Stehaufmädchen - Willy Bogner (1970)
Moderator: jogiwan
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Stehaufmädchen - Willy Bogner (1970)
D 1970
D: Iris Berben, Jochen Richter, Mogens von Gadow, János Gönczöl
Erik, ein Student, verliebt sich in Eva, die Sekretärin (Iris Berben) eines reichen Unternehmers. Er brennt mit ihr und einem Koffer voller Geld durch. Das findet Evas Arbeitgeber allerdings gar nicht witzig...
Zwei Männer, eine Frau, ein geklauter Geldkoffer - die Komödie Stehaufmädchen ist Bogners einziger Film, der nichts mit Sport und Ski-Action zu tun hat. Dafür gibt es aber jede Menge abgedrehter Verfolgungsjagden durchs München der 70er Jahre. Ein echtes "Must see"!
(Backcover)
Die DVD fiel mir gestern auf der Filmbörse für schlappe 2 € in die Hände. Die damals 19jährige Iris Berben in einem Film von Willy Bogner? DER Willy Bogner?? DER mit der Skimode und den Skifilmen??? Ja, genau DER Willy Bogner. Und tatsächlich gibt es hier tatsächlich keine einzige Schneeflocke und keinen einzigen Ski-Stock zu sehen. Aber vielleicht gab es ja Schnee hinter den Kulissen...
Gedreht wurde vorgeblich in München, tatssächlich aber irgendwo in Groteskistan. Bogner war für Buch, Kamera und Regie verantwortlich und wurde offenbar von United Artists Deutschland angesprochen, nach dem Riesenerfolg von "Zur Sache, Schätzchen" wollte UA auch ein Stück vom Kuchen abhaben. Willy sprach "Ich mach euch das" und legte los.
Die oben stehende Inhaltsangabe ist nicht falsch und doch unpassend. Denn eigentlich reiht Bogner groteske Situationen aneinander. Während z.B. der als "Sugar Daddy" grcreditete Unternehmen seine Sekretärin Eva in einem Luxushotel belästigt, versucht Erik in seinem Gammler-Outfit vergeblich, die Herberge zu betreten, weil ihn eine Armada von gleich 5 Portiers daran hindert. Nicht überall wurde die APO gerne gesehen. Darauf versucht Erik, in verschiedenen Verkleidungen (z.B. als Blinder mit Hund, als Privatschnüffler, als Mechaniker, als FBI-Agent) in das Hotel und zu Erika zu gelangen. Das gelingt ihm aber erst im achten Versuch, als Feuerwehrmann und mit Drehleiter.
Dann gibt es ein Insert "Die folgende Sequenz ist Herrn Claude Lelouch gewidmet", worauf eine wortlose Szene Nouvelle-vague-Style in einem Park mit Eva und Erik folgt.
Während Erik in einer Apotheke sich nicht traut, in einer Apotheke Antibabypillen zu kaufen, weil gerade ein katholischer Pfarrer anwesend ist, und sich deshalb einfach mal das Tablettensortiment zeigen lässt, bestellt eben der Pfaffe die Verhütungspillen ("die selbe Marke wie immer"), um dann frontal in die Kamera zu sagen, dass er die natürlich nur für Studienzwecke kaufe.
Und als das junge Glück Eva und Erik auf einer Gartenparty landet, steht dort außen den beiden nackt herum. War Willy Bogner der verkappte deutsche Bunuel?
Das Geld aus Sugar Daddys Koffer wird von Erik großzügig investiert: 10.000 Mark für einen Transporter, der dann gleich in der Münchner Innenstadt im Stau stehengelassen wird, 10.000 Mark für einen Spazierstock, der sofort weggeworfen wird, 10.000 Mark für das coole Hemd eines anderen Gammlers. Wenn hier nicht auch die Inspiration für die Band "Supershirt" lag... ("Was kostet Freibier? 8.000 Mark!")
Doch ach: Letztlich lässt sich auch Erik vom Geld korrumpieren und Eva verabschiedet sich von beiden Männern mit drastischen Worten und dem Ratschlag, dass Sugar Daddy und Erik doch eine gemeinsame Firma namens "Scheiße & Co" gründen könnten.
Wann passiert einem das schon mal? Man erwartet überhaupt nichts und landet im Irrsinn. An der DVD-Produktion war u.a. Niki Wurster of Camera-Obscura-Fame beteiligt, die war wohl nicht für den Grabbeltisch gedacht. Einen Audiokommentar von Iris Berben und Willy Bogner zu diesem "Spielchenfilm" gibt's auch, den ich mir noch nicht angehört habe. Ich stelle mir den aber 35 Jahre nach Entstehung des Films sehr interessant vor.
Und nun noch ein paar geklaute Bilder aus dem Netz:
Bewegtes Bild
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Sonst noch:
https://www.welt.de/print/wams/muenchen ... erben.html
My conscience is clear
(Fred Olen Ray)
(Fred Olen Ray)