der zeigt, dass es im Leben nicht immer einfach ist, aber man genau in der Zeit statt Trübsal auch etwas anderes blasen kann.

Re: Shortbus - John Cameron Mitchell (2006)

Verfasst: Di 30. Jan 2024, 08:28
von buxtebrawler
jogiwan hat geschrieben: Di 30. Jan 2024, 06:49 Ein optimistischer Film, der zeigt, dass es im Leben nicht immer einfach ist, aber man genau in der Zeit statt Trübsal auch etwas anderes blasen kann.
:D