Female Trouble - John Waters (1974)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Female Trouble - John Waters (1974)

Beitrag von jogiwan »

Female Trouble - John Waters

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Herstellungsland: USA / 1974

Regie: John Waters

Darsteller: Divine, Bob Adams, Sally Albaugh, Seymour Avigdor

Inhalt: Die übergewichtige Dawn Davenport ist eine Schülerin an einer High-School in Baltimore. Doch anstatt für Geschichte und Geographie interessieren sich Dawn und ihre beiden besten Freundinnen Concetta und Chicklette lieber für Mode und Kosmetik. In der Freizeit geht sie auf den Strich um ihr Taschengeld ein wenig aufzubessern und die Schule würde sie ohnehin am liebsten abfackeln. Als sich Dawn von ihren Eltern zu Weihnachten ein paar hochhakige Schuhe wünscht und anstelle dessen flache Treter geschenkt bekommt, läuft sie Amok, schmeißt Mutter mitsamt Weihnachtsbaum durch die Gegend, beschimpft den Vater, reißt von zuhause aus und lässt sich auf ihrer Flucht vom erstbesten Typen schwängern. Neun Monate später bringt Dawn in einer miesen Absteige ihre Tochter Taffy auf die Welt. Die folgenden Jahre versucht Dawn mehr oder weniger erfolglos als Kellnerin und Tänzerin ihr Geld zu verdienen. Taffy ist mittlerweile herangewachsen, ist jedoch geistig zurückgeblieben und entpuppt sich als wahre Nervensäge. Doch Dawn fühlt sich zu Höherem berufen und als sie eines Tages von einem exklusiven Schönheitsstudio erfährt, ist ihre große Stunde gekommen...
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jogiwan
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Re: Female Trouble - John Waters

Beitrag von jogiwan »

“Female Trouble” ist eine bitterböse und bissige Komödie über Schönheitswahn und neuerlich ein Schlag ins Gesicht von prüden Mitmenschen und ihren veralteten Moralvorstellungen, der auch noch 30 Jahre nach seinem Erscheinen den Zuschauer erheitern vermag. Ein absolut grandioser Divine, ein halbwegs durchdachtes Drehbuch, ultraskurrile Charaktere am laufenden Band und legendäre Zitate machen aus dem Film ein trashiges Kunstwerk, das “Pink Flamingo” um nichts nachsteht. Filmhistorisch gesehen vielleicht nicht so wichtig wie sein Vorgänger, vom Unterhaltungswert gesehen toppt “Female Troubles” jedoch meiner bescheidenen Meinung jeden anderen John Waters Film um Längen und daher gibt es an dieser Stelle auf mit 10 von 10 Mülltonnen neuerlich die Höchstwertung für dieses kontroverse Teil. Und nie vergessen: nice girls don´t wear cha-cha-heels!
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Arkadin
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Re: Female Trouble - John Waters

Beitrag von Arkadin »

Gefiel mir auch etwas besser als "Pink Flamingos". Die Ekelhaftigkeiten werden etwas zurück gefahren, die Provokation bleibt. Dazu werden die satirischen Mittel mehr eingebracht und zumindest versucht, so etwas wie eine Geschichte zu erzählen. Wie alle frühen Waters-Filme ist auch dieser eine extreme Geschmackssache. Sollte man zwar auf jeden Fall einmal gesehen haben, um seinen filmischen Horizont zu erweitern. Aber ob man sich diese kruden Machwerke dann noch ein zweites Mal geben muss, kann dann jeder für sich selber entscheiden. Mir sind diese frühen Waters-Filme in der Tat zu hässlich und ekelerregend, als dass ich mich daran wirklich erfreuen könnte. Ich verstehe aber auch alle, die das genial finden. Mit Schlingensief habe ich ja auch ähnliche Probleme.
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jogiwan
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Re: Female Trouble - John Waters

Beitrag von jogiwan »

