Seite 1 von 1

Teufelskreis Alpha - Brian De Palma

Verfasst: Fr 9. Jul 2010, 13:58
von Blap
Teufelskreis Alpha (USA 1978, Originaltitel: The Fury)

Peter Sandza (Kirk Douglas) hat einen Sohn mit ganz besonderen Fähigkeiten. Robin (Andrew Stevens) verfügt über PSI-Kräfte, die einem US-Geheimdienst sehr interessant erscheinen. So inszeniert der durchtriebene Ben Childress (John Cassavetes) einen Überfall auf einen friedlichen Strand im nahen Osten, an dem Vater und Sohn gerade verweilen. Der Plan geht aber nicht vollständig auf, zwar kann man Robin davon überzeugen, dass sein Vater zu Tode gekommen ist, doch Peter Sandza -selbst ein perfekt ausgebildeter Agent- überlebt das Attentat. Inzwischen ist ein Jahr vergangen, der zornige und zunehmend verzweifelte Vater sucht in den USA nach seinem Sohn. Ständig geht Gefahr von Childress und dessen Mitarbeitern aus, die gnadenlos Jagd auf Sandza Sr. machen. Zu dieser Zeit begibt sich die junge Gillian (Amy Irving) freiwillig in ein Institut, welches unter der Leitung von Dr. McKeever (Charles Durning) die PSI-Fähigkeiten seiner Schützlinge erforscht. Schnell steht fest, dass die junge Frau über ähnlich stark ausgeprägte Fähigkeiten wie Robin verfügt. Als Gillian während einer Vision erkennt, dass sich besagter Robin einst auch in der Forschungseinrichtung aufgehalten haben muss, erkennt McKeever die Gefahr für sich und die junge Frau. Gegenüber Childress gibt der Mediziner vor, dass Gillian nicht für eine weitere Verwendung tauglich sei. Die Rechnung leidet und einem dem Mediziner nicht bekannten Faktor, denn der Geheimdienstler lässt den Schuppen selbstverständlich überwachen. Für Peter Sandza könnte das Mädchen die letzte Hoffung sein, den verschleppten Sohn doch noch aufzuspüren. Peters Freundin Hester (Carrie Snodgress) arbeitet im Institut, sie soll Gillian dort rausholen und an Peter überstellen. Ein lebensgefährliches Spiel nimmt seinen Lauf. Wird Sandza seinen begabten Sohn finden? Was ist tatsächlich mit Robin geschehen...???

Regisseur Brian De Palma faszinierte 1976 mit dem Horrorbeitrag "Carrie". 1980 setzte er mit dem packenden Thriller "Dressed to kill" ein weiteres Ausrufezeichen. Seine Vorliebe für Hitchcock kann und will De Palma nicht verleugnen. Warum auch, es gibt sicher weitaus schwächere Vorbilder an denen man sich orientieren kann. Bei "The Fury" vermengt De Palma sehr gekonnt Thriller und Horror, rundet das Gesamtbild durch einen harschen Seitenhieb auf die Allmacht der Geheimdienste ab. Die Angst vor totaler Überwachung und Gängelung, wird in zahlreichen Filmen aus den siebziger Jahren aufgegriffen. Seinen es dystopische Klassiker wie "Rollerball" (1975), oder eben Polit-Thriller wie "Die 3 Tage des Condor" (1975). Die Umtriebe der Regierungsgewalten sind in "The Fury" aber nicht das alleinige, im Zentrum der Handlung stehende Thema. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Besetzung. Kirk Douglas -damals immerhin bereits Anfang Sechzig- zeigt sich in guter Verfassung. Vordergründig spielt er einen harten, rauhbeinigen Charakter, doch schon zu Beginn zeigen sich feine Details in seinem Spiel. Man hat Kirk Douglas in anderen Filmen oft weitaus eindimensionaler gesehen. Sein Sohn wird von Andrew Stevens gespielt. Ich bin kein besonders grosser Fan dieser Gesichtsruine, doch seine Leistung ist durchaus ordentlich. Besonders im Finale kommt er zum Zuge, sein unsympathische Ausstrahlung ist in diesem Zusammenhang äusserst hilfreich. Amy Irving spielte bereits in "Carrie" eine wichtige Rolle. Sie überzeugt in "The Fury" als tragische, innerlich zerrissene, junge Frau, die sich auf der Suche nach Halt in einem Taumel des Grauens zu verlieren droht. Carrie Snodgress gibt das weibliche, loyale Helferlein des Helden, die Dame liefert ebenfalls eine solide Leistung ab. Sehr gut hat mir John Cassavetes gefallen, der als kalter Geheimdiensttäter alle Register der Boshaftigkeit zieht. Sämtliche Nebendarsteller leisten gute Arbeit, besonders auf den vielbeschäftigten Charles Durning kann man sich wie immer verlassen.

Wie man es von De Palma kennt, lässt er seinen Film in einem gemäßigten Tempo auf den Zuschauer einwirken. Teils wirken die Figuren fast ein wenig oberflächlich, die Handlung arm an Überraschungen. Doch die grosse Kunst des Films ist, dass von Beginn an eine unterschwellige, stehts spürbare Bedrohung um sich greift. Unter der Oberfläche brodelt und brodelt es, wie eine gigantische Klaue des Schreckens greift der Film nach dem Zuschauer. Vereinzelt setzt De Palma kleine Nadelstiche, um schliesslich ein furioses Finale auf uns loszulassen, bei dem die Kinnlade mehrfach runterklappt. Es gibt nur eine Sache, die ich so grausig und gruselig wie Puppen finde: Schwebende Menschen! Menschen, die wie aus dem Nichts über dem Boden in der Luft stehen! Aaaarrrggh... Wer erinnert sich an die Szene aus "Warlock" mit Julian Sands? Wer hat den Moment aus "Die Neun Pforten" im Kopf, in dem Emmanuelle Seigner plötzlich über eine Treppe hinabschwebt? Der pure Terror! Ich will nicht zu viel über das Finale von "The Fury" verraten, aber das Grauen packte mich nicht deshalb, weil eine Person gut zwanzig Sekunden lang explodierte, sondern... ...wuuaaaarrggh...

