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Tomb of Terror - D. DeCoteau/L. Hassani/C.C. Joyner (2004)

Verfasst: Fr 2. Dez 2016, 14:16
von buxtebrawler
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Originalterror: Tomb of Terror

Herstellungsland: USA / 2004

Regie: David DeCoteau, Linda Hassani, C. Courtney Joyner

Darsteller: Constantin Barbulescu, Jeffrey Combs, Ashley Laurence, Daniel Markel, Billy Parish u. A.
3 Episoden: 1.Ascent from Hell Katherine, eine unterjochte Arbeiterin aus der Unterweld fristet ihr Dasein fälschlicherweise im Fegefeuer der Hölle. Nach einem unnetten Zusammentreffen mit ihrem Vater, flüchtet sie an die Erdoberfläche und nimmt menschliche Gestalt an. Sie findet Unterschlupf bei einem Krankenhausarzt und bestreitet fortan ihre Mission alles kriminelle und ungerechte auf der Welt auszulöschen. 2.Infinite Evil Ein Baby wird von Halbverwesten entwendet, einige Zeit später treffen 2 Gruppen in einer Kirche aufeinander um eine Geldübergabe abzuhandeln. Währenddessen trifft ein kryptisch daherredender Mann ein, der auf der Suche nach sich und seinem Ursprung ist. Plötzlich wandeln die verfluchten Untoten auf der Erde. 3. Eternal Damnation Ein Jugendlicher kommt auf eine heruntergekommene und etwas mysteriös anmutende Schule, die ein echt hartes Regiment fährt. Auf der Schule versammelt sich vermeintlich der grösste menschliche Abfall und schon bald geschehen seltsame Morde. Inwiefern hängen die Morde mit der seltsamen Ankunft des Jungens zusammen?
Quelle: www.ofdb.de

Re: Tomb of Terror - D. DeCoteau/L. Hassani/C.C. Joyner (2004)

Verfasst: Fr 2. Dez 2016, 14:19
von buxtebrawler
„Deine Träume sind die reinste Blasphemie!“

Oh je, eine Episoden-Horrorfilm, der aus drei Vollzeit-Spielfilmen behelfsmäßig zusammengeflickt wurde? Das kenne ich doch irgendwo her. Richtig, „Night Train to Terror“ hieß das ‘80er-Vehikel, das allem Dilettantismus zum Trotz einen nicht ungefähren Unterhaltungsfaktor aufwies. Der vorliegende „Tomb of Terror“ wiederum setzt sich aus den drei aus Charles Bands „Full Moon“-Direct-to-Video-Produktionsschmiede stammenden Filmen „ Dark Angel: The Ascent“ (1994), „Lurking Fear“ (1994) und „Talisman“ (1998) zusammen und wurde im Jahre 2004 auf ein unvorbereitetes Publikum losgelassen.

„Sie gehört in die Hölle!“ – „Wenn sie ihr da helfen können, kein Problem!“

In „Ascent from Hell“, wie die Rumpffassung von Linda Hassanis „Dark Angel: The Ascent“ jetzt heißt, bekommt der Zuschauer einen schönen Einblick in die Hölle mit ihren Bestrafungen. Höllenengel Veronica (Angela Featherstone, „Soul Survivors“) möchte gern mal an die Oberfläche, doch ihr Vater ist dagegen. Schließlich jedoch kriecht sie mit ihrem Hund durch einen Gully nach oben, was interessante Informationen über die Infrastruktur zur Hölle offenbart. Zunächst ist sie splitterfasernackt, jedoch von menschlichem Äußeren – und wird prompt von einem Auto überfahren und ins Krankenhaus eingeliefert. Dort manipuliert sie den behandelnden Arzt Max (Daniel Markel, „Die Flammen des Krieges“) und zieht bei ihm ein. Nachts begibt sie sich auf Bestrafungstour und zersplattert bildgewaltig zwei Vergewaltiger, einem von ihnen reißt sie gar die Wirbelsäule heraus. Außerdem tötet sie gewalttätige Bullen und zeigt dem korrupten Bürgermeister (Milton James, „Scream & Die“), was ihn in der Ewigkeit erwartet.

