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The Mothman Prophecies - Tödliche Visionen - Mark Pellington

Verfasst: Mi 14. Dez 2016, 23:46
von buxtebrawler
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Originaltitel: The Mothman Prophecies

Herstellungsland: USA / 2002

Regie: Mark Pellington

Darsteller: Richard Gere, Laura Linney, Will Patton, Debra Messing, Shane Callahan, Alan Bates, Nesbitt Blaisdell, Dan Callahan, David Eigenberg, Christin Frame, Pete Handelman, Lucinda Jenney u. A.
Der Reporter John Klein (Richard Gere) hat gerade einen harten Schicksalsschlag hinnehmen müssen, als seine Frau (Debra Messing) bei einem Autounfall verletzt wird und sich bald darauf ein Tumor findet, an dem sie stirbt. Später entdeckt er in ihrem Nachlaß ein Buch mit seltsamen und beunruhigenden Zeichnungen, von dunklen, schattenhaften Wesen, die engelsähnlich sind. Außerdem hatte seine Frau vor irgendetwas Angst, was auch den Unfall verursachte. Zwei Jahre später immer noch in einer tiefen psychischen Krise wird er mit einem Auftrag betraut, findet sich aber überraschend in der Kleinstadt Point Pleasant wieder, die Hunderte von Meilen von seinem Ziel ab liegt. Dort, wo von geheimnisvollen Prophezeiungen, geflügelten Wesen und anderen seltsamen Sichtungen berichtet wird, gerät er in eine ganz neue Art von Story. Während er dort aus persönlichem Interesse recherchiert, freundet er sich mit einem weiblichen Deputy an und gräbt immer tiefer in den angeblichen und unerklärlichen Ereignissen. Vor allem der oft erwähnte Mottenmann und ein seltsamer allwissender Anrufer namens Indrid Cold geben unheimliche Rätsel auf. Erst ein Parapsychologieprofessor bringt Klein voran und der Journalist ahnt, daß eine große Katastrophe bevorsteht...
Quelle: www.ofdb.de


Re: The Mothman Prophecies - Tödliche Visionen - Mark Pellington

Verfasst: Mi 14. Dez 2016, 23:50
von buxtebrawler
US-Regisseur Mark Pellingtons („Arlington Road“) erster Film des aktuellen Jahrtausends ist der auf das Jahr 2002 datierende Mystery-Thriller „The Mothman Prophecies“, der auf einem Roman John Keels basiert und die Legende um den „Mothman“ aufgreift, der in den 1960ern in West-Virgina sein Unwesen getrieben haben soll.

Der sich als Reporter seine Brötchen verdienende John Klein (Richard Gere, „Pretty Woman“) sitzt bei seiner Frau Mary (Debra Messing, „Dem Himmel so nah“) im Auto, als sich diese im Straßenverkehr vor irgendetwas wahnsinnig erschreckt und daraufhin die Kontrolle über den Wagen verliert. Im Krankenhaus wird zudem eine heimtückische Krankheit bei ihr diagnostiziert, an der sie schließlich stirbt. In ihrem Notizbuch findet John mysteriöse Zeichnungen von mottenähnlichen Gestalten mit rotglühenden Augen – was Hinweise auf die Unfallursache und die schwer einzuordnenden, irrational wirkenden Ängste seiner Frau geben könnte. Zwei Jahre später befindet sich John in einer tiefen psychischen Krise und soll in einer anderen Stadt ein Interview führen. Irgendwo im Nirgendwo gibt jedoch sein Auto den Geist auf und verdutzt muss John nach einiger Zeit feststellen, dass er sich im weit entfernten Point Pleasant befindet. Diese Kleinstadt scheint sich unter dem Einfluss der seltsamen Mottenwesen aus den Zeichnungen seiner Frau zu befinden, was sein Interesse weckt, den Phänomenen auf die Spur zu gehen. Er freundet sich mit Polizistin Connie Mills (Laura Linney, „Die Truman-Show“) an und erhält schließlich unheimliche Anrufe eines gewissen Indrid Cold. Paranormalitätsprofessor Leek (Alan Bates, „Gosford Park“) unterstützt John beim Entwirren der Hinweise und Spuren, die auf eine große Katastrophe hindeuten…

