Handlung:
In einem Mädcheninternat werden Morde begangen. Die Polizei steht vor einem ebenso großen Rätsel wie die junge Waise Lucille (Eleonora Brown), die langsam fürchten muss, dass der von ihr geliebte Lehrer Richard (Mark Damon) nicht so unschuldig ist, wie er immer tut…
Kritik:
Ich schwärme ja immer davon wie wichtig es ist, dass ein Giallo eine Identifikationsfigur aufweist, eine sympathische Person, die uns durch den Film geleitet, deren Ängste und Hoffnungen wir teilen können. Und es freut mich endlich einen Film gefunden zu haben, der mich mit solchen Figuren mehr als genug versorgt:
Eleonora Brown spielt Lucille sehr unschuldig und verletzlich, sie zeigt sich als sympathisches Mädchen, welches viel mitmachen musste und daher unseren Beschützerinstinkt weckt. Dies treibt die Spannung ins unermessliche, wenn wir ihr Leben in Gefahr sehen.
Mark Damons Richard ist eine sehr liebenswerte Figur. Sehr verspielt und einfühlsam erobert er zeitgleich Lucilles Herz und das der Zuseher; und zu guter letzt haben wir in Sally Smiths Jill eine naseweiße vorlaute Draufgängerin, die man einfach gern haben muss, sehr lebensfroh und keck, bringt sie eine humoristische Note in den Film.
Als Gegenpol zu diesen Sympathieträgern stellt Margheriti die anderen Figuren so verdächtig und undurchsichtig wie nur möglich da. Der voyeuristische Gärtner (Luciano Pigozzi, bekannt aus „Einer gegen das Imperium“ und einigen anderen Margheriti-Filmen), die tiefstimmige Aufseherin, die gestrenge Leiterin und in der letzten halben Stunde Mark Damon selbst scheinen alle den Gärtner aus „Pieces“ in Sachen verdächtiges Verhalten übertreffen zu wollen. Dies verschleiert die Identität des wahren Mörders und ist andererseits auch recht unterhaltsam mit anzusehen.
In Sachen Spannungsaufbau hat Margheriti Großartiges geleistet: Er arbeitet, sich offenbar Mario Bava (welcher übrigens am Drehbuch beteiligt war) zum Vorbild nehmend, sehr viel mit Licht und Perspektive um das Internat in einen unheimlichen Ort zu verwandeln. Point-Of-View-Kamerafahrten und schwindelerregende Einstellungen steigern das beklemmende Gefühl ungemein und sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt.
Gore und nackte Haut halten sich (trotz des reißerischen Originaltitels) eher zurück, was aber nicht weiter auffällt, da die Regie es vermag, aus den unextremsten Bildern, mit Hilfe einiger Stilmittel, das möglichste an Spannung und Horror herauszuholen. Auch wenn die Handlung nicht immer nachvollziehbar ist, verzeihen wir das gerne, da wir ja so ein tolles Ergebnis bekamen.
Der Schluss ist ordentlich kitschig ausgefallen,
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neben der Romanze zwischen Damon und Brown bekommen wir einige in rosa Watte getauchte Szenen mit der süßen Sally Smith, welche sich in den alten Herrn Inspektor verkuckt hat, bevor sie von ihrem Vater dem Agenten abgeholt wird…
Aber, so feindlich ich Kitsch in der Regel gesinnt bin, wir haben diese Charaktere so lieb gewonnen, wir mussten so lange fürchten, dass sie den Film nicht überstehen, dass wir ihnen nun ohne weiteres die paar Minuten voller Sonnenschein, Lollipops und Regenbogen gönnen.
Fazit: Der Film bezeiht seine enorme Spannung einerseits aus der tief atmosphärischen Regie und den sympathischen Charakteren, mit denen wir mitfiebern können. 9/10