Der Mix aus Thriller, Horror und Systemkritik geht runter wie ein schmackhafter Cocktail. Angenehm unhektisch erzählt, intensiver werdend, im Finale explodierend (im wahrsten Sinne des Wortes). Sehr schön finde ich die Tatsache, dass das Ende Raum für die Phantasie des Zuschauers lässt, was für den Mut der Macher spricht. Die deutsche DVD aus dem Hause 20th Century Fox, zeigt sich in der für das Label üblichen Verfassung. Der Film liegt in ordentlicher Qualität vor, immerhin gibt es einen Trailer und eine Bildergalerie zu sehen. Die Scheibe mit dem Titel "Teufelskreis Alpha" hat neben der deutschen Synchronisation auch den englischen Originalton an Bord. Der Preis für die DVD fällt sehr moderat aus. Ganz dicke Kaufempfehlung!

Sehr gut = 8/10

Lieblingszitat:

"Ich bin ein Sicherheitsrisiko allerersten Ranges."

Re: Teufelskreis Alpha - Brian De Palma

Verfasst: Fr 30. Jul 2010, 20:15
von Nello Pazzafini
Gesterm wieder mal nach langer Zeit zu Gemüte geführt, der Film funktioniert immer wieder, tolles Kino, packend, spannend, gruselig, einfach nur zu empfehlen!!! Ich denke ich schiebe gleich mal Holocaust 2000 nach, irgendwie gehören die für mich zusammen, wahrscheinlich wegen Kirk Douglas und der übersinnlichen handlung....

Re: Teufelskreis Alpha - Brian De Palma

Verfasst: Sa 31. Jul 2010, 10:59
von Onkel Joe
Nello Pazzafini hat geschrieben:Ich denke ich schiebe gleich mal Holocaust 2000 nach, irgendwie gehören die für mich zusammen, wahrscheinlich wegen Kirk Douglas und der übersinnlichen handlung....
Der kommt aber in keinster weise an den Film von de Palma ran, der ist stellenweise so langweilig das ich Probleme gehabt habe den in einem stück zu schauen.

Re: Teufelskreis Alpha - Brian De Palma

Verfasst: Sa 31. Jul 2010, 13:02
von Nello Pazzafini
Onkel Joe hat geschrieben:
Nello Pazzafini hat geschrieben:Ich denke ich schiebe gleich mal Holocaust 2000 nach, irgendwie gehören die für mich zusammen, wahrscheinlich wegen Kirk Douglas und der übersinnlichen handlung....
Der kommt aber in keinster weise an den Film von de Palma ran, der ist stellenweise so langweilig das ich Probleme gehabt habe den in einem stück zu schauen.
echt? dann hattest du nen schlechten tag, ich find den auch sehr gut und sehr stimmig......

Re: Teufelskreis Alpha - Brian De Palma

Verfasst: Do 24. Nov 2011, 00:55
von Santini
Bild

Re: Teufelskreis Alpha - Brian De Palma

Verfasst: Do 24. Nov 2011, 01:25
von Adalmar
Aufgrund des Themas dachte ich hier an eine Art zweiten "Carrie", aber während sich letzteres Meisterwerk DePalmas unerbittlich einer Figur in ihrer Verzweiflung widmet und die Stricke ihrer feindlichen Umwelt immer enger um sie herumschnürt, handelt es sich bei "The Fury" um eine explosive Mischung aus Thriller-, Science-Fiction- und Humorelementen, die bei aller Drahtseilakrobatik für mich absolut funktioniert und immer Spaß macht. Gerade weil sie mit den Erwartungen bricht, die sie am Anfang aufbaut, nämlich dass kontinuierlich die Suche von Peter (Kirk Douglas in einer streckenweise leicht selbstparodistischen Rolle) nach seinem telekinetisch begabten Sohn, entführt von John Cassavetes als comichafter "Schwarzer Mann"-Figur, erzählt werde. Manche Rezensionen nehmen das übel, aber hier liegt für mich die Originalität des Films. Denn mit der Zeit konzentriert sich der Film zunehmend auf das Schicksal von Gillian (Amy Irving ist hier einfach zum Verlieben), die ebenfalls Medium-Qualitäten besitzt. Spätestens mit dem Aufeinandertreffen der beiden Figuren beginnt dann eine irrwitzige und überraschungsreiche Verfolgungsjagd, die deutlich anders ausgehen wird, als man es von einem Hollywood-Film erwarten zu können meint. Und wenn man meint, der Film sei zu Ende, wird als zynische Schlusspointe noch mal ein Spezialeffekt der Sonderklasse geboten. Ein abgefahrener Streifen, der sich um keine Konventionen schert. 9/10

Re: Teufelskreis Alpha - Brian De Palma

Verfasst: Mi 21. Dez 2011, 13:59
von untot
"Teufelskreis Alpha" wusste auch mich zu begeistern, solide Thrillerkost und ein wenig Horror.
Der Film steuert unaufhaltsam auf die Katastrophe zu, das ist einem als Zuschauer schon von Anfang an klar, mich freute das kompromisslose Ende sogar.

7/10