Pellington macht die Mothman-Legende zu seiner und erzählt sie ausgesprochen ruhig. Dabei setzt er volles Pfund auf eine mystische Atmosphäre, wie sie ihm so schnell niemand nachmacht. In Kombination mit wohldosierten Gruselszenen gelingt es ihm, den Zuschauer zu umgarnen, ihn zu entschleunigen und schließlich zu vereinnahmen, ihn förmlich in den Sessel zu drücken, die bedrückende, wenig greifbare Stimmung des Films auf ihn wirken und sie ihn genießen zu lassen – und für das große Rätsel zu interessieren, dem sich John Klein ausgeliefert sieht. Ausgeliefert auch deshalb, weil er lange Zeit genauso im Dunkeln tappt wie der Zuschauer (sofern dieser mit der Legende nicht vertraut ist) und sich alsbald einer undefinierbaren Bedrohung gegenüberstehend wiederfindet, sich zunehmend ferngelenkt wähnen muss und die Welt, wie er sie einst kannte, ihm zu entrinnen scheint. Ein bisschen Stephen King’scher Erzählstil, viel „Akte X“-Kolorit und eine an aufregenden Fahrten nicht arme Kameraarbeit, die mit ihren Spielen mit der Unschärfe viel der Unwirklichkeit und der verschwimmenden weltlichen Realität des Stoffs visualisiert. Herausstechende schauspielerische Leistungen nicht nur Richard Geres und ein enervierender Noise-/Elektro-/Ambient-Soundtrack Tomandandys steuern ihr Übriges zum über lange Zeit überaus positiven Gesamteindruck bei.

Doch irgendwann beginnt der Film, dramaturgisch auf der Stelle zu treten, machen sich erste skeptische Überlegungen hinsichtlich seiner Länge bemerkbar. Zwei Stunden erweisen sich dann eben doch als zu lang, wenn beständig statt Rätsellösungen neue Mystizismen die Handlung ausdehnen. Wer oder was Indrid Cold ist, bleibt ebenso rätselhaft wie vieles andere und gerät langsam unbefriedigend, nach diversen Prophezeiungen kann man es kaum noch erwarten, dass endlich einmal tatsächlich etwas Messbares von Bedeutung passieren möge – womit man sicher nicht die anscheinend unvermeidliche Romanze zwischen John und Connie meint. Und je stärker der Film die Ohnmacht seiner Protagonisten betont, desto stärker geht ihm die Puste aus und umso mehr sieht sich der Zuschauer mit einer Erzählwut konfrontiert, die sich ziert, auf den Punkt zu kommen – doch irgendwann nicht mehr verschleiern kann, dass die Handlung hinter den an sie gestellten Erwartungen zurückbleibt. Aufmerken lässt indes noch einmal das Finale, als es sich endlich Bahn bricht und einen fast wie in „Final Destination“ inszenierten Katastrophenfall eintreten lässt, ob dessen visueller Wucht einem durchaus erneut der Atem stocken kann.

Im wahrsten Sinne des Wortes ist „The Mothman Prophecies“ ein schönes Beispiel dafür, wie etwas im Genre-Rahmen relativ Profanes, Altbekanntes, nämlich übernatürliche Erscheinungen als Vorboten unausweichlichen Unglücks, in höchstem Maße aufgebauscht werden kann, sodass der Stil über dem Inhalt thront. Insofern hege ich ein ambivalentes Verhältnis zu Pellingtons Werk, dessen zugrunde liegender Roman mir unbekannt ist. Möglicherweise ging hier die Vorlagentreue mit Pellington durch, was für die oft kritisierte künstlerische und damit eben auch inhaltliche Freiheit sprechen würde, das Kino als eigenständiges Medium zu betrachten und selbstbewusst von Vorlagen abzuweichen. Beharrt die Vorlage – wie es der Film auch erwähnt – darauf, lediglich durch Zeugen verbriefte Ereignisse unverändert wiederzugeben und wollte sich der Film ebenfalls weitestgehend daran klammern, halte ich dies nicht nur für fragwürdig in Bezug auf den Wahrheitsgehalt, sondern auch für letztlich nicht zielführend für einen Unterhaltungsfilm, der „The Mothman Prophecies“ nun einmal ist.