„Das ist doch Schweinescheiße, ehrlich!“

Gar so schlimm ist „Ascent from Hell“ gar nicht: Sexy und brutal, kurzweilig und augenzwinkernd, also kaum ernstzunehmen. Umso unverständlicher, dass man sich keine freche Pointe zutraute und stattdessen auf ein fast schon kitschiges Happy End setzt. Die radikale Kürzung auf Kurzfilmformat fällt hier jedenfalls noch am wenigsten ins Gewicht.

C. Courtney Joyners „Lurking Fear“ heißt hier „Infinite Evil“ und ist der Gegenentwurf zur ersten Episode: Zwei Mädels, ein Baby und ein Monster hinter einer Wand, das sich eines der Mädels schnappt. Schnitt, Häftling Martense (Blake Adams, „Killer Eye - Experiment des Grauens“) wird entlassen und begibt sich auf die Suche nach der Beute eines Toten, genauer: seines Vaters. In einer Kirche trifft er schließlich auf andere Gangster, eine Dame will eine Dynamitladung zünden, um garstigen Kreaturen den Garaus zu machen und man liefert sich Schießereien, bis sich die Kreaturen aus den Gräbern erheben. Bei diesen kommt es zum Showdown und angeblich handelt es sich um Martenses untote Vorfahren. Sie wollen das Baby, essen Leichenteile und sprechen mit düsteren Stimmen – und so gute Arbeit die Maskenabteilung bei ihnen auch geleistet hat, so sprunghaft ist der Schnitt und so wenig ergibt all das in dieser Fassung einen Sinn. Was das alles soll, bleibt nebulös, dafür gibt’s gegen Ende eine schöne Sprengung und Martense schließt mit einem Epilog aus dem Off. Ein bisschen was fürs Auge gab’s hier, mehr aber auch nicht – Recycling-Experiment misslungen, da hilft auch kein Jeffrey Combs („Re-Animator“) in der Darstellerriege.

„Europa hatte Hitler, wir haben Burke!“

Aus David DeCoteau „Talisman“ kürzte man „Eternal Damnation“ zusammen. Ein Waise wird von einer unheimlichen bleichen Gestalt mit leuchtenden Augen zerfetzt, woraufhin Elias (Billy Parish, „Warpath“) aus den USA mit mehreren Koffern ein Kircheninternat aufsucht, wo er zunächst auf den schwarzen Schwafler J.D. und schließlich auch auf die anderen Bewohner trifft. Nach einem Einstandsgespräch mit der strengen Schulleiterin (Oana Stefanescu, „Baum der Hoffnung“) werden Rückblenden in Traumform visualisiert. Als er nachts spazieren geht, beobachtet er die elitären Mitschüler beim Krafttraining. Ein paar werden von sirenenartigem Gestöhne angezogen und von der Gestalt aus dem Prolog zersplattert. Eine weitere Rückblende erinnert an die Friedhofsszene aus „Das Böse“, es kommt zu noch mehr blutspritzenden Tötungen und plötzlich taucht ein Mann auf, der sich irgendwie auskennt. Nun legt man den Fokus auf Leiterin Mrs. Greynitz und ihre Tochter Lydia, die eigentlich gar nicht ihre Tochter sei. Mrs. Greynitz jedoch macht kurzen Prozess mit diesem Schnüffler.

„Er verbrannte ihre Herzen mit seiner Hand aus Feuer!“

Letztendlich findet sich Elias gefesselt an einem Altar im Rahmen eines Rituals wieder und wehrt sich, woraufhin sich Lydia in ein Monster verwandelt. Was genau dem Zuschauer das jetzt sagen oder was geschehen sollte, weiß keine Sau, interessierte den Schnitter, der an diese Fassung grobmotorisch Hand anlegte, offenbar auch keinen Meter und so bleibt nicht mehr als ein irritierender Versuch harten, halbwegs originellen Okkult-Horrors, dem es jedoch an Atmosphäre und weniger oberflächlichen Dialogen ebenso mangelt wie einem sinnstiftenden Schnitt oder Buch.

Zugegeben, alle drei Episoden sehen recht ordentlich aus, sind gut ausgeleuchtet und geizen nicht mit Schauwerten. Aus genannten Gründen halte ich es jedoch nach wie vor für eine ganz miese Idee, auf diese Weise einen Episodenfilm zu kreieren und satte zwei Drittel von „Tomb of Terror“ sind dann auch Paradebeispiele dafür, wie man es nicht machen sollte: holperig, dramaturgisch dysfunktional, unfokussiert und pointenlos.