Ich weiß ja nicht, ob John Waters damals schon visionär die aktuelle Medienlandschaft mit ihren Trash-Sternchen im Sinn hatte, als er im Jahr 1974 die spektakuläre „Karriere“ der Dawn Davenport in „Female Trouble“ verfilmte. Auch Dawn hat zwar keine Ausbildung und noch weniger Talent, dafür aber umso weniger Hemmungen und moralische Grenzen um berühmt zu werden und in die Geschichte Amerikas einzugehen. In mehreren Episoden aus den Jugendtagen, den Ehejahren bis hin zur fatalen Begegnung mit einem ambitionierten Pärchen, dass Kunst und Schönheit auf ein nächstes Level stellen möchte, zeigt „Female Troube“ auf stets völlig jenseitige und haarsträubende Weise eine Erfolgsgeschichte der etwas anderen Art, die geradewegs am elektrischen Stuhl endet. Dabei mag der Nachfolger von „Pink Flamingos“ nicht mehr ganz so abgeschmackt und hat auch weniger episodenhafte Ereignisse, aber zartbesaiteten Gemütern wird das Geschehen hier wohl ebenfalls zu viel des Guten sein. Da werden im Ehebett die Kombizange ausgepackt, Gesichter mit Säure verätzt, Kinder mit der Autoantenne erzogen und unliebsame Feinde kurzerhand zur Unterhaltung in den Vogelkäfig gesteckt. Aber alles stets auf so unterhaltsame und überdrehte Weise und dem Hinterteil in Richtung Publikum, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Dass ein Label wie Criterion aber so etwas wie „Female Troubles“ dann noch wunderbar restauriert als Special Edition herausbringt, hätte sich wohl auch der Regisseur am Anfang seiner Karriere aber nicht träumen lassen. Super!
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jogiwan
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Re: Female Trouble - John Waters

Beitrag von jogiwan »

jogiwan hat geschrieben: Mo 3. Sep 2018, 07:10 Ich weiß ja nicht, ob John Waters damals schon visionär die aktuelle Medienlandschaft mit ihren Trash-Sternchen im Sinn hatte, als er im Jahr 1974 die spektakuläre „Karriere“ der Dawn Davenport in „Female Trouble“ verfilmte. Auch Dawn hat zwar keine Ausbildung und noch weniger Talent, dafür aber umso weniger Hemmungen und moralische Grenzen um berühmt zu werden und in die Geschichte Amerikas einzugehen. In mehreren Episoden aus den Jugendtagen, den Ehejahren bis hin zur fatalen Begegnung mit einem ambitionierten Pärchen, dass Kunst und Schönheit auf ein nächstes Level stellen möchte, zeigt „Female Troube“ auf stets völlig jenseitige und haarsträubende Weise eine Erfolgsgeschichte der etwas anderen Art, die geradewegs am elektrischen Stuhl endet. Dabei mag der Nachfolger von „Pink Flamingos“ nicht mehr ganz so abgeschmackt und hat auch weniger episodenhafte Ereignisse, aber zartbesaiteten Gemütern wird das Geschehen hier wohl ebenfalls zu viel des Guten sein. Da werden im Ehebett die Kombizange ausgepackt, Gesichter mit Säure verätzt, Kinder mit der Autoantenne erzogen und unliebsame Feinde kurzerhand zur Unterhaltung in den Vogelkäfig gesteckt. Aber alles stets auf so unterhaltsame und überdrehte Weise und dem Hinterteil in Richtung Publikum, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Dass ein Label wie Criterion aber so etwas wie „Female Troubles“ dann noch wunderbar restauriert als Special Edition herausbringt, hätte sich wohl auch der Regisseur am Anfang seiner Karriere aber nicht träumen lassen. Super!
"Female Troubles" ist und bleibt mein Lieblings-Waters voller ikonischer Momente und erinnerungswürdigen Dialogen wie "Nice girls don't wear cha cha heels!" oder auch "The world of the heterosexual is a sick and boring life" und als Persiflage auf Schönheitswahn und Jugendkult auch sonst kaum etwas auslässt. So muss Underground sein und ein Frontalangriff auf moralische Befindlichkeiten. Dass "Female Trouble" auch noch ungemein unterhaltsam ist, soll aber auch nicht verschwiegen werden. Grell, laut und mit Glitter - Liquid Eyeliner forever!
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