Burn after reading - Joel und Ethan Coen (2008)
Verfasst: Mo 2. Mai 2016, 22:28
USA 2008
D: George Clooney, John Malkovich, Tilda Swinton, Frances McDormand, Brad Pitt
"Burn after reading - Nach dem Lesen vernichten!" So müsste eigentlich die Anweisung für die Lektüre der Memoiren des suspendierten CIA-Agenten Ozzie Cox lauten. Doch daran denken die Fitness-Trainerin Linda Litzke und ihr gutaussehender jedoch etwas dümmlicher Kollege Chad Feldheimer natürlich nicht im Traum, als sie zufällige eine CD mit dem offensichtlich brisanten Manuskript in einer der Umkleidekabine ihres Studios finden. Die beiden wittern das ganz große Geschäft mit den geheimen Staatsaffären. Ausgerechnet die Liebesaffären des Beamten Harry Pfarrer behindern ihren Erpressungsversuch. Schon bald ist den Amateur-Erpressern eine ganze Horde diverser Geheimdienste auf den Fersen. Zu allem Übel kommen dann auch noch die Russen ins Spiel... (Amazon)
Ja, die Coen-Brüder. Sie machen es einem ja nicht immer einfach. Neben Meisterwerken wie "Fargo" oder "Blood Simple" stehen Filme, die in Selbstverliebtheit (Hudsucker Proxy) oder Beliebigkeit (Hail Caesar) zerfließen, und zugegeben, nachdem "O Brother, where art thou" mich damals im Kino abgenervt hat, habe ich die Coens im neuen Jahrtausend ziemlich aus dem Auge verloren, was allerdings für Cronenberg, Abel Ferrara oder Takeshi Kitano ebenso galt/gilt.
"Burn after reading" ist freilich ein Quell der Freude, gesegnet mit einer Starbesetzung, die sich mit größtem Vergnügen allesamt zum Vollhorst machen. Ob nun Frances McDormand nun unbedingt auf Krankenversicherungskosten Schönheitsoperationen im Viererpack bezahlt haben will, Brad Pitt (einfach göttlich in diesem Film) unbedingt mit dem Fahrrad zum Erpressungsgespräch fahren will, John Malkovich in gnadenloser Selbstüberschätzung glaubt, irgend jemand würde sich für seinen "krassen Geheimdienstscheiß" aus unterer Etage interessieren oder George Clooney im Keller Eigenbau-Fickmaschinen herstellt, das ist Coen-Humor vom Feinsten. Und wenn am Ende David "Sledge Hammer" Rasche feststellt, dass niemand weiß, warum das alles passiert, dann wissen wir, dass alles gut ist und bleibt, denn die CIA hat alles im Griff, wenn sie auch keine Ahnung hat, was sie im Griff hat und warum sie es im Griff hat. Und wenn ihr das nächste Mal eine Frau mit Silikontitten seht, dann überlegt mal, wer die wohl bezahlt hat...
Und richtig wunderbar ist freilich, dass der Film bei Amazon doch glatt 43 (von 177) Ein-Stern-Rezensionen erhalten hat. Da wird die Freude glatt noch größer...