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Man's Best Friend - John Lafia (1993)

Verfasst: Fr 15. Jul 2016, 15:19
von buxtebrawler
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Originaltitel: Man's Best Friend

Herstellungsland: USA / 1993

Regie: John Lafia

Darsteller: Ally Sheedy, Lance Henriksen, Robert Costanzo, Fredric Lehne, John Cassini, J.D. Daniels, William Sanderson, Trula M. Marcus, Robin Frates, Rick Barker, Bradley Pierce, Robert Arentz u. A.
Ein genetisch veränderter Hund entkommt versehentlich aus dem Versuchslabor von Dr. Jarret (Lance Henriksen) und kommt bei Lori Tanner (Ally Sheedy) unter, einer engagierten Tierrechtlerin. Zunächst ist der Hund sehr folgsam und intelligent, doch bald entwickelt er sich zu einer monströsen Killermaschine. Kein Wunder, daß Jarret ihn zurückhaben will...
Quelle: www.ofdb.de

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Re: Man's Best Friend - John Lafia (1993)

Verfasst: Fr 15. Jul 2016, 15:21
von buxtebrawler
„Wir reden hier nicht von einem verlausten Bastard, sondern von einem Millionen Dollar teuren Forschungstier!“

Sonderlich viele Spielfilme hat US-Regisseur John Lafia nicht gedreht, der bekannteste (und gelungenste?) dürfte „Chucky 2 - Die Mörderpuppe ist zurück“ sein. Drei Jahre später, also 1993, versuchte er sich erneut an Horrorstoff und verfilmte sein eigenes Drehbuch für den Tierhorror-Beitrag „Man’s Best Friend“ alias „Der Tod kommt auf vier Pfoten“ um einen genmanipulierten Hund:

Reporterin Lori Tanner (Ally Sheedy, „Breakfast Club“) arbeitet an einer Enthüllungsstory über illegale Genversuche an Versuchstieren durch den „Emax“-Konzern. Im Labor Dr. Jarrets (Lance Henriksen, „Aliens – Die Rückkehr“) möchte sie zusammen mit einer Kollegin noch schnell ein paar Fotos schießen, doch ihr Einsteigen bleibt nicht unbemerkt, so dass sie fliehen muss – jedoch nicht, ohne Versuchshund Max zu befreien und kurzerhand mitzunehmen. Hätte sie gewusst, dass Max so etwas wie eine hochintelligente, genmanipulierte Mörderbestie ist, hätte sie es sich sicherlich zweimal überlegt. Nun ist Dr. Jarret hinter ihr her und versucht alles, um seinen Hund wiederzubekommen. Dabei benimmt sich Max zunächst vorbildlich und gibt einen prima Wachhund ab, doch je länger er durch Dr. Jarret unbehandelt bleibt, desto größer wird sein Aggressionspotential…

Historische Zeichnungen, die unterschiedliche Beziehungen zwischen Hund und Mensch illustrieren, führen in Lafias Film ein und werden unmittelbar vom Tod einer Tierversuchslaborantin kontrastiert, die von einem unbekannten Tier angefallen wird. Dies scheint sich im selben Labor zugetragen zu haben, in das zu Beginn der eigentlichen Handlung Lori Tanner eindringt und Max mitnimmt. Die wunderbare Synthie-/Piano-Titelmelodie untermauert das Gefühl, hier zu einem sehenswerten Film gegriffen zu haben und die folgenden Szenen bestärken diesen Eindruck: Loris Freund ist gegen Max und es entwickelt sich eine von Eifersucht geprägte Beziehung zwischen beiden, die auch die starke Bindung zwischen einem Hund und seinem Frauchen verdeutlicht. Als Lori und ihr Freund Sex miteinander haben wollen, beobachtet Max sie durchs Schlüsselloch und reagiert eifersüchtig, die Kamera zoomt auf seine Pupille. Spätestens jetzt wird dem Zuschauer klar, dass Max nicht wie andere Hunde ist. So weiß im Anschluss auch Dr. Jarret der Polizei zu berichten, Max stehe noch unter Narkotika-Einfluss – und werde durchdrehen, wenn dieser nachlässt.