Re: The Mothman Prophecies - Tödliche Visionen - Mark Pellington

Verfasst: So 6. Dez 2020, 06:30
von Maulwurf
The Mothman Prophecies – Tödliche Visionen (Mark Pellington, 2002) 6/10

Der Starreporter John Klein verliert bei einem Autounfall seine Frau. An und für sich ist Klein ein rational denkender und handelnder Mensch, aber dass seine Frau vor und nach dem Unfall Visionen von einem Wesen hatte, von etwas das ein Engel gewesen sein könnte oder aber auch ein Dämon, das beschäftigt ihn doch sehr. Als er für eine Story von Washington nach Richmond fahren soll, landet er durch mysteriöse Umstände in West Virginia – 600 Meilen entfernt von seinem Ziel, anderthalb Stunden Fahrzeit, und völlig ohne jede Erinnerung. Genauso wenig wie er sich erinnert, dass er die letzten beiden Nächte an der Tür des Arbeiters Gordon Smallwood geklopft haben soll. Klein nistet sich in dem Kaff ein, beginnt eine vorsichtige Romanze mit der örtlichen Polizistin, und bekommt allmählich heraus, dass diese Visionen hier von sehr vielen Menschen wahrgenommen wurden. Und dann kommt der Tag, wo Klein mit dem Wesen hinter dieser Vision telefoniert …

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Mehr als drei Monate ist es mittlerweile her, dass ich die MOTHMAN PROPHECIES gesehen habe, und in den drei Monaten ist mir zu dem Film außer einer Inhaltsangabe rein gar nichts eingefallen. Ist der Film schlecht? Ist er nichtssagend? Ist er langweilig? Nein, nichts davon. MOTHMAN PROPHECIES ist ein ordentlich gemachter Mainstream-Horrorfilm mit Akte X-Touch, bei dem eigentlich alles passt. Settings, Schauspieler, Musik, Story … Alles da wo es hingehört, und alles auf einem, für US-amerikanische Filme üblichen, technisch hohen Niveau. Aber warum fällt mir dazu so gar nichts ein? Bilder die vorüber ziehen, eine Geschichte die ihren Weg geht, und dahinter ist einfach … Nichts.

In der Folge outet sich MOTHMAN PROPHECIES als typisches Kunstprodukt des modernen Kinos. Schöne Bilder, wenig Inhalt, etwas Grusel, der durch überstilisierte Bilder und eine entsprechend passende Musik transportiert wird, und nichts, was irgendwie hängenbleibt. Was einen an den Film gerne zurückdenken lässt. Was berührt oder beschäftigt, was anzieht oder abstößt. Das Vermeiden von Emotionen jedweder Art wird betrieben, damit bloß keine eigenen Gedanken entstehen können. Zum Beispiel was denn wäre, wen es einen Mothman tatsächlich gäbe, und was wir, wenn wir ihm begegnen würden, mit dem verbleibenden Rest unseres Lebens denn wohl anfangen würden.

MOTHMAN PROPHECIES ist perfekt durchkomponierte Unterhaltung, die für knapp 2 Stunden ablenkt, und danach innerhalb der gleichen Zeit wieder vergessen wird. Wie der Schatten einer Motte, die kurz durch das Blickfeld fliegt und sofort wieder verschwindet. Kein Grund sich Gedanken zu machen. Kein Grund sich zu beunruhigen.

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War da was?