Der Chef wünscht keine Zeugen - Hans Albin & Peter Berneis
Verfasst: So 13. Nov 2016, 19:46
D 1964
D: Uwe Friedrichsen, Maria Perschy, Gustavo Rojo
Flug Nr. 112 mit dem US-amerikanischen Senator Farnsworth an Bord stürzt im mexikanischen Dschungel ab. Nach der Bruchlandung erhält der Pilot von einem ominösen Vorgesetzten folgende Anweisung: „Keine Überlebenden!“ Alle am Leben verbliebenen Fluggäste werden daraufhin ermordet, und auch der Diplomat bleibt letztlich nur indirekt verschont. Er soll, wie viele andere Entscheidungsträger auf der Erde, fortan lediglich als Marionette dienen, dessen Körper anderweitig genutzt wird. Dies ist der Ausgangspunkt der Geschichte.
So kommen in der Folgezeit neben dem Senator und US-Botschafter unter anderem auch ein deutscher Wissenschaftler und ein sowjetischer General bei weiteren mysteriösen Unfällen — einer stürzt beispielsweise von einer Brücke, ein anderer fällt von einem Passagierdampfer — ums Leben. Und doch: sie leben weiter! Der junge Reporter Howard Moore versucht, diesem seltsamen Phänomen auf den Grund zu gehen. Bald macht er eine grausige Entdeckung: Die ermordeten und wieder zum „Leben“ erweckten, nunmehr wie ferngesteuert wirkenden Menschen, sind nur noch leere Hüllen, deren Körper von Außerirdischen vom Planeten Orion „übernommen“ wurden. Als Drahtzieher hinter den Vorgängen stellt sich ein weißhaariger Mann heraus, der nur „der Chef“ genannt wird. Und der wünscht titelgemäß keine Zeugen bei seinem Versuch, die Macht über die Erde zu gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen alle wichtigen Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Militär durch seine Aliens ersetzt werden. Die Drecksarbeit für den Chef macht ein gewisser Armand. New York (die UNO), Paris und Rio werden zu den Handlungsorten der „Körperokkupanten“.
Moore, der einige dieser mutmaßlich ausgetauschten, zentralen Persönlichkeiten dieser Welt interviewen möchte, schwebt ab sofort in größter Gefahr, denn er findet Folgendes heraus: Bevor die Herrschaft der Erdenbewohner über ihren eigenen Planeten beendet wird, plant der Chef, dass die fremdkontrollierten Menschenkörper in den zentralen Positionen ihrer jeweiligen Staaten einen alles vernichtenden Atomkrieg zwischen Ost und West anzetteln sollen. (Wikipedia)
Diese deutsche Rarität gab es heute beim Bizarre Cinema zu sehen, allerdings mit etwas abgewandelter Handlung... Gedreht wurde diese deutsche Produktion nämlich auf Englisch, so dass eine deutsche Synchronfassung angefertigt werden musste. Für diese stand dann Uwe Friedrichsen nicht zur Verfügung (er spielte zu der Zeit am Hamburger Schauspielhaus und wurde von Intendant Gustaf Gründgens nicht freigestellt), weshalb er nun von Erik Schumann gesprochen wird. Vor allem wurde aber jeder Hinweis auf Außerirdische getilgt, stattdessen wurde nun argumentiert, dass die wichtigen Entscheidungsträger ihre Seele verkauft hätten.
So hat man es gewiss mit einer Kuriosität bundesdeutschen Filmschaffens zu tun, das freilich kein lost masterpiece ist. Dafür verläuft er dann doch zu sehr in konventionellen Bahnen mit etwas Anklang an das entstehende Agenten-Genre (Howard Moore ist natürlich kein Agent, sondern Journalist, der allerdings zur Aufdeckung der mysteriösen Vorfälle um den halben Erdball jettet, so will uns das Wochenschau-Archivmaterial zumindest weismachen), und Uwe Friedrichsen mal in einem Kinofilm zu sehen ist gewiss eine interessante Erfahrung, doch nimmt man ihm seine Rolle nicht so richtig ab. So bleibt der Film im Durchschnittssumpf stecken, kann aber im Finale noch mit einer Dsytopieandeutung überraschen.