Der gute Max zerbeißt noch unbemerkt vom neuen Frauchen einem Zeitungsjungen das Fahrrad und würgt in einer kruden Spezialeffektszene eine Katze herunter. Das klingt bis jetzt alles nach schönem Tierhorror-Vergnügen, versehen mit einer kritischen Aussage in Bezug auf den Umgang des Menschen mit der Kreatur. Der Anfang vom Ende hinsichtlich jeglicher Filmqualitäten sind jedoch die nun eingeflochtenen, den Tonfall des Films empfindlich störenden komödiantischen Anwandlungen, wenn Max z.B. einer Collie-Dame nachstellt, in die er sich verliebt hat und der Soundtrack fröhliche Orchestermusik sowie ein Liebeslied erklingen lässt, dass man glaubt, man habe versehentlich in einen Disney-Familienfilm hineingezappt. Sein „Herrchen“ versucht Max unter die Erde zu bringen, indem er die Bremsschläuche dessen Autos zerbeißt und tötet in strenger Klischeeerfüllung den Postboten; doch schnell wird’s wieder unsagbar albern, wenn sich sein Urin als hochätzende Säure erweist. Loris Freund will ihn vergiften, aber Max riecht den Braten. Ein Papagei reißt einen dummen Spruch und wird dafür gefressen und als Lori ihn abgeben will und dabei unwissentlich an einen Tierquäler gerät, macht die Töle mit diesem kurzen Prozess. Immer wieder taucht Max bei Lori auf, die inzwischen einen neuen, kleinen Hund von ihrem Freund geschenkt bekommen hat. Max geht auf Loris Freund los und pinkelt ihm ins Gesicht…

Als endlich die Polizei auftaucht, überspringt er kurzerhand zwei Polizeiwagen, tarnt sich vor den Hundefänger mithilfe mieser Computer-Effekte wie ein Chamäleon (!), indem er die Farben der Umgebung annimmt und dreht noch mal so richtig feil, was in einigen zugegebenermaßen gar nicht schlechten Stunts resultiert. Im Anschluss an dieses „große Finale“ holt Lafia zur vollen Kitschoffensive aus und lässt Lori allen Ernstes um Max trauern. Epilog, drei Monate später: Die Collie-Hündin hat Nachwuchs geworfen…

Nein, nein und nochmals nein! Diese Mischung aus Tierhorror-Elementen, Kitsch und Komödie um einen hochgezüchteten, hochintelligenten Köter will so gar nicht schmecken, da hier schlicht nichts zusammenpasst. Lafia rührt die einzelnen Elemente zu einer klebrigen Masse zusammen, die ähnlich ärgerlich wie Hundekot an der Schuhsohle ist. Es ist mir absolut unverständlich, wie man als sein eigenes Drehbuch umsetzender Regisseur derart das Gefühl für eine stimmige Entwicklung vermissen lassen kann. Es wirkt, als habe er lediglich ein Konzept für den wie erwähnt recht starken Auftakt gehabt und sich dann treiben lassen, spontane Einfälle uninspiriert aneinandergereiht, ohne darauf Acht zu geben, wie sich diese in das Gesamtergebnis einfügen. So irritieren nach einer Weile alle drei o.g. Stilelemente für sich, ohne ihre eigentliche Wirkung zu entfachen. Zudem leidet die innere Logik um den verdammt (un)menschliche Verhaltensweisen an den Tag legenden und dabei ein Best-of zahlreicher Tiere aufbietender Laborhund so arg darunter, dass „Man’s Best Friend“ letztendlich wie dahingeschludert wirkt. Dagegen können dann auch Sheedy, Henriksen & Co. nicht mehr anschauspielern. Auch die anfänglich vermutete Tierrechts-Aussage erscheint am Ende nur noch oberflächlich aufgesetzt und alibimäßig, denn im Endeffekt ist es die Uneinsichtigkeit der Tierschützerin Lori, die all das Leid verursacht. Every dog has its day, aber mit „Man’s Best Friend“ geht man vor Hunde. Vier knappe Punkte.